Dienstag
17. März 1925
Unterhaltung und Wissen
Anfänge britischer Industrie.
Bon Hugo Poezich.
Wenn die jetzige fonfervative Regierung in England, wie es thre Absicht ist, zum Schutzzoll übergeht, so würde sie mit einem feit Jahrhunderten bet den Briten feststehenden Prinzip, dem des Freihandels, brechen. Schon in den frühesten Zeiten waren die englischen Herricher bemüht, dem Handel nach innen und nach außen die Wege zu ebnen. Rohprodukte, wie Eisen, Zinn, Wolle murden ausgeführt, Fertigwaren hereingeführt. Aber bald schte das Eeltreben ein, die Waren im Lande selbst herzustellen. Kunstgeübte Arbeiter aus anderen Staaten wurden herangezogen, Vertriebenen und Flüchtlingen eine Heimstätte gewährt. Ein Chroniſt des 11. Jahrhunderts erzählt, wie bereits zu seiner Zeit die meisten Kirchen, Klöster, Schlösser und Paläste von Europa mit englischem Blei eingederft waren, welches, aus den Krondomänen von Corn wall und Devonshire geholt, den töniglichen Schatz mit Gold und Eilber füllte. Heinrich von Huntington versichert, daß in England mehr Silber zirfuliere, als in Deutschland , weil die Deutschen alle Produkte, die sie von dort ausführten, mit Edelmetall bezahlten. Die Charta mercatoria Rönig Eduard I. vom Jahre 1303 sicherte den Kaufleuten von Deutschland , Frankreich , Spanien , Portugal , Navarra , Lombardei , Florenz , Flandern usw. den freien Großverfehr in allen Hafenplätzen und Städten Englands zu, allwo Fremde, gleich den Eingeborenen, Großhandel zu treiben berechtigt sein follen. In Streitfällen zwischen In- und Ausländern sollte die halbe Anzahl der Jurymen( Schiedsmänner) aus Fremden bestehen. Außer den deutschen Hanseaten waren es hauptsächlich Nieder länder , Benetianer und andere Italiener, die Handelsgewinn auf den britischen Eilanden suchten, die neben kaufmännischen Fattoreien auch industrielle Unternehmen gründeten. Es find das die eigentlichen Pflanzstätten und Musterschulen für die erst später und langfam fich entfaltende Fabrittätigteit Englands geworden.
Im Jahre 1100 mies Wilhelm Rufus Flüchtlingen, die von der flantrischen Küste famen, Wohnsize in Cumberland an, wo sie bald durch neue Zuzüge ihrer Landsleute verstärkt wurden. Als diese die eifersüchtige Unzufriedenheit der Eingeborenen erregten, Deranlaßte fie Heinrich I. nach Herfordshire auszuwandern. Die fleißigen Kolonisten dehnten sich immer weiter nach Südwesten des Landes ans; ihre gewerblichen Niederlassungen in Bristol und den Nachbar. orten wurden zu blühenden Mittelpunkten industrieller Betriebsamteit. Weberei, Töpferei, Zimmerei, die Fabrikation von Sammet waren, Spizen, Uhren und anderes mehr wurden durch ste teils neu eingeführt, teils verbessert. Die Flachs- und Leinenindustrie von Irland dankt ihren Ursprung den dort angesiedelten flämischen Webern.
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Eduard III. schickte um die Mitte des 14. Jahrhunderts eigene 2igenten nach Flandern , um dessen beste Handwerker durch lockende Versprechungen zur Einwanderung zu bewegen.„ Sie sollten fo wurde ihnen gejagt, ihre Mägen hier mit fettem Rind- und Hammelfleisch bis zur Ueberfättigung füllen. Ihre Betten sollten gut und ihre Schlafgenossen noch besser sein, da die besten Männer in England fich nicht weigern würden, ihre Töchter solchen Einwanderern zu geben und, welche große Schönheiten die Weiber Englands feien, wäre wohl in aller Welt befannt." Und die Ein geladenen famen gern und in großer Anzahl. Die Protestantenverfolgungen in den Niederlanden unter Herzog Albo, und in Frankreich unter der Herrschaft der Guffen brachten netterdings Scharen der bestgeschulten Arbeiter nach England, wo, im 16. und 17. Jahrhundert, fente fortgeschrittene Kunstindustrie, durch welche sich damals schon Italien , Spanien , Frankreich , Deutsch land und die Niederlande auszeichneten, nicht anzutreffen war. Feine Tuche, Gammet, Seide, Spizen, Geschmeide, Hüte, Glas, Papier, felbft Eisen und Stahlwaren wurden Dom Ausland importiert.
Frankreichs mühsam erworbene Gewerbeindustrie erlitt durch die starke Abwanderung seiner besten Arbeitsfräfte unendlichen Schaden. Waren doch von Tours allein 36 000 Seidenarbeiter ausgewandert.( Uebrigens ging ein großer Teil der französischen Emigranten auch nach Deutschland .) 720 Fabrirſtätten mit nahezu 8000 Webstühlen wurden geschlossen. In Lothringen , wo nahezu 400 Färbereien bestanden, waren im Jahre 1698 deren nur mehr 54 im Gange. Die fobrifreichsten Städte, wie Lyon , Rouen , antes verloren bis zur Hälfte ihrer Einwohner. Die Eingewanderten brachten wenig Geld, aber gute Sitten und technische Kenntnisse mit. Englische Mildtätigkeit unterstützte fie, man gab gern und reichlich für die Glaubensgenoffen, die um ihrer religiösen Ueberzeugung
Gedali.
Bon J. Babel.
( Aus dem Russischen überseht von Hans Ruoff ) An Sabbatvorabenden leide ich stets unter der drückenden Last trauriger Erinnerungen. An solchen Abenden wallte einstmals der gelbliche Vollbart meines Großvaters auf die dicen Folianten IbnEfras herab, während meine alte Großmutter, mit dem Spitzenüberwurf bekleidet, sich mit ihren fnotigen Fingern an den Sabbatferzen zu schaffen machte und wehmütig lächelnd seufzte. Mein Kinderherz schaukelte an jenen Abenden wie eine Schaluppe auf verzauberten Wellen. O du meine dahingeschwundene Talmudfindfeit! O bu brüdende Last trauriger Erinnerungen!
An solch einem Abend irre ich durch die Straßen Shitomirs und fuche nach dem ersten, schüchtern aufblinkenden Stern. An der uralten Synagoge, an ihren gelben, gleichgültig dreinblickenden Mauern verfaufen alte Juden Kreide, Waschblau und Lampendochte es find greise Männer mit Prophetenbärten, zerlumpten Kleidern und eingefallener Bruft
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Bor mir liegt der Basar, der tote Basar. Tot ist der üppige Geist des Ueberfluffes: stumme Schlösser hängen an den Verkaufsftänden, und das Granitpflaster ist wie das tahle Haupt eines Toten. Der erste schüchterne Stern flimmert unftät am Himmel
Erft später, furz vor Sonnenuntergang, hatte ich Guid. In mitten der Reihen verfchloffener und verriegelter Buden verstedt, fand ich den Laden Gedalis. Didens, wo weilte an jenem Tage dein majestätischer, wohlwollender Schatten? Du hättest in diesem Trödelladen vergoldete Pantoffeln, Schiffstaue, einen uralten Rompaß und einen ausgeftopften Adler, ein Winchesterjagdgewehr mit der eingravierten Jahreszahl 1810 und ein fchadhaftes Kochgeschirr fehen können.
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In der rosa Leere des Abends schritt rings um seine Schätze herum der alte Gedali der kleine Ladenbefizerr mit der rauchgrauen Brille und dem grünen, bis zum Boden herabreichenden Rod. Er rieb sich seine weißen fleinen Hände, zupfte an seinem grauen Bart und lauschte aufmerksam, mit geneigtem Haupt der ftummen Sprache all der vielen Dinge, die fich bei ihm zufammen. gefunden hatten,
Dieser Laden sieht wie die Spielzeugfchachtel eines mißbegierigen und selbstbewußten Knaben aus, aus dem einmal ein Botanikprofeffor hervorgehen wird. In diesem Laden tannft du sowohl
cillen vertrieben worden waren. Das Parlament bewilligte eben.
Bellage des Vorwärts
falls erhebliche Summen, namentlich zur Erbauung und Erhaltung Aus den Lebenserinnerungen Naunyns.
bon Schulen und Kirchen. Unter den Eingewanderten waren alle Etände vertreten: Handwerksleute und Künstler, Arbeiter und Gelehrte, Priester und Aerzte. Sie drangen nach und nach in alle Berufe ein, vermischten sich mit den Eingeborenen des Landes und ihre Nachkommen dürften heute längst zu„ Vollblutergländern" geworden sein.
Das Blatt wendet sich. Artikel, die England früher aus Frankreich , den Niederlanden und Deutschland bezogen hatte, führte es jetzt selbst aus. Kastorhüte, die früher einen wichtigen Ausfuhrartitel aus Frankreich bildeten, wurden nun in den südlichen Vor
Schlieben und die Sozialrentner.
mart
715 mill
Und es sprach der Herr v. Schlieben:
3ch bedaure, meine Lieben! Alles friegten die da drüben Und für euch ist nig geblieben!"
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städten Londons fabriziert und gingen von dort aus, als neueſte Modeartifel, nach Barts. Ja, wie ein englischer Schriftsteller an führt, waren felbst die Kardinale in Rom genötigt, dieses ausschließliche Hugonottenerzeugnis zu teueren Preisen zu taufen. In Rich mond wurde von einem Franzosen die erste Ralitodruderei ge gründet. Bapier, dessen bessere Sorten stets von Frankreich impor. fiert werden mußten, wurde mun in gleich vorzüglicher Qualität in London , Kent, Glasgow und anderen Orten hergestellt.
Bon den einheimischen Zunftgenossen wurden die ihnen überlegenen fremden Lehrmeister und deren Erfolge nicht immer gern gesehen. Die Städtechroniken sowie die Parlamentsberichte weisen manchen erneuten Verfuch auf, die Arbeitsfreiheit der Eingewanderten, set es auf gefeßlichem Wege oder durch brutale Gewalttätigkeiten einzuschränken. Eine im Jahre 1570 entdeckte Berschwörung gegen die Ausländer" in Norwich , wo sich etwa 4000 folcher niedergelassen hatten, brachte drei der Anstifter aufs Hochgericht. Die große Hospitalität, die England stets gegen Flüchtlinge geübt, ist im ganzen jedoch niemals ernstlich gefährdet worden. Und sie hat reichliche Wiedervergeltung gefunden in der hochent mickelten Industrie Englands, das für einige Jahrhunderte die Bertstätte der Welt" gewesen ist.
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einen Knopf als auch einen toten Schmetterling finden,- und fein Memer Inhaber heißt Gedali. Alle haben den Basar verlassen, nur Gedali ist geblieben. Und er schlängelt sich durch das Labyrinth von Globussen, Lobenschädeln und toten Blumen, schwingt den Wedel aus bunten Hahnenfedern über seiner Spielzeugschachtel und bläft den Staub von den toten Blumen fort.
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Und schon sitzen wir auf Bierfäffern. Gedali widelt sich seinen schmalen Bart um den Finger und widelt ihn wieder los. Sein 3ylinder schwebt über uns wie ein kleiner schwarzer Turm. Warme Luft strömt an uns vorüber. Der Himmel wechselt alle Augenblicke seine Farbe. Jetzt ficht es aus, als flösse dort oben zartrotes Blut aus einer umgeworfenen Flasche. Schwacher Verwesungsgeruch umgibt mich.
,, Gut, laßt uns zu der Revolution" ja" fagen, follen wir aber etwa zum Sabbat" nein" fagen?" so beginnt Gedali und die Blide feiner, rauchgrauen Augen fangen mich wie ein Seidenfaffo ein. Ich schreie der Revolution ein Ja" entgegen, ein„ Ja“ schreie ich ihr entgegen, sie aber versterkt sich vor mir und antwortet nur mit Schießerei
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In geschlossene Augen fann fein Sonnenstrahl dringen," antworte ich dem Alten, aber wir werden dir die geschlossenen Augen aufreißen, Gedali, wir werden sie dir aufreißen
„ Der Pole hat mir die Augen geschlossen," flüsterte der Alte kaum vernehmbar,„ ber Bole, diefer schlimme Hund. Er padt den Juden und rauft ihm den Bart aus, der Köter. Und jetzt wird er geprügelt, der schlimme Hund. Das ist vortrefflich, das ist Revolution! Und dann fagt derfelbe, der den Polen geprügelt hat, zu mir:„ Du muß dein Grammophon hergeben, Gedali, er muß regiftriert und nationalisiert werden. Ich liebe die Musit, Bani, antworte ich der Revolution. Du weißt nicht, was du liebst, Gedali," fagt die Revolution„ ich werde auf dich schießen, und dann wirst du es schon erfahren; ich fann nicht umhin, auf dich zu schießen, Gedali, denn ich bin die Revolution..."
Gie fann nicht umhin, auf dich zu schießen, Gedali", sage ich zu dem Alten, ihn in seiner Rede unterbrechend, denn so ist nun einmal die Revolution
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„ Der Pole aber, lieber Herr, schoß, weil er die Konterrevolution ist; ihr aber schießt darum, weil ihr die Revolution seid. Revolution aber ist ein Bergnügen. Und das Vergüngen fieht nicht gern Waisenfinder in seinem Haufe. Ein guter Mensch handelt auch gut. gut. Die Revolution ist das gute Werf guter Menschen. Gute Menschen töten aber nicht. Folglich wird die Revolution von schlechten Menschen gemacht. Die Polen aber find auch schlechte
Die Lebenserinnerungen des berühmten Aliniters Naunyn find eine Fundgrube anregender Reminisaenzen. Go erzählt Naunyn aus feiner Rönigsberger Brofefforenzeit in den fiebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts folgendes:
„ Es tonfultierten auch zahlreiche Patienten des benachbarten Rußland . Unter den jungen Mädchen, die uns von den russischen Eltern wegen allerhand oft recht geringer Beschwerden gebracht rourden, fielen mir einzelne aus besserer Familie auf, die nur wider Willen als frant zu gelten schienen. Eine solche mußte, ich weiß nicht mehr weswegen, chloroformiert werden. In der Narkose be gann fie allerhand höchst bedenkliches Zeug zu schwagen, das auf Vorbereitungen zu einem Attentat gegen den Kaiser von Rußland gedeutet werden konnte. Wir machten ihr im Vertrauen Mitteilung hiervon und rieten thr, sich in Rußland nicht chloroformieren zu laffen. Sie wurde verwirrt, faßte sich aber schnell und lachte folcher Unsinn!" Ich habe an diese Szene denken müssen, als ich etwa zwei Jahre später ihren Namen als den einer wegen. Beteiligung an einem schweren Attentat gegen irgendeinen hohen Beamten Angeklagten las.
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Außer diesen Nervösen" aber famen viele schwere und schmerste Fälle aus allerhand Gebieten der Pathologie. Von ihnen wurden piele in die Klinik aufgenommen; die leichteren Fälle passierten Königsberg schon mit der Absicht, nur die Diagnose stellen zu lassen und einen Badeort aufzusuchen. Russischem Brauch treu, liebten sic es, Konzilien" zwischen Bertretern der verschiedenen Disziplinen zu peranstalten. Drei, auch vier Don uns Universitätsprofefforen mußten zu einem solchen Ronzilium" zusammentreten. Es gab schon damals dort in Königsberg Leute, die mit der Vermittlung dieser Angelegenheiten ihr Brot verdienten, doch ging es dabei durch aus ehrlich zu. Jene Kranten tamen schon mit der Adresse des für fie geeigneten Professors an, der Einfluß jener Schlepper" war in dieser Richtung sehr gering, und Bezahlung, Gratifikationen irgendwelcher Art haben sie von uns nie erhalten. Wir hielten in Bewußtsein der Gefahr, die das mit sich bringen tann, darauf, daß wir absolut reine Hände behielten; die häßlichen Borfommnisse später in Berlin haben gezeigt, wie angebracht das war. Wir sind damals gelegentlich zwei bis drei Stunden hintereinander aus einem der minderwertigen jüdischen Gasthäuser in der Vorstadt in das andere herumgezogen. Die Honorare für solche Ronsultationen be trugen, als ich hinfam und bis etwa 1876, sechs Mart für jeden Kranten und jeden der Konsiliare. Dann haben wir uns auf neun Mart und schließlich auf zehn Mart gesteigert. Es läßt sich darüber streiten, ob dieser ganze Geschäftsbetrieb„ Dornehm" war. Indessen ging es faum anders wir hätten, wenn wir diese Zugereisten hätten abweisen wollen, uns die reichste Quelle für unser Rianten material der Klinit verschlossen, Stadt und Provinz lieferte damals noch zu wenig."
„ Es dauerte gar nicht lange, so tam ich als Reftor in ernsten Konflikt mit den neuen Anschauungen und Strebungen im Schoße der Studentenschaft. Diesmal handelte es sich um den Antisemitis. mus, der in jenen Jahren zum erstenmal an den deutschen Universi täten sich hervorbrängte. Seine Träger waren die an den meisten deutschen Universitäten bereits begründeten Bereine deutscher Studenten. Auch hier in Königsberg sollte jezt ein solcher be gründet werden, dessen Statuten mur chriftliche Studierende zuließen. Ich versagte ihm wegen dieser antisemitischen Tendenz vor fäufig die Bestätigung. Als ich aber dann die Sache zur definitiven spo Regelung dem Senat. vorlegte, ließ man mich hier völlig in Stich und bestätigte die Statuten..
Bon den schwarzen Juden in Abeffynien. Ror etma 20 Jahren hörte man zum erstenmal von ihnen. Dr. Jafob Feitlovitsch hatte sie mieber entdeckt und die Runde von ihnen in Europa verbreitet. Damals maren viele geneigt, die Nachricht für eine Senfationsmeldung zu halten. Nun ist Dr. Feitlovitsch wieder 15 Monate bei den Falaschas so heißen die abessynischen Juden gewesen und berichtet in amerikanischen Blättern über seine Studien. Die Fa lafchas sind der arbeitsamste Bevölkerungsteil des Landes. Ein Teil betreibt Landwirtschaft, ein Teil obliegt dem Handwerk, viele dienen in der abessynischen Armee. Sie leben in abgeschlossenen Dörfern. Ihre Stellung hat sich in den letzten Jahren gebeffert. Die schwarzen Juden weisen die Merkmale der taufafischen( weißen) Rasse auf. Wenn sie auch dunkel sind, so sind sie doch keine Neger. Ihre Ge fichtszüge find ausgesprochen semitisch; sie sind nur etwas dunkler als die Juden in Indien . Es besteht teinerlei Berwandschaft zwischen ihnen und den Negerjuden in Amerifa.
Menschen. Wer wird nun Gedali fagen, wo die Revolution und wo die Konterrevolution ist? Ich habe einftmals den Talmud studiert, ich liebe die Kommentare Rasches und die Lieder des Maimonides . Es gibt außer mir auch noch andere verständige Beute in Shitomir . Und alle mir gelehrten Leute werfen uns mit dem Gesicht zu Boden und schreien einstimmig: Wehe uns, wo ist die erlösende Revolution?
Der Alte verstummbe. Und wir erblickten den ersten schüchternen Stern, der an der Milchstraße aufblinkte.
" Der Sabbat bricht an," fagte Gedali mit gewichtiger Miene, die Juden müffen in die Synagoge."
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Pani Genosse," sagte er, fich erhebend, und sein 3ylinder schwankte wie ein kleiner Turm auf seinem Kopfe, bringen Sie doch nur einige menige gute Menschen nach Shitomir mit. Ach, in unferer Stadt herrscht ein solcher Mangel an ihnen, ein solcher Mangel! Bringen Sie gute Menschen mit, und wir werden ihnen gern alle Grammophone abliefern. Wir sind keine ungebildeten Menschen. Die Internationale wir wissen, was die Internationale ist. Auch ich will eine Internationale der guten Menschen, ich will, daß jede Seele registriert und ihr eine Tagesration erster Kategorie gegeben: werde. Hier, Seele, genteße bitte, habe dein Bergnügen am Leben Die Internationale , ja, Pani Genoffe, wiffen Sie denn nicht, mit was fie gegessen wird?. „ Sie wird mit Pulver gegessen," antwortete ich dem Alten. ,, und mit dem besten Blut gewürzt
Und schon war der junge Sabbat aus der Finsternis aufgeftiegen und hatte sich in seinen Stuhl gefeßt.
Gebali," sagte ich, heute ist Freitag, und der Abend ist bereits angebrochen. Wo kann ich einen ungefäuerten jüdischen Schmalzfladen, ein jüdisches Glas Tee und ein bißchen von dem abgesetzten Gotte in diesem Glas Tee finden?"
„ Das gibt es nicht mehr," antwortete Gedali, indem er ein Schloß vor seinen Spielzeugfasten hängbe, das gibt es nicht mehr. nebenan tft eine Schantwirtschaft, und gute Menschen haben sie einst geführt, aber dort wird bereits nicht mehr gegessen und ge trunken, sondern geweint
Und er knöpfte die drei Horntnöpfe feines grünen Rodes zu. Er stäubte sich mit dem Feverwedel ab, goß sich etwas Waffer au die weichen Handflächen und entfernte fich winzigflein, einfam und traumverloren, mit feinem hohen Zylinder und dem großen Gebetbuch unter dem Arm. Der Sabbat war angebrochen. Gedafi der Gründer der unerfüllbaren Internationale ging in die. Synagoge und betete.
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