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Str. 120 42. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Hygienische Milchgewinnung.

Die gesundheitspolizeiliche Milchkontrolle wird seit einer Reihe con Jahren als dringend erforderlich für die Volksgesundheit ange­strebt; sie ist bisher jedoch hauptsächlich an dem Widerstand der milch produzierenden Landwirtschaft gescheitert, obwohl die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung des Milchverkehrs allgemein, auch von einfi htsvollen Landwirten, anerkannt wird. Diese wichtige Frage behandelte fürzlich in einem sehr aufschlußreichen Vortrage der Reftor der Tierärztlichen Hochschule, Prof. Dr. J. Bongert, im Rahmen der Berliner Milchfachausstellung, die fürzlich geschlossen wurde.

Produktion und Bedarf.

Der Milchbedarf und auch der Gesamtwert der Milchproduktion wird allgemein unterschäßt. Vor dem Kriege schwankte der Milch­verbrauch pro Jahr und Kopf der Bevölkerung je nach der Gegend zwischen 60 und 180 Litern. Nach den Ermittlungen der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft betrug im Jahre 1906 der Wert der deutschen Milchproduktion 2,64 Milliarden Mark und war somit höher als der Produktionswert irgendeines anderen Zweiges der Landwirtschaft. Der Wert der gesamten Brotgetreideernte wurde in dem gleichen Jahre auf 2,25 Milliarden und der der Kartoffelernte auf 0,41 Milliarden geschäßt. Der Wert der gesamten Milchproduk­tion ist doppelt so hoch wie die Kohlenförderung Deutschlands , deren Wert 1906 1170 mil. betrug und fast dreimal so hoch wie die Roheisen­produktion Deutschlands mit 980 mill. Die Milchproduktion hat in­folge des Krieges erheblich abgenommen und dürfte die Höhe der Workriegszeit noch nicht annähernd wieder erreicht haben. Berück­fichtigt man aber die den Verhältnissen angepaßte Steigerung des Milchpreises um das Doppelte, so wird man die genannten Produk tionswerte auch einigermaßen für die jeßigen Verhältnisse zutreffend bezeichnen fönnen. Die hohe volkswirtschaftliche Bedeutung der Milch als Nahrungsmittel und ihre bekanntermaßen häufige schlechte Beschaffenheit in hygienischer Beziehung, die besonders feit der Nachkriegszeit in bedentlichem Grade festzustellen ist, laffen eine gesundheitspolizei ihe Regelung des gesamten Milchverkehrs als dringend notwendig und nicht länger aufschiebbar erscheinen. Die Ruhmilch fann bekanntlich dadurch eine gesundheitsschädliche Be schaffenheit annehmen, daß sie von franken oder solchen Kühen ge­wonnen wird, die unzweckmäßig oder mit verdorbenen Futtermitteln jeder Art gefüttert oder die mit bestimmten Arzneien behandelt worden sind, sowie dadurch, daß die Milch unsauber gewonnen oder nach der Gewinnung unsachgemäß behandelt und infolgedessen bat­teriell zerfetzt oder mit den Erregern von menschlichen Infektions­frantheiten infiziert ist.

Kranke Milch.

Bon Tierfrankheiten, die durch den Milchgenuß auf den Men­schen direkt übertragen werden fönnen oder eine gesundheitss hädliche Beschaffenheit der Milch verursachen, sind in der Reihenfolge ihrer Bedeutung zu nennen: Die Tuberkulose, die Euterentzündungen, die Blutvergiftungen, Aphthenseuche, der Mitzbrand, die Kuhpoden, die Tolwut und das Maltafieber. Daß die Tuberkulose vom Rinde auf den Menschen durch den Milchgenuß übertragbar ist, und im Kindes­alter auch verhältnismäßig häufig bei Rohgenuß der Milch über­tragen wird, darüber fann jezt fein Zweifel mehr bestehen. Mit der erheblichen Zunahme der Tuberfulsie in den Milchviehbeständen ist die Gefahr der Tuberkuloseübertragung durch den Milchgenuß erheb­lich größer geworden. Auch daß die Milch von euterkranken Kühen, die mit der Milch große Mengen Eiter und zahlreiche, auch für den Menschen pathogene Streptofoften ausscheiden, gesundheitsschädlich wirten und Maffendiarrhöe und epidemische Mandelentzündung ver urfachen kann, ist durch reichliche Beobachtungen erwiesen. Hierbei ist hervorzuheben, daß die Giftigkeit folcher Milch durch Kochen nicht immer zerstört wird. Eine weitere häufige Ursache der Gefund­heitsschädlichkeit der Milch ist die infolge unzweckmäßiger Fütterung zu beobachtende Ausscheidung von giftig, wirkenden Stoffen mit der Milch, so z. B. nach Verabreichung von Rizinuskuchen, fauligen Futtermitteln jeder Art, start befallenem Klee, alkoholhaltiger Schlempe ufw.

Ueberflüssige und mißhandelte" Milch. Die nach Berlin gelieferte Milchmenge hat bei weitem noch nicht den Friedensstand erreicht. Dennoch brachte kürzlich die Presse( vor

allem der Vorwärts" D. Red.) die auffehenerregende Mitteilung, daß in Berlin auf dem Städtischen Milchhof für 200 000 Liter mild keine Abfagmögi hfeit war, und diese Milch größtenteils der mensch lichen Ernährung verloren ging. Den Bewohnern Berlins - und so wird es anderwärts auch wohl sein ist durch die amflich ge­stattete Mihhandlung der Milch der Milchgenuß gründlich verleidet

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Hygienisch einwandfreie Melkanlage. worden. Es gibt Milch, es finden sich aber nicht genügend Konsumen ten. Dieser für die Bolfsgesundheit bellagenswerte Zustand fann reitstellung einer tabellofen, befömmlichen Frischmilch Sorge getragen nur dadurch beseitigt werden, daß endlich allen Ernstes für die Be­wird, um den Milchkonsum wieder zu heben. Das wird aber nur möglich sein durch eine sanitätspolizeiliche Kontrolle des Milchver fehrs, die einsetzt am Drte der Produition und sich erstreckt bis zu dem Zeitpunkt, wo die Milch in die Hände des Konsumenten gelangt. Man hat bisher geglaubt, von einer einheitlichen Regelung des Milch­verkehrs, insbesondere von einem einheitlichen Milchuntersuchungs­

Die noch übliche Handme'kung. verfahren, für das Reich und auch für Preußen Abstand nehmen zu müssen, weil die an die Marktmild zu stellenden Anforderungen ein­heitlich nicht festgestellt werden können, da die Zusammenfeßung der Milch je nach der Rinderrasse und der Beschaffenheit des Futters in den einzelnen Gegenden sehr verschieden ist. Ja, will man denn so lange warten, bis überall die gleiche Rinderrasse eingeführt ist? Dann wird es mit einer ordnungsmäßigen Milchkontrolle überhaupt nichts

einenn Buben, der wie ein Einbrecher in mein Haus ein

Der Apfel der Elisabeth Hoff. bringt, auch wie einen Einbrecher zu behandeln."

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Bon Wilhelm Hegeler .

Ich ihn? Ich weiß nicht. Ich weiß nicht. Aber dant bar bin ich ihm für seine Liebe. Auf den Knien möchte ich ihm danken, denn nun weiß ich doch, daß ich noch Weib bin. Er liebt mich! All die Jahre hat er mich geliebt. Und ist herübergekommen aus Amerika um seiner Liebe willen. Ich weiß nicht, ob ich ihn liebe. Vielleicht liebe ich nur seine Liebe. Seine Liebe, die für mich Worte fand, die du nie gefunden hast, die mich so stolz, so glücklich, so jung gemacht hat, wie ich bei dir alt und gedemütigt und ohne Schwung und Kraft war. Ach du, wenn du nur wüßtest, was Liebe heißt! Wenn einer tommt und sagt: Du Quell! Du Licht! Du Glanz! Ach, seit gestern abend habe ich wieder mein Mädchen­herz, das flingt, das klingt, das singt, so voller Melodie, und die ganze Welt ist voll heimlicher Musit, ist nicht mehr der graue Alltag wie deine Welt!"

Wie sie dastand, nicht stand, sondern ganz aufstrebende Bewegung war in der jungen Straffheit ihres Körpers, wie ein steil aufschießender Strahl, wie ein schlanker Blütenschaft, und ihr Gesicht mit den blaues Feuer sprühenden Augen, mit ben geröteten Wangen, röter noch umglüht war vom tiefen Sommerfonnenlicht, das sie in sich zu sammeln und auszu Strahlen schien... wie Hoff sie da vor sich sah: war er geblen­bet, terauscht, hingeriffen wie jemand, dem ein neues Land sich auftut, aber der Gedanke, daß dies fremde, in abenteuer liche Gefühlsfernen ihn lockende Wesen seine Frau sei, die Mutter seiner Kinder, der vertrauteste Mensch noch gestern und jetzt der fremdeste, und verwandelt nicht durch ihn, son­bern durch einen anderen, der ihm dies Vertraute gestohlen hatte, der alles, was er ihr gewesen war, besudelt und ver­nichtet hatte dieser Gedanke raubte ihm jede Besinnung, erweckte in ihm tierische Wut, ließ ihn die Hände ballen, sie schütteln, als wollten sie etwas packen, zerschlagen, ganz und gar zu nichts zeritampfen. Plötzlich ergiff er auf dem Tisch eine Base mit einem Feldblumenstrauß und setzte sie zerbrochen nieder. Dann nahm er Hut und Stod, umspannte schon die Klinte, fehrte aber plötzlich um und trat noch einmal vor seine Frau:

" Du gibst der Leidenschaft das Recht, sich über jedes Gebot, das zwischen anständigen Menschen existiert, hinweg zujeßen. Gut! Sei's fo! Ich aber nehme mir das Recht,

Was hast du vor? Roland, wenn du dich an ihm vergreifst... dann sind wir für immer geschieden!"

" Geschieden? O Gott, wir sind so weit voneinander geschieden, daß alles, was du sagen kannst, mich nicht mehr erreicht. Mit dir habe ich nichts zu schaffen. Geh du mit Deinem Liebhaber, wohin du willst, wenn er noch Lust und heile Knochen hat, dich mitzunehmen."

Sie griff nach ihm, wollte ihn am Arm festhalten, aber er pacte ihre Hand, riß sie herunter, preßte sie so zusammen, daß sie schmerzstöhnend in die Knie brach.

Auf dem Treppenabsatz blieb er vor einem Spiegel stehen, brachte seinen Anzug, sein Haar in Ordnung und dachte nach. Er machte gewaltsam in dem trüben Chaos feines Hirns einen Winkel frei und dachte sehr ruhig, sehr bestimmt nach. Bor allen Dingen mußte er erfahren, wo Rysed stedte. Wenn es Elisabeth gelang, ihn zu warnen, so war es nicht unmöglich, daß die beiden mitsamt den Kindern im Auto die Flucht ergriffen.

Er durchsuchte die Räume im Erdgeschoß, trat in Ryleds Zimmer. Niemand da Endlich wies draußen eine Kellnerin ihn an den Chauffeur. Der Mann erklärte auf seine Frage, daß Herr Rysed nach der Försterei gegangen wäre und erst gegen Abend wiederkommen würde. Zu Fuß durch den Wald fei es eine gute Stunde.

Der Mann erklärte sich dazu bereit. Sobald Hoff im Auto saß, war wieder das dunkel trübe Chaos in seinem Hirn. Auf rotzersloffenem Hintergrund sah er zwei dunkle Gestalten, die sich im Wald gegenüberstanden, die Pistolen langsam hebend... Vorhin als Elisabeth ihm von einem ähnlichen Borhin als Elisabeth ihm von einem ähnlichen Borgung erzählt, hatte etwas in ihm sich aufgebäumt gegen die Wüstheit dieses Vorganges: Jetzt labte, beruhigte sich sein

Blut daran.

Er dachte kurz an Kinder, Arbeit, tommende Jahre- alles würde sich einrichten lassen, aber erst mußte die Gestalt da vor ihm, die langsam die Pistole hob, fallen. Das ganze, trüb schäumende Rot vor seinen Augen mußte zuſammen schießen in den aus der Wunde stürzenden Blutstrahl

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Eine scharfe Wendung. Ein rasches Stoppen. Das Auto hielt. Hoff sprang hinaus. warf einen furzen Blid auf das Haus und spürte etwas von düsterer Borfreude: wie eine Falle lag es da, von gespenstischen Schicksalsarmen umfrallt. Der

Donnerstag, 12. März 1925

werden. Diese Argumentation läßt aber die irrige Ansicht der verantwortlichen amtlichen Dienststellen deutlich erkennen, die immer noch den Hauptwert der Frischmilch, auf die es doch in erjier Linie antommt, im Fettgehalt erbliden wollen. Weiterhin hat man jedesmal angeführt, daß die Hygiene der Milchgewinnung und des Milchhandels noch so rückständig fei, daß es nicht erstrebenswert sein fönne, ein Gesez zu schaffen, das den augenblicklichen Zustand als etwas Gegebenes betrachtet und für das der augenblickliche Stand der Dinge als Grundlage diene. Inzwischen ist aber die Hygiene der Michgewinnung fo unglaublich schlecht geworden, daß eine Remedur unbedingt erforderlich ist. Die Schwierigkeit wird schwinden für eine gefeßliche Regelung, wenn man fich endlich unter Berücksichtigung der Verhältnisse auf dem Gebiete der Versorgung der Bevölkerung mit der unentbehrlichen Frischmilch und im Bewußtsein der Verantwort lichkeit dazu verstehen würde, den Wert der Frischmilch nicht vor nehmlich und in erster Linie in dem wechselnden Fettgehalt, sondern vielmehr in ihrer gesundheitlich einwandfreien Beschaffenheit zu er bliden, womit man vor dem Kriege bei der Beschaffung und Produk­tion von Kindermilch bereits den Anfang gemacht hatte.

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Die obigen Ausführungen beweisen die dringende Notwendig. feit einer gefundheitspolizeilichen Milchkontrolle auf gesetzlicher Grundlage, deren ungefäumte Durchführung Sache der Aerzte und der Tierärzte ift.

Das Schneeballsystem.

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Sinnend fitzt die Hausfrau und rechnet, wie sie das not­wendige Geld für die unbedingt erforderlichen Neuanschaffungen an Kleidung und Wäsche aufbringen soll. Das Einkommen reicht nicht, um auch nur das Allernotwendigste für den Lebensunterhalt zu bestreiten, für die darüber hinausgehende Anschaffung fehlt in den meisten Haushaltungen das Geld. So sitzt die Arbeiterfrau und rechnet und rechnet. Irgendwo hat sie ein Preisausschreiben gelesen, das ihr Interesse erweckte. Es ist ein Rätsel. Mit Leichtig feit findet sie die Lösung," Ohne Fleiß kein Preis" und ähnliches. Sie sieht die ausgesetzten Preise, die einen für sie unerschwinglichen einzuschicken, und daß sie dann die Aussicht hat, einen der aus­Wert haben, sieht, daß es nur nötig ist, die Auflösung des Rätsels gesetzten Preise zu erhalten. So entschließt sie sich dazu, die 10 Pf., die sie für ¼ Liter Milch viel besser verwenden könnte, zu opfern und die Lösung an die angegebene Adresse zu senden. Sie wartet auf Antwort. Sie tommt schneller als sie glaubte. Sie erhält die Aufforderung, einen Beitrag für Unkosten zu leisten und irgend etwas zu kaufen. Dann darf sie an dem Wettbewerb teil­nehmen. Das ist das eine System, mit den man Kundschaft" wirbt. Es gibt noch ein anderes, das sogenannte Schneeball. system. Es werden z. B. von einer Firma vier Gutscheine, jeder auf ein Bild im Werte von 20 m., an eine Adresse geschickt. Ver­fauft der Empfänger jämtliche vier Gutscheine, sendet die Adressen der Gutscheinempfänger und die 80 M., die er eingenommen hat an den Absender ein, dann erhält er das Bild gratis. Der Ber­fäufer des Bildes hat also für eine Sache im Werte von 20 M. 80 M. eingenommen. Aber das genügt ihm nicht. An diese Gute scheinempfänger sendet er neue Gutscheine ein und diese müssen meiter verkauft werden, wenn der Weiterverkaufende wieder ein Bild oder einen anderen Gegenstand gratis erhalten soll. Dieses System fann endlos fortgesetzt werden und bringt den Veranstaltern natürlich erhebliche Einnahmen und Gewinne. Geschädigt sind dies jenigen, die auf einen derartigen Humbug hineinfallen. Sie können nicht laut genug gewarnt werden und es ist nur begrüßenswert, daß dies neuerdings auch wieder von den Behörden geschehen ist. Es ist auch zu begrüßen, daß in dieser amtlichen Beröffentlichung darauf hingewiesen wurde, daß derartige Auslobungeh und Schnee­ballausschreibungen unter den Begriff des Spiels fallen und einen strafrechtlichen Tatbestand darstellen, der evtl. Gefängnisstrafe vor. fieht. Aber, was nügt es einem Reingefallenen, wenn er wirklich Anzeige macht, und wenn wirklich der Schneeballmann vom Staats­anwalt gefaßt wird. Sein Geld sieht er doch selten wieder. Er müßte erst einen langjährigen Zivilprozeß führen, meistenteils aber handelt es sich auch um Leute, bei denen nichts zu holen ist. Des­wegen gibt es nur ein Mittel, um sich zu schützen: Man wende sich bei dem Einkauf nur an Geschäfte, die als ehrlich bekannt sind, an

| darin weilte, ahnungslos vielleicht, vielleicht in Gewissensangst sich versteckend, sollte ihm nicht entgehen.

Er riz an der Schelle, riß ungeduldiger ein zweites Mal. In das gellende Gebimmel mischte sich das wütende Ausheulen eines Hundes. Der Chauffeur, der annehmen mochte, daß sein Herr das Auto mit dem Gaft zur Rückfahrt benugen würde, war figengeblieben. Als er aber wahrnahm, daß auf das wiederholte Klingeln niemand erschien, stieg er aus und ging durch das offene Tor in den Hof. Nach einigen Augenblicken aber tam er verstört zurückgerannt und rief, der Professor fclle mitkommen.

Hoff, in seiner Aufregung sich einbildend, Rysed tönne versuchen, vor ihm zu fliehen, stürzte auf den Hof, an dem heulenden und sich in tollen Sprüngen überschlagenden Hund vorbei, ins Haus, drängte durch den dunklen Flur in die erste offenstehende Tür, sah vor einem Bett die düstere Gestalt einer zerlumpten Greifin getauert und stand still, als wenn die gespenstischen Schicksalshände nicht nur die stürmende Bewe gung seines Körpers, sondern auch sein hämmerndes Herz und feiner Gedanken wilden Lauf zum. Stoden gebracht hätten. Denn was er da sah, war röter und blutiger als jede Bor­stellung, die den roten Dämpfen seines Zorns entstiegen war, und das Gesicht des Mannes im Bett war blaß, hilflos, be­jammernswert über alle Wut und Rache hinaus.

Einen Augenblick hatte die Kauernde ihr geierähnliches Gesicht rasch zu dem Eintretenden hingewandt, fuhr dann aber fort, mit jetzt schreiender, jetzt murmelnder Stimme unver Ständliches Zeug schnell herunterzuleiern, während sie zugleich mit ihren gichtgekrümmten Fingern einen schmuhigen, schwar gen Brei auf der entblößten Brust des in einer Blutlache Aus­gestreďten zusammenflaubte und festdrückte. Hoff fagte, er wäre Arzt, fie möge ihn an den Verwundeten heranlassen. Als die alte Frau seine wiederholte Aufforderung nicht zu hören schien, sondern ihre sinnlose Litanei nur noch lauter herunterschrie, schob er sie troß ihrem S räuben beiseite und begann, den, wie es schien, schon fast entbluteten Körper zu untersuchen, ohne ihn aus seiner Lage zu bewegen. Knapp über ber linten Brustwarze befand sich eine Wunde, die jetzt burch den schwarzen Brei verstopft war. Difenbar eine Schuß­

wunde. Das Blut hatte bereits aufgehört zu rinnen. Biel leicht siderten noch Tropfen durch die Ausschußöffnung. Aber ihm fam es vor allem darauf an, zu wissen, ob überhaupt noch Leben in diesem Körper fei. Mit dem bloßen Ohr vermochte er Herztöne nicht mehr wahrzunehmen. Aber der Puls schlug ( Fortfezung folgt.) noch, wenn auch sehr schwach