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poeges Widersprüche. Fortsetzung der Vernehmung im Leipziger Tscheka -Prozetz.

In der Vernehmung von P o e g e über die wir im Abend- blatt berichteten hielt der Vorsitzende dem Angeklagten P o e g e die Niederträchtigkeit vor, daß er a u s H o ß falsche Aussagen gegen Neumann gemacht habe. Angekl.(sehr Fregt): Ich habe diese Beschuldigungen aus Em- pörung über diesen Menschen gemacht, der mich aus Ehrgeiz zu solchen Sachen gebracht hat. Man hat mich zum Verbrecher gemacht. Veumoan(erregt): Unerhört. Seitens der Verteidiger wurde hierauf vom Vorsitzenden oer- langt, daß er dieses Verhalten Neumanns rüg«, was Dr. Niedner auch tat, sich gleichzeitig eine Kritik der Verteidigung verbat. Es kommt im Anschluß hieran zu einer erregten Szene zwischen dem Vorsitzenden und der.Verteidigung. Nachdem sich die allgemeine Aufregung gelegt hatte, wurde in der Vernehmung de» Angeklag- ten Poege fortgefahren. Auf den Vorhalt de« Vorsitzenden, daß er in der Loruntersuchung bekundet Hobe, Margies hätte sein De- dauern ausgedrückt, daß bei der Erschießung des Rausch die®«» schösse nicht abgefeilt worden seien, erklärt poege: Do» war nicht richtig. Er nehme diese Beschuldigung zurück, die er nur gemacht habe, weil Margies von der Polizei als Schwer- Verbrecher hingestellt worden sei. Vors.- Sie haben weiter oesagt, N e u m a n n hätte Ihnen später erklärt, als sich später herausstellte, daß Rausch nicht wt war: JD u. da» Aas ist noch nicht kaputt". poege: Nein, das hat er nicht gesagt. Vors.: Dann soll Neumann auch beim Abfeuern gerufen haben: .So.DuAas.das ist für Potsdo m". poege: Nein, er hat gar nichts gesagt. Dazu war er viel zu erregt. Diese Behauptung ist nur von der Polizei fabri» ziert worden. Auf weiteren Lorhall des Vorsitzenden erklärt Poege, er habe seine Bekundungen nicht gemacht, um die Partei zu belasten, sondern well man ihm die bei Margies gefundenen abgefeilten(Beschösse vor­gelegt habe. Nachdem ich selbst«ingestehen muß, daß ich ein Lump war und weil ich wenigstens als ehrlicher Mensch in» Zuchthaus gehen will, widerrufe Ich meine Angaben, die ich gegnr meinen Mitangeklagten gemacht habe. Auf Befragen des R.-2l. Dr. Wolf erklärt Poege zum Fall Eeeckt, daß er keineswegs den Eindruck gehabt habe, als ob nun Neumann seine Leute Hab« ins Feuer schicken wollen. Längere Erörterungen entspannen sich über die Frage, wie weit Margies an dem Mordplan gegen Rausch beteiligt war. Vors.: Wissen Tie etwas davon, daß �elmuth" auf der Polizei- wache Neumann gesagt hat, für ihn sei der Fall solange nicht erledigt, als Rausch noch lebe. poege- Ja, da» hat mir Neumann erklärt. Vors.: Hat er Ihnen auch gesagt, daß Rausch fortgesetzt im Krankenhaus beobachtet werde? Hat er Ihnen von den dahingehen- den Mitteiluvoen, die auf einem Zettet vorgefunden wurden, mit der Uebersch-.Abteilung IS"«rzähll? poege: Dieser Zellel ist mir erst später vorgelegt worden. Wir selbst haben uns nach dieser Affäre nie wieder mit Rausch beschäftigt. Dann kommt es zu der Erörterung der Iälle Sllnaes. vorsig und Zehnpfund. Neumann, so erklärt Poege.«rzähll« mir. er beschäftige sich mit Stinnes und schickt« mich zum Hotel Esplanade, um festzustellen, ob Stinnes dort wohne. Vors.; Hat er nicht gesagt, er habe den Auftrag, Stinnes zu erledigen? Poege: Nein, er sagte, es sei notwendig, sich mit Stinnes zu beschästigen. Erledigen hat er nicht gesagt. Ich stellt« dann sest. daß Stinnes nicht im Esplanade wohnte, vielmehr, daß er sich m irgendeinem Winterkurort befände. Darauf erklärte Neumann, er werde mich nach dem Wohnort Stinne»', nach Mühlheim a. d. Ruhr. schicken, um dort durch Befragen von Angestellten und Bediensteten die Lebensweise Stinnes' festzustellen. Er, Neumann, wolle dann nachkommen. Er werde dazu Päis« besorgen. Vors.: Es sollen bereits Pässe mtt dem Visum der Besatzung». bchtrden besorgt worden sein. poege: Im Erfrischungsraum von Dertheim muht« ich mein Bild einem Mann übergeben, der in Derbindung steht mit.Ernst" (Leiter der kommunistischen Paßstelle) Während der Ermittlungen im Fall« Rausch, so fuhr poege fort, erklärte mir Neumann, er habe Margies und Szon zum Aus- kundschaften der Wohnung Borsigs nach Tegel geschickt. Der Kampf der Arbeiter müff« dadurch gestärkt werden, daß innn sich mit B o r s i g beschäftigte. Während die Sache noch lief, sagte er. ich müsse mich jetzt mit einer anderen Angelegenheit befassen. und zwar handele es sich um die Stenotypistin Z e h n p f u n d. Der Vorsitzende häll dem Angeklagten dann seine Aussagen in der Voruntersucdung vor, in denen Poege u. a. betont hatte, er Holle es für ausgeschlosien. daß.helmuih". als Ehes des Mililär- opparale». den Auslrag zur Erledigung Seeckt » ohne wissen de, Dlrekioriums erkeilt habe. Zn diesem Zusammenhange halte poege auch von Pieck und vraadler gesprochen. Heute erklärt der Äuge- klagte dazu, daß der Untersuchungsrichter ihm olles vorgehalten hätte, was Neumann schon ausgesagt habe Aus diesem Grunde habe er alles einfach bestätigt, obwohl er aus eigener Er- fahrung davon keine Ahnung gehabt Hab«. Ebenso habe Neumann ihm«rzähll, daß er mitHelmuih" Auseinandersetzungen gehabt und sich mit ihm g e b o y t Hab«. Tatsächlich Hab« Neumann an dem b-tresfenden Tage«me Wunde im Gesicht gehabt. Nach Er- ledigung des Falles Rausch habe Neumann ihm erklärt, daß die Bezirksleitung Berlin-Brandenburg ein« Untersuchung des Falles Rausch beabsichtigt bade, daß aber da» Reichsdirektorium den Fall niedergeschlagen hätte. vors, zu Neumann: Haben Sie sich wegen Ihrer Aufgab« jemals mit dem Leiter des Nachrichtendienstes, einem Russen, der unter dem DecknamenOtto" tätig war, in Lcr- bindung gesetzt? Neumann: Nein.__ t.._. Poege- Nach dem Fall Seeckt sagt« mir Neumann:Wir haben nichts mehr mll der Partei zu tun. Wir haben uns als A u ß« n. st e h e n d e zu betrachten. Wir haben nur mit dem m i l i t ä r i f ch e n A p p o r a t zu tun." Deshalb Hot er ia noch S ch o d r o w s l i als Kurie-- genommen...... Vors.: Neumann, ist das richtig..~. Neumann: Nein. Poege M eme falsch« Darstellung Ich habe gesagt, wenn uns etwas passiert be. Ausudung unserer Tätig- keit. dann werde die Partei a l s s° l ch e offiziell nicht für uns em- treten. . Vors.: Die Milllärabteilung war doch ober«ine Organ i- fationderPartei?,... m Neumann- Jawohl, sie führt« m d«r Abte. lungsliste d,e Nummer 12.» . poege: Neumann sagte mir auch noch,.wir lassen uns nicht in die Verbannung schicken, wir bleiben zu- sammen. vorf.: Sie selbst haben in der Voruntersuchung die Aussage Reumanns dadurch bestätiot indem Sie sagten. Neumann Hab« Ihnen befohlen, im Falle einer Verhaftung nie zuzugeben, daß die Gruppc im Auftrage der Partei handelte. poege: Jawohl, das ist richtig. Vors.: Sie haben serner gesagt. Reumann war vor Gründung T. Druppe Sekretär der Reichs, enkrole und es wäre möglich. daß die Zentrale von seiner neuen ISllgkeil aichl« gewußt habe. poege: Ich nehme an. daß er im Einverständnis mll der Partei hondelle. Ich wußte ja nicht, was alles später kommen würde.

Vors.: Sie haben ferner bekundet, daß die Partei A b s ch r i f- tenderAussagedesRausch von der Polizei im Besitz Halle . poege: Neumann hatte vom 4. Bezirk erfahren, wie es Rausch ging, und später erzählte er mir dann auch, man wisse genau, was Rausch vor der Polizei ausgesagt hatte. Vors.: Sie behaupten, daß alle Ihre Bekundungen auf Grund einer BroschüreDas wahre Gelicht der Kommuni st en" von Ihnen angefertigt seien. Sie haben aber noch ganz ander« Bekundungen gemackt, die unmöglich aus der Broschüre stammen können, so über oie Mitglieder der Zentrale und Über ihren Aufgabentreis. poege: Das habe ich aus meinen Unterhaltungen mit Neu­mann erfahren. Ich selbst habe aber mll diesen Leuten keinen Verkehr gehabt. Vors.: Sie waren doch ober auch in Dresden . Sie haben doch bekundet, daß St r ö z e l Militärleiter von Sachsen war. Reichsanwost Neumann: Ich möchte hierzu mitteilen, daß auf Grund dieser Mitteilungen Poeges in der Leipziger Wohnung des Angeklagten S t r ö z e l, wie in seinem Bureau, eine Durchsuchung stattgefunden hat, bei der ein große» militärische» Material beschlag­nahmt wurde. Die Doruntersuchuno schwebt gegen ihn. Die Akten könnten gegebenenfalls herbeigeschafft werden. Reichsanwatt Neu­mann fortfahrend: Im übrigen habe ich mir die mir bisher noch nicht bekannte BroschüreDas wahre Gesicht des Kommu- niste n" beschafft, aus der der Angeklagte feine Aussage angefertigt haben will. Der Reichsanwall überreicht die Broschüre dem Gericht, worauf die Verteidigung die Echtheit dieser Überreichken Vroschüre bezweifelt, während poege sie als die echte anerkennt. Gleichzeitig überreicht die Verteidigung eine zweite Broschüre, die ebenfalls den gleichen Titel tragen soll. Vors.: Sie haben in der Voruntersuchung auch detaillierte Be- schrcibunzen vonErnst Günther",K a r l- C h e m n i tz", P f a s s W i n k l e r" gegeben. Sie haben auch davgn gesprochen, daß der Verbindungsmann des Wafsenletter»Albert"«in ge- wisser Wüsselmann gewesen sei, der ein Zigarrengeschäft an der katholischen Kirche in Tempelhos hatte und den DecknamenGott- f r i e d" trug. Für den Verkehr mit ihm bestand folgende Formel: Man sollte in dem Geschäft fragen:Haben Sie russische Zigaretten Nr. 100?" Wen» die Leute entgegnetenNein?", sollten sie weller fragen:Vielleicht russisch« Zigaretten Nr Sli", und wenn die Leute auch darauf nicht eingingen sollte man sagen:Ich willGottfried" sprechen, es Handell sich um Apfelsinen". Apfelsinen hieß Spreng st off und tatsächlich lagerte dieser Sprengstoff im Eis- schrank von Wüsselmann. poege: Ich erhielt einen Zettel, aus dem diese Erkenaungsfonnel stand, von Seelmann. Vors.: Sie haben von Kr e s s e gesagt, daß er Sekretär des Militärischen Bureaus sei und daß er In einem Hotel in der Iohan- niterstraße am Halleschen Tor wohne, ferner, daßAler"«in Russe sei. dessen Lichtbild Ihnen in Stuttgart gezeigt worden je«. War das Stoblewsti? poege: Da» war«in andererAlex". Vors.: So. Ihr habt mehrer«Alexe" schabt. Sie sprachen auch von Stockei-, der die militärische Organisation für ha? R i'inlund geschassen hat. B:im'.hm hätten Sie auch militärisch« Größen des Ruhrreviers gesehen. Stöcker habe den militärischen Ausbau im.Ruhrrevier toittrolliert. Er sei auch nach der Reise Brandlers nach Moskau Elzes des Dlreklortum» gewcjen. Weiter haben Sie zum Fall Seeckt bekundet, daß dieCo, wie Neumann Ihnen erklärt habe, mit OssHeretx sich einlassen sollke, mn so Näheres über Seeckt zu erfahren.(Zu Neumann): Sie unterhielten Beziehun» gen zuLu?" Neumann(sehr erschrocken): Ich, nein nis. (Heiterkeit.) Vors.: Nein, entschuldigen Sie dllt?, Heinz Neumann unterhiell zuLu" Beziehungen. Ist«e aber richtig, daß Sie von dem gesprochen haben, was Poege eben sagte? Neumann: Jawohl, das lst möglich. Auf Befragen des Vorsitzenden erklärt Neumann, daß Poege entgegen seiner jetzigen Darstellung unbedingt auf Grund eigener Erfahrungen seine Aussagen gemacht haben müsse. Zu längeren Erörterungen kommt es dann noch einmal wegen der sogenannten Dresdener Konferenz, der Anweisung Brand- lers, den Attentatsplan auf sich zu nehmen usw. Poege hatte hierzu erklärt, daß aus ein Schreiben Radeks Ruth Mischer«inen Brief abgesandt habe, in dem sie für Berlia Demonstratioaea und als provotalion der Bourgeoisie die Ermordung Seeckt » angekündigt habe. Neumann: Ich habe Poege ausdrücklich erzählt, daß Brandler gesagt hat. die Gruppe müsse zusammenbleiben. Sie dürfe auch auf keinen Fall aus der Partei ausscheiden. poege: Neumann sagte sogar, wir würden hinter dem Rücken Brandlers weiterarbeiten und erst nach einer Rücksprache mitHelmuth" erklärt« et, es bleibe alles beim allen. Eingebend wird auch noch einmal die tätliche Auseinandersetzung zwischenHelmuih" und N« u m a n n In der Wohnung Brandlers erörtert, wozu Neumann noch erklärt, er Hobe sich zwar den Befehlen �Helmnths" fügen müssen, habe es ober nicht nötig gehabt, sich von Ihm schlagen zu lassen. Deshalb habe er sich zur Wehr gesetzt. Vors. zum Angeklagten Poege: Ei« haben bei Ihrer ersten Gegenüberstellung mit Stoblewsti«rtlört, das ist) e l m u t d", auf den sich all« unser« Angaben beziehen. Hellten Sie das noch auf- recht? poege: Nein, es ist nicht wahr. Ich habe da» nur gesagt, weil mir Landgerichtsdirektor Bogt so zugesetzt hatte. Vors.: Sie haben diese Aussagen aber zweimal wiederhol«. Sie haben dreimal vor dem Richter zugegeben, daß StoblewstiHelmulh" sei. Daun Höllen Sie also drelmal gelogen. poege: Jawohl.(Bewegung und Heiterkeit.) R.-A. Dr. Rosenfeld: Ist Ihnen nahgelegt worden, gerade Stoblewsti wiederzuerkennen, weil es daraus ankomme, �inen Russen festzustellen, hat man Sie irgendwie bedroht? poege: Ich tonn nicht sagen, daß man mich bedroht hat. aber man sagte mir, er wäre derjenige, der uns ins Unglück gestürzt hat, wir wären arm« betrogene Arbeiter. Darauf habe ich diese wissent- lich falsche Aussage gemacht. Vors.: Um sich zu entlasten, hätten Sie danach also einen Un­schuldigen der Anstislvag zum Morde beschuldigll Vors. zu Neumann: Sind Sie einmal irgendwie beeinflußt worden bei Ihrer Aussage? Neumann: Ich kann nur sagen, daß auf mich t« i n v ruck von irgendwelcher Behörde ausgeübt worden ist, in meiner Gegenwort auch nicht auf Poege. Ich möchte aber noch folgendes sagen: Ais wir beide, Poege und ich, zu Landgerichtsdirekwr Bogt geführt wurden, sagte Poege zu mir heimlich: Ich wache es Dir ober zur Gewiss enspflich), daß DuHelmut h" gegenüber so austrittst, wie wir es als Gruppe verlangen können, daß Du gründlichst auspackst gegen ihn. Ich habe dann auch, ohne von Lairdgerichtsdireltor Bogt ausge- fordert zu sein,Helmuth" gegenüber meiner Empörung darüber Ausdruck gegeben, daß er jetzt allesableugn«, nachdem er uns ins Feuer geschickt habe. poege(höhnisch): Dazu hätten wir ja«ine halbe Stunde brauchen müssen. R.-A. Dr. Samler: Hat Neumann nicht aus andere Angc- klagte einen Druck ausgeübt, hat. er sich nicht mit Landgerichtsdircktor Vogt bemüht, die Leute zu Aussagen gegen Ihr« Partei zu bringen? Neumann: Da» muß ich ganz entschieden bestreiten. Ich habe Hute einmal vorgeholten, daß'«» doch Unfug wäre, was er abge- leugnet hat. Ich hätte kein« Beranlaflung mehr, die Partei zu schützen

und ich habe chm gezeigt, was dieRote Fahne" über uns ge­schrieben hat.. huke: Neumann hat mir aber auch dabei gedroht, er werde bei einer günstigen Gelegenheit über mich noch persönlich aiüi- sagen. Jetzt ist ja der Zeitpunkt günstig, jetzt kann er ja auspacken. Neumann: Davon ist mir nichts bekannt. Ich entsinne mich besten nicht. Ich hatte keine Veronlastung, Hute reinzureißen. R.-A. Dr. Wals: Weshalb entrüstet sich denn Neumann, daß ii-n heute die Partei fallen lasse, er hat es ja selbst Poege vorher ange« kündigt, daß das passieren werde. Neumann: Ich habe gesagt, die Partei wird offiziell von uns abrücken. Da» ist aber etwas anderes, als uns hinterher sa zu be­schimpfen, obgleich(auf Stoblewsti zeigend)helmulh" un» auch noch versprochen hatte, daß jede /famllie bei einer verhaskuag sofort 150 Dollar erhalten würde. Ich habe keine Ursache, einer Partei dir Irene zu halten, die kein keine» Schild hat.(Bewegung.) Zu längeren Aueeinandersetzungen kommt e» dann über die Frage, ob Neumann im Polizeigesängnis in Stuttgart regelmäßig die Rote Fahne" erhalten hat, während ihre Aushäeidigung den übrigen Angeklagten, wie der Vorsitzende durch Befragen der Reihe nach seststellte, verweigert wurde. N.-A. Dr. töwenthal beantragte hierzu die Vernehmung- der zuständigen Gefängnisbeamten, denen die Postzensur oblag. Nach einer l�stündigen Mittagspause stellte der Dorsttzende zunächst sest, daß der Angeklagt« Poege an und für sich zugebe. das, was in den Protokollen steh«, auch gesagt zu haben. Er wider- rufe nur das. womit er sich oder seine Partei belaste. Im Einver- ständnis mll der Berteidigung und der Reicheanwaltschast wird be- lchlosten, der Einfackbeit halber von allen übrigen den Angeklagten Poege betreffenden Fällen zunächst seine Protokolle j|u verlesen und nur in einzelnen Punkten aus die Widerspruche einzugehen. Zunächst wird ein Brief P 0 e g e s an seine Frau verlesen, den er aus dem Untersuchungsgefängnis geschrieben hat und in dem er seine Schwäche während der 9 Monat« langenInquisition " bereut. Dann werden zu den Fällen Jauche, Schlotter und Wetzet die diesbezüglichen Protokolle Poeaes verlesen. Zum Fall Jauche bekundet Poege in seinem Protokoll weiter, Neumann habe ihm er- klärt, der Svltzel Jauche müsse erledigt, d. h. gelilel werden, eine Darstellung, die der Anaeklagte Neumann jetzt als unrichtig be- zeichnet. Cr Hab« lediglich gesagt: Jauche soll« erledigt werden, wenn die Nachprüfung des Derdachts besten Bestätigung findet. Wetter Heißt es: In Heidelberg hat Margies mir(Boege) den Plan mitgeteill. bei Krenz in Eella-Mehlis nacht« einzubrechen und ihm den Hals durchzuschneiden, dann einige Sachen fortzunehmen und so vorzutäuschen, daß es sich nicht um ein polt- tische» Derbrechen, sondern um«inen Raubmord bandele. Als ich ihm mein Entsetzen über diesen Plan ausdrückte, erklärte Margies: Du hast noch etwas in Dir. was dumme Meni-lien Gewissen nennen. Das aibl es bei mir ni-bl. Bei mir gibt es nicht lange» Federlesen. Vors. zu Poege: Ist das richtig? Voea»: Nein. Vorl.: Es war doch aber ein« große Nteberträchligkeik. da» wider bessere« TVisten zu behaupten. poege(leise): Ich habe kein« Erklärung dafür, als die, die ich vorhin schon gab. Vors.: Das genügt uns aber nicht. Margies: Nicht Poege trägt die Schuld daran, sondern die Aussage ist zustandegekommen, weil der Kriminalkommissar Koppenhöfer so viel auf ihn eingeredet hat. . Weiter beißt es in dem Rroto'oll, daß in Heidelberg Margies den Jauche sofort bei der ersten Begegnung habe über den Hausen schießen wollen. Ms Poege daraus nicht einging, Hab« er vorge- schlagen, den Jauch« in«in Bordell oder auf einen Aussichtsturm in der Nähe de» Heidelberger Schlosses zu locken, und ihn dort zu töten. . poege: Ich war damtt nicht einverstanden, worauf Margle» mir Vorwürfe wachte, daß ick«ine günstig« Gelegenhett Hab« verstreichen lasten und drohte, den Beseht Neumann» selbst auszuführen. Ich bab« dann M ö r e n e r, der mir von Neumann au» Stuttgart nach Heidelberg gesandt wurde, die Mitteilung an Neumann meiter- gegebe», daß die Sache in Heidelberg abgebrochen werde, weil sich der Verdacht gegen Jauche nicht bestätigt habe. Neumann: In dieser Form habe ich dies« Mitteilung nicht er- halten. Nach Feststellung einiger weiterer Widersprüche zwischen den Bekundungen Neumanns und Poege zu diesem Fall erklärten stch die Rechtsanwälte Dr. Wolf, Dr. Samter, Dr. Herzfeld ans profestualen Gründen gegen eine weitere Verlesung der Protokolle, woraus der Borsitzende mit dem eigentlichen Verhör Poeges sortfuhr, der dann die Stuttgarter Tätigkeit der Gruppe schilderte. Um 5 Uhr wurde hierauf die Sitzung auf Sonnabend früh 9 U'-r vertagt. Moskauer öenchterstattuug. »owjetruHland und der Leipziger Prozeß. Moskau . 18. Februar.(Ost-Expreß.) Der Leipziger Prozeß beschäftigt die Sowjetpresse aufs lebhafteste. In ihren Berichten geht sie auf die einzelnen in dem Prozeß gemachten Aussagen wenig«in. dies« werden vielmehr in Bausch und Bogen als Provo- ta Honen und Spitzelaussagen abgetan. Ein« Ab- lentung sucht die Sowjetpress« darin, daß die Leipziger Zeugen­aussagen immer.wieder im Zusammenhang mtt den Barmat- und K u t i s k e r- Skandalen betrachtet werden. Es soll der Ein- druck erweckt werden, daß der Leipziger Prozeß ebenfalls durch korrupte und provokatorische Mittel künstlich g«- stellt sei. In denIswestija" widmet S t« k l 0 w diesen Affären einen langen Artikel und stellt ihnen den Leipziger Tscheka -Prozeß gegenüber, um dann zu dem Schluß zu kommen, daß dieBour­geoisie" all« Mittelde» Terrors, der Spitzel« und der Korruptton" aufbiete, um ihrScheinleben" künstlich zu verlänger-' Das britische Zrauenwahlrecht. Erweiterungsautrag der Arbeiterpartei abgelehnt. eoado«, 20. Februar.(Eigener Drahtberickt.) Im Unterhaus stand am Frettag der Antrag der«rbeiterparlei. da« Stimmrecht allen Über LI Jahr« alten Frauen zu gewähren, zur Beratung. Die Regierung forderte Ablehnung.. weil die Frage.noch nickt genügend geklärt fei; sie selbst wolle jedoch nock in dieser Tagung ein Geietz-ernbringen, das in Erfüllung de» Regierung?- verinrechens den Frauen das gleiche Wahlrecht geben werde. Wenn der Antrag der Arbeiterpartei angenommen würde, würden öl()00(?() neue Frauenstimmen, geschaffen und die Männeistimmen die Minderheit haben. Der Antrag wurde mit 220 gegen 188 Stimmen abgelehnt._ Zoht» Bradbury, der bisherig« Vertreter England« in der Reparalionskommission, nahm gestern Abschied von dieser Körper- schaft und stellte ihr seinen Nachfolger Lord BlaneSburyh vor Mittiflerpräsidenl Theuni» stellt« die A u i l 3 s u n g der belgischen Kammer cn etwa 14 Tagen in LuSsickt. Die Neuwahlen waren ohnedies in diesem Frühjahr fällig, doch ist die klerik-n- liberale Koalition bekanntlich am Ende ihres Latein».