des Lölkes aeftempek! worden. Niemals würde es in Deutsch - land einen Flaggenstreit geben, der in der Tat unser Ansehen im Ausland herabsetzt, wenn alle Kreise, wenn namentlich diejenigen, die Iarres auf den Schild erheben, den Farben der Republik allezeit Achtung erwiesen hätten. Seine Behaup- tung, daß die Lösung dieses Streits die d r i n g e n d st e Frage sei, bedeutet leider nicht eine Aufforderung an die Rechtskreise, die widerliche Hetze gegen Schwarz-Rot-Gold ein- zustellen, sie bedeutet vielmehr die Ankündigung des Präsi- dentschaftskandidaten, den Kampf um die Abänderung der verfassungsmäßigen Farben aufzunehmen, wenn eine Mehr- heit ihn wählen würde. Will Dr. Iarres damit etwa für seine besondere politische Befähigung plädieren? Er beweist doch nur. daß er die Absicht hat, zu den blöden Ksopffechtern de»»Kampfes gegen den Marxismus" zu willen zu sein. Darum erklärt er auch: »wir bekämpfen den uadeukscheu Geist der Rovemberrevo- toflon." Deutlicher kann man nicht werden. Iarres will«in Fanal zu neuen schweren inneren Kämpfen geben. Er beschimpft damit nur das deutsche Volk selbst. das mit einer bewundernswerten Leistung in dem Augenblick, als es von seinen allen Führern verlassen wurde, als der alle Staat an seiner inneren Unzulänglichkeit zusammenbrach, au» eigener Kraft sich den Weg zu neuem politischen und wirtschaftlichen Aufstieg frei machte. Es fehlt nicht der Appell an die Sentimentalität des Spießbürgers. Iarres will den Kampf um die Präsident- schaft„mit anständigen Waffen" führen und verzichtet darauf, die persönliche Ehre seiner Gegner anzugreifen. Das wird ihm auch bei den republikanischen Kandidaten, die gegen ihn aufgestellt sind, nicht gut möglich sein. Im übrigen, kann Dr. Iarres bestreiten, daß die Kreise, die ihn auf den Schild erhoben haben, den Wahlkampf seit Monaten mit den schmutzigsten Verleumderkampagnen oorbe- reitet und organisiert haben? Kann er bestreiten, daß seine Kreise es gewesen sind, die Ebert in den Tod ge- trieben haben? Kann er bestreiten, daß die ganze söge- nannte Korruptionskampagne nicht dem edlen Zweck dient, unser öffentliches Leben zu reinigen, sondern daß die Be- schimpfungen und Verleumdungen der Sozialdemokratie, die die Hugenberg- und Stinnes-Presse im Auftrag der Schwerindustrie betreiben muß, nur die Bahn für politische Vormacht des Geldsacks freimachen soll? Was nützt uns der großmütige Verzicht auf unehrenhafte Waffen gegen Männer, gegen die der erbitterste Gegner nichts vorbringen kann, wenn gleichzeitig nicht gegen einzelne, sondern gegen ganze Dolkskreise mit bewußter Ver- logenheit der ekelhafte Kampf niedrigster Verleumdermethoden betrieben wird, wenn in deutschnationalen Versammlungen man sich nicht scheut, von„Preußengeist gegen Barmatgeist" zu reden? Bei seinen Gläubigen mag Herr Iarres damit Ein- druck erwecken, die Arbeiterschaft weiß zu genau, daß diese sentimentale Geste sehr billig ist. Sie versteht sehr genau, wie der„Kampf um die Reinheit des öffentlichen Lebens" zu verstehen ist, wenn er von Geldsackpatrioten finanziert wird. Iarres wehrt sich dagegen, daß man ihn persönlich als Versackungspolitiker.verleumdet". Niemand in Deutsch - lond hat Dr. Iarres.verleumdet". Kann Dr. Iarres leugnen, daß er Monate lang in der schwierigsten Situation des Reiches den aberwitzigen Gedanken propagiert hat, Deutschland müsse den Mut haben, auf Jahrzehnte auf das Rheinland zu verzichten: »Mr holen uns das Rheinland in zwanzig Zahreo mit de» LaZonetteu wieder." Stammt dieser Ausspruch nicht von Ihnen, Herr Dr. Iarres? Ist es eine Verleumdung, wenn man sagt, daß diese wahnsinnige Idee von dem Präsidentschaftskandidaten der sozialen Reaktion mit allen Mitteln propagiert worden ist? Wer mit solchen Mitteln die Rbeinlandftage lösen wollte, hat ltein Recht sich darüber zu beschweren, daß man ihm Un» s ä h i g k e i t für den Posten des Reichspräsidenten vorwirst.
Die Lehre von öer Leere. Soazertumschou von Kurt Singer . Drei Beispiel« der Warnung und der Trauer: in einem Dom- konzert sitzen ca. 100 Zuhörer, in der Singakademie etwa 30. im Kammermusikhaus genau 7. Alles innerhalb einer einzigen Woche In einer Konzertzeit, die rachitisch und blutleer, dabei äußerlich ge- ichwollen scheint, ist auch die äußere Situation der Säle von bei- spielhafter Lehrkraft. Entweder Leere zum Frieren und ohne jede künstlerische Spannungsmoglichkeit. oder angestaunt mit belang. losen Frei-Gesichtern, oder Gefolgschaft des Startums und der Sen- sation. Hier ist dann das.Was" unwesentlicher als das.Wer"; große, herrliche Politik des Backfischtums, dem in der Musik viele erliegen(und auch erliegen sollen). Auch ohne Radio liefe der Kurs kaum anders. Aber sieben Konzerte an einem Abend, fünfzig in der Woche— wie dünkt es euch. Künstler, Agenten, Kritiker, um cme radikale Einschränkung der Veranstaltungen? Die zyklischen Abende werden schon aus finanziellen Gründen nicht zu hallen Irin, bis aus die repräsentativ großzügigen der Staatskapell« und Phltharmonie(Kleiber und Furtwängler ). Die Unbekannten und die Götter mittlerer Größe sollten sich zusammentun und zu drill oder viert ihre Kunstabende oeranstallen. Gebt Gemeinschofts- kcnzert«, so ihr nicht Erdmann. Kreisler, Schnabel. Onegin heißt! Geteilt« Kosten, geteiltes Leid, gemeinschaftliche Preste. Für die Solisten größeren Formats wäre es ein leichtes und wäre es«in Akt sozialen Gefühls, in Berlin nicht mehr als ein- bis zweimal saisonweis auszutreten und dabei jedesmal«inen Unbekannten als Begleiter oder Mitspieler einzuführen. Auch ihre Säle sind ja schon »ur halbvoll: wäre doch ihre Seele ganz voll von Mitempfinden mit anderen, die sich plagen. Das gleiche gilt von den gar zu vielen Ensembleoereinigungen. Die ernste Musikkritik ist nicht mehr ini- stände, ruhigen Ohrs der Konzertmassenfabrikation zu folgen. Eine neue Saison ähnlicher Hypertrophie, und sie wird streiken. Künstler aller Schattierungen, vereinigt euch, schafft Gemeinschafts- a b e n d e, suchte neue Kräfte und Säfte, seid nicht engherzig und beachtet(ihr Lichtallen), daß das Einmalige Ereignis, das Ge» häufte vulgär werden kann. Ein Konzert mit dem Philharmonischen Orchester, mit einem Programm von zwei Sinfonien und einem Solistenstück, könnte durchaus und gut drei Dirigenten und einen Virtuosen beschäftigen. Vierfache Reklame, vierfach betriebener Billettoertauf, doppelte Probenarbeit— wie dünkt euch das? Zieh' endlich, Künstlerseele. aus der endlosen Leere der Säle, die Lehre' Die Stadt Berlin kann es sich leisten, aus ihrem ftunstfonds Geld freizumachen für die R a t h a u s k o n z e r t e. zu denen nur geladenes Publikum festlich strömt. Kammermusik muß kurz und kurzweilig sein, auch wenn sie tiefen Inhalt birgt. Die Gefahr des Leerlaufens ist sonst im kühnsten Werk nicht zu umgehen. Edmund Schröders Trio v-Moll ist zu lang geraten. Es laffen sich einige Episoden der Ecksätze fortdenken, ohne daß dos ganze, sehr formsicher, streng und wissend gezimmerte Opus leidet. Ein« herbe Stimmung herrscht vor, auch dos Gesungenste wird von einer inännlich- testen Gemütsatt geleitet. Die Interpretation durch Schubert. Leit, Schulz war großzügig und markant. Ein
I Dieser Lorschlag des LersackungspoNMer» Iarres zeigt« nur, daß ihm jedes Augenmaß für die politischen Kräfteverhättnisse abging, daß er bereit war, Deutschland in ein aussichtloses, aberwitziges Abenteuer hineinzuführen. Für einen solchen Mann danken wir, für ihn dankt insbe- sondere das Rheinland , auf das sich Iarres glaubt berufen zu können. Wie wenig er dabei unbefangen zu denken vermag, zeigt feine Bemerkung, daß diese Politik gerade in„n a t i o- nalen Kreisen" Verständnis gefunden habe. Für ihn sind offenbar, wie für alle Deutschnationalen die Gegner seiner Politik keine„nationalen Kreise". Die„Zeit" überschreibt ihren gestrigen Aufruf für Iarres wieder„Für den Kandidaten des Reichs blocks". Dort heißt es, das den übrigen Kandidaten als„einziger Sammel- kandidat der Kandidat des Rechtsblocks, Dr. Karl Iarres" gegenüberstehe. Das ist er und das bleibt er, der Kandidat des Rechtsblocks, der Kandidat der Killinger und Westarp. Kein scheinheiligerer Satz konnte von ihm geprägt werden, als die Schlußworte seiner Rede: .Wir kämpfen gegen Kostengeist und Klassenhaß, für Staatswohl und nationalen Fortschritt. Der deutschen Z w i e» t rocht mitten ins Herz. Es lebe das einzige, untellbare deutsche Vaterland." Rein, im Gegenteil. Mit dieser Kandidatur vereinigt sich der Kastengeist der konservativen Junker mit dem Klassenhaß der Großunternehmer. Auf diese Kandi- datur setzen ihre Hoffnungen die Z e r s p l i t t e r e r der deutschen Einheit, bayerische und welfische Föderalisten. Für diese Kandidatur arbeiten die Banden des Herrn Killinger, arbeiten Stahlhelm und W e r w o l f, die be- rufsmäßigen Organisatoren des Bürgerkriegs und der deutschen Zwiettacht. Ihr gegenüber erhebt die Sozialdemokratte in diesem entscheidenden Kampfe die Fahne der nationalen Ein- heitsrepublik aller Deutschen . Sie bekennt sich zur freien Selbstbestimmung des Volkes und zum sozialen Auf- stieg der arbeiten Massen. Nicht Dr. Iarres, der Mann der Schwerindustrie und der Junker mit dem rückwärts gewandten Blick darf der Erwählte des Volkes fein, am Wahltag werden die Massen zeigen, daß sie vorwärts und in die Zukunft schauen! Unser Mann bleibt <dtto öraua l
Reichstag unü Präsidentenwahl. Ter Arbeitsplan des Reichstags. Räch den vom Acltestenrat des Reichstag» beschlossenen Dispositionen wird sich der Geschäftsplan des Reichstag» ln der nächsten Zeit folgendermaßen gestalten: In der heut« um 12 Uhr beginnenden Sitzung sollen die zweit« Lesung des Notetats und die zweite und dritte Lesung des Finanz- ausgleichs erledigt werden, ferner der Gesetzentwurf über die Ver- längerung der Fristen in der dritten St« uer n otv e r- ordnung, der vom Bildungsausschuß«ingebrachte Gesetzentwurs über den Lehrgang der Grundschule und evtl. auch die Aenderung der Unfalloersicherung in erster und zweiter Lesung. Am Freitag sollen auf Grund der Anträge der Kommunisten inj) der Sozialdemokraten die Vorgänge in. der kommunistischen � Versammlung in Hall« besprochen werden. Am Sonnabend sollen die dtttten Lesungen stattfinden über den Notetat, das Grundschulgesetz usw. Die nächste Woche und der Montag der übernächsten Woche bleiben mit Rücksicht auf die Wahl des Reichspräsidenten f i tz u n g s- frei. Dom 31. März bis 4. April wird der Reichstag wieder Sitzungen abhalten und dann die O st e r p a u f« beginnen, die bis Ende der Woche nach Ostern dauern evtl. aber auch bi» zum 28. Apttl ver- längett werden soll, wenn für die Reichspräsidentenwahl ein zweiter Wahlgang erforderlich sein sollt«.
Ttto Opus 72 von Robctt Kahn, wohlgeborgen in den Meister- Händen von Willi Heß und Nikolaus Grandan tst köstliche, graziöse, einschmeichelnde und spritzige Erfindung. Lieder Ftttz Lissa uers auf Texte Storms und Kellers verraten neben dem äußerst geschickten Satz eine lebendig«, breit strömende Empfindung für Liebeslyrik. Versteckte Kontrapunktik und bezeichnende, sanfte Tonmalerei sind sinnvoll verwebt in das Melos. das für die San» gerin immer interessante Aufgaben stellt. Leider verdarb sich Lissauer als Begleiter gerade die Schlußpointen durch zu große, un- virtuose Zurückhaltung. Emmy von Stetten belebt« das Le- bendige durch großen Ausdruck Im Gesang. lieber Vasa Prihoda wäre nichts Reue» zu sogen, wenn er nicht die C-Moll-Sonate von(3 lieg so herzhaft unmusikalisch, maniriert, mit zigeunerhaften Betonungen und falschem Dibrato gespielt und so um den Rest ihres Verstandes gebracht hätte. Dann aber kam Paganinis Konzert v-Moll. Geiger, packt ein! Das macht dem jungen Tschechen heute keiner in der ganzen Well nach. Solche Zuverlässigkeit der Flageolets, Doppelgriffe. Stakkati, solche Eleganz und Verve der rechten Hand(die so gegen jede Schul- Meinung vorstößt), solche unbändige Lirwosllät im Tönen und Klingen war lange nicht da. Heute schon der genialste Techniker, wird Prihoda morgen vielleicht auch«in guter Musiker sein. Röiig hätte er es nicht: auch als Virtuos steht er einzig da im Lichte inter - nationaler Beliebtheit.(Geiger, packt ein!) Alice Land alt zeigt in den 32 Variationen Betthovens eins sympathische Mischung von musikalischer Kultur. Geschmack und Spielfertigkeit, die von Brillanz und Virtuosität gerade au« tünst- lcrischen Gründen frei bleiben will Joachim Seyer-Slcphan, in der Schule Maysr- Mahrs aufwachsend, ist«in pianistisches Talent. Sein Temperament, sein kräftiger Anschlag in der linken, sein gesanglicher Trieb in der rechten Hand scheinen gesundem Nacherleben zu entkeimen. Daß gerade in einer Bachschen Phan» tosie und Vartationen noch manches unerfüllt leer, mehr gespielt als geschaffen klingt, darf bei einem Sechzehnjährigen nicht stören. Helene E a s p e r ist ttn leidenschaftliches, vorwärts drängendes, im Rhythmus sich leicht oergaloppierendes Mädchen. Sie hat viel ge- lernt, federt ihre Läufe präzis hin. wird aber der Anmut oder Eleganz einer Sonate von Haydn oder Beethoven gegenüber nervös. Von dieser Nervosität ist Henry Heering frei(wie alle Eng» lönder). Aber er interessiert auch nicht sehr, trotz einer geradezu pedantischen Sauberkeit des Klavierspicls, dos in Brahms - Variationen Farbe und Mischtönung vermissen läßt. Mark Ra- p h a e l, ebenfalls Engländer, ist mehr Vortragekünstler als Sänger. Wie grausam vergeht sich sein schwerer unfreier Bariton gegen Schubert und Schumann! Die englischen Lieder(von Ouiller) aller- dings schlagen ein: künstlerisch gehobener Kabartttdienstl
wir werben kämpfen unü wachsen 1 Bon Willi Birnbaum. Die Hydra gemeiner Verleumdung kroch aus allen Löchern. Giftschwaden lagerten über jungem Land, verhüllend Berggipfel und Sonnenzauber. Tag um Tag, seit Monden schon der ewig- trübe Schleier, umwebend alles.
Gegen Sie Preisgabe üer Reichswerte. Der Reichstag verlaugt Reichsmittel für die Deutsche» Werke. Der Haushaltsausschuß des Reichstags hat gestern fok- gende Entschließung der Parteien ohne Diskussion angenom- men: Der Reichstag wolle beschließen, die R ei ch» r« gi er un g zu ersuchen, bei der Umstellung der Deutschen Werte alle Maßnahmen zu ergreifen, die t« möglichster Erhollung der Arbeitsgelegenheit geeignet sind, die Reichsinteressen in vollem Umfange zu wahren. Die für diese Umstellung unerläßlichen Mittel sind von der R e i ch» reg ie r un g mit Genehmigung des HaushÄtsausfchusses des Reichstags zur Verfügung zu stellen. Ueber diese Entschließung wird die Dollsitzung heute btt der Beratung des Rcüttats mit Beschluß fassen. Diese Entschließung des Reichstagsausschusses ist«in E r- folg der Sozialdemokratie, die entgegen den Trei- bereien kapitalistischer� Interessenten von Anfang an die Er- Haltung der Reichswerke gefordert und gegen die geplante Privattsierung schärfften Protest erhoben hat.
öühnengefetz unü Reichsregierung. Kulturdebatte im Bildungsausschuh. Zwei Stunden lang beschäftigte sich der Bildungsaus- schuß des Reichstags in sttner Sitzung vom 18. März mit dem von der Regierung vorgelegten Entwurf des R e i ch s b ü h n c n- g e s« tz e s. Leider war dies«ine vollständig ergebnislose Aus- sprach«, da der Vertreter des Innenministeriums sich gegenüber dtn Wünschen der verschiedenen Parteien in Bezug auf Ausgestaltung des Reichsbühnengesetzes zwar mit großer Höflichkeit äußerte, aber noch keiner Richtung festlegte. Der Schutz der geistigen Arbeit, der Raub geistigen Eigentums, wie er neuerdings durch die Rundfunk- »eranstaltungen üblich geworden ist, die Notwendigkeit eines literarischen Eigentumschutzes, fanden bei dem Herrn Regierungs- Vertreter wohlwollendes Gehör, aber auch nicht mehr. Auch über die Hinsinnahme von Arbeitsrechtsfragen in das neue Gesetz, wie dies die Sozialdemokraten wünschen. Siißert« er sich sehr unbestimmt. Alle Parteien richttten an die Regierung die Aufforderung, daß. wenn sie die künstlerische Produktion söroein, die Künstler zum Schassen anregen, das Niveau der Theater heben wolle, es erheblicher Reichszuschüsse bedürfe, damit nicht der Zwang, Geld zu oerdienen, allein maßgeblich sei für die lünst- lerische Produktion. Alle Parteien sprachen die Absicht aus. bei Gelegenheit der bevorstehenden Beratung des Haushalls des Innen- Ministers auf diese Frage einzugehen und der Reichsregierung bei der Gestaltung de» neuen Gesetzes Anregungen und Richtlinien zu geben. Ein Antrag des Zentrums, die Reich-regierung zu er- suchen zu erwägen, bei der Verabschiedung des Reichstheatergcsetzes den Schutz des geistigen Eigentums der Bühnenschriflsleller und Bühnenkomponisten in Sachen der Radioübermittlung von Bühnenstücken zu gewährleisten, wurde einstimmig angenommen. Ein anderer, von den Sozialdemokraten schon einmal ttngereichter und angeblich verloren gegangener Autrag. Bildstteifen für Jugendliche bis zu 18 Jcchren sind nicht zuzu- lassen, wenn sie im Widerspruch mit dem Erziehungsziel des Art. 148 der Reichsverfassung stehen oder die bestehende rexubli- konische Staatsverfassung herabsetzen, wurde mll großer'Stimmen- Mehrheit angenommen. Dagegen stimmte die Vertreterin der bayerischen Volkspartei und tri« Hätf4«.(!) der anwesenden deutschnationalen Vertreter, unter ihnen—"das verdient besonders hervorgehoben zu werden— der Berliner Dolksfchullehrer Schulz. Damit vertagte sich der Bildungsausfchuß auf 14 Tage, denn nachdem in der letzten Sitzung die Attacke auf das Grundschulgeseg der Reaktionären halbwegs gelungen sst— es steht nur noch die Zustimmung des Reichstags zu dem Ausschußbeschluß aus—. haben es die zurzeit herrschenden Parteien nicht eilig, sich über die höhere Schule auszusprechen. Allerdings soll in der nächsten Sitzung auch über die Rot der Junglehrer und über die Mitttt, dieser abzuhelfen, gründlich gesprochen werden, was die Sozialdemokraten seit langem oerlangen.
Da kam der Tag: Ein Großer starb! Nebel der Niedertracht waren auf Stunden zerronnen. Ein Berggipfel leuchtete aus und goldige» Licht ergoß sich über jungfräuliche» Land. Menschen reckten sich Hochauf, strebend zu Höhen und Sonne. Ein Volk rang mit sich nach Klarheit! Inbrunst stand gegen Niedertracht, Inbrunst zum ganzen Volk, zu den Aermsten auch in armseligen Hütten! Der Nebel der Niedertracht aber barg Machtgier, Herrentum, Despotie. Liebe und Hingab- stand wider Haß, Verleumdung� Lüge. Dem Sehnen zum Ganzen stemmte sich brutaler Wille zum dreimal um- btteten Ich entgegen. So gewahrt man das Volt in Stunden. Schon dichten sich wieder die giftigen Schltter. Die Hydra lebt noch! Wille zu schwerem, entscheidendem Kampf aber ward den Sehenden in diesen Stunden gegeben. Entsetzen ob soviel gemein- ster Brutalität zwar umkrampft noch ihre Seelen— ein Aufleuchten der Höhe in verklärendem Licht gab Mut, Kraft, Entschlossenheit zurück. Das auch ward allen klar: die Hydra muß sterben, Nieder- tracht, Machtgier, Herrenmenschentum, Wille zur Despotie müssen schwinden, soll die junge Saat nicht darunter ersticken. Der Tag. da Licht durch Nebel drang, war ein Tag tiefinnerer Sichtl Wir müssen hindurch, bestell vom Willen und Streben zu Auf- wuchs und freier Luft. Deutschland muß werden ein« starke Re- publik, eine Einhttt und Macht. Schon nahtt der Tag des Gerichts! Wir werden kämpfen und wachsen! Den Willen gab uns der Tag. Einen verspäteten Karnevalsscherz haben sich die reaktionären Frgltionen des Münchener Stadtrats geleistet. Auf Ver- anlassung der Nationalsozialisten haben die Fraktionen der Bayeri- schen Volkspartei, der Deutschnationalen, der Deutschen Volkspartei und der Nationalsozialisten im Münchener Stadtrat es durchgesetzt. daß die Direktion der Münchener Kammerspiele aufgefordert wurde, Wedetinds.Büchs« der Pandora" vom Spielplan ab- zusetzen, widrigenfalls die Stadt dem Theater nicht den erbetenen Zuschuß in Höhe von 30 000 M. bewilligen werde. Wenn der Stadt- rat einem Theater«inen Zuschuß bewillige, so behalt« er sich auch ein Einspruchsrecht gegen moralwidrig« und undeutsche Stücke vor. Darüber, ob die„Buchst der Pandora"«in unmoralisches Stück sei würden sich die genannten Parteien in keinerlel Auseinandersetzung vle Mhlahrsausfielluug der Becflaee Sezestioa wird am 21. tat ge- laben em Publikum erössnet. Spielplan änderiing. Im Deutschen Tb-ater geht von heute ab täglich«haws»HeiligeJohanna- nnt Elisabeth Bergner M btt Titelrolle w Szene. vi« Galerie X Casper. SurfürNendamm 883, eröffnet bi-«vllellw- vuSstellimg von Lucien Adrion -PariS am Sl>. März. 12 Uhr.