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Mittwoch 11. März 1925

Unterhaltung unö

issen

öellage öes vorwärts

Mexikanische delikatejsen. Bon Professor Alfons G o l d s ch m i d t. Der Berliner Volkswirtschoftler. der jetzt an der Universität Mexiko- Citn wirkt, stellt diese Schilderungen ans seinem ans» schlusireichcn Buch zur Verfügung, das unter dem TitelMeriko" im Berlag von Ernst Rowohlt (Berlin ) erscheinen wird. Neben dem Mais ist die Volksnahrung in Mexiko die Bohne. so Lolksnahrung, dost der Mexikanerganar los Frijolcs' sagt, monut er das Leben verdienen meint. Fast jede Mahlzeit endet mit einem �Teller Frijolcs, einer braunen oder weihen Bohnensümigtcit. Ohne Frijolcs kein Leben in Mexiko . Wohl essen sie große Mengen Garbanzos(Erbsen), aber es ist kein Mengenvergleich mit den Frijoles. Die Bohnen werden gegessen unzerstört, mit einer Soße darüber, oder gebreit. Es gibt auch Kuchen aus Frijoles, es gibt ollerlei Frijolcss'.nessen. Diese Bohnenspeise ist eine Volksspeise von Jndiogeschlecht zu Jndiogeschlecht. Es ist ein Traditionsessen, das der Mexikaner nicht missen will. Lädt er dich zu einem Bankett, so geschieht es mit den Worten:Nehmen Sie die Frijoles init mir." Frijoles das ist Plumpudding, Kartoffel, Puchero, der Kaffee des Arabers, der Tee des Russen. Frijoles ist Gastlichkeit, ist Fa- niilic"nd Junggeselle. Ost ersetzen die Frijoles den Pudding, sie sind die Friedensspeije an Stelle der Friedenspfeife im Norden; die Hausfrau erschrick!, wenn die Frijoles fehlen. �Cine Frijoces- Preissteigerung um zwei Centavos erregt die Menschen hier wie die Bayern eine Bierprcissteigcrung um zwei Pfennige. Willst du in einem mexikanischen Hotel vom Tisch aufstehen, ohne die Frijoles gegessen zu habe», so ist der Kellner fast beleidigt. Die Hausfrau sagt nicht:Ich gehe Frstoles holen", sondern:Ich hole die Fri- joles", wie der Vater in Bayern seinem Sohn sagt:Geh. das Bier holen", und nicht:Geh Bier holen." Frijoles sind also eine iumnietene, breiige, nachfüllende, jedes Freudenfest und jedes Trauermahl, den Alllag und den Sonntag gemütvoll und friedvoll niachende Selbstverständlichkeit. Leben oder Sterben, die Frijoles bleiben, sie sind die Chbrücke über Gegensätze, die Wut verraucht über rauchenden Frijoles, und die Liebe ist erst wirklich, wenn sie Frijoles anbietet. Mir ein Magenstich, ein Magenbrennen, ein Flammen im Magen, eine Magenrevolution ist der mexikanische Pfeffer, Chile genannt. Mexiko ohne Chile ist undenkbar wie Argentinien ohne Puchero. und Rußland ohne Kascha. Ich erlebte rote Chileschoten- berge, die mich zittern machten, obwohl dieser Pfeffer noch sanft ist im Vergleich zu jenem teuflischen Kleinchile, der wie Essiggürkchen aussieht, aber keineswegs so schmeckt, der überhaupt nicht schmeckt, sondern angreift wie eine ätzende Lanzenspitze. Ich horte von Mexikanern, die diese Magengefahr hausenweise essen, die die Chile - sucht haben wie andere die Marihuanasucht, das heißt die Sucht nach dem Op'um Mexikos . So schlimm wie dem Marihuanabesessene» wird allerdings dem Chilebesessenen nicht. Der Marihuanabesessene erhebt sich plötzlich, zieht den Revolver und knallt nieder, was er- reichbar ist, oder ei führt Veitstänze auf, oder er läßt ein Auto gegen einen Eisenpfahl rennen, während der Chilebesessene nur magenkrank wird und deshalb vielleicht ein Menschenverächter odrr dauernd Beleidigter. Organe des Chilebesessenen entsormen sich, aber der Chile bleibt die Hauptzwiebel Mexikos , wenn ich so sagen darf. Grünglänzend, rotglänzend, in Zwischenfarben glänzend, groß, injttel, klein, geradschotig, gebogenichotig, bietet sich dieser Pfeffer süß, viertel, halb, ganz. bitter, samten, spitzig, den Magen nur kitzelnd, den Magen zerseuernd. Ich frage eine chilebegeisterte Köchin. sie. nennt mir, homerisch beschreibend, fünf Dutzend heroisch« Chile - namen. Es gibt hier Menschen, die den beißendsten Chile roh, wie er gewaschen worden ist, dutzendweise essen, es gibt Chileleckereien, Enchiladas, das heißt, gefüllte Chiles , es gibt Chilesuppen, Chile - gcmüse, Chile an allen Speisen; du riechst den Chile aus allen Mündern, er pfeffert sich durch die Augen, er tränt, er begeistert, er schlägt den Magenkranken nieder. Wie die europäischen Soldaten nicht ohne Tabak kriegen, so die mexikanischen nicht ohne Chile . Chile ist das Volksstimulans, Chile ist sozusagen der allgemeine «chnupstabak des mexikanischen Magens, die Zuckerstangc der Er- wachsen«», der Essig Mexikos , der eingeborene Salat an allem und in allem. Was Chile eßbar ist, das ist Pulque trinkbar. Pulque ist ein Rauschsast, ein milchiges Bier, das die Magueypflanze sammelt.

Oeutfther /lüel

Einstmals ritt man kühn mit Spieß and Schwerte An» zu ritterlichem Slraßenranbe. Ost geschah'», daß sich der andre wehrte. Und man kriegte selbst was auf die Haube.

heule plündert man das Volk bequemer; Außer Wechsel- braucht mau nicht zu reiten; Aufzulauern braucht mau nicht dem Krämer: eh ring wird die Zeche schon bestreiten?

o. K.

Pulque ist ein heroisches Getränk, besungen und gebildert von den Mexikanern. Ein Bild stellt dar, wie der erste Pulquetrank dem Herrscher feierlich erklärt und gereicht wird. Dieses Bild ist so häufig in Mexiko wie Fürstenbildcr in Europa . Die Alten nannten die MagueypflanzeMetl", die SpanierPita" oder amerikanische Agave, einige Botaniker rangieren sie unter die Aloen. Sie ist eine gefährliche Pflanze, zveil sie den Alkohol der Armen saminelt, der dann in Schläuchen und Fässern, von Eseln und Maultieren in die Haziendafabriken gebracht wird, die das Gift durch Bassins und Apparate leiten, bis es ein Lockgift geworden, fertig für das Blut der Seufzenden, die nun für einige Centavos vergessen können. Es gibt in Mexiko eine Antipulquebewegung, aber bis jetzt ist sie nur Anfangsbewegung, dieses Dünn-Dickbier der Armen blieb bis heute das Volksgift. Dargeboten wird dieses Gift mit Frucht- licblichkeiten des Landes oersetzt, übertüncht sozusagen die Gefahr mit roter, grüner, gelber Naturfarbe, mit dem Geschmack der Pistazie, der Erdbeere, der Ananas, so daß der Gifttrank duftet und dadurch nur gefährlicher wird. Hunderttausende von Pulque- rien findest du in Mexiko mit Kermesschildnamen, mit mexikanischen Iahrmarktsreklamen, rufend etwa so:Die Starke",Wir wollen ichen, ob du noch einen vertragen kannst",Die schöne Jndia", Die Ruhe",Der Jndiohimmel", wie denn hier der kleinste Laden' eine Schildlockung hat. Ich weiß nicht, wieviel Hunderttausende Liter, wieviel Millionen Liter dieses umschmeißenden Softes Mexiko trinkt. Aber die Wir- kung sah ich überall, wohin ich kam, und die Guten hier in Mexiko . die Mitleidenden, haben diesem Gifttrank Ende angesagt. Ich hoffe, daß sie siegen werden, und daß die Pflanze dann nur eine Nutz pflanze sei» wird. Denn sie ist nicht nur eine Giftbereiterin, sie hat alles, was die Stot braucht und noch mehr. Sie umfriedet den Hof, ihr Stamm deckt die Hütten, sie gibt Balken her, Ziegesblätter. Papier . Leinen, Pflanzenleder zu Schuhen, Fasern zu Stricken, Cssig und Zucker, Honig, hundert Kräfte und Nutzbarkeiten. Sie hat eßbare Teile, sie ist eine Medizinpflanzc, eine Pflanze für den Handwerker, für die Hausfrau, für den Arzt, sie ist eine wirkliche Hauspflanze, in der Küche, auf dem Dach, um den Leib, und schließ- sich bresiet sie sich wundervoll gemustert, gefärbt, zur Dauerhaftigkeit zerfasert, als schönster Teppich auf dem Boden. Ich sah in Teoti- huacan Indiomüdchen, Indioknaben Magueyteppichc flechten, brennender als die herrlichsten Türkenteppichc.

Die Antwort. Ein Redakteur bekommt eines Tages ein Gedicht zugesandt mit dem TitelWeshalb lebe ich?" Er liest es und sendet es mit folgender Antwort zurück:Weil Sie so vorsichtig waren, mir Ihre Verse mit der Post zu schicken."

Wo wohnt man am höchsten?Natürlich im Beobachtungshaus auf der Zugspitze, " denkt der geneigte Leser. Und beinahe hätte-cr recht; denn dieses Observatorium ist, in ZOitO Meter Seehöhe, immer­hin die höchste Wohnung des Deutschen Reichs. Freilich darf man dabei nicht vergessen, daß die Beamten der Jungfraubahn zeitweise wenigstens immerhin noch einige hundert Meter höher wohnen. Aber für die rechte Beantwortung der Frage ist auch nicht die Tatsache entscheideich, ob es ein paar Menschen möglich ist, unter Anwendung besonderer Hilfsmittel einige Jahre in außerordentlicher Höhe aus- harren zu können. Die höchsten Wohnungen sind dort zu suchen, wo es ganzen Familien und Lebensgemeinschaften möglich mar, sich und ihren Nachkommen ein menschenwürdiges Dasein zu sichern. Im alten Europa ist die Zahl der in überragender Höhe liegend?» Ortschaften nicht allzu groß. Immerhin liegt der bekannte Aus- flugsort Gurgl im hintersten Oetztal 1937 Meter über dein Meeres­spiegel, das Dorf Jus in Graubünden sogar in einer Höhe von. 2133 Metern. Wer aber ganze Städte hoch über Wolken und Win- den suchen will, der muß nach Südamerika reisen. Im silberreichen Bolivien ist La Paz , der Ausgangspunkt der neuen Kordilleren- Bahn, in 3890 Meter Höhe erbaut, und die Bewohner der allen Minenstadt Potosi wohne» in der lustigen Höhe von 3979 Metern. Aber auch die Bürger von Potosi sind noch lange nicht diehöchst- geborcnen" Vewohner Amerikas . Im Nachbarstaat Peru wohnt man im Städtchen Cerro de Pasro sogar 4379'Meter über dem Stillen Ozean und damit ist allerdings der Höhenrekord erreicht. Auch in Asien gibt es Ortschaften, in denen man hoch über allem Menschliche» wohnen kann. Man muß allerdings bis zu den Hoch- ebenen des Dalai Lama wandern. Er residiert in Tibets geheimnis­voller Hauptstadt Lhasfa in 3569 Meter Höhe. Aber einige seiner Mönche wohnen doch noch einige hundert Meter höher im Ort Chi- gcttti, der mit 3629 Meter Seehöhe bis jetzt die höchsten Wohnungen Asiens hat. Auch Afrikas dunkle Söhne wissen den Wert der Höhenluft zu schätzen. Besonders dkc kriegerischen Abessymer lieben die Hochebene; ihre Hauptstadt Addis Abeba liegt 2499 Meter über den. Indischen Ozean, nur 699 Meter niedriger als der Gipfel der Zugspitze . Andere Orte Abessyniens sind sogar der Sonne noch ein wenig näher gerückt. Das Erstaunliche solcher Feststellungen liegt nicht so sehr darin, daß es möglich war, menschliche Siedlungen in dieser Höhe zu erbauen; viel merkwürdiger ist die Tatsache, daß normale Menschen in so dünner Lust dauernd zu leben vermögen. Weiß man doch, daß beim Bau der schweizerischen Gornergrat-Bahn die Arbeiter alle acht Tage abgelöst werden mußten, da sie längere Zeit in der Höhe von 3999 Metern nicht auszuhalten vermochte». Man mutz also annehmen, daß Menschen, die in solchen Höhen zur Welt komnie» und dort dauernd leben und arbeiten, unter der Bergkrankheit nicht mehr zu leiden haben.

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?m kosakenöorf. von Maxim Gorki . (Schluß.)

VI.

Fünf Jahr« später spazierte ich eines Tages aus dem Hose des Gefängnisses in Tiflis auf und ab und suchte vergeblich zu erraten, weshalb man mich eigentlich eingesperrt hatte. Malerisch finster von außen, war das alle Kerkergebäude in- wendig um so lustiger: es erschien mir wie ein fideles Liebhaber- theater, dessen Insassenmit obrigkeitlicher Erlaubnis", gleich halb- wüchsigen jungen Leuten, sehr eifrig, doch dabei ziemlich ungeschickt die Rollen von Arrestanten, Aussehern und Gendarmen spielten. Heute zum Beispiel war der Aufseher mit dem Gendarmen in meine Zelle getreten, um mich zum Spazierengehen abzuholen. Könnte ich heute mal nicht spazierengehen?" fragte ich.Ich jühle mich nicht wohl, und ich möcht' auch nicht..." Der große, stattliche Gendarm hebt streng den Zeigefinger auf und sagt zu mir: Du hast hier nichts zu'möchten, verstanden?" Und der Aufseher, ein Mensch, so schwarz wie ein Schornstein- feger. läßt seine Augen, deren Weißes seltsam bläulich schimmert. wild rollen und bekräftigt in gebrochenem Russisch den Ausspruch des Gendarmen: Keiner darf hier möchten, sichste woll?" Nun und so geh ich eben spazieren. In dem mit Steinen gepflasterten Hofe ist es heiß wie in einem Backofen. Ein quadratförmiges Stück Himmel, flach, trüb und staubig, hängt über dem Hofe, hohe Mauern umgeben ihn von drei Seiten, und aus der vierten befindet sich das Tor mit seinem sonder- baren, düster dreinschauenden Ueberbau. Ueber die Dächer dringt das wilde Rauschen der Kura und der dumpfe Marktlärm des asiati- schen Stadtviertels herüber es ist mir, als säße ich im Innern einer Trommel, aus deren Fell eine ganze Anzahl von Schlegeln lospaukt. Aus den beiden Fensterreihen des Zwesten und dritten Stock- werks schauen durch die Gitter dunkle Gesichter, ich kann deutlich die krausen Köpfe der eingeborenen Kaukasier unterscheiden. Einer von ihnen bemüht sich krampfhaft, mich anzuspucken, ohne jedoch seine Absicht zu erreiche». Ein anderer ruft in einem fort: Heda, du! Was kriechst du so wie ein Huhn herum? Nimm doch den Kops hoch!" Ich schreit« im Schatten des Gefängnisgcbäudes dahin, immer wieder nach den Fenstern hinaufschauend. Plötzlich sehe ich in einem

der eisernen Quadrate ein halb traurig, halb erstaunt dreinschauendes blaues Augenpaar in einem von spärlichem dunklen Bartwuchs be- deckten Gesichte. Konew?" sage ich halblaut, wie für mich. Cr ist es ich habe mir diese Augen, die mich jetzt blinzelnd anschauen, wohl gemerkt. Ich sehe mich vorsichtig um mein Aufseher sitzt im Halb- schlummer auf der schattigen Treppe am Gesängniseingang, zwei andere Aufseher spielen Dame, und ein vierter sieht zu, wie zwei Gefangene Wasser pumpen. Ich gehe näher an das Gebäude heran. Konew bist du es?" Der Konew bin ich' wohl," murmelt er, den Kopf dicht an das Gitter pressendaber ich kenne dich nicht..." Weshalb bist du hier?" Wegen Falschmünzerei... Ich bin nur ganz zufällig dazu gekommen..." Der Aufseher ist erwacht, sein Schlüsselbund raffelt, und ich höre ihn in verschlafenem Tone rufen: Bleib' nicht stehen... geh weiter... An der Wand stehen ist verboten..." Weiter im Hofe ist's so heiß, Onkel..." Ueberall ist's heiß," sagt er und läßt seinen Kopf wieder sinken. Und du wer bist du?" fragt Konew von oben her leise. Erinnerst du dich noch der Tatjana aus.Rjäsan?" Wie soll ich mich nicht erinnern!" versetzte er leise, und es klang, als fühle er sich gekränkt durch meine Frage.Wir haben doch zusammen vor Gericht gestanden!" Auch sie... wegen Falschmünzer?!?" Natürlich... Auch, sie ist nur zufällig dazu gekommen, ganz wie ich..." Ich schritt langiam im schwülen Schatten der Mauer hin. Aus den Kellerfenstern stieg ein Dust von moderigem Leder und über- säuertem Brot aus. Ich dachte an Tatjana, an ihre Worte: In großem Kummer gibt auch eine kleine Freude schon Trost;. Ein neues Dorf wollte sie aus Erden aufbauen, ein neue», schö- neres Leben begründen..." Ich erinnere mich ihres Gesichts, ihrer vertrauenden, sehnsucht- erfüllten�Brust von oben her aber fallen Konews leise, aschgrau« Worte zu mir nieder:> Der Hauptschuldige war ihr Liebhaber ein Popensohn, der die Sache ins Werk gesetzt hatte... Zehn Jahre hat er ab- bekomme». Und sie?" Tatjana Wlossjewna hat sechs gekriegt, und ich ebensoviel. Ueber-

morgen geht's nach Sibirien ... die Maus sitzt in der Falle! In Kutäis wurden wir abgeurteilt bei uns in Rußland wären wir billiger weggekommen... Hier ist das Volk so wild und böse ein wahres Spitzbubenvolk..." Hat sie Kinder gehabt?" Bei dem Lasterleben? Wie kann sie da Kinder haben?... Der Popensohn war noch dazu schwindsüchtig..." Schade um sie!" Gewiß ist's schade!" flüsterte Konew lebhast, fast laut.Ein dummes Frauenzimmer war sie ja, aber hübsch... Ein seltenes Weib, wie gesagt... so mitleidig gegen die Menschen..." Hast du sie damals gleich gefunden?". Wann?" Damals, nach Mariä Himmelfahrt ..." Nein, erst im Winter Hab' ich siW�etrosfen, lange nach Mariä Fürbitten. Kinderfrau war sie bei einem Offizier, dem die Frau weggelaufen war.. Ein Geräusch ertönt hinter mir, wie das Knacken eines Revolver- Hahns: der Aufseher hat den Deckel seiner großen silbernen Taschen- uhr zugeklappt. Jetzt steckt er sie ein, reckt sich und gähnt, wobei er den Mund weit ausreißt. Sie hatte damals Geld, Bruder, und konnte ganz gut leben, wenn nicht ihre Liederlichkeit gewesen wäre... Aus lauter Mitleid war sie liederlich..." Der Spaziergang ist zu Ende heda, du!" rief der Aufseher. Wer bist du eigentlich?" fragte Konew nochmals.Dein Gesicht ist mir bekannt aber wo Hab' ich dich gesehen?..." Ich gehe nach».einer Zelle, aufs tiefste erregt durch das, was ich gehört habe. Auf der Treppe bleibe ich noch einmal stehen und rufe laut: Leb' wohl, Bruder, grüße sie von mir!..." Was schreist du da?" fährt der Aufseher mich ärgerlich an. Im Korridor ist es dunkel, ein abscheulicher Kloakengcruch herrscht darin. Der Aufseher schwingt den. klirrenden Schlüsselbund, öffnet die. Tür meiner Zelle und ruft mir brummig nach: Da... sitz', bis du schwarz wtrst!" ... Ich stehe am Fenster. Ueber die grauen Zinnen der Mauer hinweg sehe ich die rasch dahinströmende Kura, die Hütten und Häuser an ihrem Ufer, die Gestatten der Arbeiter aus den Dächern der Gerbereien. Unter meinem Fenster geht, die Mütze tief im Nacken, der Wachiposten auf und ab. ... An meinem Geiste ziehen die Hunderte und aber Hundertc russischer Menschen vorüber, die ich ohne Nutzen, ohne Sinn und Zweck zugrunde gehen sah, und ein tiefer, düsterer, quälender Gram, dem ich nicht entrinnen kann, der mir für mein ganzes Leben mit- gegeben ist, legt sich schwer und dumpf aus mein Herz.