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Auftakt.

Nachrufe und Kampfrufe.

Der Präfident ist tot. Die Neuwahl steht bevor. Zum ersten Male wählt das ganze Volk durch Volksabstimmung den Präsidenten der Deutschen Republik. Noch sind die Kan didaten nicht nominiert. Noch ist der Wahlkampf nicht ent­feffelt. Noch ruht der tote Präsident in seinem Arbeits­zimmer. In die Nachrufe auf Friedrich Ebert , den ersten Bräsidenten der Republik , mischen sich die Auftakte des Kampfes um den zweiten Präsidenten, den Nachfolger Friedrich Eberts

.

Die Rechte hatte diesen Kampf um den zweiten Präsi benten der Republik führen wollen mit der Baffe der Ver­leumdung und des niederträchtigen Haffes, mit jenen Methoden, über die T. B. im Berliner Tageblatt" schreibt:

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Die Krankheit hatte sich im Körper Eberts schon feftgewurzelt, bevor die schur tische Berleumdungskampagne begann. Man tann nicht sagen, daß diese Erbärmlichkeiten die Krankheit er­zeugt haben, aber alle, die in die Nähe des Reichspräsidenten traten, find überzeugt, daß die bittere Erregung. das alte Gallenleiden verschärft, dem Organismus die Widerstandsfähigkeit genommen, dem Tode den Weg geebnet hat. Dieser Mann, der sich aus dem fleinen Worte Pflicht" eine große Lebensregel gemacht, seine Söhne und feine ganze Kraft dem Vaterlande hingegeben hatte, fab sich plöglich, na dh Banditenmanter, aus dem Hinterhalte überfallen, von einem hinter dem Busche organt­fierten, mit falschen Zeugen arbeitenden kom plott umlauert, von unwürdigen, ihr Amt miß brauchenden Richtern dem leichtgläubigen Böbel ausgeliefert, von jedem Schmierblatt in den Gossentot gezerrt. Er sah, wie die deutschnationalen Tempel­reiniger in den Barmat- Kommissionen gierig nach einem Argument fuchten, das seine Ehre hätte beschatten fönnen, und wie die allen bewußte Reinheit feines Brivatlebens und die tadellofe Korrektheit feiner Amtsführung nicht genügten, um die heulenden Verleumder zum Schweigen zu bringen."

An der Bahre Eberts hat sich die schurkische Berleum­dung und die niederträchtige Lüge verkrochen. Unter dem Eindrud ber Trauer des ganzen Bokes biegt die Rechte ihre schmutzige Verleumdungskampagne ab. Nun zieht sie fich zurück auf den politischen Kampf. Die Berleumdungs­fampagne ist nicht mir tot, sie ist gerichtet! Boll But und Haß sieht die Deutsche Zeitung", wie die Deffent lichkeit an der Bahre des Toten laut Zeugnis abgelegt gegen die Berleumder:

Stärkstes Befremden muß die Art erregen, in der die Doltsparteiliche Bresse dem Wirken des Berstorbenen ge­recht wird. Die Zeit" schreibt:" Der bekannte Magdeburger Prozeß war Anlaß, die Erinnerung an die Januartage des Jahres 1918 wieder aufzuwecken, in denen Ebert als Führer der Sozialdemokratie zu den streifenden Munitionsarbeitern in Berbindung trat. Wir haben die Rolle, die er damals spielte, wiederholt gewürdigt, und wir müssen auch heute betonen, daß wir feinen Grund sehen, aus jenen Borgängen einen Zweifel an dem vaterländischen Willen des da maligen Reichstagsabgeordneten Ebert herzuleiten." Auch die Deutsche Allgemeine Zeitung" ergeht sich in ähnlichen Lob­hudeleien."

Die schurkische Verleumdungskampagne ist zu Boden ge­schmettert. Die Reptile friechen zornig zischend in ihre Löcher zurüd. Jezt muß die Rechte fämpfen mit offenem Bifier, jezt muß fie ihre wahren Ziele zeigen. Die ganze innere Unehrlichkeit ihres Kampfes, wie sie ihn bisher führte, liegt zutage. Es find nicht nur die Zeitungen der Bolkspartei, Die der geschwollenen Niedertracht vernichtende Stöße ver­fegen, es sind Leiter und Führer der Deutschnationalen selbst. Die Trauerfundgebung der Regierung, ihre Würdigung Friedrich Eberts , unterzeichnet von deutschnationalen Mi­niftern, ift ein Urteil gegen die Kampagne der Deutschnatio­nalen, mit der sie die Präsidentenwahl einzuleiten gedachten. Die Kreuz- Zeitung ", das verbisfenste und gehäffigfte

Die Führertagung auf dem Tönnich

Bon Else Hildebrandt.

Ueber die Kämme des Thüringer Waldes wandern wir, weit ausschauend über Höhen und Täler, von Rudolstadt bis auf den Marktplatz des alten Städtchens Remda . So dicht ragen am steiler hinanführenden Pfad die Tannen, daß der flimmernde Sternen­himmel einen heiligen hain zu umwölben scheint. Diese Wanderung mird symbolisch für die erste dreitägige Führertagung der sozia­ listischen Arbeiterjugend über Musikkultur und Festgestal­tung, an der Bertreter aus dem ganzen Reiche teilnahmen. Aus der Einheit des menschlichen Lebens erwächst das Fest; All­tag, Feste, Feiertagsstunden laffen sich nicht voneinander trennen. Das Menschenideal, das im Fest verherrlicht wird, durchdringt auch das Leben des Alltags. So ist es verständlich, daß der 1. Mai sich nicht eigentlich zum wahren Feft entwickeln fonnte, daß er nicht in der Jugend als solches lebt. Denn auf der Kritit, auf der Negation läßt sich ein Stult nicht aufbauen; Freude und Andacht kann sich auf diesem Boden nicht entfalten. Organisatorische Maßnahmen führen nie zur Festkultur, so führte E. R. Müller, Magdeburg , in seinem Bortrage Das sozialistische Fest" aus, für das der Mensch Bedingung und Zweck ist.

Steht so bas Fest im Leben des Bolfes, so ist es selbstverständlich, daß feine Dichter zur Erhebung und Freude fultische Werke geftalten. Es wird natürlich, daß die Dichter von ihrem Bolte zu diesem Schaffen Auftrag erhalten. So ist es denn nicht verwunderlich, daß Dichter wie Bruno Schönlank und Bröger den Auftrag zum Schaffen Don Sprechchören erhielten. Ihre Entstehung in der Revolution aus der Ertafe der Masse zeigte Schönlant in seinem Referat und ihre Wiedergeburt in der Zukunft durch Mufit und rhyth­

mische Bewegung.

Ist Kunst Mittel und Kultgestaltung, so wird das Jugend bühnenspiel immer ein besonders schwieriges Problem sein, da die Jugend nicht Kraft und Reife hat, das vollendete Kunstwert zu gefialten, sondern sich selbst darstellen will, wie E. R. Miller in feinem Referat über Jugendspiele zeigte.

Mufitkultur ist wie die Kunft überhaupt Mittel zur Stuitgestal tung, die der Berherrlichung des Menschenideals dient. So können gemeinsam Mufizierende im eigentlichen Sinne nur Menschen fein, bie den letzten Zweck des Lebens zusammen schauen. Mufit ist kein Zeitvertreib, Unterhaltung oder Bergnügen. Das fpüren die Musikgilden, die sich hier und dort ähnlich wie im Jadefreis in der Arbeiterjugend gebildet haben und aus deren Geist heraus Otto aus Hamburg auf der Tagung wiederholt Sprach.

Bie gestaltet sich aber das Berhältnis dieser intensiv arbeitenden Gruppen, in denen Bereitschaft ist für das Große, langjames Werden und Ausreifen, zur Maffenbewegung der Arbeiterjugend? Das war cine der prinzipiellen Fragen, die auf der Tagung auftauchten und

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Drgan ber Deutschnationalen, hat diesen Zusammenbruch| Sehntausende hingeschlachteter Revolutionäre, wohl gefühlt. Nicht ohne Grund nimmt sie von der Trauer- das hieß Standrecht. Blutjustiz, 3uchthaus, das hieß fundgebung der Reichsregierung nur mit einem furzen Hin Stinnes Republik und Barmat Sozialismus. Friz meis Notiz, ohne den Inhalt der Kundgebung wiederzugeben. Ebert, das ist ein Fluch auf Millionen Lippen, und dieser Fluch Das ist nicht nur Gehässigkeit gegen den Toten, das ist das übertönt das Glockengeläute, das ihm das offizielle Deutschland , das Bewußtsein, daß diese Kundgebung Berurteilung der eigenen Deutschland der wilhelminischen Generale, der Junker, Industrieritter. Haltung, Brandmarkung der eigenen Lügen ift! Bucherer, Spekulanten, Schieber, Klaffenrichter und politischen Karriereschinder nachhimmelt....

Es geht um die Republik und ihre Berfassung. Es geht um die Sammlung des Volkes für und gegen die Republik das sind die Auftakte, die nun aus den Nachrufen auf den teten Präsidenten hervorflingen. Das offizielle Organ der Deutschnationalen, die Nationalpoſt", zeigt klar genug,

worum es geht:

Sie begaben fich, sehr gegen ihren eigentlichen Willen, auf die Bahn des demokratischen Parlamentarismus, in deffen Aemtersystem sie und ihr Führer Ebert zu den höchsten Würden auf stiegen. Wir haben nie verhehlt und wollen es auch heute nicht tun, daß wir den in Weimar unter hilfe berbürger lichen Linksparteien eingeschlagenen Weg für verderblich halten. Formell mag das dort Beschlossene noch weiter bestehen, inhaltlich ist es durch die Macht der Ereigniffe immer weiter ausgehöhlt worden."

Sie

Emne Rolle spielen, das war ihm das Ziel, die Arbeiterklasse der Sockel feines Aufstiegs und die bedenkenlos erfaßte Gelegenheit das Mittel....

fämpfe, che das Proletariat dazu reif war. Er ließ Laufende

... Er provozierte taltblütig Entscheidungs. und aber Tausende abschlachten. Unvergleichlich handhabte er den Belagerungszustand. Er ermutigte die Klaffenjustiz. die unter seiner Pflege zur scheußlichsten Frage des Rapitalismus

wurde.

Friz Ebert hat die deutsche Sozialdemokratie zur regieren­den Partei im Dienste der Kapitalistenklasse gemacht. Er hat sie so geführt, daß sie heute dafteht, machtlos, verachtet, be pudt. Er selber aber ist oben geblieben bis zuletzt. Er brachie es fertig, indem er selbst diese Partei immer von neuem verriet, die ihm alles, alles geopfert hatte.

Sein Tod ist wie ein Symbol. Er ffarb an eitriger Auflösung

feiner Organe. Seine Partei verwest, zerfreſſen und ſtinkend von

Korruption."

Das ist der Auftakt zum Kampfe, hier tritt das wahre Ziel der Deutschnationalen hervor. Sie wollen den Präsidenten der Republik aus ihren Reihen wählen, um aus dem Präsidenten der Republik den Mörder der Republit zu machen. wollen einen deutschnationalen Präsidenten der Republik , um Wir übergeben insbesondere den Schlußsah dieses Ne­mit seiner Hilfe die Verfassung von Weimar abzuändern. Sie frologs der Nachwelt als ein unvergeßliches Denkmal bolsche­wollen einen Präsidenten der Republik , der auf die Verfassung mistischer Mentalität. Das und der Vorschlag eines Mau­fich vereidigen läßt wie die deutschnationalen Minister Neusoleums für den abgeschnittenen Burmfortsat" in der deutsch­haus und von Schlieben, um zu wirken gegen die Ber - nationalen Bergisch- Märkischen Zeitung" find Zeichen der faffung der Republik . Sie wollten ihre gegen die Republik 3eit. Wir fragen nur: Hatte Ebert nicht hunderttausendmal und ihre Berfaffung gerichteten Pläne verbergen hinter einem recht, daß er gegenüber solchen Burschen nicht um eine schmutzigen Feldzug der Verleumdung, sie wollten den Sieg Fußbreite zurüdwich? eines Monarchisten erschleichen. Num werden fie offen dafür kämpfen müffen!

Der Präsident der Republif ist tot. Der erste Präsident, deffen Leben die Arbeit am Aufbau und der Festigung der Republit verzehrte. Jetzt gilt es, fein Wert fortzusetzen! Die große staatspolitische Jbee, der sein Leben gewidmet war, muß im bevorstehenden Wahlkampf abermals zum Siege ge= führt werden gegen die überlebten staatspolitischen Ideen der Monarchisten. Die Nachrufe auf den Toten zeigen die ersten aftaite des Kampfes. Bald wird er poll entbrennen!

Gesindel.

wenn man beim Tode Lenins , der bekanntlich durch Was hätte aber bloß die kommunistische Presse gebrüllt, In fe erfolgte, und die bolfchemistischen Parteiten eremplifiziert Arteriosklerose, Schlaganfall, Gehirnerweichung und Bara­häne? Aber uns Kleinbürgern" liegen folche Vergleiche und Geistesblüten nicht. Das ist das Monopol der Revo lutionäre" von der bolschewistischen Fakultät.

französischen Revolution und der Schredenszeit. Die franzö Die Kommunisten berufen sich gern auf das Vorbild der fischen Revolutionäre haben von 1789 bis 1794 unendlich Großes geleistet. Auch ihre blutigsten Repreffalien, geboren aus der verzweifelten Notwehr, dürfen nicht nach den üblichen Maßstäben von Sitte und Moral gemeffen werden. Aber neben den geistigen und tatkräftigen Führern der Revolution trieb auch das Lumpenproletariat auf den Straßen und Plägen sein Wesen. Als Ludwig XVI. enthauptet wurde, ba stürzte sich die Menge auf seinen Leichnam; ein Mann füllte einen Becher mit dem aus dem Rumpf herausquillenden Blut des Toten und trant ihn aus; ein anderer schnitt das Herz aus dem Körper heraus und fraß es vor der johlenden Menge. Das waren auch Revolutionäre ", aber nur im Sinne der Roten Fahne", deren Redakteure sich mit Erfolg bemühen, auf das Niveau des Lumpenproletariats aller Länder und aller Zeiten herabzufinken.

Die Leichenfledderei der ,, Noten Fahne". Die" Rote Fahne " bezeichnet es zu Beginn eines Nach­rufes als ein feiges Spießerwort", daß man von Toten nur Gutes reden foll. Wenn sie damit meint, daß der Tod kein Vorwand für Heuchelei sein soll und daß fachliche Kritik nicht durch übertriebene Rücksicht auf den Schmerz Andersdenkender erstickt werden darf, so könnte man dem zustimmen. Auch wir haben es uns niemals nehmen lassen, in unserer Würdigung toter Gegner auszusprechen, warum wir sie bei Lebzeiten bekämpft hatten. Für die" Rote Fahne" ist aber die Unter­scheidung zwischen einer Feder und einer Mistgabel, zwischen Tinte und Jauche auch ein spießbürgerliches Vorurteil". Da­bei zeigt sie ein sehr furzes Gedächtnis: als beim Tode Lenins der Vorwärts" bei aller Würdigung der geschicht lichen Größe des Führers der ruffischen Sowjetrevolution auch fachliche Kritik an feinem Bert übte, da fchrie gerade die Rote Fahne" nach Leichenfchändung! Arme Spießerrung der Union und auch persönlich mein Beileib auszusprechen Es versteht sich von selbst, daß der Nachruf der Roten Fahne" auf Friedrich Ebert ein einziges Nachwerfen von Dred ist. Wir begnügen uns damit, die würdigsten Stellen dieses Artikels abzudrucken:

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..Friz Ebert, das war die Bertörperung des Verrais und der Konterrevolution. Frik Ebert, das hieß 3er fleischung des Proletariats im Dienfte der Eroberung und Plünde rung, das hieß eine verkaufte Revolution, das hieß

auf die Dr. Alfred Guttmann nach seinen Vorträgen über Jn strumentalmusit und Gesangstultur in der Jugendbewegung hinwies. Die Musikgilden fönnen eine Ge fahr für die große Bewegung bedeuten, aber nur dann, wenn sie sich abschließen, nicht wenn sie für die große Masse eine Kraftquelle be­deuten und sie also befruchten. Deshalb wurde auch die vereinzelt fchende Forderung aus dem Kreise der Teilnehmer, die nach innen gerichteten Gemeinschaften aufzuheben, nicht beachtet. Albrecht, der über Organisationsfragen sprach, hielt die Gefahr schon im Augenblick ihrer Erkenntnis für überwunden.

Die Hebung der musikalischen Leistungen der Jugendgruppen war gerade der Inhalt der Vorträge Guttmanns, der zeigte, wie die Strömung, die in der Musik nur ein Agitationsmittel für die Partei fah, ein Hindernis für ihre wahre Entfaltung in Arbeiterfreisen wurde und Uthmann eine so dominierende Rolle spielen ließ. Gutt mann hofft auf eine Wiedergeburt der deutschen Volksmufitfultur aus sozialistischen Jugendfreifen. Bereitschaft hierfür ist vorhanden. Denn auch auf der Tagung wurde gar manches Zeugnis schöner und fruchtbarer Gemeinschaftsarbeit gezeigt, sei es in den Berichten von ber heimatlichen Arbeit, sei es in den Feierstunden, zu denen sich die Teilnehmer am Abend fammelten.

Flaggen.

Reichshauptstadt geht, gerät durch die Art der Beflaggung in einiges Der Republikaner, der in diesen Tagen durch die Straßen der Befremden. Auf zahlreichen öffentlichen Gebäuden, Banken, Hotels, sowie auf dem Dach des größten Warenhauses ist die preußische Fahne aufgezogen, während die meisten Schulen die Fahne der Stadt Berlin zeigen. Nun ist unseres Wissens nicht der Landespräsident, sondern das Oberhaupt des Deutschen Reichs gestorben, deſſen Farben bie betreffenden Privatpersonen oder Staats- und Stadtbehörden zu schwarzrotgold find. Wenn schon geflaggt werden muß, scheinen fich weiß oder die belangloje Berliner Fahne als die angefochtene Reichs fagen, dann ist es schon besser, die althergebrachten Farben Schwarz­flagge zu zeigen. Diese Flucht vor dem Farbenbekenntnis iſt wider. lich und beschämend zugleich.

Ein Beispiel für die Gedankenlosigkeit und Begriffsverwirrung in dieser Republik ist folgendes Gespräch, das ich in der Nähe meiner Wohnung, die in einem hauptsächlich von Deutschnationalen bewohn­Ehepaar erblickte die an meinem Fenster angebrachte schwarzrot ten Borort gelegen ist, zufällig hörte. Ein offenbar treudeutsches goldene Fahne. Er: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Sie: Aber wenn man so bedenkt, gehört doch ein gewisser Mut dazu." Mut, die Reichsfarben zu zeigen! Und die vermeintliche ver. einzelte Schwalbe in einem Land, wo die Republikaner in der Meh:- heit sind!

Biel bemerkt wurde auch der Umstand, daß bis um ein Uhr mit tags teine Fahne an der Sterbestätte des Präsidenten wehte, obwohl wei riesige, am ersten Stod des Bestsanatoriums angebrachte Fahnenstangen ihrer Bestimmung harrten. Auf das Murren der vor Dem Gebäude angefammelten Menge hin fanden sich Angehörige des Reichsbanners schließlich veranlaßt, für den fehlenden Fahnenschmuck

Sowjetrußlands Beileid.

Mostau, 28. Februar. ( WTB.) Litwinoff hat an den Reichsminister des Aeußern, Pr. Stresemann, folgendes Telegramm gefandt: Socben habe ich die Nachricht von den Ableben des Herrn Reichspräsidenten Ebert erhalten. Ich beeile mich, namens der Regic. und dem schmerzlichen Gefühl Ausdruck zu geben über den Berluft dieses aufrichtigen Anhängers der Zusammen­arbeit zwischen Deutschland und Sowjetrußland. Den Mitgliedern unserer Regierung, darunter auch Herrn Tschitscherin , die sich auf der Reise nach Tiflis befinden, ist die Trauernachricht weitergegeben worden."

Litwinoff stattete dem deutschen Botschafter Gráf Brockdorff: Rangau einen Beileidsbesuch ab.

zu sorgen. Ferner bildeten sich vor der Reichskanzlei in der Wilhelm. straße gegen Abend erregte Gruppen, die nicht begriffen, marum be. reits um sechs Uhr die auf dem Dache wehende Fahne eingezogen wurde.

Kurden- Leben. Die Kurden sind im vollen Aufstand gegen die türkische Regierung begriffen und haben bereits Erfolge errungen. Diefes friegerische Bolf, das durch seine Räubereien und Aufstände schon so viel von sich reden gemacht hat, ist sehr starker Raffen­mischung unterworfen gewesen, bevor sich sein jeziger Charakter herausbildete. Man unterscheidet seßhafte und nomadijche Kurden, und hauptsächlich sind es die letzteren, die in ewigen Blutjehden leben, von denen die friegerischen Unruhen ausgehen. Die Kurden, besonders die im Gebirge wohnenden Stämme, haben noch ganz patriarchalische Sitten, und die Reifenden, die sie besucht haben, be­richten übereinstimmend, daß fie fich wie ins Alte Testament zurüd perfekt gefühlt hätten. An die Stelle von Schwert und Speer ist Die Büchse getreten; sonst ist noch alles wie zu Zeiten Abrahams: die Kleidung, die Nahrung, die Hauswirtschaft und die Geräte, die Sitten, die Art der Anrede ufw. Bon der abendländischen Zivili­fation wollen sie nicht viel wiffen. Wie in den Tagen der Batriarchen leben diese Menschen noch heute nur von Brot, geronnener Milch, Käse, Nüssen und getrockneten Früchten. Die einzige Neuerung ist der Tee, der von den Russen hingebracht worden ist. Die ganze Hausarbeit liegt auf den Schultern der Frauen, während die Männer friegerischen Spielen und fechten die unzähligen Streitigkeiten aus, sich der Feldarbeit widmen, aber nur im Frühling und im Sommer. Den übrigen Teil des Jahres tun sie nichts, sondern üben sich in die die Stämme meist untereinander entzweien. Die Kurdenfrauen dürfen sich viel freier bewegen, als dies bis vor furzem sonst im Islam erlaubt war. Sie gehen in facartigen Beintleidern einher und einer weiten Jacke. Das Haar ist in viele Zöpfe geflochten: auf dem Kopfe tragen fie eine fleine runde, mit Berten verzierte Müke den Angriff der Nachbarstämme fürchtet. leben die Kurden in Dör­und darüber ein loses Tuch. Aus Sicherheitsgründen, da man beständig Haus steht über Haus, so daß das Dach des einen der Hof des ande­fern zusammen, die stufenartig an den Felsabhängen angelegt find. ren ist. Diese Bauten find sehr fest und umzugänglich, aber furcht­bar dunkel, nur mit einigen Löchern als Fenster.

Spielplanänderung. Die Bremiere von Romeo and Julia im Die Premiere der Operette ist auf Donnerstag verschoben. allner - heater jindet Montag statt. Der blonde Traum" im Operettenbaus am Schiffbauerbamm Die für ben 4. März im Theater am Rollendorfblas feftgelegte Bohltätigkeitsvorstellung zugunsten der Berliner Schauspieler( Das große weiße Soweigen) wird auf Donnerstag, 4 Uhr nachm., verlegt.

Stürm ifche Mufitenthusiasten. Bei dem legten Konzert des Darmstädter Mufildirektors Michael Balling in Rom begeisterte fich das Publikum derart, bag es stürmisch die Biederholung des Trauermarsches aus der Götters. dämmerung verlangte. Als dies nicht gewährt wurde, verbinderte es ber Mufitdirektor Balling an der Fortführung des Konzerts. Als dann durch ein Mitglied des Drchefters dem Bublifum gesagt wurde, daß die Bosaunen bläfer nicht mehr anwesend feien und daber der Marich nicht wiederholt terben

en önnte, beruhigte es fich, unb bas Ronzert konnte feinen Fortgang

nehmen.