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aid Lord Curzon gestorben.

London , 20. März.( WTB.) Lord Curzon ist 5 Uhr 35 morgens gestorben.

Mit Lord George Nathaniel Curzon of Kedleston verschwindet von der politischen Weltbühne ein Staatsmann, der mie, faum ein anderer die Traditionen des britischen Imperialismus verkörperte. Bor 66 Jahren als Sohn eines nord- irischen Geistlichen geboren, begann er, noch verhältnis­mäßig jung, feine politische Laufbahn. als Privatsekretär des fonservativen Führers und langjährigen Premierministers Lord Salisbury . Mit 27 Jahren mar er bereits fonjer­vativer. Abgeordneter, mit 32 Jahren Unterstaatssekretär für Indien , mit 35 Jahren Unterstaatssekretär für ausmärtige An­gelegenheiten, mit 40 Jahren sogar schon Bizefönig von Indien . War er bereits vordem einer der besten Kenner der Drientprobleme und besonders der für die britische Welt­politik damals so überaus michtigen persischen Frage, die er in verschiedenen Schriften eingehend behandelte, so wurde er durch die an Ort und Stelle gesammelten Erfahrungen zu einer Säule der englische Drientpolitik innerhalb der konser vativen Partei. Allerdings blieb er als Konservativer in der Zeit vor dem Kriege, als die Liberalen in England das Ruder führten, außerhalb der Regierung. Als jedoch im zweiten Kriegsjahr Lloyd George eine Koalitionsregierung beider Par­teien bildete, murde Curzon, wieder Mitglied des Kabinetts.

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Magdeburger Prozeß. 2

Gobert unter dem Schutz des Gerichts.

BS. Magdeburg, den 20. März 1925.

Nach Eröffnung der heutigen Berhandlung stellte der Bor­fißende, Landgerichtsdirektor Rudolf, fest, daß die Uleberreichung von Blumensträußen an den Angeklagten Rothardt am pori­gen Dienstag anläßlich feines Geburtstages nicht im Gerichts. fa al erfolgt sei. In diesem Falle wäre das Gericht eingeschritten Dann wurde als erster Zeuge der Gast mirt Kiefert aus Briz bei Gberswalde vernommen, der 1918 bei der Firma Goerg gear­beitet hat. Der Zeuge gibt über die Entwicklung des Streits eine ungenaue, non den Darstellungen der anderen Beugen start ab weichende Schilderung. Auch der Rede des verstorbenen Reichs präsidenten erinnere er sich nur sehr schmach. Seine Aussagen flingen so ungenau, daß der Vorfizende ihm die Frage vorlegt, ob der Zeuge fich selbst gemeldet habe. An Dittmanns Rede will der Zeuge sich überhaupt nicht mehr erinnnern können. Bors.: Ist dem verstorbenen Reichspräsidenten Beifall gezollt worden? 3euge: 3a, indem fie ihn aus­gefimpft haben.( Lachen.) Borf.: Ich verbitte mir jede Kundgebung hier.

Die Verteidigung verlangte darauf erneut die Ladung der Mit­glieder des Gerichts der ersten Instanz zu der Behauptung Orgels, daß Sprig ihn bei der ersten Berhandlung am 3eugentisch ange stoßen und ihn gebeten hätte, ihn doch nicht zu verraten. Nach An­sicht der Verteidigung habe Drzel hier einen Meineid geleistet. Der folgende Zeuge,

Tischler Frih Kinfer,

Seine führende Rolle in der europäischen Politit setzte jedoch erst nach dem Kriege und sogar nach dem Versailler Bertrage ein, als Balfour das Außenministerium aus Ge­arbeitete 1918 zusammen mit dem Zeugen Syrig in den Ago: fundheitsgründen aufgab und Curzon sein Nachfolger wurde. Bon diesem Augenblick an war er einer der wichtigsten europäi orgel, daß die gelamte Belegimaft in den Streit ge­Werken in Johannisthal . Der Zeuge erklärte im Gegensatz zu schen Faktoren bei der Regelung aller Probleme der Nachteten sei. Borj.: Bußten Sie, daß in Treptom Ansprachen ge­friegszeit. Er murde bald einer der von den europäischen halten werden würden? Zeuge: Wir hatten Kollegen bei, die das Kanzleien und be onders von den am englischen Hofe affredi 3eug. hatten,' ne Rede schwingen zu können. Da brauchte man tierten ausländigen Diplomaten am meisten gefürchteten eng feene Kanonen dazu. Borf.: Wissen Sie, was Herr Ebert lifchen Staatsminner. Nicht nur wegen der Hartnädig damals gesprochen hat? Zeuge: Er ging auf den Streif feit, mit der er on dem einmal eingeschlagenen Standpunkt faft gar nicht ein, sondern hielt eine mehr allgemeine Rede. festhielt, sondern auch wegen der eiskalten Art, mit der Er machte uns jedenfalls Borwürfe wegen des Streifs. Er meinte, daß einige unserer Programmpunkte ja gerecht seien, er die Bertreter fremder Mächte behandelte, wenn deren Ab­aber sie rechtfertigen den Streit nicht. fichten feine eigenen durchkreuzten. Der starre Blick, die un durchdringlichen, hochmütigen Züge, die er in folchen Fällen zur Schau trug, waren im Londoner diplomatischen Korps und überhaupt in allen auswärtigen Aemtern Europas gerade­zu sprichwörtlich.

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Diese Charaktereigenschaften und dieses Auftreten müssen foon deshalb erwähnt werden, weil fie für die Entwicklung der politischen Ereigniffe in den letzten Jahren von besonderer Be deufung gewefen sind. Wenn die Spannung zwischen Frank reich und England in den Jahren 1920 bis 1923 fo unerträg liche Formen annahm, daß sie sich schließlich auf Kosten Deutschlands in der Ruhrbesehung entlid, und wenn auch später die diplomatische Beendigung des Ruhrkampfes fich fo endlos verzögerte, so lag das nicht zuletzt an der Tat­sache, daß gleichgeartete, unnachgiebige Naturen Poin caré und Curzon - an der Spitze der auswärtigen Boli. tit Frankreichs und Englands standen. Bielleicht wäre die endgültige Lösung des Reparationstonflittes heute noch nicht erreicht, menn nicht zum Glück zwei andere, ganz verschieden peranlagte Männer, Herriot und Macdonald, im vorigen Sommer das Heft in der Hand gehabt hätten.

Es fehlte reben Lord Curzon die unentbehrliche Eigen schaft des wirklichen Diplomaten, die Geschmeidigkeit. Außer dem war er bis zuletzt recht einseitig eingestellt. Ihn inter­effierten die Orient probleme legten Endes mehr als die fontinentaleuropäischen. Poincaré verstand, es sehr geschickt, diefe Borliebe des traditionell- konservativen Imperialisten für fleinasiatische Fragen auszunügen, indem er ihm auf der Lausanner Konferenz schrittweise entgegenfam, dafür aber immer größere Bewegungsfreiheit am Rhein erlangte.

Indessen erkannte das englische Volf gegen Ende 1923, daß die Curzonsche Außenpolitik sowohl an der Ruhr wie auch im Orient Schiffbruch erlitten hatte. Diese Erkenntnis trug wesentlich zu dem Stimmungsumschwung bei, der bei den damaligen Unterhauswählen in Erscheinung trat und Mac­donald ans Ruder brachte.

Es hat einigermaßen überrascht, daß nach dem überwäl­tigenden Sieg der Konservativen bei den legten Wahlen Ende Oftober 1924 Lord Curzon in der neuen Regierung Baldwin nicht auf seinen alten Bosten zurüdfehrte, sondern zum Ko ID= nialminister ernannt wurde, während Chamber tain Airßenminister wurde. Aber das dürfte wohl darauf zurückzuführen sein, daß Baldwin richtig erkannte, daß Cur­zons Art nicht geeignet war, die noch immer schwierigen eng lifch- französischen Gegensäge in der Sicherheits- und in der Räumungsfrage zu überbrüden. Indessen war Curzon durch feine frühere Koloniallaufbahn für seinen neuen Bosten durch aus geschaffen. Uebrigens fiel ihm als Worfführer der Regie: rung im Oberhaus sowieso die Aufgabe zu, auch die auswär­tige Politik der Regierung vor den Lords zu vertreten. Das hatte er noch wenige Tage vor seiner tödlichen Erkrankung in einer Antwortrede auf eine Interpellation des neuen Lord Asquith über die Militärkontrolle und die Räumung der Kölner Zone getan.

Als ein Hüter der konservativen Traditionen der briti schen Weltpolitit in einem entscheidenden Stadium der euro­ päischen Geschichte wird Lord Curzons Name zweifellos fort­leben. Ob fein Wirken für die Völker Europas und für sein eigenes Bolt sehr segensreich war, darf wohl bezweifelt werden.

Flottendebatte im Unterhaus.

London , 20. März.( WTB.) Bridgeman sagte bei Eine bringung der Flottenporanichläge, auf den ersten Blid fönne eine Bermehrung um 4 700 000 Bfund beunruhigend erscheinen, doch sei ein beträchtlicher Teil hiervon auf llebertragungen von ande: ren Waffengathungen zurückzuführen. Zum ersten Male erscheine ein Bosten von 1.320 000 Pfund für die Luftflatte, der bisher auf Bewilligungen für die Luftich ffahrt entfallen fei. Bridgeman be faßte sich darauf mit dem Beschluß, in dem Bau des Dods von Singapore , in dem die größten Schiffe ausgebessert werden fönnica, fortzufahren. Das Schwimmbod, das hierzu verwandt werbe, und deffen. Einrichtung etwa drei Jahre dauern werde, sei eins der ehemals deutschen Schimmdocs und befinde sich gegenwärtig in Portsmouth . Bridgeman erklärte ferner, daß alle Berpflichtungen des Washingtoner Bertrages durchgeführt seien, und zwar vor dem festgelegten Zeitpunkt. Es hätten feinerlei Flottenmanöver größeren Umfanges stattgefunden uerb würden nicht stattfinden, abs gesehen von den üblichen Flottenübungen. Auf eine Frage bezüglich des Vorschlages des Präsidenten Coolidge für eine Abrüstung 5. Bonferenz antwortete Bridgeman, wenn irgendeine Möglichkeit für das Zustandekommen einer Abrüstungskonferenz, an der England teilnehmen könnte, bestehe, so werde England nur froh sein, wenn es möglich und mit ber Sicherheit Engländs verträglich wäre, alles zu vereinbaren, was die Rüstungskosten vermindern fönnte. Bridge man mies ben Gedanken zurüd, als ob der Bau eines Flottenstük.

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Borf: Haben Sie gehört, daß Ebert aufforderte, im Streit auszu Jeuge: Das hat er nicht getan. Borf.: Was sagte er halten? von den Stellungsbefehlen? Jeuge: Er fagte, daß die Bartei nach Möglichkeit die Einziehungen rüdgängig machen werde. Aber Stellungsbefehlen müßte Folge geleistet werden. Wir sollten uns nicht zu Unbesonnenheiten hinreißen lassen. Ein Beisiger: Wie wurde denn das aufgenommen? Jeuge: Die Leute haben dabei Arad gemacht..

Der folgende Zeuge,

Richard Eitner- Berlin,

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schilderte, daß er 1914 aus der Sozialdemokratischen Bartei aus getreten sei, meil er mit der Bewilligung der Kriegskredite nicht einverstanden gewesen sei. Sein Betrieb sei in den Streit ein­getreten, um eine bessere Lebenshaltung zu erzwingen und einen Drud auf die Regierung zum Abschluß des Friedens auszuüben. Der Zeuge hat auch an der Treptower Versammlung teilgenommen.

Ebert habe darauf hingewiesen, daß die englischen und franzö­fifchen Munitionsarbeiter feine Arbeitsstunde verlören. Wir follten dasselbe tun. Ich habe Ebert darauf auch zugerufen Berräfer".

Borf: Wiffen Sie genau, daß der Redner dann noch gefagt hat, fie follte es wie die englischen Muntionsarbeiter machen?" 3euge: Jawohl, ich stand ganz vorn, denn bei Bersammlungen will ich immer ganz genau hören, ob der Redner nach meiner lleber­punttes in Singapore eine Bedrohung Japans darstelle.

Nach Bridgeman ergriff Macdonald das Wort und wandie sich nachdrüdlich gegen den Bau eines Flottenstüßpunktes in Singa­ pore . Er bezeichnete unter dem Beifall der Arbeiterpartei den Be schluß der Regierung als sehr bedauerlich. Japan oder England fönnten falsche Schritte tun, die scheinbar nichts bedeuteten, in Wirk lichkeit aber die Auffassungen beider Länder verändern würden. Im weiteren Verlauf der Debatte trat Admiral Sir Hennifer hug han( Konf.) für die Ausstattung neuer Kreuzer mit acht­zölligen Geschützen ein. Er begrüßte die Fortführung des Singapore Blanes, in welchem er einen guten Schuß für die britischen Do­minions und die britische Handelsflotte erblickt. Australien sei ent­schlaffen, weiß zu bleiben und die Einwanderung aus nördlich von ihm gelegenen Ländern abzuwehren. Es sei nicht ohne Schuß, wenn es die Hilfe der britischen Flotte erhalte, die aber nur möglich sei, wenn der Flottenstügungspunkt in Singapore ausgebaut sei.

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Campbel( Rons.) erklärte, alle wahren Freunde des Friedens und alle aufrichtigen Anhänger des Völkerbundes müßten für die Basis in Singapore stimmen, da ihre Errichtung das beste Mittel zur Erhaltung des Friedens sei.( Aehnlich argumentierten seinerzeit auch die Flottentreiber in Deutschland ! D. Red.) Saffatoala ( Komm.) forderte für die Matrosen der Kriegsmarine das Recht, Gewerkschaften zu bilden. Kenworthy( Lib.) trat aus Spare famfeitsgründen für den Bau eines Schwimm- statt eines Trocken docks in Singapore ein und betonte, daß ein Teil der Ausgaben für die Flotte notwendig sei, weil Frankreich so viele U- Boote baue.­Bellairs.( Sonf.) frat für völlige Abschaffung der U- Boote ein und bedauerte, daß die Dominions nach dem Washingtoner Abtom men feine Großfampfschiffe bauen dürften. Bridgeman, der im Namen der Regierung antwortete, sagte, es jei nicht richtig, daß er fein Freund der Abrüstung sei. Er sage lediglich, daß Groß­ britannien das einzige Land sei, welches vollkommen von seiner Flottenstärke abhängig sei. Hierauf wurde der Marineetat in der hauptsache angenommenn. Am Montag wird nochmals die Frage des Etüßpunktes von Singapore erörtert werden.

Sturm im Landtag.

Jarrefiften und Kommunisten Hand in Hand.

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Der Aeltestenrat des Preußischen Landtags beschloß heute, dem Landtag die Lertagung bis zum 31. März zu empfehlen. 3 der Frage, ch in der Zeit der Nichttagung der ständige Aus­schuß etverordnungen über wichtige Gegenstände erlassen dürfe, gab es eine ausführliche Erörterung. Die Rechtsparteien forderten, daß bei wichtigen Belegen das Plenum des Landtags einberufen

werden mue.

Zu Beginn der heutigen Blenarsigung, die bis jetzt sehr stir mis d) perlaufen ist, beantragten die Deutschnationalen durch den Abg. v. d. Offen die Behandlung ihres Antrages über die Ab­grenzung der Befugnisse eines Geschäftsministeriums. Ab. Pied ( Komm.) begründete einen fommunistischen Antrag auf Auflösung des Landtags. Für den Fall, daß der kommunistische Antrag nicht auf die Tagesordnung gesezt werde, würden die Kommunisten für die Beratung des deutschnationalen Antrags stimmen.

Winkler, Ministerpräsident Dr. Marg müsse sofort erscheinen und Hierauf forderte der Führer der Deutschnationalen, Abg. erklären, wie er sich seine Geschäftsführung eigentlich dente.

Staatssekretär Dr. Weißmann erklärt hierzu: Ministerpräfi dent Dr. Marg wird sofort im Hause erscheinen.

Danach versuchte der völkische Abgeordnete Danide gegen die Parteien der Mitte loszuziehen. Seine Ausführungen gingen jedoch in Heiterteitsstürmen und Lärmizenen unter.

Genosse Grzesinifi beantragt hierauf Schluß der Ge schäftsordnungsdebatte. Die Abstimmung bleibt zweifel­

zeugung spricht.". Bors: Sie haben das alles in der ersten Jn. stanz nicht gefagt." Jeuge: Ich habe mich erst später mieder er= innert."-Borf.: Was hat denn Ebert noch gejagt?" Zeuge: Er sagte, daß unsere Forderungen gerecht seien, aber in dieser Situation feien sie nicht durchführbar. Da wurde ihm wieder Borf.: Sagte er nicht, daß die zugerufen: Streifabwürger." Jeuge: Arbeitsbrüder in anderen Städten zu ihnen ständen?" ,, 2lch mo, da ist er wie die Katze um den heißen Brei herumgegangen, und wegen der Gestellungsbefehle sagte er, daß die Partei sie mildern werde.( Der Zeuge zieht eine Zeitung aus der Tasche:)

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General­-R.-A.

Was Gobert hier gesagt hat, ist eine unwahrheit." Borf.: Diese Aussage gehört nicht hierher, stecken Sie bitte Ihre Beitung fort." Jeuge( erregf): Der Gobert ist doch gerichtet. Borj.: Ich verbiete Ihnen, solche Aussagen hier zu machen, die nicht hierher gehören. Sie sollen nur Ihre Wahrnehmungen mit­teilen. Landgerichtsrat Winter: Hat die Sozialdemokratische Partei 1917 vor dem jogenannten Rüstungsstreit gewarnt? staatsanwalt: Ich weiß nicht, was diese Frage hier soll. Dr. Cuetgebrune: Mir scheint die Frage sehr wichtig. Zeuge: Die SPD . hat damals reaktionär dagegen gearbeitet. Der Vorwärts" ist immer Arbeiterverräter gewesen. Der Borwärts" hat ja auh die Maifeiernden als englische Agenten" bezeichnet. R.-A. Dr. Martin: Hat Herr Ebert auch angeregt, Ruhe und Ordnung zu mah­ren?" Jeuge: Selbstverständlich, wer nicht ruhig war, murde ja auch denunziert und verhaftet.-R.-A. Dr. Martin: Sie sind vor­bestraft? Zeuge: Das gehört nicht hierher. Es ist keine Kunst, Dr. Martin: Die Aussage Gobert wird bezweifelt, da er wegen Be­einen Menschen bloßzustellen. R.-A. Bors.: Wozu die Frage? trugs vorbestraft ist. Wir haben an den Zeugen der Staatsanwalt schaft dasselbe Interesse. Generalstaatsanwalt: Syrig und Gobert fielen aber auch aus dem Rahmen der übrigen Zeugen heraus. Borf.: Das kann man ohne weiteres nicht sagen, Herr Generalstaats­anwalt. Herr Zeuge, haben Sie eine erhebliche Strafe erlitten? Zeuge: Nein( fich verbessernd). Ich bin im Jahre 1898 unschuldig wegen Körperverlegung bestraft, worden. R.-A. Dr. Martin: Haben Sie feit der ersten Instanz mit jemand über Ihre Aussage gesprochen? Jeuge: Mit vielen Leuten. R.-A. Dr. Martin: Hat jemand Ihr Gedächtnis aufgefrischt? Zeuge: Nein. Dan folgte die Bernehmung des Verwaltungsamtsmanns Willi Corenz

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Der

beim Magistrat von Berlin . Früher war der Zeuge bei Goerz be schäftigt, wo er mit dem Zeugen Fechner zusammen tätig war. Der Zeuge gehörte der SPD . an und befundete, daß die Mehrheitssozia­listen damals im Streif einen schweren Stand hatten. Zeuge hat an der Teptower Versammlung auch teilgenommen. Der verstorbene Reichspräsident habe infolge seiner maßvollen Sprech weise starten Widerspruch gefunden. Er halte es für aus­geschlossen, daß Ebert etwa aufgefordert habe, Gestellungsbefehlen nicht Folge zu leisten. Er fönne fich auch nicht entfinnen, daß dem Redner ein Zettel zugereicht worden sei oder daß der Redner über­haupt das Wort Streit" gebraucht hätte. Borf.: War diese Rede eine Aufforderung, weiter fest zu bleiben, oder war sie mehr em Bericht über das, was geschehen? Zeuge: Die Rede war alles, nur

feine Aufforderung, beim Streit zusammenzuhalten. Der Zeuse

bemerkte dann weiter, daß das Wort Arbeiterbrüder" in der Rede gefallen fei, weiß aber nicht mehr in welchem Zusammenhang. Schon nach den ersten beiden Säßen des Redners habe die Unruhe ein­gefeßt Am Schluß habe der Redner zur Frage der Gestellungs­befehle gelagt, daß sich die Fraktion mit ihnen beschäftigen borbe. Auf Befragen erklärte der Zeuge, daß es ganz ausgeschlossen fei, daß der Redner aufgefordert habe, Gestellungsbefehlen feme Folge zu leistenen einni

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haft, infolgedessen geht die Aussprache zunächst noch weiter. Abg. Schlange- Schöningen von den Deutschnationalen füllt alsdann die Beit bis zum Erscheinen von Dr. Marg mit einigen provokatorisch gehaltenen Säßen aus. Er erklärt, die Weimarer Koalition sei auf Sem besten Wege, die Verfassung und den Parlamentarismus zu zer­stören.

Ministerpräsident Dr. Marg

nimmt hierauf das Wort. Er erklärt: Man hat mich gefragt, mic ich die Geschäfte für den Fall, daß sich der Landtag vertagt, weiter­zuführen gedente. Die Fortführung der laufenden Geschäfte ec folgt lediglich nach dem einen Gefichtspunkt, das preußische Bolf nor Schaden zu bewahren. Das ist meine Bilicht von Anfang an gemesen und so wird es auch jetzt bei der Weiter führung der laufenden Geschäfte gehalten.( Bravo ! bei der Mitte.)

Abg. Winkler( Dnat.) beantragt hierauf Besprechung der Er­flärung des Ministerpräsidenten. Genosse Grzesinski hält den Rechts­parteien vor, daß sie es doch gewesen sind, die in den letzten Wochen die Arbeit des Parlaments jabotiert hätten und daß fie in feiner Weise imftande gewesen sind, selbst ein Ministerium auf die Beine zu stellen. Genosse Grzesinski beantragt die Ber­tagung der Besprechung der Erflärung des Minister­präsidenten.

Gegen die Bertagung wendet sich in heftigen Ausdrücken der wolksparteiler Abg. v. Campe.

Pied sekundiert wie gewöhnlich den Rechtsparteien und er­flärt: Wir sind für die Besprechung der nichtssagenden Erklärung des Bizepräsidenten, anstelle der Aussprache über die blutigen Vor­fommnisse in Halle.

Bei der Abstimmung über die Frage der Vertagung der Be­sprechung stellt sich die Beschlußunfähigkeit des Hauses heraus.

Der Tscheka - Prozeß.

Wer ist Stoblewsti?

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BS. Leipzig, den 20. März 1925.. Zu Beginn des heutigen 27. Verhandlungstages teilte der Vor­figende einen Gerichtsbeschluß mit, nach dem drei weitere Zeugen, die die Identität Hellmuths mit Stoblewski be­stätigen follen, geladen werden sollen. Nach dem Zeugenaufruf wurde dann Frau Marie Brechema cher( Stuttgart ), die war noch in Scheidung lebt, sich aber nach ihren eigenen Betun­dungen mit König versprochen hat, vernommen. Borf.: Sie sollen wiederholt dem König Geld und Lebensmittel ins Ge fängnis geschickt oder gebracht haben? Zeugin: Ja. Borj.: Bon der Berteidigung ist behauptet morden, daß Sie das Geld dazu aus polizeilichen Mitteln erhalten haben. Ist das richtig? Bors: Können Sie das beschwören? 3eugin: Nein. Zeugin: Jawohl. R.-A. Dr. Wolf: Hat Ihnen König einmal im Gefängnis einen Zettel übergeben, den Sie dann der Polizei­Jeugin: Nein. R.-A. Dr. behörde überbracht haben? Wolf: Hat er Ihnen niemals Bettel. gegeben? Zeugin: Nein. Hierauf wurde der Kaufmann Jaucher aus Heidelberg . zu deffen Erledigung seitens der Neumann- Gruppe Margies und Boege eingesetzt worden waren, als Zeuge vernommen. Er befundete, im daß er mit der ganzen Angelegenkeit nichts mehr zu tun haben wolle. Februar 1924 sei Boege, angeblich im Auftrag der Roten Hilfe, bel ihm erschienen, doch habe er ihn mit dem Bemerken abgewiesen.

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Der nächste Zeuge, der frühere Leiter einer fommunistischen Ortsgruppe in Baden, Bollweiler, wurde aus der Haft vorgeführt, da gegen ihn ein hochverratsverfahren schwebt. Er befundet, daß eines Tages ein Schreiben der PD.- Zentrale an die Ortsgruppe gelangt jei, in dem ausscheidenden Mitgliedern für den Fall, daß sie durch etwaige Aussagen andere Kommunisten belasteten, Gefahr für ihr Leben angedroht worden jel. Ebenso fel darin die Gründung einer Geheimorganisation Ticheta" angekündigt worden.