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bindung mit Treptom und Rummetsburg tommen fonnte, warten zu wollen. Wenigstens hat der in seiner Bauart heute gänzlich ver alfete Spreefunnel, der nur als Durchgangsstation dient, eine be­fondere Entwicklung für Stralau selbst nicht gebracht. Aehnlich liegen die Berhältnisse auf der Spreefeite. Bon den alten berühmten Spree­lofalen find zwar schon das Storchnest", der Lindenpart" und die Berle" eingegangen, aber viel moderner ist es deshalb nicht ge­worden. Bei Lübbede", wo man im Hausflur unter Glas noch einige Kuriositäten aus der Blütezeit der Stralauer Fischer bewun­dern fann, und in der Alten Taverne" flappert das Geschäft recht und schlecht weiter. Uebrigens die Perle". Irgendein Proz errichtete hier eine für frühere Zeiten pompöse Billa   mit Marmor­treppen und Goldbrokattapeten. Sie ist längst unbewohnt, von unten bis oben mit Möbeln vollgepfropft. In einem Salon sieht man noch heute, von Möbeln umstellt, ein die ganze Wand ein nehmendes überlebensgroßes Bild Er- Wilhelms, dem zur Erhöhung feines Gottesgnadeneindrucks der Haby  - Schnurr­bart nicht aufgemalt, sondern aufgeklebt ist. Jezt bewerben sich zahl reiche Interessenten um die Perle und die Villa, um dieser Stelle Alt- Stralaus ein vornehmeres Gesicht zu geben. Weiter vorn regt cin alter Gastwirt die Gemüter mit moderner elektrischer Licht­reflame, ber einzigen in Stralau, an. Ein mächtiger Rettungsring meist in elektrischer Beleuchtung auf die Bedeutung Stralaus für den Wassersport hin. lleberhaupt fönnten die Stralauer Gastwirte viel zur Modernisierung beitragen, menn sie sich endlich von allzu alten Traditionen und von dem überlebten Fischzugrummel trennen mollten.

Eine starke Hand gehört dazu, in dieses Tohomabohu von Alt. ehrwürdigem auf enger Scholle modernen Geist mit gemeinnüßigem Einschlag hineinzutragen. Niemand hat es bisher recht verstanden, jeder dachte immer nur an seinen eigenen Vorteil. Das ließ Stralau im großen und ganzen ein Dorf bleiben mit alten halbverfallenen Sabunten, mit muchernden, viel zu eng stehenden Straßenbäumen, die faum einen Sonnenstrahl durchlassen, und auf Seiltänzer- Bürger­fteigen mit einem scheußlichen Pflaster, das sich zum Teil unter Baummurzeln fußhoch hebt. Wird das alte Fischernest noch einmal cus seinem Schlaf erwachen und wirklich so etwas wie großstädtisch merden? Jm vorigen Herbst hieß es, Straiau befomme eine Autobus­finie. Sie tam nicht. Und die Jugend fro3zelt:

a. Bei Stralau ist die Welt zu Enden, Der Autobus fann hier nicht wenden.

Hehe gegen Reichsbanner und Partei.

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Daß der Berliner   Sofalanzeiger kein Freund des Reichsbanners Schwarz- Rot- Geld ist, dürfte fatisam bekannt fein. Was sich aber über diese Organisation ein Schmierfint in der Donnerstag- Morgenausgabe des Blattes leistet, geht denn doch zu pit. In einem Bericht über die Trauerfeier für den Reichspräfi­benten heißt es nämlich: Viele Klagen gehen uns auch über provo­zierenbes Benehmen von Reichsbannerleuten zu, von denen man ganze Abteilungen übrigens mit dem bekannten Dolch ausgerüstet fehen konnte, der in späteren Kriegsjahren das Seitengemehr zu erfeßen pflegte."

Der

Die Gauleitung des Reichsbanners schreibt uns dazu, daß diefe Notiz pon Anfang bis zu Ende erlogen ist, daß nicht ein einziges Mitglied des Reichsbanners eine berartige affe getragen hat und daß das Statut des Reichsbanners ausdrüdlich jede Bewaffnung ablehnt. Gauvorftand hat auch der Redaktion des Lokalanzeigers eine ent­fprechende Berichtigung zugehen lassen, und da es eine der vor. nehmsten deutschen   Tugenden fein foll, ein begangenes Unrecht ein­zugestehen, fo barf man gewiß fein, daß der deutsche Lofalanzeiger" biefe Latfache feinen Lesern mitteilen wird, ganz abgesehen von dem Umstand, daß er bei einer Berufung auf den entsprechenden Breffegefebesparagraphen dazu mohl genötigt fein wird. Davon aber abgefehen, scheint uns die merkwürdige Feststellung, die der Gewährsmann des Lokalanzeigers" hinsichtlich der Bewaffnung mit Dolchen gemacht haben will, nur zweierlei Deutungen zuzulaffen. Entweder hat der Biedermann, als er vor feinem Auge Dolche auftauchen fah, fich bereits in jenem Zustande befunden, in dem andere Leute weiße Mäuse sehen, oder aber er hat in bem felben Zustand, die ihm zweifellos weit näher stehenden Hitler. Leute oder Stahlhelm leute, bei denen Dolch und Revol. ver son wahrscheinlicher find, für Reichsbannerleute gehalten. Gine nicht minder große Frechheit teiftet sich übrigens ouch die Deutsche Zeitung vom Donnerstag abend, indem fie meint, daß einige Zwischenfälle, die fich auf dem Potsdamer Blah am Abend der Bestattung des Reichspräsidenten zugetragen haben, ohne das provozierende Auftreten der Reichsbannergarden unterblieben wären. Am Potsdamer Platz erregt schon seit ge­raumer Zeit höchst unliebsames Aufsehen das außerordentlich pro­Dozierend wirkende Auftreten eines Zeitungsmannes, der sich mit fchwarzmeißroten Fähnchen schmückt und die bereits mehr als pro­rozierenden Ueberschriften der Leitartikel der deutschnationalen und volfischen Zeitungen hämisch herausträchzt. Das Auftreten dieses Biedermannes. gerade in den Tagen, in denen das republikanische Bolt Berlins   in tiefe Trauer verfunden war, hat bereits zu unlieb famen Zwischenfällen geführt, und wir dürfen erwarten, daß die Bolizei fich hier einmal um die notwendige Ordnung fümmert. Nicht unerwähnt mag hierbei bleiben, daß in der gleichen Nummer Der Deutschen Zeitung" ein Schmierfint die Wahrzeichen der Sozialdemokratie als rote Lappen" zu beschimpfen wagt.

Umtausch der Billionenscheine.

Gemäߧ 3 des Bantgejeges vom 30. August 1924 erfäßt das Reichsbantdirettorium am 5. März eine Bekannt­ruachung über den Aufruf und die Einziehung der Reichsbant: noien, beren Ausfertigungsdatum vor dem 11. Ot. tober 1924 liegt.

Der Aufruf umfaßt sämtliche auf Mart  " lautenden Reichs­bantnoten, da die vom 11. Oftober 1924 datierten, auf Grund des Banfgesetzes vom 30. Auguft 1924 ausgegebenen Reichsbanknoten auf Reichsmart" lauten. Gemäߧ 1 der Ersten Verordnung zur Durchführung des Münzgesetzes vom 10. Oftober 1924 bleiben die aufzurufenden Noten bis zum Ablauf von 3 Monaten nach ihrem Aufruf durch das Reichsbankdirektorium gesetzliches Zahlungsmittel in der Weise, daß eine Billion Mart einer Reichsmart gleichgesezt wird. Mit dem Ablauf des 5. Juni 1925 verlieren die aufgerufenen Noten ihre Eigenschaft ale gefeßliches Zahlungsmittel. Die Besitzer derselben tönnen sie noch bis zum 5. Juli 1925 bei allen Kassen der Reichsbant in Zahlung geben oder in dem gemäߧ 3 Abf. 3 des Banfgeleges vorgeschriebenen Berhältnis, wonach eine Billion Mart bisheriger Ausgabe durch eine Reichsmart zu er fegen ist, gegen gefeßliche Zahlungsmittel umtauschen. Mit Ablauf drs 5. Juli 1025 werben die Noten traftlos, und die Einlösungs. pflicht der Reichsbant ift erloschen. Eine Nachfrift tann nicht ge­währt werden. Es liegt somit im Interesse eines jeden Noten­inhabers, die aufgerufenen Noten möglichst bald der zuständigen Reichsbankanstalt zuzuführen. Anträge, die eine Einlösung der alten Noten zu einem höheren Betrage zum Ziele haben, füto zwed Ips und fönnen feinerlei Berücksichtigung finden. Sie werden von allen Dienststellen der Reichsbant unbeantwortet bleiben.

Der kommunistische Farbentopf vor Gericht. In der Nacht vor der letzten Reichstagswahl wurde eine große Zahl von Häusern in Potsdam   und auch das Amtsgerichtsgebäude mit fmallraten Delfarbenaufschriften Wählt Kommunistische Partei  !" hauernd beschmuß. Als Läter wurde der Arbeiter Josef D. aus Botsdam ermittelt, der, als er verhaftet wurde, noch die Schablone in ber Band trug. Reben ihm ging der 18jährige Arbeiter Kurt 1.

mit bem roben Farbiopf. Beide moren wegen Hebertretung, der Polizeiverordnung von 1885 vor dem Potsdamer Amtsgericht angeflagt. Der große Farbtopf mit roter Farbe und die Schablone waren vor Gericht herbeigefchafft. Während D. mit dem roten Somjetstern im Knopfloch die Tat großsprecherisch zugab, bestritt der Angeflagte R., fidh attiv an der Schablonierung beteiligt zu haben. Er will nur für einen Moment den Farbtopf getragen haben, und zwar, als die Aufschriften schon ausgeführt waren und ber Mann mit dem dazugehörigen Pinsel längst das Weite gesucht hatte. Das Gericht erkannte daher gegen R. auf Freisprechung und verurteilte D. zu 30 M. Geldstrafe.

Der Frauenmord in der Langen Straße. Noch feine Spuren.

Die Leiche der ermordeten Else Altermann wurde gestern Mittag vom Gerichtsarzt im Schauhause noch einmal besichtigt. Prof. Dr. Strauch gab dabei sein Gutachten dahin ab, daß der Tod durch Erwürgen herbeigeführt worden ist. Außer den Würges rialen stellte er aber am Halse sowohl wie am Genid auch noch Kraß- und Bißwunden fest. Diese Bisse mögen zur Tötung auch noch mitgewirkt haben. An den Schenkeln wurden erhebliche Kragmunden erkannt. Die schweren Berlegungen am Unterleib Krazmunden erkannt. Die schweren Verlegungen am Unterleib find der Ermordeten nach dem Befunde höchstwahrscheinlich erst nach ihrem Tode beigebracht worden.

Nach den weiteren Ermittlungen der Mordkommon ist das Berbrechen wahrscheinlich am Mittwoch abend nach 11 1hr verübt worden. Mehrere Zeuginnen wollten allerdings die Frau noch am Donnerstag nachmittag um 2 Uhr gesehen haben. Da gegen ist aber festgestellt, daß das nicht am Donnerstag, sondern schon am Mittwoch gewesen ist. Die Zeugen hatten sich, wie jest nachgewiesen ist, in dem Lag geirrt. Am Mittwoch war Frau Altermann in der Zeit bis 2 Uhr nachmittags noch in einem Lokal und flagte hier, daß sie gar kein Geld mehr habe. In der Wohnung wurden an einem Ring mit einer Mechanit zwei Schlüffel gefunden, die zu feiner Tür der Behausung paffen. Der eine ist ein rechts ardere ein Wohnungsschlüffel, anscheinend für eine ältere Woh gerichteter fogenannter Z- Schlüffel, wohl ein Hausschlüssel, der nungstür, vielleicht aber auch für eine Bodentür. Ob der Mörder fie zurückgelassen hat oder ein früherer Besucher, läßt sich noch nicht sagen. Die Nachforschungen ergaben weiter, daß vor einiger Zeit einmal ein junger Mann zu der Ermordeten gekommen und von ihr aufgenommen und auch mit Nahrung versehen worden ist, weil er angeblich feine Arbeit hatte. Mit diesem Manne ist sie noch am Dienstag in einem Lokal gesehen worden. Er ist etwa 23 bis 25 Jahre alt und 1,65 bis 1,67 Meter groß, hat einen fleinen geftuzten Schnurrbart und trug eine hellgrane Reise oder Schieber. halblangen Stiefeln trug, ist von etwas anderer Farbe als Jadett müge und einen dunkelgrauen Jadettanzug. Die Hoje, die er in und Weste. Der Mann, der in großer Aufregung aus dem Hause Nr. 20 herausfam, steht nach der Beschreibung, die man bisher von ihm hat erlangen fönnen, in mittleren Jahren, ist ebenfalls efma 1,65 Meter groß, hat ein volles Gesicht und einen dunklen geftuzten Schnurrbart und trug einen dunkelgrauen Mantel mit Gurt, einen weichen Fülzhut und einen Kneifer ohne Fassung. Er ging von dem Hause Nr. 20 schräg hinüber nach Nr. 87 zu. Nach Mordkommission jest mit einem großen Apparat ihre Nachforschun seinen Acußerungen ist er oben bei Frau Altermann gewesen. Die gen fort und nimmt Angaben zur Aufklärung auch weiter im Bimmer 88 des Polizeipräsidiums entgegen. Für zweckdienliche Mittellungen ist eine Belohnung von 1000 Mart ausgefeßt.

Der Gaffenmord in der Koloniestraße.

Gestern nachmittag fand im Leichenschauhause die Obduction der von ihrem Manne ermordeten Frau Schreiber ftatt. Sie wurde von Prof. Dr. Strauch ausgeführt. Der Befund bestätigte die Angaben des Marnes. Der Tod ist durch Zertrümmerung ber Schädeldecke, hervorgerufen durch drei bis vier wuchtige Schläge mit einem Hammer, eingetreten. Der Gattenmörder Dr. phil  . Bruno Schreiber wird nach Abschluß der polizeilichen Er­mittlungen jegt dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden.

Das Urteil im Cüffer Mordprozeß.

Bier Tage lang wurde vor dem Potsdamer Schmur. gericht ein Doppelmord verhandelt. Der 27jährige Landwirt Reinhold Kühn aus Lüffe foll seine 23jährige Frau und Schwiegermutter erschlagen haben. Der Angeflagte hat im Krantenhaus seinerzeit ein Geständnis abgegeben, aber tiefes im Gefängnis widerrufen. Er bezichtigt seine junge Frau des Muttermordes, er selbst habe seine Frau auf ihren ausdrüd lichen Wunsch erschossen. Die lange Verhandlung brachte eine Reihe dramatischer Momente. Ein großer Teil der Schuld ist auf die toten Frauen gehäuft. In einer Eingabe des Angeklagten an das Ge­richt, die vom Vorsitzenden verlesen wird, schildert der Angefalgte seine Leiden und bezeichnet darin die Schwiegermutter als Bestie. Sponten meint ein alter Bauer, der als Beuge vernommen wird: Das waren ganz untultivierte Weiber. Noch an seinem Hochzeits­tage habe fich seine Braut mit ihrer Mutter geschlagen. Die Frauen führten ein furdthares Leben. Dem Angeklagten wird von allen Zeugen das beste ignis ausgestellt. Das Gericht verurteilte Reinhold Kühn wegen tung auf ausdrückliches Verlangen nach § 216 zu der Mindest trafe von 3 Jahren Gefängnis. Eine Haftentlaffung wurde abgelehnt.

Auch eine Mutter.

Begen Bertuppelung ihrer eigenen Tochter war die Chefrau Marie Walldorf vom Schöffengericht mitte zu zwei Jahren Ge fängnis verurteilt. Die Tochter war früher in Rußland Schauspie ferin gewesen und hatte seit ihrem 15. Jahre die ganze Familie ernährt. Infolge einer gewissen Krankheit war fie beraubt. Die habgierige Mutter mollte aber auch da noch aus in den lezten Jahren gelähmt und sogar der Sprache ihrem Kinde Kapital schlagen, ging auf die Straße und holte Männer herauf. Nach den Bekundungen von Hausbewohnern soll es wie in einem Taubenschlage zugegangen fein. Ein mal fam fie aber an die falsche Adresse. Ein Arbeiter P. war beim Anblick des hilflofen Opfers so empört, daß er tehrt machte und die Polizei holte. Troz des milden Urteils hatte die Angeklagte Berufung eingelegt. Die Straftammer des Landgerichts I   unter Borfiz von Landgerichtsdirektor Bange sprach ihr lebhaftes Be. dauern aus, daß fie mangels Berufung der Staatsanwaltschaft an das Ersturteil gebunden sei und nicht höher gehen fönne, benn die habgierige Mutter habe keine Milderung verdient und gehörte eigentlich auf lange Zeit ins Zuchthaus. Die Berufung wurde verworfen.

Das Rundfunkprogramm.

Sonnabend, den 7. März.

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Außer dem üblichen Tagesprogramm: 4 Uhr nachm.: Hans- Bredow- Schule.( Abteilung Bildungskurse). Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner   Funkkapelle). Sprachunterricht: Direktor Julius Glück: Esperanto". 4.30 bis 6.40 Uhr abends: Prof. Dr. Biesalski vom Jugendamt der Stadt Berlin  : Die Krüppelfürsorge der Stadt Berlin  ". 7-7.55 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule.( Abteilung Hochschulkurse). 7 Uhr abends: Dr. Franz Leppmann  : Deutsche   Lyrik von Hölderlin  bis Werfel  ". 2. Vortrag. Mörike  , Annette v. Droste- Hülshoff  ". 7.35 Uhr abends: Professor Dr. Gustav Leithäuser: Ueber die Empfangstechnik der drahtlosen Telegraphie und Telephonies. 8.30 Uhr abends: Beethoven  - Abend Dirigent: Otto Urack  . 1. Ouvertüre zu der Oper Fidelio"( E- Dur). 2 Klavierkonzert besteht aus Mitgliedern des Berliner   Philharmonischen Orchesters. C- Moll( Joseph Schwarz  , Klavier). 3, VII. Sinfonie. Das Orchester Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnach­richten. Zeitansage. Wetterdienst. Sportnachrichten, Theaterdienst 10.30-12 Uhr abends: Tansmusik.

Das ausgeriffene Steuerprotokoll.

Wenn einer die Nerven verliert.

Eine unbequeme Steuerschuld hatte der Kolonialmarenhändler Gillwer auf derart impulfive und überraschende Weise aus der Welt zu schaffen versucht, daß dieses Berfahren ihm eine Anflage wegen Aftenvernichtung in gewinnsüchtiger Absicht" eintrug.

verantworten hatte, befam im Jahre 1924 den Besuch des Steuer­Der Angeklagte, der sich vor dem Amtsgericht Schöneberg   zu revisors  , der zu der Ansicht tam, daß Gillmer in den letzten Jahren zu wenig Einkommensteuer gezahlt habe. Es wurde auch ein Protokoll aufgenommen, demzufolge sich der Angeklagte ver. pflichtete, zur Abgeltung der Forderung eine besondere Ab schlagszahlung von 3000 marf zu leisten. Einige Monate später wurde er in einer neuen Steuerfache vorgeladen. Bei der. Durchsicht der Akten stieß der Steuerrevisor auf den Verpflichtungs schein und fragte Sillmer, ob die 3000 m. noch nicht bezahlt worden feien. Da geriet dieser in große Erregung, griff plöglich in die Aften hinein, riß mit einem Rud das Protokoll her. aus, zerfetzte es in fleine Stüde   und steckte diese in die Tasche, worauf er Kehrt machte und davonlief. Ehe der Beamte zur Bes fimmung fam, war er auf und davon und konnte auch nicht mehr Während der Amtsanwalt vier Monate Ge­eingeholt werden. fängnis beantragte, bestritt der Verteidiger die gewinnsüchtige Ab ficht Der Angeklagte habe wissen müssen und habe es auch gewußt, daß er die Bezahlung leisten mußte, auch wenn er das Brotokoll vernichtete. Er habe im Erregungszustand gehandelt. Durch seine vieljährige Rriegsteilnahme feien seine Nerven vollständig heruntergefommen. Amtsgericht Schöneberg   fam jedoch im Sinne der Anklage zu der Annahme der gewinnsüchtigen Absicht und verurteilte Sillmer zu drei Monaten Gefängnis.

Das

Ehrung Eberts im Potsdamer Stadtparlament. Bor Eintritt in die Sitzung der Stadtverordneten erhoben sich gestern die Potsdamer Staotvater, allerdings unter Ausschluß der Kommunisten zu Ehren des verstorbenen Reichspräsidenten  . Der Dr. Rosbund hielt dem Reichspräsidenten   folgenden Nachruf: deutsnationale Stadtverordnetenvorsteher ,, Am 28. Februar 1925 ist der Reichspräsident Herr Friedrich Ebert   gestorben. Mitten aus arbeitsreicher und verantwortlicher Tätigkeit murde der Inhaber des höchsten Amtes, welches das deutsche  Bolt zu vergeben hat, durch einen jähen Tod herausgeriffen. Die Ehrerbietung, die jeder Deutsche dem Amte des Reichspräsidenten  schuldet, läßt uns allen die Pflicht als selbstverständlich erscheinen, des Verblichenen auch an dieser Stelle trauernd zu gedenten. Das Bild vieler, die in der Zeit des Krieges und in den seitdem ver gangenen stürmischen Jahren eine Rolle gespielt haben, ist unter den ist aber heute nicht der Politiker Ebert  , sondern der Reichspräsident politischen Barteien strittig, so auch dasjenige Friedrich Cherts. Uns aís Träger der verfaffungsmäßigen Reichsgemalt von Bedeutung. Jeder von uns wird die Tattraft und die ruhige Sicher. heit anerkennen, mit der dieser aus einfachen Verhältnissen hervor. gegangene Mann es verstanden hat, die Eigenschaften zu erwerben, die zur Repräsentation eines großen Boltes unerläßlich find. Die würde, die ihm bei seinen Amtshandlungen zierte, entſprang aus der Tiefe seiner Persönlichkeit und seine Zurüdhaltung im öffent lichen Aeußerungen ließen das Bestreben erkennen, der deut. lichen Leben zeugte von einer bemerkenswerten Klugheit. Seine amt. schen Nation bie ihr zustehende Stellung im Rate baran, daß während seiner Amtsführung das Lied der Deutschen, der Völker wieder zu verschaffen. Erinnern wir uns unser liebes Deutschland  , Deutschland   über alles" wieder zu Ehren tam, als ein über den Parteien stehendes Symbol. Rechnen wir es ihm als Berdienst an, daß er in mehr als einer Rede für Einigkeit, Recht und Freiheit unseres Boltes eingetreten ist. Auch auf tultu rellem Gebiete hat er in dantenswerter Weise seine Tätigkeit er­ftredt und ein reges Wirten für Kunst und Wissenschaft bewiesen. Die Fahnen mehen auf halbmast, der erste Bräsident des Deutschen Reiches ist gestern in seiner Heimat Heidelberg   zur letzten Ruhe bestattet worden. Wir aber gedenken seiner als eines geraden Mannes, der stets feiner Üleberzeugung treu geblieben ist."

Bon einem Ringbahnzug überfahren. Gestern vormittag wurde ber 19jährige Banklehrling Rurt Serber, der in Friedenau  , Rheinftr. 32, bei feinen Eltern wohnte, auf dem Friedenauer   Babnbofe durch den aus Steglig tommenden Eifenbahnzug 4123 überfahren und auf der Stelle getötet. Nach Zeugenausfagen foll der junge Mann beim Herannahen des Buges auf die Schienen gesprungen fein. Die Mutter gibt jedoch an, daß ihr Sohn an Schwindelanfällen litt und wahr. scheinlich infolge eines solchen Anfalls vom Bahnsteig auf die Schienen gestürzt sei.

Schlüffelbund gefunden von einem Genoffen ber 16. Abteilung am Tage der Beftattung des Reichspräsidenten   am Beden vor dem Reichstags­ gebäude  . Abzuholen Bezirksverband Simmer 4, 2indenftr. 3.

Flugzeugabsturz in Schweden  . In der Broving Dalarne fürgte ein Militärflugzeug aus 1000 Meter Höhe mit folder Kraft auf die eisbebedte Oberfläche eines Sees, daß das Eis zerbrach. Der ihrer und ein Fliegeroffizier wurden getötet.

Sport.

14. Berliner   Sechstagerennen.

Die 3- Uhr Nachmittagswertung am Freitag ging vor einem spärlich besuchten Hause vor sich. Als der Gong die 17. Stunde ( 3 Uhr nachmittags) anzeigt, find 498,430 Rilometer zu­rüdgelegt. Stundenergebnis: 31,210 Kilometer. Bei Beginn des ersten Spurts führt der Belgier Debaets( die famose Mann schaft Debaets- Thollembeet hat übrigens die Sonderprämie von 1000 Mart gleich in der ersten Nacht zugesprochen erhalten. Diese Sonder prämie gelangt jede Nacht zur Berteilung. Gewinner ist diejenige Mannschaft, die von 10 Uhr abends bis 5 Uhr früh die meisten und wirksamsten Versuche unternimmt, das Feld zu überrunden). Dann geht van Rempen vor, und mit der gewohnten sicheren Manier läßt diese wirkliche Kanone" Coburn, Schrefeld und Lonani hinter fich. Dagegen bestimmt Tonani im zweiten Spurt den erften Blazz für sich gegen Lorenz, Tieg und Gottfried. Im dritten Spurt fiegt Golle. Krupfat, Hahn und Debaets nehmen die nächsten Blaze. Debaets ist dann der Mann im vierten Spurt. Er verteidigt feinen Blah gut gegen van Nef, Lorenz und Rütt. Ban Rempen holt sich noch einmal fünf Punkte und zwar im fünften Spurt. Madden belegt den zweiten Plazz gegen Lonani und Stolz. Endlich der sechste Spurt: Ban Net, Hahn, Lorenz und Coburn. Der Stand des Rennens nach ber 3- Uhr- Nachmittagswertung ist nun folgender: Ban Kempen -Bauer 23 B., Oliveri- Tonami 18 P., Lorenz- Bolle 16 B., van Net- Saldom 15 P., Coburn- Madden 14 B., Hahn- Zieh 13 B., Thollembeet- Debaets 11 B., Rütt- Kruptat 7 B., Hahn- Ties 2 B., Lang- Weber 0 Punkte. Eine Runde zurück Stolz -Gottfried 6 P., Person- Berschelden 4 B., Häusler- Schrefeld Behrendt 0 B., Stellbrink- Techymer 0 Buntte. Zwei Run den zurüd Schrage- Kuschtow 0 Punkte.

10- Uhr- Abend- Wertung.

Den ersten Spurt gewann Tonani vor van Kempen   und Persyn und Coburn. Im zweiten Spurt belegte Lorenz vor Oliveri, Behrendt und Stellbrint den ersten Platz. Den britten Spurt gewann Golle vor Häusler, Tonani und Bersyn. Den Dierten sicherte sich Thollembeet vor Berschelden, Rütt und Madden, den fünften Spurt van Rempen vor Kruptat, Coburn und Tieg. Im fechsten Spurt belegte Hahn vor Rütt, Ver­fchelden und Häusler den ersten Blaz