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Die Erkrankung des Reichspräsidenten .

Das Befinden weiter zufriedenstellend.

Im Zustand des Reichspräsidenten war bis zum späten Abennd feine Veränderung eingetreten. Das Be­finden ist befriedigend.

Aus. Anlaß der Erfrankung des Reichspräsidenten haben die fremden Diplomaten, teils durch persönliche Besuche, teils durch Besuche ihrer Vertreter, ihre Teilnahme zum Aus druck gebracht. Im Laufe des Dienstags haben in der Woh nung des Reichspräsidenten vorgesprochen: der päpstliche Nuntius, die Botschafter Englands, Spaniens , Frontreichs, Rußlands , Italiens , Japans und der Türkei , die Gesandten Desterreichs, Schwedens , der Schweiz , Belgiens , Dänemarks , Uruguays , Lettlands , Bolens und Chinas , ferner die Geschäfts­träger von San Salvador und der Generalagent für die Re­parationszahlungen Parker Gilbert .

Außerdem haben der Reichskanzler, die Reichsminister, der preußische Ministerpräsident Marg, die Gesandten Bayerns , Württembergs, Badens, Heffens und Sachfens sowie zahlreiche Barlamentarier und andere politische Persönlichkeiten ihre Anteilnahme bezeugt.

Wirtschaftskrieg mit Rumänien ?

Aus Bukarest wird uns geschrieben:

Seit der Rückkehr des Finanzministers Vintila Bra= tianu von der Pariser Finanzfonferenz erleben wir hier täglich in Kammer und Presse erregte Diskussionen, besonders über das Verhältnis zu Deutschland . War es Bratianu gelungen, auf der Konferenz im wesentlichen Rumäniens For derungen bzw. des Spaer Berteilungsschlüssels durchzusehen, so gingen doch die Alliierten auf ein Problem nicht ein, das zumal nach der wiederholten Ablehnung der rumänischen Auslandsanleihe die Deffentlichkeit sehr bewegt. Für die un­gebedte Banknotenausgabe der Banca Generale während der Ottupationszeit hat Rumänien noch 2,5 milliarden Goldlei Erfaßforderungen an Deutschland . Eine Ausgleichung hierin wurde nach Friedensschluß von Dernburg versucht, dann aber wegen des Ruhrkrieges aufgeschoben. Die Oppo­fition tobt nun, daß die Regierung zwei Jahre gewartet und felbst zum Dawes- Plan geschwiegen hätte. Denn nun stellt sich die Reichsregierung auf den Standpunkt, die Voraussetzung des Dawes- Gutachtens sei, daß Deutschland feinen anderen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen habe. Die rumä­nische Regierung dagegen behauptet, daß ihre Forderungen gar nichts mit den Reparationen zu tun haben, sondern Staatsschulden seien, die selbstverständlich abgezahlt werden müßten. Hierüber findet seit zwei Wochen ein erregter Noten­austausch statt, der schon so scharfe Formen annahm, daß Bratianu in der Kammer die Drohung des Wirt fchaftsfrieges aussprach. Rumänien will den Artikel 18 des Versailler Bertrages in Anwendung bringen und deutsches Bermögen rücksichtslos tonfiszieren. Allen Zollämtern ist be= reits ein neuer Bolltarif für deutsche Waren( das Dreifache des bisherigen und 26 Proz. Wertzoll!) zugestellt. Eine neue Ausweisungsepidemie hat eingesetzt. Alle staat lichen Aufträge an deutsche Firmen sind zurüdgezogen und eingestellt. Die Roniulate haben fchon ihre Roffer geradt. Ene nationalistische Welle der Entrüstung geht durchs ganze

Land.

Merkwürdigerweise beachtet man in Deutschland ( soweit man das hier aus deutschen Zeitungen ersehen kann) diefe Borgänge wenig, was die rumänische But nur noch steigert. Die Opposition benußt diese Gelegenheit, bie heil'ose Ber­wirrung in der rumänischen Reparationspolitik aufzudecken. Niemand fennt sich mehr aus. Regierung und Opposition Regierung und Opposition überbieten sich in nationalistischem Geschrei. Nüchterne Ueber­legung muß dagegen fofort zeigen, wie dieser Wirtschafts­frieg gerade wirtschaftlich ein Unding ist. Selbst der Finanzminister mußte zugeben, daß das deutsche Vermögen in Rumänien heute nur noch einige Millionen Bapierlei be­trage. Die Anteile der Deutschen Bank an der Siebenbürgi­schen Erdgas- Gesellschaft, die heute unter staatlicher Zwangs verwaltung steht, sind längst in der Schweiz verkauft. Die Beteiligung des Stinnes- Konzerns an den Astra- Werten in Arad ist nicht recht faßbar. Natürlich ist der Anteil deutschen Rapitals an rumänischen Unternehmungen befonders im Betroleumgebiet bedeutend größer. Die nationalistische Wirt fchaftspolitik der Liberalen, deren Prinzip es ist, die gesamte Industrie nicht für den Staat, sondern für rumänische Staats­angehörige au monopolisieren, veranlaßte das ausländische Kapital, unter den verschiedensten Dednamen im Lande An Lage zu suchen, was seine Erfassung jezt natürlich unmöglich macht. Abgesehen von dieser Schwierigkeit tommt noch hinzu, daß selbst nach rumänischer Schäzung die deutsche Einfuhr fast wieder den Borkriegsumfang erreicht hat. Rumäniens Aus fuhr dagegen ist ungeheuer zurückgegangen. Heute ist dieses Agrarland fogar genötigt, die gesamten Getreidevorräte zu beschlagnahmen. Wir stehen unmittelbar vor der Einfuhr amerikanischen Weizens, was sofort Angleichung an die Welt marktpreise und weitere Teuerung zur Folge haben wird. Rumänien ist auf die deutsche Einfuhr von Medikamenten, Eisenwaren, Chemikalien, Rauchwaren angewiefen. Deutsche Gesellschaften stellten die Petroleumgebiete wieder her. Ohne ihre Maschinennachlieferungen, ihre Facharbeiter und Ersatz­teile wird die Erdölproduktion große Berlufte erleiden. Ru­ mänien wird also letzten Endes der leibtragende Teil bei diesem Wirtschaftsfriege sein.

Biel hängt hier von der Geschicklichkeit der Reichs regierung ab. Gelingt es ihr nicht, durch Berhandeln eine Lösung zu finden, und treibt sie fo die Alliierten auf die Seite Rumäniens , so fönnte Deutschland doch schließlich unterliegen. Man traut hier der Regierung Luther nicht viel Geschicklichkeit zu. Darauf fußt das Vorgehen der liberalen Regierung, die fo wieder die Boltsleidenschaft aufstacheln und ihr Regime befestigen fann. Die Waffen des rumänischen Boltes, die heute in Arbeitslosigkeit, Teuerung und Agrar frise verfommen, werden so wieder einer erhöhten Ausbeutung zugeführt. Die Hoffnung auf einen Sturz der Liberalen und eine demokratische Einigung ist wieder verschoben. Mit vollen Segeln ist die Kammer ins Lager der nationalistischen Schreier übergegangen, eine Schar von Schmaroßern, die nicht das Bolf vertritt, sondern in einem Lande ohne jede demokratische Kontrolle an seiner Ausnugung sich weidet.

Wieder ein Rüdfriff bei der JuH. Der Sekretär bes Inter­nationaler Benoffenfdjaftsbundes, Henry man, hat seine Funktion als Vorfizender der englischen Settion der Internationalen Arbeiter hilfe niedergelegt. Die Erfenntnis des wahren Charakters biefer fommunistischen Organisation scheint sich schließlich auch in England trog alle: Berountelungsmanöver durchzufezen.

Vergebliches Leugnen. Hund

Politik und Geschäft.- Geschäft. Zu den Zu den Enthüllungen des Genossen Heilmann.

Die Mitteilungen des Gen. Heilmann im Breußischen Land­tag über die zahlreichen Berquickungen von Politif und Geschäft bei den skandallüsternen Rechtsparteien haben großes Auf­fehen und zahlriche Ableugnungsversuche zur Folge gehabt. Der Sozialdemokratische Pressedienst" veröffentlicht nunmehr eine Reihe von Tatsachen, die den wahren Wert der De mentis aufzeigen.

Der Feststellung des Briefes ist bis heute nicht widersprochen worden.

Es erhebt sich weiter die Frage, wie es möglich war, baf Herr Dr. Stresemann Herrn Wolpe nicht schon früher ge fannt hat. Die gesamte Berliner Preffe ist monatelang, ehe Stresemann den Wolpe empfing, von den Taten des Wolpe voll gewesen. Es handelte sich um die doch genügend bekannte Affäre bes Stadtsekretärs Leder in Wilmersdorf , der wegen Berschiebung einer Wohnung in der Westfälischen Straße an Wolpe zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt worden war. In Zusammenhang der Wilmersdorfer Stadtrat Simm in einer allgemeinen Konferenz damit hatten der Wilmersdorfer Oberbürgermeister Augustin und der Berliner Presse und sonst öffentlich vor Wolpe als einem Moh nungsschieber gewarni. Es liegen über 100 Ausfonitte aus Berliner Bettungen vor, in denen diefe Angelegenheit ausführlich dargestellt ist. Nur der Herr Reichskanzler Dr. Streje fondern empfing und empfahl Herrn Bolpealles im guten Glau­mann las feine Zeitungen, wußte nichts davon, ahnte nichts davon, ben an seinen Ministertollegen Dr. Höfle.

Weber und die Deutsche Volkspartei . Herr Hermann Weber, der Sprit- Weber, ist bekanntlich Herr Hermann Weber, der Sprit- Weber, ift bekanntlich megen Millionendefraudationen zum Schaden der Steuertaffe des Reiches und Bestechung zahlreicher Stuerbeamten verhaftet worden. In seiner Aussage vor dem Untersuchungs. ausschuß des Preußischen Landtags hat nun der Abgeordnete el jemann in den Reichsklub der Deutschen Bolkspartei eingeführt mann u. a. erwähnt, daß dieser Sprit- Weber durch Herrn Dr. worden sei und daß er Zahlungen an die Deutsche Boltspartei und ihr Organ Die Zeit" geleistet habe. Diese Angabe ist von Herrn Dr. Stresemann zunächst bestritten worden. In feinem Auftrage hat der volksparteiliche Abgeordnete Dr. Binterneil gegen über dem Untersuchungsausschuß wörtlich folgende Erklärung ab gegeben: Darf ich feststellen, daß von einer Berfönlichkeit, die nicht zu den führenden Persönlichkeiten ber Bartei geeftgelage im Hause Blumeshof 5 beim Grafen hört, durch Frau v. Oheimb, eine Einführung des Herrn Weber stattgefunden hat und daß höchstens die Möglichkeit vor­liegt, was aber gar nicht feststeht, daß auf irgendeine Einladung in diesem Hause der Reichsminister einmal mit Herrn Weber zu fammengekommen ist."

Durch Beröffentlichung der Frau v. Dheimb und des Berliner Togeblatts" wurde dann festgestellt, daß diese Aus fage unwahr ist. Der Fall Stresemann liegt also genau gleich dem Fall Bauer: nicht wahre Befundung vor dem Untersuchungsausschuß. Nur daß, anders wie die Sozialdemokratie, die Bolkspartei eine Elefanten baut gegenüber derartigen wiffentlich unwahren Erklärungen hat und für Herrn Dr. Stresemann bisher feinerlei Folgen daraus er. machten find. In Wahrheit hat Dr. Stresemann als Bate den Sprit- Weber in den Reichsflub zusammen mit Frau v. Oheimb eingeführt. In Wahrheit war der Sprit- Weber damals bereits zweimal wegen hinterziehung der Branntweinsteuer vor. bestraft. In Wahrheit hat sich, wie durch Zeugen jederzeit nachweisbar, der Sprit- Weber vielfach gerühmt, daß Dr. Strefe mann sich bereit erklärt habe, in seinen Aufsichtsrat, den Aufsichts­at der Deutschen Spirituosenmerte, einzutreten,

Stresemann und die Wolpe- Bank.

Für die Allgemeine Depositen und handels. bant des Herrn Wolpe hat Herr Dr. Stresemann in Gemein fchaft mit den Ministern Dr. Höfle und Defer ein außerordentlich weitgehendes Empfehlungsfreiben aufgestellt, das bis heute nicht zurücgezogen ist, sondern noch heute unwiderrufen in den Aften des preußischen Handelsministeriums liegt. Herr Wolpe hat das Reichsverkehrsministerium um 1000 Kilogramm Gold und das Reichspoftministerium um 5 Millionen geborgte Gelder be. trogen und dieses Geld ins Ausland gebracht Geschäftsfiß des Herrn Wolpe ist gegenwärtig London . Herr Dr. Stresemann hat fein Verhalten gegenüber Boipe damit entschuldigt, daß er der Empfehlung des Reichstagsabgeordneten Dr. Fleischer und des Reichspoftministers Höfle vertraut habe. Daraufhin ist feft. gestellt worden, daß Herr Dr. Stresemann selbst Herrn Wolpe empfangen hat und sich von ihm hat unterrichten lassen über bas Golbankaufsgeschäft. Das wird gegenwärtig nicht mehr bestritten, nur versucht Dr. Stresemann nach wie por, bie Hauptschuld auf Höfle zu schieben. Demgegenüber ist einfach zu vermeisen auf den Brief des Reichstagsabgeordneten Dr. Fleisher an Sirese mann vom 12. November 1923, ber beginnt:

Der auf Ihre Beranlassung burch bas Reichspost­minifterium und das Reichsverfehrsministerium mit Hilfe der Depositen und Handelsbant eingeleitete Goldauflauf

Die Zitzewitz und Carlowig. Banks und Grundstücksgeschäfte des preußischen Adels. Während die Deutschnationalen und ihre voltsparteilichen Tra­banten sich gar nicht genug tun fönnen, um im Barmat- Ausschuß des preußischen Landtages über die Korruption der Sozialdemo­fratie" immer neue Beweisanträge zu stellen, find fie von einer mehr als bedenklichen Zurudhaltung in einem anderen Untersuchungsausschuß des Landtages, ber die Geheimnisse ber Kreditgewährung bei der sogenannten Breußischen Landespfandbriefanstalt zu entschleiern hat.

Der Fall Wolpe bedarf noch recht genauer Auftlärung. In den Büchern der Depofiten- und Handelsbank find 2 Millionen Ausgabe ohne nähere Angabe der Zwed bestimmung verbucht Außerdem er­gab die Nachprüfung einen Fehlbetrag von 300 000 Mart, über den febe Buchung fehlt. Endlich ist in den Büchern verzeichnet eine Ausgabe von 180 000 Mart, die angeblich dazu gedient haben sollen, medem zu bezahlen, an denen auch Prinz Joachim Sigismund von Preußen teilgenommen haben soll. Die Staatsanwaltschaft scheint bisher diese Bücher nicht gefunden zu haben. Eine beglau bigte Abschrift davon ist angefertigt worden bei dem Notar Justizrat Solomann, Berlin , Taubenstraße 23.

Herr Wolpe hat sich nun wiederholt gerühmt, Herrn Dr. Strefe mann fleinere Beträge für 3wede der Deutschen Volkspartel über­wiesen zu haben. Der Beweis dafür, daß er nicht gelogen hat, dürfte zu erbringen sein. Aber vielleicht stärkt Herr Dr. Stresemann zu­nächst einmal sein Gedächtnis und stellt fest, ob diese Angabe wohr ist.

Malhans Empfehlung.

Stresemanns Staatssetretär, der Botschafter Freiherr D. Malgan, hat im Untersuchungsausschuß des Reichstags sehr von oben herab über Empfehlungsbriefe für Barmat gesprochen. Ist Herr v. Malzahn bereit, das Empfehlungsschreiben zu veröffentlichen, das er als amtliche Empfehlung des Auswärtigen Amts dem seinerzeitigen gemeinsamen Börsenvertreter von Barmat und Freiherrn D. Malzan, dem ostjüdischen Bantier Bern hard Rabinowicz, gegeben hat? Auch die Börsengeschäfte selbst, die Herr D. Malzan durch Rabinowicz hat ausführen laffen, würden gewiß die Deffentlichkeit intereffieren.

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Bon dem Genoffen Heilmann wird dem Soz. Pressedlenst geschrieben:

Meine Mitteilung im Breußischen Landtag, daß Stresemann seinen Freund, Kommerzienrat Litwin an Krassin empfohlen, und daß dieser seine Entrüftung über die Litwinschen Angebote aus gesprochen habe, ist von den Beteiligten bestritten worden; fie ift gleichwohl richtig. gleichwohl richtig. Mein Gewährsmann, Genosse Rechtsanwalt Dr. Ostar Cohn, hat mir darüber folgendes mitgeteilt, was ich auf seine Veranlassung in feiner Gegenwart fchriftlich firiert habe

Im Sommer 1918 wandte sich Litwin, eingeführt durch Emp­fehlung Stresemanns, an Strafin unb erbot fich, wenn er ein Monopot erhielte, für 50 millionen Mark deutsche Maschinen gegen 5 Broz. Bergütung für fich att Sowjet Rußland zu liefern. Staffin hat dieses Angebot bem Genoffen Dr. Dstar Cohn mit dem Bemerten vorgelegt, wenn Stresemann schon seine Freunde empfehle, follten sie wenigftens Rußland nicht betrügerische oder wucherische Geschäfte por ichlagen.

Dr. Ostar Cohn hat mich ermächtigt, von dieser seiner Mitteilung Gebrauch zu machen.

eine Frisur und Berschleierung darstelle und die wahren Gründe in den Hintergrund treten ließe. Ein solcher Bericht sei geradezu unzulässig und unmöglich. Schon nach dem ersten Zusammentreffen mit Nehring hat Conze tein Hehl dar­aus gemacht, daß er für seine Berjon das Vertrauen zu Nehring und dessen Geschäfte vollkommen verloren habe.

Auf Fragen des Abg. Brückner-( Soz.) mußte Nehring zu geben, besondere Austünfte über v. 3igewig, v. Eßdorf, v. Carlowig und v. Karstadt nicht eingeholt zu haben! Nehring selber hat teinerlei Feststellungen über die Sicherheit der als Dedung gegebenen Wechsel vorgenommen. In diesem Ausschuß wurden am Dienstag außerordentlich inter. Weiterhin stellt sich heraus, daß die Anstalt auch Steuer­effante Mitteilungen über die Geschäftstüchtigteit gefchulden, Reparaturtoften usw. bei den Berliner Miets wisser Angehörigen des preußischen abligen Großhäusern übernehmen mußte. Auf Befragen, ob die Gesellschafter grundbefizes gemacht. Der Borsigende des Ausschusses, Ab- der von Bigewiß gegründeten G. m. b. H. vielleicht diese doch von geordneter Leinert, verlas u. a. einen Briefwechsel der Landes den Mietern bezahlten Summen für sich verbraucht hätten, pfandbriefariſtalt mit der Städtischen Spartasse in Stettin . Aus erflärt Zeuge, er wüßte nur von dem Kauf von Automobilen. Es diesem geht hervor, daß die preußischen Junter v. 3igewiß habe sich um rund 300 000 m. gehandelt. Zu persönlichem Ber­und d. Ehdorf von der Landespfandbriefanstalt einen Betragoon brauch feien den Gesellschaftern von der Pfandbriefanstalt teine 3268403 Goldmark als Krebit ausgezahlt erhalten haben, Gelder gegeben worden. mit dem vereinbarungsgemäß die Städtische Spartalle in Stettin belastet werden sollte. Der Spartasse war eine Pro­vision zugesichert worden. Als fie in einem späteren Schreiben an diese Brovision erinnerte, erhielt sie von der Landespfandbriefanstalt die Mitteilung, daß es sich nur um ein Scheingeschäft gehandelt habe, die Zahlung von Provision wird ausdrücklich abgelehnt.

Der für bie merkwürdigen Geschäfte verantwortliche frühere Direktor der Landespfandbriefanstalt, Geheimrat Nehring, mußte als Zeuge zugeben, daß die Lage der Pfandbriefanstalt schon im mai und Juni berartig war, daß er als Beamter die Pflicht gehabt hätte, zu erflären, fie fönne nicht weiter bestehen. Um die Anstalt zu erhalten, habe er Kreditgeschäfte gemacht, wobei die Anstalt so­wohl 1923 wie auch 1924 Verluste erlitt. Auf wiederholtes Drängen haben die Ministerien in eine Erhöhung des Grundkapitals aus Mitteln der Hauszinsffeuer eingewilligt. Das Grundfapital murbe auf eine Million Goldmart erhöht. Dieser Beamte aus der alten Schule erzählt weiter, daß er im Frühjahr vorigen Jahres die ihm persönlich bekannten Herren n. Egdorf und v. Bißemik in Begleitung der Herren v. Cartowiz und v. Karstädt empfing, benen er unter Bürgschaft der beiden Legtgenannten einen Strebit non 575 000 Mart einräumte, damit sie in Berlin 24 große Häuser taufen tönnten Mit diesem Anfangskredit von einer halben million maren die adligen Grundstücstäufer aber nicht zufrieden, sondern verlangten wenige Monate später eine neue Zahlung, die ihnen nach einigem Strauben auch im Betrage von 2 Millionen Goldmart gewährt murde. Die Gesamtschuld der Bigewiß und Ehdorf bei der Landes pfandbriefanstalt beträgt heute 5,3 Millionen Goldmart.

Im August 1924 hat der Direttor Nehring der Aufsichtsbehörde, b. t. das Wohlfahrtsministerium, einen Bericht über die Ge. schäfte der Anstalt erstattet. Ueber diesen Bericht äußerte sich vor dem Ausschuß der Ministerialdirektor Conge dahin, daß er

leberraschend war das Berhalten der Rechtsparteien nach diesen Aussagen. Weil der für die unzulässige Kreditgewährung verant wortliche Nehring zugegeben hatte, daß die Geschäfte[ agungs. ridrig gewefen sind, hielt es der deutschoolksparteiliche Abge­ordnete Grundmann für zweckmäßig, die weitere Bernehmung ab­zubrechen und die Angelegenheit als geflärt anzusehen. Sowohl der Borfigende des Ausschusses wie der Berichterstatter widersprachen diesem Bersuch, die Aufflärung abzumürgen, auf das entschiedenste. Der Ausschuß vertagte sich dann und will am Mitt woch vormittag die Bernehmig Nehrings fortsetzen.

Benn es fich um Grundstücsschiebungen preußischer Junter und deren Begünstigung durch eine staatliche Wohlfahrtsanstalt handelt, haben die für Sauberkeit im öffentlichen Leben schwär­menden Bürgerblödler augenscheinlich kein Interesse daran, den Dingen auf den Grund zu gehen. Ihnen genügt es, ihre Batent­moral den Sozialdemokraten und Republikanern zu prebigen!

Zum Tode Brantings.

Der Barteivorstand ber SPD. bat an bie Sozial­

demokratische Arbeiterpartei Schwedens nachstehendes Telegramm gerichtet: Mit dem fchwedischen Broletariat, mit der sozialisti­fchen Internationale trauert auch die beutice Sozialdemokratie in tiefem Schmerz an der Bahre unseres großen Vorfämpfers Branting .

Der deutsche Gesandte in Stockholm , Rosenberg, hat bas Beileib des Reichspräsidenten und der Reichsregierung ausgesprochen.

Aus den Kreisen des Böllerbundes in Genf , in denen Bran ting hohes Ansehen genoß, sind zahlreiche Beileidsfundgebungen ergangen, ebenso vom Internationalen Arbeitsamt.