fr. 110+ 42. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Krankenhausdebatte im Rathaus.
Die Erwerbslosigkeit der Angestellten. Der Streif bei Bolle.
Bei
Abstellung der schweren Uebelstände auf der Tuberkuloseflation im Krankenhause Friedrichshain
Stadtverordnetenversammlung| lung gelangte zunächst die Anfrage der Demokraten vom mußte gestern einen großen Teil ihrer Sigung auf eine Kranken- 19. Februar, was der Magistrat zu tun gedente, um das Bezirks: haustetatte verwenden. Eine Anfrage der Demokratischen Fraktion amt Friedrichshain zur sofortigen Sprach von Mängeln der Tuberkulosestation des Krankenhauses Friedrichshain . Dem Arzt Dr. Mayer, dem Anführer dieser 2tade, traten Bürgermeister Scholz, Prof. Dr. Hoffmann zu veranlassen. Es wird dabei auf Zeitungsmeldungen Bezug geDom Hauptgesundheitsamt der Stadt und unsere Genossin Dr. nommen, wonach auf der Station schwere hygienische Miz Wygodzinski scharf entgegen. Er schien aber nicht zu begreift än de bestehen und 2 Aerzte und 8 Schwestern, von denen eine fen, daß er mit seinen Angriffen, die sein Agitations- und Rede- gestorben ist, an Tuberkulose erfrankt sind. Die Begründung der bedürfnis befriedigten, keine glückliche Rolle gespielt hatte. Anfrage gab Dr. Meyer( Dem.), der an den Prozeß des Dr. Arndt gegen der Beratung des aus dem Ausschuß kommenden kommunistischen tottranten Arzt mißbilligte, insbesondere tadelte, daß Dr. Arndt als die Stadt anknüpfte und ihre Stellungnahme gegen den armen Antrages auf Maßnahmen gegen die Erwerbslosigkeit der An- Patient Dom Krantenhause Friedrichshain au gestellten gab es einen Tribünenlärm, dem der Borsteherstellver- ridgewiesen fei, weil er feinen Vorschuß habe leisten treter Caspari durch übereilte Räumung der Tribüne ein Ende tönnen. Dann führte er aus, daß auf der Station menschenmachte. Die Sozialdemokratische Fraktion hatte sich im Ausschuß unwürdige Bustande geherrscht haben, daß sie schmurzig, überbelegt bemüht, durch Abänderungsanträge das Mögliche für die Angestell- gewefen fei, daß unglaublicher Wäschemangel bestanden habe, daß burch die schmutzige Wäsche die Staubinfettion gefördert werde, daß ten herauszuholen. Im Plenum, wo Genosse Flatau ihr Redner durch die schmuzige Wäsche die Staubinfektion gefördert werde, daß war, setzte sie gestern die Bemühungen fort. Zu einer Entscheidung feuche, ganz andere Mittel nötig seien, als die Stadt aufgewendet für die Bekämpfung der Tuberkulose, diefer fürchterlichsten Bolts fam es aber noch nicht, weil auf Antrag der Kommunisten die habe. Bürgermeister Dr. Scholz meinte, menn es schon tieftraurig habe. Bürgermeister Dr. Scholz meinte, menn es fchon tieftraurig Sigung abgebrochen wurde. Zu Beginn der Sigung wurde ein Zu Beginn der Sigung wurde ein fei, daß solche Dinge öffentlich erörtert werden müssen, so sei es noch Dringlichkeitsantrag der Sozialdemokratischen Fraktion verlesen, der trauriger, wenn das in lauter Superlativen geschehe. Es handle vom Magiftrat Schritte zur Beilegung des Streits bei Bolle forderte. sich um Bustände, die bis ins Jahr 1917 zurüdreichen, es feien zwei Den Plan, ohne Debatte sogleich darüber zu beschließen, verAerzte ertranft, von denen nur einer Ansprüche an die Stadt ereitelten die Kommunisten. Der Antrag wäre, da auch hoben habe; von den Schwestern seien aber nicht 8, sondern nur 3 ertranti, eine davon allerdings auch gestorben. bürgerliche Fraktionen für ihn stimmen wollten, fofort angenommen Der„ unerhörte Schmuh", die foloffale Ueberbelegung", feien werden, und man hätte danach ein schleuniges Eingreifen des MagiInflationserscheinungen gewefen. strats zugunsten der Ausgesperrten und der Streifenden erwarien tönnan. Weil aber die Kommunisten lieber Reden halten wollten, um durch Phrasen zu wirken", wurde der Berzicht auf die Debatte unmöglich. Auf bürgerlicher Seite. widersprach man nun der Dringlichkeit, und der Antrag fann daher erst in der nächsten Sigung beraten werden. Die Arbeiterschaft Bolles und die Milchkunden diefer Firma mögen fich bei den Kommunisten bedanken.
Die geftrige, vom Vorsteher Genossen Haß um 5% Uhr er Sffnete Sigung der Berliner Stadtverordneten, hatte sich zunächst mit einer Dringlichkeitsvorlage des Magistrats zu befassen. Mit der Einsetzung einer gemischten Deputation zur Beratung über die Abhilfe der Rotstände in den Kreisen der abgebauten städtischen Beamten, Ungestellten und Arbeiter ist der Magistrat einverstanden; er schlägt nun por, fie aus 5 Magistratsmitgliedern und 17 Stadtberordneten zusammenzufezen. Die Versammlung stimmte zu; die 17 Mitglieder werden noch im Laufe der Sigung gemählt werden. Sodann lagen zahlreiche Dringlichkeitsantrage vor.
Unsere Genossen beantragen, eine Verkehrsstraße in Groß- Berlin zu Ehren des verstorbenen Reichspräsidenten Friedrich- EbertStraße zu nennen Der von den Kommunisten erhobene Wider pruch fand nicht die Unterstützung durch 15 Mitglieder und war rmit hinfällig; der Antrag ging an den Ausschuß für die Umbenennung von Straßen und Pläzen Ein weiterer Dringlichkeitsantrag unserer Genossen lautete:
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Aussperrung und Streit bei der Firma C. Bolle A.-G. haben in weiben Kreisen der Bevölkerung Groß- Berlins megen der Gefährdung der Milchversorgung große Unruhe hercorgerufen. Wir beantragen, den Magistrat zu ersuchen, im Hinblick auf die schwere Gefahr Schritte zur Beendigung ber Streitigteiten zu unternehmen, um die Milchversorgung Groß- Berlins sicher zu stellen."
v. Eynern( D. Bp.) wollte von einem Widerspruch gegen die Berhandlung dieses Gegenstandes nur dann absehen, wenn er thne Debatte erledigt würde. Venus( Komm.) erklärte, feine Fraktion fönne auf eine Besprechung der Verhältnisse, die zu dem Streit bei Bolle geführt haben, nicht verzichten. Genosse Reimann: Im Hinblid darauf, den Streit möglichst bald zu beenden und damit der Bevölkerung und den Streifenden zu dienen, find wir Sozialdemokraten bereit, heute auf eine Diskussion zu ver zichten. Der von rechts erhobene Widerspruch wurde ausreichend unterstützt; der Gegenstand verfiel damit der Ber tagung. Zur Geschäftsordung glaubte Venus feststellen zu müssen, daß an der Berhinderung der Aussprache nicht die Kommu nisten, sondern die Bürgerlichen die Schuld treffe. Zur Berhand
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Der Apfel der Elisabeth Hoff.
leistung eines Vorschusses sei nichts bekannt; die Behauptung Bon der Verweigerung der Aufnahme des Dr. Arndt wegen Nichtwerde nachgeprüft werden. Die Zahl der Todesopfer, die bis 1923 stetig gestiegen sei, habe 1924 abgenommen; die Zahl der Ertranfungen sei aber in weiterem Steigen begriffen. Die Stadt und die Gesundheitsdeputation sei mit aller Kraft bemüht, der Seuche zu steuern, in Buch wie in Charlottenburg feien Erweiterungen der vorhandenen Waldhaus usw. Anlagen in Aussicht genommen, wenn die Mittel dafür bewilligt würden. Der Magistratsfommissar für Gesundheitspflege Brof. Hoffmann ergänzte diese Angaben. Die angebliche Borschußforderung stellte er als eine Ungeheuerlich feit hin. Dr. Arndt sei während des Krieges mehrfach in Lungenheilstätten und start tuberkuloseverdächtig gewesen. Als Arzt im Friedrichshain - Krankenhause habe er mit einem Lungenschuß renommiert; jpäter habe er das abgestritten. Station noch heute skandalös beschaffen jei, sei eine Behauptung, Den Prozeß werde die Stadt wahrscheinlich gewinnen. Daß die von deren Halflosigkeit sich jedermann durch einen Besuch überzeugen tönne. In Zetten einer allgemeinen Grippeepidemie müßten eben auch die Aerzte mehr leisten als zu Zeiten, wo relativ Ruhe herrsche. An die Anfrage schloß sich eine ausgedehnte Be prechung, in der mit den Superlativen" des Dr. Meyer zum Teil recht unsanft unsanft verfahren murde. Die Genoffin Frau Dr. Wygodzinski fand es befremdlich, daß die Manier der Kommu nisten, Reden zum Fenster hinaus zu halten, jetzt auch auf die Demokraten übergriffe. Die gerügten Mißgriffe feien langft abgestellt. Eine Infektion an Tuberkulose sei für den Arzt eventuell nicht zu vermeiden, dem müsse sich der Arzt eben aussehen. Dr. Meyer habe eine Menge längst richtig gestellter unwahrheiten wiederholt und damit nur eine Unruhe in die Bevölkerung getragen.
Es wäre sehr zu wünschen, wenn alle Tuberkulosestationen in folchem Zustande wären wie die im Friedrichshainkrankenhause. Brunow von der Wirtschaftspartei wünschte auch. die Stadt möchte den Prozeß gewinnen, meinte aber doch, daß die Stadt alle Ber anlaffung habe, die schlechten Zustände auf der Station zu beffern. Rintorf( Komm.) hielt eine nachhaltige Befferung der Verhältnisse nur für erreichbar, wenn sofort an den Ausbau des Gefundheitswesens gegangen werde. Dr. Meyer setzte sich schließlich gegen die Abfuhr, die er von rechts und links erfahren, mutig zur Wehr. Damit war diese Besprechung zum Schluß gelangt. Inzwischen hatte die Kommunistische Fraktion zum Streif in der Meierei Bolle eine umfangreiche Anfrage formuliert und eingereicht. Zu dieser Anfrage bemerkte im Laufe der Sigung Gen. Stadtrat Wußzky: Die Anfrage enthält die Behauptung, daß ich eine von den Streifenden der Meierei Bolle zu mir gesandte Kommission nicht empfangen hätte. Das ist nicht der Fall; bis zu dieser Stunde ist|
Sie find ja als die beften Freunde geschieden, und von ihr
weiß er nichts.
Statt aller Antwort umschlingt sie ihn nur noch fester, als
müſſe fie fein gefährdetes Leben bergen. Aber als sie dann
den langen, dämmernden Gang des Gasthofs hinuntergehaftet sind und er seine Zimmertür öffnet, reißt sie sich los, flüchtet in ihr Zimmer, dreht den Schlüssel um, stößt den Riegel vor.
Wenige Minuten später trat die Kellnerin zufällig aus der Wirtshaustür, ging auf Schmundt , der wieder auf seinem alten Platz faß, zu und sagte:„ Herrjeh, da sind Sie ja wieder. Ich dachte schon, Sie wären mir mit der Zeche durch gebrannt."
Ich sorge schon, daß niemand mit der Zeche durchbrennt," erwiderte er mit schielendem Blick. ,, Noch ein Gläschen?"
38] ,, Gib mir deinen Mund! Laß mich deine Lippen fühlen, deine herrischen, trogigen, weichen, füßen Lippen!" Beim ersten heißen Ton seiner Stimme beginnt ihr Blut wieder zu sieden, wie dampfendes Wasser gleich wieder zu fochen beginnt, wenn man es von neuem aufs Feuer setzt. Noch sind ihre Lippen fest verschlossen. Noch spricht zu ihr die Vernunft, aber fern, außerhalb ihrer selbst. Dieser anderen Stimme ist fie verfallen, den flehenden, zärtlichen und wilden Worten. Er tniet vor ihr. Er hat ihre Hüften um fchlungen. Er wühlt sein Gesicht in ihren Schoß. Sein Hände fuchen ihr Fleisch. Was er spricht, flingt wie das Rauschen ihres eigenen Blutes, was er begehrt, sind ihre eigenen ungeftillten, heischenden, quälenden Wünsche. Sie muß lauschen und lauschen.. während zugleich ein bitteres, wehes Gefühl, Trauer um sich, Haß gegen sich, sie umschnürt. Aber der umbunkelte Blick wird grell geweckt, der nach innen gestrahlte jetzt Lichtſchein. An dem Fenster rechts war der Vorrichtete plötzlich nach außen geriffen. Das Gebüsch vor ihr, auf dem das Mondlicht blinkt, hat sich bewegt, aus dem zerteilten Blätterdickicht sieht, wie ein Tier aus seiner Höhle, ein unwahrscheinlich spikes, boshaftes Gesicht, sieht sie an und ist im Augenblid, wo sie es als das des Försters erfennt, von einem Gewehrlauf verdeckt. Sie will einen Schrei aus der Kehle stoßen und bringt nur ein Röcheln hervor. Sie springt auf, ergreift den Freund am Arm, will den Widerftrebenden fortziehen, weist auf das Gebüsch und flüstert: ,, Da steht! Da steht er!"
Ohne daß sie ihn halten kann, hat Rysed den Revolver er griffen, ist den Abhang hinuntergestürzt. Sie hört das Anaden der Zweige, das Prasseln der Blätter, hört und fieht hinter der atemleeren Stille grell verworrene Vorgängefühlt dann, wie ein Arm ihrem zitternden Körper Halt gibt und wie feine Stimme sie beichwört, ihm zu sagen, wen sie gesehen habe.
Sie zieht ihn wortlos mit sich. Sie eilen die Kastanienallee hinunter. Er hat erraten, men fie gesehen zu haben glaubt, ftellt ihr immer wieder die Unmöglichkeit vor. Wie sollte Schymundt auf den Gedanken gekommen sein, sie zu belauern?
Er nickte.
Aus drei Fenstern im ersten Stod des Gasthauses er
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hang heruntergelassen und ließ nur ein schwachrotes gedämpftes Licht durch. Aus den beiden geöffneten Edfenstern daneben aber fiel ein üppig rotes, heißes Licht, das in den Lauernden immer neue Wutschauer goß. Da mußte es vor sich gehen... er glaubte Seufzer und Flüftern zu hören wenn er nur einmal die Schatten hätte sehen können und nebenan schliefen die ahnungslosen Kinder... oder war es vielleicht gerade da, in dem sicheren warmen Brutloch? Und das Ende war dann ein Bastard, ein unglückseliges Wurm, dem der viehische Betrug dieser Stunde das Blut vergiftet hatte und dem die lebenslängliche Schande das Selbstgefühlt zerfraß... das mußte dann die Beche bezahlen. Aber diesmal nicht! Diesmal fam's anders!
Von Zeit zu Zeit brachte die Kellnerin ihm ein neues Glas Schnaps. Die Gäste verließen nach und nach das Haus. Die einen trollten sich still, andere räusperten sich geräuschvoll und fpudien gewaltig aus. Der letzt grölte in die Nacht hinein. Die Kellnerin gebot auch dem Gast vor der Tür Feierabend. Aber die Lichter im ersten Stod brannten noch immer. Wie wär's, wenn Sie mir eine ganze Flasche von dem 3eug verkauften. Ich habe noch Durft."
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Freitag, 6. März 1925
bei mir eine folche Kommission weder angemeldet worden, noch erschienen. Für weitere Notstandsarbeiten der Hochbauverwaltung wurden 782 000., für Um- und Neupflasterung von Straßen im Bezirk Reinickendorf 1295 000 m. bewilligt. Die Wirtschaftspartei hatte am 29. Januar beantragt, den Magistrat zu ersuchen, etwaige Prozesse wegen
Nichtzahlung der Hodersteuer
für die Zeit von 1 bis 5 Uhr morgens in der Silvesternacht niederzuschlagen, da der bezügliche Beschluß der Finanz- und Steuer. deputation eine rechtliche Unterlage für die Erhebung der Steuer nicht hat". Der Steuerausschuß hat die Ablehnung des Antrags empfohlen, die Wirtschaftspartei bringt ihn in folgender veränderter Fassung ein, Don denjenigen Steuerpflichtigen, die bisher nicht bezahlt haben, die Steuer so lange nicht einzuziehen, bis die Entschei dung über die Rechtslage im Verwaltungsstreitverfahren herbeigeführt ist".
Von den Kommunisten wird beantragt, nur diejenigen Prozesse niederschlagen zu lassen, wo es sich um Lokale handelt, in denen die verteidigte der Hauptsteuerdirektor age sehr energisch das Recht werftätige Bevölkerung verfehrt.( Heiterkeit.) In der Aussprache des Magistrats zu dieser Steuerausschreibung. 1250 Benfiten hätten bezahlt, nur 22 reklamiert. Genoffe Hermann Kunze trat dem unberechtigten Verlangen der Wirtschaftspartei entgegen und tadelte scharf die beabsichtigte Drückebergerei der Reklamanten; es handle ich alles in allem um ganze 11 000 m. Da die Wirtschaftspartei namentliche Abstimmung beantragt hatte, wurde diese auf die nächste Sigung verschoben.
Hierauf berichtete Dr. Michaelis( Dem.) über die Ausschußverhandlungen des fommunistischen Antrages betr.
Maßnahmen gegen die Erwerbslosigkeit der Angestellten. Der vom 26. Februar datierte Antrag verlangt die Erwirtung der Aufhebung der Personalabbauverordnung, die Einstellung jedes Abbaues innerhalb der Stadtgemeinde, die vorzugsweise Berücksichtigung von über 40 Jahre alten Angestellten bei der Unterbringung von Angestellten in städtischen Bureaus usw., die Unterbindung übermäßig starten Nachwuchses, die zwangsfreie Ueberleitung in andere Berufe und die Zusammenfassung der Arbeitsnachweise, endlich die Unterbindung des Inseratenunwesens in den Tageszeitungen. Die Sozialdemokraten haben im Ausschuß Abänderungsanträge eingebracht und sie im Plenum in folgender Form wiederholt:
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1. Bei der Landes- und Reichsregierung auf die Aufhebung der PAV. hinzuwirken.- 2. Nachdem innerhalb der gesetzlichen Borschriften das Maß des Abbaues für die Angestellten erreicht, ja sogar überschritten ist, den Abbau von Angestellten einzustellen und Kündigungen nur bei Nachweis des Vorhandenseins eines wichtigen auf Berschulden des Angestellten beruhenden Grundes vorzunehmen. 3. Bei der Unterbringung von Angestellten in städtischen Bureaus und Betrieben, Arbeitsnachweisen und Fürforgestellen die wirtschaftliche Lage der Angestellten zu berüdsichtigen und Angestellte in vorgeschrittenem Lebensalt bei der Einstellung vorzugsweise zu behandeln. 4. Durch Einwirkung auf die zuständigen Stellen a) die gesamte Angestelltenvermittlung bei den öffentlichen Arbeitsnachweisen, soweit es noch nicht ge schehen ist, zu zentralisieren und nach fachlichen Gesichtspunkten zu gliedern, b) die Mitwirkung der Berufsverbände sicherzustellen, c) die Selbstverwaltung auszubauen, d) den Anmelde- und Be nugungszwang einzuführen, e) durch Einwirtung auf oberbehörd liche Stellen zu erreichen: ein Berbot von Chiffre- Anzeigen und die Einführung des Sichtvermerfs bei Anwerbung von Arbeits. fräften durch Zeitungsinferate. 5. Uebermäßig starten Nach wuchs dadurch zu unterbinden, daß a) bei der Einstellung und Be schäftigung von Lehrlingen in städtischen Betrieben bzw. in folchen Betrieben, auf die die Körperschaften der Stadt oder ihre Organe Einfluß haben, ein bestimmtes Verhältnis zur Gesamtzahl der Be chäftigten innegehalten wird, b) regelmäßig von den dafür aus ständigen städtischen Stellen, insbesondere auch von den Berufsberatern des Landesberufsamts unter Schilderung der Zustände in den Angestelltenberufen den Ratsuchenden das Ergreifen von Berufen empfohlen wird, die größere Eriftenzficherheiten bieten als zurzeit die Angestelltenberufe."
bekannt, der zum großen Teil, aber in wichtigen Bunkten nur mit Der Referent gab im einzelnen die Beschlüsse des Ausschusses 8 gegen 7 Stimmen, die Anträge unserer Genossen angenommen hat. Mangels eines authentischen Textes der Ausschußvorschläge ift endgültig gestaltet worden sind. In die Berichterstattung von Dr. die Berichterstattung außerstande, genau anzugeben, wie dieselben Michaelis hinein fiel ein auf der Zuhörertribüne entstandener Lärm, der den gerade amtierenden Borsteherstellvertreter Dr. Cafpari veranlaßte, die Räumung der Tribünen anzudrohen und dann anzuordnen.
Die Sigung mußte eine Viertelstunde unterbrochen werden. Nachbem dann Dr. Michaelis sein Referat beendet hatte, erklärte
,, Herrjeh, was ist denn in Sie gefahren? Sie haben mohl das große Los gewonnen?"
Nach einer Weile brachte sie ihm eine entforfte Liter
flasche, jezte sich an seine Seite und goß ein.
,, Nun laffen Sie mich mal die Blume trinken!" Sie lachte
und fätschelte ihrem Nachbarn die Schulter.
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Warum denn immer solo, Herr Schmundt? Wenn's Ihnen Spaß macht, fomme ich nachher ein bißchen' naus. Dann machen wir's uns mollig."
Aber der Förster stieß die Aufdringliche grob zurüd. Allein gelassen, blieb er noch lange fißen und trant ein Glas nach dem anderen, bis endlich als letztes das dunkelrote Licht erlosch. Dann wollte er nach Hause, trug jedoch an feinem Haß so schwer, daß er meinte, im Walde einen Augenblick niedersizen zu müssen. Hier schlief er ein und fand erst lange nach Sonnenaufgang seine einsame Behausung. Nachdem er den wühlenden Schmerz mit einigen neuen Gläsernt Schnaps beschwichtigt hatte, legte er sich wieder schlafen. Als er sich dann erhoben hatte, fand er fein Mittagessen talt auf dem Küchentisch stehen. Die alte Frau war fortgegangen, draußen heulte der Hund. draußen heulte der Hund.
Er machte ihn los und stellte ihm die Schüssel mit der unberührten Mahlzeit hin, war auch sonst von einer ungewohnten Zärtlichkeit gegen das Tier. Nach längerem Grübeln aber, ob er es nicht auf den Weg, den er gehen wollte, vorausschiden sollte, legte er es doch wieder an die Rette.
Es trieb ihn in den Wald zurück. Bedürfnisse, die von feiner Seelenzerrüttung unabhängig waren, verlangten gu sehen, zu hören, zu riechen, was er gewohnt war.
Aber als er in die Gegend fam, wo er geftern nachmittag gewesen war, gewahrte er, daß die Holzstapel, die dort n bestimmten Abständen gelegen hatten, verschwunden waren. Sämtlich waren sie verschwunden, die Stapel mit Scheitholz die mit Knüppeln und Stöcken, selbst das Stockholz- alles gestohlen. Er entdeckte frische Spuren von Handkarren, er fah noch tiefere Spuren, fand Abdrücke von Hufen. Mit Pferdegespannen waren die Halunten angefahren! Ein nie dagewesener Plünderungszug hatte stattgefunden.
( Fortsekung folgt.)]