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Nr. 136 42. Jahrgang

3. Beilage des Vorwärts

Preissturz am Getreidemarkt.

In den letzten Tagen trat ein außerordentlich startes Sin. ten der Getreidepreise an der Berliner Börse   ein. Ihren Ausgangspunkt hatte diese Bewegung von parallel verlaufenden Er­scheinungen an den amerikanischen   Börsen, insbesondere in Chicago  . Dieser Platz hat die unbestrittene Führung auf den Getreide- Weltmärkten an sich geriffen. Seine Haltung ist maß­Getreide- Weltmärkten an sich geriffen. Seine Haltung ist maß gebend für die Stimmung an allen anderen Märkten der Erde.

Die internationale Spekulation.

Etwa feit Dezember vorigen Jahres war in Chicago   ein ftän diges Ansteigen der Getreidenotierungen zu verzeichnen. Zu Beginn des laufenden Jahres war Weizen dort bereits bis auf 176 Cents je Bushel gestiegen. In steiler Kurve ging die Notierung sprungweise weiter in die Höhe, um zu Ende Januar einen Höchst stand von 204 Cents zu erreichen. Roggen war in der gleichen Zeit von 153 auf 180 Cents gestiegen. Wie stets in solchen Fällen, suchte man die Ursache hierfür mit einer un genügenden Welternte zu erklären. Das stimmt wohl nicht ganz. Denn beispielsweise war die Weizenernte in Argentinien   durchaus nicht so schlecht, wie die menschenfreundlichen Hauffespekulanten in Chicago   fie gern gehabt hätten. Und in der Tat mußten gelegentliche Rückschläge in der Preisaufwärtsbewegung in Chicago  , die sich öfter bemerkbar machten, denen aber bis auf die letzten Ereignisse nie eine längere Dauer beschieden war, zumeist auf stärkere Angebote aus Argentinien  zurückgeführt werden.

Auf der anderen Seite läßt sich aber auch nicht leugnen, daß in den meisten anderen Produktionsgebieten der Erde die letzte Ernte viel, um nicht zu sagen alles zu wünschen übrig ließ. So namentlich in Nordafrika  , in vielen Ländern Asiens   und ganz be­fonders auch in Ost- und Südosteuropa  . Ganz besonders galt das für Rußland  , das noch immer das große Fragezeichen in der Weltwirtschaft bildet. Dort konnte man geradezu von einer völligen Mißernte reden. Das tann man schon aus dem Umstande erkennen, daß im vorangegangenen Erntejahre, also 1923/24, die Sowjetrepublik bedeutende Mengen an Roggen und auch anderem Getreide auf den europäischen   Märkten verkaufen fonnte, während in diesem Jahre ihre Agenten lediglich als Käufer auftraten und gewaltige Mengen von Getreide aller Art wie auch von Mehl namentlich in Amerika   auftauften. Diese russischen   Anschaffungen waren es auch, die den amerikanischen   Börsen eine sehr zuver lässige Stütze boten und es ihnen ermöglichten, die Getreidepreise unerhört in die Höhe zu treiben.

Die Lage am deutschen   Getreidemarkt. Wenn vorhin gesagt worden ist, daß der Chicagoer   Markt die Führung im Weltgetreidehandel besigt, so darf dabei allerdings nicht außer acht gelassen werden, daß gerade Deutschland   im ver­gangenen Jahre und noch bis vor kurzem eine gewiffe Selb ständigkeit bewahren fonnte. Zwei Momente waren es vor­nehmlich, die dem deutschen   Markt zu dieser Widerstandsfähigkeit gegenüber ausländischen Einflüssen befähigten. Zunächst verfügte die Reichsgetreidestelle und verfügt noch heute über nennens werte Bestände an Brotgetreide. Diese sind in erster Linie als eine Motstandsreserve gedacht und dementsprechend auf über ganz Deutschland   verbreitete Läger verteilt. Ihr Befiz befähigt aber auch die Reichsgetreidestelle und somit indirekt die Reichsregierung, jeder zeit in die Preisentwicklung einzugreifen und durch stärkeres Angebot zu verhindern, daß die Getreidenotierungen eine unberech tigte und unerwünschte Höhe erreichen. Ob die Reichsgetreideftelle von diesem ihrem Besiz immer den richtigen Gebrauch gemacht hat, bleibe dahingestellt. Sie hat bei der letzten Hauffebewegung ficherlich zu spät mit preisdrückenden Abgaben eingegriffen. Jedenfalls zeigte fich, daß schon die Möglichkeit eines Eingreifens start dämpfend

einwirfte.

Ferner spielte der außerordentlich schlechte Geschäftsgang der Mühlenindustrie eine große Rolle. Es ist bekannt, daß im vorigen Jahre ungewöhnlich große Mengen ausländischen Mehles nach Deutschland   eingeführt wurden, und zwar nicht nur amerikani­fores Mehl, sondern zur Zeit der Frankenbaiffe auch französische über das besetzte Gebiet. Diese Borräte, die nach und nach ganz Deutschland   überschwemmten, erschwerten den deutschen   Mühlen derart das Geschäft, daß Betriebseinschränkungen an der Tansordnung waren, und daß einzelne Mühlen nur zu einem Biertel ihrer normalen Leistungsfähigkeit beschäftigt blieben. Hierdurch wurde nicht nur eine große Arbeitslosigkeit unter den Mühlenarbeitern hervorgerufen( der zuständige Verband hat gegen die Mehleinfuhr wiederholt protestiert), sondern die Mühlen waren auch nicht in der Lage, Mahlgetreide im üblichen Umfang aufzu taufen, ein Moment, das natürlich gleichfalls den Getreidemarkt recht ungünstig beeinflußte,

Roggen noch weit über Vorkriegszeit.

So tam es, daß bis in die allerletzte Zeit hinein die deutschen  Getreidepreise sich unter Weltmaritshöhe bewegten. Im merhin folgten auch die deutschen   Börsen wenigstens in großen Bügen der Weltmartistenbenz, so daß allein im Laufe des Januar in Berlin   Weizen von 285 auf 316 Mt. und Roggen von 275 auf 311 Mt. je Tonne stieg. Erst als zu Beginn der vergangenen Woche der rapide Zusammenbruch der amerikanischen   Preise ein­setzte und die deutschen   Preise nicht im gleichen Tempo und in gleichem Maße dem Sturz folgten, ging die Angleichung vor sich. So fei erwähnt, daß sich die letzten Notierungen wie folgt stellten: Chi­ cago   Weizen 164(-40 Cents gegenüber dem Höchststand von Ende Januar), Roggen 120(-60 Cents); Berlin   Weizen 268 (-48 M.), Roggen 227(-84 M.). Ausdrücklich muß aber darauf hingewiesen werden, daß auch die jeßigen gefunkenen Getreidepreise beträchtlich über den vor dem Kriege üblichen Notierun gen liegen. Stellte sich doch im Durchschnitt des legten Frie bensjahres 1913 Weizen auf 195,60 m. und Roggen auf 165 m. je Tonne! Und daß mithin dieser Grund den Agrariern feineriet Veranlassung geben kann, nun wieder mit ihren Hochschuh zollwünschen an die Deffentlichkeit zu treten.

Gerade die letzten Wochen und Monate haben gezeigt, wie ge­fährlich eine ungehemmte hochschußzollpolitit für die deutschen   Berbraucher wäre. Denn ohne die Notstandsreserve der Reichsgetreidestelle und bei voller Kauffraft der Mühlen wäre der deutsche   Markt zweifellos genötigt gewefen, alle von Chicago  diftierten Schwantungen und Bewegungen, mögen sie auch noch so unberechtigt und eraltiert sein, prompt mitzumachen. Bären dann noch zu den amerikanischen   Spizenpreisen och schuß 3 ölle nach dem Wunsche des Landbundes gekommen, so fann man sich ein ungefähres Bild machen von den phantastisch hohen Brotpreisen, die wir dann erlebt hätten.

Eine verkrachte Landbund- A.- G.

der Landwirtschaft des Ostens an der Versorgung des Westens mit Es ist noch in frischer Erinnerung, daß sich an dem Wettbewerb Kartoffeln im Spätherbst v. 3. die Reichslandbund- A... B. Hirschberg in größtem Ausmaße beteiligt hat. Den Landwirten, großen und fleinen, in den Gebirgstreifen des Riefen- und fer­gebirges, aber auch weit darüber hinaus, wurden vom September bis Ende November die Kartoffeln förmlich aus den Händen gerissen. Hunderte von Waggons rollten nach dem Westen und Südwesten, nach Bayern  , insbesondere nach München  , deffen Güterbahnhöfe dem Ansturm der Tausende von Waggons Kartoffeln, die wöchentlich aus Schlesien  , der Mark und Bommern  antamen, sehr bald nicht mehr gewachsen waren; schon nach kurzer Zeit waren die Güterbahnhöfe Münchens   vollständig verstopft mit Kartoffelwaggons, der Handel konnte die alsbald verfaulende Ware nicht mehr aufnehmen und so tam es zwischen Lieferanten und Händlern infolge der Hals über Kopf erfolgten Abladungen zu lang wierigen, zum Teil heute noch nicht abgemidelten Prozessen. Zu den Leidtragenden gehört auch die unter großggrarischer Leitung stehende Reichslandbund- A.- G. Hirschberg; deffen Direk tor von Kudzinski war die treibende Kraft dieses Kartoffel­geschäfts, dessen Folge die Entblößung der Gebirgs= freise von Kartoffeln gerade zur Zeit der Eindeckung des Winterbedarfs gewesen ist. Tausende von Haushaltungen im Ge­birge haben nur einen geringen Teil des Winterbedarfs- noch dazu zu Preisen, die 1,50 bis 2, M. über den Preisen von Berlin  und Breslau   lagen eindeden können, derweilen in München   die eindeden können, derweilen in München   die heimischen Kartoffeln verfaulten.

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Sonnabend, 21. März 1925

liner Zentrale des Reichslandbundes, die eine solche Sanierung vorschlagen unter der Bedingung, daß auch die anderen Gläubiger 20 Pro3. ihrer Forderungen nach. lassen. Für die Spekulationsverluste der Herren Großagrarier vom Borstande sollen also auch die anderen Mitglieder, die Bauern und fleineren Landwirte, mit auftommen. So verlangt es die landauf landab gepriesene Interessensolidarität von Groß und Kleingrundbesizer. Die ungesunde Brund Lage der Gesellschaft wurde u. a. bargelegt an dem Beispiel ber hohen Spesen und Berwaltungskosten, die durch­fchnittlich 25 bis 27 Pro3. des Umfaßes betrugen. Hier müßte bis zur endgültigen Rechnungslegung noch einmal gründlich nachgeprüft werden, wie diese hohen Spesen zusammengekommen find.

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find bekanntlich der Zentrale des Reichslandbundes Die einzelnen Kreisorganisationen der Reichslandbundgesellschaft tributpflichtig, der genau so wie sein Vorgänger, der Bund der Verkaufsstellen den Hauptteil der Kosten seiner politischen der Landwirte, aus den Kali Rabatten und den Abgaben Betätigung bestreitet. Diese wirtschaftspolitische Be tätigung des Reichslandbundes, die sich von Jahr zu Jahr zu einer immer drückender gewordenen Konkurrenz des Kleinhandels und Handwerks auf dem Lande ausgewachsen hat, bildet heute geradezu das finanzielle Rüdgrat der politischen Betätigung des Reichslandbundes, deffen Borgänger, der Bund der Landwirte, in seiner offiziellen Korrespondenz ja schon offen seinerzeit zuges standen hat, daß die Kosten der bei meitem wichtigsten Auf­gabe des Bundes Staatspermattung- gabe des Bundes Einfluß auf Gefeßgebung und Beiträgen allein nicht zu bestreiten wären". Die große Don unseren armseligen Masse der Mitglieder des Reichslandbundes hat ja gar keine Ahnung und wird darüber gefliffentlich auch im unflaren gehalten, welche ungeheuren Summen, Millionenbeträge, sie durch ihre Beteiligung an den Ein- und Verkaufsgeschäften des Bundes zur Förderung der politischen Ziele der Großagrarier beisteuert.

Curt Bürger, Hain i. R.

Die Industrie- und Handelskammer zu Berlin   veranstaltete am letzten Donnerstag für die Presse einen Vortragsabend, der Referate über die wichtigsten Fragen des Börsenverkehrs und über die Stellung des Einzelhandels innerhalb der Tätigkeit der Industries und Handelskammer brachte. Herr Richard Bohl berichtete über Wertpapieren und über die bisher darüber getroffenen Ver­die bevorstehende Wiedereinführung des 3eithandels in einbarungen. Man erwartet von ihm eine Erleichterung in der Abwicklung des Börsenverkehrs und Anregungen für den Geld­Deutschland eine größere Rolle spielen als vor dem Kriege. Herr markt. Der Effektenterminhandel würde in der nächsten Zeit für Leopold Badt gab einen Ueberblick über die Geschichte des Zeit handels in Getreide und über seine Entwicklung in den letzten Monaten. Das handelsrechtliche Lieferungsgeschäft für Ge­treibe ist seit Anfang Dezember v. J. wieder eingeführt und hat sich seitdem fräftig entwickelt. In beiden Referaten wurde lebhaft gegen die Annahme, daß der Terminhandel nur der Spefulation Don Mugen sei, Stellung genommen. Der Bizepräsident der Handels­fammer Dr. Gelp de erstattete sodann zu dem Thema Gold­richt über die Braris der Zulassungsstelle der Berliner Börse   bei der Be umstellung und Börsenverkehr einen ausführlichen Be­handlung der auf Goldmartbafis umgestellten Unternehmungen und deren Wertpapiere. Schließlich schilderte Herr Heinrich Grün feld die Rolle des Einzelhandels innerhalb der Berliner   Handels­fammer und hab dabei hervor, daß der Kammer 10 000 Cinzel­handelsfirmen angeschlossen sind. Er würdigte eingehend die 105 Mitgliedern besteht, von denen 29 Mitglieder der Handels­Tätigkeit des Einzelhandelsausschusses bei der Kammer, der aus tammer selbst sind.

Keine öffentlichen Kredite bei Auslandsaufträgen deutscher  Werften. Bon unterrichteter Seite wird mitgeteilt: Der Auftrag zum Bau von fünf Motorschiffen, den die Deutsche Werft  in Hamburg   von einer englischen Reederei erhalten hat, ist Gegen­stand lebhafter Erörterungen in der in- und ausländischen Presse. Dabei find mannigfache Irrtümer hervorgetreten. Eine inländische Zeitung hat sogar einen Zusammenhang zwischen diesem Auftrag und den Krediten der produktiven Erwerbslosenfür= forge hergestellt, die deutschen   Reedereien zur Erhaltung ihres geben worden sind. Davon fann feine Rebe fein. Die bezeich Schiffsbestandes und zur Beschäftigung der Werftarbeiterschaft ge­ihre eigenen Schiffsbauten zu und irgendeine Cricichterung für deutsche Schiffslieferungen nach dem Ausland findet dabei- im Gegensatz zu den Förderungsmaßnahmen anderer Länder nicht statt. Der englische   Auftrag an die Deutsche Werft  , der im Rahmen der sonst England gegenüber durchaus passiven deutschen   Handels­bilanz besonders aufgefallen ist, beruht offenbar darauf, daß es sich um einen von der Deutschen Werft besonders vervolltomm. neten Schiffstyp handelt.

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In der am Sonnabend, den 14. d. M., stattgehabten General­versammlung der Reichslandbund- A.- G. wurde zum erstenmal den Aktionären reiner Wein eingeschänft über die Höhe der Berluste im abgelaufenen Geschäftsjahre. Sie beziffern sich auf 450 000 m., wovon über 200 000 m. auf das famose Kartoffelneten Strebite fließen ausschließlich deutschen   Reedereien für geschäft entfallen. Die Verluste sind in Wirklichkeit aber noch viel größer, da die Grundstücke der Gesellschaft, wie fast allseitig hervorgehoben wurde, weit über Wert eingesetzt worden sind. Von der Aufstellung einer ordnungsgemäßen Bilanz pro 1924 hat der Vorstand daher vorerst und flugerweise Abstand genommen; fie ift bis 30. Juni vertagt worden. Die Aufstellung einer Bilang nach dem jezigen Status hätte nämlich die fofortige An­meldung des Konturfes zur Folge gehabt. Der Borstand rechnet mit einer weiteren 3 usammenlegung des Aftien tapitals um mehr als die Hälfte: die Haupt gläubiger, die das bisherige Defizit gedeckt haben, sind das in dem Unternehmen eine besondere Gruppe bildende Konsortium der Großgrundbesizer und die Ber. I land die Baccaratichen Produite verbreiten.

industrie. Wie- verlautet. hat die befannie Teutsche Porzellanfal rit Deutsch- französische Interessengemeinschaft in der Porzellan­Rosenthal Selb mit der französischen   Striftallfabrik Baccarat einen Intereffengemeinschaftsvertrag geicloffen. Die Firma Baccarat foll in Frankreich   die Rofenthalschen, die Firma Rosenthal in Deutsche  

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