Märchenerzähler nicht behaupten wollen. Unter solchen Um- standen ist jede Stimme, die dem einzigen a u s s i ch t s- reichen Zlrbeiterkandidoten durch kommunistische Quer- treibereien entzogen wird, offenkundiger Wahnwitz, offene Unterstützung der Reaktion. Wenn im ersten Wahlgang kein Kandidat die Mehrheit aller abgegebenen Stimmen erhält, findet ein zweiter Wahl- gang statt, in dem dann derjenige Kandidat siegt, der mit seiner Stimmcnzahl an die Spitze kommt. Hier zu phrophe- zeiert, wäre voreilig. Die Taktik, die bei einem eventuellen zweiten Dahlgang einzuschlagen ist, kann nicht eher festgelegt werden, als bis das Ergebnis des ersten Wahlgangs feststeht. Dewitz würde es bei einem zweiten Wahlgang vor allem darauf ankommen, den Rechtskandidaten aus dem Felde zu schagen. Auf welche Weise aber dieses Ziel erreicht werden kann, kann erst entschieden werden, wenn die Wahlergebnisse vorliegen. Je näher der Kandidat der Sozialdemokratie im ersten Wahlgang an den chauptgegner herankommt oder je weiter er ihn überholt, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, daß er auch in einem zweiten Wahlgang das Feld behauptet. Die Wahl ist, wie schon gesagt, ein noch nie gemachtes Experiment. Darum ist es unmöglich, heute schon zu sagen, wie wir in einem etwaigen zweiten Wahlgang operieren müssen, um der Reaktion die verdiente Niederlage beizu- bringen. Jetzt gilt es, alle Kräfte anzuspannen, damit die große Partei der Republik und des arbeitmden Volkes, die Snziakdemokratie, den 29. März zu den Ehrentagen ihrer Geschichte zählen kann! Der Politiker Gtto Sraun« t?in Urteil aus bürgerlichen Kreisen. In der demokratischen �Frankfurter Zeitung " ünden wir eine Würdigung des Genohen Otto Braun , die, wie die Redaktion des Blattes bemerkt,„»cm einer Persönlichkeit stammt, die lange Zeit Gelegenheit hatte, seine Tätigkeit in der Nähe zu beobachten". In diesem nach dem Rücktritt Brauns non der prenhischci, Ministcr- präfidentschaft geschriebenen Artikel heißt es u. a.: „Ueberraschend schnell hat er sich den Anforderungen angepaßt, die ein mit ständig wachsenden Schwierigkeiten verbundenes Ann an ihn stellte. War er im Kabinett chirsch, in dem er als Land- wirrschaitsmtnistcr arbeitete, osi noch der temperamentvolle Streiter, der Zwischenfälle veranlaßte und— oft auch in sich selbst isolierender Auflehnung gegen Fraktionsgenoslen im Kabinett— unbeherrscht seiner Verstimmung die Zügel schießen ließ, so hat er 1921 bis 1921 als Leiter des Kabinetts der Großen Koalition ein staasmänncsches Geschick und eine Fähigkeit bewiesen, den Ausgleich unter den oft genug weit auseinander strebenden Forderungen der Koatitlons- poiteien zu bewirken, wie sie besser kein gewiegter Diplomat auch der ausgezeichnetsten alten Schute hätte beweisen können. Man kann es ruhig sagen, daß es unter den Politikern von Rang, die heute an sichtbarer Stelle stehen, nur äußerst wenige geben wird. die gleich ihm diese dreiviertel Jahre der Koalitionspolitik dreier republikanischer Parteien— die untereinander wieder in kultur. politischen, wirtschaftlichen und rein politischen Fragen schon so meles trennte— mit der stets schwankenden bedenkenvoll nach rechts blickenden, höchstens vernunftrepublikanischen Deutschen Volks- parte« ermöglicht und durchgehalten hätte. Und wenn gerade von jährender oolksparteilichcr Seite noch in den Hauptausschußver- Handlungen des Herbstes 1924 ausdrücklich erklärt wurde, daß. wenn in den Novemberstürmen 1933 das Reichsgebände nicht in einer g-hpalkigen Explosion in die Luft geflogen fei, das vor allem der Ttstigkeit und Zielbewußtheit der preußischen Politik zu verdonken gewesen sei, so liegt darin für Braun, der keine hohe Schul« der Diplomatie absolviert, keine theoretischen staatsrechtlichen Studien hott« treiben können, die nachdrücklichste Würdigung des Werke» der letzten und ereignisreichsten Jahre seines Lebens, die Anerkennung aber auch seiner nicht gewöhnlichen Klugheit und zähen E nergi«. Man hat Otto Braun oft mehr als energisch, hat ihn brutal genannt. Und in der Tat. dieser Mann, d e in der Krieg seinen einzigen Sohn geraubt hat und der
Der nackte Verwisch. Eine Skizze von W. Papasian. «Aus dem Armenischen übersetzt von Liparit Rasariantz und Heinrich Roercn.) Sowohl die Hunde als auch die Bettler haben in Teheran ihre «igeiren S�odtvieriel, deren Grenzen sie ein« bestimmte Zeit lang nicht übeeschretten dürfen. Nach einigen Monaten scheinen sie dann ihr Gebiet zu«wechseln: denn den Bettler, der tn einem Stadtteile seit Monaten die Pasfanken langweilte, sah ich auf einmal nichr mehr in diesem Gebiet, urtf) nach ein paar Tagen traf ich ihn in«irrem ganz anderen. Aber der nackt« Derivisch, den ich immer in der Straße Lalazar bei der Endstation der Pferdebahn tauern sah. blieb hier längere Zeit. Er sitzt da an«irrer Mauer neben der österreichischen Gesandt- «chaft, wenn die Strotze trocken ist. Aber wenn das Wetter schmutzig ist. steigt er aus das Mouergesims des Lalazargarlens. duckt sich auf feinem zwei fußbreiten Platz und bleibt so zusammengeschrumpft hocken. Er ist nur in einen Mantel gehüllt. Andere Kleider hat er nicht. Dieser Mangel bestellt, ohne zu ubertreiben, aus hundert verschieden- artigen und verschiedenfarbigen Flicklappen, die von dicken Fäden zusammengehalten«verde,,. Da» ist der Derwischmantel. den die Derwische selbst anfertigen und �esarnmch" nennen, d. h..aus taufend Stücken". Manchmal, wenn er, nm sich hinzuhocken, den Mantel austchlägt, sieht man sein« ganz nackten Glieder, schwarz und blau von Schmutz und Kälte. Aus seinem Kopf»ragt er einen schalenförmigen, schon ganz schwarz gewordenen Filzhut, unter dem hervor aus seine schmal« Stirn und sein« Cchlösen zusammengeklebte,«aumelierte Haare Höngen . Sem Gesicht ist klein und kurz, die Augen sind tief und träume- risch, als ob er wohl sähe und doch nichts sähe. vi« Hände und di« Füße sind abgemagert und soft nur noch Knochen wie bei einer Mumie. Und der Bollbart und Schnurrbort sind zu- samm engewachsen, so daß di« Lippen darin verschwinden. Er sitzt immer zusammengekauert da und rührt sich nicht von seinem Platz, Und weil es kalt ist, hält er in den Händen auf seinen Knien ein« kleine Tonschal«, mit einigen glühende« Kohlen, die er von seinem Nachbarn, dem Bäcker, bekommen hat. vl« ich eines Tages vorüberging, blieb ich ein« Weil« stehen, um zu beobachten, was dieser entstellt« Derwisch tat, Er betete nicht. Er sang mich nicht. Biel « Leute gingen vorbei. Ah««r da nicht um Almosen. Mit verächtlichem und erloschenem "Vk* sah et alle an. Die Passanten warfen ihm manchnra! klein« Kupfermünzen hin Die Münzen sielen neben ihm nieder oder in leinen Schoß. Er rührte sich nicht und ließ die Münzen lieaen. Ale ich an ihn herantrat, fühlte er meinen Blick und hob langsam den Kops. Ein kaum merkliches, fast ironische, Lächeln glitt aus dm Augenwinkeln über sein Gesicht, „Bist du ein Derwisch?" fragte ich. Er schüttelte nernernend den Kops und schlug seinen Mantel zurück. Dann bemüht« er sich, die Federschale he quem zwischen seine Füße zu stell». Und alz es ihm
I seitdem wohl noch etwas verschlossener und äußerlich kAtet geworden war, als es ohnehin seiner ruhigen und zurückhaltenden vstpreußrschen Art entsprach konnte oft, wemi er etwas durchsetzen wollte, ein« Zielbewußtheit und Hartnäckigkeit an den Tag legen, die des brutalen Anstrichs nicht entbehrte. Aber es war doch stets eine brutale Energie, die dadurch erträglicher wurde und versöhnlich wirkte, daß sie stets nur einer Sache, einer Idee diente und außerdem niemals den bei Otto Braun alles beherrschenden Intelleki auszuschalten vermocht«. Otto Bronn diente seinen Tdeen mit einer Energie, von der man nur sagen kann. daß. hätten alle reoublikanischeu Politiker und Minister etwa» davon gehabt, wir heute um die Republik nicht in Sorge zu sein brauchte«. Er kämpfte für den republikanischen Gedanken und für soziale Gerechtigkeit. Au« den Jahrzehnten seine« Kampfes in der ogrorpolitischen Le- wegung. als Dorkompfer insbesondere der Forderung der Land- arbeiterbefreiung. brachte dieser Ostpreuß«, der stimmung»- gemäß seelisch sehr fest im Boden seiner Heimat wurzelt— trotz der vielen Jahre, die er im politischen Kampfe auch im Rheinland verbrachte, ein starkes Kampfgelüst gegen da» durch und durch unsoziale o st elbische Großagrariertum«nit. Sein heftiger Streit gegen den Reichslandbund, der nn Landwirts chasts- minister Braun mrt sicherem Instinkt den gefährlichen Feind und Sachkenner erkannt«, sein scharfes unerschrockenes Auftreten gegen den Ansturm der Reaktion auf allen Gebieten zeigten, daß dieser Mann nicht, wie so manch« andere, in der Zeit seiner Ministerproxis das vergessen oder gar verleugnet hatte,«vos ihm vordem Leitstern seines Lebens war. Der große Erfolg der Land- mbelterbefreiung ist denn auch da, Werk diese. Manne» gewesen. Schon in Weimar hat er den Deutschiwtionalen zugerufen, daß er, der nich« wie die königlichen preußischen Landwirtschaftsnnnister noch der Pfeife der Großagrarier tanzen wolle(und den sie deshalv den„Minister g e g e n die Landwirtschaft" nannten), stolzdarauf sei, von ihnen gehaßt, aber dafür der Vertrauens- mann der Millionen bis dahin geknechteter Land- arbeitet zu sein. Otto Braun , der zu feinem ersten Amt« al» La�wi rischaft«- «ninister neben den Kenntnissen, die er sich in jahrzehntelanger Täiigleit als Agrarreferent seiner Partei erworben hatte, mchl zuletzt auch seine stark« und tief« verständnisvoll« Lieb« zum deut- ichen Walde und zur Natur überhaupt geeignet mochte— Otto Braun war auch später als Ministerpräsident nicht nur der klug« Politiker und zähe Verteidiger und Ausbauer der republikanischen Position, der vst genug auch in kritischen Momenten die Reichs- Politik entscheidend im republikanischen und demokratischen Sinne beeinslußt hat. Er wußte auch den Staat zu repräsen- t, e r e n. Ein trotzdem nie in Selbstüberhebung ausartendes Selbstbewußtsein,«ine körperlich imponierende Erscheinung, die Kunst, Distance zu halten, und seine persönliche Untadelig- k e I t, an die auch in dieser verlcumdungsreichen Zelt kein Schmutz- spritzerchen herankam— all das stempelt« ihn zum wirk- lichen Regierungschef, der nicht gezwungen oder linkisch, sondern mit zielbewußter Selbstverständlichkeit auftrat und Respekt erzwang. Otto Braun ist min zunächst in den Hintergrund getreten. Sein kongenialer und treuer Arbeitskollege Severing hat dos für den schwer Ueberarbeiteten hart« Opfer gebracht, zu bleiben. Darüber aber dürste in den republikanischen Parteien kaum ein Zweifel be- stehen, daß die deutsch « Republik sich den Luxus nicht lange gestatten kann, einen Mann wie Braun in die relative Enge der Fraktion»- Politik, in die vorwiegend kritische oder oppositionell« Arbeit zn verweisen. Braun, der durchaus konstruktive politisch« Kopf, der kluge, bedachte und charaktervoll« Mann, ebenso wie Severing einer der besten Repräsentanten der geistrgen Kräfte der deutsche» Arbeiterschaft und«in Beweis für die in ihr schlummernden Möglichkeiten, muß bald wieder synthetische Arbeft an nerantwortlicher Staotsstell« leisten können." Otto örauns Lebenslauf. Otto Braun , der nunmehr zum Präsidentschaftskandidaten Erkorene, ist am 28. Januar 1872 in Königeberg(Ostpreußen ) ge- boren, hat also vor wenigen Wochen sein 53. Lebensjahr vollendet. Nach dem Besuch der Volksschule lernt« er zunächst als
endlich gelungen war, bedeckte er die Schal« mit dem Saum seine» Mantels und richtete die holbgeschlossenen Lugen wieder auf mich. „Du rauchst wohl Opium? fragte ich. Diesmal nickt« er und sah mich forschend an. Nach«inigen Minuten, in denen er mich schweigend betrachtet«, fragte er plötzlich mit dumpfer und hohler Stuiun«: „In eurem Lande raucht man auch Opium?" „Nein!— E, ist doch Gift. Bei un» oergiftet man sich nicht gern." Er lächelt« und sagt«: „Also m eurem Lande haben die Menschen kern« Schmerzen?" „Wieso nicht? Aber muß man denn Opium rauchen, wenn man Schmerzen hat?" „Hast du schon einmal Opium geraucht?" ,O nein!" „Dann kannst du es auch nicht verstehen. Aber hast du vielleichi mal gehört, daß der Raucher entrückt wird in ein« beglückend« Traumwest, wo alle fein« Leiden oergehen, wo er vom Elend und Schmerz befreit ist?— Weißt du das nicht?"—- „Ihr tröste» euch also domft?" „Wir trösten uns nicht, wir wollen nur vergessen— vergessen! — Gibt es nicht genug, das man vergessen muß?" In diesem Augenblick entstand in der Sirahe Lärm. Zuerst -erschienen sechs Gendarmen, die in vollem Galopp aus uns los- fprenglen. Dahinter her schoß eine vierspännig« Egmpag«, in der aufgeb'asen und breftspurig«in persischer Adliger in einem prächtigen Mantel aus kostbarer Kirmcmwoll« saß. Eine Gruppe von Bettlern in zerrissene« Lumpen, halbnackte schmutzige Frauen und Kinder liefen, frierend und mtt den Zähnen klappernd, dem Wagen noch und streckten die Hände flehentlich zu dem Adligen empor: „Lieber Herr, ein kleines Almosen!— „Herr! Fürst! Eine Kupfermünze!"— Das Volk räumte ihm den Weg. Der Wagen schoß weiter. Dutzend« von zerlumpten Bettlern patschten durch den Schmutz und das Wasser, und der Adlige blickte hochmütig und hannlos auf dies alles herab. Der nackte Derwisch sah erst mich an. dann den Adligen und sagte:___ „Muß man so etwa» nicht vergessen?— Kann man denn ohne Opium—" Eine Weil- schwieg er. Dann blitzten auf einmal sein« Augen. „Das ist unser Statthalter. Er hch seinen Bezirk für Hundert- tausend gekaust, um zweihunderttausend zu»etbfeiWt. Da, sieh, wie er das macht. M r scheint eo manchmal, als ob dies alles nur ein Traum wäre, lind nur wenn ich Opium rauche, ist es mir, als ab ich dann erst in das wirkliche Leben eintrete, dann erst vom Schlaf erwach«.— O rauche Opium. Herr! Und du wirst sehen, wie du die« alles vergißt, dies, Leiden und dies« Ungereck: gkeft.— Wir liegen aus den Straßen an den Mauern im Bett von Schmutz, und di«, tn« durch uns reich und mächtig werden, fahren in Kirman wolle spazieren."— Dann mars er«inen langsamen Blick den allmählich zurück- bleibenden Bertlern und dem verschwindenden Wagen nach und sprach sich in seinen Mantel hüllend:
Stemdrucker, später als Buchdrucker. In diesem Fach« war er tötig, bis er in die Redaktion des Königsberger Parteiorgans eintrat. Als Journalist hat er selbstverständlich auch die wiiheminische Justiz in all ihren Tücken kennen gelernt. Später war er eine Zeit long als Geschäftsführer der �löutgs- beiger Bolkszeitung" tätig und wurde dann zum Kassensührer der Ortskrankenkasje in seiner Vaterstadt gewählt. Neben seiner umfangreichen Tätigkeit in der Partei— er war seit Mitte der neunziger Jahre Vorsitzender des Bezirksvorstandes Ostpreußen und 19 Jahre lang Siadtverardneter in Königsberg — war er vor allem auf sozialpolitischem Gebiete tätig. Bei den Krankenkassen- togungen war er lange Zeil ständiger Teilnehmer und sein Wort fand dort unter all den Fachleuten stets groß« Beachtung. Besonders emgehend widmete er sich der Landogitation und der Arbeit unter den Landproletariern, den Instleuten und Gutsarbeitern, die gerade in seiner ostpreußischen Heimat bi» nach Memel hinauf zumesst unter unwürdigsten Verhälmiisea lebt«. Aus dieser Tötig- krtt für di« ländlichen.Proletarier erwuchs seine besondere Sach- kcnntnis in landwirtschaftlichen Fragen, die er auch als Schnst- steller über agrarische Problem« an den Tag legte und die chm be- sonders in ssiner späteren Tätigkeft als preußischer Landwirtschafts- minister zu statten kam. Im Jahre 1913 wurde Otto Braun noch auf Grund des Drei- klassenwahlrechts von dem damaligen Wahlkreis Teltow-Beestow- Eharlottenburg in das Preußische Abgeordnetenhaus gewählt, wo er besonder» die Interessen der Landarbeiter und Kleinbauern gegen die damals erdrückende Mehrheit der Großagrarier vertrat. Seit Oktober 1919 war Braun als Kassierer Mftglied de» Parteivor- stände«, bi» er infolg« der Revolution in di« preußisch« Regierung— ol» Londwirtschostsminister— berufen wurde. Nach dem Kapp.Putsch wurde er Ministerpräsident. Und noch der Episode Stegerwald> Dominicus wurde er im Herbst 1921 Führer der Regierung der großen Koalftion. Mft welcher Umsicht und mft welchem Geschick er in dieser für die inner- deutsch « Entwicklung so bedeutungsvollen Zeit gearbeftet hat, das hat der volksparteilich« Minister von Richter m beredten Worten gerade in dem Augenblick geschildert, als die Partei Strefe- niann-Campe auch in Preußen die Krise mft Gewalt heraus- beschwor, die noch jetzt nicht gelöst ist. Ein Volksparteiler über öraua. In der Sitzung des preußischen Staatsministeriums vom ß. Ja- mtar b. I.. in der die beiden volksparteilichen Minister ihren Rück- tritt erklärten, gedachte der volksparteiliche Finanzminister v. Richter in warmen Worten der mehr als dreijährigen Zusam- m e n a r b e i t der vier Parteien in der großen Koalition. Er stellte fest, daß der jetzt angezeigte Austritt aus dem Kabinett kein« Desavouierung der Politik dieser großen Koalition bedeute. Diese Politik könne auf viele Erfolge.zurückblicken, und es sei ihm ein aufrichtiges Bedürfnis festzustellen, daß das Kabinett trotz der grundsätzlichen Verschiedenheit in der Auffassung seiner Mftglieder zum Wohle de« Baterlandes zusammen- gearbeitet habe und daß alle sein« Mftglieder gleichmäßig bemüht gewesen seien, nicht Parteiminister, sondern Mi- n i st e r der großen Koalition zu sein. Auch der Minister. prüssdenk insbesondere sei stet» bestrebt gewesen, ehrlich und loyal die Interessen dieser Polftik Rechnung zu trogen. Dr. o. Richter sprach dem Mluislerpräsideuleu und allen Staat smiassteru seinen nnd seine» Sollegen Dr. Loelltz Dank au» für die gemeinsame Arbeil. die nicht nur eine angenehme nnd schöne Erinnerung für da» Leben. sondern anch für Preußen Denlschland nicht verloren, vielmehr von Erfolg und Bedeutung gewesen sei. die Propheten. GS geht immer daneben: Am 29. Oktober 1924 stand m einer Berliner Buchdruckerver- lammlung«in Kommunist und betete den Text der Piloten Fahne" herunter. Der Reichstag werde nicht ausgelöst werden. Eberl denk« gar nicht daran, alles Auflösungsgered« sei nur ein schamloses Schwindelmanöver der verruchten SPD . In diesem Augenblick flogen
„Das Leben, dos Glück gibt c» nur im Schlafe, und dies alles ist an Traum, ein schrecklicher Alpdruck.— Geh weiter, Herr! Störe mich nicht im Schlaf«!" Und in sich gekelzrt. den Kopf senkend, wurde er unbeweglich. Und als ich auf dem Rückweg« wieder cm ihm vorbeikam, hockt« der Derwisch noch immer auf derselben Stelle, das Kinn auf der Brust, in tief« Selbstvergessenheit versunken.
visputation. In der Aula des Friedrich. Wilhelm-Gymnasiums wurde auf Ber- anlassuna des Monistenbandes ein Kampf zwsschen kirchlicher und wiffenschastlicher Weltamchaunaq ausgetragen. Auf der«inen Seit« stand ein Glaübenssonaliker, der rasch betonnt a«wordene Kaplan Bahsel. em« jener leidenschaftlich bewegten Gestalten mft den schars gemeißelten Zügen eines jüg endlichen Asteten, wie wir sie au» Gemälden des 15. Jahrhundert» kennen, aus der anderen Max Deri al» ruhig abwägender moderner Wissenschaftler, dem jede Be» einflussung der Masse fern liegt. Mit abgerundeten plastischen Gesten. mft einem volltönenden Organ, das berufen ist, die Frauenherzen zu gewinnen, sprach, nein predigte der aus dem Protestantismus her- vorgegangene Apostat über den Glauben. Seine Definition desselben als ein« das Meinen und Wissen überragende Ems« der Erkenntnis zeigt« ihre Herkunft au» der mittelalterlichen Scholastik. Ein gefährlicher Gegner erstand ihm in der Person des Monssten und Sozialisten Max Deri. Wir wissen nichts über Ursprung und Ziel de» Lebens, envrderle er in überaus gewandter Red« dem Kaplan. Unser auf di« Erde gerichtete» Dasein sst unendlich tragischer als das eines gläubigen Katholiken, dem ein« Belohnung im Iensefts winkt. andererseits sst es unendlich reicher. Das Bewuhssein. daß ein Wesen dos andere auffrißt, um existieren zu können, wäre niederschmetternd. wenn es nicht in unsere Hand gegeben wäre, dem Leben einen Sinn zu verleihen. In dem sozialen Wirken für die Gesamtheft liegt unsere Belohitung. nicht in einem erträumten Jenseits, über das wir nichts aussagen können. Das Kind unterscheidet nicht zwischen Märchen und Wtrkltchkeft, Rotkäppchen ist ihm etwas so Reales, wie uns erwa Graf Area(der Vorsitzende des Deutschen Monsstcnbundes). So glaubt der Gläubige, weil ihm ein« Phantasievorstellung Dirküchkeit bedeutet, während der wissenschostlich« Mensch nur über Allgemeingültiges aussagt. Nach Rede und Gegenrede blieb dem Kaplan Lcchiel nichts übrig. als den Katholizismus als«ins Angelegenheit des Gefühls zu ver- teidigen, und er erntet» mfolg« seiner wqnnen Ueberzeugung den oerdienten Bessall seiner Anhänger und Anhängerinnen. lieber den raiiben Erfolg diese» Kaplans mar« noch folgendes zu sacjen: Unsere so schwer geprüfte Zeit sehnt sich nach einer getüb'� mahigen Entspannung Hier tritt ein Jünger einer olteing« führten Reltgicm auf und spricht mft nicht gewnhnlich<>� Redekunst und Form« schönheft. Seine wissenschaftliche Bedeutung darf nicht überschätzt werden. Sein Mmi-bentum ist lympackn'ib Sein« soziale Einstel» lung sst in seinen Reden leider nicht erkennbar. Paul Dutmann Mtistt. Erwin Tauß bringt trnt dem Berliner Ginkonie- Qrchefter em Dlomag abend S Uhr un Bluchver-Tael Brucknet» Vierte. Haydn -Bmiatwnm von Brahmt und au Herde» zum ersten Mate voneMet«„Pacific" 20, stnstnitjch» Dicht«« w ck«» Satz, zu Cfttzk.