Einzelbild herunterladen
 
  

2000 Tote im Jahr!

bis?

Genosse Osterroth über den Schutz der Bergarbeiter.

"

Im Landtag erfolgte gestern die Aussprache über das Grubenunglüd auf der Zeche Minister Stein " bei Dortmund , dem 136 Bergleute zum Opfer gefallen find. Als erster Redner ergriff Gen. Osterroth zur Begründung der zahlreichen sozialdemokratischen Anträge das Bort. Er

führte aus:

Als am 11. Februar der Blitz der Schlagwetter auf, mini. fter Stein" 136 Bergleute hinwegraffte, war einer der ersten, der mit einer Beileidskundgebung und mit einer namhaften Hilfs­Spende zur Hand war, der inzwischen verstorbene Reichsprasi. dent Ebert. Borgestern um 2 Uhr nachmittags sollte diese Tragödie der Arbeit an dieser Stelle verhandelt werden. In die Tragödie der Arbeit hat sich eine Tagödie des deutschen Reiches der deutschen Republit hineingeschoben, eine Tragödie, die wohl dem größten Teil der deutschen Staatsbürger nahe geht. Wir Sozial­Demofraten, insbesondere wir Bergbauvertreter aus meiner Frat. tion, würden es für illonal halten, wenn wir Friedrich Ebert , dem verstorbenen Reichspräsidenten, der uns Bergarbeitern befonders nahe stand, nicht den Zoll der Dankbarkeit von dieser Stelle aus nachsenden würden. Ein Glüdauf Friedrich Ebert zu feiner legten Fahrt! Er war immer unser Stolz und wird für alle Zeiten ein leuchtendes Beispiel für uns alle fein.( Bravo ! bei den Soz.)

Die Aufgabe des Landtags und der gefeßgebenden Rörper­fchaften fann sich nicht damit erschöpfen, daß man Untersuchungen über die Schuld anstellt. Die Schuld ist meistenteils nicht aufzu flären. Diejenigen, die am meisten darüber aussagen könnten, find stumm geworden, und diesen Stummen sind wir es schuldig, daß wir endlich einmal daran gehen, wirklich das Menschen mög liche zu tun.( Sehr wahr! b. d. Soz.) 136 Lote! Ja, mein Gott, das menschliche Gewissen, das menschliche Gemüt bäumt sich nur auf, wenn die Zahl der Opfer, die Zahl der Toten in die Dußende oder die Hunderte geht. Aber, vergessen wir doch nicht, daß die Zahl unendlich groß ist, daß in einzelnen Jahren über 2000 Tole im deutschen Bergbau fallen!( hört, hört! b. d. Soz.) Man muß darauf hinweisen, daß in den 13 Jahren von 1910 bis zum Schluß 1923 sich im deutschen Bergbau 167 000 ent­fchädigungspflichtige Unfälle abgefpielt haben.( hört, hört! b. d. Soz.) Und die Zahl der nichtentschädigungspflichtigen? Wir wissen, es ist genau so wie bei der Diensttauglichkeitsuntersuchung im Kriege: zulegt waren fie alle tauglich. So geht es auch mit den Entschädigungspflichtigen Unfällen. Leider ist heute die Braris fo hart und rauh in der Abmessung dessen, was entschädigungs pflichtig ist, daß man ruhig fagen fann: wenn der Maßstab hinsicht lich der entschädigungspflichtigen Unfälle noch angewendet würde, der vor zwei Jahrzehnten angewendet wurde, dann würde die Zahl der entschädigungspflichtigen Unfälle im deutschen Bergbau doppelt und mehr als doppelt so groß sein.

-P

167 000 Unfälle in diefen 13 Jahren! 29 095 födliche Unfälle! ( Hört, hört! b. d. Soz.) Das find Opfer, wie sie auch das größte Einzelfchlachtfeld im Weltfriege nicht gefordert hat. Müssen wir uns nicht aufraffen und endlich danach frachten, nicht allein aus wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Gründen Menschenöto­fiomie zu treiben, sondern menschlich im höchsten Sinne zu sein? Und wir hier in diesem Hause haben sehr viel gut zu machen, in diesem Haufe, das Jahr aus Jahr ein ein Tempel des affes ist. In diesem Hause wollen wir einmal ganz Menschen sein, wollen mir uns einmal dessen entsinnen, was wir dem Bergmann als dem retager unferer Rultur in Wirklichkeit fchuldig find.( Sehr richtigt Soz.) Ghe ich mich aber zu der Ratastrophe auf Minister Ein im eingeinen mende, eine Erscheinung, die ich geradezu Furchterlich fand. In der Borkriegszeit, als 1907 auf der fistalischen Beche Reeden im Saarrevier, ich glaube, 153 Rameraden durch fchlagende Welter hinweggerafft murden, da war das ganze deutsche Bolt bestürzt. Milftonen gaben in größtem Ausmaße für die Opfer. 21s 1913 auf Rabbob" über 300 Bergleute den schlagenden Bettern zum Opfer fielen, hat die deutsche Presse sechs Wochen lang Tag für Tag die erschütterndsten Berichte gebracht. Da war bas menschliche Herz und das menschliche Gemüt noch offen, da war uns der Maffentod noch nicht zur Gewohnheit geworden.( Sehr richtig! b. b. Soz.) Da war die Welle und die Kluft des Haffes, die Boltsteil von Boltsteil reißt, noch nicht so groß. Glauben Sie, wir werden als deutsches Volf so weiter leben tönnen, nergiftet bis zum Haß, bis zum Haß aufs äußerste? Wenn die Menschlichkeit nicht fiegt über den Haß, dann wird die Sozialpolitik, der Bergmann in allererster Linie der Leidtragende sein.( Sehr richtig! b. d. Sez.) Ich war entfeßt: man hat von Barmat und Rufister in den ersten zwei Tagen nach dem Unfall in den Zügen, auf den Straßen usw. unendlich mehr gehört als von der Tragödie, von dem Opfertod der 136.( Sehr richtig! b. b. Soz.) Der schänd. lichste Sensationsfilm löst mehr Erregung und Nervenfibel aus bei großen Teilen des deutschen Boltes als der Opfertob von 136 Berg

letben.

"

Zur Schuldfrage.

Ich fürchte, wir werden über die Schulb nicht sehr viel erfahren. Die eigentliche und die legte Quelle der Schuld wird wahrscheinlich aftenmäßig nicht festgestellt werden. Aber ein Herr war sehr schnell mit feinem Urteil, das war der Borsigende des Aufsichtsrats der Gelsenkirchener Bergwertsaffiengesellschaft, Rechtsanwalt Dr. Salo­monsohn, der in der Aufsichtsratsfihung davon gesprochen hat, daß eistens von der Knappschaftstaffe ausreichend für die Opfer gesorgt würde, und der über die Ursache der Schlagwettererplosion fagte, etroas Abschließendes fönne nicht gesagt werden, nur so viel stehe feft, daß alle überhaupt denkbaren Borsichtsmaßnahmen getroffen worden seien; das Unglück müsse deshalb auf ein reglements. widriges Berhalten der Belegschaft zurückgeführt werden.( hört, hört! b. b. Goz.) So etwas ist geradezu unerhört. Bir haben das bei vielen Ratastrophen gehört; aber von einem Borfizenden des Aufsichtsrats der betreffenden Gesellschaft haben wir das niemals gehört. Wer fann Schuld sein? Es war sehr merkwürdig, zwei Tage nach dem Schlagwetter wußte das Grubensicherheitsamt im Handelsministerium selbst noch nichts. Meine Herren vom Grubensicherheitsamt, so fann es auch nicht bleiben. Es ist das ganz unmöglich, daß ein ganzes Wolf 3 Wochen lang völlig im Dunkeln tappi Daß manches mangelhaft war auf Minifter Stein troß der persönlichen Tüchtigkeit des Herrn fessor Brandi und seiner Menschlichkeit, wird mir auch bestätigt von der Zeitschrift des Reichsverbandes für Berg bauangestellte das ist die Organisation der höheren Gruben­beamten, der Betriebsführer- da wird in einem Artikel zur Kata strophe von Minister Stein entschieden und ernst Stellung genom­men dagegen, und es wird mitgeteilt, daß in diesen zwei Steiger revieren, die von der Katastrophe erfaßt wurden, von Juni 1924 bis Januar 1925 die Förderung gestiegen ist von 2898 auf 3858 Wagen. Also um 1000 Wagen, um 29 Proz ist die För derung aus den beiden Revieren in dem 3eitraum von 7 mo naten geftiegen.( hört, hört!) Daß eine entsprechende Beleg fchaftsvermehrung, eine Erschließung von Betriebspuntten statt gefunden hätte, fann man nicht behaupten, das wird auch in Birk­lichkeit nicht der Fall sein. Wie fann also eine so starke Steigerung der Förderung kommen? Das Organ der Betriebsführer stellt die Zweifelsfrage,

-

ob hier nicht durch unzulässige Miffel, durch Gewinnfucht, durch Gedingereduzierungen, durch ausgeprägte Antreiberei diese Steigerung der Fördermenge erzielt worden ist.( Sehr wahr lints.) Wir müssen im Bergbau zu einer menschlichen Arbeitsweise fommen, unter der alle die guten bergpolizeilichen Bestimmungen auch restlos,

394

bis zum Tipfelchen auf dem i, ausgeführt werden können. In den Organ der Betriebsführer wird ganz mit recht auch gefagt: Diese Schlagwettererplosion hätte niemals diese Wirkung haben können, menn erstens fein explosibles Wettergemenge dagewesen wäre, und wenn zweitens ein Kohlenstaub in den Streden gelegen hätte. Ich darf darauf hinweisen, daß es im ganzen Ruhr­revier vielleicht teine schlagwetterfichere Zeche gibt als die Zeche Hibernia; gleichwohl haben wir auf Hibernia seit dem Jahre 1891 feine Schlagmetterexplosion mehr gehabt.

Wenn also die bergpolizeilichen Bestimmungen eratt befolgt" werden, dann kann man auch der weitgehendsten Unfallgejahr vorbeugen.

und das ist es, was wir wollen! Vorbeugen, das ist noch wichtiger als die Schulduntersuchung( sehr richtig! links), die auch nicht ver­nachläffigt werden darf. Und da dürfte der Mann, der mit dem Schießen umgeht, nicht am Gedinge beteiligt sein, fonft ist das eine Prämie auf Leichtsinn, und ich erwarte, daß das Grubensicherheits­notwendig sein sollte, die bergpolizeilichen Bestimmun amt und das Handelsministerium nach dieser Richtung hin, wenn es bie Größe der Steigerrepiere. Da steht heute fest, daß gen auf das alleräußerste verschärft. Sehr wichtig ist zweifellos in den beiden Unglücksrevieren mindestens 151 Leute in der Mittags schicht waren. Die Nachtschicht ist aber doppelt so stark belegt. Wenn diese Explosion in der Frühschicht stattgefunden hätte, dann wären dern, daß ein Steigerrevier möglich ft flein fein muß. es statt 136 annähernd 300 Tote. Es ist deshalb zu for­Dann die Revierprämien! Wir haben bis Ende 1923 Wir haben bis Ende 1923 feine Revierprämien gehabt und es sind dabei gute Leistungen her. ausgefommen; jekt werden sie wieder eingeführt. Das darf nicht fein. Die Revierprämien sind die Ursache für viele Korruptions erscheinungen im Bergbau. Fort mit ihnen!. 10 Ich darf daran erinnern: wie viele Arbeitgeber im Ruhrrevier, die sich in der Vortriegszeit viele Sün den aufgeladen haben, sind von denen, die sie heute wieder ver. folgen, unter die Fittiche genommen worden? Wie viele hätten böse geendet, wenn unsere Bergleute und Arbeiter nicht eine große Dosis Humanität im Herzen getragen hätten!( Sehr richtig! b. d. Goz.) Es gab teinen Rache att nach dem Zusammenbruch in den großen Industrierevieren, feinen Mord und Totschlag. Menschlich waren unsere Arbeiter. Das sollten die Arbeit­

geber und ihre Organe heute nicht vergeffen. Täuschen Sie sich nicht: Sie steuern wieder einem Stüd Klaffen­haß zu, Sie treiben den Bergmann zu Explosionen. Wenn die Orgien des affes, die wir wochen- und monate­lang hier und im Reichstage erlebt haben, Dauererscheinungen. wer­den sollen, dam vergeffen Sie doch nicht, wie wertvoll es für unser Staatswesen ist, daß Millionen und Abermillionen von Arbeitern das Staatsbewußtsein gefunden haben, daß sie heute nicht mehr wie in der Vorfriegszeit staatsverneinend und wirtschaftsverneinend Ihnen entgegenstehen. Das legt Ihnen die Pflicht auf, ein bißchen weitherziger zu fein, nicht so viel Scheuflappenpolitik zu machen, wie es in den deutschen Parlamenten heute geschieht. Andernfalls fteuern wir fraglos schlimmen Zeiten entgegen. Wichtig ist es, einen großen Fonds zu schaffen, aus dem auch die Opfer von Einzelünfällen, die zu Dußenden vorkommen, bedacht wer. den fönnen( sehr richtig! b. d. Soz.), wenn Menschen hochgradig erwerbsunfähig werden. Dann muß zur Unfallrente etwas hinzukommen. Der Gedanke, folche Sammlungen, die fort gesezt werden müßten, die aus Staats- und Reichsfonds ergänzt werden müßten, an die Knappschaftstaffe anzugliedern, die heute paritätisch verwaltet wird, scheint mir gang richtig zu fein. Bei folchem Anlah fieht man, daß die Unfallrente und die Knapp schaftspenfion nicht ausreichen.

Ich habe es wirklich bedauert, daß der Aaltestenausschuß bei biefer wichtigen Angelegenheit die Rebnerzeit auf 10 Minuten an. gesetzt hat. So dürfen Sie Bergbautragödien fünftig nicht behan deln. Das macht sehr böses Blut. Wenn von unserem Leiden und Tod die Rede ist, fizen taum zwei Dugend Leute im Reichstag. Sehen Sie sich um in diesem Hause. Ist es da anders? Das muß anders werden. In einem Antrage haben wir nerlangt, daß die jetzt doch ganz gewiß überall restlos ausprobierten Gesteinsstaubsperren generell obligato. rich im ganzen deutschen Steinbergbau eingeführt werden. Das ist notwendig, denn sie haben sich gut bewährt. Bir haben dann verlangt, daß pflichtwidrige Uebers. tretungen unter[ ch were Strafe gestellt werden. Mir schwere scheint, daß die Strafbestimmungen in den Bergbaupolizeiverord. nungen lächerlich gering sind. Exemplarische Strafen müssen in den Bergbaupolizeiverordnungen vorhanden fein für alle Berfeh lungen und Unterlassungen auf dem Gebiete der Wetterführung, der Wetterkontrolle, der Lampenwirtschaft, des Sprengstoffwesens, der Berieselung. Da wird viel gesündigt. Und nun das Dritte: die Ausnahmebewilligungen. Es ist doch heute fo, daß in vielen Dingen der Bergrevierbeamte von Vorschriften der Bergbau. polizeiverordnungen Ausnahmen zulaffen kann. Das geht nach den entschieden zu weit. Der Bergrevierbeamte fann feine Erfahrungen Erfahrungen, die ich im bergtechnischen Ausschuß gemacht habe, dazu geben, aber die letzte Instanz dazu muß das Gruben sicherheitsamt sein, da es letzten Endes die Verantwortung hat. Wir fordern weiter, daß in jedem Gezähkaften eine oder zwei Gasmasken mit der ausreichenden Sauerstoffpatrone sind und dah in den Kommunikationswegen unter Tag an sicheren Stellen im Terbandstaften die notwendige Zahl von Gasmasten aufbewahrt wird, damit der Mann eine Stunde und zwei Stunden, bei den neueren Apparaten sogar drei Stunden aushalten lann, bis die Rettungsfolonne fich einen Weg zu ihm gebahnt hat. Ich schlage vor, daß die sämtlichen Anträge, die wir und die anderen Parteien gestellt haben und die man ja nicht in Bausch und Bogen annehmen tann, sofort dem Ausschuß für Handel und Gewerbe überwiesen werden, um sofort über sie zu beraten und müssen beschleunigt im Plenum des Hauses zur Berabschiedung femmen Sehr richtig! b. b. Soz.). Und dann ein anderer Punkt: Sehen unsere Bergbauordnungen

Sie sich einmal

-

on! Ja, der Bergmann fell sie fennen, jeder Beamte soll sie auch fennen. Wenn ich die Herren auf der Regierungsbant hüben und brüben fragen würde: Kennen Sie sie alle restlos? was würde man mir antworten? Herr Minister, fennen Sie sie? ( Sehr gut! b. d. Soz.) Ich habe jahrelang als Rechtsschutzbeamter mitgearbeitet und ich weiß: das ist ein Buch mit sieben Sie gein, und wenn man nicht Jurist ist, findet man sich nicht burch.( Lebhafte Zustimmung b. d. Goz.) Wir brauchen also für unsere Belegschaften einen Dolmetsch. Auch diese Frage haben mir schon vor Jahren im Grubensicherungsamt angeregt. brauchen Merfblätter, in denen in prägnanter, vielleicht illu ftrativer Weise das Wesentliche der Unfallverhütung, des Gruben­ficherheitsschußes, vor allen Dingen aber der Vorbeugung von Ge­fahren im Bergbau zusammengefaßt ist. Das muß dem Bergmann und dem heranwachsenden Bergmann ins Gehirn hineingehämmert werden, vielleicht schon in den bergmännischen Fortbil. dungsschulen.

Wir

terung der Bergarbeiter, und man hat geglaubt, daß diese Frage durch Schaffung der Betriebsräte überholt sei. Ich und meine Freunde sind dieser Ueberzeugung nicht Gewiß tönnen die Betriebsräte sehr viel tun, wenn man sie nur gewähren ließe, aber da hapert es sehr. Die Betriebsräte sind, was die Gruben­sicherheit anbetrifft, nicht das ausgewählte tenihenmaterial. dem vir Leben und Gesundheit der Bergleute anvertrauen msajten. Das Wahlrecht ist kurz und fängt an und für sich schon mit jungen Jahren an. Wenn man sich dann nach Jahr und Tag eingelebt hat und dann nicht entweder nach der Pfeife. Der Arbeitgeber oder nach der Pfeife eines Teiles der Belegschaft tanzt wird man ab­gefäbelt und ein anderer kommt. Deshalb nehmen wir unsere alte Forderung wieder auf und verlangen

Grubenkontrolleure aus den Reihen der geschulten Hauer, und zwar der Leute, die eine zehnjährige Tätigkeit als Hauer hinter fich haben und sich nach allen Seiten Respekt verschaffen können. Diese Leute dürfen nicht Angestellte sein, und von dem Unternehmer bezahlt werden wie die bisherigen Betriebsräte oder die früheren Sicherheitsmänner. Uns schwebt vor, daß das Vorschlagsrecht den Bergarbeiterorganisationen eingeräumt wird, daß diese Umschau halten und daß dann die Bergbehörden die Ausgewähl ten auf ihre sachliche Fähigkeit prüfen. Dann wird der Betreffende als Grubenkontrolleur installiert, wird vom Staate bezahlt und der Staat zieht die Kosten beim Zechenbefizer ein. Dann ist der abhängig.( Sehr gut! links.) Mann der Belegschaft gegenüber und dem Arbeitgeber genüber un­

wir

-

So

Den Anträgen, die von anderen Parteien gestellt sind, stehen das ist selbstverständlich mit größtem Wohlwollen gegen­über. Wir haben, weil wir eine Reihe anderer Anträge gesehen haben, z. B. die Anträge der Bergarbeiterkollegen vom Zentrum, davon abgesehen, ähnliche Anträge zu stellen. Wir werden uns im Ausschuß darüber unterhalten, und wir werden voraussichtlich in all diesen Fragen herzlich wenig Meinungsverschiedenheiten haben. Go geht es uns auch mit einigen Anträgen, die die Kommunisten gestellt haben. Wir haben kein Vorurteil. Wir wollen im Interesse des Bergarbeiterschußes die Menschlichkeit, ja, die Liebe gegen den Haß siegen lassen und wollen dieses Mal endlich durchgreifen, um dem Bergbau die Gewißheit zu geben, daß, wenn auch nicht alle Maffenfatastrophen verhütet werden können, alles, was im Menschen­bereiche liegt und was technisch möglich ist, auch wirklich geschieht. Der Bergmann und das ganze Geschlecht von Schatzgräbern wird Ihnen, wird dem Preußischen Landtag dankbar sein.( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.)

Auszug der Arbeiterpartei.

Zwischenfall im Unterhaus.

London , 5. März.( Eigener Drahtbericht.) Im Unterhaus er­eignete fich heute ein Zwischenfall, der die gesamte Fraktion der Arbeiterpartei zum Auszug aus dem Parlament veranlaßte. Chamberlain hielt eine Rede über die Außenpolifit. Er sagte, daß die Regierung in der Behandlung außenpolitischer Fragen oft zu strengster Berfchwiegenheit verpflichtet sei. Darum sei volles Ber­trauen des Landes notwendig. Als er die deutschen Vorschläge über die Sicherung des Friedens in allervertraulichster Form erhalten, habe er fofort gejagt, er tönne fie nicht zur Kenntnis nehmen, wenn er verpflichtet sei, darüber nicht mit den Alliierten zu sprechen. Hier unterbrach der radikale Arbeiterabg. Kirkwood den Redner mit einer Bemerkung über den Sin owjewbrief. Der Borsitzende verwarnte den Zwischenrufer. Als Kirkwood abermals eine Zwijchen­bemerkung machte, forderte ihn der Borsigende auf, das Haus zu ver. laffen. Kirkwood blieb jedoch. Darauf wurde der Speater geholt und dieser fragte, ob jemand beantragen wolle, Kirkwood auszu­schließen. Chamberlain stellte diesen Antrag. Als der Antrag angenommen war und der Speaker nunmehr Kirkwood zum Hinaus­gehen aufforderte, erhob sich Macdonald als erster und mit ihm verließ die gesamte Arbeiterfraktion geschloffen das Haus: In der englischen Parlamentsgeschichte ist ein Fall, wo ein Abgeordneter wegen zweimalige: furzer Unterbrechung gemaßregelt wurde, bisher nicht bekannt.

Das Wahlrecht der Eupener.

Brüffel, 5. März.( Eigener Drahtbericht.) In der großen Rammerdebatte über die verfassungsrechtliche Ein- und Angliederung Eupen Malmedys betämpfte Genosse Bandervelde den Anschluß des Gebiets an den Wahlkreis Verviers . Die Bewohner des neuen belgischen Gebiets, die bereits der Militärpflicht ge­nügen, müßten unbedingt einen eigenen Bertreter in die Rammer Der frühere fozialistische Minister Destrée vertrat bekommen. ebenfalls in leidenschaftlicher Rebe diese Forderung. Er habe den Eindrud, daß die Bevölkerung Eupens nur widerwillig belgisch sei und zu Deutschland zurück möchte. Wenn sie einen eigenen Vertreter in der Kammer hätte, würde die belgische Deffentlichkeit wenigftens über ihre Gesinnung Be­fcheid erhalten.

Schließlich hat troß alledem die Kammer mit 91 gegen 5 Stim­genommen, nach welchem die Bezirke Eupen, Malmedy und St. men bei 48 Stimmenthaltungen den Regierungsantrag a n- Bith in das Arrondissement Verviers einverleibt werden.

Letzte Nachrichten.

Prostituiertenmord im Osten Berlins?

Die Kriminalpolizei wurde gestern abend um 9 Uhr von den Be wohner des Hauses Lange Str. 20 alarmiert. Hier wohnt vorn vier Treppen zusammen mit anderen Mietern auf einem Korridor in einem einzelnen Bimmer die Prostituierte Elisabeth Alter. mann wurden ihre Nachbarn stußig, betraten das Zimmer und fonnten die Da diese sich im Laufe des Tages nicht gezeigt hatte, Altermann nicht entdecken. Sie benachrichtigten das 88. Polizei­revier. Beamte dieses Revieres nahmen eine eingehende Durch suchung vor und fanden die Altermann in ihrem Bett zugedeckt liegend. Sie war halb befleidet, die Hände waren auf der Brust gefreuzt und fie lag auf dem Bauch in einer großen Blutlache. Das Blut war ihr aus Mund und Nase geströmt, so daß das Beit voll­ständig mit Blut besudelt war. Ein von den Beamten hinzugezogener Arzt stellte Bürgemale am Halse feft. Darauf wurde die Mord­tommission der Kriminalpolizei alarmiert. Kriminalfommissar Galzow und Dr. Berndorf mit ihren Beamten sowie Oberregierungs­rat Hoppe und der stellvertretende Leiter Dr. Hagemann eilten an den Tatort, um näheres festzustellen. Allem Anschein nach handelt es sich um ein Verbrechen.

Der Gerichtsarzt Prof. Dr. Strauch stellte an der Toten Würge­male und andere Berlegungen fest, so daß es sich wahrscheinlich um einen Lust mord handelt. Von der Kriminalpolizei ist auf die Er­greifung des Täters eine Belohnung ausgesetzt worden.

Gattenmordverfuch in Wilmersdorf.

In der Holsteinischen Straße in Wilmersdorf versuchte Donners­tag um 26 Uhr nachmittags der 43 Jahre alte Tischler Michael Loofe feine um 6 Jahre ältere Ehefrau Marie mit Gas zu ver­giften. Er öffnete die Bashähne und schloß sie in die Küche ein. Als die Frau um Hilfe rief, griff L. zum Beil und drohte sie zu erschlagen. Beim Eintreffen des alarmierten Ueberfall­fommandos war der Täter bereits geflüchtet. Er fonnte je­doch in der Gasteiner Straße fest genommen und der Kriminal­

Dann wünschen wir auch einen entscheidenden Schritt in der Grubentontrolle. Wir fordern, da wir doch für unseren Nachwuchs sorgen müssen, einmal, daß die Grubeninspet tionsbezirfe wesentlich verkleinert und daß fünftig die Einfahrer aus den Reihen der vorgebildeten tech­nischen Angestellten entnommen werden. Beamte haben wir ja fünftig nicht mehr. Wir verlangen weiter, daß diese Leute mindestens eine zehnjährige Bragis hinter sich haben. In der Vorkriegszeit war die Grubenkontrolle eine allgemeine For-| polizei übergeben werden.