Hr. 146 ❖ 42. Jahrgang
1. Heilage öes Vorwärts
Der amerikanische Arbeiter, der wirtschaftlich besser gestellt ist eis der deutsche Arbeiter, hat sich daran gewöhnt, den größten Teil seines Bedarfes auf Abzahlung zu kaufen. In Deutschland dagegen hat sich'das Kaufen„auf Abzahlung" noch nicht in so unrfassendem Maße eingebürgert. Die Tendenz, die darin liegt, ist nur gutzu- heißen, da das Kaufen auf Abzahhmg schon infolge des höheren Preises ökonomisch nicht unbedenklich ist und den Arbeiterhaushalt sehr stark belastet. Oer Kaufabschluß. shat jemand in einem Ab.zahlungsgeschäft einen Gegenstand er- standen, so wird an der Hand einer umfangreichen Kartothek, die über jeden Kunden des Abzahlungsgeschäftes genau Buch führt, fest- gestellt, ob der Kunde schon einmal in diesen, Abzahlungsgeschäft gekauft hat oder nicht. An der Hand der Bücher kann auch fest- gestellt werden, in welcher Weise er feinen Verpflichtungen nach- gekommen ist. Dieses zu wissen, ist natürlich sehr wesentlich für die Beurteilung der Kreditwürdigkeit eines Kunden. Jeder, der in einem Abzahlungsgeschäft kaufen will, muß sich legiiimieren. Man nimmt Au diesem Zwecke feinen Mietsvertrag mit, irgendeine Be- fcheinigung über die Stellung, die man inne hat. Milüärpaß oder ähnliche Dinge. Hat der Kunde i» dem Abzahlungsgeschäft noch nicht gekaust, so wird schon der Empfanqsherr festzustellen versuchen, cd der Käufer die A-dsicht und den Willen hat, seinen Verpslich- tungen nochzukommen oder nicht. Hat er die Empfindung, daß der Kunde nur darauf ausgeht, das Zlbzahlungsgcfchäst zu hintergehen,. so wird er seldstoerständlich den Gegenstand, den sich der Kauflustige ausgesucht hat, nicht ohne weiteres mitgeben, sondern wird Recherchen einziehen. Erst, wenn diese gut ausgefallen sind, wird der Kunde nach der geleisteten Anzahlung das Kaufobjekt erhalten. Die An- zohlung beträgt gewöhnlich ein Drittel des Kaufpreises. Es kommt natürlich vor, daß Kunden, die man für besonders kreditwürdig hält, wenn sie in augenblicklicher Geldverlegenheit sind, auch ohne An- zahtung ein Stück erhallen. Im großen und ganzen soll die Schuld in h- S Monaten getilgt werden, aber reelle Äbzahlungsgeschäste sind kulant genug, daß sie, wenn sie den guten Willen des Schuld- ners sehen, ohne ein Wort zu verlieren, die Abzahlung?srist auch, verlängern. Die preise. Und nun zu den Preisen: Die Abzahlungsgeschäfte kalkulieren mit einem Aufschlag von lvo Proz. zum Verkaufspreis. Wer also einen Gegenstand taufen will, den das Abzahlungsgeschäft mit SO M. eingekauft hat, muß dafür 100 M. bezahlen. Er hat darauf 30 M. Anzahlung zu leisten und kann die restlichen 70 Mark in Monats- raten von ungefähr 10 M. tilgen. In einem Geschäft, in dem er denselben Gegenstand gegen bar kauft, kauft er um 20 Pro,., bei vielen Gegenständen sogar bis zu 50 pro,, billiger. Diesen erhöhten Zuschlag aus den Eintaufsprei-» nehmen die Abzahlungsgeschäfte, un, den Ztnsverlust zu decken, um das Risiko für etwaige Ausfälle und den erhöhten Spesensah einzubringen. Dieser Spesensatz ist des- wegen größer als bei den normalen Einzelhandelsgeschäften, weil selbstverständlich infolg« der Mzahlungen eine sehr bedeutsame Arbeit
„ Anthony Zohn. Roman von Jerome fi. Jerome. Einmal war ein Mädchen„ins Unglück'geraten" und ,atte ihre Stelle verloren. Da sie nicht wußte, wohin, kehrte ie heim, obgleich sie dessen gewiß war. daß ihrer ein grau- amec Willkomm harre, denn der Vater war ein harter, trenger Mann, stolz auf seinen ehrlichen Namen. Sie schleppte ich den langen Weg durchs Hügelland. Der kurze Wintertog ank in die Nacht hinüber, als sie den Bauernhof erreichte. Ihre Furcht bewahrheitete sich, der Vater schlug ihr die Tür vor dem Gesicht zu, sie schlich fort, legte sich im Wald nieder und oermeinte, sterben zu müssen. Der Vater hatte sie vom Fenster aus beobachtet. Die ganze Nacht rang er mit sich elbst. Gegen Morgen entzündete er eine Laterne und machte ich auf die Suche nach ihr. Sie aber war verschwunden. Als ie viele Wochen später, das Kind an der Brüst, wieder er- chien, wußte sie Seltsames zu berichten. Sie erzählte, Ehristus ei zu ihr gekommen. Er hatte goldblondes Haar und einen zoldblonden Bart, aber sie wußte, daß er Christus fei. weil eine Äugen so gütig waren. Er hatte sie in die Arme ge- nommen, als wäre sie ein Kind, sie durch die Nacht nach einem Ruheort zwischen den Felsen getragen. Hier legte er sie auf trockenes weiches Moos und hier wurde auch das Kind ge> boren: Christus hatte sie mit so zärllichen Händen gepflegt, daß sie keinen Schmerz verspürte. Sie wußte gar nicht, daß sie über einen Monat an jenem Ort verweilt hatte: die Zeit war ihr kurz erschienen. Sie konnte nur erzählen, sie hätte nichts entbehrt und wäre sehr glücklich gewesen, und daß er „schöne Dinge" gesagt habe. Eines Tages erklärte er, alles fei nun gut für sie und das Kind, ihr Vater sehne sich nach ihr. Und in dieser Nacht trug er sie und das Kind in seinen Armen fort. Am Morgen hatten sie den Waldsaum erreicht, von wo aus man den Bauernhof sehen konnte. Dort segnete Christus sie und das Kind und verließ sie. Der Vater aber kam über das Feld ihr entgegen. Die Leute erklärten dem Mädchen, nicht Christus habe sie gefunden, sondern der Wanderpeter. Aber sie wollte es nicht glauben. Viele Jahre nachher, als Anthony bereits ein Knabe war, traf er das Mädchen auf dem Moor. Ihr Sohn war ins Ausland ge- zogen und sie hatte lange nichts von ihm gehört. Doch wußte sie. daß es ihm gut gehe. Sie war«ine weißhaarige, gütig aussehende Frau geworden, nicht ganz bei Verstand, sagten
in der Buchführung, im Einziehen der Teilzahlungsraten, in der Korrespondenz und in der Registvatur entstehen. Ob allerding« der Zuschlag zu den Preisen, der für einzelne Gegenstände bis zu 50 Proz. beträgt, in dieser Höhe berechtigt ist, das möchten wir bezweifeln. Wir nehmen an, daß ein Zuschlag von 20 Proz. im Durchschnitt vollkommen die erhöhten Unkosten und den Risikoausfall gegenüber den anderen Einzelhandclsgefchäftsn volltommen deckt. Di« Gegenstände, die in einen, Abzahlungsgeschäft gekauft werden, werden mit Ausnahme einer Kategorie von Waren gegen einfache Schuldanerkenntnis gekauft. Nur bei Möbeln wird ein kaufverlrag:nil Eigentumsvorbchalt abgeschlossen, d. h. wenn der Käufer seinen Ab- zahlungsoerpflichtungen nicht nachkommt, dann ist der Verkäufer be- rechthjt, die verkauften Möbel wieder abholen zu lassen, er muß allerdings das, was daraus gezahlt ist, noch Abzug eines Prozent- fahes für die Abnuhung, dem Säufer wieder zurückerstolten. Auswüchse. Reelle Abzahlungsgeschäfte sind für die große Masse der Ar- bellenden eine wenn auch unökonomische Rorwendigkeit. Zn warnen ist vor den unreellen Geschäften dieser Art. Es gibt Unternehmungen, die die billigste Ware kaufen und Preise nehmen, die weit höher sind als die, die der. Käufer in reellen Abzahlungsgeschäften zahlt. Es sind Fälle bekannt, in denen Kausleuie Herrenanzüge, die sie mit 20 TN. eingekauft haben, die also ziemlichen Schund darstellen, mit so TN. verkaufen, sie lassen sich dann 20 M. anzahlen, so daß sie also schon bei der Anzahlung nur das Risiko Hobe», daß ihnen etwa der Gewinn entgehen kann. Die ersten Raten vereinbaren sie möglichst hoch und wenn dann die nächsten Raten wirklich nicht gezahlt werden, dann hüten sie sich die Klage einzureichen. Sie wissen schon warum. Zu warnen ist auch vor dem Hausierhandel, der seine waren aus Abzahlung gibt. Von diesem Hausierhandel werden die Käufer ge- wöhnlich übers Ohr gehauen. Es grassiert dieser Hausierhandel be- sonders in Bildern. Schlechre Oeldrucke. die im Höchstfälle 5— 6 M. wert sind, werden mit 30 M. gegen ein« wöchentliche Abzahlung von 50 Pfennig vertaust. Der Laie, der von diesen Dingen kein Acr- stäudms hat, läßt sich gewöhnlich von den sehr redegewandlen Hau- siercrn beschwatzen. Er fagt sich, die 50 Pfennig in der Woche merke ich nicht und bezahlt dos Fünf- und Sechsfache des wirklichen Wertes. Es gibt natürlich auch reelle Hausierer, die auf Abzahlung verkaufen. Aber die sind mit der Laterne zu suchen. Die versanügeschäfie. Die Bersandgoschäfte schicken Reisende mit Warenmustern in Dörfer und kleine Städte und lassen dann an der Hand der Muster Bestellungen ausnehmen, die sie meist reell ausführen. Auch sie ge- statten vielfach die Wzahluitg. Sie können das um so leichter, als ihre Kunden in den kleinen Städten und Dörfern sitzen, wo einer den anderen kennt und man sich mit Leichtigkeit über die Kredit- Würdigkeit jedes einzelnen informieren kann. Ja es gibt viel« von ihnen, die, um ganz sicher zu gehen, sich frühere langjährig« Kunden als Reifende engagiert haben. Das Berjandgefchäft nach dem Muster Amerikas ist aber in Deutschland noch nicht in größerem Umfang« eingeführt. Dort erhält man von den größeren Bersandgeschäften Kataloge, bestellt an der Hand der Kataloge das, was man braucht
die Leute, aber mit einem ausgesprochenen pädagogischen Talent. Sie wanderte von einer Hütte zur anderen, die Kinoer freuten sich über ihr Kommen, behaupteten, sie verstehe wundervolle Geschichten zu erzählen. Anthony meinte, dies müsse sie vom Wanderpeter gelernt haben. Er entsann sich, wie er kreuzbeinig auf dem Werkstattisch sitzend, dem alten Peter lauschte, der, wenn er weder hämmerte noch feilte, end- lose Geschichten von Vögeln und Tieren, von kleinen kriechen- den Geschöpfen und deren seltsamen Gewohnheiten erzählte, von dem Leben unter dem tiefen Wasser, von fernen Ländern und anderen Welten, von den tapferen und den traurigen Dingen, die sich vor Zeiten ereignet hatten. Von ihm hörte Anthony zum erstenmal die Geschichte des heiligen Aldys. Vor langen Zeiten gab es dort, wo heute Millsborough steht, Wälder und liebliche Weiden. Der sich schlängelnde Wyndbeck, der nun schwarz und träge, durch lange dunkle widerhallende Tunnels, an schmierigen Mauern und schmutzi- gen Dvcks vorüberfließt, war damals ein silberheller Strom, ver zwischen baumgekrönten Felsen und moosigen Flächen auf- gischtete. Wo heute die hohen Schlot« Rauch speien, Schlacke auf endlosen Strecken aufgestapelt liegt, weideten einst Schafe und Rinder, und kleine scheckige Schweinchen wühlten in der weichen duftenden Erde nach Trüffeln. Das Tal des Wynd- deck wäre ein herrlicher Wohnort gewesen, hätten hier nicht habgierige, böse Menschen gelebt, die das Volk bedrückten, Rinder und Ernte raubtqy, der Tränen und Bitten spotteten. Der grausamste aber von all diesen bösen Menschen war der gelbbärtige Äldys, den das Volk den roten Dachs nannte. Eines Tages kehrte der rote Dachs von einem Beutezug zurück. Vor ihm ritt auf einem alten mageren Ponny. dessen Zügel am Sattel des Mannes befestigt war, ein kleiner Knabe. Ein Landsknecht hatte den Knaben zwischen den verkohlten Ruinen gefunden, und der rote Dachs, entzückt von der Schönheit des Kleinen, hatte ihn zu seinem Pagen gemacht. Der rote Dachs ritt singend, zufrieden mit der Taaes- arbeit, dahin. Vom Meer her kam em weißer Nebel gekrochen. Eine Weile bemerkte der Mann gar nicht, daß er und der Knabe allein feien. Als er dessen gewahr wurde, hielt er an', blies sein Horn. Aber er erhielt keine Antwort. Der Knabe schaute ihn mit seltsamem Blick an. Von einer unerklärlichen Wut übermannt, riß der rote Aldys sein Schwert aus der Scheide und schlug mit aller Kraft auf den kleinen Knaben. Da brach ihm das Schwert in der Hand: die seltsamen sanften
Ireitag, 27. März 1925
und 24 Stunden später hat man es in Händen. In Deutschland ist noch Ansicht der Inhalier von Abzahlungsgeschäften«in derartiges System vor allen Dingen deswegen nicht möglich, weil das per- lraueasoerhältnis zwischen Kunden und Berkäuser kein so großes ist wie in Amerika . Vor allem aber deshalb nicht, weil der deutsche Käufer die Ware, die er kaust, auch mit eigenen Lugen sehen will. Er kauft eben in den allerseftensten Fällen nach Katalog. » Wer es irgend möglich machen kann, kaufe natürlich gegen bar. Der Arbeiter Hot ja fein« Konsumgenossenschaft. Dort«r- hält er alles, was er braucht, zu den billigsten Preisen. Wenn man aber genötigt ist, aus Abzahlung zu kaufen, dann erkundige man sich ganz genau, wein man sein Vertrauen zuwcndet.
Stapellauf an öer Wasserkante. Aus den Helgen der Bremer Bulkanwerft am User des sich breit und gemächlich durch eine grüne Niederung windenden Weser - ströme» liegt das Werk vieler Köpfe und Hände von Jahr und Tag. Dos mächtige Gebäude aus Eisen und Stahl, das sich Schiff nennt, liegt noch festgekettet und vertäut auf den mütterlichen Bat- ken, die seinen Kiel gebaren und jetzt von der riesigen Last des Mammutkindcs fast erdrückt scheinen. Die Werft hat Feiertag am Tage dieser Vollendung und haushoch erhebt sich über den Feiern- den, die es schufen, über den Köpfen der Festtäglichen, das Schiff. Bis zur halben Höht ist der untere Teil seines Leibes, auf dein sich die Wunder von Form und Linie am berückendsten ausprägen, in das leuchtende Rot der Wasserschutzfarbe gehüllt. Darüber, bis der Schiffskörper sich vollendet, steht ein stumpfes Schwarz, unter- brachen von den Augen der Luken und den großen Buchstaben des Wortes„B e r l i n". Die Docksaufbauten, an 30 Meter hoch über dem Kiel, sind erst halbfertig. Eisenspanten, halbe Planken und Gerüste sehen sich nach einer Bestimmung um. Die Flagge des Nord- deutschen Lloyd flattert als Wahrzeichen des Eigentümers über dem Kommandodeck. Dort, wo der Bug des Schisses in weicher Run- dung in den Kiel überleitet, vor den weißen Ziffern der Tiefgangs- stala ist eine Tribüne errichtet, die der Fahnen und Farben viele trägt: Das Schwarz-Weiß-Rot der Handelsflagge, die gewürfellc und gestreifte Flagge der freien See- und Handelsstadt Bremen , die Anker und Schlüssel des Lloyd, der Berliner Bär auf weißem, rotgerandetem Feld«: aber die Forben, die als Nationalsarben des Landes gelten, Schwarz-Rot-Gold, hat man vergessen. Man erwies ihnen nicht einmal die Reverenz eines bescheidenen Wimpels. Nur die Heckflagge, die auf dem Schiff nach der beim Stapellauf dem Wasser zugekehrten Seite wehte, zeigte die kleine schwarzrotgoldene Gösch. Der Vorschrift schien damit Genüge getan. Die Herzen liefe» leer aus. Wie die Rednertribüne sich belebt, Zylinderhüte beschwörende Feierlichkeit verbreiten, steht unten mit schwarzen Händen und starten Armen alle« bereit, um dem großen Gebäude den schwierigen Uebergang in sein Element zu erleichtern. Der Oberbürgermeister der Hauptstadt Berlin , die dem Schiff ihren guten Namen verleiht, spricht die guten Wort«, die man einem Täufling nach christlicher Sitte gemeinhin auf den Weg zu geben pflegt. Die Rede ist beendet, ein Fläschchen Champagner zerschellt am Bug und beperlt das Eisen. Unten melden Signalpfisse den vollzogenen Akt. Harre Schläge sausen aus die anndicken Taue, der hemmende Balten zersplittert und wird beiseite gerissen, irgendwie geht ein leises Aechzen durch das tragende Gebälk. Ein Augenblick erregtester Spannung rundum, die Feiernden unten halten den Atem an, bei den Festlichen auf der Tribüne erzittern die Zylinder. --- dann merkt man, daß Be- wegung in den Koloß gerät— er gleitet auf seinem Schlitten, in seiner ganzen Länge, nicht mehr gehemmt, nicht mehr gehalten, dem Wasser zu, das ihn schäumend empfängt, wogend einschließt, leicht hebt— und trägt. Hinter dem Bug. der zuletzt eintauchte, schließt es sich sacht und die Kraft de« Ablaufes führte de» Koloß rasch in die Mitte de« mächtigen Strome», bis die Riesenketten, mit denen er am Land befestigt ist, anziehen und seinen Bug für einen Augen- blick tiefer in das Wasser drücken: der Anker fällt, der der erste» kurzen Fahrt EinHall gebietet. Dann liegt er da, inmitten des Stromes, hochstrebend und mächtig, von Hunderten von Booten und Schleppern umgeben, die es als ein Teil, ein Stück des wieder zur Meeresgeltung drängenden Landes, bewundernd umkreisen. Mehrere
Kinderaugen blickten noch immer auf ihn, und rings um den kleinen Knaben schimmerte eine große Helle. Angst und Furcht befielen den gelbbärtigen Aldys. Er warf sich zur Erde und rief mit lauter Stimme:„Christus, erbarme dich meiner, des Sünders!" Und das Jesuskind legte die Händchen auf den roten Aldys, sprach zu ihm tröstliche Worte und befahl, er solle ihm folgen und dienen. An der Stelle, wo Christi Hände ihn berührt hatten, er- baute sich Aldys neben dem Wyndbeck, zwischen den Felsen eine Wohnstätte. Viele Jahre lang arbeitete er daran, dem armen Volk im Tal Friede und Rettung zu bringen, lernte das Leben der Armen kennen, auf daß er ihnen zu helfen ver- möge. Und sein Ruhm verbreitete sich nah und fern, und viele suchten ihn auf, bereuten ihr schlechtes Leben und-erbaten seinen Segen. Cr aber wanderte unter den Menschen umher und lehrte sie die Liebe des Herrn Jeiu. Der kleine Anthony war häufig an der großen Kirche des heiligen Aldys hinter dem Marktplatz vorbeigekommen. einem mächtigen grauen Stsinbau, dessen Turm hundert- achtzig Fuß hoch war. Es heißt, die Grundsteine seien jene Felsen, zwischen denen Aldys gelebt hatte, und wo Christus ihm erschienen war und ihm seine Sünden vergeben hatte. Als Anthony die Geschichte vernahm, verlangte es ihn, das Innere der Kirche zu sehen. Eines Nachmittags begab er sich nicht zum OnkA, sondern dorthin. Die Kirche war von einem Eisenaitter umgeben, und die beiden Eisentore waren verriegelt. In einer Ecke jedoch entdeckte Anthony eine kleine Tür. Sie führte in einen Steingang, und etiiche Treppen hinab in ein Gewölbe, wo der Knabe über einen Stuhl stolperte. Eine Fledermaus flog hoch, flatterte leise fort, ver- schwand in den Schatten. Endlich fand Anthony die Kirche. Sie war groß, hoch und sehr, sehr kalt: durch die verhängten Fenster strömte blasses Licht. Die Stille erschreckte ihn. Er hatte nicht auf den Weg geachtet, den er gekommen war: alle Türen, an denen er rüttelte, waren verschlossen Voll Todesangst dachte er, er werde niemals einen Ausweg finden. Ihm schien, er sei in ein Grab eingeschlossen. Zum Glück gelangte er zufällig abermals in das kleine Gewölbe, und von dort ins Freie. Er schlug hinter sich, die Tür zu. Ihm war zumute, als folgte ihm jemand, könnte ihn zurück» zerren. Er legte laufend den ganzen Heimweg zurück. (Fortsetzung folgt.)