eingesetzt, daß die»ngelegenhett sofort znr Sprache gebrocht werde, wenn die Regierung sich dazu würde äußern tonnen, d. h. am Freitag, womit sich der Nertreter der Kommunistischen Partei ausdrücklich einverstanden erklärt habe.(Sehr richtig! und chort, HSrtI) Zur sache selbst: Zeder Mensch, der mit uns menschlich fühl». dürfte nicht nur die Tote« und verletzten von Halle nnd Berlin be klagen, sondern aoch tiefes Mitgefühl mit den betroffenen Loge hörigen empfinden. Minister Severing Hot am Donnerstag im Landtag erklärt, daß eine besondere Kommission nach hall« geschickt worden stt. die eine einwandfreie Untersuchung vornehmen soll. Er Hai ferner deutlich erklärt, daß er das polizeilich« Redeverbot gegen die ausländischen Kommunisten nicht deckt, er hat den Polizeipräsidenten Runge entlassen und die Säuberung der Polizei von ungeeigneten Elementen versprochen. Uebriaen» haben die beiden geheimnisvollen ausländischen Kommunisten, von denen ich annehme, daß sie mehr Turteslaver als Engländer nnd Franzose« sind, sich ungehindert in Preußen und Deutschland bewegen können und sie sind noch noch den halleschen Vorgängen in Magdeburg . Breslau und Dresden ausgetreten. (Lärm bei den Kommunisten.) Auch nach unserer Ucberzeugung hätte in Halle «in Blutoer- sieben oermieden werden können, wenn die verantwortlichen Polizeibcamten nicht den Kopf verloren hätten. Wir billigen unter keinen Umständen, daß Polizeibeamte in«ine Masse von Menschen hineinschieben: aber es liegt kein Grund vor. auf Grund dieser Er- «ignisie allgemeine Schlußsolgerungen zu ziehen. Selbst die „Rote Fahne hat am Tage nach dem Neuköllner Vorfall geschrieben. daß die uniformierten Polizeibeamten sich mustergültig benommen hätten. Das beweist doch wohl, daß das System Severing nicht so beschaffen ist. wie es K o e n e n darzustellen versuchte. In Halle scheinen sich auch Provokateure unter die versammluagsbesncher gemischt zu haben, denn es sind doch drei»erschiedenartlg« Geschosse gefunden worden. « wir wisse« ja. daß die ganze kommunistisch« Bewegung mii Spitzeln und Provokateuren durchseucht Ist. die ja durch die all- gemeine Taktik der Sommunistea geradezu gezüchtet werden. Ost genug(zu den Kommunisten gewendet) geben Sie Ihre eigenen Parteigenossen, wenn sie der bürgerlichen Klassenjustiz in die Hände gefallen siird, treulos als Spitzel preis. Nicht nur N« u m a n n und Botzenhardt. ich kenne persönlich verschiedene kam- munistisch« Führer aus Württemberg , die mir unter vier Augen ihr herz ausgeschüttet und gesagt haben: hätten wir nicht die Ge- fangen««, dann besähen wir gar kein Agitationsmittel gegen die «ozialdemotrati«".(hört, hört! bei den Soz. Lärm bei den Komm.) Was haben nun die verantwortlichen Kommunisten in halle getan, um dos Blutvergießen ihrerseits zu oerhindern? Ihr Vertrauensmann Hertel, der seitdem nicht mehr aufsindbar ist. hatte vor der Bersammlung ein Protokoll unterschrieben. wonach er von dem Redeverbot gegen die Turtestaner und von der Absicht der Polizei, einzuschreiten, salls dieses Verbot nicht befolgt würde, Kenntnis genommen hatte. Daraus kann man eriehen, daß es diesen Bolfchewistea gar nicht darum zu tun ist, Ardetlerdlul zu sparen, sondern daß sie sich freuen, wenn tlebellerleiche» aas dem Schlochtseld bleiben and sie damit ihre zusammenbrechende Bewegung immer wieder avssrischen können.(Lärm bei den Komm.) Ich kenne diese bolschewistische Bewegung viel gründlicher, als manch ein Rooemberbolschewist, der heute die Führung an sich ge- rissen hat— es kommt den kommunistischen Führern gar nicht darauf an, Zusammenstöße zu vermeiden, vielmehr schreibt die„Boke Fahne Tag für Tag: Zawohl, wir wollen Zusammenstöße, wir wollen au» dem Blutvergießen Aailationsstoss gewinnen für unsere Bewegung. Ebenso wie die Rede von Ä o e n« n ist das, was täglich in der »Roten Fahne"' geschrieben wird, so plump und so maßlos roh übertrügen, daß ich gar nicht begreisen kann, wie ein Mensch. dgr noch nicht reis rst für«in Irrenhaus,«in« solche Zeitung lese« kann. Ist nicht gar in der.Roten Fahne" vom IS. Mörz allen Ernste» behaup/et worden, die sozialdemokratischen Partei. rühre? hatten dos Blutvergießen von Holle planmäßig veranstaltet. «eis sie fürchteten, daß Thälmann zu viel Stimmen bekommen würbe und weil sie daher so viel wie irgend möglich kommunistische Wähler tokschießeu lassen möchten,(«-chavende Heiterkeit. Unruh« bei de« to«unll»lfie».) Auch der Hallesche �Klassenkampf" bringt«ine fette ueberschrist:.Proletariermord, um Thälmann » Wahl zu verhindern."(Große heilerkell.) Darauf nur nebenbei «in« Bemerkung: Man schreibt von den.Barmat-Sozialisten" und schickt dann einen.Barmat-Kommunlsten" vor, um diese Sache zu oetteidigen.(Andauernde stürmische Heiterkeit.) Gegenüber den Angriffen K o e n« n s auf die.sozialistische Republik" Deutschland stellt Genosse C r i s p i« n zunächst fest, daß jedes Kind wissen müßte, daß die deutsche Republik wirtschaftlich und politisch vom Kapitalismus beherrscht wird und daß daher die ganze Entrüstung der Dolschewiften gegen die Sozioldemo- kratie heuchlerisch ist. Der Redner bringt sodann Beispiele dafür, wie die Arbeiter- schast in der bolschewistischen Republik Sowjetrußland behandelt wird. E» sind gegenwärtig in Rußland fast 2 Millionen Arbeiter erwerbslos. Trotzdem werden die in den Fabri- ken beschäftigen Arbeiter so systematisch angetrieben, daß sie von ihre» Fabriken nur als Kasernen sprechen. Die roten Ge- «erkschosten sind Organe der Behörden. Bis vor kurzem wur- den russisch « Arbeiter, bei denen auch nur ein sozialistisches Flugblatt gefunden wurde, glatt erschossen, jetzt schickt man sie in die Gefängnisse, Eiswüsten und Seuchengebiete. Die russisch « Erziehung wird von den Bolschcwlstci, auf Deutsch - land übertragen mtt dem Resultat, daß hier die politischen Kämpfe verrohen müssen, weil diese bolschewsstische Arbeiterschaft Menschenleben nicht achtet und A n st a n d gegen politische Gegner auf Grund ihrer Erziehung nicht kennen lernt. Wer jemals Demonstrationen des sogenannten Roten Frontkämpferbunde's in Berlin gesehen hat. dem tut das herz weh, wenn« steht, wie Kinder, die kaum oder überhaupt noch nicht der Schul« entwachsen sind, durch die Straßen als Klassen- tämpfer gegen dte Bourgeoisie und gegen die Sozialdeniotratie ge- führt werden.(Zuruf: als Kuaelfang.) Die Führer aber, die diesen traurigen Mut besitzen, Kinder der Gefahr von Zusammenstößen auszusetzen, sitzen, wenn irgend etwas passiert ist, inkognito in irgend «wm Kurort oder sonstwo und suchen dort sozialdemokratischen Schutz und hilf« noch,(hört! hört!) Der Redner geht dann aus die Behandlung der S o z i a l i st e n in den russischen Gefängnissen ausfuhrlich ein. auf die vielen Fäll« von Hungerstreiks, Selbstmorden und erinnert an die von Siaowje« angeordnete Erschießung von tO un- fchuldigen Alenschen, die aus dem Gefängnis herausgeholt wurden, als Vergeltung für da» Attentat auf Uritzki. Unter allg«uieii«ei Bewegung de? Hauses erzählt Erispien von seinem Erlebnis mtt dem omeritottischen sozialistischen Ehepaar Schwarz da» zu gleicher Zeit wie Dittmann und er nach M os k a u gereist war. um den Anschluß seiwr Partei an die Dritte Jnternationat« zu vollziehen. Plötzlich seien die beiden Schwarz' in Moskau verschwunden. Bon ihm. Crispien, befragt, gab Sinow- jew zunächst die erlogene Antwort, sie seien verreist dann wurde zugegeben, sie hätten Stubenarrest, dann wurde ihnen bei ihrer«igen«, Abreise versichert, sie würden freigelassen. Erst mehrere Wochen später tauchte Schwarz in Berlin , vor Alter nicht wieder zu erkennen, allein auf- Seine Frau, die von ihm getrennt. in einem SrsSagni, saß. tu dessen hos jede Rächt Bleaschea er schössen wurden, nwc in ten Hungerstreik getreten, gm zu«zwingen. daß sie voe ein Gericht gestellt würden. Erst al, sie an den Folgen des Hungerstreiks im Sterben lag. wnrden sie an die Grenze abgeschoben und die Frau, eine Mutter von acht hindern, ist in Revol gestorben.(Lebhoste Pfuirvse bei den Sozialdemokraken, groß« cSrw bei de» hammuoistev.)
Erisptai fährt fort? Es ist ein- Pflicht und eine Rotweudigtett. das deutsch « Proletariat von solchen gewissenlosen Men- scheu, die sich Arbeiterführer nennen und mit klassenbewußtem Proletariat nichts gemein haben, zu reinigen, damil wir endlich unsere Anfaab« in der Arbeiterbewegung erfüllen können.(Braoo! und Händeklatschen bei den Sozialdemokraten.) Wir sind täglich bemüht, uns der Opfer der kommunistischen Führer anzunehmen, ober so rasch können wir nicht ar° b e i t« n, wie die KPD. der deutschen Klassenjustiz neu« Opfer liefern. Ich bedauere es auf dos tiefste, daß man gegen die kommunistische Bewegung in Deutschland mit Unterdrückungsmahnahmeu vorgeht, weil solche Maßnahmen der Bewegung immer nur über ihre innere Krise hinweghelfen und weil man ihr damit nur Gelegenheit gibt, agitatorische Schlagwort« in die Massen zu werfen. (Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten) Die kommunistische Bewegung bringt sich vielmehr selber um. Zhre ganze wahastnaige Revolntioasromantlk bricht zusammen. Sie steht vor ihren Anhängern als diejenige, die Versprechungen gegeben hat, dienichteinzulösen sind. Weil aber die kommu- nistischen Führer ihren eigenen Betrug vor den betrogenen Massen nicht eingestehen wollen, deshalb diese persönlichen B e s ch i m p f u n- gen, diese Verhetzung der Aermstey der Arbeiter gegen die Sozialdeinokrati«. Aber auch das Hot keine Wirkung mehr. Zum Glück lacht man ja in den meisten Arbeiterversommlungen die Kommunisten heute aus. Schließlich ein paar Worte zu den kommunistischen Anträgen. Wir können sie nicht mehr ernst nehmen als die Kommunisten selbst. Die„Rote Fahne " Hai sie selbst als„E n t- larvungsanträge" bezeichnet. Nun, ich glaube, daß die Eni- larvung der Bolschewisten durch meine Rede so gründlich erfolgt ist, daß dies« Amräge ihren Zweck erfüllt haben.(Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.) Was gemacht werden kann, sagt unser Antrag und wir werden uns deshalb darauf beschränken, für unseren Antrag zu stimmen. Im übrigen tonn ick) Ihnen noch einmal sagen: Schonen Sie die Sommuoifien vor Verfolgungen und Unterdrückung! wir Sozialdemokraten sind stark genug, mit dieser Bewegung ebenso serlig zu werden, wie mit der bürgerlichen Reaktion.(Lebbaster Bei- fall und Händeklatschen bei den Sozialdemokraten, andauernder Lärm bei den Kommunisten.) Nach einer bedeutungslosen Rede des Innenministers Schiele vertagt das Haus die Weiterberatung aus Sonnabend, vor- mittag 11 Uhr. Aus der Tagesordnung stehen außerdem kleine Borlagen.' Neueölamage öes Rechtsblocks. Neuwahl in Preuhe» am ZI. März. 'Nachdem in der ersten Sitzung de» Landtags sich die Be- schlußunfähigteit herausgestellt hatte— es waren ISä Abgeordnete anwesend—, beantragt dann in der sofort anberaumten neuen Sitzung Abg. wiackler(Dmtt.) die sofortige Besprechung de» Antrags über die Befugnisse eines Geschäftsministeriums. Man müsse endlich wissen, was ein solches Ministerium alles tun darf.— Der Ankrag scheitert, da w>d?riocuch erhoben wird. hieraus wird die Aussprache über die Vorgänge in Halle fortgesetzt. Dos hau» leert sich. Abg. herrmann- Breslau (Dem.) erklärt, die rasche Besprechung der Dorgänge sei sehr zu begrüßen, damit einer Legendenbil- d u n g entgegengetreten werde. Wenn bei diesen Vorgängen die verantwortlichen Stellen gefehlt hätten, so müßt« streng gegen sie voroeganyen werden. Seine Partei habe das Der- trauen zu Minister Sevenng. daß das geschehe. Abg. Ladendorss(WLg.) erklärt, die Beran st alter in Halle
HSV« sich den«inudnanae» d« Pokhes«HP_ sie verantwortlich für die Borgänge.(Zurufe ba de» Komm.) Abg. Stock(Natsoz.) sieht in den Vorgängen m hall« die Wirkungen der maßlosen gewissenlosen Hetze der Kommmnsteu nno bezeichnet den Pazifismus als naturwidrig._ Abg. Schmetier(Komm.): Das Snstem S««ring Runge hat hi« auf allen Sellen trotz der gelegentlichen Seitenhieb« de» Rationa»" sozialisten Stock begessterte Verteidig« gesunden: sie alle haben sich als Hüter der Gesetzlichkeit, der Ordnung, der Ruh« bekcmnt. vo» Maregky und heidenreich bis Wäntig und Drescher. Do bleibt die Gesetzlichkell bei der entsetzlichen Bluttat in Halle? Da» System Severing hat auch den Trick des Bielefelder Abkommens auf dem Gewissen, das geschlossen wurde, um die Knechtung und Entrechtung des arbeitenden Volkes in Deutschland mll aller Beguem lichkeit vorbereiten zu können, das über den mitteldeutschen Ausstand von 192! zur Inflation von 1923 führt«, die diese Knechtung krönte und den Sieg des Kapitalismus entschied. Der llrantrog Pieck wird gegen die Antragsteller abgelehnt. Den Urantrog des Zentrums über die Neuordnung de» höhnen Schulwesens hat der Unterrichstausschuß in folgender Fassung angenommen:»Das Staatsministerium wolle die Aus- führung der Neuordnung des höheren Schulwesens für das besetzte und besetzt gewesene Gebiet durch entsprechende Uebergangsmoß- nahmen erleichtern." Dazu liegt ein gemeinsamer Urantrag der sämtlichen Parteien mit Ausnahme der Nationalsozialisten und Kommunisten folgenden Inhalts vor:„Das Staatsministerium zu ersuchen, bei der Durchführung der Schulreform im besetzten und besetzt gewesenen Gebier festzuhalten: a) an den bisherigen Vor- schrist-n über die K l a s s e n st ä r l e. b) an der bisherigen Pflicht- ll u n d e n z a h l der Lehrkräfte, c) an der Einrechnung des wohl- freien Unterrichts in die Pfüchtilunden.iahl. Weiter sind an be- sonders geschädigten Schulen Förderiurse einzurichten." Bon den Abgg. Frau Dr. wegscheid«(Soz.) und wild«maan (Z.) wird dieser Antrag empfohlen. Die Anträge werden daraus angenommen. Das Haus nimmt sodann den Bericht des Untern cht Ausschusses über die Uronträge und Großen Anfragen betr. die Auflösung der Seminare, Unterbringung der Lehrerbildner usw. entgegen. Nach einer kurzen Bemerkung des Kultusministers Dr. Becker werden die Ausschuhanträge angenommen. Es folgt die zweite Beratung der Anträge der Sozialdemokroten. Kommunisten, Deutschnattonalen und Deutschen Dolkspartei über den Abbau von Wahlbeamten. Einstellung des Personalabbau» usw.— Eine Debatte findet nicht statt. Ueber den Antrag Hirsch(Soz.). wonach«klärt werden soll, daß«in Abbau auch bei den Wahlbeomten nur nntn d« Voraussetzung des Z Zl d« Preußischen Personal- obbauverordaung zulässig ist. wird auf Antrag Ebersbach(Dnot.) namentlich abgestimmt. Dabei stellt sich die B e s ch l u ß u n f ä h i g k e i t des Hauses heraus: es sind nur 1K9 Stimmen abgegeben worden. Präsident Bartels: Das Haus ist nicht beschlußfähig. Ich hebe damit die Sitzung auf und setz« die nächste Sitzung an aas Dienstag. den ZI. März.(In der allgemeinen Ausreguna, die sich des ganzen Hauses bemächtigt, geht die Verkündigung der Tagesordnung unter.) « D« Aellestearnt trat, wie vorgesehen, nach Schluß der Plenar- fitzung zusammen. Die Sitzung wurde vom caadlagspräsidenteu Barleis«öffnet. Da sich auf Antrag niemand zum wort meldete, ging der Aeltestearat wieder an,«iaan. der. ohne daß in sachliche Beratungen eingetreten ward«. «in �luflSsun�santrag. Die Fraktion d« Deutschnattonalen Volksparlei hat Im Preußischen Landtag einen Antrag eingebracht, der besagt: v« Landtag wolle beichlichrn. sich mit sofortig« Wirkung auszulösen und die Neuwahl aus den 2 6. Aprtl festzusetzen.
Maler Bndalf Budde-Berlin ,«in Vertrauensmann der USPD . bei der Firma Schive.rßkossss und später Geschäftsführer der „Freiheit", schildert« die Vorbereitungen zum Streit. Er habe vor dem Bersammlungsraum der Streikleituno im Gewerk- s ch a f t s h a u s Posten gestanden, als Krüninalbeamte erschienen. Er habe die Beamten jedoch irritiert und auf eine falsche Fährt« gelenkt, so daß die Streitleitung entkommen tonnte. Im Lause der weiteren Vernehmung des Zeugen Budde erklärt« dieser, daß auch er an der Besprechung in der Küche in Treptow teilgenommen Hobe, in der das bekannte Flugblatt ver- saßt wurde. Ob auch E b« r t an dieser Sitzung teilgenommen hat und an welchem Tage sie stottfand, vermochte der Zeug« nicht onzu- geben. Budde war auch Teilnehmer der Treptower Stretkversamm- lung. Er stand unmittelbar neben Ebert. Bezüglich des Streiks habe Ebert gesagt, daß die Brüder in andere» Staaten nicht streikten. Vors.: hat Herr Ebert ausgefordert, den Gestellungsbe- fehlen keine Folge zu leisten? Zeuge: Nein, das konnte auch seiner ganzen Einstellung nach niemand von ihm erwarten. In den Betrieben selbstverständlich war man der Anstchk, man solle den Einziehungsbesehlen nicht nach- kommen Der Trick von Herrn Ebert war ia überhaupt, sich auf nichts festzulegen. Redakteur Vlax Fechn«°L«lin, der früher Werkzeugmacher war, jetzt Redakteur der„Gemeinde", erklärt«, Ebert habe m der Trep- tower Versammlung gesagt, daß die Partei für etwa Eingezogene eintreten««de. Er. der Zeuge, habe aus dem Heimwege seinem Schwiegervater gesagt, daß man mit dieser Redensart gar nichts ansangen könne. Dann wurde noch der Tischler Wilhelm Eiml« vernommen, der 1918 der USPD. angehört« und Parteibezirkssühi er war. Die allge- meine Stimmung war damals: Es muß Sch luß gemacht wer- den mit dem Krieg. In Treptow habe der verstorbene Reichs- Präsident gesagt, die Partei werde jede Möglichkei ergreifen, dem Lande Frieden zu bringen ohne Annexionen und Kontributionen. Im Laus« der weiteren Verhandlung fragte der Vorsitzende den Zeugen Etmler: Sie waren als Zeuge in den Dittmann- Prozeß verwickelt. Damals hoben Sie als Zeuge gesogt, daß der Vorredner, also Herr Ebert, ein« Schilderung des Streiks gegeben bat. heitt« sagen Sie kein Wort davon. Zeug«: Ich wurde hier in erster Instanz aus diese Stell« meiner ehemaligen Aussogen auch bereits Hingemiejen. tonnt« aber bei der Schnelligkeit den Sinn nicht begreifen. Ich gebe zu. daß Ebert vielleicht auch flüchtig vom Streit gesprochen hat. Vors.: Sie haben damals auch gelogt, daß von den Forderungen des Tages gesprochen wurde. Dazu waren die Redner ja auch da. Zeuge: Daran«rinner« ich mich nicht mehr, ober möglicherweise bot Herr Ebert üb« Ursachen und Wirkungen des Streits doch gesprochen. Von Gestellungsbefehlen habe ich nichts gewußt. Der Generolstaatsanwatt beantragt« die Ladung eines Zeugen Brück««, der früher in den Ago-Werten in Johannisthal beschäftigt gewesen ist, und der dem Ortzel bestätigen soll, daß« während d«« Streit» gearbeitet und deshalb nicht an d« Treptower Ver. sammlung teilgenommen babe. In der Nachmittogssitzung wurde zunächst der Zeuge Gustav Schars, ehemaliger Dreher, jetzt Angestellter einer Genossenschall in Werneuchen , vernommen. Ebert, so erklärte der Zeug«, sprach im Same der sieben Punkte. Er konnte ja auch nicht anders, nachdem « in die Streikleitung gegangen war. Selbstverständlich mußte man
damals im Rahmen des Möglichen vorsichtig sprechen. Eberl vertrat die Ansicht, daß die Slreiksordervage« gerecht waren. Vors.: hat Ebert nicht vom Streitabbruch gesprochen? Zeuge: Da» kam gor nicht in Frage. Vors.: Sie meinen also, daß Herr Ebert von dem Streik nicht abgemahnk Hab«. Zeuge: Nein, er stellte sich auf unseren Boden. Vors.: haben Sie Rufe gehört, wie«Verräter� oder so? Zeuge; Das bab ich nicht gehört. Vors.: Hot zum Schluß der Reichspräsident nicht gesagt, daß Sie sich ruhig verhalten sollten? Zeuge: An die einzelnen Wort« erinnere ich mich nicht mehr. Dann kam Dittmann, der in etwas schärferem Tone sprach, aber bald verhaftet wurde. Vors.: Nach der Bersammlung bildete sich ein De man- strationszug. Zeuge: Ja. die Arbeiter waren sich damals ihrer Kraft bewußt. Das spricht auch dagegen, daß wir ausgefordert worden sind, still nach Hause zu gehen. Es wurde geschossen und die Arbeiter blieben noch zusammen. Vors.: Ist durch den Eintnftder SPD. die Zahl d« Streitenden vergrößert worden? Zeug«: Nach meiner Ansicht sch denn am Donnerstag war die Streikzohl am höchsten. R.-A. Dr. Laetgebrune: haben Sie damals mll Nehrhellsozia- listen gesprochen, ab sie für den Streit wären, nachdem die Führer dafür stimmten? Zeug«: Die mehrheitssozialistischen Arbeiter waren damals für den Streik. An die Aussage knüpfte sich noch ein« länger« Debatte, da im Gegenlaß zu den anderen Zeugen Scharf behauptete, daß Ebert nicht von der Terrasse der Wiese gesprochen hatte, sondern unter der Meng« gestanden hätte. Vors.: vie waren früher Unabhängiger, gehören Sie heut« noch zur SPD.? Zeuge(nach einigem Zögern): Nein. Daran schloß sich die Vernehmung des Redaktsurs Franz Lehn- hoff. Der Zeug« schilderte ausführlich sein« umfangreiche Totigkeir für das„Berliner Taoeblott". dem er von 1913 bis 1917 als Re- dokteur, von da ab als Mitarbeiter angehört«. Lehnhofs bekund« weiter, daß er den Streik laufend beobachtet und journalistisch be- arbeitet Hab«. Ebert sei ihm aus dem Parlament, sowie au« Bersammlung«« bekannt gewesen, fern« habe er ihn aus dem Parteitag in Jena tagelang gehört. Auch im Parlament Hab« er ihn häusig.ju hören Gelegenheit gehabt. In den Streiktagen Hobe er mehrer« kleiner« Versammlungen mllgemacht und die Forderungen genau kennengelernt. In allen Dersommlunaen kam eine ö u ß« r st scharf« Stimmung zum Ausdruck. Der Friede von Brest . Litowsk spielt« die Hauptrolle, und man wollte auch die Lebenshaltung der Arbeiter verbessern. Am Tag« der Treptower Versammlung war der verschärfte Belagerungszustand verhängt worden, wöbet bekanntgegeben worden war, daß es Hort auf bar: geben würde. Die Arbeiter waren entrüstet und änderten Wall ras» Namen, der bekanntlich die Verhandlungen abgelehnt hatte, in nicht schmeichelbnster Weis« ob. Die Arbeiter waren verbissen und offensichtlich z u allem entschlossen. Sie hotten den Eindruck, daß dos Militär und die Potizeibeaullen mit ihnen fraterni- sieren würden. Di« Stimmung der Soldaten zu erkunden, war nicht möglich, da man leicht in jalschen Verdacht geraten konnte. An den