Wo ist der große Führer der Deutschnationalen? Wo ist der Mann, der Führer, auf den sie schauen wie auf einen Meffias? Wer ist es, der in der Gloriole des großen Führers erscheint, wenn der Phrasennebel sich zerteilt? Wir wissen es nicht. Andere wissen es auch nicht. Fragt den Mann auf der Straße, fragt den Bürger, er weiß es auch nicht. Meint ihr, es gäbe einen Namen, den die Deutschnationalen, den die internste Gruppe der Deutschnationalen fich im Geheimen mit Schauern der Ehrfurcht zuflüsterten? Sie wissen es auch nicht. Hätten sie einen Mann, einen Führer, mit der größten Unbedingtheit und Einstimmigkeit würden sie heute laut fagens das ist unser Mann! Mit der größten Bestimmtheit würde die gesamte Deffentlichkeit sagen: das ist der Mann der Deutschnationalen, feine Kandidatur ist selbstverständlich.
So ist es nicht. Es wird geraten. Es werden Behaup fungen aufgestellt und wieder fallen gelcffen. Namen tauchen auf und vergehen. Es wird gesucht. So gesucht, wie Herr Luther seine Minister suchte und Herrn Neuhaus und Herrn Schlieben fand Deutschnationale Berwaltungsleute, ja, aber Männer, Führer?
Das ist die Führerprobe. Der Kern der Rechten sind die privilegierten Klassen des alten Systems. Sie haben das Privileg der Bildung gehabt. Sie haben die Traditionen einer herrschenden Klaffe, die Kultur einer herrschenden Klasse. In ihnen müßten die Erfahrungen von Generationen in Dingen der Staatsverwaltung und Staatsleitung lebendig sein. Ihre materielle Stellung über den arbeitenden Massen des Volkes hat ihnen Freiheit und Unabhängigkeit gegeben. Das ist es, was sie hochmütig herabsehen läßt auf das Volt. Das ist es auch, wovon sie den Anspruch herleiten, daß nur aus ihrer Mitte der große Führer des Volkes und des Staates hervor gehen könne. Wo aber ist das Ergebnis einer solchen Führer
ouslefe?
Wir sehen um uns und prüfen Namen und Persönlich feiten. Wir blicken zurück auf die deutsche Geschichte feit der Revolution, und weiter zurück in die Tage des Krieges. Wir fragen: wer ist es? Ist es Herr von Tirpig? Jener Herr, ben man uns einmal als Reichstanzler präsentieren wollte und von dem nun nicht mehr die Rede ist? Jener Herr, dessen Charakterbild in der Geschichte nicht mehr schwantt und der gleichmäßig beurteilt wird von ihm nahestehenden Kreifen wie Don Außenstehenden? Ist es Herr Hergt, der die Schande des 28. August 1924 für seine Bartei organisiert hat und in diesen Tagen bewiesen hat, daß ihm die Verantwortung und die innere Würde fehlen, die zum wirklichen Staatsmann gehören? Ist es Herr We star p, ist es Herr Schiele oder mer ist es sonst? Ist es einer aus dem Kreise der alten Konservativen? Cs ist feiner, feiner von ihnen. Die Deutschnationalen fühlen, und die Deffentlichkeit fühlt es mit ihnen, daß diese Namen nicht die Sphäre bezeichnen, aus der sie einen Kandidaten präfentieren tönnten
Bielleicht suchen sie einen Ausgleich, vielleicht gehen sie hinaus über die Grenzen der engeren Bartei, vielleicht meinen fie einen Mann aus den Kreisen des Adels, des großen Bürgertums, der Verwaltung, die im allgemeinen die Rechtsrichtung in Deutschland vertreten? Aber selbst wenn sie die größte Liberalität dabei walten ließen: wo ist der Mann, der Führer? Ja, mo ist felbst der Mann, der ein würdiger Stellvertreter und Blahhalter eines fommenden Messias märe, an den die Deutschnationalen zu glauben vorgeben?
Denten sie bei folchen Ueberlegungen an Herrn Luther? Soll das der Weisheit letzter Schluß, das Ergebnis der Führer auslese der Hochzucht einer privilegierten Klaffe durch Gene rationen sein? Herr Luther als der große Führer? Er felbst wird solchen Gedanken ablehnen. Aber wo bleiben dann die Ansprüche der Deutschnationalen?
Die Führerprobe ist da! Wo ist der würdige Nachfolger für Friedrich Ebert , wo ist der Mann aus dem Lager der Rechten, der, wenn auch in der politischen Gesamthaltung im Brinzip verschieden von Ebert, wahrhaft würdig wäre, fein
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Nachfolger zu sein? Aus der Masse des Voltes, aus der Mitte der einfachen Deutschen heraus, die ohne Privilegien in einfacher Arbeit und Pflichterfüllung an der wahren Große des Rolfes wirfen, ist Friedrich Ebert hervorgegangen, ein Symbol der gesunden Kraft, der Fähigkeiten, der wahrhaft würdigen Eigenschaften des deutschen Bolkes. Man wird ihn in der Geschichte nennen neben den großen Präsidenten, man wird ihn neben Abraham Lincoln stellen, den Führer und Staatsmann, den einfachen Mann aus dem Volke, vor dessen einfacher Größe der Glanz der Kronen und der militärischen Führer verblaßt. Sucht nicht im Nebel, den die pivilegierten Klassen um sich ziehen aus der Kraft des Boltes kommt unsere Hoffnung und fommen unsere Führer. Führerprobe: mit Stolz weisen wir auf Friedrich Ebert . Wo ist der Mann, der Führer der Deutschnationalen?
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Blutsauger am Volke.
Warum greift der Staatsanwalt nicht ein. Die parlamentarischen Untersuchungsausschüsse haben im allgemeinen feine gute Presse. Der Barmat Ausschuß des Preußischen Landtags hat sich bisher durch seine uferlofen Abschweifungen in das Gebiet gewöhnlichsten Klatsches fein großes Ansehen erworben. Die zentrale Frage, unter welchen Umständen Kutister und Barmat ihre Kredite erhalten haben, ist bisher noch nicht angerührt. Dabei ist das das Hauptproblem. Da der Staatsanwalt zum Beispiel im Falle Barmat bisher noch nicht in der Lage war, trog zweimonatiger Haft und trotz Beschlagnahme aller erforderlichen Unterlagen ein frimi nelles Delift festzustellen, ist die Neugier um so verständlicher und berechtigter. Der preußische Untersuchungsausschuß hat es aber vorgezogen, diese Seite der Angelegenheit nicht zu flären und statt dessen wochenlang die gleichgültigsten und fachlich belanglosesten Dinge der Welt breitzutreten. Ganz offenfundig war der Zweck der Untersuchung nicht Klä rung, sondern Verwirrung.
T
um ein unerhörtes Lurusleben davon zu beftreiten, het feinen Anspruch auf Schonung. Man fann erwarten, daß die Staatsanwaltschaft nach dem bisherigen Ergebnis endlich dazu übergeht, die Korrespondenz und die Bücher dieser Schiebergesellschaft zu beschlagnahmen, damit festgestellt wird, ob ihre offenkundigen Ausflüchte der Wahrheit entsprechen. Direktor Lüders und Geheimrat Nehring wollen für ihre Kreditgewährung feinen privaten Vorteil gehabt haben. Warum wird diese Angabe, die doch ganz gewiß nicht ohne weiteres glaubwürdig ist, nicht vom Staatsanwalt nachgeprüft? Zeigt sich etwa auch hier wieder, daß mit zweierlei Maß gemessen wird? Herr Justizminister, wie denken Sie darüber?
Der Kontrollbericht.
Heute Sigung der Botschafterkonferenz. Paris , 3. März.( Eigener Drahtbericht.) Die Boffchafterfonferenz fritt heute, Dienstag morgen um 10 Uhr zusammen, um den Bericht der Militärfontrollfommission und das dazu vom Militärkomitee in Versailles erstattete Gutachten zu beraten. Dieses ist weit weniger umfangreich, als ursprünglich angenommen worden war. Es umfaßt lediglich elf Schreibmaschinenfeiten und soll sich darauf beschränken, die von der Kontrollkommission gemachten Feststellungen zusammenzufaffen, ohne selbst dazu Stellung zu nehmen. Marschall Foch und feine Mitarbeiter feien darauf bedacht gewesen, der Zuständigkeit der Botschafterkonferenz und der Entscheidung der alliierten Regierungen in feiner Weise vorzugreifen. Sie seien jedoch bereit, ihren Bericht auf Wunsch der Botschafterfonferenz durch mündliche Erklärungen zu ergänzen, und es sei daher wahrscheinlich, daß sie sämtlich der Sitzung der Botschafterfonferenz beiwohnen werden. Nach dem„ Matin" legt das Gutachten weniger Wert auf die einzelnen von der Kontrollkommission festgestellten Verfehlungen, sondern mehr auf die daraus abgeleitete Tatfache, daß Deutschland sich seinen Abrüftungsverpflichtungen fyftemafisch zu entziehen und seine militärische Schlagfertigteit im vollen Umfange wieder herzustellen versucht habe. Es verweist in Es ist erfreulich, daß der 3ize wiz Ausschuß des diesem Zusammenhange besonders auf die Beibehaltung des Großen Preußischen Landtages seine Beretungen viel straffer zu Generalstabes, der 250 Offiziere, also nur etwa 80 Offiziere weniger jammenfaßt. Die Berichte über seine Verhandlungen zeigen, als im Jahre 1914, zähle und auf die methodische Organisation von daß hier mitten in die Materie hineingestiegen wird. Und foten Berbänden für den Mobilmachungsfall. Nach dem„ Matin" foll merkwürdig: während z. B. bei der Barmat- Affäre bisher Marschall Foch weiterhin der Ueberzeugung Ausdrud gegeben haben, nichts zutage gefördert worden ist, was nach einer Recht daß die Umstellung der Rüstungsfabriken nur zu einem geringen Teile fertigung des großen Kinodramas der Staatsanwaltschaft aus erfolgt sei und daß Deutschland noch heute imftande sei, täglich etwa sieht, ergibt die Verhandlung im 3izemiz- Ausschuß das umge- 50 Gefchüße großen Kalibers herzustellen, gegenüber etwa 100 Ende fehrte Resultat. Wer kann heute nach diesen Verhandlungen des Jahres 1918. Seine Schlußfolgerungen gingen dahin, daß Deutschnoch daran zweifeln, daß hier bei allen Beteiligten ein Tat- land, dem der Friedensvertrag nur die Haltung einer Polizeifruppe bestand vorliegt, der zum mindesten den Verdacht trimis zur Aufrechterhaltung des inneren Friedens gestattet habe, diese in nellerhandlungen und den Verdacht der Verdunke der Zwischenzeit zu einem fchlagfertigen KriegsinstruIung unabweisbar macht. Wo bleibt hier der Staatsment umgewandelt habe. Das Gutachten des Militärkomitees anwalt? Warum werden diese arischen Schieber, die schlage zwar feinerlei Gegenmaßnahmen vor, Marschall Foch habe Hunderttausende von Wohnungsgeldern für ihre standalöfen aber bereits einen ins einzelne gehenden Plan ausgearbeitet, um die Privatbedürfnisse verwandt" haben, nicht hinter Schloß und Kontrolle über Deutschland wirksam zu gestalten, und sei bereit, diesen Riegel gebracht? Warum werden die Bücher dieses Schieber auf Wunsch der Botschafterkonferenz vorzulegen. tensortiums nicht sofort beschlagnahmt? Warum wird kein Verfahren gegen den famosen Geheimrat Nehring und gegen den Direktor Lüders eröffnet, die beide für diese unerhörte Kreditgewährung haften? Ergibt sich die Beantwortung dieser Fragen etwa einfach aus der Feststellung, daß es sich bei Barmat um einen„ O stjuden", bei den Herren Zize mig, Carlowig, Ehdorf und Konsorten um raffenreine Junter handelt?
Wir fragen den Justizminister, ob er sich nicht darüber im flaren ist, daß der Rechtsgedante durch die doch offenkundige Unterschiedlichkeit in der Behandlung beider Fälle leiden muß Warum duldet er es, daß die Staatsanwaltschaft in einem Falle so, im anderen Falle so vorgeht? Wir wünschen Schonung für niemanden, aber wir fönnen verlangen, daß der Eifer des Staatsanwalts nicht vor dieser Gesellschaft halt macht, die sich als Blutsauger am Bolte erwiesen haben. Wer Woh nungsgelder für höchft anrüchige Grundstücksfchiebungen gebraucht, wer darüber hinaus Hunderttausende verschwendet,
Aber man mag dem Verfasser im einzelnen Recht oder Unrecht
lich
23 stündige Budgetdebatte in Paris .
Die Regierungsvorlage angenommen. Um das Budget für das Jahr 1925 noch vor dem 1. März endwenigstens in der Kammer unter Dach und Bach zu bringen, haben die französischen Deputierten eine Dauerligung non 23 Stunden abgehalten, die der Präsident Bouisson ununterbrochen leitete. Bor der Schußabstimmung gaben die Ver treter der verschiedenen Gruppen Erflärungen ab, die Redner der Opposition kritisierten scharf den Regierungsentwurf und sprachen. die Hoffnung auf Abänderungen durch den Senat aus, die Redner der Mehrheit, somie Herriot , machten die vorangegangene Rammer des Nationalen Blocks für die schwere Schuldenlast und die fich davon ergebenden steuerlichen Folgen verantwortlich. Am Sonntag um 8 Uhr vormittag fand die Abstimmung statt, die eine Mehrheit für die Regierung von 328 gegen 239 Stimmen ergab.
Ein journalistischer Porträtmaler geben: furzweilig und feffelnd find seine Charakterdarstellungen vertriebene Theaterbirefiorin, der älteren Generation wohlbefannte
Wer schreibt die Geschichte unserer Zeit? Wahrscheinlich arbeitet zur Stunde ein Professor( vielleicht auch ein Duhend Profefforen, es tut nichts!) an einem zehnbändigen Wälzer, dessen erster Band fagen wir fünfzig Drudbogen starf furz vor dem Tode des Berfassers erscheint und, sofern wir Glück haben, die Vorgeschichte des Weltkriegs bis zum Morde von Serajewo jedem, der sich durch zuminden versteht, haarflein darlegen wird.
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Unterdessen sizt ein anderer ein Journalist auf der Par lamentstribüne und wirft alle Woche eine fleine Stizze heraus, in der er einen der vielen Köpfe einfängt, die der Strudel des Geschehens an ihm vorbeitreibt. Sind drei Dutzend solcher Stizzen beieinander, so bündelt er sie zu einem Buch. Auf diese Weise sind nach und nach vier Bände entstanden, Köpfe" und Neue Kopfe"( Berlag Dejterheld u. Co.), angefüllt mit den Steckbriefen von anderthalb Hundert politischen Bersönlichkeiten unserer Zeit. Der sie hingeworfen hat, nennt sich„ Johannes Fischart" und ist kein anderer als der politische Redakteur des„ B. I." Erich Dombrowfti.
Stizzen sind Stizzen. Bisweilen treffen drei Striche das Cha. rakteristische eines Menschen so scharf, daß man vor Vergnügen auf quietscht, manchmal denft der Beschauer achselzuckend: vorbei aclungen".
Richt jedes seiner Objekte hat Fischart- Dombrowsti so geschen, wie die Betreffenden sich mir dargestellt haben, aber eins ist sicher: er hat sie alle individuell geschaut, mit dem Auge eines Beobachters, der weit genug von den Dingen absteht, um nicht kurzerhand nach Parteigunft zu urteilen. Qualitäten erkennt er auch beim Gegner an, Mittelmäßigkeit betämpft er, wo er sie zu finden vermeint, auch bei nahestehenden Parteien.( Nur hat er ein paar naheliegende Objekte feiner eigenen Partei allzu schonungsvoll übergangen.) Ain er irischenditen wirkt die Darstellung freilich dort, wo FischartDombrowski ein paar wichtigtuerische Nullen der alten Diplomatenhute, die v. Lersner, v. Remniz et tutti quanti, mit gejalzenen
Ruten züchtigt.
Unter den Köpfen" des foeben erschienenen vierten Bandes nahmen( wie in den früheren Bänden) fozialdemokratische Führer persönlichkeiten nicht unerheblichen Raum ein. Wels' und Löbes Charakteristik gehört zum Hervorragenden, auch über Hilferding, Stampfer und Breitscheid findet sich manches treffende Wort, Crifpien fut dagegen der Verfasser entschieden Unrecht, wenn er fast ausschließ ich Sinomjewsche Bosheiten über ihn zitiert. Die Gemertschafts führer sind in dem Bande durch Tarnow , Leipart und Umbreit ver teten, die preußischen Führer durch Braun und Severing. Die geschichtliche Bedeutung des letzteren scheint Fischart nicht voll erfaßt zu haben, wie er umgefehrt Severings ehemaligen voltsparteilichen Ministertoliegen, den hilflos tapfigen Herrn v. Richter, erheblich überschät
allemal.
Und wenn die kommenden historischen Wälzer nur halb soviel vom lebendigen Geiste unserer Zeit enthalten wie Dombrowitis Efizzenbuch, wollen wir zufrieden sein.
„ Romeo und Julia ." Für das Wallner. Theater baut Herr Benno von Arent Kulissen und Räume. Das Verona , in dem Romeo und Julia sterben, stattet er mit einem fröhlichen Marktplag mit einem entzückenden Balfon und mit einer imponierenden Friedhofskammer aus. Die italienische Stadt der Liebe lebt auf in leppigfeit und Glanz. Treppen, Winkel, merkwürdige Wände und lichkeit und die Traurigbeit der Liebe wohl gedeihen. Benno von Arent Farben geben wirklich ein südliches Nebeneinander, in dem die Herrscheint ein Bühnenmaler zu sein, dem bunte Dinge einfallen. Wenn nun Romeo und Julia in dieser schön und verführerisch aufgebauten Stadt leben und sterben, dann müßte alles Dasein wie eine blühende Cantilene ewig in ihnen tönen. Aber diese beiden Schuspieler, die in ihrer Liebe fingen follien, find problematische Schauspieler und nicht mehr fähig, fich ohne Schranken in die Zärtlichkeit ihres Gefühles zu vertiefen. Ernst Deutsch , der Romeo, hat sich viel zu häufig vergrübelt, er ist viel zu oft hineingestiegen in die Bizarrerie. Seine dumpf aus seiner Seele, noch dumpfer aus seiner Kehle. Wie kommt Leidenschaft und auch seine Niedergeschlagenheit tönen immer dumpf, es nur, daß die Sehnsucht dieses guten, ja großen Schauspielers fich es nur, daß die Sehnsucht dieses guten, ja großen Schauspielers fich gar nicht mehr det mit seinem wirklichen Talent? Der Schmelz ging ihm verloren, das Wühlende, das Wurmende waltet nur noch in ihm. Er leidet nicht mehr Unglüd wie ein Jüngling, er leidet nur noch wie ein Greis. Ift er jemals Jüngling gewesen, hat er jemals Schmelz beseffen? Nein, Dämonie wurde ihm seit Anfang feiner ist nur schlicht, zuversichtlich im Glücke, fnabenhaft mutig und unLaufbahn aufgezwungen. Und Romeo ist gar nicht dämonisch. Romeo philosophisch, wenn die Tragit heraufsteigt. Fräulein Grete af o bjen mit milderer Süßigkeit begabt, gehört der Gestalt nach zu den gefälligen Mädchen, der Stimme nach zu den herben. Bernimmt man so das Zirpen und das Liebeslispeln diefer Julia, so vermeint man jenes Mädchen zu hören, das augenblicklich in Berlin die Herzen der meisten Theaterfreunde gewinnt. Etwas herbes, ja etwas Schmerzliches flingt jederzeit auch in der Stimme des Fräuleins sie ist nicht immer Instrument zur Erweckung des finnlichen Ent Jakobsen. Aber die Stimme hält nicht aus. Sie lullt sich immer ein, zudens. Die Stimme ermattet, dann geraten Rede und Rofigkeit der liebenden Julia in Gegensah. Die Linie ihres Mundes ist in Schmelz getaucht aber ihre Borte ertönen nur hohl. Auch fie ergibt fich mit Romantit diefer Julia, dieser durchaus mutigen, gar nicht empfindsamen Mädchenblume. Darin, daß sie zunächst mehr lächelt ofs trauert, ift fie sehr erfreulich. Aber diese Munterfeit muß ab. gelöst werden durch Melancholie und dann durch Tragit. Verwanddaß der schönste Aft, das glückselige Erwachen, Zusammenfinten und fungen und Steigerungen gelingen nicht immer. Es gefchieht fogar, Auseinanderveißen der Liebenden in der Morgenfrühe verhallt, ohne daß wir zittern um den Untergang von Romeo und Julia .
M. H.
Elfe Johannsen, Hamburg , spricht am Donnerstag, den 5. März, 8 Uhr, im Leffing- Museum, Brüberstraße 18, Dichtungen von Franz Werfel .
Englische Aufführungen in Berlin . Die von den Polen aus Lodz Schauspielerin Adele Hartwig, wird die Leiterin eines neuen Unternehmens sein, das sich Bereinigung englisch spre chender deutscher Schauspieler" nennt und sich englische Theateraufführungen zur Aufgabe macht. Die Regie liegt in den Händen Arnold Korffs, während sich Prof. Wendland als Leftor betätigt. Tilla Durieug, Frida Richard , Run berg, Dr. Manning, Dr. Behrend und Hensel( Renaissancetheater) sind für das Ensemble gewonnen, das zunächst" The great adventure" von Arnold Bennett herausbringen wird. Als zweites Stück ist The laughing Lady" von Alfred Sutso vorgesehen. Die Borstellun gen sollen im Neuen Theater am 300 stattfinden, und zwar find fie als Matineen gedacht, die wöchentlich zweimal nachmittags wiederholt werden dürften.
Mit dem Auto quer durch Afrika . Die Kraftwageniegpedition des Pariser Journalisten Edmond Tranin , die sich die Aufgabe stellte, im Auto Afrika zu durchqueren, hat jetzt ihr Ziel erreicht. Die Reisenden, die zwei Kraftwagen hatten, traten am 8. Dezember 1924 ihre Fahrt in Konakry an der Küste von Guinea an und erreichten am 20. Februar Eritrea an den Ufern des Roten Meeres . Sie haben bei dieser Durchquerung Afritas von Westen nach Osten gegen 6000 Kilometer zurückgelegt. Die Autos waren ga 13 Verwendung von Balmöl oder Naphtha an Stelle von Petroleum gewöhnliche Wagen, aber mit einer Vorrichtung versehen, die die als Betriebsmittel gestattete. Die Expedition hat gezeigt, daß man sich durch ganz Afrika mit Brennstoff auf diese Weise versorgen fann. Die Reifenden hatten große Hindernisse zu überstehen; bei der Ueberschreitung des Niger mußten die Wagen zeitweise auf Flößen fortgeschafft werden. In der Umgegend des Tschadfees war der Boden so schlecht, daß die Wagen ini Schlamm versanken und der eine zurüdgelassen werden mußte.
Rhythmische Tanzvorführungen. Im Rahmen der ygiene- Mejic wissenschaftliche und populär- wissenschaftliche Film- Vorführungen aus dem ( bom 1-8. März, im Hause der Kuntindustrie am Staiserdamm) finden Gebiet der Medizin und Hygiene statt. Weitere Streise dürfte besonders ber yom medizinisch- finematographischen Institut für Unterricht und Forschung hergestellte Film über Körperigulung und Körperfultur Oberschulrats& r. Diller finden statt am Dienstag von 5-7 Uhr, am interessieren. Vorführungen dieses Films mit erläuterndem Vortrag des Mittwoch von 4-6 1hr, am Freitag, Gonnabend und Sonntag von 8-10 des Films von den einzelnen Gruppen der dargestellten Tanzschulen prat Uhr abends. Ferner werden an den genannten Tagen jeweils nach Ablaufen tische Borführungen auf der Bühne zur weiteren Veranschaulichung der einzelnen Methoden veranstaltet.
Jm Deutschen Theater geht in Abänderung des Spielplans am Freitag Die heilige Johanna" mit Elisabeth Bergner in Szene. Der Ball der Bühnengenossenschaft" findet nunmehr am 11. b. M. in den gesamten Fefträumen des 300" ftatt. Der Vorverkauf wird ab 6. b. m. im 300"( Adlerportal) und im Genossenschaftsgebäude, Steifbftr. 11, wieder eröffnet.
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Die Ausroffung des Walfisches Die rüdsichtslosen Verfolgungen in den Antarktischen Gewässern in einem Jahre wurden 12000 Walfische sur Strede gebracht bringen die Gefahr nahe, daß der Walfi'ch seiner Ausrottung entgegengeht. Die Regierung von 3sland hat nun eine Stommission eingelegt, die die ganze Frage unterfuchen foll, um nötigenfalls Shuzmahanhmen an ergreifeu.
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