Einzelbild herunterladen
 

Str. 14442. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Die Massen für Otto Braun  !

Der große Tag im Sportpalast, der 27. Januar mit der Demon- füllte sich im Nu. Höher und höher stieg die Menschenfiut an den ftration der Sozialdemokratischen Partei von gewaltigem Ausmaß, Tribünen empor. Um 7 Uhr, also eine Stunde vor Beginn, nurde durch die gestrige Kundgebung im Sportpalast noch über- waren bereits Parkett, Tribünen und der erste Kang überfüllt. In­troffen. Früh schon waren gestern Mitglieder des Reichsbanners zwischen hatte das Reichsbanner seine Schuldigkeit getan, war Schwarz- Rot- Bold zur Stelle, postierten sich an den Eingängen zum in großen Scharen angerückt, machte die Eingänge frei und sorgte Borgarten des Sportpalastes und sorgten für Ordnung und glatte für Ordnung im Innern. Fahnen fehlten diesmal. Abwicklung des Verkehrs. Nach 7 Uhr abends setzte eine Massen- Den geduldig Harrenden wurde die Langeweile durch große wanderung nach dem Sportpalast ein. Wenn um 7 Uhr die Ge- Lichtbilder verkürzt, die Künstlerhand auf eine Leinewand schäfte schließen, die Angestellten nach Hause eilen, alle Verkehrs- zauberte. Humor und Wiz reichten dabei dem Zeichner die Hand. mittel überfüllt sind, ein chaotisches Durcheinander von Droschten So hieß es einmal: Was für ein Unterschied ist zwischen und Autos, deren Hupen heulen, auf den Straßen ist, ist auch die Ludendorff und Held? Antwort: Held ist tein Ludendorff Potsdamer Straße   in ihrem unteren Teil belebt, wie sonst zu feiner und Ludendorff   ist kein Held! Eine brausende Lachsalve quittierte anderen Tagesstunde. Gestern abend aber mischte sich in dieses dafür. Dann erscheint Ludendorff   höchstselbst auf der Leinwand mit quirlende Leben und schier sinnverwirrende Berfehrstreiben ais be folgender Inschrift: Solange Ludendorff kandidiert, ist uns um fondere markante Note der Zuftrom zu unserer Versammlung im Bigstoff nicht bange! Wieder Lachen, Jubeln und Händellatschen. Eportpalast. Aus übervollen Automobilomnibussen und Straßen- Die Zeichner und Humoristen vom Lachen lints" find treffsichere bahnen strömen die Menschen in den Sportpalast. In Scharen schiebt Spötter. Um% 48 Uhr wird endlich der zweite Rang geöffnet, der im Ru man sich über den Vorgarten zu den Eingangspforten und hinein in von den ungeduldig Harrenden gestürmt wird. Nun ist der Saal den großen Saal. Abteilungen des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold bis auf den letzten Platz gefüllt. Auf dem Podium hat der Arbeiter züden an, formieren sich im Vorgarten und ziehen in den Berfamm- fängerbung, eine große Schar geschulter Sänger, Klaz genommen. hungsraum. Dazwischen fommen Abteilungen unserer Barter mit Punkt 8 Uhr verkünden Riesenbuchstaben auf der Leinwand den Banner und Fahnen, und es fommen Jugendliche, die junge Garde Beginn der gewaltigen Bersammlung,

des Proletariats, mit ihren Fahnen und Wimpeln. Auf zwei großen Lastautomobilen, die im Vorgarten rechts und links von den Ein gängen zum Saal stehen, flammen Leuchtfeuer auf. Auf den Wagen ftchen Mitglieder des Reichsbanners und speisen die Bechpfannen mit neuer Nahrung. Hochauf lodern die hellen und greülen Flammen, umfassen die ganze Breite des Sportpalastes. Um 48 fann nie­mand mehr durch die Haupteingänge hineingelaffen werden. Abtei Lungen des Reichsbanners stehen hier und machen das Publikum, das in ununterbrochener Folge herbeiströmt, darauf aufmerffam, daß jetzt der Eingang nur noch von der Seite ist. Die Menge eilt, um einen Platz zu finden, aber alles geht glatt und ohne Storung, niemand hält sich unnüßerweise im Vorgarten auf, und man spürt, daß hier die Disziplin maltet, die Disziplin in Menschen, die lange Sahre Mitglieder der Sozialdemokratischen Bartei find. Und dann steht der Zeiger der Uhr kurz vor 8, und immer noch flutet es herein. In der Alvenslebenstraße hat die Schupo so etwas wie eine fiegende Bache errichtet. Hier stehen die vier großen Automobile, init denen die Beamten nach der Potsdamer Straße   gebracht worden sind. Daneben sieht man berittene Schuppleute; sie sind abgestiegen, halten neben ihren Pferden und warten. Andere berittene Schupo­leute unfreisen in Patrouillen den Sportpalast und sorgen dafür, daß sich in den etwas finsteren Straßen nicht Gefindeí sammelt, um später, wie damals am 27. Januar, hervorzubrechen und unsere Ge­nossen, die aus der Versammlung kommen, zu überfallen. Die Häufer auf der gegenüberliegenden Seite in der Potsdamer Straße  find Fenster für Fenster beleuchtet und mit Schauluftigen besetzt. Auch auf der Straße und auf der gegenüberliegenden Seite vom Sportpalast stehen gleichfalls Menschen, und die Reihen werden immer länger und immer bretter. Man steht und staunt über ben Massenandrang, und man fann erkennen, daß sich bei vielen derer, die gestern noch abseits standen, die Ueberzeugung Bahn zu brechen Beginn, daß dort drüben im Sportpalast für unseren Kandidaten Dtto Braun nicht nur durch die Wucht der gewaltigen Masse, son­bern auch mit der Wuchi der Wahrheit demonstriert wird, die weder Jarres noch seine Anhänger ins Gegenteil verfehren fönnen.

Im Sportpalast.

Um 8 Uhr follte die große Demonstration im Sport palast für den Kandidaten der Sozialdemokratischen Partei Otto Braun   beginnen. Aber die ersten Teilnehmer rüdten bereits um 5 Uhr an, und nicht etwa einzeln, sondern in Trupps. So wie sie aus den Arbeitsstätten tamen, zogen sie, ohne erst nach Hause zu gehen, zu der Stätte der großen politischen Demonstration. Sie hatten es gut, denn sie fonnten sogleich die ersten Reihen dieses ge­maltigen Parketts einnehmen. Dann setzte der Zustrom ein und hielt ununterbrochen an. Der Innenraum der gewaltigen Halle

6]

Anthony John.

Roman von Jerome K.   Jerome.

Das Kind lief ihm entgegen. Gott  , wie er tanzte! Die fleinen frummen Beine bewegten sich flink wie der Blizz, die Arme waren so ftart, daß er den fleinen Anthony mit der einen Hand in die Luft werfen und mit der anderen wieder fangen fonnte. Die hellen Herdflämmchen reckten sich höher und höher, als wollten sie den Anblid besser genießen fönnen. Die fröhliche alte Here lachte lauter. Und die Schatten an der Wand waren dermaßen aufgeregt, daß fie flach auf die Decke fielen. Die Mutter rief aus dem Stockwert, ob das Wasser fiede; die kleine Flamme verblaßte und verschwand. Die fröhliche alte Here wurde stumm wie eine Maus. Die Schatten liefen in das Ofenrohr und durch die Tür fam Licht.

Anthony gab der Mutter feine Antwort. Er rieb sich die Augen, glaubte, er müsse noch im Bett liegen. Der König der Gnomen rief ins Stockwerf hinauf, das Wasser werde in fünf Minuten sieden. Frau Strong'nth'arm, eine fremde Simme vernehmend, tam gelaufen. Sie fand ihren Sohn völlig verwirrt, sich noch immer die Augen reibend. Der König der Gnomen schob sorgsam ausgewählte Holzflöße in den Herd und blies hinein. Mit der einen riesigen Hand be­deckte er den goldblonden Bart, damit dieser nicht anbrenne. Er tannte Frau Strong'nth'arm, und schüttelte ihr die Hand. Sie betrachtete ihn, als hätte sie ihn bereits einmal gesehen, oder als wäre er ihr beschrieben worden; sie mußte es nicht recht. Doch erweckte es den Eindrud, als wäre fie, ohne zu wissen weshalb, froh, ihn zu sehen. Zuerst schien sie ihn zu fürchten; aber dieses Gefühl verging, noch ehe der Tee fertig war. Anthony betrachtete staunend die Mutter. Sie war eine jener geschäftigen, ruhelosen Frauen, die nicht eine Minute lang still fein tönnen. Nun aber schien etwas sie verzaubert zu haben Sie stand mit gefalteten Händen da, sprach nicht einmal; hätte ein Besuch sein können. Der König der Gnomen bereitete den Tee, schnitt Brot, bestrich es mit Butter. Es war, als wisse er genau, wo sich alles befinde. Das Feuer Inisterte munter; meist, wollte es überhaupt nicht brennen. Heute früh jedoch hatte es feinen Meister gefunden. Der König der Gno men begab sich, das Servierbrett in der Hand, ins Stocwert; Frau Strong'nth'arm folgte ihm wie im Traum Anthony fchlich zur Treppe und lauschte. Der König der Gnomen sprach

Donnerstag, 26. März 1925

eignisse aus dem Leben Otto Brauns. Die flimmernde Leinwand, die gestern abend auf den Dächern an den verschiedensten Stellen in Berlin   gezeigt wurde, und die nach etwa zwanzig Minuten er lofch, um nach einer Pause wieder aufzuflammen, werden auf teinen, der diese eigenartigen Darbietungen gesehen, ihren Eindrud ver­fehlt haben. Besser, bildhafter und einprägsamer, als es gestern durch den Film geschah, fann nicht gesagt werden: Wählt am 29. März Otto Braun  .

Schwarzweißrote Hoffnungen.

Was in Schulen der deutschen Republik möglich ist! Als das Deutsche Reich noch seine zwei Dutzend Landesväter" hatte, zählte man es zu den selbstverständlichen Aufgaben der deut­schen Schule, in den Kindern die Achtung vor der monarchischen Berfassung und die Liebe zu den angestammten Herrscherhäusern" zu pflegen. Heute, wo wir seit sieben Jahren die Re­ publik   haben, darf wohl erwartet werden, daß die Schule sich bemüht, die Kinder zur Achtung vor der republikani schen Verfassung zu erziehen. Man prüfe, wie mit dieser Aufgabe das folgende Borkominis, das uns aus Elternkreisen mit­geteilt wird, in Einklang zu bringen ist.

M

Ein in Borsigwalde   an der Mädchen Mittelschule angestellter Lehrer schiersch, der Geschichts- und Gesangunter­richt erteilt, gab dem aus Schülerinnen der Klassen 3, 2 und 1 311­fammengesetzten Chor eine Umdichtung des Liedes D Straß­burg, o Straßburg  , du wunderschöne Stadt" zu lernen. Auf die erste Strophe, die er in der bekannten Fassung unverändert beibehielt, ließ er, wie der Vater eines Mädchens uns meldet, vier

die von dem Sängerpodium aus einen überwältigenden Eindruck Strophen in folgender Fassung folgen: macht. Die Sänger erheben sich, der Dirigent gibt das Zeichen und das erste Lied:" Frühlingsstürme" füllt mit seinen machtvollen Klängen das Haus. Bis weit in die letzten Reihen, bis hinauf auf die höchsten Plätze hört man die Worte des Gesanges: Brause, Wind, bis die Mauer fällt, die die Herzen gefangen hält! So rauscht es über die Menge hinweg. Ein zweites Lied ertönt. Rauschender Beifall lohnt die Sänger.

Berraten, erschlagen, viel Hunderttausend tot!

Auf Straßburg   melsche Fahnen verhöhnen deutsche Not! Laßt flattern, laßt rauschen und schwand auch unser Glück, O Straßburg, o Straßburg  , wir holen dich zurück.

Dann iritt Genosse Franz Künstler an das Rednerpult, um das Wort zu einer furzen Begrüßung und Einleitungsrede zu nehmen. Aufmerksam lauschen die Massen den Rednern, die überzeugend für Otto Braun   zu werben wissen.

Machtvoll erfiang das Empor zum Licht" der Arbeiterfänger durch den Riesenraum. Der Leiter der Versammlung, Genoise St ünstler, brachte dann zum Schluß ein hoch auf die Republiť, auf die deutsche Sozialdemokratie und auf Otto Braun   aus, in das die Versammlung begeistert einstimmte. Schon einmal erbrausten die Hochrufe, als die Genossen Ludwig und Liedtke im Bor­garten des Sportpalastes zu den vielen Tausenden gesprochen hatten, die bereits um 8 Uhr feinen Einlaß mehr hatten finden können. Nur langjam leerten sich dann Saal und Garten; schrittweise schob sich die Menge vorwärts und ergoß sich in endlosen Strömen in die Straßen. Die gewaltigste Kundgebung für Sozialdemokratie und für Otto Braun   war beendet.

Film auf den Dächern.

Gestern abend wurde zum ersten Male der Propagandafilm gezeigt, den unsere Groß- Berliner Parteiorganisa ion für die Reichs präsidentenwahl in geschichtefter Weise zusammengestellt hat. Lange schon fennt man in Ferlin jene wirtungsvollen Lichtref'amen an den Fronten und Giebeln der Häuser. Hier schreibt es mit unsicht borer Hand, die Schrift verlischt und von neuem ersteht geheimnis: nolle Schrift an der Wand. Aber Fi.mvorstellungen auf den Dächern, das jah Berlin   gestern zum erstenma. Kein Wunder, daß sich vor diesen Kinovorstellungen" die Men'chen in Scharen dräng­ten und unverwandt hinaufichauten auf die Dächer. Was man gestern in diefer Borstellung jah. war aber außerdem von großem Reiz und mußte tiefsten Eindruck machen auf alle Zuschauer. Man erblickte Abschnitte und besonders bemerkenswerte Szenen aus dem Leben unseres unvergeßlichen Friz Ebert, man fab Heidelberg  und den Friedhof, auf dem er den leg'en Schlaf schäft, man sah Szenen aus dem gewaltigen Trauerzug in Berlin  , mon bekam das Bild unferes Präsident chaftskandidaten, Otto Braun  , ant Rednerpult zu sehen, ein Bid. dos lebhaft und höchst eindringlich war. Daneben gab es statistisches Material über das gewaltige An­wachsen der Sozialdemokratischen Partei, gab es Erlebnisse und Er­

mit dem Vater. Er hatte eine äußerst tiefe Stimme; so wie man sie von einem Herrn erwartet, der unter der Erde lebt. Anthony vermeinte die Vibration der Stimme zu fühlen. Mit ihr verglichen erschienen die Stimmen der Eltern wie der Chor der fleinen Terriers, wenn der alte Simon anschlug.

Blöglich ereignete sich ein Wunder: die Mutter fachte! Anthony konnte sich nicht erinnern, die Mutter jemals lachen gehört zu haben. Ihn deuchte, es lägen seltsame Dinge in der Luft; er eilte in den Hof und wusch sich am Ziehbrunnen. Der König der Gnomen lebte drei Wochen lang bei ihnen. Allmorgendlich begab er sich mit Anthony in die Werkstatt. Auf dem Herd glühten noch die Kohlen vom vorhergegangenen Abend. Selbstverständlich versteht sich ein König der Gnomen auf das Handhaben von Hammer und Feuer. Dennoch fiel Anthony jeine Kraft und Geschicklichkeit auf. Die großen sehnigen Hände, die häufig, um Zeit zu gewinnen, das Metall ohne Werkzeug formten, vermochten die winzigste Schraube an ihre Stelle zu sehen, die feinsten Kombinationen auszu führen. Selbstverständ ich verriet er nie, daß er der König der Enomen sei. Aber das Find wußte es; ein warnender be­haarter Finger, ein lachendes 3winkern der blauen Augen warnten den Knaben, das Geheimnis nicht zu verraten Der König der Gnomen verließ niemals das Haus. Arbeitete er nicht in der Werkstatt, so machte er sich im Hause nüglich. Be dachte man, daß es feine weiblichen Gnomen gibt, so begriff man auch, weshalb er sich so gut auf Frauenarbeit verstand. Frau Strong'nth'arm brauchte nichts weiter zu tun, als den Gatten zu pflegen, und selbst diese Arbeit wurde ihr abge­nommen, menn fie auf den Markt ging. Abends, während der König der Enomen plauderte, half er beim Stopfen. Niemand wußte um sein Kommen. Am ersten Morgen hatte die Mutter Anthony eingeschärft, er dürfe darüber kein Wort sagen. Doch war dies gar nicht nötig gewesen, das Kind wußte sehr wohl, daß der König der Gnomen beim ersten Wort unter der Erde zu verschwinden pflegt. Erst später, da er bereits wieder fort gegangen war, berichtete die Mutter von seinem Besuch und dann nur Frau Plumberry, nachdem diese ein Gelübde des Schweigens abgelegt hatte. Frau Plumberry, die häufig mit Kummer und Sorge zusammenfam, war selbst einmal dem König der Gnomen begegnet. Die Leute nannten ihn den Wanderneter. Frau Plumberry staunte über seinen Besuch bei den Strong'nth'arms, denn er ließ sich selten in der Stadt bliden. Er mußte von ihrem Unglück gehört haben. Er er­fuhr stets auf seltsame Art, wenn man seiner bedurfte. 3u

|

O Straßburg, o Straßburg  , mir tut das Herz so weh, Wenn ich auf deinen Zinnen die Trokolore seh'.

O Straßburg, o Straßburg  , wir schwör'n dir's in den Tod, Bald weht auf deinen Zinnen die Flagge schwarzweißrot. Schwarzweißrot war, wie auch Herrn Tschiersch noch in Erinnerung sein dürfte, die Fahne des deutschen Kaiserreiches. Die Fahne der deutschen Republik ist, wie jeder weiß, schwarzrot­gold. Benn Herr Tschiersch auf dem zurückgeholten Straßburg   nicht die schwarzrotgoldene, sondern die schwarzweißrote Flagge wehen läßt, so muß das den Schülerinnen die Frage aufdrängen, was er damit sagen will. Da sie in den obersten Klassen einer Mittelschule fizen, also nicht mehr Kinder in den ersten Schuljahren find, so werden sie sich wahrscheinlich ihren eigenen Vers dazı: machen.

Herr Tschiersch soll den Schülerinnen, die etwa die Umdichtung nicht lernen würden auch angefündigt haben, daß er ihnen dann eine schlechte Zenjur geben müßte. Die Schulaufsichtsbe hörde wird hoffentlich den Lehrer schleunigst darüber belehren, daß er das Bergnügen, diese Umdichtung von den Schülerinnen fingen zu lassen, sich zu versagen hat. Auch das wird die Schui aufsichtsbehörde erwägen müssen, ob ein Lehrer, der solche Scherze für zulässig hält, at der richtigen Stelle steht.

Helden."

Wie man uns mitteilt, werden die Frauen der Parteigenonen. die im Südosten wohnen und geflaggt haben, bedroht. Sommu­nistische oder böllische Helden" fuchen die in Frace femmenden wohnungen auf und verfuchen die Bewohner, vor allem die Frauen einzuschüchtern. Sie fönnten bei folchem Vorgeben auch einmal an die faliche Adresse kommen. Hoffentlich veranlaßt fie denn der Denkzettel, den man ihnen mit auf den Weg gegeben hat, über Ursache und Wirkung etwas nachzudenken.

Bou Erdmaffen verschüttet. Auf dem Neubau der Städtischen Elektrizitätswerte am Spreebord in Charlottenburg   waren mehrere Arbeiter mit dem Ausschachten des Baugrundes beschäftigt. Plötzlich gaben die Erdmassen nach und zwei der Arbeiter wurden ver chüttet. Zum Glück gelang es, die beiden Verunglückten sofort wieder ans Tageslicht zu bringen, so daß der eine völlig unversehrt geblieben ist. Der andere, der 24 Jahre alte Arbeiter Mar Drop­nid aus Neukölln, Rolegacrstraße 41, hat Quetschungen erlitten und mußte nach dem Krankenhause Westend   gebracht werden.

Zeiten, da der Schnee hoch auf den Hügeln lag und die jungen Lämmer geboren wurden, lauschten die Hirten auf sein fröh liches, durch die Nacht näher kommendes Pfeifen. Er hätte fein Leben lang ein Hirte fein fönnen. Mit den beiden großen Händen hielt er die fich windenden Mutterschafe feſt: bei seiner Berührung verstummte ihr Stöhnen. Und lag in irgendeiner einsamen Hütte ein Mann oder ein Kind frank danieder und die Frau wußte fich nicht zu helfen, so erinnerte fie fich an die Erzählungen, die sie gehört, eilte vor die Hecke und starrte mit schmerzenden Augen in das nächtliche Dunkel. Und, so wollte es die Legende, nach einer Weile vernahmen ihre lauschenden Ohren Schritte: Wanderpeter trat aus dem Schatten auf sie zu und begrüßte sie. Er verblieb in der Hütte, bis man seiner nicht mehr bedurfte, pflegte den Kranken, nahm seine Stelle vor dem Pflug ein. Als Lohn begnügte er sich mit Nahrung und Wohnung. Beim Abschied bat er um eine Tagesration, und bei jenen, die es entbehren konnien, um einen alten Rock, oder ein Paar Stiefel, das sich noch ausbessern ließ. Niemand wußte, wo er wohne. Menschen, die sich auf dem Moor verirrt hatten, riefen nach ihm, wenn sie von der Dunkelheit überrascht wurden; dann pflegte er urplößlich zu erscheinen und ihnen den rechten Weg zu weifen. Eine Erzählung berichtete von einem alten bösartigen Mann, der zusammen mit seinem ebenso boshaften Hund in einer Hütte zwischen den Felsen lebte. Ein hartherziger, Gott lästernder alter Schurke. Die Bauern fürchteten und haßten ihn, behaupteten, er habe den bösen Blick; starb eine Kuh mährend des Kalbens, fraß eine Sau ihre Jungen, so wurden gegen den alten Michael, den alten Satan, wie sie ihn nann­ten, bittere Flüche ausgestoßen. Eines nachts stürzte der alte Michael beim Wildern in einen Felsenspalt. Mit gebrochenem Fuß, aus einer Kopfwunde blutend, blieb er dort liegen. Die Felsen warfen seine Hilferufe zurück; seine einzige Hoffnung war der Hund. Dieser ist sicherlich um Hilfe gelaufen, denn bie beiden liebten einander in ihrer fnurrigen, boshaften Art. Aber was fonnte das Tier tun? Es war ebenso bekannt und gehaßt wie der alte Michael selbst, würde vor jeder Tür mit Steinwürfen fortgejagt werden. Niemand dächte daran, ihm au folgen, Hilfe zu bringen. Der alte Michael verfluchte den Hund und schloß die Augen. Als er sie wieder öffnete, hielt ihn der Wanderpeter in seinen starten Armen. Der Hund hatte nicht an die Nachbarn seine Stimme verschwendet, hatte weder Hütte noch Bauerndorf durch sein Gebell aufgewedt, sondern den Wanderpeter gesucht.( Fortsetzung folgt.)