Einzelbild herunterladen
 
  

Nr. 104 42. Jahrgang Ausgabe A nr. 53

Bezugspreis:

Wöchentlich 70 Pfennig, monatlich 3, Reichsmark voraus zahlbar. Unter Areuaband für Deutschland , Danzig . Gaar- und Memelgebiet, Desterreich, Bitanen, Luremburg 4,50 Reidsmart, für das übrige Ausland 5,50 Reidsmark pro Monat.

Der Vorwärts" mit ber Gonntags beilage Boff und Seit mit Sieb. Inng und Rleingarten fowie der Beilage Unterhaltung und Willen und Frauenbeilage Frauenftimme crfcheint wochentäglich zweimal, Gonntags und Montags einmal.

Telegramm- Adreffe: " Sozialdemokrat Berlin

Morgenausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

10 Pfennig

Anzeigenpreise:

Die einfvaltiae Rompareille. aetle 70 Pfennig. Reklamezeile 4 Reichsmart. Aleine Anzeigen bas fettgebrudte Bort 20 Bfennis ( aufäffia zwei fettgebrudte Borte), febes weitere Wort 10 Bfennig. Stellengesuche bas erfte Wort 10 Bfennig, icbes weitere Bort 5 Biennia. Borte über 15 Bud ftaben zählen für zwei Worte. Familienanzeigen flir bonnenten Seile 30 Bfennig.

Anzeigen für die nächste Summer müffen bis 4 Uhr nachmittags in Sauptgeschäft, Berlin SW 68, Linden­fake 3, abgegeben werden. Geöffnet Don 9 Uhr früh bis 5 Uhr nachm.

Zentralorgan der Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Redaktion und Verlag: Berlin SW. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Redaktion: Tönhoff 292-295 Verlag: Dönhoff 2506-2507

Dienstag, den 3. März 1925

An die Gewerkschaftsmitglieder!

15 Minuten Arbeitsruhe bei Friedrich Eberts Beisetzung.

Der deutschen Republik erffer Reichspräsident, Fried. rich Ebert , der organisierten Arbeiter Deutschlands befter Vertreter und raftloser Förderer, wird am Donnerstag in jeiner Baterstadt Heidelberg zur letzten Ruhe bestattet.

Unermüdlich war er am Werke, die demokratischen und fozialen Grundgedanken der Berfaffung in die Wirklichkeit umzusehen. Deshalb find die Herzen der Arbeiter, Angestellten und Beamten von der Treue um den Zofen am fiefften erfüllt. Die Millionen Mitglieder der Gewerkschaften find in erster Linie berufen, überall im Lande an den Trauerfundgebungen der republikanischen Bevölkerung Anteil zu nehmen.

Ein großer Sohn des Boltes wird zu Grabe getragen. Um Friedrich Ebert die lehte Ehre zu erweijen, rufen die unterzeichneten Bundesvorstände das arbeitende Boll auf, durch eine allgemeine Kundgebung seinen großen durch eine allgemeine Rundgebung feinen großen

Führer zu ehren.

Zur Stunde der Bestattung soll am Donnerstag, den 5. März, im ganzen Lande die Arbeit von 11 bis 11.15 Uhr ruhen: Zam Zeichen der Trauer um den Toten und der geistigen Anteilnahme an der Feier seiner Bestattung,

Als Kundgebung der Entschlossenheit, von Kraft und Ausdauer festzuhalten an den Zielen der Arbeiterbewegung bis zu ihrem endgültigen Siege,

Als

erneutes Trenegelöbnis für die deutsche Republik und zur Bekundung des festen Willens, mit Leib und Leben sie zu schüßen gegen alle Feinde.

So werden die Trauerkundgebungen am Donnerstag im ganzen Cande zugleich ein Anlaß zu geistiger Erhebung und Willensstärkung sein, im Sinne des Dichterwortes: Das Banner steht, wenn der Mann auch fällt.

Die örtliche Durchführung diefer Trauerfund. gebung unter Beachtung der für lebenswichtige Betriebe be­stehenden Regeln wird den Ortsausschüssen und Orts­fartellen übertragen. Die Betriebsvertretungen werden fich mit ihren Betriebsleitungen ins Benehmen jetzen. Von den öffentlichen Arbeitgebern im Reich, den Ländern und Gemein­den wird erwartet, daß fie ihrem Personal die Teilnahme an

dieser Kundgebung ermöglichen.

Die Ortsausschüffe und Ortskartelle, die Deputationen vor. gesehen haben, werden gebeten, sie zu der Beisehungsfeier am Donnerstag vormittag 10 Uhr nach Heidelberg zu entfenden. Bon Kranzspenden foll im Sinne des Berstorbenen Abstand ge­nommen werden. Die hierfür bereitgestellten Mittel find ört­

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., Berlin SW. 68, Lindenstr.3.

Postichedkonto: Berlin 37536 Bankkonto: Direktion der Diskonto- Gesellschaft, Depofitentafie Lindenstraße 8

Friedrich Eberts Sendung.

Ein paar Worte an die Jugend.

Morgen werden Schulfeiern stattfinden, in denen des toten Reichspräsidenten gedacht werden soll. Bir mürden uns freuen, wenn Lehrer, denen die Auf­gabe zufällt, bei den Schülern Berständnis für das Mirien Friedrich Eberts zu meden, aus den folgenden Zeilen einige Anregungen schöpfen könnten.

Redaktion des Borwärts".

Märchen und Geschichte erzählen euch von guten und böjen Königen. Sie regierten ihr Land recht oder schlecht, führten Kriege, erwarben durch Eroberung oder durch Heirat neue Länder mit allen Untertanen, die auf ihnen lebten- und wenn sie starben, übernahm ihr Sohn oder nächster Erbe ihren Reichtum und ihre Macht. Sie waren von Großen ihres Landes umgeben, die ihnen regieren halfen und die wieder, wenn sie starben, ihren Reichtum und ihre Macht an ihre Söhne vererbten. Die Masse des Boltes aber, eure Großväter und Urgroßväter, leistete Arbeit und zahlte Steuern, wie es von ihr verlangt wurde. gehorchen und durfte nicht fragen warum. Es fehlte ihr auch jede Möglichkeit, etwas von den Geschäften der Großen, den Regierungsgeschäften, zu erfahren und zu lernen, sie war arm und unwissend, fie fonnte weder lesen noch schreiben, es gab feine Schulen, wenig Bücher und feine Zeitungen.

Sie hatte zu

Im Lauf der Jahrhunderte wurde das allmählich anders. In den Städten famen Leute von niedriger Herkunft als Handmerfer und Kaufleute zu Bermögen, das gab ihnen Selbstbewußtsein und die Möglichkeit, Bildung zu erwerben. Da wollten sie sich nicht mehr von obenher regieren lassen, sondern sie wollien selber mitreden.

Besonders feit die Maschinen erfunden worden waren und die moderne Industrie auffam, wurde das Bürgertum

Als Ausdruck des verdienten Dantes für seine lich zu sammeln und der geplanten Friedrich- Ebert- stärfer. Aber für die Masse der arbeitenden Menschen war große und erfolgreiche Lebensarbeit, Berlin , den 2. März 1925.

Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund

Leipart

Stiftung" zuzuführen.

Allgemeiner Freier Ungestelltenbund Aufhäuser Stähr

Allgemeiner Deutscher Beamtenbund Faltenberg Sohur

Trauerkundgebung für Friedrich Ebert. dächtnis des Reichspräsidenten gewidmet ist. Die Ansprache wird

Am Mittwoch, den 4. März, nachmittags 3 Uhr, wird durch die Reichsregierung anläßlich der Ueberführung der Leiche Friedrich Eberts eine Trauerfundgebung veranstaltet. Im Anschluß daran bewegt sich der Trauerzug durch das Brandenburger Tor nad) bem Königsplay. Dort wird - etwa 33 Urh zu Ehren des Toten bei der Feier der Sozialdemokratischen Bartei Deutschlands Reichstagspräsident 26be Gedenkmorte sprechen.

-

Der Trauerzug bewegt sich dann vom Reichstagsgebäude zum Potsdamer Bahnhof, auf deffen Freitreppe während einer Stunde der Sarg aufgebahrt bleibt, um den Teilnehmern am Trauerzuge beim Borbeidefilieren Gelegenheit zu einem legten Abschiednehmen von dem Toten zu geben.

vom Landtagspräsidenten Bartels gehalten werden.

Der Mittwoch foll fihungsfrei bleiben. Für Donnerstag und Freitag ist die Besprechung der Anträge zu den Grubenfatastrophen porgefehen. Die nächsten Lage bleiben wieder sigungsfrei. Auf der Tagesordnung der Sitzung am Dienstag nächster Boche ſteht die Wahl des Ministerpräsidenten. Borher wird

um 1 Uhr der Weltestenrat erneut zusammentreten.

Zu der für Mittwoch vor dem Reichstag angefeßten Trauerfeier wird der Landtag eingeladen werden.

Das Beileid der Internationale. Beim Parteivorstand sind folgende weitere Trauerfund gebungen eingelaufen:

London , 2. März. Die Deutsche Republik hat durch das plöhliche Hinscheiden des Reichspräsidenten einen schweren Berluft erlitten. Die Arbeiter aller Länder hoffen, daß die fozialdemokratische schweren Stunde alle reaffionären Gefahren kraftvoll über­

das fein Segen. Die Adeligen teilten mit den Reichen ihre Macht, um gemeinsam die Armen zu beherrschen.

In Deutschland war das bis vor einigen Jahren fo, daß die wirkliche Macht dem Kaiser und seinen nächsten Ratgebern vorbehalten war. Das Bürgertum füm merte sich wenig um die große Politif, es ließ den Kaifer regieren, wenn dabei nur die Geschäfte gut gingen. Damit war das Bürgertum in Deutschland viel weniger flug als in den meisten anderen Ländern. Denn dort gab es schon damals entweder feine Kaiser und Könige mehr oder aber fie fpielten feine große Rolle, und die Geschäfte des Staafs wurden von den tüchtigsten Leuten aus dem Bürgertum besorgt.

Das heißt: Deutschland war in feiner Staatsform hinter den der anderen Ländern zurückgeblieben, und das rächte fich bitter. Denn dadurch gerieten wir in den großen Krieg gegen die ganze Welt.

Damals war Friedrich Ebert ein Führer der Sozialdemokratischen Partei. Diefe Bartei wollte, daß alle gleiches Recht haben sollten und daß das ganze Bolt selbst aus feiner Mitte die Tüchtigsten und Besten wählen follte, um sie regieren zu laffen. Sie wollte aud), daß die großen Betriebe, in denen die Menschen im Schweiße ihres Angesichts alle die Dinge berstellen, die wir zum Leben brauchen, nicht einzelnen reichen Leuten, sondern dem ganzen Bolt gehören und zu seinem Bohl verwaltet fratische Bartei arg verfolgt und unterdrüdt.

Die Ehrung für den verstorbenen Reichspräsidenten Ebert bedeutet für die freigewerkschaftlich organifierte Berliner Arbeitnehmerschaft zugleich eine Ehrung des verdienstvollen Arbeiterschaft, die die stärkste Stütze der Republik ist, in dieser werden sollten. Wegen dieser Ziele wurde die Sozialdemo

Arbeiterführers.

Die unterzeichneten, Berliner freigemerfichft= lichen Spizenorganisationen erwarten deshalb von der freigewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmerschaft, daß sie am Mittwoch, den 4. März, Friedrich Ebert die letzte Ehre durch Teilnahme am Trauerzug erweisen wird. Der Ausschuß der Gewerkschaftskommiffion Berlins u. Umg. Siegle.

Allgemeiner Freier Angestelltenbund. Ortskartell Berlin . Flatau, Reichelt.

Gedenkfeier in der Oper am Königsplats. Der amiliche preußische Preffedienst teilt mit:

Zum Gedächtnis des Reichspräsidenten findet auf Einladung des preußischen Unterrichtsministers am Mittwoch 12 11 hr in der Oper am Königs plag für Schüler und Schülerinnen der Oberstufe der Groß- Berliner höheren Lehranstalten und der obersten Klaffen von Bolfs- und mittleren Schulen eine Feier statt. Die Gedächtnisrede hält Minister Prof. Dr. Beder. Stapelle der Staatsoper und des Staats- und Domchors unter Leitung des Generalintendanten v. Schillings wirfen mit. Bertreter der preußischen Minifterien, Abgeordnete des Landtages und Bertreter her Schulbehörden find geladen.

Traverkundgebung des Landtags.

Der Landtag wird nach einem Beschluß des Helteftenrats am Dienstag nagniltag, 2 1, sine Sigung abhalten, bie bew Ge

winden wird.

Administrativkomitee der Sozialistischen Arbeiterinternationale.

Wieu, 2. März.

Die sozialdemokratischen Abgeordneten und Bundes­räte Deutschösterreichs versichern Euch anläßlich des schmerzlichen Verluffes, den Ihr durch das Hinscheiden des Genoffen Ebert erlitten habt, ihres innigfien Mempfindens in brüderlicher Solidarität. Seih. Elders, Danneberg.

*

Wien , 2. März. Zu dem großen Berluff, den Eure Partei durch das Hin­scheiden des Reichspräsidenten , Genoffen Ebert , erlitten hat, fprechen wir Euch das fiefste Beileid aus.

Barteiausschuß Tschechoslowakisch- Sozialdemokratischer Arbeiterpartei in Desterreich.

Bremen, 2. März.

Tief erschüttert durch den fchmerzlichen Berluft des Herrn Reichspräsidenten , unferes Genoffen Friedrich Ebert , stehen wir an der Bahre dieses über alles vorbildlichen Mannes. Den faum er fehlichen Verlust der Parteiorganisation teilt aufrichtig die mit gliedschaft des Zentralverbandes der Böffcher. Beinfüfer und Hilfsarbeiter Deutschlands . Sain Witten wird in der Geschichte der Arbeiterbewegung wie der Geschichte Deutschlands unauslöfchlich sein.

Die Hauptverwaltung ges 3ridiesigt

Die Sozialdemokraten hatten es also im Kaiserreich nicht gut. Benn trotzdem, cis der Krieg ausbrach, viele von ihnen freiwillig ins Feld gingen und fich totschießen ließen, und über­haupt alles taten, damit Deutschland nicht unter­liege, dann soll jeder anständige Mensch zugeben, daß sie damit sehr schön gehandelt haben. Ebert ist im Reichs­tag stets dafür eingetreten, daß alles geschehe, damit Deutsch­ land nicht von seinen Gegnern besiegt werde, er hat felbst vier Söhne ins Feld geschickt und zwei davon draußen lassen müssen.

Aber Ebert hat sich damit nicht begnügt. Er hat immer verlangt, daß rechtzeitig Frieden gemacht wurde, so Leider hat man seinen Rat nicht befolgt, man hat ihn dafür lange die Gegner Deutschlands nicht übermächtig werden. noch einen vaterlandslosen Gesellen gescholten, und so brad) bas Unglüd über uns herein.

Als die Regierenden sahen, was sie angerichtet hatten, verloren sie den Kopf und liefen davon. Deutschland war gefchlagen, ihm drohte ein unbarmherziger Frieden. Nahrungsmittel tamen nicht ins Land, dafür kamen die Soldaten aus dem Felde zurück und wußten nicht wohin, die Maschinen, die bis dahin Munition hergestellt hatten, hörten auf zu laufen, es gab feine Arbeit, fein Brot und feinen Rat.

Ein Teil der Arbeiter fam in seiner Verzweiflung auf den Gedanken, mon brauche fich nur mit Gemalt der Regie rung und aller Fabriten bemächtigen, dann fei für alle ein ghidliches Leben gemiß hätten diefe verzweifelten Menschen bie Dberhoub gemounen, fo mare bas für fie felbft und für