bei

Ferien für Jugendliche.

Im Haushaltsausschuß des deutschen Reichstags ist neulich der Beratung des Etats des Reichsarbeitsministeriums ein sozialdemokratischer Antrag angenommen worden, der die Borlage eines Gelegentwurfs verlangt, durch den der Urlaubsanspruch für Lehrlinge und jugenöliche Arbeiter ge­regelt werden joll

In der Borkriegszeit erschien es aussichtslos, von der Gefeßgebung Ferien für Arbeiter zu fordern oder gar für Jugend. liche. Nur ganz vereinzelt konnten durch betriebsmeise Abmachun gen für Arbeiter mit langjähriger Dienstdauer einige freie Tage im Jahre erzielt merden, aber für die Lehrlinge und Jugendlichen war nicht daran zu denken. Die Nachkriegszeit hat durch die starte Zunahme der Tarifverträge eine gewaltige Aenderung auf dem Gebiet des Ferienwesens herbeigeführt. Wohl kein Tarifvertrag murde abgeschlossen, in dem nicht allen erjaßten Arbeitern ein Urlaubsanspruch gesichert wurde. Meistenteils trafen diese Bestimmungen auch für die Lehrlinge zu.

! für fich. Wesentliche Berbesserungen find inzwischen nicht ein. getreten, dafür ist aber in den legten zwei Jahren die Arbeits­eit der Lehrlinge um 1 bis 2 Stunden pro Tag ver­längert worden.

Aus der Partei.

Aus der hessischen Sozialdemokratie.

Am Sonntag fand in Offenbach eine Tagung ber Landes instanzen der hessischen Sozialdemokratie statt. Nach einem ausführ­tichen Bericht des Landessekretärs Genoffen idmann über die Terhandlungen des Parteiausschusses, die Bar in at Affäre usw. und nach einer lebhaften, sachlichen Aussprache wurde folgende Refolution einstimmig angenommen:

„ Der Landesvorstand und Lardesausfchuß der Sozialdemokra

Aber ganz abgesehen von diesen traurigen gesundheitlichen Ber­hältnissen, die nach Besserung schreien, ist die Notwendigkeit der Feriengewährung für die berufstätigen Jugendlichen von der Schule langit anerkannt. lie Schuler , ganz gleichgültig, wie alt fie sind, haben in jedem Jahre versa, iedene Male längere Ferien; auch den Berufsschülern werden dieje Ferien gewährt. Der Hafen bei dieser Sache ist nur, daß diese Berufsschüler ihre Schulferien zeit auf der Arbeitsstelle verbringen müssen. Kein Mensch fragt danach, was der handarbeitende Schüler während tischen Bartei Hessens begrüßt die Bestellung eines Untersuchungs. der Schulferien beginnt, während der topfarbeitende höhere Schüler in jeder Beziehung in der Verwendung seiner Urlaubszeit ausjchuffes der Partei in der Barmat- Affäre und erwartet, daß gefördert wird. Darin liegt eine so schreiende soziale Underfelbe feine verantwortungsvolle Tätigkeit in objektiver Beise gerechtigkeit, daß schleunigste Abhilfe geschaffen werden muß. ausübt, die gegen einzelne Personen erhobenen Vorwürfe genau Es handelt sich hier einfach um die Frage: foll den Jugendlichen, prüft und gegebenenfalls alle sich daraus ergebenden Konsequenzen die an sich schon ein schwereres Los haben als ihre Altersgenossen an den höheren Schulanstalten, die Erholungszeit, die diesen reichlich gewährt wird, wenigftens in beschränktem Umfang gegeben werden

oder aber gar nicht?

Diese Frage tann heute nur noch durch die Gefeßgebung gelöst werden, da der Weg der Berständigung zwischen den Beteilig­ten für absehbare 3elt nicht zum Ziele führt. Zu dieser Schluß­folgerung fam auch die vom Ausschuß der deutscher Jugendverbände am 20. Januar abgehaltene Tagung. Nach einem instruktiven Referat ergab eine sehr lebendige Aussprache, daß die Vertreter aller Jugendverbände, der evangelischen wie der katholischen. des Jungdeutschlandbundes wie der Deutschen Turnerschaft, der deutschnationalen wie der sozialistischen Jugendverbände es für not­mendig halten, daß durch ein Gefeß ausreichende Ferien ge währt werden. Beschloffen wurde:

Der Ausschuß der deutschen Jugendverbände ersucht... die Reichsregierung, so schnell als möglich eine Gesetzesvorlage einzu bringen, die

drei Wochen bezahlte Ferien für erwerbstätige Jugendliche( ein­schließlich Lehrlinge) unter 16 Jahren und zwei Wochen bezahlte Ferien für erwerbstätige Jugendliche( einschließlich Lehrlinge) zwischen 16 und 18 Jahren gewährt."

Doch schon in den Jahren 1920 und 1921 fegten die Bemühungen der im Auftrage der Arbeitgeberorganisationen, be sonders der Handwertstammern, tätigen Juristen ein, die nachzuweisen versuchten, daß die Lehrlinge nicht von Tarifverträgen erfaßt werden können, da nach der Gewerbeordnung nur den Orga­nisationen des Handwerks das Recht zur Regelung der Lehrlings verhältnisse zustehe. In der darauffolgenden Zeit, als durch die ver tragsfeindliche Stellung des Unternehmertuins sowie durch die in­folge gewertschaftsfeindlicher Propaganda eingetretene Gleichgültig, feit breiter Arbeitermassen die Wirkung der Tarifverträge ein­geschränkt worden war, mußten besonders die Lehrlinge und Jugend­fichen in großem Maße auf ihre Ferienansprüche verzichten. Noch im Frühjahr 1923 fonnte von den Gewerkschaften feftgestellt werden, daß in den meisten Berufsgruppen den Lehrlingen und Jugendlichen burch Tarifvertrag ein Recht auf Ferien gegeben war, wenn auch in durchaus unzulänglichem Maße. Inzwischen ist jedoch eine bedeutende Berschlechterung der damals schon unbefrie digenden Verhältnisse eingetreten. In der Holzindustrie 3 B. war damals für Lehrlinge und ungelernte Jugendliche durch den Reichstarif ein jährlicher Urlaub von drei Tagen festgesetzt. Wer wollte behaupten, daß das zu weitgehende Sozialpolitif war? Allein das Verhalten der Unternehmer hat mittlerweile die Aufrecht­erhaltung auch dieser nur bescheidenen Feriengewährung unmöglich gemacht. In bezirklichen und örtlichen Kämpfen mußten die Holz- ministern gemacht. In bezirklichen und örtlichen Kämpfen mußten die Holz arbeiter die färglichen drei Tage Urlaub für ihren Nachwuchs erit mühsam wieder erringen; noch immer ist dieser Kampf nicht ab= geschlossen. Aehnlich und schlechter sieht es in anderen Wirtschafts­ameigen aus. Haben sich nun aber die Lebens- und Gesundheitsver: hältnisse der Jugendlichen in den letzten Jahren so ge­ändert, daß sie feine Ferien mehr gebrauchten? Noch für mindestens 15 Jahre werden wir mit Jugendlichen zu rechnen haben, bei denen ein erheblicher Teil der für das Wachstum wichtigsten Zeit mit den Kriegs oder Inflationsjahren zusammenfällt. Und deshalb werden mir auch noch etwa für dieselbe Zeit mit einem unbefriedigenden Gesundheitszustand zu rechnen haben. Wenn das Berliner Jugend­amt 3. B. feststellt, daß im Oktober 1921 im Bezirk Bantom 31 Broz. der schulentlaffenen Knaben und 30 Broz, der Mädchen von den Schulärzten als nicht berufsfähig bezeichnet wurden, so spricht das

3 Tropfen

Der Ausschuß wird mit den in Betracht kommenden Reichs­ministern sowie mit den Fraktionen des Reichstaas in Berbindung treten, um die Forderung zu einer recht baldigen Bearbeitung durch die Gesetzgeber zu bringen.

näte zu der Ferienforderung durch die Jugendverbände aller Man darf gespannt sein, wie sich die fozialpolitischen Realtio­Richtungen verhalten werden. Der Erfolg wird davon abhängen, mit welcher Energie die den rechtsgerichteten Barteien nahe stehenden Jugendvereine für die von ihnen zweifellos ehrlich gemeinte Forterung eintreten.

bag alle politischen Barteien dieser Frage das notwendige Berständ Im Interesse der heranwachsenden Jugend ist nur zu wünschen, nis entgegenbringen.

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Der Landesvorstand und Landesausschuß bedauert, daß Partei­organe, ohne das Ergebnis des Untersuchungsausſchuſſes abzu. marten, bereits gegen Mitglieder der Partei und des Parteivor ftandes Stellung nahmen und dadurch Unruhe in die Partei­mitgliedschaften tragen und den Gegnern Material gegen die Partei liefern.

Der Landesvorstand und Landesausschuß erwartet von unseren Parteifreunden, daß sie die gegen die Partei von der reaktionären und kommunistischen Presse erhobenen Anwürfe zurückweisen und nachdrücklichst für die Stärkung und den weiteren Ausbau der Sozialdemokratischen Partei wirken."

Zur Frage der hessischen Regierungsbildung und über die Haltung der sozialdemokratischen Fraktion des hessischen Landtages gab der Landtagsabg. Genosse Kaul eine eingehende Darstellung der bis jetzt gepflogenen Berhandlungen. Auch zu diesem Punft wurde einstimmig folgende Resolution angenommen:

„ Der Landesvorstand und Landesausschuß der Sozialdemokra tischen Partei Hessens erklärt sich mit der Haltung der sozialdemo fratischen Landtagsfraktion in der Frage der hessischen Regierungs­bildung voll und ganz einverstanden. Einmütig und geschlossen steht die ganze Sozialdemokratische Partei Hessens in der derzeitigen Ab­lehnung einer großen Koalition. Die Haltung der Deutschen Bolks­partei im Reichstag und im Breußischen Landtag schließt ein ge­tag ganz von selbst aus. Die Sozialdemokratische Partei ist nach mie vor bereit, mit den Parteien der Weimarer Koalition, wie in den zurückliegenden sechs Jahren so auch in der Zukunft, eine durch fähige Regierung zu bilden.

den Billen des Heisenvoltes am 7. Dezember 1924 geschaffene trag­

Zu einer Aenderung der hessischen Verfassung liegt für die Sozialdemokratische Partei Hessens teine Beranlassung vor."

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