Das Hestänönis öes Herrn Jarres. Statt zu enthüllen, gibt er alles zu.
Unsere verSffentliäMngen über die Versackungs- Politik des Rechtsblockkandidaten Iarres haben die Rschtstreise einigermaßen in Verwirrung gebracht. Seit Tagen wird angekündigt, daß Iarres am Sonntag»enthüllen" wert«. Diese Enthüllungen sind gestern in H a m- bürg und in einer Parallelrebe in Hannover erfolgt. Vergeblich sucht man nach irgend etwas neuem. Iarres be- schränkt sich darauf, zuzugeben, daß er beim Abbruch des pas» iwen Widerstandes in vollendeter Kopflosigkeit die Verhandlungen mit den Gegnern habe abbrechen wollen. Seme einzige Entschuldigung ist. daß andere angeblich noch viel törichtere Pläne entwickelt haben sollen. Diese anderen nennt er nicht mit N a m e n. er spricht nur von Führern des Zentrums und der Demokraten, die ihm wohl selbst antworten werden. Was damit zugunsten von Iarres er» wiesen sein soll, bleibt sein Geheimnis. Geradezu komisch wirkt es, wenn Iarres sich immer wieder darüber beschwert, daß seine damaligen Dorschläge zum Gegen- stand»häßlicher Angriffe" gemacht würden. Bei dem unpolitischen und unwissenden Publikum, dem er als Prä- fidentschaftskandidat präsentiert wird, mag er vielleicht damit Eindruck erwecken. Zugunsten seiner Sache spricht dieser naive Appell an d« Sentimentalität aber nicht. Nicht seine persönlich e n, sondern seine politischen Eigenschaften werden angegriffen. Iarres verlor im Moment der Gefahr den Kopf. Ein solcher Mann kann nicht Reichspräsident werden, auch dann nicht, wenn die schwerindustrielle Presse jetzt die Dinge auf den Kopf stellt. Grotesker kann man mit der Wahr- heit nicht umgehen, als z. B. der»Montag", der den Mut hat, dem Versammlungsbericht hinzuzufügen: »An Hand eines ausgezeichneten Tatsachenmaterials verstand es Dr. oarres, die gegen ihn in» Feld geführten Behauptungen und Ärgumente der Gegenseite ad absurdum zu führen. Durch immer wieder einsetzenden Beifall bekundete die Versammlung, daß die Handlungsweise Dr. Zirre«' in jener schweren Zeil ourchan, de« damaligen Notwendigkeiten entsprochen und daß er dos deutsch « Baterland dadurch vor Schlimmerem bewahrt habe." Die»Handlungsweise" des Herrn Dr. Iarres hätte, wenn sie sich hätte durchsetzen können, uns den Verlust de» R h e i n l a n d e s gekostet. Statt der Erhaltung des Rheinlandes hätten wir dann die billige Phantasie, uns in zwanzig Iahpen durch«inen Krieg das Rheinland wiederzuholen. Das, was Iarres jetzt nvch als»Utopie" bezeichnet, war die offizielle Politik der Reichsregierung, des Reichsaußen- Ministers Dr. Strefemann. Dies« Politik wurde von der S o- zialdemokrati« entscheidend beeinflußt, ohne sie wären wir niemals zu den Londoner Abmachungen gekommen. Es gehört ein erstaunlicher Mut dazu, sich als Präsidentschafts- kardidat heute nvch hinzustellen und die Kopflosigkeit von 1923 auchjetzt noch als richtig zu verteidigen. Die Antwort des Volkes auf eine solch« Kandidatur kann nur sein: Fort mit Iarres! Porres' Hamburger Rede. Hamburg 22. März.(Eigener Drahtbericht.) Zlm Sonniag mittag fand in zwei Sälen w Hamburg die Zbohlkmrdgebung de» Nechtsblocks mit Iarres statt. Iarres wurde durch«in Stahl» bclmspallsr zu einer schwarzweißrot geschmückten Tribüne geführt, mit Militännufik und rasenden Hell- und Hochrufen be- grüßt. In seiner Red« bekannt« er sich zwar offen zu seiner Der- sackungspolikik. versuchte aber Berschleierungen. indem er den Spieß umdrehte und den gegen ihn gerichteten Vorwurf gegen die v e m v. k raten und das Zentrum erhob. Iarres führte aus: Ich habe im Westen im Kampfe um die Freiheit des Reiches gestanden. Ich habe ihn miterlebt, unter ganzem Einsatz meiner Person, und ich wußte für mich keine andere Lebensauigabe, als die Freiheit des Rheins, die Erhaltung der Einheit des Reiches mit meinen Kräften zu versuchen. Der�hrllche Kampf, den ich mit vielen Gesinnungsgenossen durchgeführt, hat mir auf der einen Seile viele Slnerkennungen eingetrogen, von der anderen Seite aber viele Hätz- l> ch e Nngrisfe. Glauben Sie mir.«« widerstrebt mir und ist mir widerwärtig, die Meinungsverschiedenheiten, die erledigt sein sollten, wieder hervorzuholen. Der Ruhrtampf ging äußerlich verloren. innerlich oder brachte er uns reichen Gewinn, denn er war der Ausgangspunkt der langsamen Gesundung unseres Vaterlandes. Als der passiv« Widerstand aufgegeben werden mußte, haben die ver- antwortlichen Männer sich zusammengesetzt, um diejenige Lösung zu finden, die für das Vaterland die best« sei. und haben damals mit Rachdruck den Gedanken in den Vordergrund geschoben, daß jeder die ihm richtig erscheinende Lösung aussprechen und vertreten soll. Aber der dann gefundene Weg miisi« g« m e i n s a in betreten werden Beim Suchen dieses Weges sind Gradunterschied« zu�ss� g«- treten. Die linksstehenden Kreise meinten, man solle dem Verlangen Poincarts auf Einstellung des passiven Widerstandes entsprechen und dann versuchen. «ms dem Wege der Verständigung eine Lösung zu stoben. Ich habe dies« Erwartung als Utopie angesehen. Für mich und meine Freund« war klar, daß Nachgiebigkeit nicht zum Ziel« führt. sondern neue und unendliche Qualen sür die Bevölkerung bringen würde. Das Ziel der französischen Politik ging offenbar dalsin, die
Bevölkerung des besetzten Gebietes auf dem Wege der Freiwilligkeit zu der Staatsumiormung der Rheinlande zu bringen, die Frankreich auf dem Weg« der Gewalt zu erzwingen sich nicht
getraut«. So bestand die Gefahr, daß aus der einen Seite das Reich nicht mehr die notwendigen Geldmittel berell stellen tonnte, auf der anderen Seite aber die Verzweiflung in den Rheinlanden die Be- völkeruitg dahin treib«, sich mit einer staatsrechtlichen Aenderung abzuiinden. Diese tonnte nur durch«ine starke polUisch« Tat ver- hindert werden. Aus innerer nationaler Kraft versuchten wir uns der Gefahr nicht zu erwehren, deshalb mußten wir es versuchen, aus internationalem Weg« zu erreichen. Ein« Grundlage dafür bot die Note Lord Curzons. in der die Ruhrbesetzung als unrechtmäßig bezeichnet worden war. Vater Verufuaa hieraus hattet wir den Des atz ung»macht en bekanntgegeben. daß«>r uns diesen Mächten gegenüber vom Zriedeosvertrog so lange al» entbunden erklären, als nicht«er- tragsmäßige und vöikecrcchllicha Zustände hergestellt werden. Tch war mir vollkommen klar, daß dieser Schrill unter Um- stände» schwere Opfer und weitere große Rot bringe» müßte. aber da», wo» getan worden wäre, wäre nicht schlimmer gewesen als da«, was durch Verhandlungen gekommen wäre. Dies« mein« Haltung hatte mit Preisgabe des Rheinland «» nichts zu tun. sondern zum Ziel, die Bestrebung schwach gewordener Kreise im Rheinland auf Aenderung in staatsrechtlicher Bcziedvng zu hemmen. Wie ist «s dem, gekommen? Im H erbst tSZZ sahen die verständignaaspoll- tiker(Stresemann) keinen Weg mehr, das Rheinland bei Deutschland und Preußen zu hallen, lßachdem man gegen mich die schwersten Vorwürfe erhoben hat, darf ich nicht weiter verschweigen, daß maß- gebende Führer des rheinischen Zentrums und der Demo- trätest in der kritischen Zeit sich nicht gescheut hoben, eil« einzige»
Weg Verhandlungen mit dem Feind zu bezeichnen, bei denen die Zugehörigkeit zum Reich und den Ländern preisgegeben und«in selbständiger Staat zugestanden werden sollt«. Angesichts dieser Sachlage frage ich: Wer hat Versackungspolitik getrieben? Diejenigen, die nur am Ende die Möglichkeit eines autonomen Staates sahen und damit die nationale Zukunft des Rheinlandes preisgaben oder diejenigen, die wie ich mit starker politischer Tat. wenn auch mll vorübergehenden schweren Opfern das Rheinland dem Reiche sichern wollte»? Di« Nervenkrisis jener Zeit ist jetzt glücklich überwunden, aber das ist nicht das Verdienst jener Parteien, sondern das der R« i ch s- regierung. Widerwärtig ist es, daß jetzt aus wahldemogogischen Gründen eine ehrlich gemeinte und nationale Politik verdächtigt wird. Ich Hab« mich ungern an dieser Diskussion de- tsiligt, aber die politische Ehre verbietet uns, weiter zu schweigen. Jetzt können wir sagen, der Kampf um das Rheinland ist zugunsten Deutschlands entschieden. Aber wir werden auch in der Zukunft ge» zwungen sein, das Rheinland zu behüten. Die Gefahren der Zukunft werden wir aber überstehen, wraa das deutsche Volk vertrauen zu seiner Führung hat. Zum Schluß erklärte Iarres, es fei die vor- nehmst« Pflicht des Staates, durch gerechte Entscheidungen die A u s- londsdeutfchenindie Lage zu versetzen, ihre verlorenen Posten wieder aufzunehmen. Im deutschen Volk herrsche auck der Wille und das Verlangen, in kolonisatorischer Tätigkeit seinen Willen und sein« Fähigkeiten zu bezeugen. Iarres wies auf den Geist des alten Honfeatentums in der Hoffnung hin, daß dos deutsche Volk immer von einem unabweisbaren Störiebeckerglauben erfüllt sein müsse.
Sowsetarbeit für Iarres. „Note Aroutkämpfer" mit Knüppel» und Messer» gegen die Repoblit. Duisburg . 23. März.(Eigener vrahkberichl.) Die sozial- demokratische parte hakte gestern. Sonntag, nach Walsum bei Hamborn eine Wahlversammlung einberufen, in der Land lag»- abgeordneter Gen. Schluchimaan sprechen sollte. Als der Redner beginne» wollte, rief einer der anwesenden Kommunisten:»Zetzk«st es 5 Minuten vor 12". Dieser Zuruf war für die übrigen kommn- nisten da, Signal zur Sprengung der Versammlung. Von außen drängle ein Trupp»Roter Frontkämpfer" unter Führung des als Versammlungssprenger bekannten Hamborner Stadlverordneten Sründel in den Saal ein. Al» die am Saatengang flehenden Genosse» sich wehrten, gingen die Kommunisten mit brutaler Gewalt vor und bombardierten die Versammlungsteilnehmer mit Stühlen, viergläsern. Stöcken and anderen geistigen.Argumenten". Es cnt- stand eine ungeheure Panik, so daß viele persoaeu schwer v e r l e tz k wurden. Genosse Schluchtmana erhielt einen M e s s e r st i ch in die linke Hand. Aeußerst zahlreich find in-besoa- den die Kopf verletzuugeu. Ein Krüppel, der an zwei Krücken ging, amrde zu voden geschlagen. Die Krücken hat da» Gesindel zerbrochen. Al» die Kommunisten ihr Werk vollbrachk hatten, gaben sie auch die Erklärung für ihre Schandtat mll deu Worten: So. seht habt ihr wenigstens auch einmal den»Roten Front- kämpferbnad" gespürt. Der Versammlungssaal bildet ein Trümmerfeld, in dem nicht An Tisch oder Stuhl ganz ge- blieben ist. Damit ist auch außerparlamentarisch die Einheitsfront der Kemmunisten mit den Volkischen geschlossen. Wie sollte es die Messerhelden links nicht zu den Pistolenwikingern rechts ziehen?
fllie Lügen. Braun und die VcrsackuugSpolitik. Die Brüder von rechts wissen scheinbar nicht mehr ein noch cu. Da Herr Iarres feine Kopflosigkeit im Herbst 1923 nicht be streüe» kann, so versucht die ihm nahestehende Presse jetzt gegee andere Politiker ähnliche Angriffe zu verbreiten. Natürlich wäu damit noch nicht das geringste für Iarres gesagt. Aber man Hof'' auf die Weife ablenken zu können. Di«»Deutsch « Tageszeitungzitiert eine Rede von Iarres vom Dezember 1924. in der er b? Haupte: »Herr Hilferding (Soz.) und der sozialdemokratische Ministerpräsident Braun waren es, die für sofortige Ein. stellung der Zahlunae» für das besetzte Ruhr- und Rheingebiet eintraten. Wer heut« noch behauptet, »ich wollte das Rheinland verraten", den bezeichne ich vor aller Oeffentlichkeit für«inen politischen Heuchler und Lügner." Natürlich fft das«in unerhörter Sd) windel. Bereit» am 22. November 1924 hat der amtlich«»Preußische Presse- dienst" gegen die.Zeit", als sie dieselbe Behauptung aufftellte «ine Erklärung veröffentlicht, die diese Lüge gebührend brandmarkt. In der Erklärung heißt es: »Ministerpräsident Braun ist während der ganzen Zeit, kn der sich die Dinge im Rheinland kritisch zu entwickeln drohten, ununterbrochen und mit aller Energie für die berechtigten rheinischen Interessen eingetreten. Er hol sich gegen die sogenannte versackuagspolilik. dt« 77 al« ncihänznisnalle kolasirapheupoliiik eiuschähle, intierhr.» der Regierung und vor der Oeffenllichtet des Landtages«L der denkbar größten Schärfe gewandt. Er hat sich daher auch niemals— und darum handelte es sich in den kritischsten Tagen ja ganz besonders— für die Einstellung deran dieErwerbslofen in den besetzten Gebieten gezahlten Unterstützungen gewandt. sondern fft in den enffcheidenden Besprechimgen mit dem Reichs- kabinett lediglich dafür«ingetreten, daß diese Erwerbslosenunter. stützungen von chrer exceptionellen Hohe aus das im ganzen Reiche zur Anwendung kommende Maß mit Rücksicht auf Re Finanzlage des Reiches zurückgeführt würden, und daß vor allem nur die wirklich objektiv Berechtigten diese Unter- stützung erhielten. Und das erst, nachdem sich 1. herausgestellt hatte, daß sehr viel« Erwerbslosenunterstützungsempfänger in den besetzten Gebieten diese Zuwendungen zu Unrecht erhielten, und daß so sehr erhebliche Summen vom Reiche aus diese Weise unnütz verausgabt wurden, und 2. nachdem die beiden aufein- anderfolgenden Reichsfinonzminifter übereinstimmend erklärt hatten, daß sie überhaupt die Mittel zur Weiterzahlung auch der eingeschränkten Erwerbslosenunterstützung nicht mehr besäßen! Im übrigen täte die»Zeit' sehr gut daran, che sie Minister- Präsident Braun der Versackungspolitik beschuldigt, einmal da» Protokoll der Landtaqeflhnng vom 5. Dezember 1923 nachzulesen, in der Ministerpräsident Braun im Rahmen eines starken Treu- bekenntnlsses zu den Rheinlanden für die gleichmäßige■Behandlung der Bevölkerung Im besetzten und unbejehten Gebiet in finanzieller und wirtjchaflNcher Beziehung eintrat und vor allem erklärt«, daß die Preußffche Etaatsrogierung jede staalsrechl- liche Aenderung in bezug aus die Rheinlaude. jede territoriale Aenderung preußischen Gebietes und jede Beeinträchtigung preußischer Hoheilsrechte mit allem Rachdruck ablehne und mii allen ihr zu Gebote stehenden Mitten bekämpfen werde." Otto Braun hat also al» preußischer Ministorpräsident in jeder Weise gegen die Kopflosigkeit des Herrn Iarres angekämpft und ihm. wie der Haltung der Sozialdemokratie ist es mii in erster Linie zu verdanken, daß die Reichsregierung in ihrer Mehrheit damals die Nerven nicht verlor, sondern den einzig mög. lichen Weg der Verhandlungen ging, der über London zu einer langsamen Gesundung unserer Verhältnisse führt«. Iarres täte gut. wenn er feine Rechtsblockpresse anwiese, nicht allzu faustdick zu lügen. Do« ist doch unzweckmäßig.
Heerschau der Reaktion.
Mit Handzetteln und schwarzweißrvten Plakaten, mit Presseaufrufen und mit Jarres-Posttarten hatte der Rcaktionsblock L«stern sein« Mannen in den Sportpalast zur»großen vater- ländischen Kundgebung" für Versackungs-Iarres. den»kerndeutschen Mann", dirigiert. Und was kam, füllt« den Sportpalast zu 73 Proz. Die Zugkraft der deutschnationalen Demagogie fft eben im Schwinden begriffen, auch die Minderbegabten beginnen einzusehen. daß nationali st ischePolitikVerhetzung, Schwindel und Bluff ist. und daß die Aktivität unserer Monarchisten einzig und ollein darin besteht, skrupellos zu verleumden und gewissenlos das niederzureißen, was ander« in mühevoller Arbeit, m hartem Dienst am Volk aufgerichtet haben. Auch gestern fehlt« jene rührselige Kitschdetorotion nicht, mit der die.Schwarzweißroten die Tränendrüsen des Spießers zu kitzeln ver- stehen. Siegerkranztapellen in Uniform, schwarzweißrot« und Haken- treuzfahnen. Hftler-Babies mit Iarreslchen Armbandstreifen(was tut man nicht alles für das Geld der Schwerindustrie!). Heil- und Hurraruf« und jene für den anderen unerträgllche Atmojphär« völliger Gefftesöd«, in der die mit Gift gepaarte Idiotie der monar» ck-islischen Propaganda allein gedeiht. Diese Versammlung de» an- gkblich»üderparleilichcn".Reichs"(Recht«)bloSs hatte«inen so aus- gesprochenen nationolrevolutionören. einen so ausgefprocheaeu rechtsradikalen Charakter. offentert« alles in ollem«inen solch unerhörten Grad skruve!- losester Gehässigkeit, daß man sich fragen muß, ob Iarres den Mut findet, sich mu solchen politischen Gassenmanieren zu idennfizieren. Wie verrohend die sinnlose Verhetzung auf die verblendeten Partei- ganger der Rechten wirkt, bewiesen drastisch und zur Genüge jene Zwischenruf« aus der Mitte der Versammlung, die die Aufpettschungs- bomnots der Parteiredner harmonisch illustrierten. Jedenfalls muß gesagt werden, daß von einer Ueberparteilichkeit im Rahmen dieser wüsten Hetzversammlung bei Leibe nichts zu finden war. und es tst typisch für die Gefftesverfassung des deuffchnationol-volksparteilich- völkischen Publikums, daß Reinhold Wulles Hetztiraden den weitaus stärksten Anklang fanden. Originell war. wie sich Wull« unter dem Beifall auch der anwesenden Volksparteiler gegen die Kläglichkeit der deutschen Außenpolitik seines valksparteilichen Kampfgenossen Stresemann wandte. Ein etwas besser sunkttomercn- des Gehirn, als es das monarchistischer Bersammlungsbejucher im allgemeinen fft. hätte doch für die bodenlose Inkonsequenz, die Unmoral dieser Dilettantenpolitik derer um Iarres und Wull« erkennen müssen. Der schneidige Major v. Secklin. der Au«. schreier der deutschen Rationalunkenpartei, erklärte sogleich mii anerkennenswerter Offenheit, daß der Kampf unter den schwarz» weißroten Fahnen ausgefochten werde. ChrisUIch, deutsch , national,«ingedenk schwerindustrieller Belange, kurzum, ein ganzer schwarzweißrot«? Mann sei Karl Iarres. Dann offerierte der Monarchist das altbekannt« Dolchstößchen, was das sympathische Publikum mit ohrenbetäubendem Zustimmungsgebrüll qutttiert«. (Kufe: Rote Verräter, an den Galgen usw.) Hemmung?- loser Erfüllungswahn sei rnffer Unglück gewesen. Nach unflätigen Beschimpfungen der Sozialdemokratie sprach der Hetzredner von Barmot- und Kutisker-Parteien. das tollst« aber war, als sich der armselig« Mampeadvokat erdreistete. _ den toten»eichspräfldeukea zu schmähen.
An der Spitze des Reiches hat ein Mann gestanden, der Parteimann war. solange er lebte.(Rufe: Ein Landesverräter.) Rie wieder einen Sozialdemokrale».(Beisallsgebrüll.) Nie wieder einen Marxisten.(Rufe: Die Juden, die Juden!)»Nieder mit der Partei der verdorrten.Schwurhände"."(Geheul.) I a r r es fft ein mutiger Mann, ein ganzer Mann, ein großer Mann.(Vraoo! Bravo!)»Aufs infamste wird er von der Linken verleumdet." So «izählt man in Hamburg ungloubllchsrweise. daß Frau Iarres ein abschreckendes jüdisches Aeußere habe.(Stürmische Pfuirufe, einer schreit: Ist das wahr?) Das soll wahr sein'' Frau Iarres, diese hochgewachsene, blonde, echtdeutsche Frau...(Bravo ! Bravo! Heil- ruf« und Zustimmungsirompeln) ist kerndeutsch bis auf d i e Knochen.(Heil!)(l!) Natürlich ist nach dem d-inschnationalen Humoristen der Vorwurf der Versackungspolitik Schwindel. Nach dieser humorvollen Kanone kam ein nicht minder witziger Bursche, der Amtsrat Lossow, seine» Zeichens Borsitzender der„Vereini- gung vaterländisch« gesinnter Katholiken", zu Wort. Einige besonders gelungenen Scherze: Das Zentrum hat fortwährend die nationalen und vaterländischen Belang« verraten.(Bravorufe.) Di« londesverräterische Gesinnung der Sozialdemo kratte ist ganz offenbar.(Wüstes Zifftimmungsgebrüll.) Braun war am Rüstungsarbeiter streik beteiligt(!!). (Rufe: Nieder mtt dem Verräter!) Die Sozialdemokratie ist vom Teufel, aber auch das Zentrum Ist eine Angelegenheit des Satans. (Beifall. Rufe: In die Hölle mit ihnen!) Rieder mit dein Königreich Barmat!(Lärmende Zustimmung, Bcifallstrampeln.) Der Pfarrer Dr. Luther, ein würdiger Vertreter der Chamäleons Deutsch « Volkspanei, zeigte, daß er«benlo routiniert hetzen und verleumden kann wie die wilderen Vrüdcr. Er hatte sür sein markiges Getöse den alten Bismarck reklamiert, sprach etwas dunkel vom Bismarck g e i st. mit dem der gute Bürger 011 die Wahlurne schreiten müsse, und betont«, daß der Rechtsblock einen kerndeutschen Mann wahrhaften Sinnes von der Schwerindustrie eingehandelt habe. Nach einer schmutzigen Be- s ch i m p s u n g des von der Reaktion ermordeten Erz» b e r g e r s kam der famose Diener Gottes zu einem dreifachen ,5 0 1 res-Heil". Erleichtert ließ man den streitboren Sohn der Kirch« Ziehen, um dem Hauptclou(oder E l 0 w n) des notio. nalistffchen Varietös in die Hände zu fallen: dem blondgeschettelten Reinhold Wulle . Tobendes Heilsgeschrei seiner Wotanjünger um- brauste ihn, st« trampelten, daß es«in« Lust war. Schauerlich schimpft« Rein hold über den Bormat-Staat und d!« verfluchten Juden, begeffert« Eberl, gab feinem Bettgenvssen Stresemann «in paar intensiv« Maulschellen und betont«, daß Iarres »schwarzweißrot bis auf die Knoche» fei". Ohne de» Nomen zu nennen, attackiert« er den verlaufenen Bürgerbräustrategen. d«i Hitler- Papa Ludendorff. Wer den »nationalen Block" sprenge, wäre ein Verräter. Dann sang man die»Wacht am Rhein", schlug sich siegreich auf die Potsdamer Straß«, trotz Schlochtgebraus und Hippsturra, und während die wandelnd« Arterienverkallung unter»Heil"- und .Pfui"-Ruf«n ihr« schwarzweißroten Fahnen in die Räucherkammer truzp verlor sich der nationalistische Spuk.