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Man erfrischt sich in dem übervollen niglichen" Forsthaus Baufs.| born oder trinkt einfach in dem ländlichen Jagdschloß ein Glas Milch. Biele Spaziergänger hat das wundervolle Wetter hinaus gebracht. Die dunkelgrünen Kiefern, in flüssiges Gold getaucht, strömen ihren Duft aus. Gegen 6 1hr geht die Sonne gelbrot unter. Die Abenddämmerung naht. Der köstliche Wintertraum hat ein Ende. Man weiß nicht, ob er morgen fortgesetzt werden

fann.

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Auch die Wettermeidungen aus den Bergen berichten wieder von guten Wintersportverhaltnissen. Dem Deutschen Berkehrsbureau, Berlin , Potsdamer Bahnhof, gingen telegraphisch folgende Wetter. berichte zu: Riefengebirge. Krummhübel , 550-843 m ü. M., Barometer feft, 3 Grad Kälte, 15 cm Pulverschnee. Hoch­gebirge 40-55 em Schneehöhe, Sportverhältnisse sehr gut. Grafschaft Glay. Bad Reinerz , 568. m ü. M, 20 cm Schnee­höhe, 0 Grad, etwas bemölft. Ziegenhausbaude b. Reinerz , 800 m i. M., 30 em Schneehöhe, 2 Grad Kate, etwas bewölkt, Stiföhre an der Hohen Mense gut. 3fergebirge. Bad Flinsberg , 330-1100 m ü. M., 50 cm Schneehöhe, 5 Grad Kälte, prächtiges wolkenloses Wetter, 20 cm Rauschnee, Selföhre und Rodelbahn sehr gut. Thüringen . Oberhof , 825 m ii. M., 25 cm Schneehöhe, 5 Grad Kälte, starter Schneefall, Ski- und Rodelbahn vorzüglich, Rauhreis. Friedrichroda , 4 Grad Kälte, Schneehöhe 15 cm, Rodel, Sti, Bob gut, Schneefall; Sonntag Bobrennen um die Thüringer Meisterschaft. Harz . Schierke , 600-650 m ü. M.. 15 em Schnees höhe, 6 Grad Kälte, etwas bewölkt, außerhalb des Dries bis 50 cm Schireehöhe, St, Rodel und Etsbahn gut. Braunlage , 600 m ti. M., 20 em Schneehöhe, 8 Grab Kälte, prächtige Winterlandschaft, offer Schneesport vorzüglich.

Die Berliner Aufwertungsaktion. Annahme der SPD. - Anträge im Haushaltsausschuß. Endlich hat der städtische Haushaltsausschuß Zeit gefunden, fich mit den Aufwertungsanträgen der SPD. und auch der Deutschnationalen zu beschäftigen. Sie wurden erfreulicherweise einstimmig angenommen. Dadurch wird die augenblickliche Aufpertungsaktion auf alle über 60 Jahre alten Sparer ausgedehnt, während bisher die Altersgrenze 65 Jahre war.

Die Berhandlungen waren insofern intereffant, als sie geradezu Föftlich die Wahldemagogie der Rechtsparteien beleuchteten. Mit ernster, sorgenvoller Miene erklärte der Kämmerer, daß Berlin feine Sonderaufwertung für feine Sparer machen könne, die Aufsichts­behörde laffe das nicht zu. Man fönne infolgedessen höchstens eine Wohlfahrtsaktion für Bedürftige unternehmen, und auch diese müsse fich in Grenzen halten. Bei dem Sprecher der Deutschnationalen, Dr. Steiniger, hat die turze Regierungsherrlichkeit schon so er. zieherisch gemirkt, daß er auf diesen Wink hin sofort bereit war, ben deutschnationalen Antrag abzuschwächen. Stür mische Heiterfeit rief der Hinweis des Kämmerers auf die bevor stehende Regelung der Aufwertung durch das Reich hin, denn jeder Mensch weiß natürlich, daß die demagogischen Versprechungen, mit denen die Rechtsparteien im Wahlkampf fich in den Sattel zu setzen versuchten, nicht mit einem einzigen Prozent erfüllt werden. Die be­trogenen Sparer werden an ihren Aufwertungsfreunden auf der Rechten noch ihre helle Freude erleben.

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Eine fehr lebhafte Debatte rief die Beratung über den Bau der MEG. Schnellbahn hervor. Im Ausschuß traten die größten Meinungsverschiedenheiten darüber zutage, welcher Teil der Bahn gebaut werden soll. Ein Teil wünscht mit dem Stadtbaurat hahn den Bau an der Boltaftraße im Norden zu beginnen und unter Aus nugung der vorhandenen Tunnelstrecken bis zum Oranienplag durch zuführen, während ein anderer Teil des Ausschusses vorschlägt, von bem Nordsübbahnhof Hermannplah nach Norden zunächst bis zum Uleranderplatz zu bauen. Der Ausschuß beschloß, die Beiterberatung vorläufig zu vertagen, bis von der Tiefbauverwaltung aus reichendes Material über die technische und finanzielle Seite diefer Fragen vorgelegt ist.

Agrarier gegen die Berliner Milchversorgung. In der Deutschen Tageszeitung" hat vor einiger Seit ein Dr. G. Heede Angriffe gegen die Berliner Milchversorgung G. m. b.. gerichtet. Herr Heede war früher der Vertreter der Provinzmolle­reien, die während der Inflationszeit wie Pilze aus der Erde ge­fchoffen sind und außerordentlich preisverteuernd gewirkt haben. Herr Heede ift unlängst aus seiner Stellung ausgeschieden und will fich nun anscheinend den Provinzmolfereien aufs neue angenehm in die Erinnerung und in eine neue Stellung bringen. Sein Artikel in der Deutschen Tageszeitung" hat die bombastische Ueberschrift: Der Berliner Milchskandal. Der Verfasser tut so, als ob er mit feinen Auslaffungen auf der Seite der Berliner Berbraucher steht und ihnen

fagt, ihr zahlt vielzuviel für die Milch. Das könnt ihr ändern, wenn ihr das ganze System der Milchverteilung und der Preisfestseßung dadurch ändert, daß ihr die Berliner Milchversorgung G. m. b. 5). ab­schafft. Indessen es scheint nur auf den ersten Blick so, als ob Herr Dr. Heede im Interesse der Milchkonsumenten Berlins schreibt. In feinem Artikel fagt er nämlich flipp und flar: etten Endes bleibt eine fchwere Schädigung der Landwirtschaft au verzeichnen." Um die Berliner also fümmert er fich in Wahrheit nicht. Er will nur, daß die Landwirte und die Provinz­moltereien mehr erhalten. Wie wenig sich Herr Dr. Seebe im übrigen um das Wohl der Berliner bekümmert, geht auch deutlich daraus hervor, daß er eine Basteurisierung der Milch für überflüssig hält. Cr ist geraiß der Ansicht, daß die Berliner alles, was und in dem Zustand, wie es nach Berlin kommt, faufen fönnen, wenn nur die Brovinzmolkereien durch das Pasteurisieren nicht Kosten zu tragen haben. Der Artitel enthält außerdem grobe Unrichtigkeiten. Wir haben in Berlin teine Milch3wangswirtschaft, wie das Dr. Heede behauptet, sondern eine Blanwirtschaft. Auch die Kalkulation des, Milchpreises, wie sie in dem Artilel enthalten ist, ift falfe. Die Berliner Milchpersorgung G. m. b. 5. hat Anlaß genommen, diese groben Fehler und abjichtlichen falschen Dar­tellungen in der Deutschen Tageszeitung" zu berichtigen. Der rätselhafte Treforraub bei der Darmstädter Bauf

Am 7. Mai v. 3. wurde morgens im Tresor der Darmstädter Bant- Filiale in der Königstraße das Fehlen einer Rassette mit 64 000 art Sirhalt entdeckt. Die Kassette war am Abend vorher von mehreren Beamten in den Treforraum gebracht worden. Trog dem war fie am nächsten Tage auf rätselhafte Weise verschwunden. Der Berdacht war durch einen Bertrauensmann der Polizei auf den Bankbeamten Schulz, einen gewissen Enders und den Bankbuch­halter Mar Wenbling gelentt morden. Enders und Wendling follen in Beziehung zu den Gebrüder Strauß, den berühmten " Einbrechertönigen" gestanden haben. Das Verfahren mußte aber mangels Beweise gegen Schulz und Enders eingestellt werden und gestern hatte fid) allein Wendling wegen Einbruchdiebstahles vor dem Schöffengericht Mitte zu verantworten. Schon einmal hatte die Sache zur Berhandlung angestanden. Die Rechtsanwälte Dr. Schwindt und Dr. Eisenstaedt hatten aber neue Beweis anträge gestellt, denen sich das Gericht nicht verschließen konnte. Zum geftrigen Termin waren die neuen Zeugen erschienen und wurden pernommen. Die Beweisaufnahme brachte das Gericht jedoch zu der Ueberzeugung von der Beteiligung des Angeklagten mit unbekannten

Lätern an Bam Bantraube. Dieser Beweis wurde durch Indizien geführt. Es wurde angenommen, daß, nachdem die Kaffette in den Treforraum gebracht worden war, die Tresorgittertür mit einem vor­her angefertigten Nachschlüssel nochmals von einem Bankangestellten geöffnet, die Kaffette herausgeholt und in einem Nebenraum verſtedt worden war. Von dort soll sie dann mittels Nachschlüssels später weg­geholt worden sein. Obwohl Wendling jede Schulb bestritt, wurde ihm zum Berhängnis, daß bei einer Hausfudyung in feiner Laube mehrere Rollen von Silbergeld und Bündel Ba­piergeld in den Hüllen gefunden worden waren, in denen die Beträge in der Kassette aufbewahrt worden waren. Der Angeklagte hatte sich auch über die Herkunft dieses Geldes in verschiedene i der ( prüche vermidelt. Eine Rolle spielte bei der Ueberführung des An­geflagten ein Notizbuch, in dem eine Summe von 64 000 Mart in drei Teile geteilt worden war. Während der Staatsanwalt gegen den Angeklagten wegen Einbruchsdiebstahles drei Jahre Zuchthaus beantragt hatte, fonnte das Gericht nicht den Nachweis für erbracht anfehen, daß der Angeklagte selbst an dem Raube mitbeteiligt war. Es hielt ihn nur schuldig der Hehlerei, da er mindestens von den wirflichen Tätern einen Anteil an der Beute erhalten haben müßte. Wendling wurde zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Der Querulant".

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Eine Komödie heißt fo. Und diesmal spielt sie vor Gericht. Ein weißhaariger Alter mit rosigem Gesicht und blauen Kindesaugen ist der Angeklagte. Semne Chehälfte begleitet ihn. Es sind biedere Kleinrentnersleute. Er fam eines Tages aufs Polizeirevier, um als Deputierter eines Berliner Gartenhauses sozusagen" oder gewisser­maßen" so lauten die Worte, die er tausendmal gebraucht sich nach gewissen baupolizeilichen Berordnungen zu erfundigen. Dabei soll er sich, wie der Reviervorstand als Hauptzeuge fachlich aussagt, ziemlich halsstarrig gezeigt haben. Der start beschäftigte Polizeimann machte den alten Mann höflich darauf aufmerksam, daß dies nicht Angelegenheit seiner Behörde fet und forderte ihn mehrmals ver­geblid) zum hinausgehen auf. Davon wollte der Alte nichts wiffen bis er von zwei Beamten nicht ganz fanft an die Luft gesetzt wurde. Eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs folgte, die zu jener ergöglichen Gerichts zene führte. Die beiden Seugen antworteten tnapp und flar, während der Angeklagte faffungslos auf seinem Stuhl faß. Immer wieder betonte er feine Anständigkeit und Ehr­lichkeit, beteuerte er feine Unschuld, feinen Widersachern das Gegen teil vorwerfend. Der Borsigende übte sich in Geduld, und ber teil vorwerfend. Der Vorsigende übte sich in Geduld, und der Staatsanwalt lächelte. Es half dem Greis alles nichts- milderweise milderweise wurde er zu fünfzig Mark Geldstrafe verurteilt. Natürlich pro teftierte er gegen diefe Ungerechtigkeit", und er hätte doch längst wiffen müssen, daß man sich immer die Finger verbrennt, wenn man für die anderen die Kastanien aus dem Feuer holt.

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Straßenunfälle vor Gericht.

Die verhängnisvolle Probefahrt.

Der Tod des Arztes Dr. Biman hatte dem Chauffeur Müßig. brodt eine Anflage wegen fahrlässiger Tötung zugezogen. Am burg, bei dem Müßigbrodt beschäftigt war, einen neuen Benzwagen 11. November hatte der Generalfonful Rosenthal in Charlotten gekauft, und der Angeklagte hatte den Auftrag erhalten, den Wagen nach der Garage am Fehrbelliner Play zu fahren. Er sollte am nächsten Tage mit dem Besitzer des Wagens eine Fahrt nach Breslau unternehmen.

In der Garage wurde er von einem anderen Chauffeur angeregt, mit ihm eine Probefahrt mit dem neuen Wagen nach Nauen zu machen. Unterwegs wurden noch einige Bersonen zur Mitfahrt aufgenommen. Auf der Hamburger Chauffee bei der Einmündung ter Bredower Landstraße, bog aus diefer der prattische Arzt Dr. Liman, der von einem Krantenbesuch auf feinem Rabe heimfuhr, ein. Das Auto befand sich in fcharfer Fahrt, die bis zu 80 Kilometer gesteigert worden sein soll. Der Rabfahrer fuhr auf der rechten Seite; als der Angeflagte mit feinem Bosch- Scheinwerfer ihn fichtete. bremste er scharf und steuerte nach fints. Es war aber au påt. Der Radfahrer wurde von der Majchine erfaßt, das Auto brehte fich durch das scharfe Bremsen um sich selbst und flog in den Chauffeegraben, wo es zertrümmert liegen blieb. Der Arzt felbst wurde gegen einen Baum gequetscht, dann bei der Kurvenfahrt des Autos mitgefchleift. Er war fofort tot. Das Schöffengericht Charlottenburg hatte angenommen, daß der Angeflagte fich auf einer Schwarzfahrt befunden habe und hatte als besonders erschwerend das schnelle Fahren angerechnet. Deshalb lautete die Strafe auf Jahre Gefängnis. In der Berufungsverhandlung, die vor dem Landgericht III stattfand, trat Rechtsanwalt Dr. Martuje den Beweis an, daß der Angeflagte nur im Intereffe für feinen Wagen eine Probefahrt unternommen habe, und er bestritt auch, daß der Angeklagte unberechtigt schnell gefahren fei. Nach eingehender Beweisaufnahme, in der auch eine Grizze ber Unfallstelle dem Gericht vorlag, fam die Straftammer zu der Deber. zeugung von der Schuld des Angeklagten. Es wurde angenommen, daß er nicht die nötige Aufmerksamkeit beachtet habe, sonst hätte er bei dem starken Scheinwerfer schon aus meiterer Entfernung be­merten müssen, daß auf der Landstraße ein Radfahrer eingebogen war. Er hätte rechtzeitig bremsen und links vorbeisteuern fönnen. Eine zu große Geschwindigkeit nahm das Gericht nicht an, denn auf der offenen Chauffee fönnte er schneller jahren. Aber gerade dieje schnelle Fahrt müßte dem Angeklagten eine besondere Aufmerksam. teit einschärfen. Offenbar hatte er den Kopf verloren und war nach links gesteuert, als es zu spät war. Da der Angeklagte aber nicht zu seinem Vergnügen, sondern aus Interesse für den neuen Wagen gefahren war, hielt das Gericht neun Monate Gefäng

Das Rundfunkprogramm.

Mittwoch, den 25. Februar.

Außer dem üblichen Tagesprogramm:

nis für eine ausreichende Sühne. Der Haftbefehl wurde auch auf. gehoben.

Ein weiteres Berfahren im Anschluß an ein Straßenunglück mit tödlichem Ausgange, das sich gegen den Straßenbahn­führer Starte wegen fahrlässiger Tötung und Körperverlegung richtete, beschäftigte gestern das Schöffengericht mitte. Es handelte ich hierbei um den schweren Straßenbahnunfall an der Ede der Huffiten und Boltastraße vom Oktober vorigen Jahres, der den Tod einer Person und die Verlegung von 14 Personen zur Folge gehabt hatte. Der verhängnisvolle Unfall ereignete sich dadurch, daß beim Einbiegen der Straßenbahn in die Kurve der Anhängerwagen aus dem Gleise sprang, umtippte und eine gerade auf der Straße stehende Frau Kuttner unter fich begrub. Die Berlegten waren Fahrgäste, die mehr oder minder schwere Bermundungen davontrugen und zum Teil heute noch leidend find. Starke wurde zur Last gelegt, daß er zu schnell in die Kurve gefahren und nicht rechtzeitig gebremst halte. Die Bremse war in Ordnung befunden worden. Es entspann sich eine längere Erörterung über die Beschaffenheit der Bremse. Die Sachverständigen wiesen entlastend darauf hin, daß die Ausbildung der Führer schlechter und fürzer gewesen wäre als heute. Auch der Zustand der Kurven war sehr schlecht. Beide Mängel, Folgen der Inflationszeit, feien heute beseitigt. Der Angeklagte erschien aber den Sachverständigen troßdem schuldig, weil er bei dem schabhaften Zu­ftand der Kurven eine größere Ümficht und rechtzeitige Bremsung vornehmen mußte. Unter diesen Umständen wäre der Unfall ver­mieden worden. Entgegen dem Strafantrage von Jahren Ge­fängnis erfannte das Gericht auf 6 Monate Gefängnis.

Ein Schulskandal.

Was ein Schul- ,, Unternehmer" sich leisten darf. Die folgenden haarsträubenden Zustände an einer Privatschule werden uns von unterrichteter Seite geschildert:

In der Weißenburger Straße 2 befindet sich eine private höhere Knabenschule. Der Unternehmer, Adolf Ohmstede befigt zwar nicht die wissenschaftliche Befähigung zur Leitung einer höheren Schule, aber der Referent für das Brivatschulwesen hält offenbar feine schüßende Hand über ihn. Wirtschaftliche Kämpfe zwischen Unternehmer( Direttor) und Angestellten( Lehrern) sind dort an der Tagesordnung; aber die Mittel, mit denen dieser Kampf zur­zeit vom Unternehmer geführt wird, find doch bisher in der Geschichte des preußischen Schulwesens glücklicherweise noch nicht dagewesen. Ein Hausvertrag, der vom Zentralverband getätigt ist, gibt dem Ob­mann ziemlich weitgehende Rechte; aber was nüßt ein Bertrag gegen den, der teine Berträge hält? Herr D. fündigt unter offener Berlegung des Vertrages Ende Dezember sämtlichen Angestellten ein­schließlich des Obmanns ohne Angabe eines Grundes. Das vertrag= lich vorgesehene Schiedsgericht tritt zusammen. Herr D. erscheint mit einem Rechtsanwalt, der das Schiedsgericht ausdrücklich an­ertennt; dem Unternehmer wird eine Frist von sechs Tagen ge­laffen, die ungefeßlichen Kündigungen zurückzunehmen. Die erwartete Ertlärung erfolgt nicht. Statt defen entläßt Herr D. den Ob mann fristlos, trotzdem dieser zwanzig Jahre an der Anstalt tätig weniger beweisträftig, als D. bisher jeden Obmann fristlos ent­gewesen und darüber alt und grau geworden ist. Die Gründe, die er für diese Gefeßwidrigkeit angibt, find nichtssagend und um so weniger beweisträftig, als D. bisher jeden Obmann fristlos ent­laffen hat, ohne jemals feine Berechtigung dazu nachweisen zu fönnen. Statt des Entlassenen stellt er einen Studienassessor(?) ein, ebenfalls gegen die Bestimmungen des Bertrages. Endlich erhöht er gleichzeifig ebenfalls vertragswidrig das Schulgeld um 2 m. und vermehrt dadurch sein Einfommen, das ohnehin schon mehr als fürftlich ist, um tausend Mart monatlich. Damit enthüllt er gleichzeitig ben 3wed aller feiner Gesegesverlegungen. Endlich fündigt er diesmal im Rahmen der Bestimmungen­mieberum vertragswidrig den ganzen Bertrag und mill Lehrer zum Abschluß von Einzelverträgen zwingen. Als das Schieds­gericht nun seinen endgültigen Spruch fällen will, läßt Herr D. im legten Augenblick dem Borsigenden durch seinen Rechtsanwalt mit­teilen, baß er bas ganze Schiedsgericht nicht aner tennt. Reichsverfassung, Betriebsrätegeseß, Bertrag, das sind Dinge, die einen tüchtigen Geschäftsmann nicht binden. Und die Schulaufsichtsbehörde sieht diesem Treiben mit verschränkten Armen zu. Herr D. erzieht ja die ihm anvertrauten Kinder in deutschem" und religiösem" Sinne. Ein gefchidter Staatsanwalt würde daraus Leistungswucher, versuchte und vollendete Nötigung, wiffentlich fallbe Anschuldigung machen. Dagegen aber schüßt Herrn D. seine Zu­gehörigkeit zur Deutschnationalen Bartet. Und wie steht es mit der imfaß steuer des Herrn D.? Man frage das Finanzamt.

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Das Faschingsbaby.

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die

Ein geradezu nicht alltäglicher Zwischenfall ereignete fich auf einem Rofenmontagfelt in Rathenow . Gegen Mitternacht betrat eine weibliche Masle den Saal, in den Armen ein großes Batet. Schnurstrade ging die mastierte Geftalt auf eine jung­verheiratete Mechanikerfrau au und überreichte ihr das Bafet. Beim Deffnen fand die erfchredte Frau einen etwa 11jabrigen Anaben. Es war das uneheliche Rind ihres Ghe mannes, der ihr zartfüblend das Liebespfand verschwiegen, aber auch nicht für das fleine Kind geforat batte. Natürlich fam es au einer Siene. Niemand wollte das Kind in dem feftlichen Trubel behalten, bis schließlich die Polizei das Kind aur Bache mitnabm. Später hat der Vater den Knaben von der Bache fortgeholt und ihn zu sich genommen.

Landpflegestellen für Schuleutlaffene.

Auch in diesem Jahre besteht, wie das Bezirksamt Bankow mit teilt, die Möglichkeit, jdulentlassene, erholungsbedürftige Knaben und Mädchen von 14 bis 16 Jahren, auch solche, die zu Ostern aus der Schule entlassen werden, vom April bis zum Herbst dieses Jahres aufs Land zu verschiden. Die Unterbrin­gung erfolgt in Landpflegestellen im Inland. Bedingung ist, daß die Betreffenden nicht frant sind, sondern nur zu schwächlich, um ichon in die Lehre zu treten. Beteiligen fönnen sich auch solche Jugendliche, die sich noch nicht in einem Lehr- oder Arbeitsverhält­prüfte Landpflegestellen überwiesen, wo Verpflegung und Unter­femmen vollständig unentgeltlich sind. Es ist lediglich ein ermäßig­tes Reisegeld von den Eltern zu zahlen. Von den Jugendlichen find in den Pflegeftellen leichte, ihrem Alter und ihrer förperlichen Entwidlung angepaßte Arbeiten zu verrichten. Anmeldungen wer­den werftäglich von 8 bis 1 Uhr im Jugendamt Bankow , Neue Schönholzer Straße 35, III, Zimmer 101, entgegengenom men, woselbst auch die näheren gedruckten Bedingungen verabfolgt werden.

3.30 Uhr nachm.: Die Funkprinzessin erzählt: Von Engeln und Tenfelchen. II. Folge. 1. Mutter Marias Pflegekind, Then v. Harbou. 2. Was der Bauer Jochen zwischen Ostern und Weih- ris befinden und von Sause abkömmlich sind. Sie werden in ge­nachten erlebte, Thea v. Harbou.( Die Funkprinzessin: Adele Proesler). 4.30-6 Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner Funkkapelle). 6.40 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule.( Abteilung Bildungskurse). Handel. Privathandelslehrer Franz Fischer: Grundzüge des Wechselwesens". 5. Vortrag. Besondere Formen des gezogenen Wechsels. 7 Uhr abends: Dr. R. W. Schulte: Leistungssteigerung durch Turnen, Spiel und Sport". 8 Uhr abends: Karl Brammer von der Pressestelle des Auswärtigen Amtes: Der Rundfunkhörer am Rundfunksender". 8.30 Uhr abends: Lilienèron: 1. a) Auf dem Kirchhof, b) Wer weiß wo? Schlacht bei Kollin. 18. 6. 1757), c) Wiebke Pogwisch, d) Ein Geheimnis ( Frita Soot, Rezitation). 2. a) Auf dem Kirchhof, Brahms , b) Wiegenlied, Erich Wolf, c) Einen Sommer lang, Erich Wolf ( Maryla von Wolley, Sopran). 3. A- Dur- Quartett, Schumann, Andante expressivo Allegro molto moderato Assai agitato Adagio molto Allegro molto vivace( Max Post erste Violine; Willi Post, zweite Violine; Artur Post, Viola; Richard Post, Cello). 4. a) Auf der Kasse, b) Trotzköpfe, c) Hand­kub, d) Das Haupt des heiligen Johannes in der Schüssel, e) Das Gewitter, f) Rondel, g) Ich und die Rosen warten( Fritz Soot ). 5. a) Glückes genug Reger, b) Sehnsucht, Strauß. c) Mit der Pinasse, Schillings( Maryla von Wolley). Am Flügel: Otto Urack . Anschließend: Bekanntgabe der neuesten Tagesnach­richten, Zeitansage. Wetterdienst, Sportnachrichten. Theaterdienst.

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Finale

Wegen Beschimpfung der Republik wurde der verantwortliche Redakteur der Roten Fahne", Wilhelm Liefe, vom Schöffen­gericht Mitte zu 800 M. Geldstrafe verurteilt. Beantragt war ein Monat Gefängnis. Die strafbare Handlung wurde in einem Artifel mit der Ueberichrift Die Verhältnisse in dieser Republik stinken zum Himmel" gefunden.

anns

Sprechauns- Abend. Der bekannte erblindete Maler Prof. einer erzählt am Freitag, den 27. 2., abends 8 Uhr, in der Aula der Rathenau - Schule, Neufoun, Boddinftrage, Ernstes und Seiteres aus einem geben. Der Besuch fann dringend empfohlen werden. Eintrittspreis für Mitglieder der Stunftgemeinde 50 Pf., Gäfte 75 Pf.

NENERAND JACOBL1880 3