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ttt. 42. Jahrgang

7. Seilage ües vorwärts

Lrettag, 27. Jebruar 1425

Ein neuer Staötfthulrat für Serlin. Geuosse Paulseu wieder vorgeschlagen.

Aus Anlaß der gestrigen Stadtverordnetenversammlung war das Rathaus in der Änöigstraße das Ziel eines Demonstrationszuges erwerbsloser Angestellter, die aus einer von Kommunisten ein- berufenen Versammlung kamen. Ein« längere Debatte rief dann eine Borlage des Magistrats hervor, in der 88000 M. zur Einrich- tung einer Vsrteilungsstelle für schulentlassene Fürsorgezögling« im Iugendhnm Lichtenrade gefordert wurde. Genosse Kreuzig«? beleuchtete dabei die Stellungnahme einzelner Bezirke zu der Der- teilungsstelle. Er erwähnte einen Artikel im Tempelhofer Lokal- blättchen, in dem gegen die Derlegung der Derteilungsstelle nach Tempelhof unter der Ueberschrift?ier kann Schutt ab- geladen werde n", protestiert wurde. Die Dorlage wurde mit einigen Erwetterungsanträgen einstimmig angenommen. Für neu- zuerrichtende Jugendherbergen und für die bessere Zlus. stattung schon bestehender wurden 35 000 M bewilligt. Ein« vom Magistrat beantragte Erhöhung der Gebühren für die städtische Müllbeseitigung wurde zwar besprochen, doch schien die Beratung eine Angelegenheit der in nächster Nähe des Rednerpults sitzenden Stadtverordneten zu sein. Die Redner befleißigten sich daher auch eines recht gedämpften Tones, so daß sie auf der Tribüne unver- ständlich blieben. Dann aber wurde es lebhafter, als Genosse Lohmann zur Wiederbesetzung der Stadtschulrats st elle sprach. Ein Antrag unserer Fraktion protestierte gegen die Eni- Scheidung des Kammergerichts inderAbbausachePaulsens und forderte die Wiederbesetzung der Stelle mit dem Genossen Paulsen. Mit mitleidloser Schärfe geißelte Genosse Lohmann den Schildbürger­streich der bürgerlichen Mehrheit, als Paulsen abgebaut wurde, wo- bei es sich für die Rechte nur darum handelte, den Sozioldemo- kraten zu beseitigen. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß die noch fortschrittlichen Element« der Bürgerlichen das begangene(und inzwischen eingesehene!) Unrecht wieder gut machen werden. Und dann kam wieder der ästhetisierende Herr v. E y n e r n. Er gab sich diesmal von seiner literarischen Seite und versuchte den Genossen Lohmann mit allerlei Zitaten aus der schönen Literatur totzuschlagen. Dazwischen kamen dann wieder juristische Darlegungen, die sich ja bei einem Oberoerwalwngsgerichtsrot a. D. alten Stils immer sehr gut ausnehmen. Schließlich erklärten sich alle Parteien mit der Ausschuhberotung einverstanden. Im weitereu Verlauf der Sitzung bewilligte dann die bürgerliche Mehrheit den Privatlyzeen die ge- forderten Zuschüsse über den März vorigen Jahres hinaus. Eine Vorlag« des Magistrats, die Inangriffnahme von Notstandsarbeiten bei der Hochbauverwaltung betreffend, ging an einen Ausschuß. Die verunglückte Reinigung des Schiller-Denkmals am Gendarmen- markt verursachte schließlich in später Stunde noch eine Kunstdebatte. * Parallel mit der Demonstration der Erwerbslosen ging ein ent- 'prechend« Dring�lichkeitsantrag der Kommunisten, der nach Eröffnung der Sitzung vom Vorsteher. Genossen Haß. verlesen und von der Zuhörertribün« mit lautem Beifall begrüßt wurde, so daß der Vorsteher den Tribünenbesuchern zu verstehen gab. daß sse «ndie �Verhandlungen nicht«inzugreifen hätten. Gemäß dem Be- schluß des Aeliesrenausschusses, mit dem sich die Antragsteller ernoer- standen erklärten, ging der Antrag ohne Erörterung an einen beson­deren Ausschuß, der sofort gewählt werden soll. Nachdem der Demokrat HUdebrandl, der vor 14 Tagen irr- t ü m l i ch als Urheber eines den Stadtv. 5loch(Dnat.) beleidigenden Zwischenrufs.zur Ordnung gerufen worden war. Verwahrung gegen das eigentümliche Verfahren des deutschnationalen Kollegen eingelegt hatte, der sich die Bemerkung:..Er ist ausgerückt!* geleistet hatte (Hildebrandl hatte schon eine halbe Stunde vor dem Zwischenfall den Saal verlassen), gab auf eine Anfrage der Kommunisten Bürger- meiste? Scholh die Erklärung ab, daß Verlegungen von Hospitaliten nicht willkürlich, sondern nur der Bernunft und der, Ordnung entsprechend erfolgen, daß man bei einem Bestand von 6300('

nur über 4900 Betten verfüge, daß aber in der Provinz die fehlenden 1400 Betten zur Verfügung ständen. Don einer wiederhosten Der- legung desselben Hospitaliten innerhalb Berlins fei der Verwaltung nichts bekannt. Ueber die Erziehuogsheime entspann sich eine längere Auseinandersetzung zwischen rechts und links anläßlich der vom Magistrat beantragten Kredit« von 190 500 Mark zum Bau eines B e a m t e n w o h n'h a u s e s für die Heime in Lichtenberg . Struveshof und Lichtenrade und von 88000 M. zur Errichtung einer Verteilungsstation für schulentlassene wcib- liche Fürsorgezöglinge im Jugendheim in Lichtenrade . Im Verlauf der Erörterung nahm Genosse Kreuziger Veranlassung, den T e m p elhofern gründlich die Wahrheit zu sagen. die sich mit Händen und Füßen gegen die Verlegung dieser Station nach dem Bezirk Tempelhof gesträubt haben und dabei auch vor den fragwürdigsten Argumentationen nicht zurückgeschreckt sind. Schließlich wurden beide Dorlagen mit übergroßer Mehrheit ange- noinmen, diejenige für die Station mit der Maßgabe, daß die Station der schwachsinnigen Jugendlichen von Lichtenrade verlegt wird, sowie daß der Etation etwa zugewiesene erkrankte Mädchen möglichst bald den bestehenden entsprechenden Heilanstalten zugeführt werden. Zur Errichtung von Jugendherbergen im G a m« n g r u n d und in B o l l« r s d o r s ist ein einmaliger Zu- schuß von 5000 M. gefordert und im Ausschuß zur Bewilltgung empfohlen worden. Außerdem soll der Magistrat ersucht werden, noch weitere 30 000 M. für eine bessere Ausstattung der 1b Jugend- Herbergen zur Verfügung zu stellen, die vom Magistrat verwostct werden bzw. ihm angeschlossen sind. Ein Antrag der Deutschnatio- nolen wünschte geeignete Herbergsverwastung und wirksame Auf- sicht in der Herberge. Die große Mehrheit der Versammlung nahm die Vorlage mit d i e i c m Antrag und ebenso die vom Aus- schuß beantragte Entschließung an. Mit der Erhöhung der Gebühr für die Müllbejeitigung für 1925 von 1,20 auf 1,44 Proz. des Gebäudesteuernutzungswertes erklärte sich die Der- sammlung einverstanden.--- Die Hergabe von 100 000 M. für Lehrmittel der Berufsschulen wurde trotz des Wider- sptuches der Deutschnaiionalen Troll und Päth nach lebhafter Empfehlung durch den Stadtrot B e n e ck e von der großen Mehr- heit beschlossen. Nunmehr ging die Versammlung über zur Be- sprechung der Frage der wiederbesehong der Stelle des Sladtfchulrats. Genosse Dr. Lohma nu begrüßte die Borlage des Magistrats, da sie Gelegenheit gebe, den größten Schildbürgerstreich der Versammlung wieder gutzumachen, den Rechtsbruch, der durch den Abbau des Stadtschulrats Paulsen begangen wurde, zu beseitigen, den Mißbrauch der Personalabbauverordnung zu politischen, zu parteipolitischen Zwecken zu tilgen. Leider hätten sich auch die Mittelparteien dieses Streiches mitschuldig gemacht. Nun habe ja das Sammergericht Entscheidungen gefällt, über die es schwer sei, ohne Lachen zu sprechen. Nach den, einen Entscheid war der Abbau Dr. Paulsens berechtigt, nach einem anderen der Abbau von Dr. Hertz in Spandau unberechtigt: nach der Kammergerichisent- scheidung sprächen eben die politischen Parteien in den Stadtoerord- netenoerlammlungen das legte Wort. Sehr merkwürdig berühre eine Ausführung des Herrn v. Eynern im Landtage, die den Schluß zulasse, daß er in der Stadtverordnetenversammlung gegen Paulsen gestimmt habe in der Hoffnung, daß das Kammergericht dieses Unrecht wieder gutmachen werde.(Hört, hört!) Noch sei es Zeit, das geschehene Unrecht auszutilgen. In der Zwischenzeit würden doch manche Parteien erkannt haben, daß eine lediglich antisozialdemokratische Polillk zu den schlimmsten Irrungen und llttrruugen führen könne.(Lebhafter Beifall links.) Dr. Steiniger(Dnat.) Uhnte für feine Partei jede Teilnahme an irgendeinem Tauschgeschäft (Rufe: Kuhhandel!) ab; man könne es doch mit den 3 Fachräten nebeneinander immerhin weiter vernichen. Die Fraktion werde im

Ausschusse jedenfalls die Gründe des Magistrats für die Neubesetzung sehr genau prüfen. v. Eynern(D. Bp.) meinte, es habe mit der Sache überhaupt keine große Eile. Der Fall Paulsen sei m der Berliner Bevölkerung schon fast vergessen. Was Dr. Lohmann aus der erwähnten Parlamentsäußening folgere, sei das Gegenteil des Gejagten. Der Kammergerichtsausschuß habe auch gar mcht aus- gesprochen, was Dr. Lohmonn unterlege; Herrn Hertz werde vom Kommergericht bescheinigt, daß er ein sehr tüchtiger Beamter sei, und da sonst kein Grund für seinen Abbau angeführt sei, so habe wohl seine Eigenschaft als Jude und Sozialdemokrat den Ausschlag für den Abbau gegeben, und deshalb hat es den Abbau ausgehoben. Im Falle Paulsen wären dagegen sachliche Gründe für den Entscheid des Kammergerichtsousschusses maßgebend gewesen. Dr. Saltz- geber(Z.) trat aus die Seite Sternigers-, man habe die Stelle seiner- zeit au» Sparsamkeitsgründen abgebaut. Goß(Komm.) konnte nicht umhin, wieder einmal die Schuld auch am Abbau Paulseu» den Sozialdemokraten aufzubürden. Daß der Abbau Paulsens lediglich aus parteipolitischen Gründen erfolgte, sei Tatsache, aber alle Par- teien, die den Abbau beschlossen und zu verantworten haben, seien zu feige gewesen, das einzugestehen. Dr. Meyer(Dem.) beantragte formell die Ueberweisung des Magistratsvorschlages an einen Aus- schuß. Der Ausschuß werde vor allein die Ordnung des Schulwesens zu erörtern haben. Das Sparsamkeitsprinzip dürfe nicht so weit ge­trieben werden, daß das Schulwesen im Magistrat unvertreten bleibe. großer Mehrheit verwies die Versammlung die Borlage und einen den Ausführungen des Genossen Dr. Lohmann entsprechen- den Antrag der Sozialoemokraten an einen besonderen Aus- schuß. Gegen das Fortbestehen und die weitere Subventio- nierung der Vrivallyzeen von Dr. Richter, Fleck. Kirstein, Woretius, Muche, Schön- dorn und des Elisabethlyzeums in Sieglitz erklärte sich mit größter Entschiedenheit Gen. Dr. Lohmana. Diese Anstallen seien früher von der Stadt aus den Aussterbeetat gesetzt worden: sie jetzt weller zu subvemiomeren. weil sie ihre Lehrkräfte schlecht bezahlen, dazu liege nicht der mindeste Anlaß vor. Demgegenüber glaubte Herzog(Dnat.) an dossoziale Herz* der Sozialdemokraten appellie- ren zu müssen. Galle (Z.) behauptete Lohmann gegenüber, daß auch Paulsen für wellere Unterstützung derjenigen Anstalten gewesen sei, deren Schülerinnen in städtische Anstalten nicht übergeführt werden könnten. Stadtrat Beaecke betonte, daß die Schülerzahl in den sämtlichen Privotanstalten sehr stark zugenommen hat und ihre Uebernahme in städtische Lyzeen zurzeit eine Unmöglichkeit ist. Mit 92 gegen 83 Stimmen kam der Magislratsantrag zur An-- nähme. Zln den Haushaitsausschuh verlriesen wurde die Bor - läge, welche 782 000 M. zur Ausführung von Notstandsarbei- ten im Hochbau zur Verfügung stellen will. Mit dem Beitritt der Stadt zur Arbeitsgemeinschaft erklärte sich die Ver- sammlung einverstanden, nachdem Gen. Dr. Wcyl die Nolwendigtell einer einheillichen Zusammenarbeit der Tröger der sozialen Ver- sicherung mll der Stadt betont hatte. Aus Anlaß der R e i n i- g u n g des S ch iller-Denkmols hat der Magistrat in einer Bor - läge zur Kenntnisnahme mitgeteilt, daß hinfort die Unlerhallung der Kunstdenkmäler den Kunstoermalrungen der Bezirke übertragen werden soll. Gen. Flatau legte noch nachträglich Protest dagegen ein, daß die bis dahin zuständige Tiefbauverwaltung die R e i n i- gung des Schiller-Dsnk-mals ein er Gralbsteintfrma übertragen habe, die an dem Denkmal etwas herumgeralpell und das Denkmal damst mehr beschädigt als gereinigt habe. Bedauerlicher- weise habe das städtische Nachrichtenam.l über diese un- sachliche Behandlung des Denkmals Unrichtiges in die Presse gebracht. Was an dem Denkmal ruiniert worden sei, lasse sich nicht wiederherstellen. Was ist aller geschehen, uw die Urheber dieser Verschandelung zur Rechenschast zu ziehen? kimbel(Dnat.) war der Meinung, daß es besser sei, die Denkmäler über- Haupt in Ruhe zu lassen. Die Berliner Kommune habe in solchen Dingen eine unglückliche Hand. Das Rauch-Denkmal desAllen Fritz* sei dem Untergang geweiht, wenn nicht losort Hand angelegt werde; der Staat habe ist er seine Pflicht sträslicherweise vernachlässigt. Die Versammlung nahm hiernach die Vorlage zur Kenntnis, worauf um 9 Uhr die ösfeml'che S'hung schloß. Die sozialdemokratische Fraktion der Stadtverordnetenversamm- lung hat folgenden Antrag eingereicht: Der dem Reichsrat zugegangene Gesetzentwurf über die Gegcnsellige Besteuerung des Reichs, der Länder und Gemein- den" bedeutet bei seiner Annahme eine schwere neue Belattuna

Der Apfel der Elisabeth Hoff. 32] voa Wilhelm hegeler. Während der Förster munnelle, er sähe zwar den Zweck nicht em, erhob«r sich doch gleichzeitig, schloß das Zylinder- bureau auf und ließ die hölzerne Rollwand herunterschnurren. Indes er in einem der Schubfächer herumkramte, warf Ryseck einen neugierigen Blick in das Innere. Auf der Tischplatte lagen nur einige Geschäftsbücher und Schreibgeräte. In der dahinterliegenden, etwas erhöhten Nische aber, die, von zwei Alabastersäulchen und einer architravähnlichen Ltuerleiste um- nhmt. einem Miniaturtempel oder einem Allarschrein glich, stand ein Bild das Bild Elisabeths, das sie vor vielen Jahren einmal chrem Verehrer geschenkt hatte. Hatte der Förster den Blick des hinter ihm Stehenden ge- spürt, er drehte sich plötzlich nach ihm um, und in seinem zu- gewandten Auge lag so viel Scheu und Leid und ein so feind- seriges Drohen zugleich, daß Ryseck ihm rasch den Rücken kehrte. Aber während er sich scheinbar gleichgültig wieder auf dem Sofa niederließ, hatte er von neuem und noch stärker als zu- erst dos Gefühl von unheimlich lauernden Schickfalshänden. die aus allen Ecken und Winkeln des Zimmers sich nach ihm aus- streckten. Doch dann raffte er seine ganze Aufmerksamkeit zu- 'emmen. um die Papiere zu lesen. Laß sie mir:" tagte er nach einiger Zeit.Ich bm mcht Jurist genua um chre Tragweite zu verstehen. Aber morgen komme ich wieder und werde dir dann meinen Vorschlag machen.*'_ Was für einen Lorschlag? .Wenn du'- wissen willst- nach?<nner Ueberzeugung gehörst du als der rechtmäßige Herr auf das Gut und mcht dieser hergelaufene Becker, der übrigens ein miserabler Land- wirt sein soll, wie ich mir habe sagen lasien. Wenn man chm «uf die Bude rückt und chm mal ein Licht auffteckt, wie zweifel- "0" sein Anrecht auf diesen Besitz ist. dann wird er sich vielleicht bereitfinden lassen uns das Gut zu einem vernünftigen Preis zu überlassen. Mach' nicht solche... solch ein Auge! Ich will dir bei Gott nichts schenken, du läßt den Kaufpreis auf dem Gut stehen Ein so tüchtiger Landwirt wie du wird die Zmsen schon herauswirtschaften. Abgemacht!" sehen ber �ör�ter schien die ausgestreckte Hand mcht zu .Sehr nett von dir. Ader* er stieß ein rauhes Lachen ffl"deinen Tabak habe ich gern genommen und meinet- auch«Is FriedeosAnchen. Es war anmerhi» em Be»

weis von Freundschaft, daß du gekommen bist. Sonst aber wer sagt dir, daß ich mich nicht wohl fühle in meiner Haut? Ich mochte nirgendwo und nichts anderes fein, als was ich bin: der Herr in diesem Modcrloch, wie du es nennst. Jllber wenig­stens ist man der Herr! Und wird nicht gestört. Siehst du, das Schicksal wirst einen Menschen so lange herum, bis er seinen rechten Platz gefunden hat. Und mein Platz ist hier." Das Schicksal hat manchen Lassen in eine Villa geworfen, der denkt, das wäre sein richtiger Platz, und muß am Ende doch in einer Spelunke krep'.eren. Dir geht's gerade umge- kehrt. Mensch, will denn in deinen Eisenschädel gar kein bißchen Verminst hinein? Wie kann man so viel S�rge und Liebe für einen Wald aufwenden, für Baum und(i*)tier, und mit sich felbst so Schindluder treiben.' Wenn du für dich selbst nichts mehr begehrst, so tu's für das Land, für das schöne Gut, das einen tüchtigen Herrn verlangt. Du mußt es einfach Gib die Papiere her! Du sollst heute weder ja noch nern sagen. Sollst dir alles gründlich überlegen. Morgen sprechen wir uns wieder. Herrgott, Mensch sieh mich nicht so grimmig an. Du gehörst wahrhaftig auch zu denen, die noch chrem hohlen Zmin nachweinen, den man ihnen ausgerissen hat. Denn.-- da- mit du's weißt: die da die hat auch bei mir in San Fron- zisko all die Jahre herumgefpukt, als hätte sie auf meinem Schreibtisch gestanden.. Ein Schatten, ein Phantom, sur uns beide. Und darum die ganze Feindschaft! Aber nun Schluß damit? Geb mir die Hand!" Wenn es auch nicht eine freiwillig hingestreckte, sondern eher mit Gewoll ergris'ene Hand war, Ryseck umklammerte sie dennoch wie ein Glück bedeutendes Pfand, und was in diesem Augenblick auf seinem Gesicht glänzte, war nicht nur Genug- tuung über einen mühsam gewonnenen Sieg, sondern etwas von jener alten unbe zwinglichen Herzensgüte, die einst den anderen diese Freundschaft als den schönsten Gewinn seiner Jugend hotte empfinden lassen, und deren Abglanz auch jetzt sein feindselig verschlossenes Herz mit verwirrender Drangsal und widerwilligem Glück durchflutete, daß er, erschüttert, sein Inneres schwanken fühlte ein Stamm, vom Boden losge- rissen und ergriffen von der Flut, die ihn trägt, er weiß nicht wohin. So standen die beiden einen Augenblick, von dem schweifwedelnden Hunde umkreist. Dann ergriff Ryseck seinen Hut und winkte:Auf morgen! Um dieselbe Zeit." Während Ryseck an dem Forsthaus vorüberging, bückte Schmundt ihm nach, und der Glanz in seinem Auge war so grell, als könnte er das trübe Glos zerschmelzen. Eine ganze Weile saß er dann, versunken, bewegungslos... In den einjameu Grübelns hatte fei» zerquältes Herz zu

feiner Linderung und Heilung oft den Augenblick heraufbo- schworen, der ihm den Feind, den Dieb seines Glücks in feine Gewall liefern würde, und wie an dampfendem Gift hatte seine Vorstellung sich vollgesogen an den Vorstellungen einer grau- lamen Rache. Nun war der Traum Wirklichkeit geworden diese Wirklichkeit! Er konnte sie ,u>ch nicht begreifen. Er war wie von einer Erscheinung geblendet. Er sprach, um sich seiner selbst zu vergewissern, laut, in abgerissenen Worten mit sich. Er blickte seinen Hund an und sagte:Herr'- Ich wieder der Herr!" Und der Hund, nach kurzem ireudigen Bellen, sprang an ihm hoch und leckte seine Hand. Da ergriss er, nicht mehr fähig, den ausbrechenden Machtrausch zu meistern, den einzigen Gefährten seines Lebens, riß ihn on sich und schrie:Herr! Nicht mehr Schmundt ein Hellborn ! Ich der Herr von Hellborn auf Ruprechtsau!" Und er drückie und streichelte den Hund, der ihm die Tränen von den Wangen leckte. Dann sprang er aus. reckte sich, breitete die Anne aus, blickte um sich: zum erstenmal empfand er das grobähnüche Düster und die kühle Moderlust seiner Behausung. Ihm war, als müßte er die Fenster einschlagen und Luft und Licht mid Menschen hereinlassen. Aber noch einmal trat er an den Schreibtisch und zog die Rollwand herunter. Den Kops aufstützend, sah er lange das Bild on, das Idol und die Geißel seiner einsamen Träume, die terstorerin seines Lebens, an die er gekettet gewesen mit der esessenheit seines Hasses und seiner Liebe. Ein Schatten! Ein Phantom! Weiter nichts! Aber dann kam in sein Gesicht ein Stutzen, er fuhr in die Höhe, blickte voll heimtückischem Haß in die Richtung, die sein Freund gegangen war, starrte dann wieder vor sich hin, ganz lauernde Aufmerksamkeit, rief sich das vorüberiabrende Auto ins Gedächtnis zurück, sprang wie ein Hund die Insassen an, beschnüffelte die Frau, die Kinder, immer wieder die Frau... nein, nicht die leiseste Spur ihrer Erscheiming war ihm ge­blieben. Ein wehender Schleier, weiter nichts.. Neriuschtc das Bild mit der Gestalt Rysecks, bohrte sein Auge in dessen Züge, glitt hinauf.» hinab an dem Körper, zog mit saugendem Bück jeden einzelnen Finger der Hänt e an sich-. zwei Ringe, ein Diomantring und ein Ring mit einem roten Stein hatten an der Linken gesessen, aber die Rechte hatte keinen getragen, keinen Ehering... das war noch nicht ein sicheres Zeichen. daß er unverheiratet war... doch immerhin, man würde sich die Dame mal näher ansehen... wenn sie einer anderen gleich... So war es nicht gemeint! So war es nicht gemeint! Betrügen ließ er sich nicht. Er reckte seine Faust.Nimm dich i» acht! Nstnm dich w acht!" murmelt« er.(Forts, folgt.)