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2. Seslage öes Vorwärts
Donnerstag, 26. März 1425
5m Serlauf der Aussage des deutschnationalen Pfarrers Koch f.nd die Zeugen S y r i g und O r tz e l wieder erschienen und außer. dem zwei Zeugen, die seinerzeit mit ihnen zusammen in den Flugzeugwerken in Johannisthal gearbeitet hoben. Unter dem Tischlermeister Brückner haben Syrig und Ortzel zur Zeit des Streiks gearbeitet. Von den SO bis 60 Mann seiner Abteilung ist der größte Teil bei Streikbeginu aus dem Beiriebe gegangen. Nur drei bis vier Mann sind drin geblieben. Der Zeuge kann jedoch nicht mehr behaupten, ob Ortzel darunter war. Ortzel nennt dar- auf dem Meister Brückner die Arbeiter, die nicht gestreikt haben, darunter ein Lorarbeiter Klcinert. Brückner bestätigt diese Angaben. Außerdem stellt erOrtzel ein gutes Zeugnis aus, wahrend er. nach Syrig besragt. damn zögert. Der Tischler Neske aus Verlin-Grünau war ebenfalls Vorarbeiter in demselben Betrieb. Auch er hat nicht gestreikt. Auf die bestimmte Frage des Vorsitzen- den erklärt dieser Zeuge klar:.Or tz e l hat sich nicht an dem Streit beteiligt. Das weiß ich genau aus folgender Episode: Als er die Werkstatt ausfegte, sagte Herr Brückner: Ortzel ist der Schlaueste, der bleibt wenigsten» hier. Das hörte Ortzel, und«r jagte zu uns: Ich werde doch nicht so dumm sein und mich ein- ziehen lasten.'— Aus Vorhalt des Vorsitzenden weiß Zeuge aller- dings nicht, ob das am ersten Streiktage oder tnn Tag der Treptower Versammlung war. Schließlich erklärt der Zeug«, daß Syrig damals ziemlich radikal war. Darauf wendet sich der Dorsttzende an Syrig, der noch immer nicht vereidigt ist: Wollen Sie dabei bleiben, daß Ortzel mit auf die Spielwiese in Treptow gegangen ist?— Syrig: Jawohl.— Vors.: Sie haben bei Psarrer Koch erklärt, daß Ebert mehrfach zum Streik aufgefordert habe.— Syrig: Jawohl, er hat vom Streik gesprochen, und daß die anderen Städte hinter uns ständen. Das ist mir jetzt ins(Zedächt- r.is gekommen.— Bots„- Es ist eigenartig in Ihrer Erklärung, daß D i t t m a n n nicht aufgefordert hat. den Gestellungsbefehlen nichr Folge zu leisten, aber Herr Ebert.— Syrig: Vittmann hat, ehe er Schluß macht«, mit dem Ruf: Hoch lebe der demokratisch« Friede! 5)och lebe die Sozialdemokratie! kurz von den Gestellungsbefehlen gesprochen, und da habe ich es so verstanden, daß ihnen trolge ge» leistet werden soll.— Der Generalftaatsanwolt hält Syrig vor, daß er die Ebert in den Mund gelegte Aeußerung:.Aus- halten! Streik, Streik, Streik! Nur so kann der Krieg beendet werden!' bei seiner Aussaae vor Gericht nicht erwähnt hat. An- dererseits bestätigt Pfarrer Koch, er habe Syrig so verstanden, daß Ebert dreimal hintereinander das Wort.Streik' ausgerufen habe. Syrig habe ihm das auf Vorhast versichert. Auf einen welkeren Vorhakt behanptek Syrig. daß die Versammlung in Treptow gesprengt worden sei und Schüsse gefallen seien. Der Vorsitzende stellt iest. daß davon bisher nirgends die Rede war. Es kommt dann noch einmal die Art zur Sprache, wie Syrig seinen einstigen Kollegen Ortzel als Zeugen zu gewinnen suchie. Syrig erklärt, daß Ortzel all« seine Fragen mit Ja beantwortet Hobe. Er Hobe zum Schluß erklärt: Jawohl, das taim ich beeiden! und habe dabei die Hand hoch gehoben. Der Zeuge Hase bc- stätigt. daß sich die Szene so abgespielt habe. Ortzel bestreitet diese Darstellung. Er habe jedesmal Ja gesagt, ober erklärt, nach sechs Jahren könne er nichts mehr sagen, als ihm Syrig mitteilt«. das müste er vor Gericht beschwören. Nach einigem Bedenken darüber, daß der Zeuae Güterbodenvorsteher Hose sein Borgesetzter ist, teill Ortzel schließlich noch mst, daß Hose i h m damals ge- sagt habe: Ortzel, wenn Sie etwa» gegen Ebert wlsten. sagen Sie ans! Eine ebenfalls interessante Bemerkung entschlüpft nock> dem Zeugen Syrig. Ortzel, so behauptet er, habe ihm damals er- tlärt, daß erst Ebert gesprochen habe und dann vittmann. Auch habe Ortzel zugegeben, daß Ebert in Treptow dazu auf. gefordert habe. G e st e l l u n o s b e fe h l e n nicht Folge zu leisten. Was Ortzel über Dittmonn gesagt� habe, Hab« ihn nicht interessiert, nur Ebert habe ihn, Syrig, interessiert. Schließlich schil- den Ortzel noch einmal die Szene am Zeugcntisch. wo Syrig ihm auf den Fuß getreten haben soll, nachdem er ihm im Kor- ridor erzählt hatte, Röthardt Hobe ihm gesagt, er soll« sein« Aus- sage aufrecht erhalten. Der Angeklagte, der sich nach Tagen auch wieder einmal zum WoN meldet, bestreitet dies« Behauptung. Daraus wird die Vernehmung Syrigs und Ortzels obgeschlosten und Syrig nachträglich vereidigt. Am Schluß d-r Vonnittagsfitzung stellt die Pertridigunq neue Beweisanträge. Sie benennt zwei Berliner Krimi- nalassistenten als Zeugen dafür, daß Ebert am Tage vor der Treptower Versammlung da» Redeverbot in der Redaktion des .Vorwärts' ausgehändigt wurde. Weiter sollen sie bezeugen, daß Ebert in Treptow gesagt habe. Gestellungsbefehle kämen nicht in Betracht, und schließlich sollen sie auch Auskunft darüber geben, daß in jenen Tagen in einer Sitzung der unabhängigen Reichstags- fraktion bereits die höchsten Staalsämter verteilt worden waren für den Fall, daß der Streik zur Staatsumwälzung führe. Als Kriegsminister sei Hauptmann von Beerfelde in Aussicht genommen gewesen. Um 1 Uhr nachmittags wird die Verhandlung auf 3 Uhr vertagt. Die Rachmittagssitzung brachte die Vernehmung des Ehefredakteurs des„JJoroätfe", Stampfer. Der Zeuge wurde km Oktober 1916 von dem damaligen Partei» Vorsitzenden Ebert in die Leitung der Redaktion berufen. Der Zweck der Berufung war. so bekundet er, ein Einvernehmen herzustellen zwischen Redaktion und Patteioorstand, das bis dahin nicht bestand. In legier Zeit war Hermann Müller eingesetzt, um zwischen der Redaktion und den militärischen Zensurbehörden zu vermitteln. Er schied nach dem Redaktionswechsel bald wieder aus. Di« Redaktion stand dann auf dem gleichen grundsätzlichen Boden wie die Leitung der Partei: sie vertrat also im Sinne der Partei- lcitung die Sache der Landesverteidigung. Abgesehen davon war die Redaktion in ihren Aeußerungen vollkommen frei und keiner Zensur unterwarfen. Technisch ist es ganz unmöglich. daß eine Korporation von 16 bis 20 Herren in Angelegenheiten einer Redaktion hineinredet; das würde sich keine Redaktion der West gefallen lasten. Eine Redaktion muß im letzten Augenblick ihre Beschlüsse fassen. Die Redaktion war vomParteivor stand unabhängig, aber die neu« Redoktton stand grundsätzlich aus demselben Boden wie der Parteivorstand.
Auf eine Frage des Vorsitzenden, ob er unterrichtet war vom Parteivorstand über die Stellungnahme zum Streik, erklärt der Zeuge: Ich kann nur unter Eid bekunden, daß kein« förmliche Besprechung zwischen mir und dem Parteivorstand stattgefunden hat. Wir alle standen diesem'Streit ablehnend gegen- über, wir hielten ihn für eine Torheit und für ein Unglück. Den Artikel in der„F a ck e l", der sich vorher gegen den Streik wandt«, hatte ich geschrieben. Dann stellte sich heraus, daß unser« Macht nicht so stark war, daß wir den nötigen Einfluß bei der Berliner Arbeiterschaft ausüben konnten. Ich wußte, daß der Parteivorstand zu den Beratungen über den Streik zugezogen war und konnte nur annehmen, daß er das in der Absicht tat. den Streik zu ver- hindern, wenn dies aber nicht ging, den Streik so rasch wie möglich zu einem guten Ende zu führen. Sehr spät abends erhielt ich die Nachricht, daß die Parteileitung in die Streikleitung eingetreten sei. Ich hatte keine nähere Verbindung und kein« Mögstchkeit der Aussprache mit Mitgliedern des Parteivorstandes. Ich wußte auch nicht, daß unsere Parteivertreter erklärt hatten bei den Verhandlungen, daß sie nicht alle Forderungen biLigen und vertreten. Sonst wäre meine Lage bei der Absastung des Artikels bedeutend erleichtert gewesen. Dieser Artikel ist von mir allein und aus eigen» verankworkuag ohne Mitralen eines anderen oersaht worden aus die Nachricht hin. daß die parteileilung in die Slrcik- leilung eingetreten war. Aus Vorhall des Vorsitzenden erklärt der Zeuge: Nachdem ich aehört hatte, daß die Parteileitung in die Streikleitung eingetreten fei, war das Zentralorgan verpflichtet, zu dieser Totsache Stellung zu nehmen. Es handelte sich darum, die Absicht derPar- teileitung zu unterstützen, die keinen anderen Zweck haben konnte, als den Streik möglichst rasch zum Abschluß zu bringen, aber so, daß er auch bei den Arbeitern keine Stachel und keine Erbitterung zurückließ. Aus«ine wettere Frage läßt sich der Zeuge über die Stellung zur Landesverteidigung wie folgt aus: Wir Bertreter der Mehrheitsfozialvemokratijchen Partei hatten von Anfang des Krieges an unsere Stellung für die Landesverteidigung eingenommen. Unsere Ausfastung der Landes- rerteidigung war iedoch eine andere ms die mancher maßgebenden Stellen. Mir waren für die demokrakliche Landesverteidigung, die anderen für die autoritäre. Unser Ziel war. die Massen mit dem Bewußtsein zu erfüllen, daß es für Deutschland um alles ging. daß es Deutschland zu retten galt. Wir wollren ihnen dos Ver- ständnis erleichtern, mdem wir ihnen politische Rechte gaben und die Ernährung sicherten. Dabei stießen wir auf ungeheuer harte Widerstände, auf Schwierigketien der Bolkoernährung und auf die Weigerung, politische Rechtsgleichheit herzustellen, bei den militärischen Stellen auf die Auffassung, daß der Krieg nicht als bloßer Verteidigungskrieg geführt werde, nicht als Krieg der Selbsteryastung und für einen Scheidemann-Frieden, son- dern als Eroberungskrieg. Nach n, einer persönlichen Auf- sastung war für die Sache der Landesverteidigung, für die ich aus eigenem Willen als Soldat eingestanden bin, öle politische hallung de» Generals Ludendorfs die allergrößte Gefahr. Darüber Ist zwischen mir und meinen politischen Freunden und den Herren der anderen Seite ein sehr scharfer Kamps entstanden. Wir hielten manches für die Landesverteidigung für höchst verderblich, was die anderen unbedingt durchsetzen wollten. Es war die Zeit der Ernährungsschwiertakeiten. Die preußische Wahlrechtsreform stockte. In Drest-Litowsk sollte um einen Frieden vcrhondell werden. Unser Ziel war, dort«inen Verzicht- frieden zu erhallen, damit der Osten evakuiert werden konnte, um auch im Westen einen Erhaltungssrieden herbeizuführen. Damals kam es in Dien zu einem Massenstreik, der rasch beigelegt wurde, weil dl» Regierung erklärte, daß sie einverstanden jcl mit den Friedenssarderungen der Arbeiterschasl. Darüber durste I« deutschen Zeitungen nichts geschrieben werden. Vir konnten also tu der Presse auch nicht gegen«inen Streik wirken. Aus«inen weiteren Hinweis des Borsitzenden erklärt der Zeug«, daß alles darauf ankam, daß die Regierung eine Erklärung abgab, wodurch es möglich wurde, der Arbeiterschaft die Rückkehr zur Arbeit zu erleichtern. Der Zeuge teilt dann mit. daß der„B o r w ä r t s' am 29. Januar wegen des Etreikartikels beschlagnahmt und ein Landesverrotsverfahren gegen K u t t n« r eingeleitet wurde. Ich war so empört darüber, daß ich mich sofort an das Kriegsgericht wandte mit der Mitteilung, daß ich den Arttkel ge- schrieben hätte, und daß ich mich rechtfertigen wollte, ob ich ein Landesverräter bin. Das Verfahren wurde jedoch nieder- geschlagen. Ein Herr der Obersten heeresteiwnq teilte mir mst, daß diese dem verfahren gänzlich fernstünde. Aus eine Frage des Staatsanwalts führte der Zeug« Stampfer weiter aus:„Als dieser Prozeß angestrengt war, habe ich oft mit Ebert über dies« Dinge gesprochen, zuletzt kurz vor seiner töd- lichen Ertrankung. Damals erzählte mir der Reichspräsident, daß die Aerzte sehr besorgt seien um sein Leben, und daß er in ein Sanol ort« m solle. Ich redete ihm eindringlich zu, das zu tun; er aber sagte, er müste warten, bis der Magdeburger Prozeß vorbei fei. Ich versuchte ihm das auszureden und sagte ihm, daß seine historische Stellung und seine Stellung als Staatsmann dadurch wenig berührt werde. Er aber sagte: Sie unterschätzen das. Ich kann nicht in ein Sanatorium mhen, solange der Prozeß nichl er- ledigt Ist. In einer früheren Unterredung jagte mir der Reichspräst- dent. daß er meinen Artikel im„Vorwärts' über den Streik nicht ganz billigen könne, er fei zo weit gegangen. Ich antwortete ihm: Wenn ich gewußt hätte, daß Sie einen Teil der Streikforderun- gen abgelehnt hatten, wäre auch meine Situation leichter gewesen.' Scbriftsteller Dav'.dsohn erklärte als Zeuge, daß er als Mitglied der SPD. -Fraktion aus dem oppositionellen Flügel stand und per- sönlich froh gewesen wäre, wenn der Januarstreik schon das Kriegsende herbeigeführt hätte. Leute, die in der Fraktion so dachten wie er, seien allerdings in verschwindender Minderheit gewesen. Er habe vielfach anders gedacht als das Gros der Fraktton. Auf eine Frage gibt dieser Zeug« zu. daß die Behörden damals darauf be- standen haben, daß. wenn der..vorwärts' weiter arbeiten wolle, er sich ein« Vorzensur gefallen lasten müsse, da die Redoktton unter
Däumig sehr ungeschickt arbeitete. Diese Zensur habe jedoch unge- fähr ein Dierteljahr gedauert. Er gibt zu, daß Ebert sicher keine Sympathie für de» Streik hatte. Auf eine Frage der Verteidigung sagt der Zeuge, man nmHe allerdings annehmen, daß. wenn der Streik Erfolg gehabt hätte. sich Ebert und Scheidemann auch an die Spitze gestellt hätten wie später im Jahre 1918. St« hätten dann im Austrage der Partei so gebandelt oder so handeln müssen. Etwas Bestimmtes kann der Zeuge allerdings nicht angeben für diese seine persönliche Meinung.— R.-Ä. Martin: Ist nicht zum Ausdruck gekommen, daß trotz der Kreditbewilligung die Ziele der Partei weiter verfolgt wurden?— Mit Recht erklärt Vavidfoha: Das versteht sich von selbst.— Aus eine Frag« des Vorsitzenden erklärt der Zeug«, daß >- zur Unabhängigen Partei gehör«. Dos oeranlaßt den Vorsitzenden zu der Frage: Gibt es die denn überhaupt noch? Am Schluß der Sitzung wird noch einmal der Zeuge Gobrri aus der Haft vorgeführt und befragt, ob er feiner Aussage noch etwas hinzuzufügen habe.— Goberl: Ich habe noch sehr viel zu sagen. Ich habe im Januar 1918 noch zwei weitere Stteikversamm- lungen besucht. In der einen Bersammlung hatte Ledebour ge- sprachen. Schon damals habe ich über dies« Bersammlung sowie über die Versammlung in Treptow wichtige» Material enge- Lertigt, das ich an zwei Stellen, die ich nur nenne, wenv ie Oefsentlichkeit ausgeschlossen wird, niedergelegt habe.— Vors.: Di« Oessenttichkeit kann nur ausgeschlossen werden, wenn die Sitt-
lichkeit oder die Staatssicherheit gefährdet ist.— Goberl: Ich fürchte um mein Leben und möchte auch nicht, daß man mir in den Zei- tungen nachsagt, ich sei damals Spitzel gewesen.— Der Zeuge übergibt daraufhin dem Borsttzenden schriftlich �die beiden Namen, für die er im Januar 1918 Berich«: von den Streikversammlungen oe. liefert hat und bemerkt dabei, daß der eine zu jener Zeit Stadt- kommandant gewesen sei. Danach versucht der Zeug« dem Gericht einen Vortrag über die„heuchlerische Vaterlandsliebe der Sozialdemokratie' zu halten, dabei seinen„persönlichen Schneid", den er in jenen krittschen Togen des öftern bewiesen haben will, besonders hervorhebend, wird aber von dem Vorsitzenden unterbrochen und darauf hingewiesen, daß der Gerichtssaat nickst dazu da sei,„seine persönlichen Verdienste zu feiern.'— Nach der nachträglichen Ber- eidigung des Zeugen Gobert wird die Sitzung gegen 6 Uhr abends auf Donnerstagmvrgen vertagt. » Genosse Gustav Schorfs, Angestellter de« Zentraiverbande» der Maschinisten und Heizer, bittet uns mitzuteilen, daß er mtt dem im Magdeburger Prozeß aufgetretenen Zeugen, Dreher Gustav Scharf, jetzt Angestellter einer Genossenschaft, nicht identisch lst.
Vogts Aussagen in Leipzig . Skoblewski— General Gorew? B. S. Leipzig , 25. März. Zu Beginn der heuttgen Berhandluna erklärte Zeuge Vogt, an der Identität des Skoblewsti mit„Hellmuth" könne nach einem bereits In der Verhandlung erwähnten Schriststuck nicht der geringste Zweifel bestehen. Das ginge auch aus späteren Ermiitlungen hervor. Er habe die Ueberzeugung, daß S z o n den Skoblewsti genau gekannt habe. P o e g e hat dem UntersuchimgS' nchter ausgesagt, daß die Terrorgruppe Im Auftrage der R e i ch s z e n t r a l e der KPD. gegründet worden sei. Gerade dieser Angeklagte hat daraus hingewiesen, daß die„T.-Gruppe" für da» ganze Reick, zuständig gewesen sei. Er wußte aber nicht, von wem, denn dafür sei �Hellmuth' zuständig gewesen. In de« verschiedenen Teilen Deutschlands waren Revolution»- k o m i t« e s gebildet, von denen Neumann gesprochen hat. Sowohl von Neumann, Poege, Mens und Szon ist darauf hingewiesen war- den, daß sie in der gleichen Welse wie Parteifunktionär« Gehälter bezogen haben. Das Geld soll von dem Kassierer Charpentler gegeben worden sein. Daß dieser Mann Kassierer war, geht aus einem Im Reichstag gefundenen Schreiben hervor, i» dem er als Kassierer der M.-Abteilung bezeichnet wird. Aus dem Bericht, der im Reichstag gefunden wurde, geht weiter hervor, daß diese Kasse einmal von drei Abgeordneten der KPD revidiert worden Ist. Der Kassierer für Brandenburg , Herr Golk«(der Mann der Ruth Fischer ) ist In einem ander» Schreiben als Mitglied der Abteilung 12 ausgeführt, die früher nach der Meinung der Zeugen die M.-Abteilung war. Darin ist hervorgehoben worden, daß die Mitglieder der T.-Gruppe Waffen besaßen und ausgerüstet wurden von dem Wasfenauskäufer der Partei. Die Verteidigung beanstandet dl« Art der Aussagen Bogt», die einem Gutachten gleich kämen. Die Beanstandungen wer- den zurückgewiesen. Landgerichtsdirektor Vogt fuhr nun fort, die Frage des Vor- sitzenden, welche Anhaltsgründe er dafür habe, daß die T s ch e k« mit der KPD. in Verbindung gestanden habe, zu beaut- Worten. Daraus stellten Reichsanwalt Neumann und die Verteidiger eine ganze Reihe von Fragen an den Zeugen, die nichts Wejentliches ergaben.., R.-A. Dr. Samter stellt schließlich den Bewewantrag. daß Neumann In der Zeit vor seiner Verhaftung als schwerer Alkoholiker in seinem ganzen Bezirk bekannt war und»um Zeugen Pohl gesagt hat:„Ich werde die Partei ver- Nichten." Zu diesem Antrag werden noch mehrere Zeugen be- nannt. Als Begründung wurde u. a. ausgeführt, daß Neumann kurzvordemDerbotausderParteiousgeschlossen sei. Die Zustellung dieses Ausschlusses sei aber nicht erfolgt, da in- zwischen das Verbot der KPD. erfolgt war. Neumann hätte aber davon gewußt. Er sei gerade wegen seiner Gewalttätigkeiten aus der Pariei ausgeschlossen worden. Erst nach Aushebrnia des Ver botes der KPD . sei Neumann der Ausschließungsbeschlug zugestelll worden. Der Angeklagte N e u m a n n bot darum, festzustellen. Saß er bi» zu seinem offiziellen A u o s ch l u ß aus der Partei im Mai 1924 der KPD. angehört habe, daß er noch im Januar
gezeigt habe. Der R e i ch s a n w a l t bat um schriftliche Einreichung des An träges Dr. Samters, betonte aber schon jetzt, daß es für die Tendenz des Beweisantrages charakteristisch sei, daß die Behauptung, Neu- mann sei ün Oktober aus der Partei ausgeschlossen worden, erst setzt nach so st siebenwöchiger Aerhondlungs» dauer unter Beweis gesteltt werde. Es wäre ihm deshalb eine Erklärung der Verteidigung erwünscht, warum der Antrag erst jetzt gestellt werde.