»er Bertrel« der Demokraten, Dr. Ztönneburg, steht w dem heutigen Vorgehen der beiden Rechtsparteien nichts anderes als dos Bestreben, an die Stelle der bestehenden vierjährigen Grundschule wieder eine Standesschule zu setzen im Interesse all jener Eltern, deren Kinder früher die Vorschule besuchten, und stellt fest, wie schwierig die Begabtenauslese bei Zehniöhrigen sei, bei Neunjährigen sei sie fast unmöglich. Rönneburg erinnert Dr. Runkel daran, daß sein Parteifreund Dr. B o e l i tz, Kultusminister von Preußen, sich gegen jede Verkürzung der Grund- schule als„verschleierte Vorschule' ausgesprochen habe. Die Vertreter der Sozialdemokratie, Schreck, Löwen st ein, Pfülf, deckten die wahren Absichten dieser„Freunde der Volks- schüler' auf. Sie wiesen nach, daß die Motive für die Anträge aus Differenzierung der Grundschule teils in jener Elternschaft ihren Ursprung haben, die grundsätzlich Gegner eines demo- kratifchen Schulsystems sind und es als eine ungeheuerliche Zumutung empfinden, daß ihre Kinder mit Arbeiterkindern zusam- inen auf einer Bank sitzen. Hinzu kommt der Ehrgeiz vieler Eltern, die durch Nachhilfestunden und fortwährendes Antreiben ihre Kinder zu Leistungen anreizen, denen sie weder körperlich noch geistig ge- wachsen sind, ganz im Gegensatz zu dem Kinde selbst, das Ruhe braucht zu einer gesunden Entwicklung. Genosse Löwen st ein zeigt den Deutschnationalen und der Deutschen Volkspartei , wohin es führt, wenn die bestehenden Schul- gesetze geändert werden sollen, bevor Erfahningen über ihre Aus- Wirkung gesammelt sind, und er fragt Dr. Runkel, was dieser zu dem Antrage seiner Parteifreunde im Thüringer Landtag sage, die den Schulanfang schon aus das fünfte Jahr festsetzen wollen. Dr. Runkel ruft empört da» zwischen, er sei für das siebente Iahrl Löwenstein wandte sich auch gegen den Antrag des Zentrums, meil in ihm keinerlei Sicherungen vorhanden sind gegen Torheit der Eltern, Drillsystem, und der außerdem die Frage offen lasse, wem denn nun die Entscheidung, ob ein Kind hoch- ''egabt sei, anvertraut werden soll. Auch Genosse Schreck verwies -sführlich auf die sozialen Schäden und lehnte die Durch- brechung der vierjährigen Grundschulpflicht grundsätzlich ab. Staatssekretär Schulz gibt zu dem Antrage des Zentrum« Me Erklärung ob, daß bei seiner Annahme finanzielle Rückwirkun- ?n zu erwarten seien, und daß die Reichsregierung sich deshalb nächst mit den Unterrichtsverwaltungcn der Länder in Verbindung tzen werde. Der Vorsitzende des Ausschusses. Mumm kDnat.). bemühte sich, die Abstimmung über den Antrag der Rechtsparteien zu er- -wingen, weil die Herren durchaus schon zu Ostern die vierjährige Grundschule durchbrochen sehen wollten. Dieses Vorhaben mißlang! Alle übrigen Parteien hielten die Frage für noch nicht genügend geklärt und waren der Meinung, daß man den Lehrgang der höhe- ren Schulen mit in die Diskussion über die Grundschule hinein- beziehen müsse. Der Deutsche Lehrerverein und viele anderen Organi- lationen haben Eingaben an den Reichstag gerichtet, in denen sie sich gegen die Aufhebung der vierjährigen Grundschule aus- sprechen. Gestützt auf diese Erfahrungen wird die Sozialdemokratie olles tun, was in ihrer Macht steht, die vierjährige Grund- schule zu erhalten.
Marx vor öem Lanötag. Vertrauensantrag der Regierungsparteien. Zentrum. Demokraten und Sozialdemokralen haben Im Land- tag folgenden Antrag eingebracht:„Der Landtag billigt die Regierungserklärung und spricht dem Staalsmiulsterium da, Der- trauen au».'
»HeraÜezu naiv�. Tie„Kölnische Volkszeit ung" über die Denkschrift. Köln , lg. Februar. sEigener Drahtbericht.) Di« Regierung?- denlschrift über die Ruhrgeldentschädigung wird in der westdeutschen Zentrumspresse scharf kritisiert. Die„Kölnische Doltszei» i u ng' bezeichnet die Denkschrift al» durchaus unbefriedigend und äußerst oberflächlich. Die angeblichen Opfer, welche die Richrindustriellen im Ruhr kämpf gebracht hätten, feien in Wirtlich. lest nichts anderes als gutbezahlte Leistungen gewesen. Di« Oberflächlichkeit der Beweisführung der Denkschrift sei durch Verlegenheit begründet. Einzeln« Ausführungen in der Denkschrift nennt die„Köln . Volksztg.' geradezu nalv. I« mehr man auf den Inhalt der Denkschrift eingehe, um so mehr Fragen tauchten auf, die ungeklärt blieben. Auch entholte die Denkschrift Wider- spräche, die man von dem zuständigen Ressortminister als weit. blickenden Finanzpolitiker nicht hätte erwarten dürfen. Da» Blatt tadelt defonder». daß vor ollem die große Frage offen bleibe, welch« Berechnung den Entschädigungszahlungen zugrunde gelegt worden fei. Wörtlich fährt das Blatt dann fort:.Lln einer Stell« ist davon die Rede, daß die Reichsregierung di« Lage des Ruhrberg- baues eingehend geprüft und auf Grund des Ergebnisses die durch- greifende Stützungsaktion beschlossen Hab«. Dies« allgemein ge° bastene Wendung kann natürlich in Anbettacht der ungeheuren Summ« durchaus nicht befriedigen. Entweder ist zu sor- dern, daß genauer« Einzelheiten über die angestellten Ermitllungen uni) ihr Ergebnis veröffentlicht oder, fowest die» als untunlich er- scheint, einem Gremium wirklicher Sachverständiger vorgelegt werde, wobei insbesondere noch genauer zu untersuchen fein wird, ob� alle die Vorgänge bei der Schadenermittlung ge- bührende Berücksichtigung gefunden hoben, au» denen di« Schwer» industrie des Ruhrgebiets während des Ruhrkampfe» und in der Folgezeit Nutzen gezogen hat.'
,£jn wahrer Hohn". Tos Ausland zum Ruhrskandal. Genf , 19. Februar.(Eigener Drahtbericht.) Unter der lleberschrist ..Korruption der Patrioten' beschäftigt sich die -Basier Nationalzeitung' mst dem Ruhrskandal, der in der Schweiz einen überaus peinlichen Eindruck hervorgerufen hat. Das Blatt schreibt:„Die Ruhrentschädigung ist ein Frevel an der Doltsgesamtheit. Unenneßliche Geschenke wurden jenen Ueberpatriotcn als wohlhonorierte Kompfprämien ausgehändigt. Kriegsgewinne. Jnflationsgewinne, Resistenzgewinne, großzügige Ab» stndungen. Stresemann sorgt für die Seinen. Wie lächerlich wirkt daneben das Korruptionsgeschrei über die paar Schacher, die von Barmai und anderen Schiebern kleine Gefälligkeiten erhielten. Man leuchte lieber in das Ruhiduntel und die Milliardenbefitze von Stinne, hinein. Alles Geschrei der mit Korruptionsgeld der Patrioten gekausten Zeitungen wird die politische Verantwortung der Reich,rtg��ng für diese Schiebungen nicht verschleiern. Tatsächlich hat Stresemann in seiner zugleich präpotenten uttd intri» gierenden Art die ganze Sache geordnet. Wenn jetzt vom Reichstag Indemnität geiordert wird, ist es«in wahrer Hohn. Die Drofilenw der»esisteu, haben längst ihr««ld erhallen, haben die Reichsgeschenke, mit denen Cuno und Stresemann sie überhäuften, dazu verwendet, um nach Finanzierung der„vaterländischen" und nach Presseoerttustong die volle politische Herrschast sich zu sichern. Au» der No« der breiten Massen und dem Bankerott der Reichen wuch» der g-walttgst« Dumping, de» die weil se gesehen.'
Ungarische Möröer. Fünf Jahre«ach dem Somogyi-Baeso-Mord. Aus der ungarischen Sozialdemokratie wird uns geschrieben: Am 18. Februar d.I. war die fünfte Jahreswende jene» grauen» hasten Mordes, dem Veto Somogyi, Redakteur des ungarischen sozialdemokratischen Zentralorgans„Nepszava ' und Bela B a c s ü, der junge Proletarierdichter, zum Opfer fielen. Mitglieder der von Nikolaus H o r t h y organisierten Offizier-Detachsment» hatten beide verschleppt, ausgeplündert und grausam er» mordet. Die Verschleppung dieser Märtyrer der Sozialdemokratie konnte in einer belobten Straße gegen 9 Uhr abends geschehen, denn es war gang und gebe, daß Offiziere auf den Straßen Bürger festnahmen und verschleppten. Wer wollte die schwer bewaffneten Banditen hindern? So packten sechs Offiziersfchurten die neben» einander gehenden Journalisten, warfen sie ins Auto und fort ging's auf den Todesweg. Schutzleute, Finanzwachen wollten das Auto öfter aushalten, die Offiziere legitimierten sich aber immer als militärische Untersuchung». oryane des Oberbefehls, die Polizisten und Fmanzwachen ließen die Mörder mit ihren Opfern salutierend weiter. Die Redaktton des„Nepszava ' meldete das Verschwinden chre» Rodakteurs und dessen Assistenten anderen Tags der Polizei, die Zensur ließ jedoch die Nachricht in den Blättern nicht erscheinen. Am dritten Tage fand man an der Grenze eine» steinen Dorfe» an der Donau eine Leiche. Das Auftauchen solcher Leichen war zu jener Zeit in den Dörfern der Budapester Umgebung eine alltägliche Sache. Die Mitarbeiter der„Nepszava ' hatten im geheimen Nachforschungen auf eigene Faust unternommen und erkannten in der Leiche ihren Führer Bela Somogyi . Seine Hände waren zusammengebunden und gebrochen, am Kopf sechs tief« Wun- den, das Unke Auge ausgestochen, am Hals Würgespuren, die Nase eingeschlagen, die Beine festgeschnallt. So log er am User der Donau . Brieftasche, goldene Taschenuhr usw. sehUen. Die Zensur ließ keine Nachricht erscheinen, au» welcher man auf die Person der Täter schließen konnte. Zwei Tage später gelang es, die Leiche des jungoecheirateten Bela B acfö aufzufinden: den Kopf durch Schüsse zertrümmert, di« Glieder zerbrochen, den ganzen Körper voll tiefer Wunden— fo hatten ihn die Mörder ins Wasser geschleudert. Eine Menge von Zeugen meldete fich, die das große graue Militärauto A III 36 öfter an der Arbeiterdruckerei hatten lauern gesehen; nach der Nummer war es«in Auto der Oftenburg-Gruppe des Oberbefehls und die Polizei übergab die Untersuchung den Militärbehörden... Die gesamte Zivilbevölkerung der Hauptstadt nahm an der 5k- stattung der Ermordeten Teil. Dem Trauerweg entlang standen Offizier-Detachements mit Mafchmengewehrsn, und es war für die Arbeiterführer schwer, bei den unausgesetzten Provokattonen der Ossiziere die Massen im Zaum zu halten. Beileidstelegramme aus aller Welt wurden verftümmeit und verspätet von der Zensur zugestellt. Der Ministerpräsident weinte im Parlament Krokodiltränen über die Schandtat, verurteilte ste auch im Namen des Oberbefehlshabers in schärfsten Worten und ver» sicherte, daß„die Mörder ihrer gebührender Straf« nicht evt» gehen werden'. Seitdem sind fünf Jahre verflossen, ohne irgendein offi- zielles Ergebnis. Die militärische Untersuchung begnügte sich mit falschen Alibiausweisen, erklärte, daß man kein positives Resultat erzielen könne, und di« Akten liegen heute noch unerledigt. „R-pfzaoa' berichtet jetzt anläßlich der fünften Jahreswende, daß zwei der Mörder mzwifchea gestorben sind, ein« ver» rückt geworden ist, ein anderer sich erschossen hat. Dagegen laufen noch heute frei herum und erfreuen sich eines neuerworbenen Vermögens der Oberleutnant Desider Bibö. die Leutnats Ladislaus Megay und Emil Kovarcz, denn wollte man sie festnehmen, so würden sie sich auf den Anstifter berufen, und dieser hält heute eine riesig« Macht in den Händen. Laut.Nepszava' wurde die Ermordung Bela Somogyis im festlich geschmückten Speisesaal des Hotels Gellert am 14. Februar beschlossen, wo man darüber sprach, was für„infame' Artikel Bela Somogyi der Zensur vorlege. Die Offiziere besprachen eifrig, was man mit Somogyi ansängen soll, als der präsidierende Harth y erklärte:„Zu- greifen und nicht reden muß man'. Die jungen Offiziere leerten ihr« Gläser, bekamen vom Kriegs- Ministerium ein Auto, und nach zwei Togen war der Doppelmord vollbracht. Am Tag der Bestattung fand im Speisesaal de»„Hotel Patoce' ein große» Diner statt, wo die Mörder gefeiert wurden. Etwa sechs Monat« nach diesem Mord wurde der damalige Minister des Innern, Edmund B e n i tz k y, im Parlament be» schuldigt, daß er den Mord von Somogyi und Bacsö verheimlichen wolle. Darauf erklärte Benitzky, daß die Polizei di« Täter er» forscht, die Sachloge völlig aufgedeckt hat und di« Akten der Militärbehörde übergab. Er als Minister fei daher nicht dafür oerantworllich, daß die Militärbehörde die Sache totschwieg. In» folge hefttger Vorwürfe unserer Genossen hat die Polizei jetzt endlich, nach drei Iahren, den gewesenen Minister Edmund Be- n i tz t y aufgefordert, feine Informationen über di« Personen der Mörder und die Einzelheiten der ganzen Sache mitzuteilen. Der gewesene Minister erklärte, er sei gern dazu bereit, wenn man ihn von der Amtsverschwiegenheit entbindet. Ein Jahr ist bereits verflossen, daß dies« Aufforderung ge- schah, aber die Regierung des Grafen Stephan Bethlen hat De» nitzkq von der Amtsverschwiegenheit nach immer nicht enthoben. Die Raubmörder lausen auch weiter frei und ungestrast herum. Mörderstrafe:»0 Tage Zimmerarrest: Budapest . 19. Februar.(Eigener Drahtbericht.) Die sozialdemo- irattsch«.Nepszava' veröffentlicht«inen Erlaß, den der Auditor des Budapester Militärkommandos am 5. Juni 1920 herausgegeben Hot und auf Grund dessen die beiden Mörder der Genossen Somogyi und B a c s o, die Oberleutnants K o w a r c z und Megay, seiner- zeit zu je 30 Tagen Zimmerarreft verurteilt wurden. Das war die ganze Straf«, mit der die beiden Offiziere ihre Mordtot büßten._
der Kampf um üen Mieterschutz. Wien . 19. Februar.(Eigener Drahtbericht.) Der Sovberaus» schuß des Nationalrat, zur Beratung des von den Ehnsüchsozialen beantragten Mietgesetzes sollte sich am Donnerstagnachmittag um 3 Uhr konstituieren. Gleich zu Begimi der Sitzung ergriff jedoch Ge- nosie Austerli tz das Wort zur Geschäftsordnung und sprach bis abends 6H Uhr, woraus die Sitzung nach einer kurzen Erklärung der Ehrsstlichsozialen auf unbestimmte Zeit vertagt wurde. ahn« daß«» überhaupt zur Konstituierung des Ausschusses gekommen war. Der Anschlag gegen den Mieterschutz ist damit wieder auf - längere Zeit vereitelt._ Oer Kominternbaum welkt. Abg. Bubnik teilte dem Präsi- dentcn de« tschechoslowakischen Abgeordnetenhauses mit, daß er au» der kommunifttschen Partei austrete und unabhängiger Kommunist außerhalb der Kraktion bleib«.
500 Seiten Kontrollbericht! Pari», 19. Februar. (WTB.) H a v a s meldet, daß der Be» richt der Interalliierten Militärkontrollkommifsion einschließlich seiner zwölf Anlagen mehr als dreihundert Seiten umfasse. Er fei in Truck gegeben worden. Jeder in der Botichaflerkonferenz vertretenen Macht feien bereits zwei Exemplare zugestellt worden. Die Botschafterkonferenz wird den Bericht erörtern, jedoch nicht vor ihrer nächsten auf Sonnabend, den 21. Februar, anberoumien Sitzung. Bon einer inleralliierten Konferenz in London sei im Augenblick nicht die Rede. Die Veröffentlichung des Bericht« werde, wenn sie beschlossen werde, wahrscheinlich erst nach der Eni- scherdung der Alliierten erfolgen.
Englanü und die Räumungsfrage. Nichts GeWistes sagt man nicht. London , 19. Februar.(WTB. Un terhaus.) Abgeordneter Lees Smith(Arb.) fragte den Ministerpräsidenten, ob die Räwnung der Kölner Zone sofort nach Erfüllung der Be- dingungen betreffend die Entwaffnung durch die deutsche Regierung stattfinden werde. Chamberlain antwortete: Die Log« ist durch den von der Presse veröffentlichten Notenwechsel zwischen den alliierten Regierungen und Deutschland vollständig aufgeklärt worden. Die alliierte Note vom 25. Januar schließt mit der Be- merkung, daß es Deutschlands Sache fei, feine vertragsmäßigen Zier- pflichttmgen zu erfüllen und so die alliierten Regierungen in die Loge zu setzen, die Vergünstigungen(l) des Artikels 429 in der Zeitdauer der Besetzung zu gewähren. Die Punkte, die die Alliierten zu beobachten hatten, sind aufs genaueste wahr» genommen worden. Lees Smith fragte sodann: Wird angesichts der Tatsache, daß eine Erörteturna stattgefunden hat darüber, was diese„Punkte* b e d e u t e n, der Ministerpräsident bekanntgeben, ob sie nach ssiner Ansicht bedeuten, daß dt« Fünfjahrfrist be» gönnen Hab« und daß, wenn die Entwaffnungsbeftimmungen durch Deutschland erfüllt sind, geräumt wird? Chamberlain er- widerte: Ich denk«, es liegen augenscheinlich Nachteile und vielleicht Gefahren darin, wenn ich zu einer Alliiertennote einen Kommentor gebe. Ich hob« den Wortlaut der Note gelesen, der mir klar zu sein scheint. Wgeordneter Wedgwood Venn(lib.) fragte. ob die Absicht der Alliierten sei, der deutschen Regierung genau mit» zuteilen in welchen Punkten sie noch in Verzug sei. Chamberlain antwortete: Vielleicht würde, ehe er ein« weitere Erklärung abgebe, Benn ihm gestatten, erst einen Gedankenaustausch mit den Alliierten nach Erhalt der Information, die ihnen binnen kurzem zugehen würde, zu pflegen. Abg. Oberst Wedgwood(Arb.) fragte, ob die deutsche Regierung ouf sofortige Räumung der Kölner Zone rechnen könnte, wenn sie sich dem britischen Standpunkt zur Entwaffnung anschlösse, oder ob die britische Regierung meinen würde, daß die Dersailler Bestimmungen ein weiteres Hinausschieben der Räumung rechtfertigten. Chamberlain antwortete: Nicht die britische Regierung allein, sondern die alliierten Regierungen haben dar- über zu entscheiden._
heftige Auseinandersetzungen in Genf . Wegen der Kontrolle der privaten Rüstungsindustrie. Senf. 19. Februar.(Eigener Drahtbericht.) Die vom Völler- bundsrat eingesetzte Koordinationskommission, die die KoFi troll- Möglichkeiten des privaten Waffenhandel» prüfon sollte, ist nach dreitägigen Verhandlungen am Mittwoch abend mit rtrietn vollen Mißerfolg zu End« gegongen. Die englischen Regierungsvertreter forderten von Anfang an Vertagung mit der Begründung, daß die Vereinigten Staaten nicht vertreten fei« und der Widerstand interessierter Möchte den Abschluß eines infcrnatio» nol« Abkommens unmöglich mache. Schließlich kam«s zu einem Kompromißbeschluß, nämlich derEinsetzungeinerStudien- t o m m i s f i o n, was einer Vertagung ouf unbestimmt« Zeit gleich- kommt. Außerdem haben die technischen Berater kein Stimmrecht. sondern dürfen nur Dorfchlög« machen. Die Arbeckervertreter Iouhaux und Oudegeest haben gegen dies« willkürliche Ent- scheidung beim Dölkerbundsrat P r o te st eingelegt. Da die Einberufung der internatt analen Abrüstungskonferenz des Völkerbunds, die für Juni 1925 in Genf vorgesehen war, von d«r Ratifizierung des Genfer Protokoll» abhängt, ist mit ihrer Einbe- rufung für absehbare Zeit nicht zu rechnen.
die deutsch - franzöftschen Verhandlungen. Neue Instruktionen auS Berlin . Part». 19. Februar.(Eigener Drohtbericht.) Die van der deutschen Hanvelsoertrogsdelegation nach Empfang der letzten fron» zöstfchen Note in Berlin erbetenen Instruktionen sind am Mittwoch abend in Ports eingetroffen. Staatssekretär Trend«- l e n b u r g hatte daraufhin am Donnerstag vormittag eine neue Unterredung mit dem französiischen Handelsminister, di« am Roch- mittag fortgesetzt wurde. Ueber ihren Inhalt ist weder von deutscher noch von französischer Seite irgendeine Mitteilung gemacht worden. Wir glauben jedoch zu wisien, daß die deutsche Antwort auf die letzten französischen Dorschläge ablehnend ist und in den Gegenvorschlag mündet, die Verhandlungen bi» zur Klärung der Lage, d. h. bis zur Durchführung der von Frankreich in Aussicht genommenen Revision seines Zolltarife» zu vertagen. Von deutscher Seite will man dafür den Ausdruck„freund- schaftliche Unterbrechung der Verhandlungen' wählen. Das soll bedeuten, daß beide Länder während der Pause, die wenigstens einige Wochen dauern wird, auf die An» wendung von Kampfmaßnahmen verzichten. Die gesamte deutsche Delegation wird wahrscheinlich bereit» am Freitag nach Berlin zurückkehren._
Schadenersatz für Lufttania-<ppfer. Washington . 19. Februar.(WTB.-Funkspruch.) Der Obmann bor deutsch -amerikanischen Kommission gab als Entscheid dieser Kam- inission bekannt, Deutschland sei verpflichtet, die Schäden zu ersetzen, die in Amerika lebende Angehörige englischer Fahrgäste. die mit der„Lusitania ' ertranken, erlitten haben. Die Kommissiau gibt weiter bekannt, daß die verschiedenen schiedsrichterlich ansr- kannten Forderungen aineritanischer Bürger 704 000 Dollar ausmachen.
Die Anii-Opiumkoaserenz de» Völkerbünde», auf der auch feine NichtMitglieder, darunter Teutschland vertreten waren, ist nach monatelanger Tauer geschlossen. Positive» bat sie nit« er» reicht. Nordamerika und China sind längst grollend abgezogen. AuS der Schlußrede de» Vorsitzenden Z a h l e- Dänemarl erfahrt man, daß— mehr als 2 Millionen Bogen Papier zu Dokument«» verbraucht worden find... Die Saufleule Staub und«abblnowittch. die am 1. Januar in Untersuchungshaft genommen wurden, sind auS der Haft entlassen worden. Staub und Rabbinowitilb wird, wie eine Loial» korrefvondenz meldet, Kredilbetrug bzw. Mithilfe am Kreditbetrug gegenüber der Staatsbank und Betrug an Juliu» Barmat zur Last gelegt.