Herlin im Schnee. Im allgemeine« glatte Abwicklung des Verkehrs.
Es kommt immer anders, als man denkt. Das ist eine alte Wahrheit. Uns ist immer wieder erklärt worden: Einen Winter bekommen wir nicht, und wenn es doch kalt wurde, hieß es, das ist nur eine ganz vorübergehende Erscheinung. Natursreude und Naturfor/chei: wiesen darauf hin. daß die Sträucher bereits breite grüne Blätter tragen und daß die Stare wieder im Lande stnd, so früh wie noch niemals in anderen, Jahren. Und nun ist ganz plötzlich', der Schnee gekommen, hat in der Nacht die Stadt fast über- schüttet, so daß man heute morgen in einer weißen Welt aufwachte. In Berlin selbst ist ja freilich nur noch der.Matsch' zu spüren. Aber draußen in den welter gelegenen Bororten und im Wald steht es winterlich aus. Alle Wege und Stege sind verschneit, um von Haus zu Haus, von einer Straße in die andere zu kommen, muß man Schneewälle durchwaten und Schnecberge übersteigen. Es ist ein Ta� für die Jugend, die die Sdstitten wieder hervorgesucht hat und die Schneebälle lustig durch die Lust sausen läßt. Sollte gegen Abend«in Witterungsumschwung eintreten und das Thermometer unter Stull sinken, so daß�der Schnee hart und fest wird, so dürfte sich am morgigen Sonntag eine wahre Völkerwanderung aus Berlin in den Grunewald ergießen. Jn-der Stadt hat man nicht nur heute in den ersten Morgen- stunden, sondern bereits gestern abend Verkehrssorgen gehabt. Bald nach ll> Uhr am gestrigen Abend setzte ein außerordemlich heftiges Schneetreiben ein und dauerte die ganze Nacht an. Sämtliche ver- kehrsmittel nahmen am gestrigen Abend bereits den Kamps gegen die Schneemassen aus. um die letzten Wagen und vor allem auch die Frühzüae am heutigen Tage vor Störungen oder dem voll. ständigen Stillstand zu bewahren. Der Erfolg ist denn auch im großen und ganzen ein guter gewesen. Die Hochbahn hat in der Nacht olle Vorbereitungen getroffen, damit der Verkehr sich reibungslos abspielt. Man hat Salz gestreut, man hat die Weichen gereinigt und die Gleise immer wieder aufs neu« von Schnee befreit. Infolgedessen ist alles glatt abgegangen, und die Hochbahndirektion kann mit Befriedigung feststellen, daß sich noch niemals bei reichlichem Schneefall der Verkehr so glatt abgewickelt hat wie heute. Aehnlich liegen die Verhältnisse der der Omnibus- gesellschaft. Die Autoomnibufle allerdings bewältigten immer schon und von allen Verkehrsmitteln den Schnee verhältnismäßig am besten. Als einige Jahr« vor dem Kriege(damals waren die Autoomnibusse noch verhältnismäßig neu und luug im Berliner Verkehr) gewaltige Schneemassen über Berlin niedergegangen waren, so groß, wie vielleicht noch niemals vorher, als alle Verkehrsmittel: die Straßenbahn, die Droschken, die Pferde- rmnibusse einfach im Schnee steckenblieben und ganz Berlin wie ein einziges großes weißes Chaos ausschaute, waren es die Auto- mobilomnibusse. die allen Hindernissen, die der Schnee ihnen be- reltete, Hohn sprachen. Wie uns von der Direktion der Omnibus- gesellschaft mitgeteilt wird, ist es um so günstiger für die Automobil- omnibusse, je höher der Schnee liegt. Die schweren Wagen mahlen sich durch den Schnee.
Die Stadtbahn hat ebenfalls unter dem Schnee nicht sehr gelitten. Man hatte hier von den einzelnen Betriebsomtern rechtzeitig genügend Strecken- arbeiter gestellt, die die Gleise und die Weichen vom Schnee be- freiten. Aus einigen vorortstrecken ist es allerdings infolge des Schnees zu geringfügigen Verspätungen gekommen. Es handelte sich dabei immer nur um wenige Minuten, und im Laufe des Vor- mittags war der regelmäßige und fahrplanmäßige Verkehr wieder- hergestellt. Anders lagen die Verhältnisse bei der Straßenbahn. die, wie immer, am meisten unter dem Schnee zu leiden hatte. Man hatte diesmal rechtzeitig Vorsorge getroffen, um den Verkehr aufrechterhalten zu können. Am gestrigen Abend bereits ließ man auf allen Linien Salzwagen fahren, um das Vereisen der Weichen zu verhindern, falls über Nacht Frost einsetzen sollte, von Z Uhr morgen» ab verkehrten die Schncepflüge und machten die Bahn für die letzten Wagen und für die Frühzüge frei. Zu Störunge» im verkehr ist es aber trohdem gekommen. Di« Direktion der Straßenbahn erklärte uns auf unsere Anfrage, daß�e» sich nur um unwesentliche Störungen gehandelt habe und daß der Verkehr so gut wie gar keinen Schwierigkeiten ausgesetzt gewesen se«. Dem- gegenüber muß doch betont werden, daß an verschiedenen Stellen der Stadt, und zwar noch In den ersten Vormittagsstunden, das Publikum sich an den Haltestellen drängt« und vergeblich auf dt« Wagen einiger Linien wartete. Andere wieder hatte ma» überhaupt umleiten müssen. Die städtischen Schneepflüge. Das Städtische Stadtfuhranrt. Abteilung für Straßenreinigung. hotte heut« schon in aller Frühe begonnen, den Schnee von den Straßen zu entfernen. Bereits in den frühen Morgenstunden gingen für das ehemalige Alt-Berlin, für die Bezirke l bis 6, 100 bis 110 Schneepflüge ob. Das Stammpersonal, d. h. die städtischen Arbeiter, etwa 1600 Mann stark, hat etwa 1000 Mann Htlfskraste zur Unterstützung erhalten. Also rund 2500 Mann arbeiteten heute in Alt-Berlin gegen Schmutz und Schnee. Auch die anderen Be- zirke, die wohl dem Stadtfuhrpark unterstehen, aber ihre eigenen Rcinigungsdepots haben, trafen rechtzeitig ihre Maßnahmen. Diese Bezirke verfügen ebenfalls über rund 1500 Mann Stammpersonal. Je nach Größe des Bezirks sind auch Schneepflüge vorhanden. Dazu kommt die entsprechende Zahl der Hilfskräfte. Die Arbeit der Schneepflüg« begann mit der Reinigung der Brücken, Uebergängc und Straßenkreuzungen. Am Sonntag tritt das Stammverfonal von 7 Uhr früh bis m die Mittagsstunden ebenfalls in Aktron. Die Wetterlage. Wie uns vom Berliner Wetterdienst mitgeteilt wird, dürfte die Schneeherrlichkeil nicht lange anhalten. Es wird sehe bald liegen einsehen. In Borkum hat es heute morgen bereits geregnet, ebenso in A m i e n s. während über Paris heut« vor- mittag noch Schnee niedergegangen ist. Ueber die Ursache des Plötz- lichen und reichlichen Schneefalls teilt der Berliner Wetterdienst mit, daß über den ganzen Ozean kräftige Westströmungen der Lust gegangen sind, die über die kalten Luftschichten sich schließlich g«> lagert haben. Durch diese aufsteigenden Luftschichten trat Erkältung «in, und die Folg« war der große Schneefall.
Koenens darlehn. Bei Beginn der heutigen Sitzung wird Abg. K o« n« n über dl« Tätigkeit Barmats während des Rotterda nr«? Hafenarbeilerstreiks vernommen. Er habe einer Arberterkommrfstcm angehört, die 1920 nach d-rm Kapp-Putfch, als in Deutschland groß« Lebensmittelnot herrschte, noch Holland geschickt wurde. Außer ihm waren Mäglie- der noch Franz Krüger und als Vertreter des Derkehrsbundes, Döring. In Rotterdam habe Barmat.an den Verhandlungen teilgenommen. Schwierigkeiten macht« es nur, die Streiks ort» f Ü h r u n g nicht zu verhindern, trvtzdrm aber die Lebensmittel für Deutschland abzutransportieren. Von der deutschen Regierung wurde den streikenden Arbeitern für ihre Sonderorbeit 1 Gulden zu- gesagt. Schwierigkeiten entstanden, als die s y n d l k a l i st k I ch e n Organisationen die zu fassenden Beschlüsse erst ihren Mitgliederoer- sammlungen unterbreiten wollten, wodurch eine Verzögerung um mindestens eine Woche entstanden wäre. Barmat habe bei den Verhandlungen, die in seinem Hause stattfanden, keine besondere Rolle gespielt. Stutzig sei der Zeuge geworden, als Krüger bei der Abfosiung des Berichts eine Anerkennung für Barmats Tätigkeit hinelnsctzen wollte. Das sei aber schließlich unterblieben. Da Koenen über das vorgesehene Ziel in Rotterdam Hab« bleiben müssen. habe er von varmal ein Darlehen angenommen, da» etwa 500 bis 690 Goldmark ausmachte. Dieser Betrag sei später in Berlin in Bapieryiark zurückgezahlt worden. Quittungen oder Notizen darüber existieren allerding» nicht. Er habe den Eindruck gehabt, daß Barmat alle möglichen Leute in seine Netze ziehen wollte. Eines Tages sei bei seiner Familie«in Liebesgabenpaket aus Holland eingetroffen. Als er erfuhr, daß es von Barmat stammte, habe er ersucht, das künftig zu Unterlasten. Im Herbst 1922 habe Barmat ihn ersucht, ihn bei K r o s s i n einzuführen. Er sei zu diesem Zwecke auch einmal bei varmal im Hotel gewesen. aber er habe diese Vermittlung abgelehnt. Seit dieser Zeit habe er keine Beziehungen mehr mit Barmat gehabt. Aus eigener Be- obachtung könne der Zeuge nicht sagen, ob Barmat mit anderen Politikern Verbindungen unterhalten habe. Aus eine Frage des Abg. Dauch, ob Koenen seine ungünstige Meinung über Barmat nicht zum Zlusdruck gebracht habe, da Barmat doch mit den Reichs- st e l l e n in Geschäftsverkehr stand, erwidert der Zeuge, daß er gar kein Interesse daran gehabt habe.% Einheitsfront der Verleumder. Neue Beschimpfungen des Genossen Schmidt. Wer der gestrigen Sitzung de» Reich, tagsausschusses zur Untersuchung der Kreditfragen beigewohnt hat, der wurde während der Red« des früheren Reichswirtschaftsminister», unseres Genossen Robert Schmidt , an den Ausspruch Löhes erinnert: »Ich hätte gewünscht, daß die Mauern des Reichstags bi, an die Giengen des Reichs hinausgerückt werden, damit das ganze deutsche Volk hören könne, was hier vorgeht'. Als Genast« Schmidt seine von Herzenswärme und reiner Ueberzeugung getragenen Aus- führungen beendet hatte, da stand der ganze Ausschuß unter dem Eindruck: Hier ist ein Mann, für den kein persönliches Interesse gilt, der nur«In Lebensziel hat, dem Volke zu dienen,' dem leidenden Volke feine ganze Kraft zu widmen. Der ganze Ausschuß hatte diesen Eindruck, auch Herr Bruhn, besten Gesicht nach der Rede Schmidts leichenblaß war und der nachher nur«m paar kümmerliche Worte stammelt«, er habe Schmidt persönlich nicht kränken wollen. Selbst Herr Bruhn scheint also einzusehen, daß sein« Verdächtigungen gegen Stöbert Schmidt ein schwere» Unrecht darstellen. - Wir erwarten»llerdütg, nicht, daß die ihm nahestehende Prest« die Delteumdungen. die st« monatelang gegen Schmidt gerichtet hat. zegt zurücknehmen werde. In dieser Prest« werden dl« Darlegungen Schmidts vorläufig totgeschwiegen oder mit«in paar Sätze» abgetan. Immerhin, Bruhn war zur Stell«. Ader«in anderer fehlt«. Ein anderer au» der Gattung der politischen Schufterl«. Das war Herr Dr. Rosenberg. Vertreter der Kommunistischen Partei im Untersuchungsausschuß de» Reichstag ». Dieser Rosenberg spielt eine eigenartige Roll«. Er kommt in der Regel zu spät, ver- säumt da» Wesentlich« und muß sich dann erst van Herrn Bruhn über die einzuschlagend« Taktik aufklären lasten. In der Freitag» Sitzung erschien Rosenberg erst Stunden nach der Eröffnung. Dcgen 12 Uhr verschwand er, um gar nicht mehr wiederzukommen. Während de» allergrößten Teile»' der Sitzung war weder«in Per- treter der Kommunistischen Partei, noch ein Vertreter der tvmmu- nistkschen Press« zugegen. Dafür wird in der heutigen„Roten Fahne' unter der Ueberschrift„Schmidt will kneifen' berichtet, daß Schmidt „aus Angst" nicht zur Dernehmunz im preußischen Untersuchungsausschuß erschienen sei. Wir stellen fest: die vor den Reichstagsausschuß geladenen Zeugen, unter denen sich Genoste Robert Schmidt befand, waren ausdrücklich vcm Ausschußvarsitzenden daraus aufmerksam gemacht worden, daß st« sich zur Verfügung de» Reich»tag»aus. schusses halten müßten und In dieser Zeit einer Dorladung zum preußischen Ausschuß keine Folg« geben dürsten. An den»eschwerden darüber, daß der preußisch« Aus- schuß In die Krmpetenzen de» Reichs eingreife, hat stch wiederholt auch Herr Dr. Rosenberg beteiligt. Ueberdle» hat Senoste Robert Schmidt beide Ausschüsse wiederholt und dringend er. sucht, ihn so schnell wie möglich zu vernehmen, damit dem Derleumdungsieldzug gegen ihn endlich ein End« gemacht w«rd«. Der Reichstagsausschuß ist auch nicht erst um S Ubr nach- mittags zusammengetreten, wie die»Rote Fahne' behauptet, sondern er hat mit ganz kurzen Pausen ununterbrochen von vormittags HlO Uhr bis abends%Ö getagt. Die geladenen Zeugen, unter ihnen Genest«" Schmidt, konnten sich mit besonderer Erlaubnis des Reichs- tagsoi sfchustes nur vorübergehend entfernen. Das sind die T a t s a ch« n. und damit vergleich« man da», was die.Rot« Fahne' dazu schreibt. Wird Herr Rosenberg den Mut ausbringen, vor dem Ausschuß der Wahrheit die Ehre zu geben? Aus jeden Fall zeigt sich- �ß auch die.Rot« Fahne' unter hie Kategorie von Preßerzeugnisten gehört, die Genosse Schmidt mit Bezug aus eine deutschnationale Zeitung mit dem zwar nicht ganz parlamentarischen, aber zutreffenden Ausdruck„D r e ck b l a t t' be» legte. Es muß aber auch daraus aufmerksam gemacht werden, daß .Die Zeit' tts Herrn Stresemann und die volkspartei- stchen Mitglieder des Preuhenausschustes geradezu wetteifern, den Kommunisten in der Verdächtigung Schmidts den Rang abzulaüfen. 'sie sind einander würdig!__ Der Slellverlreler de» Reichspräsidenten Dr. Simons empfing im Laufe des gestrigen Nachmittag- die Reichsminister Dr. S t r e s«. mann und v. Echlieben zum Vortrag. Im Laufe de» heutigen Vormittags stattete der preußische Ministerpräsident Dr. Marx zugleich in Vertretung de, Reichsrat» Dr. Simon» seinen, Degen- besuch ab. Fern«? machte Oberbürgermeister Böß dem Stellver- treter des Reichspräsidenten namens der Stadt Berlin h�kte seine Aufwartung. U Aufwertung von Spareinlagen. Der«nsst-btörot dM Gute« Hoffuunge-Hüite beschloß, die Spareinlagen bei der WeiMporkaste Mark voll auszuwerten imb bi« Minlagen ttoex 1000 Marl mit 60 Proz. P
jriedrich von Paper für Ebert. Der Vizekanzler Ver Regierung Hertliag gegen Wallraf. S.S. Magdeburg . 14. März 1925- Der heutig« kl verhandlungstaz«n Rothardt-Prozeß begann nrt der Asugenvernehnrung de« Vizekanzler» a. D. Frlebrich v. Bayer. Auf Befragen be» Vorsitzenden bekundet« der Zeug« zu- nächst, mos ihm über die Einstellung de» verstorbenen Reichsvräsi- denben zur Frag« der Landesverteidigung bekannt fei. Cr schildert« die parlamentarisch« Tätigkeit Ebert «. den er von An- fang an als einen rnh'gen, besonnenen und gemäßigten Mann kennengelernt Hab«, als einen Mann mitfestenGrundsätzen, der aber immer für fachliche und praktische Arbeit gewesen sei. Im Kriege sei Ebert durchaus vaterländisch gesinnt gewesen und habe sich stet» mit allen Kräften dafür einriesetzt, daß der Krieg zu einem günstigen Abschluß gebracht werde: stch kann nicht sagen, daß irgend jemand während des Krieges mehr valerlaadsiiebe zeigte als Eberl, obwohl er es bei der opposilion-llen Stellung des linken Flügels dm Sozialdemokrali« nicht leicht hatte. Ebert hat sich stet« energisch für die Bewilitgung der Krieaskredite eingesetzt, weil man Deutschland nicht im Stich lasten dürfe.— Vors.: Der erweitert« Etat est doch von der SPD. abgelehnt worden?— Zeuge: Das war ein« Kons«- quenz. die noch au, der Zeit des Soziatistengesetzes stammt.— Vors.: Wurde die Bewilligung der Kriegskred te von einem Kuhhandel mit der Regierung abhängig gemacht?— Zeuge: Davon weiß ich nicht«. Wäre es der Fall gewesen, dann hätte ich es erfahren.— Herr v. Bayer schildert dann, wie er, der Zeug«, als er am SO. Januar 1918 von Stuttgart nach Berlin kam, mn fein Amt als stellvertveten. der Reichskanzler anzutreten, auf dem Airhalter Bahnhof von einem Berliner Berireter der„Frankfurter Zeitung ', Wieener, empfangen wurde, der»hin mitteilte, Ebert und Scheidemann ersuchten den Dizekanzler, im Hinblick auf den Munitionsarbeiter streik dringend um«ine Unterredung. Sie seien der Streikleitung beigetreten, um der Bewegung ein schnelles End« zu bereiten, sie seien aber sehr unglücklich über die Taktik des Staatssekretärs Wall- ra Ein« amtlich« Besprechung habe er, Payer, Im Hinblick auf sein« Stellung abgelehnt, habe«wer an einer informatori- schen Unterredung reilgennmmen, die dann auch am 81. Ja- nuar im Berliner Bureau der„Frankfurter Zeitung ' stattgefunden habe. Ebert und Scheidemann hätten'ihm dort die Lag« geschildert und ihm«rl-lärt. sie wären der Bewegung am liebsten ferngeblieben, seien aber aus das Drängen der Betriebe beigetreten, um den Streik möglichst schnell durch Derständ'gung zu erledigen. Aus ihre Frage über die Haitunst Wallraf» habe er erklärt. er hätte es wahrfcheinstch ander» gemacht als wallraf. Auf Befragen der Verteidigung betonte der Zeuge nochmals. daß Ebert und Scheidemann damais wiederholt erklärt bätten, sie wolltem dem Streik«in schnelle» Ende bereiten. Zur Stellung Eberts zum Rüstungsstreik betont« der Zeug«, daß der verstorbene Reichspräsident ein grundsätzlicher Gegner solcher Streits gewesen sei.— Generalstaatsanwalt Siorb: Dann la'g es Herrn Ebert fern, einen solchen Streit für seine Jnter- essen einzusetzen.— Zeug«: Daran hat Ebert nie gedacht. Er war dabei in schwerer Sorge wegen des Schadens, der durch den Streik dem Vaterland zu erwachsen drohte. Im übrigen ist Eberts Hallung bei wirtschaftlichen Streits, wenn sie dem Vater- lande schadeten, sicherlich die gleiche gewesen, wie bei politischen Be- wegungen.— RFA- Dr. Marlin: Bei einer Besvrechung über die Fiiedensresoiution, die zwischen der-Obersten Heeresleitung und Regierung und den Parteiführern am 14. Juli 1917 stattfand, soll Ebert gedroht haben, die Sozialdemokratie werde die Kriegskredite verweigern, wenn über die Resolution keine Einigung erzielt werde. — Bayer: Die Oberste Heeresleitung hatte damals' die Fassung der Resolutk'n beanstandet, die ihr nicht schneidig genug war. H i n d e n- bürg entließ uns damals mit den Worten: .Mehr psefser. m�ine herrenN Eine Aenderung war aber nicht mehr möglich, well durch eine Indiskretion der Text der Resolution schon in die Presse gelangt war. Zm übrige» handelt es sich dabei um das erste vlchi ganz glück- llche Austrelen des neuen Reichskanzler» Michaelis, der uns erklärte, er sei kein Fachmann, er sei vielmehr»l» Zeilgeaoste ' i neben dem wagen der wsligeWchle hergelaufen.
Da» machte keinen glücklichen Eindruck aus uns und deshalb haben wir uns läng«« Zeil mU ihm herumgeschlaoen. ah« von ein« Drohung der Sozialdemokraten, daß ste die Kriegsiredit« ver« weigern wurden, weiß ich nicht». Wäre da» der Fall gewesen, dann müßt« ich«»doch wissen! Auf den Hinweis der Verteidigung, daß stch die erwähnt« Dar« stellung der Bespreckiungen im Garten der Reichskanzlei in dem Buch Scheidemanns befände, erklärte der Zeug« v. Pap«, indem « sich zu dem auf der Zeugenbank sitzenden Scheidemann wendete: »Ich habe das Buch gelesen, aber Herr Scheidemann wird e» mir nicht übelnehmen, wenn ich sag«, daß er in diesem Buch etwa» fluchtig gewesen ist. Damit war die Vernehmung de» Vizekanzler» a.D. v.Pay«r beendet. Zeug« Zcheidemnrni bat hieraus, seine gestrige Aussage noch ergänzen zu dürfen. Er wies zunächst darauf hin. daß er im interfraktionellen Ausschuß von Erzberger wegen de» Munitionsarbeiterstreiks interpelliert worden sei und daß man in dem Ausschuh mit den Sozialdemokraten wegen ihrer Hallung nicht mehr habe zusammensitzen wollen. Darauf habe er. Scheidemann . seine und Ebert» Gründe für ihren Beitritt zur Streikleitung aus» einondergesetzt, worauf der Ausschuß einstimmig ihr« Haltung gebilttgt habe. Scheidemann bestätigt« dann noch weiter, daß der neu« Reichskanzler Michaelis ihm gegenüber die ermähnte Aeußerung getan habe und daß er. Scheidemann , sich selbst gesagt habe: Wenn ich jemand erzähl«, daß der deutsch » Reichskanzler so etwas gesagt hat, dann glaubt mir da» kein Mensch! Trotzdem sei Michaelis naiv genug gewesen, dies« Aeußerung anderen Herren gegenüber zu wiederholen. Im weiteren Verlauf dieser Besprechungen habe dann Erzberger zu hindenburg gesagt: Machen Sie es den Sozialdemokraten nicht so schwer. Sie werden die Leute noch zwingen, die Kriegskredite noch abzulehnen. Daraus habe Hindenburg erklärt: Da» können sie doch nicht.
polen und danzig. Gens. 14. März.(Eigener Drahtbericht.) Der völkerbundrat befaßte sich am Freitagnachmittag mit dem Polnisch-Danzi» ger Streitfall. Die Verhandlungen nahmen jedoch nicht den allgemeinen sensationellen Berlauf. wie er angekündigt war. Auf Antrag des Berichterstatters de Leon-Spanien wurde ein endgüllig«? Beschluß über die Streitfragen auf die nächst« Sitzung im Juni verschoben, da der Berichterstatter de» Völkerbundrat» erst noch«ln ausführliche» Gutachten vorlegen will, das bis zum 10. Mai fertig- gestellt werden soll. Dieser Ausgang der Besprechungen bedeutet zweifellos«inen Mißerfolg der polnischen Versuche, da» gesamte Danziger Problem in seiner grundsätzlichen Bedeutung neu auszu» rollen und«ine Interpretation der Friedensverträge durchzusetzen. die praktisch eine ernsthafte Bedrohung der Unabhängigkeit Dottzigs bedeuten würden. Die polnische These von der»Souveränität Polens über Danzig ' hat eine besonder» deutliche Zürückwei- s u n g erfahren. Polen hat mit seiner heftigen Presiekampagn«. die es noch in diesen Togen in der französischen und Schweizer Press« entfallet«, genau dos Gegenteil der beabsichtigten Wirkung erzielt. Die Engländer ließen z. B. keinen Zweifel darüber, daß lediglich der Wortlaut der bestehenden Verträge zur Regelung der Streitfragen maßgebend sein könne und daß jeder versuch einer Umdeu« tung der Verträge entschieden zurückgewiesen werden müsie. Be» zeichnend ist ferner, daß der englisch « Oberkommissar Macdonald, dessen Abberufung Polen gefordert hatte, wieder in seinem Amt bestätigt wurde. Im Danztger Brief koste»streit ist die Entscheidung ähnlich ausgefallen. Der Berichterstatter stellt« ausdrücklich fest, daß Polen unkorrekt gehandsll hat. indem«» Briefkästen an» bringen lieh, ohne vorher den Oberkommissar zu verständigen. Die ganze Angelegenheit wurde von dem Rat schließlich an den Jnter» nationalen Gerichtshof zur endgülligen Entscheidung üb«. wiesen.