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Der Borsigende erörtert dann die Frage der Behandlung der Fragen, die die Reichsfettstelle betreffen. Alle Atten seien nicht mehr vorhanden, aber es gebe darüber soviel Material, daß jetzt in die Berhandlung eingetreten werden könne.

meidlich erscheinen lassen. Bon französischer sozialistischer| bie zur Unterstügung der Textilindustrie in der dortigen Gegend Seite wird jedenfalls alles getan werden, um zu verhüten, daß verwendet worden feien. Das Schreiben soll dem Abgeordneten irgendein Weg, der zum wirklichen Frieden, zur wirklichen Hugo zur Aeußerung überfandt werden. deutsch  - französischen Verständigung führt, nicht beschritten- irgendein Mittel, das den Völkern Europas   das notwendige Gefühl nationaler Sicherheit geben kann, verworfen wird. An engherzigen Tertinterpretationen darf keine ehrliche Bemühung zugunsten des Friedens scheitern; das ist sicherlich auch die Meinung der Regierung Herriot   und ihrer Mehrheit. Günftige Aufnahme des deutschen   Angebots in Holland  Amsterdam  , 7. März.( Eigener Drahtbericht.) Das deutsche  Garantieangebot hat in den Niederlanden einen durchaus günstigen Eindruck gemacht. Die Blätter bezeichnen die deutschen   Vorschläge als eine für Frankreich   absolut vorbildliche Verhandlungsbasis. Kennzeichnend für die Haltung der niederländischen Presse sind die Ausführungen des Rotterdamschen Courant", daß selbst bei un­verändertem Mißtrauen gegen Deutschland   Frankreich   die jetzt vor­geschriebene Regelung aufnehmen müsse, denn im Falle eines An­griffes durch Deutschland   würden sich England und Belgien  wiederum auf die Seite Frankreichs   stellen.

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Macdonald gegen einen Allianzvertrag. London  , 7. März.( EP.) Macdonald veröffentlicht im Daily Herald" einen Artikel, in dem er den Blan eines englisch­französischen Garantievertrages befämpft. Er erflärt, daß ein solcher Bertrag feinen Wert hätte und von der Arbeiterpartei sofort wieder rüdgängig gemacht werden würde, wenn sie wieder zur Regierungs­macht gelangte. Ein Allianzveritag fönne nie eine andere Bedeu tung haben als die Borbereitung zu einem neuen Kriege. Wenn dieser Weg beschritten werde, so werde man rajch wieder in die Fehler der Vortriegszeit verfallen. Nur ein allgemeiner Garantievertrag, wie ihn das Genfer   Protokoll vorgesehen habe, fönne eine Garantie für den Frieden darstellen.

Polnische Kriegsdrohungen.

Warschau  , 6. März.( Eigener Drahtbericht.) Die Gazetta Barzawska" nimmt in drohenden Worten zu dem von der deutschen  Regierung vorgeschlagenen Sicherheitspaft Stellung. Sie fagt: Die Verteidigung der franzöfifchen Grenze liege an der Weichfelfront. Die Aufhebung der territorialen Bestimmungen des Versailler Ver. trages sei der Anfang seiner völligen Bernichtung. England scheine nicht zu überlegen, daß eine Berlegung des gegenwärtigen polnijojen Gebiets zum Kriege führen müsse. Im Bewußtsein unserer Berantwortung als Organ einer Partei mit 100 Abgeordneten und als einflußreichstes Organ des Landes stellen wir fest: Alle Nationen follen wissen, daß jeder Angriff auf unser Gebiet für uns den Krieg bedeutet." Auch andere Blätter sagen, daß der von Deutschland  vorgeschlagene Friedenspaft den Krieg zwischen Polen   und Deutsch  land zur Folge haben müsse.

Noch immer.

Kreditausschuß des Reichstages.

Der Untersuchungsausschuß des Reichstages, der sich mit den Krediten der Boft und der anderen Reichsstellen befaßt, hielt heute eine furze Sigung ab. Es sollen jezt die Beziehungen der Reichsfettstelle zu Barmat behandelt werden.

Der Vorsitzende teilt einen Schriftmegjel zwischen dam Reichsmirthaftminifterium und dem Preußischen Untersuchungasusschuß mit, aus dem hervorgeht, daß ei tere Reichsaften dem preußischen Landtag nicht zur Berfügung gestellt merben follen. Das Ministerium fei aber bereit, Austünfte Aften an den Preußischen Untersuchungsausschuß zu erteilen. Der Borjizende, Genojie Saenger  , bemertte hierzu, daß es dem Reichstagsausschuß leider nicht möglich sei, einen Drud auf den preußischen Ausschuß auszuüben, damit dort fünftig Angelegenheiten

des Reiches nicht behandelt werden.

Weiter ist ein Schreiben aus Bielefeld   eingegangen, in dem behauptet wird, der

volksparteiliche Abgeordnete Dr. Hugo habe durch Barmat and Sufister große Zuwendungen erhalten,

Ein Blick ins Jenseits.

Bon der Tribüne" aus.

Die drei Atte des Schauspiels Ueberfahrt" von Sutton Bane spielen im Rauchsalon eines Ueberfeedampfers. Die Reise ist aber teine alltägliche, sondern im Gegenteil eine durchaus un gemöhnliche. Es ist sogar, wie die Passagiere plöglich merken, eine höchst unheimliche Reise. Zunächst herrscht auf dem Dampfer famose Stimmung: man trinft Whisky, raucht Zigaretten, man sagt sich gegenseitig unangenehme Wahrheiten und was man so tut, um es fich so gemütlich wie möglich zu machen. Auffallend ist nur, daß die Passagiere einen zerfahrenen Eindruck machen. Reiner weiß, wohin er eigentlich reisen will. Einer von ihnen schließt aus diesen sonderbaren Anzeichen, daß sie alle miteinander tot sind, eine Ber­mutung, deren Richtigkeit der Steward vollauf bestätigt. Als es zur Gewißheit wird, daß die Fahrt zum Himmel oder zur Hölle geht, bemächtigt sich der Passagiere eine Panit, zumal, wie ihnen glaub haft versichert wird, eine hochnotpeinliche Prüfung bevorsteht. Der Großfaufmann und Abgeordnete Linglen beruft einen Reifendenrat cin, der in bewegter Sigung beschließt, daß sie nicht tot find. Wie nicht anders zu erwarten ist, nüßt ihnen dieser Beschluß nichts: feiner entgeht der Prüfung, die übrigens gar nicht so schlimm ab­läuft und beweist, daß man auch in der Hölle über jeden modernen

Komfort verfügt.

Das Schauspiel des Engländers Sutton Bane ist zweifellos interessant, wenngleich nicht so originell, wie die Theaterleitung an­zunehmen scheint. Rudolf Lothar   hat einen Einafter Abenteuer nach dem Tode geschrieben, in dem es ähnlich zugeht. Der Dialog des englischen Schauspiels ist wißig, die Charakterisierung der ein zelnen Menschentypen schlagkräftig und amüsant, die Handlung padend und zuweilen angenehm gruselig. Was den Blick hinter bie Kulissen des Jenseits anbetrifft, so ist es unwahrscheinlich, daß

Sutton Bane mehr weiß als mir andern. Er soll sich auch nicht etma einbilden, er hätte eine besonders tiefgründige Borstellung von bem, was nach dem Lode tommt. Das Lebensrätsel hat er nicht gelöst. Denn die Toten radern sich weiter ab, bloß nicht auf der Srde, sondern im Jenseits. Was für ein Sinn dahinterstedt, missen wir immer noch nicht. Und zu den Prinzipien bei der Aburteilung hat er sich die Moralgejege der Jugendschriftsteller zu Hilfe geholt, ras natürlich ein bißchen fitschig wirft. Warum übrigens alle Figuren über die Tatsache des Gestorbenjeins entsegt sind, ist nicht scht erfindlich. Eine Aenderung ihrer bisherigen Lebenslage ist im roßen und ganzen nicht eingetreten.

Die Darstellung, die unter der Regie des Direktors Eugen obert stand, ist ein Genuß. Lucie öflich spielt ein altes Mütterchen mit einer Wärme des Gefühls und einer Natürlichkeit des Ausdrucks, daß manchem Theaterbesucher die Tränen entlockt werden. Konrad Beidt gab einen annischen Lebemann. Die schlot.

Es wird dann noch beschlossen, zunächst diejenigen Zeugen zu laben, die über Einzelheiten Auskunft geben fönnen. Dann soll der frühere Reichswirtschaftsminister Robert Schmidt   ver­nommen werden. Auf Anregung des Berichterstatters Dr. Pfle. ger( Bayer. Bp.) wird dem Vorsitzenden die Bollmacht dazu ge geben, mit dem Reichstagspräsidium wegen der Ueberlassung eines ficheren Raumes zur Unterbringung des Atten materials zu verhandeln. Es feien so viele Atten zu erwarten, daß deren Studium geraume Zeit in Anspruch nehmen würde. Die weiteren Berhandlungen sollen am Donnerstag der Woche be ginnen, vorausgesezt, daß der Reichstag   seinen Arbeitsplan nicht

ändert.

Auch in Preußen.

Auch der Preußische Untersuchungsausschuß für die Bar. mat Kutister Affäre trat heute wieder zusammen. Der Borsigende Dr. Leidig gab zunächst einige Umbenennungen ver. schiedener Ausschußmitglieder bekannt. Es soll heute die Frage der Erteilung von Einfuhrbewilligungen für die Gebrüder Barmat zur Verhandlung gebracht werden.

Dr. Leidig gibt dann ein Schreiben vom Reichswirtschafts ministerium befanni, das die Frage der zur Verfügungstellung des Aftenmaterials nochmals geprüft habe und weiter auf dem Stand­Funkt stehe, daß wegen rechtlicher Bedenken und mit Rücksicht dar auf, daß dem Material dem Reichsuntersuchungsausschuß zur Beifügung stehen muß, dem Ersuchen des Landtags nicht statt. gegeben werden fann, aber bereit sei, etwaige Fragen auf Grund der Vorgänge schriftlich zu beantworten. Weiter wird in demn Echreiben mitgeteilt, daß in der Zeit von Februar bis Juli 1919 Ausfuhrbewilligugen für Zeifungsbrudpapier vom Reichswirtschafts­minifterium weder erteilt noch veranlaßt worden sind.

Mit Bezug auf die Einfuhr bewilligungen für Barmat und die Geschäfte der Reichsstellen mit ihm hört der Aus ber feinerzeit Direttor der Reichsfleischstelle war. Dieser Zeuge be­schuß hierauf zunächst den 51jährigen Zeugen Direktor Schwon, fundet: Die Reichsfleischstelle hat auf Wunsch des Reichswirtschafts. minifters gegen ihren Willen. zweimal Geschäfte mit der Amerima machen müffen. Eines dieser Geschäfte liegt im Juni 1919; es handelte sich da um 10 000 Rift en amerikanischen   Speds und 5000 Riften Schweineschultern. Dieses Geschäft wurde nicht von mir, Jondern von meinen Kollegen Thoms und Harms ab­gefchloffen. Ich weiß aber, daß Julius Barmat sehr energisch bei Der Reichsfleischstelle auftrat, die das Geschäft nicht abschließen wollte. Die Reichsfleischstelle wandte sich an das Wirtschaftsministerium und hörte von dort, daß das Geschäft mit Barmat abgeschloffen werden müffe; es handle sich dabei um politische Intereffen und um solche der Kreditgewährung. Das Geschäft wurde also abge schloffen. Barmat lieferte dann aber zunächst nicht. Erst auf Re­flamationen hin stellte er einen fleinen Posten in Rotterdam   zur Verfügung.

Dabei stellte sich heraus, daß die auf dem Lieferschein erwähnte Rotterdamsche Firma gar feine Waren für Barmat hatte. Wir re­flamierten dann bei Barmat. Er gab uns einen anderen Liefer­schein. der auf eine ganz andere Firma lautete. Nach langer Zeit befamen wir dann endlich ganze 800 Riften von den vertragsmäßig pflogenheiten folgend, auf Grund des Lieferscheins Afzepte bei der 31 liefernden 15 000. 3nzwischen hatten wir, taufmännischen Ge­Commerzbank für Barmat deponiert, die aber zunächst gesperrt waren; Barmat bot dann nochmals 600 Riften auf den Vertrag an, Die aber nicht abgenommen werden fonnten, weil die Ware total ver borben mur. Bir mollien, da die Lieferungen anscheinend nicht herauszubekommen waren, den Bertrag annulieren, was uns au fchließlich gelang. Gegen Barmat mußten mir aber erft Arrest brohung erlaffen, um die Atzepte für uns wieder frei zu bekommen. Auf ausdrüdlichen Wunsch des Reichswirtschaftsministeriums mußte die Reichsfleischstelle nochmals im Jahre 1920 mit Barmat ein Geschäft abschließen. Damals hatte die Reichsstelle selbst große Specmengen in Holland   liegen. Es fam aber der große Hafen. arbeiterstreif dazwischen, so daß wir unseren Spec zunächst nicht herausbetamen. Nach einiger Zeit erschien Direktor Botschow m Auftrage des Wirtschaftsministers Robert Schmidt bei mir. Aus der Unterredung ergab sich meiner Ansicht nach, daß der Minister einen Geschäftsabschluß mit Barmat wünschte. Wir wollten aber mit Barmat überhaupt nichts zu tun haben, weil mir wußten, daß

ternde Angst, die sich aus seinen Mienen und aus seiner Stimme ergab, ist ein packendes Erlebnis. Der Schluß des Schauspiels zieht sich so in die Länge, daß man schließlich zur Bermutung gedrängt wird, daß auch der Bediener des Borhangs inzwischen verstorben ist. Dennoch war der Beifall bei der Premiere start.

Ernst Degner.

" Boshiwara" im Trianon- Theater. Doshiwara ift die Stadt der Liebe bei Yokohama  . Doshiwara, die Liebesstadt, haben viele europäische Schriftsteller sich zum Vorwurf genommen. Siehe Suder. manns Blumenboot". Hans Bach wig, beffen Stüdyoshiwara" gestern zum erstenmal im Trianon Theater aufgeführt wurde, macht aus Yoshiwara eine sentimentale Geschichte. Der erste Aft ist lang weilig und leer. Ein englischer Offizier fommt zu Sichi, der schön ften Dirne Asiens  , die in einem Hause von Yoshiwara durch einen Chinesen feilgeboten wird. Die beiden reben Lange Feuilletons über Liebe und Weiber, und Sichi predigt, daß es höchst schädlich fei, wenn die Frau eine Seele habe. Hans Bachwiz mill uns meite Akt läßt Hoffnungen zaghaft aufteimen. Der englische   Offi­glauben machen, daß er geistreich sei à la Ostar Wilde. Der zier wird von dem Chinesen durch Opium betäubt und träumt von feiner Frau in England, die seinerzeit, feusch und rein in der Hochzeitsnacht, aus Angst und Efel vor der Gier des Mannes da nongelaufen ist. Aber im dritten Aft tippt alles ins Kitschige um. Die schöne Sicht, die angeblich feine Seele hat, verliebt sich in den englischen Offizier, und der Chinese, der bemerkt, daß zwischen Sicht und dem Offizier ein Techtelmechtel im Gange ist, erschießt den meißen   Mann. Er stirbt hochdramatisch mit dem wehen Klage­laut auf den Lippen: Sichi".

Im Trianon- Theater hat immer die Parole gelautet: Es lebe die Bikanterie! Da man anscheinend in Europa   nichts Bafsendes in diesem Genre auf Lager haite, holte man sich bie" Yoshiwara" und mollte die Illusion erwecken, daß dieses Stück etwas ganz be sonderes fei: Paprika aus Afien. Um die Illusion noch zu erhöhen, haben die Herren Rotter das Stüd mit dem knalligen Untertitel " Das Haus der Lafter" versehen. Aber ach, in dem ganzen Stüd fommt nicht eine einzige Eindeutigkeit vor, alles ist von fittenstren. ger   Sentimentalität, und das Stammpublikum des Trianon- Thea­ters war enttäuscht.

Bielleicht wäre der Eindruck des Stückes, das an verschiedenen Stellen immerhin ertennen läßt, daß ein Schaffender sich ringend bemüht, nicht so matt gewesen, wenn die Darstellung nicht versagt hätte. Erich Kaiser Ties mar steif und Blanche Der. gan( die Gläßner wurde sehr vermißt) hatte Stockschnupfen. Nur Arnold Korff   zog sich mit viel Anstand aus der Affare. Mar­tin G. Sarned hatte für eine saubere Regie gesorgt.

K. F.

Wie Oskar Cenz seine erste Forschungsreise antrat. Oskar Lenz  , der berühmte Forschungsreisende, deffen Tod gemeldet wurde, mar neben Georg Schweinfurth   der letzte aus jener großen Zeit der Erfundung des schwarzen Erdteils in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Seine berühmte Marotto- Expedition, die er von 1879 bis 1881 burchiate, maste ihn mit einem Schlage zum be­rühmten Manne. Dann hat der bescheidene Gefehrte ein langes Leben in stiller Forschung verbracht, und auch nachdem er sich wegen

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Barmats Amerima in Holland bontotttert umb son bez Börse bereits 1919 ausgefchloffen war. Nicolais Siegesberichte.

Wie damals, so heute...

Bon dem Obersten Ricolai, der einst in Ludendorffs Auftrage die deutsche Bolfsstimmung zu frisieren hatte, erhalten wir folgende Zuschrift:

m.

,, Nach Rückkehr von einer Reise erhalte ich Kenntnis davon, daß durch eine Anzahl Zeitungen, darunter auch die Ihrige, die Bermutung verbreitet worden ist, ich stände einer Zentral­ftelle vor, von der alle Enthüllungsaktionen über den sogenannten Barmat Standal ausgingen. besonderen wird gefragt, ob es wahr fei, daß ich mich an die Schwerindustrie gewandt habe mit dem Projekt eines Spionageverfahrens großen Stiles zur Kom­promittierung unerwünschter neuer Mitglieder der deutschen  Industrie und ob einige Firmen tatsächlich beträchtliche Gelder zur Verfügung gestellt hätten, um den ziemlich umfang reichen und fostspieligen Apparat zu unterhalten.

Ich erkläre, daß ich niemals von irgend wem zu vor genannten Zwed auch nur einen Pfennig erbeten oder erhalten habe.

Auf Grund des§ 11 des Pressegefeges erfuche ich um Abdrud diefer Erklärung. Nicolai, Oberst a. D." Das flingt fast ganz wie ein Siegesbericht von damals. Steh: nun Nicolai dem Spionagebureau vor oder nicht? Daß er Geld erbeten oder erhalten habe, bestreitet er. Aber wie ist das mit dem andern? Während des Krieges fonnte Nicolai ja alles Unbequeme unterdrücken. Heute muß er offener sein....

Die preußische Krise.

Am Dienstag Ministerpräsidentenwahl. Der Preußische Landtag hat sich gestern auf Dienstag vertagt und für diesen Tag die Wahl des preußischen Mi­nisterpräsidenten angesetzt. Die Hoffnung der Rechts­Wahl erschüttern zu können, wird sich nicht erfüllen, es wird parteien, die Geschlossenheit der Weimarer Koalition bei dieser auch diesmal wieder ein Ministerpräsident der Weimarer Koalition gewählt werden. Es ist der einmütige Wunsch des interfraftionellen Ausschusses der bisherigen Regierungs­parteien, daß Dr. Marg wiedergewählt wird. Die Wahr­scheinlichkeit einer Kandidatur Mary für den Reichspräsidenten­posten ist fein Hindernis für seine Wiederwahl. Die Deutschnationalen zerbrechen sich inzwischen den Kopf darüber, wie sie in Preußen die Berhältnisse weiter er­schweren fönnen. Sie haben einen Antrag eingebracht, der den Ministern, wenn sie nur die Geschäfte bis zur Neuwahl führen, die Vornahme selbständiger Handlungen untersagen foll. Materiell bedeutet dieser Antrag eine Verfassungs­änderung. Die preußische Verfassung ist ausdrücklich fo formuliert, daß ein Interregnum, wie es die Deutschnatio­nalen schaffen möchten, nicht möglich ist. Die Rechtsparteien brauchen nur am tommenden Dienstag durch Wahl eines Ministerpräsidenten aus ihren Reihen zu beweisen, daß sie die Mehrheit haben, und alle Schwierigkeiten sind behoben. Ernennung des Landrats Dr. Friedensburg zum stell­Die größte Wut scheinen die Deutschnationalen über die vertretenden Bolizeipräsidenten in Berlin   zu haben. Nach dem glänzenden Verlauf der Beisehung des Reichspräsidenten   ist diese Wut doppelt verständlich. Nühen wird den Deutsch­nationalen freilich ihre Demagogie gar nichts.

Beuthener Geheimjustiz.

Breslau  , 6. März.( Eigener Drahtbericht) Die Straflammer Beuthen   verurteilte nach einem langen, unter Ausschluß der Deffentlig feit geführten Prozeß eine Anzahl von Arbeitern, Don denen nur einige Kommunisten sind, die anderen aber frei. gemerfschaftlich und logar chriftlich- national organisiert waren, zu Gefängnisstrafen von zwei bis neun Monaten wegen verbotenen Baffenbesig und Bergehen gegen das Republitschuhgelez. Irgend­welche Einzelheiten über den Prozeß waren wegen des völligen Ausschlusses der Deffentlichkeit nicht mit Sicherheit zu erfahren.

Kränflichkeit in den Ruhestand zurüdgezogen hatte, war er rur schwer zum Erzählen von seinen vieljährigen Reisen in Afrika   zu bringen. Wenn man von ihm Abenteuer hören wollte, so führte er als sein merkwürdigstes Erlebnis die Geschichte feiner ersten Ausreise im Jahre 1874 an. Er war damals ron der eben gegründeten Deutschen   Afrikanischen   Gesellschaft dazu auserwählt morden, eine wissenschaftliche Mission ins tropische Afrifa zu führen und besonders das Dgowe- Strominstem und bie französische Kolonie Gabun   zu erforschen. Ich war damals," erzählt er selbst, in Hamburg   und wollte von dort nach Liverpool   fahren, um den Dampfer Liberia  " nach Westafrika   zu benutzen. Da ich jedoch mit meiner Ausrüstung nicht fertig wurde, so verpaßte ich die Abfahrt des Dampfers und nahm daher dankbar das Anerbieten des alten Herrn Wörmann, des Gründers des großen Hamburger Kaufhauses, an, auf der fleinen Segelbarte Karl" die Fahrt zu machen. Es mar ein Segelschiff von etwa 500 Tonnen mit nur einem Dugend Menschen an Bord. Nach einer 59tägigen Fahrt erreichte ich, ohne an Band gegangen zu sein, mein Ziel, und die erste Nachricht, die ich von den Wörmannschen Agenten in Gabun   erhielt, mar die, daß hatte seine erste Station, die Insel Madeira  , nicht erreicht, so baß die Liberia  " mit Mann und Maus untergegangen sei. Der Dampfer bas Unglüd wahrscheinlich in der Ban von Biscaya gefchehen ist. Genaueres über die Katastrophe hat man bis auf den heutigen Tag nicht erfahren....

Strafantrag gegen die Gebr. Roffer. Beim Landgericht III Strafanzeige wegen Bucher   erhoben. Die Verhandlung wird in in Berlin   wurde gegen die Generaldirektion der Gebr. Rotter der nächsten Zeit stattfinden.

Dazu erfährt eine Theaterforrespondenz, daß es sich um das Theater des Westens  " in Charlottenburg   handelt, das von den Gebr. Rotter als Unterpächter zu einer hohen Summe weiter. verpachtet wurde. Die Forderung soll in teinem Verhältnis zu den Leistungen stehen, so daß von der Staatsanwaltschaft Straf­entrag gestellt wurde.

oper" in diesem Theater in Konkurs gegangen. Auch die Opereite Bekanntlich ist erst vor nicht langer Zeit die Große Volks. Der Graf von Cagliostro" welche unter Direktor Steinert spielte, die Brüder Rotter megen Weiterverpachtung des Theaters des ift in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Gegenwärtig verhandeln Westens".

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Erftaufführungen der Woche. Mont: Lessing  - Th.  : Das Märchen. Dienst.: Deutsches.Th.: Die ameliendame." Bollsbüone: Segelam Horizont Miffw: Staatsoper: Aida". Theater in der Kommandantenstr.: Ushi".- Freit.: Komödie: Der Krampus Urania- Borfrage. Sonut. 5 u. 7: Columbus Film". Täglich: Megito Film. Donnerst: Die Entwidlung des Bade wesens.

Jm Denischen Opernhaus wird Sonntag zu ermäßigten Breiser Die Fledermaus  " gegeben.

Für den Ball der Bühnengenossenschaft, der nunmehr am Mittwod stattfindet, ist der Vorverlauf wieder täglich von 10 bis 2 Uhr im 800, Gingang Adlerportal und im Genossenschaftsgebäude, Keithstr. 11 eröffnet. verschoben. Die Festvorstellung von Liebelei in der Stomödie ist auf den 22. Maz

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