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Nr. 103+ 42. Jahrgang
Republit
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Beilage des Vorwärts
Ein Sonntag der Trauer.
Im Hause Wilhelmstraße 73.
Vor dem Sarg.
Wie immer, so hatte natürlich Berlin auch gestern sein Sonntagsgeficht. Gepußte Menschen und nicht so übermäßig verkehrsbejagte Straßen verklären auch das Fieberantlig einer wilden Stadt. Aber da ist doch noch etwas anderes zu beobachten, ein feierlicher Ernst nämlich, der immerdar und überall dem Tag besonderes Gepräge gibt. Der Tod des Reichspräsidenten Friedrich Ebert ist ein schmerzliches, und mehr: ein großes Ereignis. Die Trauer um den Führer und Menschen ist keine familiär- private, sie ist im weitesten Maße eine öffentliche. Diese Republik wird doch eine der Ebert- Sonntag bewies es aufs neue. Ein dichtes Gewoge belebt um die Mittagszeit den Kurfürstendamm . Ueberall werden die Zeitungshändler bestürmt, und besonders start ist der Kampf um neue Nachrichten vor der Gedächtniskirche, wo am Sonnabend zu Mitternacht in schlichtem, aber würdevollem Zug der Tote vorbeigefahren worden war. Nun hängt dort bei einem Zeitungsmann in schwarzem Rahmen ein Bild. Fast jeder bleibt hier stehen, betrachtet es, sagt wenig oder nichts und setzt gedankenvou den Weg dann fort. Nur eine Dame, die leider nicht im gleichenschwarz em Sodel, umgeben von Lorbeerkränzen. Die rot Maße taftvoll ist wie parfümiert und schmudbegligert, macht interessanterweise in einem Deutsch mit starkem russischen Akzent einige häßliche Bemerkungen über die doch wirklich reichlich geschmad und maßvollen Zeremonien. Ein Herr stellt ruhig und vornehm die Dame" zur Rede, die aber stellt zur Antwort Beine, pöbelt herum und schlägt dem Gegner, der beherrscht genug ist, auf Wehr mit gleicher Waffe zu verzichten, ins Gesicht. Da aber gestaltet sich das interessante und trotz aller Pathoslosigkeit erhebende Schauspiel, daß alle, aber auch alle Zuschauer Stellung nehmen gegen die Frau ohne Anstand und zugunsten jenes Menschen, der so viel Taft besaß. Diese Szene, die ihr Ende auf der Polizeiwache fand, sprach nicht nur für den Mann aus dem Publikum, sie sprach auch für den toten Frizz Ebert, der nicht nur ein Sohn des Voltes, sondern auch ein Mann des Boltes war,
Die Mahnung der Toten.
Wenn man die Freitreppe zum Hause Wilhelmstraße 73 emporgestiegen ist, kommt man durch einen Vorflur, in dem die Diener figen, in ein großes jaalartiges Gemach, deffen Fußboden mit einem großen Teppich bedeckt ist. Breite Flügeltüren führen aus diesem Saal auf eine Veranda, von der man auf wenigen Stufen in Wartezimmer. Durch eine Flügeltür gelangte man dann in ein den Garten mit uralten Bäumen gelangt. Dieses Gemach war das fleineres Gemach und von diesem Raum in das Arbeitszimmer des Reichspräsidenten . Es ist ein großes viereckiges Gemach mit zwei breiten Fenstern nach dem Bart. An dem zweiten Fenster steht der große schwarze Schreibtisch, an dem der Reichspräsident arbeitete. Links von der Eingangstür in einer Ede stand, um einen runden Eichentisch gruppiert, ein Klubsofa mit dunkelbraunem Leder. bezogen und zu beiden Seiten des Sofas befanden sich zwei Klubfeffel. Diese Klubgarnitur hat man aus dem Zimmer entfernt und an dieser Stelle steht jetzt der braune Eichenfarg auf goldene Flagge des Reichspräsidenten mit dem großen schwarzen Adler als Mittelstüd, bedeckt als einziger Schmud den Sarg. 3mei große Kerzen am Kopfende verbreiten ein mattes Licht in dem großen Raum, vor dessen Fenstern die Vorhänge heruntergelassen sind. An den vier Eden des Sarges stehen als Totenwache die Ehrenposten der Reichswehr . Vier Unteroffiziere halten die Totenwache bei ihrem verstorbenen Obersten Unterofiziere find Mitglieder des Bachregiments Berlin . Die Befehlshaber. Alle halbe Stunde werden die Posten abgelöst. Diese Unteroffiziere des Wachregiments, die hier die Totenmache halten, wedyjeln ab mit Unteroffizieren der Marine. Unbeweglich stehen die Soldaten in diesem matten Licht, tein Laut dringt von der Straße durch den Garten in das Totenzimmer.
Der Strauß des Fliegers.
Montag, 2. März 1925
Habgier und Geiz.
Der Lüffer Doppelmord vor den Potsdamer Geschworenen. Unter großem Andrang des Publikums begann heute vor den Potsdamer Schwurgericht der Prozeß gegen den 27 jährigen Bauerns gutsbesizer Reinhold Kühne aus Lüsse. Die Anklage lautet auf zweifachen Mord. Kühne wird beschuldigt, in der Nacht vom 6. zum 7. Juni v. J. seine 23jährige Frau Anna erschossen und seine 52 jährige Schwiegermutter Anna Köppe, geb.. Schrötter, mit einem Beil erschlagen zu haben. Den Vorsiz führt Landgerichtsrat Kaufmann, die Anflage vertritt Staatsanwaltschaftsrat Stargardt. Auf dem Beweistisch liegen eine Parabellumpistole und ein großes Beil. Die Bluttat, deren Motiv abgier und Geiz gewesen, hat um so mehr Aufsehen erregt, ein kleiner, unscheinbarer Mensch, sigt teilnahmslos da. Als aber als sich der Angeklagte in glänzenden Verhältnissen befand. Kühne, der Vorsitzende die erste Frage an ihn richtet, bricht er in Schluchzen aus. Seit dem 30 jährigen Kriege ist die Familie auf ihrer Scholle in Lüsse ansässig. Der Angeklagte selbst heiratete in ein reiches Anwesen hinein und bald begann ein wahres Martyrium für den Mann, der zwischen Schwiegermutter und Frau, die im Dorfe als Riesen" bezeichnet wurden, nichts zu sagen hatte. Man fannte nur ein Wort und das hieß Geld. In der fraglichen Nacht hat nun der Angeklagte nach seinem eigenen Geständnis seine junge Frau ernach dem Abendmahl im Gefängnis, hat er sein Geständnis dahin schossen und die alte Schwiegermutter erschlagen. Am Bußfag, aber widerrufen, daß seine Frau ihre Mutter erschlagen habe. Dann hat er auf ausdrücklichen Wunsch seine Frau erschossen. Auch in der Hauptverhandlung bleibt der Angeklagte bei feinen letzten Aussagen.
Bestrafte Gemeinheit.
Als am Sonnabend vormittag die Kunde vom Ableben des Reichspräsidenten ganz Berlin in tiefe Trauer versetzte, zog im Friedrich Wilhelmstädtischen Gymnasium in Abs wesenheit des Schuldirektors ein Schüler ein schmutziges Taschen= tuch auf Halbmast. Die sofortige Feststellung des Täters war nicht möglich, heute vormittag fand jedoch statt des geplanten Schulausflugs eine eingehende Untersuchung durch Schulleitung sieht seiner Bestrafung entgegen. Wir freuen uns feststellen und Kriminalpolizei statt. Der Täter wurde ermittelt und nationalistische Gemeinheiten scharf durchgegriffen wird. zu können, daß auch einmal auf einem deutschen Gymnasium gegen
Gestern war Boltstrauertag, und während der Vormittagsstun den, während in den verschiedenen Teilen der Stadt Trauerfundgebungen zum Andenken an den verstorbenen Reichspräsidenten und zum Gedenken der im Kriege gefallenen Soldaten stattfanden, flog ein Flieger über die Stadt hinweg. Il eber dem Hause Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold. Die Gauleitung Arbeitszimmer aufgebahrt liegt, warf der Flieger ein en tleiersucht in der heutigen Abendausgabe darauf hinzuweisen, daß die für nen Strauß ab, neben dem ein fleines Briefchen befestigt war, heute im Luftgarten beabsichtigte Trauerfundgebung nicht stattfindet. durch das er bat, diesen Strauß auf den Stufen des Reichspräfiden. Nähere Mitteilungen folgen noch. tenhauses niederzulegen. Man hat den Wunsch des Fliegers erfüllt.
Die Reichsregierung hat den ersten Märzsonntag dem Gedächt nis der Opfer des Weltkrieges gewidmet. Aber die Trauer des gestrigen Tages wurde noch erhöht durch Friedrich Eberts Ableben.ilhelmstr. 73, wo Ebert gewohnt und wo er jetzt in seinem Daher war auch die Rundgebung des„ Deutschen Frie denstartells", die am Vormittag im überfüllten früheren Herrenhaus ftattfand, eine Doppelfundgebung; doppelt schmerz lich war der Anlaß, besonders eindrucksvoll aber auch der Verlauf der Veranstaltung, die durch Rezitationen von Frau Gertrud Eysold künstlerische Prägung erhielt.
Des dahingegangenen Staatsmannes und Menschen Friedrich Ebert gedachte in warmen und phrasenlosen Worten Professor Dr. Ludwig Quidde . Stehend hörte die Bersammlung den herzlichen Nachruf an. Was Ebert wurde, brachte der Redner zum Ausdrud, wurde Ebert durch sich selbst, und wie er wurde
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nämlich flüger und taftvoller als Wilhelm II. wurde er auch
burch sich selbst. So war Ebert der denkbar beste Beweis für die Berechtigung der Demokratie, in der jeder alles werden famn, menn er fähig dazu ift. Gerade meil der Reichspräsident ein so edler und tüchtiger Mensch war, fönnen wir die niederträchtige Hege, die von rechts in der unverfrorenften Weise gegen ihn be trieben wurde, nicht vergessen. Das Gedächtnis ist zu frisch, und die Gemeinheit war zu groß.
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Nie wieder unter das Joch folcher Patrioten, deren Ebert- Hetze ja nur fonfequent ihrer Kriegshebe ist, nämlich ebenso finnlos und ebenso niedrig Das war auch das Motiv der Ausführungen des Sekretärs der Deutschen Friedensgesellschaft", Gerhart Seeger. Wahnsinn ist der moderne Krieg, der ein gewaltiges Büten zwischen Menschen und Maschinen darstellt. Auf flärung ist ein Mittel gegen ihn, aber die Vorbereitung des Generalstreits der Leichname des nächsten Krieges, ein weiteres und besseres. Erziehen wir eine Jugend, die positiv am Aufbau einer neuen Weltord= nung mitarbeitet das ist der einzige Dant, den wir unseren Toten abstatten fönnen. Frau Dr. Claudia Löwe brachte in einem weiteren Bortrag den unwiderleglichen Nachweis, daß der nächste Krieg der chemische Krieg sein wird. Gegen giftige Base gibt es feinen ausreichenden Schutz, denn der menschliche Geist ist ungeheuer erfinderisch, wenn es gilt, andere Menschen zu vernichten. Eine Phosphorgranate hat im Weltkrieg einen Menschen buchstäblich enthäutet, ein Schicksal, das Millionen zuteil wird im nächsten Kriege. Während des Weltkrieges zählte man dreißig verschiedene Giftgaje, heute gibt es deren tausend. Infolgedessen würde in einem fommenden Kriege die ganze Menschheit vernichtet werden. Mütter! Wollt Ihr das?
Gedenkfeier für die Kriegsopfer.
Die Gedenkfeier für die Opfer des Weltkrieges im Blenarsaal des Reichstags, an der der Reichskanzler mit den übrigen Ministern teilnahm, gestaltete sich eindrucksvoll. Der Ros lecksche Bläserbund unter Prof. Grabert eröffnete sie mit dem Trauermarsch aus Beethovens As- Dur- Gonate, an den sich Gesänge des Erfschen Männerchors( Prof. Stange) schlossen. Bolksbundes Dann folgte eine Ansprache des Präsidenten des & riegsgräberfürsorge", der zunächst auf den verwaisten " Deutsche Stuhl des Reichspräsidenten hinwies. Die Gäste erhoben sich von ihren Plägen, als der Name Ebert fiel. Der verstorbene Reichspräsident, der selbst zwei Söhne im Weltkrieg verloren hat, war Mitglied des Bundes und brachte ihm größtes Interesse entgegen. In einer weiteren Rede betonte der Präsident, daß das Interesse. das man früher den deutschen Kriegsgräbern entgegengebracht habe, im Schwinden begriffen sei. Der Boltstrauertag soll das Wahrzeichen deutscher Bietät werden. An diesem einen Tage müsse alles Trennende und Schwere vergessen werden.
Im Deutschen Opernhaus in Charlottenburg war der Redner des Boltstrauertages der Präsident der Landesverbände Dom Roten Kreuz, v. Winterfeld. Er gedachte zunächst in eindrucksvollen Worten des Todes des Reichspräsidenten . Er erinnerte daran, daß auch Ebert zwei Söhne auf den Schlachtfeldern verloren, und er sprach dann würdige Worte des Gedentens an die gefallenen Soldaten. Das Publikum lauschte still und ergriffen. Mufit und Gesangsvorträge rahmten die Feier ein. Draußen aber, am Opernhaus vorbei, zog singend und mit Hakenkreuzfahnen proDozierend, die Stahlhelmgesellschaft. Im Lehrervereinshaus am Alexanderplatz sprach der Berbandssekretär Michel. In einleitenden Worten, die die Verfammelten stehend anhörten, gedachte er des verstorbenen Reichs präsidenten. Deutschland hat sein Staatsoberhaupt verloren. Nicht nur 60 Millionen Deutsche , sondern auch die ganze zivilisierte Welt trauert um den ersten Bräsidenten der deutschen Republik. Im weiteren Berlauf seiner Ausführungen schilderte er die Kriegsgräbe: fürjorge und fand warme Worte für die Gefallenen. Der Berliner Manner- Gefangverein unter Zeitung des Studienrats miesner umrahmt die schlichte Feier durch ernste Gesänge.
Trauerfundgebung der Stadtverordneten.
Zur Aufarbeitung des vorliegenden Materials follhe morgen Dienstag eine außerordentliche Sigung der Stadtver ordneten stattfinden. Das Ableben des Reichspräsidenten hat den Magistrat und den Borstand der Stadtverordnetenversammlung veranlaßt, die Sitzung zu einer Trauerfundgebung der ſtadtischen Körperschaften zu gestalten. Der Anfang ist cuf 6 Uhr festgesetzt.
Eine Reihe städtischer Gebäude hat die am Sonnabend und richtendienst des Magistrats der Stadt Berlin mitgeteilt wird, be Sonntag gehißten Flaggen wieder eingezogen. Bie uns vom Nach sehungstag halbmaft zu flaggen haben. steht die Bestimmung, daß die städtischen Gebäude bis zum Bei
des
Nationalistische Trauermanieren.
Während der Reichspräsident auf der Totenbahre liegt, tobt der
Eine Eifersuchtstragödie spielte sich gestern abend in dem Hause Cherusterstr. 23 zu Schöneberg ab. Hier empfing die 25 Jahre alte Ehefrau Bertha des Kraftwagenführers Alfred Biefelt ihren Mann, als er abends heimfehrte, wie schon öfter, aus Eifersucht mit einem heftigen Auftritt. Nachdem er fich dann ans Alavier gefekt hatte, verfekte fie ihm mit einem Beil einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf. Biefelt begab sich zu einem Arzt, um sich verbinden zu lassen. Als der Frau nun zum Bewußtsein fam, öffnen, und frank auch noch Lysol Bevor der Mann zurüdwas fie angerichtet hatte, versuchte sie, sich die Pulsadern zu fehrte oder Hausgenoffen Hilfe leiften fonnten, hatte die äzende Flüssigkeit schon so start gewirkt, daß die junge Frau auf dem Wege nach der Rettungswache starb.
Aufsehen. Auf dem Flur des Hauses Nr. 6 wurde ein Privatwächter Der Unfall eines Wächters erregte heute morgen am Nordhajen mit einer Kopfverlegung hilflos aufgefunden. Es verbreitete sich das Gerücht, daß er überfallen und beraubt worden sei. Ein Arzt stellte jedoch fest, daß der Mann nach Alkohol roch, wahrscheinlich gefallen ist und sich so die Verletzung zugezogen hat. Geraubt war ihm nichts. Kriminalbeamte des 42. Reviers brachten ihn nach dem Krankenhaus.
Billa in Schmod mig, Lindenstr. 15, durch die Zentralheizung
Ein sehr gefährlicher Brand fam am Sonntagvormittag in einer zum Ausbruch. Die Flammen fanden an Brennmaterial, Immo bilien usw. schnell reiche Nahrung und drohten das Landhaus in Aiche zu legen. Die alarmierte Feuerwehr war zum Glüd bald zur Stelle. Sie griff sofort mit mehreren Schlauchleitungen fräftig on und es gelang nach fräftigem Löschen die Flammen auf die unteren Räume zu beschränken.
nach Nieder- und Oberschöneweide sieht man am Beginn der nach Ein Verkehrsfuriofum. Auf dem Wege von Baumschulenweg der Spree führenden Karlshorster Straße eine Schranke mit der Anfündigung:„ Die Karlshorster Brücke ist für jeden Verkehr gesperrt!" Diese Brücke, ein vielbenustes Berkehrsmittel, war von den schweren Wagen der umliegenden Großbetriebe so zerfahren, daß zu ihrer nice ticgung viele Wharon. ur hat nun hier für den Tagesverkehr einen Kahn als unentgeltliche Notfähre postiert. In den Hauptverkehrsstunden stehen bis zu hundert Menschen an den Ufern und warten auf das Uebersehen. Das ist zwar billiger und fleinstädtischer als eine hölzerne Notbrüde für Fußgänger, aber es erschwert doch den Verkehr der Arbeiterscharen nach und von Oberschöneweide und Karlshorst in geradezu unerträglicher Beise.
Neuerungen im Rundfunk. Damit die Berliner DetektorenStation zu hören, trifft das Telegraphentechnische Reichsamt zur
empfänger die Möglichkeit erhalten, einmal eine englische
Berwölfe, Stahlhelmiſten und wie die nationalputschistischen Hausgebrauchsmittel alle heißen mögen, versuchten, wie immer bei solchem Anlaß, die Ehrung der gefallenen 2 Millionen aufs strupel. lofeste mit provozierender parteipolitischer Propaganda zu entwürdigen. Diesen wahrhaft antinationalen Chargierten mit Etappenmedaillen, die sich unter dem rentablen Firmenschild des Nationalismus zufammengeschloffen haben, ist selbst das Schmerzlichfte ein chancenreiches Geschäft. Ueberall fam es infolge des standallüfternen Auftretens widelgamaschenbewehrter Reaktionäre zu teils fleineren, teils erheblicheren Zusammenstößen. um so infamer und aufreizender ist dieses schändliche Verhalten der So ehren die verhetten Monarchisten ihre, nein unsere Toten. nationalistischen Clique, als es faum einen Tag nach dem Ab leben des Repräsentanten der Republif geschieht. Am Bahnhof Friedrichstraße rempelten gegen Mittag mehrere Mitglieder nationalrevolutionären Mahraunschen Jungdeutschen Ordens die Passanten aufs unverschämteste an. Die empörten Bassanten wandten sich energisch gegen die uniformierten Burschen. Auch an mehreren anderen Stellen fam es zu Pöbeleien der in Trupps anrüdenden Nationalisten. Vor einer Autohalle am Raiserdamm hielt die nationalistische Kamarilla einen Feld gottesdienst" ab. Es ist ber Gott, den sie sich selbst konstruiert haben. Der Gott, der Eisen und Ruhrtredite wachsen ließ. Bu standalösen Vorfällen kam es am Wittenbergplaz. Ein Zug von 1100-1200 Hafenkreuzlern zog vom Kurfürstendamm her geschlossen über die Straße. Wüste eh- und Schmährufe schallten aus den Reihen dieser fanatisierten, geiftig und förperlich Minderjährigen. nationalistische Mob:„ Nieder mit der Judenrepublik!" Hoch Hifzeit Vorbereitungen, um über den Berliner Sender die englische schamlosen Brovotation größte Erregung, die fich in zahl. ler!"" Juden raus!" Des Bublifums bemächtigte fich ob dieser Rundfunksendestelle Chelmsford zu übertragen. reichen zurufen Luft machte. Die Hafenfreuzler gingen auf das Rowdyhafteste vor, drängten die Passanten zur Seite und ließen ihre Haß- und Heglieder vom Stapel. Am und da zu handgreiflichkeiten führten. Ein unerhörter Wittenbergplay fam es zu erregten Szenen, die hier oberen Räumen des Alchingerlo fals am Borfall ereignete sich Sonntag nachmittag gegen 3 Uhr in den Potsdamer Plaß. Hier erschien unter großem Hallo ein größerer Trupp uniformierter und garnierter Stahlhelmleute, die mit der dem Monarchismus eigenen schnoddrigen Impertinenz das gesamte Lotal sozusagen requierierten. Mit zunehmendem Alkoholfonfum stieg die animierte Stimmung, und die" Front-", Heil-", Hoch- und sonstigen markanten Rufe donnerten nur so durch das Lokal. Plöhlich erhob sich ein wohlbeleibter Herr, dessen Bisage den schnurrbartzwirbelnden Vizefeldwebel verriet, und hielt eine von Martigkeiten schillernde Ansprache, die mit einem hoch auf den Stahlhelm" und die heiligen schwarzweißroten Fahnen" endigte. Des an dem nationalistischen Geschwafel desinteressierten Publikums bemächtigte sich naturgemäß eine starte Erregung und es tam zu lebhaften Protesten. Dieser Kriegervereinshymnus des famosen treudeutschen Herrn ist ein charakteristisches Beispiel dafür, in welch hohem Grade unerträglich die Unverfrorenheit der nationalistischen Mineure mit der Zeit geworden ist. Sehr merkwürdig ist es auch, daß die Direktion des Aschingerlofals nicht, wie es ihre Pflicht gewesen wäre, der Ungeheuerlich feit entgegentrat, daß ein sicherlich alkoholisch inspirierter Nationalist einen Tag nach dem Ableben des Reichspräsidenten in einem öffentlichen Speisehaus eine antirepublitanische Gesinnungsrede hält!
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Im Reichsbund jüdischer Frontsoldaten , Bezirk Dft. spricht am Diens tag, den 3. März, abends 8 Uhr, in den Andreas Festsälen, Andreasstr. 21, Dr. Rudolf Breitscheidt nicht über das angekündigte Thema, sondern unter Berücksichtigung der veränderten politischen Lage über das Thema: Vor der Wahl des Reichspräsidenten ."
New York , 1. März.( WTB.) Hier und in der Umgegend wurde ein Erdbeben von zwei Minuten Dauer verspürt. Auch aus den Staaten New Jersey , New England , Michigan , Illinois , Indiana , Kentucky , Weſtvirginia, Maryland und Pennsylvania wurden Erdstöße gemeldet.
Montreal , 1. März.( WTB.) Ein dreißig Sefunden dauerndes Erdbeben erschütterte die Stadt. Die Zuschauer in den Theatern stürzten zu den Ausgängen. Meldungen über Schäden liegen nicht vor.
London , 2. März.( WTB.) Meldungen aus New York zufolge wurden bei dem Erdbeben am Sonnabendabend ein Mann ge schütterung von der Plattform der Hochbahn herabgeschleuder tötet und zwei Frauen schwer verlegt, die durch die Er
wurden.
Geschäftliche Mitteilungen.
Anläßlich der Wiedereröffnung nach erfolgtem Umbau bringt die Melteste SpezialBettwäsche Fabrit Ernst Bähr große Boften Wäsche aller Art zu wirtich ftaa wert billigen Preisen zum Berkauf Der Besuch eines der vier Geschäfte ber Firma: Gräfestraße 39, Rofenthaler Str. 49, Brunnenste. 10, und Spandau , Potsdamer Str. 20, wird fich auf alle Fälle vorteilhaft erweisen. Näheres ist aus dein heutigen Inserat ersichtlich.