Sonntag
1. März 1925
Unterhaltung und Wissen
Wie dumpfer Gongfchlag dröhnte weh die Kunde; Es schaltet schwarz in Frühlingshelle dunkle Wolfe; Dein Herzschlag stodte, als du es mit schmalem Munde Den Brüdern fagteft und den Schwestern, als dein Ohr Bernahm: Flaggt halbmast! Bindet fchwarzen Flor Um Schwarz- Rot- Gold und unser Rot,
Für das er warb und- flarb! Tot ist er, fof! Des Bolles Erster Mann aus dem Bolte!
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3hm war fein Pruntpalaft, der ihn gebar;
Jur schmale Stube war's im armen Hause, Gaffenpfad; Er ward ein Arbeitsmann, wie es fein Vater war, 2nd blieb ein Arbeitsmann und Mana der Tat. Er fäte aus, was er erkannte, und die Saat Ging auf umloht von Mitleid, das in feinem Herzen brannte Für die, die er die Brüder und die Schwestern nannte, Mitkämpfer, Pionier und Kamerad!
Und als der Tag erschien, wo weh dem Volle
Zujanunenbruch und Trümmerfeld verblieb,
War er es wieder, der die schwarze Wolfe,
Die drohend über wutdurchbebter Gaffe Sidh niederfenfte wie in schwerem Haffe,
Zerhieb, und freu dem Volfe, Talmensch, Kamerad, 1 Die Wege bahnte zu dem Aufwärtspfad, Auf dem er führte und auf dem er blieb.
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Fritz Eberts Werk.
Baul Rampffmener gibt in feinem Lebensbilbe von Trik Cheri( Berlag für Sozialwissenschaft) eine zusammenfaffende Würdi gung der Kulturarbeit des Arbeiterpräsidenten, bie hier Beugnis ab. Ingen möge ton feinem fufturfördernden Wirten.
In Weimar ist die deutsche Verfaffung geboren, in der der Humanitätsgebante mit der sozialen Idee der modernen Arbeiter bewegung zufammentlingt. Der Reichspräsident Ebert hat wieder: holt zu erkennen gegeben, daß er das große Erbe von Goethe unb Schiller treu zu verwalten gedente. In der Goethe Boche" in Frank furt a. M. huldigte er dem großen Dichter, der das Nationale in das Menschliche hinausentwickelt hat, bei der Eröffnung der Schiller Festspiele in Weimar rief er an der Stätte, wo die Großen des Reiches des Geistes Unsterbliches geschaffen haben, zur Begeisterung für alles Gute, Edle und Schöne auf. Bor dem demokratischen Einheitsgebanten des Jahres 1848 verneigte er sich tief, als in Grant furt a. M. im Mai 1928 die Eröffnung der ersten deutschen National perjammlung gefeiert wurde. Wiederholt gebachte er in feinen Reden des Wiederaufbauas der europäischen Wirtschaft und Kultur, er bemühte fich raftlos, um eine wirtliche Verständigung der Bölfer herbeizuführen, um damit der ganzen Welt Genesung und Gesunbung bringen zu helfen.
weder seine Herkunft, noch feine Ueberzeugung jemals zu verleugnen gefonnen ist. Aber zugleich versprach er mit der ruhigen, vertrauenerwedenden Festigkeit, mit der er alle seine Entscheidungen abzugeben pflegt, sein Amt gerecht und unparteiijch zu führen. Und dieses Versprechen hat er treulich gehalten. Jede parteiische Rechthaberei ist thm fremd, er mill vereinigen, nicht scheiden, er will zusammen un nicht auseinanderführen. Sein langjähriger Bremer Baffengefährte, Dr. Franz Diederich, fagt einmal mit Recht, daß das Handeln Eberts auf eine Natur deutet, in der nach dem Wort des amerikanischen Lebensdenters Emerson das Geheimnis" Kraft hat, daß das Beste im Leben gegenseitiger Austausch, daß der größte Erfolg Bertrauen ist, das heißt, ein vollkommenes gegenseitiges Verständnis zwischen aufrichtigen Menschen. Man darf Ebert eine ausgleichende. Strebig. feit zufchreiben. Aber das Wort will mit Maß benugt sein. Er umfaßt nicht alles. Denn er will ausgleichen, ohne der festen Ent. fcheidung auszuweichen. Er weiß: Verhandeln ist notwendig; aber es wäre falsch und würde sich schwer rächen, dies Berhandeln- maflen für Schwäche zu nehmen, der das fefte Zugreifen nicht gegeben, ist." Durch seine ausgleichende Strebigkeit" hat Friz Ebert, die Inftitutionen schaffen helfen, in denen sich das neue Deutschland vell. kräftig auswirken fann. Mit der Charakteristit dieser Institusionen und mit der Darstellung der aufbauenden Tätigkeit Eberts an biejen Einrichtungen schließt unsere furze Arbeit ab. Wir würden uns einer unverzeihlichen Ueberhebung schuldig machen, wenn wir bei man gelnder Kenntnis der intimen Regierungsvorgänge heute schon über Die verflossenen fünf Jahre deutscher Republik zu Gericht figen
wollten.
Heute ringt das neue Deutschland erbittert um seine Selbst. behauptung. Das alte autoritäre, obrigkeitliche Regime ist noch nicht tot. Mehr oder weniger fünstlich ist in ihm das Lebensfeuer entfacht worden. Bielleicht verbrennt es aber in eigener Flamme. Niemals aber wird die schöpferische Kraft des neuen Deutschlands , da feine Energie in dem großen Kosmos verschwindet, in nichts zer fließen. Diese Kraft wird Europa fozial und politisch neugestalten, denn sie hat es nicht nur äußerlich gehäutet, fondern auch innerlich gewandelt. Eine Wandlung, in der überall der leitende Kopf und Die gestaltende Hand Friz Eberts sichtbar werden.
Gegen das alte, von oben gegängelte Europa steht ein neues, fich selbst bestimmendes Europa auf, in dem die Arbeiter, Angestellten und Beamten nicht mehr paffive Lasttiere, fondern bewußte, fefbfttätige Träger der Kultur find.
Beilage
des Vorwärts
Jungfernzeugung.
Das Geheimnis des Seeigeleies. Bon Emafd Schild.
Wir kennen in der Natur unter den Krustern und Insekten zahlreiche Beispiele, daß sich ein Ei entwickelt, ohne befruchtet zu jein, dabei aber handelt es sich um ein in Bildung und Zusammen segung vollkommen richtiges Ei; das Merkwürdige besteht darin, daß dieje Gizelle den Befruchtungsvorgang( die Verschmelzung mit der männlichen Samenzelle) vollständig entbehren fann und iro dem zur Entwicklung gelangt. Man nennt diese Ausnahme von der allgemeinen Regel Barthenogenese oder Jungfernzeugung. Sa, es gibt sogar eine Anzahl von Tierarten( beispielsweise unter den nitroftopisch fleinen Rädertieren), bet benen bisher Männchen überhaupt unbekannt sind oder doch nur zu ganz bestimmten Zeiten auftreten. Die Jungfernzeugung tann auch bei einer und derselben terart abwechfeind mit gefchlechtlicher Vermehrung in Erscheinmg treten. So pflanzen sich z. B. die fleinen Krebje unserer Bfüzen und Tümpel, die Daphnen, im Sommer durch Generationen auf parthenogenetischem Wege fort, während die Wintereier einer Be fruchtung bedürfen, aus denen dann im Frühjahr eine neue parthenogenetische Weibchengeneration fchlüpft.
Der biologische Wert der männchenlosen Fortpflanzung liegt nur furze Zeit günstig sind, ganz gewaltig zu steigern, denn die vor allem darin, die Fruchtbarkeit einer Art, deren Lebensbedingungen Anzahl der Nachkommen tann, wenn sich alle Gier zu Weibchen ent auf das Doppelte erhöht werden als bei zweigeschlechtlicher Fortpflanzung.
wideln
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Eine besondere Bedeutung gewinnt die Jungfernzeugung bei auf dem Hochzeitsflug begattet. Mit dem dabei empfangenen Samen den Bienen. Die Bienentönigin wird nur einmal in ihrem Leben geht sie sehr sparsam um. Er wird zur späteren Verwendung in einem eigenen Sammelbehälter aufbewahrt und nach Bedarf abgefondert. Schreitet nun die Bienentönigin zur Eiablage, fo- legt fie in die meisten Bellen befruchtete, in die anderen unbefruchtete Gier. Aus den ersteren entstehen weibliche Tiere, alfo Arbeiterinnen oder Königinnen, während sich die unbefruchteten Tiere zu männlichen Bienen oder Drohnen entwickeln. Das Geschlecht der Nachkommenfchaft wird also in diesem Falle durch die Befruchtung bestimmt.
Das alte Europa wurde durch die militärisch- autoritären Dreilich faisermächte start beherrscht, die sich bei aller Gegenfäglichkeit ihrer Interessen in dem Gebanten der rücksichtslosen Niederhaltung der arbeitenden Demotratie zusammenfanden. Diese Mächte sind im Weltkrieg zusammengebrochen.
Das neue Deutschland ist vor allem durch die politische und wirt. schaftliche Organisation der Arbeiterschaft aufwärts geführt worden. Heute zählen allein die freien Gewerkschaften zirta 8 Millionen organisierter Arbeiter, und ihre Bresse erschien 1922 in einer Auflage von 9 Millionen Exemplaren. In den Gewerkschaften ist eine„ industrielle Demokratie entstanden, die nicht zuleht durch die" Institution der Betriebsräte die Produktion mesentlich beeinflussen, die Produktion wesentlich beeinflussen, rationalisieren und steigern tann. Bon den 250 000 Betriebsräten Deutschlands sind 75 bis 80 Pro3. freigemertschaftlich organisiert.
Die Arbeiterschaft hat sich machtnolle politische Organilo tionen geschaffen, durch die sie im Reich und in den deutschen Einzel ftaaten wiederholt den politischen Sturs gesteuert hat. Sie befreite Durdy feine iuge und unparteiische Amtsführung gewann Friß die Frau sozial und politisch und verlieh ihr das Wahlrecht. Die Gbest die Sympathien aller gerecht urteilenden Boltstreife. CrArbeiterfchaft rief eine umfassende wirtschaftlich hochstehende Literas wurde baher am 24. Oftober 1922 im Reichstage mit 314 gegen tur ins Leben, in der fie ftets zu allen großen politischen und ful76 Stimmen und 1 Stimmenthaltung um verfaffungsmäßigen turellen Broblemen Stellung nahm. Sie erschloß dem Bolte die Reichspräsidenten bis zum 30. Juni 1925 gewählt. Als diese Wahl moderne Literatur und verknüpfte es in der großen, sich über ganz lebhaft diskutiert wurde, schrieb das Organ ber Deutschen Bolls Deutschland erstreckenben Boltsbühnenbewegung mit dor Kunst. partel, die Deutsche Allgemeine Beitung": Herr Ebert gewann während feirer Anuszeit in hohem Maße bie Achtung des Bürgertums, namentlich aller, die sein erfolgreiches Birten beurteilen tonn ten. Er zeigte sich in schwere: Seit seinen gewiß nicht leichten Aufgaben weit eher gewachsen, als zu erwarten fchien, und ist in der Erscheinungen Flucht der Nachkriegszeit eine feltene Ausnahme als Persönlichkeit, Seren Ansehen und Bedeutung sich nicht minderten, fondern vermehrten. Der Ausgleich mit Frankreich , die mehr fad liche als rein politische Behandlung der Reparationsfrage, die Lösung manches anderen internationalen Problems erscheinen möglich. Dies böte bem bewährten und daher gegenwärtig taum erfeßbaren Staalschef Gelegenheit, fich das Bertrauen und die Dankbarkeit aller Deut fchen zu gewinnen.
Am 11. Februar 1919 hat sich Ebert in der deutschen National perfammlung offen und stolz als Sohn des Arbeiterstandes bekannt, der in der Gedankenwelt des Sozialismus aufgewachsen ist und der
Mis der Organist zum erstenmal die Karte des Tatgeglaubten in den Händen hatte, hatte er's nicht zu Ende lesen tönnen, so sehr tanzten die Buchstaben nach der ersten Beile. Raum das Datum und die Ueberschrift hatte er gefunden und mühevoll entziffert, daß sein Jung irgendwo in Amerifa war, und daß es ihm wohl ging. Dann hatte er zu dem jungen Weib laufen wollen, das um den Berschollenen trauerte, und erst auf dem Weg war ihm eingefallen, mie es zwischen ihnen beiben stand, daß Organist Randers und seine Echwiegertochter seit bald zwei Jahren nicht mehr miteinander
Sprachen.
Die winterliche Erde ringsun wurde durch den ersten herben Lenz gewedt. Die Bäume standen frostig, aber mit dem roten Schlelar teimender Stnoipen. Und ein Singen, ein zartes, fummendes Singen tam aus dem spröden Erdreich und dem harfenden Wind. Fast wie in jungen Jahren schien Randers der Frühling, so tunter bunt und brausend, so hoffnungsreich und überschwellend.
Der Junge lebte! War's nicht, als hätte der Leng für ihn ein gesetzt, rein für ihn, Küfter Randers , meil er mußte, daß solches Wetter zu solcher Neuigkeit gehörte. A der fingende Benz. Der Organist horchle, blieb stehen und sah sich verwundert um nach dem Sifingen, bas aus den jagenden Wolfen fam. Oder war's von dem Gotteshaus? t begann eifersüchtig den Weg zur Kirche hinauf. zulaufen, aber die Töne blieben nicht vorn, fie tamen aus allen Bäumen und Binden. Cin feierliches Steb war's, das sie fangen, eins, das Rangers feit Jahren nicht mehr gespielt hatte aus lauter Trog. Ein altes Kirchenlleb, das er einft zur Hochzeit seines Jungen umgeschaffen und vorgetragen hatte und das er vergessen wollte, feit er Marie Randers nicht mehr sah, seit dem Tag, da der Streit über fie belde getommen ar.
Der Organist blieb plöglich stehen. Er wäre am liebsten ins Dorf hinab gegangen und hatte all feinen Born fahren laffen, um's Dem jungen 28eib zu jagen. Ob's nicht feine Pflicht war? Was würde Ehler fagen, wenn er heimfam und hörte, daß fein Bater Marie feinen Brief vorenthalten hatte.
Die Arbeiterschaft jezte ferner ihre starten Kräfte ein, um die Angestellten und bie Beamten aus den Fessein eines autoritären Herrentums zu lösen. Die Angestellten verfügen heute über leis ftungsfähige, sich ganz in den Bahnen der Gewerkschaftspolitik be wegenbe Rerbände. Nach der Revolution taten große Beamten vereinigungen das bureaufratische Kastenwesen von sich ab, das fie zu bloßen Werkzeugen eines obrigkeitlichen Staates herabbrüdte. Im Jahre 1923 tam ein Dreibund ber gewertschaftlichen Arbeiter, der freien Angestellten und der Beamten zustande. Die Grundlage des modernen Staates ist durch das organisierte Beamtentum im großen Umfange demokratifiert worden. Mit einem Wort: das neue Deutschland lebt und ringt sich elementarfräftig empor.
Die schöpferischen Kräfte diefes Deutschlands hat Friz Ebert vor allem mit entfeffeln und in politische Bahnen leiten hel fen und das ist sein großes, historisch tulturelles Berdienst.
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Dann nahm der Trotz wieder überhand. Was wollte er denn hinabgehen? Hätte sie nicht hundertmal tommen tönnen während all der Zeit, die der Jung weg war. Aber sie wollte ja nicht, wollte ihm nicht ein Wort geben, und er, Randers , wollte auch nicht.
Der Wind trug auf einmal eine Farbe, bie er beim Atmen fühlte, faft talt war ber Frühling geworden, feucht und frostig. Dem ten fiel ein, daß er Marie Anders ja doch nicht treffen murde. Er tröstete sich, daß sie mit den anderen Frauen des Dorfes brüben auf dem Gut war. Würde noch eine halbe Stunde dauern, bis sie tam oder nicht mehr so lange. Warum quälie er sich damit?
Randers wandte sich wieber unb schritt langfam zur Kirche, er wußte faum, warum. Aber all feine Dankbarkeit und fein Glück zwangen ihn wie selbstverständlich zu dem altgewohnten Gang. Was wollte er ba oben? Beten? Natürlich, das wollte er auch, aber spielen mußte er, das war's, was ihm auf dem Herzen lag. Irgend etwas spielen, was ihn entlastete und freier machte.
Einmal dachte er, daß er Marie treffen tönnte. Sie tam bald Don der Arbeit, ungefähr um die gleiche Stunde täglich. Dann ging fie bei der Kirche vorbei.
Er fam auf die Höhe und fah bie Frauen vom Kirchhügel von Der Arbeit uitten im Grunde tommen. Langsam und müde stiegen sie den Berg hindn. Randers schlug ntit den Armen durch die Luft. Was ging's ihn an? Wochie Marie zu ihm tommen, wenn fie's hören wollte. Sonst war's immer noch früh genug, wenn sie's oben im Dort erfuhr.
Er stapfte langfam in die Hallenden Gewölbe und begann über die fnarrenden Gllegen zu steigen. Die schwere elferne Tür hatte er offengelaffen. 2fs er baran dachte, wollte er zurild, aber dann war's ihm recht, daß der Frühlingswind eine Weile in ble Kirche fuhr und fein Spiel in den Benz hinaus,
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Die Kirche war voll von dem braufenden, jubelnden Widerhall der alten Orgelstimmen. Go ftart und gewaltig hatte fie's felten gehört. All die Bilder und geschnigten Gestalten um den Altar lauschten und schienen fich au bewegen zu dem rauschenden und ftarten Spiel. Und die alten Bogen und Bfeller, die seit Jahrhunderten in thren Fugen ruhten, zitterten leise, und die Sonnen ftrahlen, die gläsern in die Gewölbe fielen, wirbelten und drehten ben Staub wunderlich.
Was nun die Natur in langsamer Anpassung erreicht hat, nüm Gier, die ursprünglich zur Befruchtung bestimmt waren, sich auch ohne biefen Anreiz entwideln zu laffen, vermag der Forscher in feinem Laboratorium auf fünstlichem Wege gleichfalls zu erreichen. Es erregte allgemein unglaubliches Kopfschütteln, als um die Mitte des vorigen Jahrhunderts der ruffische Forscher Tishomirow mit der Behauptung herportrat, es jei ihm gelungen, unbefruchiete Eier des Seibenjpinners durch Streichen mit einer Bürste zur selbständigen Entwicklung anzuregen. Ein weiteres Mittel, das Tischomirow ertrierte Schwefelsäure, in der fie etwa 2 Minuten belassen wurden. folgreich anwendete, bestand in dem Eintauchen der Eter in fongenNach dieser Prozedur wurden die Eier sorgfältig gewaschen, und fiehe da, von 36 auf diese robufte Weise behandelten Ciern begannen 13 am vierten Tage thre Farbe zu verändern, ein charafterijusches Beichen für den Entwidlungsbeginn, und schon am sechsten Tage fonnte der Forscher in diefen Ciern die Embryonen nachweifen. Grfcheint es nicht unbegreiflich, daß verdünnte Schwefelsäure, die alles Diganische zerstört, den Anstoß zum Entwicklungsbeginn geben foll? unb dennoch muß man fegi feine Resultate als richtig ansehen, denn es ift jest fon bei den perfchiedensten. Tierarten, bet denen jonit in der Natur niemals Jungfernzeugung verfommt, gelungen, die Eier durch die Einwirtung mechanischer oder cheinischer seize, zur parthe nogenetischen Entwidlung anzuregen.
Die größten Erfolge auf diesem Gebiete tonnte der vor einiger Zeit verstorbene ameritanische Biologe Jacques Loeb verzeichnen, der einen großen Teil feiner Lebensarbeit diesen wertvollen Bersuchen gewidmet hat. Er experimentierte hauptsächlich mit Seegeleiern, die sich deshalb besonders geeignet erwiesen, weil man infolge der Kleinheit und Durchsichtigkeit der Eier auch die inneren Vorgänge am lebenden Objeft deutlich unter dem Mitroskop zu verfolgen vermag und weil man sich fast zu jeder Jahreszelt das Verfuchsmaterial leicht beschaffen tann. Die tlaffischen Bersuche Locbs bestanden im wesentlichen darin, daß er unbefruchtete Seeigeleier in Seewaffer übertrug, dem verschiedene chemische Stoffe( Chlormagnesium, Chlortallum und andere) zugefett wurden. Dies gab den Anstoß zur Entwicklung des Eles, denn schon nach verhalinis mäßig furzer Zeit fonnte man deutlich die Ausbildung der sogen. Befruchtungsmembran unter dem Mitroftop verfolgen. Die Seeigei eier entwidelten fich in günstigen Fällen bis zum Larvenstadium mit normalem Stelett und Darm; dann allerdings erfolgte das Absterben. Damit war es aber Loeb gelungen, den natürlichen Befruchtungsaft
Ein alter Hochzeitsmarsch war's, den der Alle spielte, festlich getragen, so wie die alten niederländischen Melodien schmellen und steigen. Er hatte den grauen Kopf dicht über die Tasten gebeugt, fein Beib arbeitete mit dem Spiel, aber seine foinen Ohren fingen alle Töne und einten fie im Herzen zu einem einzigen glüdseligen Jubel
Die Frauen waren nor der Kirche stehengeblieben und horchten. Sie waren müde und verstaubt, taten, als wollten sie nur Atemholen nach dem langen Steigen auf den Berg. Aber sie lauschten alle noch eine Weile weiter. Es geschah nicht oft, daß fie etwas anderes hörten, als eines der Lieber, die fie von Kind auf fannten.
Einzelne Frauen gingen weiter. Marie Randers blieb hoch, trat ein paar Schritte in die Kirche und tauschte mit eigentümlichem Widerstreben. Sie suchte nach einer Erinnerung, ohne sie zu finden zu können. Ihre Hochzeit stand wie ein großes buntes Bild mor ihr, die Menschen lachten und die Orgel brauste. Ihre Augen wurden wieder feucht, fie dachte an den Berschollenen, wollte gehen und blieb doch noch und lehnte sich lauschend an die Treppe. So fondrrbar schien ihr das Spiel. Wenn sie aus den übertränten Augen fah, war's, als stände sie mit Ehler oben neben der Orgel. Schleppend
ging fie die Stufen hirauf und horchte,/ ging fie die Stufen hinauf und horchte,
Oben aber stieg das Lied zu einer gewaltigen Jubelhymne der Menschheit über Gott und Zeugung und Erlösung, und der Afte fühlte eine Straft in feinen Armen, in feiner Brust und in seinem Spiel, als hätte der Frühling und die Freude alles Weh und Greiseufum von ihm genommen. Eine Straft, die die Menschen zu sich zwang, wie er sie wollte, die wie etwas Körperliches meit über seine Hände hinausreichte und fentte.
Ein paar Schritte taman langfam, zögernd über den Drgeiboden. Er hörte fie, mußte, men fie trugen, fching brausend über ble Taften und hätte doch am liebsten die Arme finden laffen und aufgeschrien:„ Der Jung lebt, Marie!" Aber er wartete noch und zwang mit feinen Melodien, und die Schritte tamen näher, noch näher, bts fie an seiner Bant stehen blieb.
,, Bater, Bater, was ift?"
Der Afte fich plöglich bie Hände finfen, lachte wie ein Aind und schluchzte zugleich tief auf:
Er lebt ja, Marie, mein Jung lebt!"