Nr.$« ♦ 45. Jahrgang
1« Beilage des vorwärts
SonnabenS, 27. 5ebr«»ar 1225
Zum ersten Gebunstagsfest des„Reichsbanner Echwarz-Rot-Gold" rollen am Sonntag Extrazüge über Extrazüye nach der Heimat des republikanischen Bundes, nach Magde- bürg. Hunderttausend und mehr Reichsbannerleute werden in den Mauern der alten Elbestodt zusammenströmen, um Zeugnis dafür abzulegen, daß der republikanisch« Gedanke trotz Stahlhelm, Wer. wolf und Iungdo tiese Wurzeln im Volke geschlagen hat. Der Massen. besuch aus Ost und West, aus Süd und Nord wird dem republi- konischen Tag m Magdeburg seine Bedeutung und sein Gepräge geben. Frellich ist Magdeburg nicht nur die Heimat des„Reichs banners", sondern auch des„Stahlhelms*. Bon dort ging zuerst de� Versuch aus, die„Frontkämpser* in einer angeblich überparteiliche!' Organisation zusammenzufassen. Nationalliberale waren die Grün- der und der Form noch steht heute noch ein volksparteilicher Kauf- mann Seldt« cm seiner Spitze. Seinerzelt fehlte es nicht an Be- znühungen, auch bekannte Sozialdemokraten für den Gründungsakt zu interessieren. Aber die kühle Ablehnung, die der.Lriegerverein auf breiter Grundlage* bei ihnen fand, wurde ersetzt durch die brünstige Liebe, die alle„Völkischen* und Konservativen ihm entgegenbrachten. Sie wußten, was man den Sozialdemokraten glaubte ausreden zu können, daß der„Stahlhelm *«in nur allzu- williges Werkzeug der monarchistischen Reaktion sein werde und sein wolle. Bei jeder Gelegenheit, die sich nur erspähen ließ, stellte der „Stahlhelm* seine �Zeitfreiwilligen*. Die Magdeburger haben das Auftreten dieser Braoos während des Kopp-Putfches noch nicht ver- geffen. Und nicht zuletzt der Zorn über das anmaßende Auftreten dieser Günstlinge der Schworz-Weiß-Roten hat gerade in Magdeburg den Gedanken an die Gründung des großen„Bundes republi- konischer Kriegstellnehmer* entstehen lassen, das„Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold*. das binnen Jahresfrist Millionen von Mit- gliedern um die Reichsfarben schart« und heute schon allen Re- ahionäreu ein Scheue! und Greuel geworden ist. von Ser 5estuog— zur Iaüustriestaöt. Wer die Straßen der„alten Stadt Magdeburg * prüfend durch- wandert, wird schon durch mancherlei an die vernichtende Wirkung jedes Krieges erinnert. Andere Städte gleichen Alters zeigen dem Besucher wohl ein einheitliches architektonisches Bild. Gerade in Mitteldeutschland sind köstliche Proben mittelalterlichen Baustil» erhalten. Nicht weit von Magdeburg zeigen Halberstadt , Goslar . Hildesheim , was die Baumeister früherer Jahrhunderte an Schönheit ans Holz und Stein zu gestalten wußten. Magdeöura ober wurde im Dreißigjährigen Kriege bis ans spärliche Reste niedergebrannt. Bon dem, was es einst an baulichen Reizen befcflen, zeugen heute nur wenige Stätten. An Stell« des alten Stadtbildes ist in den Zeiten der damaligen Kriegsnöte und ihrer Nachwirkungen ein neues in f icher künstlerischer Einheitlichkeit nicht wiedererstanden. Ader bst als die Zeit neuer Blüte kam, blieb Magdeburg in harten steln. Denn es war inzwischen ni den Bereich der Hohenzollern » Herrschaft geraten und blieb bis in die letzten Jahrzehnte des vorige» Jahrhunderts Festung mit all den einschränkenden Wirkungen, die auch viele aridere preußische Festungsstädte in ihrer Entwicklung ge- hemmt haben. Aber der Zwang kapitalistischer Ausdehnung, der schon andere Ketten gesprengt hat. als preußische Festungsgürtel, hat auch in Magdeburg die Bichn lreiaemacht. Von alters her eine der bedeutendsten Umschlagsplätze für den Handel vom Osten nach dem Binnenlande, hat die Eldestadt sich inzwischen zu einer der größten Industriestädte entwickelt. Woher auch die Bahn den Besucher bringen mag. überall sährt er erst durch Bororte mit ragenden Schloten und mastigen Fabrikgebäuden. Weit bekannt wegen seiner Zuckersabrlkation und Zichoriendarren. Ist Magdeburg heute auch eine Heimsladt der Eisenindustrie in großem Ausmaß geworden. Diese Industrialisierung hat den politischen und kulturellen Charakter der Stadt nicht unberührt gelassen. Schroffes Herrentum. das keineswegs durch lange Tradition gemildert war, stand hier den proletarischen und kleinbürgerlichen Schichten gegenüber. Deshalb
war der Klassengegensatz wohl nirgends schärfer ausgeprägt als in „des Herrgotts Kanzlei, wie die nationalliberalen Philister noch heute die Stadt der kirchlichen Reformation gern nennen hören. Das „Herrentum* der Industrie- und Handelsgrößen wurde noch oer-
Magdeburg vor der Zerstörung 1631.
größert durch einen Kirchtumsgeist von unsäglicher Beschränktheit. Daß die Revolution eine überragende sozlaldemokralifchc Mehrheit aufs Rathaus sandte und damit einen tatkräftigen sozialdemokratischen Oberbürgermeister an die Spitze der Stadt- Verwaltung stellt«, war den nationolliberolen Kleingeisteru«in schwerer Schlag. Sie hatten vor dem Kriege, krasi des Geldsacks, die Stadt fast unbeschränkt beherrscht. Und ihre geistigen Handlanger— zu denen«ine Reihe von Jahren auch der jetzige Reichskanzler des Bürgerblocks gehörte— hatten es verstanden, durch weiter« Der- schnürung der ohnehin engen Gesetzesmaschen die Herrschast der Fabrikanten partei noch sicherer zu stellen. Bis die Revolution und das gleich« Wohlrecht ihre Bormacht endgültig brach... Das oeue Magdeburg unterscheidet sich vom alten wie ein demokratischer St«« vom wilhelminischen«aisertum. Die sozialdemokratisch« Stadtverordnetenmehrheit berief als städtischen Baurat den Architekten Bruno Taut , dessen karb entroh« Gestaltung des Stadtbildes den Namen
der„bunten Stadl* bald wieder mit Anerkennung im Lande nennen ließ. Taut selbst Hai freilich nicht lange in Magdeburg gewirkt. Das Schwergewicht der Krämertradition behinderte noch allzustark den künstlerischen Schaffensdrang des Erneuerers. Er zog es vor, sich wieder der freien Tätigkeit zuzuwenden, als im Kampfe mit dem Bcmaufentum der Bureaukratie und der Schildbürgerei zu zermürben. Wer wer in Magdeburg durch dit Straßen schlendert. ssndet von der Fanbensreude des Kunstlers manches Wahrzeichen. Wer das alte unscheinbare Rathaus in seiner grauen Monoto- nie gekannt hat und es wieder sieht m der farbigen Neugestaltung, die seine Konturen scharf hervorhebt und unscheinbaren Zierrat ins fröhliche Licht rückt, der ist erstaunt über das Schatzkästchen, das hier aus Staub und Grau neu erstanden scheint. Auch das in der Großen Münzstraße gelegene Haus unsere» Parteiblattes, der „Vollsstimme*, ist m den Grundtönen Schwarz-Rot-Gold„getautet*. wie der Volksmuivb die Buntmalerei zu nennen pflegt. Wenige Schritte von der„Dolksstlmm«* zeugt das Haus der Städtischen Spar- kasie lsrüher Reichsbankgebäube), wie mit einsachsten Farbenstrichen aus einem alten Gebäude ein vollkommen neuer machtvoller Eindruck erzielt werden kann. Aber nicht nur dos Neue ist sehenswert. Der Magdeburger Dom in seiner massigen Gestaltung gehört zu den de- deutendsten Bauwerken deutscher Städte. Aus dem Domplatz fanden früher die militärischen Paraden statt. Seit der Revolution ist er mehr als einmal Zeuge wuchtiger Massenkundgebungen gewesen und auck) das„Reichsbanner* hat dort schon in ridfigen Demonstrationen die Farben des neuen Reiches aufgezeigt. Di« alt« Elb«, die der Stadt noch immer Leben und Bedeutung gibt, hat im Laufe der Jahrhunderte viele Gefchlechterreihen an ihren Ufern gesehen. Sie wird das leuchtende Schwarz-Rot-Gold de» Reichs- bannertage» grüßen, und nicht vergessen, daß inmitten dieses Farben- drestlangs das Rot der Sozialdemotratte leuchtet, die in Magd�mrg feit Jahrzehnten ewe sichere Statt hat
Gefährliches Herlin» Man hat lange und eingehende Studien gemacht, ja. selbst per- sönlich die Einrichtungen fremder Länder in Augenschein genommen, bis man an einer Stell«, am Potsdamer Platz , eine Art von Betriebsmuseum zu Wege bracht«. Das große Problem Llexanderplatz harrt schwieriger Läsung, und mau braucht gar nicht so weit zu gehen: wer beim Roland mi- beschädigt und ohne Rervenchock über die spiegelglatte«utorenn- straß« in den Tiergarten gelangt, darf von Glück sprechen und sich selbst das Zeugnis von Geistesgegenwart ausstellen. Ganz anders, wenn man in der Gekahr ist, ohne e« zu wissen, und ganz besonders tragisch, wenn die Derkehrskatastrophe, gleichbedeutend mit bedauerlichster menschlicher Tragödie, an scheinbor unbelebtem und Verkehrs- losem Platz vor sich geht Dann hat alles Borbauen von Jahren nicht geholfen und man hört nur verwundert sagen: Wie ist es nur möglich? Der Mann hat doch sonst so peinlich acht gegeben.... Ja. es ist möglich, und mehr als einmal schon hat der Tod an einer Stell« Menschen hinweggerafft die sehr freundlich und ruhig aus- sieht w Wirklichkeit aber«ine Menschenfalle schlimmster Art dar- stellt Es gibt einen Platz, den möchte man warnend als dos gefähr- lichste Berlin bezeichnen. Er ist schön, reizvoll und gefährlich Pie die Sünde, und«in Warnungsruf ist um so mehr notwendig, als weder die Allgemeinhett noch die Verkehrspolizei von ihm wissen. Lieber Wanderer, verlestet dich dort, wo die Karlsträße unve- stimmt und zaghaft in die Kronprinzenbrück« einlenkt über- raschende Schönheit des Stadtbildes zu beschaulichem Verweilen, tz» klammere dich schleunigst an eins der Brückengeländer an, je nach/ dem du das prächtige Reichstagswasserbild oder die stattlichen PalaW der AEG., des Landratamtmanns Niederbarnim mit dem reprä'en» table« Lessingtheater aus der«inen Seite, mit dem großzügigen An- blick vom Lehrter Bahnhof , Ausstellungskuppeln und Moabiter Spitzen auf der anderen Seite betrachten willst. Diese Linie, beginnend am Bahnhof Friedrichstraße, endend, in den weiten, seeähnlichen Hafen anlagen am Lehrter Bahnhof , gehört zum Schönsten, was man an Stadtbild in Berlin sehen und«rieben kann. Bilde dir aber des- wegen nicht ein, es wäre auch«in besonders schöner Tod, was dich dort in Gestalt eines zermalmenden Autorades ereilt Die Hilf-
Der Apfel der Elisabeth Hoff. 271 von Wilhelm Hegel «. ,j)ier, Papa, den habe ich gefunden.' „lim Gottes willen, Kind, das ist ja einer von der aller- giftigsten Sorte.' „Schade! Die netten sind immer die giftigen?' Sie gab schüchtern und zutraulich Elisabeth und Ryseck die Hand und ließ sich, ihr kurzes Röckchen, so gut es ging. herunterziehend, neben ihrem Bater nieder. Dieser berichtete ihr, wer die Fremden wären, und er- zählte in behaglicher Breite das Mißgeschick mit seiner Zi- garre. Dabei machte er Ryseck, in der Annahme offenbar. daß Elisabeth kein Deutsch verstände, darauf aufmerksam, daß seine Frau achtgeben müsse, ihre zarten Schuhe nicht am Feuer zu verbrennen. Elisabeth zog ihren Fuß zunick und sagte lächelnd, seine Tochter sei in derselben Gefahr. „O. mit unseren Oderkähnen ist es nicht so ängstlich. Außerdem haben wir sie tüchtig in den Pfützen eingeweicht, gelt Esther?'., Das junge Mädchen versuchte vergeblich, ihre unförmigen Schuhe unter dem Röckchen zu verbergen. Als sie kah, daß die Augen der Fremden sich unwillkürlich darauf richteten. stieg in ihre bleich getönten Wangen eine feine Röte bis hinauf zu den langen Wimpern, die sie über ihre schwarzen Augen niedergeschlagen hakte. Werkwürdig, dachte Elisabeth, trotz dem ungestalten Schuh zeug hatte sie doch die Borstellung. daß darunter ein seiner ebenmäßiger Fuß sitzen müsse und sie fühlte, daß Ryseck dieselbe Vorstellung hatte. Dleser. eben noch bis an die Grenze der Unhöflichkeit zurückhaltend, blickte mit unoer- ho'enem Woblgekallcn die zierliche schone an und meinte lächelnd, sie hätte an dem reichen Pilzvorrat wohl nur einen geringen Anteil sondern sich lieber mit Blumenpflücken ab- gegeben. Sie nickte und zeigte ihm unter den Leberblümchen «in kleines Bund Veilchen . Daheim im Garten seien sie schon längst abgeblüht, aber an schattigen Waldstellen gäbe «s noch welche. Ob es auch in Amerika Beilchen gäbe? Während Frage und Antwort hin- und hergingen, teilte Esther das Bund Veilchen in zwei und reichte eins Elisabeth. eins Ryseck, dos dieser in lein Knopfloch steckte. Wie nun die Unterhaltung zwischen den beiden immer zutraulicher wurde, und Ryseck, dem jungen Mädchen gegenüber immer mehr Liebenswürdigkeit entfaltend, Elisabech ganz zu ver-
geffen schien, glitt durch diese«in seltsames Gefühl, nicht Eifersucht, nein... aber etwas wie ein leises Erschrecken. Sie mußte sich vorstellen, daß das, woran zu denken, was im Ernst zu erwägen sie immer vermieden hatte, dennoch ein» treten könnte: sie ließ sich von ihrem Mann scheiden, begann ein neues Leben mit dem Freund— in diesem Augenblick fragte sie sich voll Angst, ob sie dem auch gewachsen sein würde? Ob sie die Schwungkraft besaß, ihr Glück täglich neu zu erkämpfen, die Leichtigkeit, um unter seinen wechselnden Stimmungen nicht zu leiden, um nicht immer fürchten zu müssen, was sich vielleicht nie ereignete? Es war, als wenn sie unvermutet in einen bisher nicht bekannten Bezirk ihres Innern getreten wäre, wo das in Klarheit und Ordnung sich zeigte, was in den gewohnten Räumen ihres Bewußtseins sich kaum verhüllt ange- deutet hatte. Roch ging die Unterhaltung so fort, als von weitem die Kinder mit lautem Geschrei angelaufen kamen. Einen Augen- blick sah Elisabeth eine etwas peinliche Szene und verlegene Erklärungen voraus, wenn sich berausstellte, daß sie gar nicht Rysecks Frau war. Diesem mochte derselbe Gedanke ge- kommen sein. Während der Pastor seine Freude äußerte, die Kinder begrüßen zu können sprang er auf und stapfte ihnen eilig entgegen. Er hatte kaum ein paar Worte mit ihnen ge- sprachen, als sie sich umdrehten und ebenso rasch, wie sie ge» kommen waren, wieder davonliefen. „Eine wilde kleine Gesellschaft! Nicht zu halten— Aber nun wollen wir Ihre Zeit auch nicht länger in Anspruch nehmen.' Nachdem er noch versprochen hakte, bei der Rückfahrt im Pfarrhaus anzuhalten, wünschte er den beiden weiter guten Erfolg bei ihrem Pilzsammeln und hatte sie, ehe sie sich's versahen, aus ebenso höfliche wie unwiderstehliche Art ver» abschiedet. Als sie fort waren, blinzelte er Elisabech mit seinem durchtriebensten Lächeln an. „Von Pastors wegen sind Sie nun meine Frau. Was meinen Sie, Kinder und Narren sagen die Wahrheit? Aber Sie sahen zu reizend aus mit dem bißchen bösen Gewissen bei dieiem Abenteuer." 10. Langsamer fuhr das Auto über das holprige Pflaster des Städtchens. Elisabech las in der Dämmerung die alten wohl- bekannten Namen wieder. In der Tür der.Lindenhauses' stand statt der Hünengestalt des alten ein neuer Wirt Aber wenn auch kleiner von Statur, stand er doch ebenso selbst» herrlich und breitbeinig wie der alte. Das schien der Besitz
des Gasthofes mit sich zu bringen. Als das elegante Auto hielt, kam etwas Bewegung in seine ungeschlachten Glieder. Er eilte herbei, den Schlag zu öffnen. Elisabeth fragte gleich nach der Schwester. Das gnädige Fräulein fei noch nicht an- gekommen Bon einem Brief oder einem Telegramm war dem Wirt nichts bekannt. Ein Zug traf erst wieder am nächsten Morgen ein. Ryseck versuchte zu trösten. Auf seinen Wunsch versprach der Wirt, an die anderen Gasthäuser zu telephonieren. Biel - leicht war«in Irrtum passiert und Margret anderswo ab- gestiegen. Der Wirt führte die Gäste hinaus. Für Elisabeth und die Kinder war das Staatszimmer eingerichtet. Zwei mächtige Betten standen nebeneinander. Der imitierte Gobelin da- hinter zeigte ein ruhendes Liebespaar und einen Amor, der die Fackel löschte. Ein drittes kleineres Bett stand in einer Ecke. Der Herr sei nebenan untergebracht. Wenn man die Berbindungstür öffnen wollte, braucht« man drüben nur den Riegel zurückzuschieben. Nachdem Elisabeth sich selbst und die Kinder ein wenig gesäubert hatte, begab sie sich hinunter. In dem„Privatzimmer", das für die Fremden reserviert war, stand der Tisch schon sauber gedeckt. Elisabeth fühlte ein leises Erschrecken, als hinge in der Luft noch etwas anderes, als der kaum merkliche Geruch von Wein und Zigarren. In vielem Zimmer hatten Ryseck und Hellborn um sie gewürfelt. Ryseck hatte den Wirt schon ins Verhör genommen. Er wollte anfangs nicht recht mit der Sprache heraus. Gewiß der Förster von Hellborn , oder, wie er allgemein hieß, Schmundt , war ihm bekannt Aber nur oberflächlich. Er ließ sich selten im Gasthaus sehen, zeigte sich überhaupt kaum im Städtchen. Er war nicht beliebt, nein, ganz im Gegenteil. Vor ein paar Iahren war er in eine dunkle Geschichte ver- wickelt gewesen, hatte zwei Arbeiter, Bater und Sohn, beim Holzdiebstahl getroffen und den Alten niedergeschossen. Er war freigesprochen worden wegen Notwehr. Aber die öffentliche Meinung war gegen ihn. Er ging auch gar zu scharf vor. Allerdings mußte man zugeben, das Hblzstehlen stand hier im Schwange, wie nicht leicht irgendwo anders. Die Herrschaften würden das ja selbst morgen konstatieren, bei ihrem Spaziergang. Im Sraatsforsr natürlich nur. Den zum Rittergut gehörigen Wald ließ man hübsch in Ruhe. Das war das Derdienst Schmundts. Aber, wie gesagt, ein unge- mütlicher Mann. Die Leute hatten einen Spottvers auf ihn gemacht:„Schlau wie ein Fuchs und grob wie'ne Sau, das ist der Förster von Ruprechtsau.' ____,'(Fortsetzung folgt.)