Unterhaltung unö �Nissen jzl
Reichsbanner. Voran, wer Trommeln schlagen kann, Der trommle Well aus trägem Bannt Das ist der alle Märzenschritl: Erwachend bebt die Erde mit. Voran, wer stark die Zahne trägt Und wem das herz wie Trommel schlägt! Das ist das alte Zahnenluch. Das weht die Welt aus trägem Zlnch. Das Volk wird nur von Volk erweckt, Und das ist Volk, was Vlühen reckt Und Erde mit den Schultern hebt Und heilige Kraft der Wellen webt. Es ist ein Volk, es ist ein Reich. 3m gleichen Schrill sei Liebe gleich. Du Trommlermut, du Bannerglut. Rimm Volk und Reich in starke Hut! Aranz Rotheufelder.
Erinnerungen an Bebel . Zum 22. Zebruar von Wilhelm Diltmaun. Wem, August V«bel noch lebt« wurde er heut« seinen SS. Ge» burtstag begehen. Ein Jahr vor Ausbruch des Weltkriege«, dessen KornnKN er so oft prophetisch vorausgesagt, hat ihn der Tod aus tineni Leben voll Kämpfen und Derfolgungen, aber auch voll beisp�el- loser Triumphe zur großen Arme« abberufen. Vielleicht war«? ein gütiges Geschick, daß ihm all' das Furchtbare der letzten zehn Jahre erspart blieb. In August Bebel verkörpert sich die deutsch « Sozialdemokratie von ihrer Gründung bis zum Weitkrieg«,«in« Zeitspann«, die genau ein halb?« Jahrhundert umfaßt. Einer nach dem anderen von der alten Garde der Partei, die Bebcls Kampfgefährten vor und während ves Sozialistengesetzes gewesen, dos von 1878 bis 18S0 auf dem deut- scken Proletariat gelastet, folgt ihm dorthin, woher es kein Wieder- kehren gibt. Aber zahlreich sind heute noch die Parteigenossen, die gleich mir des Glückes teilhaftig wurden, in den letzten Jahrzehnten seines Lebens den Zauber seiner einzigartigen Persönlichkeit auf sich wirken zu lasten und in den Reihen der proletarischen Freiheits- kämpfer ihm nachzueifern. Trotzdem ist Bebel im Proletariat fast zu einer legendanm Persönlichkeit geworden, ein« Folg« des Weltkrieges, kvr tausend Fäden, die von der Vergangenheit zur Gegenwart führen, jäh zerrissen und die jüngere Generation des Gewinnes beraub» hat, der für jedm Menschen in einem ununterbrochenen geistigen Tntwicklungs- und Reifeprozeß lieat. Unseren jungen Genossen und Genossinnen, die sich erheben und begeistern wollen an dem leuchten- d'n Vorbild, das August Bebel dem kämpfenden Proletariat gegeben, kann nicht«indringlich genug die warmherzige Schrift Hermann Wmdels über Bebels Kämpferleben empföhlen werden. Ich möchte heute lediglich einige persönlich« Erinnerungen wiedergeben. * Am Tag« vor der Reichstagswahl von 1898 lernte ich Bebel in Eutin , meinem Heimatorte, kennen. In den anspruchslosen Er- irtnerungszcileit, de ich an dies r Stell« kürzlich unserer Luise Zieh gewidmet, habe ich schon bemerkt, daß mir damals die Wahlleftung iy Of'holstein übertragen war. Ich saß am Dormittag des Tages vor der Wahl in Hemdsärmeln in der Wohnung meiner Eltern, die par- terre an der Straße lag und schrieb gerade noch«in kurze» Abwehr- fiugblatt gegen einen in letztrr Stunde im Amlsblatt erschienenen Schmähartikel gegen unseren Kandidaten Paul H u g aus Bant. Plötzlich schellte die Haustür, im nächsten Augenblick klopfte es an der Z mnv.rtür und auf mein„Herein" stand im Türrahmen ein breiter, stattlicher Mann mit blondem Vollbart und blauem Anzug und redete mich sofort in behäbigem Plattdeutsch an:„'n Dag ookl Ick bün Swarz ut Lübeck . Du büst ja woll Dittmann. Treck Din Rock man an un komm mit. Wi wüllt Bebel vun de Bahn afholen. He schall hüt Abend bi uns in Lübeck reden. Ick bün em nach hier entgegen- föhrt. He blivt bjtt Vesper hier und fährt denn mit mi nach Lübeck ." Der Zkdner war Teds« Schwarz,„der Schipper", der lang- jährige Ver.reter Lübecks im Reichstage, den ich zwar auf einer Mai- seier in Lübeck hatte reden hören, mit dem ich aber bis dahin noch
Während der landwirtschastllche« Woche wurde de- schloffen, den Brolpret» zu erhöhen, da die Landwirte selbst wenig Brot essen--
nicht persönlich bekannt geworden war. Ich verständigte ihn schnell. daß ich erst noch mein Flugblatt zum Drucker bringen und ihn dann ans dem Bahnhos treffen würde. Als Ich auf dem Bahnhot ankam, kamen mir Schwarz und Bebel chon im Gespräch entgegen. Der Kontrast zwischen den Beiden war rapplevend. Beide waren Ende der Fünfziger. Der schmächtige und ast klein« Bebel ging geschmeidig und lebhast neben dem massiven und doch wohlproportionierten„Schipper", der die personifiziert« Ruhe und Gemächlichkeit war. Schwarz stellte mich kurz vor. dann
ik.
Da» Leitmotiv der neuen Stenervorlagea ist: wer schon viel hat. bekommt noch mehr dazu!
Durch einen nnfairen Schlag gelang e» in der ersten Runde dem Mann in der schwarzweihrolen Badehose, seine» Gegner Marx aus den Loden des Landtags zu strecken, vermutlich wird aber Kampfmeister Marx vermöge seiner über-- legeaen Technik und Zatelligeuz schließlich doch den Endsieg davontragen.
sprachen di« Beiden welter miteinander. Als wir das Bahnhofs» gebäude verließen, blieb Bebel plötzlich stehen, sah mich etwas kritisch an und fragte:„Sagen Sie mal, lieber Genosse, wohin gehen wir denn jetzt?" Als ich erwiderte:„In unser Verkehr slokal," meinte er mißtrauisch:„In Ihr Dertchrslokal? Gibt's denn da was Dermins. tige» zu essen?" Während ich die Frage mit gutem Gewissen bejaht«. wandte sich Bebel zu Schwarz, zeigte auf seinen Hal» und fem« Brust und sagte lebhaft:„Ich muß kräftig esten, denn ich bin total her- unter. Halsmuskeln und Brustmuskeln sind kaum noch da. Mein
Mord. Don Pierre Mac Orlan . Eartouche wurde gerädert, seinen Bruder hängt« man. Di«. welche von der Bande übrig geblieben waren, well die Häscher sie nicht'erwischt hatten, flüchteten aus Parts. Petit Pierre blieb jedoch trotzdem gut versteckt in einer Äneip«, in La Eourtille, und seine Geliebte Ninon-la-Gait« pflegte ihm schwarzes Kornbrot zu bringen. Und als alles vorüber war. schnüssest« der junge Räuber beim Eingang seines Loche« wie«tue Maus, sah sich um und schritt wieder über das Pariser Pflaster, gefolgt von Ninon-la-Gaite, die Männerkleidung trug, einesteils um sicherer zu sein und dann, weil es ihr in jener Zeit nicht gut ging. Die Rot hatte beiden ihre de- mütigenden Zeichen aufgedrückt. Petit Pierre hatte sich schon eine Woche lang nicht rasiert und Rinon ließ ihren Hunger seit Monats- stist auf ihren Wangen in Rosen der Jugend erblühen: ihr zarter und schmutziger Hals verriet die Nächte, die sie in der Schenke „Zu den drei Sternen" auf dem Montmartv verbracht hatte. Petit Pierre und Rinon-la-Gaitä hatten schon drei Tage lang nicht' gegesien, als sie auf der Orleaner Straße einem Wagen be- gegneten, dessen Eigentümer ihyen in Anbetracht ihres schlechten Aussehens und ihrer siederhosten Blicke aufzusitzen gestattete. Er war stark und hatte ein wachsames Gesicht, was das junge Paar vor mörderischen Absichten bewahrte, denn weder er noch sie hätten die Tot infolge ihrer körperlichen Schwäche glücklich durchzusühr-n vermocht. Die Reise-dauerte zwei Tag«, und nachdem Petit Pierre dem Fuhrmann gedankt hatte, den Gottes Borsehung selbst ihnen geschickt, begann er. gefolgt von Rinon-la-Goitö, nach Gornant. stinem alten Kameraden aus La Eourtille, zu forschen. Sie be» g«gneten ihm aus dem Marktplatz von Matroi, wie er am Tisch« «int* Werbers de- Regiments Surbec. auf der Schwell« einer Echenke mit der Jungfrau im Schilde. Maulaffen feilhielt. Di« drei Kameraden begrüßten einander mit einem Augen- zwinkern. „Also was?» sagte Eornant.„das ist Ninon-la-Gaitt?" „Leider!- seufzte dos Mädchen. D«r Werber umfoßt« mit einem Falkenblick die drei Kumpane. Er wandt« stch ihnen zu und sprach:„Dreimal wöchentlich wird bei den Klängen der Oboen und Gegen getanzt 0 schäne Jugend- zeitl Dos Regiment liegt in einer Gegend, wo� die Weiber wunderschön sind. Geb, euch euren lobenswerten Neigungen hin und wendet euch an Herrn Penot. der Sergeant de- genannten Regi-
mentes ist.— Er wirbt Männer angefangen von der Höh« von fünf Fuß zwei Finger." Rinon-la-Kait«, Petit Pierre und le Eornant blickten einander an und maßen wortlos die Tiefe ihrer Not. Niemol» vorher waren sie so tief gesunken und wußten aus Erfahrung, daß st« sich nicht ohne Einschreiten de» Ausalles würden erheben können. Sie betraten die Schenk« und schrieben vor Zeugen alle drei ein Sreuzchen unter den Anwerbeoertrag. Ninon-la-Gaite, die einem hübschen Jüngling glich, nahm den Namen Picard an. Und Herr Venot ließ ihnen einschenken, während er sich ausbedang, ihnen ihren Sold zu bezahlen, bis er sie dem Regi- ment übergeben haben werde.
„Ach!" jagte Denot.„Das war ein glücklicher Gedanke, in das Regiment de» Königs«inzutreten. Soldaten haben ein schönes Kleid und die Offiziere sind reich. Das ist nicht wie in Perpignan . wo der Reiterkommandant in einem Salzmagazin wohnt." Den Stock über der Achsel und lustig psejsend schritten sie durch den Orleaner Wald voll Eichen und Kreuzwegen. Aber seit einiger Zeit versahen die Intendanten jeden Kreuzweg jorgfältig mit Auf- schriften, um einsamen Rekruten den Weg anzuzeigen. Denot, dos Schwert über der Schulter und den Hut im Genick. schritt an der Spitze,«ine Ringelblume zwischen den Zähnen. Rinon- la-Gaiie, Petit Pierre und le Eornant gingen ein paar Schritte hinter ihm..Auf ein Zeichen des Mädchens warfen sich die beiden Männer auf Venot, der mit dem Kops in die Farrenkräuter am Wegesrand fiel. Er hatte keine Zeit sich zu erheben: mit einen, Stockhieb schlug ihn Eornant nieder wie ein Kaninchen. Dann durchsuchte NInon-la- Saite kniend die Taschen des Sergeanten und zog«inen Beutel her- au», in dem sich, als sie das Geld nachzählten, zweihundert Dukaten befanden. Das Mädchen klatschte in die Hände. Die Leiche schleppten sie zwischen die Farrenkräuter. „Eornant": sogt« Mnan-la-Gait�.„Der Soldat fft wt, bleiben wir nicht hier." Nachdem sie sich geeinigt hatten, schritt«» die drei Verbrecher aufs Geratewohl durch den Wald. Ei« hofften irgendein« Schenke zu finden, um dort zu trinken. Sie gingen bi» zum Abend und als die Nacht antrat, legten sie sich unter einen Baum, fern von der Straße. Le Eornant hatte da« Geld hinter der Brust. Ninon-la-Gaitä, verkauert wie ein Hund, da» Haupt auf Petit Pierre» Schulter gestützt, schlief nicht. Sie lautschte den unruhigen Atemzügen Eornant».
Im Morgengrauen machten sie sich von neuem aus den Weg. aber Ninon-la-Gaitä sagte zu Petit Pierre, was zu sagen nötig war. „Kameraden", verkündete Eornant.„wir teilen im ersten Wirt»- haus und dann geht ein jeder seines Wegs." „Gut!" sagt« Petit Pierre. Ein« Stund « später bohrte er Eornant sein Messer zwischen die Schulterblätter. Er mußte ihm sieben Wunden versetzen, um ihn zu töten, und hauptsächlich um ihn zum Schweigen zu bringen: denn Eornant brüllte, die Wunden mit seinen Händen oerstopsend, und seine schreckliche Stimme scheuchte die erschrockenen Vögel aus. Petit Pierre nahm den Beutel an sich und Ninon-la-Gaitö bot ihm ihre Lippen an. Sie bog sich zurück, als der Jüngling ihr Haupt in seine Hände nahm, und er wurde der Süße der Belohnung nicht satt. Sie liehen Eornant dem Wild als Leckerbissen zurück und Rinon- la-Gaite sagte zu Petit Pierre: „Zweihundert Dukaten! Wieviel bekommt jeder von uns?" „Wir teilen am Waldesrand", sagte Petit Pierre, und dann gehst du nach recht» und ich nach links. Wir treffen einander nach einer Woche bei BIgnon." „So wird es sicherer sein," sagte Ninon-la-Gaite. Und als die Nacht sich abermals herabsenkte, lagen der Mann und das Mädchen Seite an Seite. Petit Pierre warf seinen Mantel über die Arme der zstternden Ninon.— Es dauerte lange, ehe er einschlief, aber er erwachte nicht mehr, denn dank der Geschicklichkeit seiner Freundin glitt er aus dem Leben in den Tod. ohne davon zu wissen, au» der Halsader blutend wie ein Schwein., Ninon-la-Gaite machte sich mtt ihren zweihundert Dukaten auf den Weg. Sie setzte sich auf einen Steinhausen und wartete, während sie sich gebärdet«, als wäre sie sebr unglücklich. Ein Wagen fuhr vorbei, dessen Kutscher unruhig die Pferde peitsche. Das Rattern des Karrens übertönte Ninons Gejammer. Jetzt erhellte die Sonne die Landschaft und verscheuchte die un» bestimmten Nachtschatten. Ninon hatte mehr Glück bei einer Milch- frau. die nach Etompes fuhr. Di« Frau mtt sprühenden Augen nahm den zarten Iüngsing zu sich auf den Wagen. Und während NInon-lo-Gaitö mechanisch die Fragen der Bäuerin beantwortete, dacht« sie an Pari«, an die Kleider, die sie sich taufen »örde. an ein gute» Geschäft mit ihren Reizen mit der Kupplerin Mutter Saint-Hillaire, bereitete sie sich auf die Eroberung künftiger Liebhaber vor. Da» Leben war schön und Ninan-la-Gaitä zittert« ungeduldig und befühlte heimlich die zweihundert Dukaten in dem roten Tuchbeutel, der auf ihre Brust drückte. (Aus dem Französischen von S. 9L)