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Der Parlamentskonflikt in Oldenburg .

Warnung vor einer Beamten" regierung.

Aus Oldenburg wird uns geschrieben:

Bluttaten Tobsüchtiger.

Ein Beamter tot, Arbeiter und Fahrgäste verwundet.

Zwei fast gleichartige Bluttaten ereigneten sich gestern auf Ber - gerichtet, daß er von den Beamten als Polizeigefangener nach dem Staatskrankenhaus gebracht werden mußte. Hier wurde er als ein 26 Jahre alter Mechaniker Mathias Klein aus der Luisenstraße 16 zu Charlottenburg festgestellt. Auch Reich mußte nach dem Kranken­haus gebracht werden, ebenso zum Verbinden fünf von den leichter kommissar Naud vom 2. Kriminalbezirk des Polizeiamts Charlotten­Berlegten. Die weitere Untersuchung der Vorgänge leitet Kriminal­burg, der auch Mitteilungen zur Aufklärung entgegennimmt.

Wie schon furz gemeldet, ist es im Freistaat Oldenburg zu einem parlamentarischen Konflikt ganz eigener Art gekommen. Die Mehrheit des Landtags hat am Mittwoch der Regierung ein offenes Mißtrauensvotum erteilt, mit dem ausgeliner Bahnhöfen. Auf dem Bahnhof Westend schoß der sprochenen Zweck, diese Regierung zum Abgang zu zwingen und und eine andere an ihre Stelle zu setzen. Das Kabinett, dem dieser Entscheid unangenehm war, hat daraufhin den Landtag für auf gelöst erflärt. lleber die Berechtigung der Regierung zur Auf­Lösung des Landtags gehen die Meinungen auseinander; ein Antrag des Demokratenführers Tangen bezweckt, eine Entschei­dung der höchsten Berwaltungsstellen des Reichs darüber herbeizu führen. Andererseits wird der Schritt des Landeskabinetts durch die beiden Rechtsparteien Volksparteiler und Deutschnationale ge­billigt; noch mehr: diese Fraktionen haben die Regierung zu ihrem Lun angeregt bzw. diese darin bestärkt.

Um die in der deutschen Parlamentsgeschichte wahrhaftig nicht alltägliche Sache voll begreifen zu können, bedarf es einer Stizzie­rung der Ereignisse, die zu diesem Zwischenfall führten.

26jährige Mechaniker Matthies klein wie ein Toller um sich, tötete einen Eisenbahnsekretär und verletzte mehrere Arbeiter und Fahrgäste zum Teil schwer. Er entfloh, wurde verfolgt, von der erregten Menge gelyncht und dann verhaftet. Klein joll angeblich nach den bei ihm gefundenen Papieren Funktionär der KPD. fein. In dem zweiten Falle stach ein Fahrgast auf dem Hochbahnhof prinzenstraße einen Beamten der Hochbahn nieder. Auch hier konnte der Täter verhaftet werden. diesen schweren Bluttaten folgende Meldungen vor: 3m einzelnen liegen zu

Auf dem Bahnhof Westend.

Einen furchtbaren Auftritt gab es in der vergangenen Nacht auf dem Bahnhof West end. Um 12 Uhr 51 lief dort der letzte Stadtbahnzug ein. Bevor er auf einen toten Strang, abgestellt wurde, sah ihn, wie das bei den Nachtzügen immer geschieht, ein Bor nun bald zwei Jahren, im Juni 1923, drängte die Mehrheit Rangierer mit anderen Beamten auf etwa eingeschlafene Fahrgäste des Landtags auf Neuwahlen. Die damalige aus Sozialdemokra- nach. So fand ein Rangierer einen Mann, der in einem Abteil ten, Demokraten, Zentrum bestehende Koalitionsregierung hielt aus 3. Klasse schlief. Gemütlich rief er ihn an mit den Worten: Na, außenpolitischen Gründen den Zeitpunkt für eine Wahlbewegung alter Kollege, steh man auf. Wir sind zu Ende." Sofort aber erhob nicht für geeignet, und da ihre diesbezügliche Ansicht im Parlament sich jetzt der Schläfer, borte auf den Rangierer ein und weigerte feine ausreichende Unterſtügung fand, trat fie zurück und ließ von fich hartnäckig, das Abteil zu verlassen. Auch den Zugbegleiter, den der Rangierer jett herbeiholte, empfing er mit Borhieben. den bisherigen Koalitionsparteien für die Zeit der Wahlbewegung mehrere Beamte, die nun noch hinzufamen, holten endlich den eine Beamtenregierung einsetzen. Diese aus den drei ober- Widerspenstigen heraus. Dieser beschwerte sich jetzt bei dem Fahr ften Geheimräten des Landes bestehende Regierung sollte die dienstleiter, dem Eisenbahnsekretär Hermann 3 a strom aus der Wahlen, ausschreiben, diese überwachen und dann die Regierungs- Garde- du- Corps- Straße 8 in Charlottenburg , beschimpfte ihn und gewalt dem neuen Landtage wieder übergeben. Das heißt, sobald lief ihm nach in seinen Dienstraum. Als Zastrom ihn nicht vom dieser es forderte, also zur Bildung einer neuen parlamentarischen Leibe halten fonnte und an den Fernsprecher ging, um Hilfe herbei­Regierung sich bereit erklären würde. Gesagt, aber nicht getan. Schüsse ab und traf den Dienstleiter so schwer, daß er tot zusammen zurufen, zog der Wüterich eine Selbstlade pistole, gab mehrere Die Wahlen wurden vollzogen, doch über die neue Regierungskoa- brach. Dann schoß er blindlings auf die herbeieilenden Beamten lition tam es wider Erwarten zu feiner Berständigung zwischen und lief hierauf die Treppe hinunter, nach dem Bahnsteig C wieder den Parteien. Gegen die vorherige fleine Koalition zeigte jeßt hinauf und diesen entlang und sprang wieder in ein Abteil eines be­das mehr nach rechts gegangene Zentrum eine Abneigung; es for: reits abgestellten Zuges hinein. Hier lud er die leergeschossene derte die Einbeziehung der Volksparteiler. Diese stellten Pistole wieder. Beamte und Fahrgäste des letzten Zuges fetten schwerwiegende Bedingungen und schließlich scheiterten die wieder ihm nach, um ihn aus dem Zuge wieder herauszuholen. Jetzt schoß holt herbeigeführten Verhandlungen an Personenfragen. Trieb­er wieder von neuem, verlegten den Arbeiter Wilhelm Reich , der feder war hierbei nicht zuletzt der mangelnde gute Wille der B.offs= Am Bahnhof Westend Nr. 4 wohnt, schwer am Kopf und Hals, so partei, die als lediglich kritisch tätige Bartei außerhalb der Koa- daß er zu Boden stürzte, und mehrere Fahrgäste leichter. Publikum lition bessere Geschäfte für ihre agitatorischen Zwecke sich versprach! empörter Fahrgäste, deren sich eine große Aufregung bemächtigt und Beamte holten ihn endlich aus dem Wagen heraus, und die Auf diese Weise schleifte der unbefriedigende, den parlamen- hatte, fielen über ihn her, um ihn zu lynchen. Schutzpolizeibeamte, tarischen Gedanken diskreditierende Zustand über ein Jahr hin. Bis die auf die Schüsse herbeigeeilt waren, fonnten ihn nur mit Mühe zum Jufi vorigen Jahres. An diesem Zeitpunkt erklärte der amtie­aus den Händen der Leute befreien. Wären sie nicht dazugekommen, rende Ministerpräsident von Finch in einem Schreiben an die fo hätte man ihn ficher totgeschlagen. Er war bereits so übel zu Fraktionsführer namens der Regierung, daß infolge der ergebnis­lofen Koalitionsverhandlungen das Ministerium seine Stellung fortan anders auffaffe, als dies bislang der Fall gewesen sei. Eine von ihm seinerzeit abgegebene feierliche Erklärung, sofort zurück zutreten, wenn eine Landtagsmehrheit es fordere, habe jetzt ihre Bedeutung verloren und in Zukunft werde die Regierung sich lediglich nach den Grundsäzen der Verfassung richten und nach diesen handeln. Diese Kundgebung war ein Fehdehandschuh gegenüber den früheren Koalitionsparteien. Lief doch ihr Zwed Darauf hinaus, das Zustandekommen eines parlamentarischen Ministeriums noch mehr zu erschweren bzw. dieses ganz unmög­lich zu machen. Mit dem vorstehend dargelegten Standpunkt feßte fich das Beamtenfabinettt durchaus ins Unrecht Denn von einer Zeitdauer war bei Einsegung der drei mit den höchsten Würden des Landes ausgestatteten Geheimräten feineswegs die Rede ge= toefen. Die sozialdemokratische Fraktion war deshalb auch nicht geneigt, ohne Protest sich dergleichen Dinge bieten zu lassen; sie stellte das Ministerium in einer Aussprache, mit dem Ergebnis, daß diefes jeẞt loyal aussehende, beruhigende Erklärungen abgab. Damit war die Angelegenheit in forrefter Weise vorderhand erledigt.

Wenn man nun geglaubt hatte, daß der Schritt des Minister Fräsidenten den Fraktionen eine ernste Mahnung und Lehre sein würde, so sah man sich in dieser Annahme bald getäuscht. Unsere Fraktion war stets bereit, zur Bildung einer neuen, aus den poli­tischen Parteien bestehenden Staatsregierung beizutragen, die anderen beiden Parteien aber, das Zentrum und die De­motraten, famen vor ewigen Winkelzügen, vor Rivalitäts streitereien und Personenfragen zu feiner Einigung, und so unter­blieb sowohl die Bildung einer fleinen wie einer großen Roalition. Hinten herum war dazu noch die Deutsche Volkspartei in ihrer Weise tätig, indem sie die Regierung gegen die früheren Koalitionsparteien aufputschte. Alle Mahnungen der sozialdemo­fratischen Fraktion verhallten ungenügt. Nach langem Hin und Her famen nun in diesen Tagen Demokraten und 3entrum überein, gemeinsam eine Regierung unter Hinzuziehung eines Be amien zu bilden und dann eventuell mit wechselnden Mehrheiten zu regieren. Unsere Fraftion, die diesem Beginnen steptisch zusah, behielt sich alle Entscheidungen vor. Die Vertreter des Zentrums und der Demokraten begaben sich ins Ministerium, um dieses zur Niederlegung seiner Aemter aufzufordern, dieses lehnte jedoch das Ansinnen ab und forderte eine Entscheidung des Landtages. Das heißt, es stellte die Bertrauensfrage. Die sozialdemo­fratische Fraktion fonnte der so handelnden Regierung fein Ver­trauen aussprechen, zumal das Kabinett auch in der einen und anderen Frage in letzter Zeit einen Kurs gesteuert hatte, der feineswegs lintsorientiert war. Es fam zur Abstimmung, mit dem Ergebnis, daß die drei Koalitionsparteien von früher ge­meinsam das Kabinett zu Falle brachten.

Dieses glaubt sich nun berechtigt, als angebliche parlamentarische Regierung dem Mißtrauensvotum mit der Auflösung des Land­tages begegnen zu fönnen, in welcher Auffassung es Boltsparteile: und Deutschnationale als reaktionäre Sekundanten hinter sich hat. Die. Angelegenheit, die für alle Parteien des Landtages nicht schmeichelhaft ist, wird nun zu einer juristischen Frage. Doch von welchem Standpunkte man auch die Dinge immer betrachtet, völlig flar erscheint, daß die durch das Vertrauen der Koalitionsparteien von vor zwei Jahren bestellte Beamtenregierung weder parlamen­tarisch loyal noch persönlich fair gehandelt hat.

Wegen Spionage für Sowjetrußland verurteilte das Pra: ger Schwurgericht nach achttägiger geheimer Berhandlung fünf ehemalige russische Offiziere zu Kerterstrafen von 8 Monaten bis 5 Jahren und drei Frauen zu 8 bis 9 Monaten.

Tschechische Kommunisten nach Turkestan . 300 Tschecho flowaken reisen von Moskau nach Turkestan , um sich dort anzu fiebeln; fie führen landwirtschaftliche Maschinen und Geräte mit f: ch.

Polnisch- ruffischer Gefangenenaustausch. Polen und Somjet ßland werden Gefangene custauschen, darunter Baginsti und Bieczorfiewicz, die in Bolen auf Munitionslager Dynamit­gitentate verübt hatten und zum Tode verurteilt worden waren.

Noch einmal: Wählt Otto Braun !

In vierzig öffentlichen Versammlungen der Sozial­demokratischen Partei wurde gestern in Berlin und den Vororten von unseren Genossen und Genoffinnen auf das beweiskräftigste und eindringlichste betont, daß im Intereffe der Republik , der Freiheit und der Bölferversöhnung nur unser Genosse Otto Braun gewählt werden dürfe. Alle Versammlungen waren überfüllt, und überall mar die Stimmung begeistert. Es fehlte nicht an bezeichnenden Zwischenfällen. So tagten gestern in Zehlendorf zusammen mit unseren Genossen die Kommunisten in demselben Haus. Ihre Versammlung war von ganzen 27 Personen besucht. Auch unfer Werbefilm fand gestern wieder an mehreren Stellen ein vieltausendköpfiges Publikum.

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Die Arbeiter- Samariter am Wahltag.

Wahlzeit, Wachen, um franke oder in der Bewegung behinderte Die Arbeiter- Samariter errichten am Wahltag, während der Bersonen zum Wahllokal zu transportieren. Der Transport geschieht auf Anfordern bei den unterzeichneten Stellen unentgeltlich: 3en trale Schönhauser Allee 65, bei Zimmer, Telephon: Humboldt 434. Ferner: Schulstraße 12, bei Bellin, Telephon: Moabit 165, Butli­straße 10, bei Krüger, Telephon: Moabit 1766, Bergmannstraße 69, bei Höhlte, Telephon: Morigplak 13 125, Mariannenplay, Leibniz Gymnasium, Telephon: Morigplag 7608, Rigaer Straße 95, bei Telephon Königstadt 2795, Pankow , Breite Straße, Türkisches Notroff, Telephon: Königstadt 854, Friedenstraße 88, bei Bartusch, Belt, Telephon: Pankow 266, Treptow , Beermann Ede Elfen­straße, Telephon: Moritzplatz 339, Neukölln, Weichselstraße, Ideal- Kasino, Telephon: Neukölln 406, Mariendorf , Chauffee­straße 19, bei Niendorf, Telephon: Südring 1548, Charlotten burg. Kaiser- Friedrich- Straße 45b, bei Thelen, Telephon: Wit helm 3190, Schöneberg , Ebersstraße 66, bei Rosenthal , Tele phon: Stephan 2932, Reinickendorf : Ost, Residenzstraße, See­bad, Reinickendorf- West, Scharnweberstraße 114, Boltshaus, Tegel , Berliner Straße 17, Telephon: Tegel 202, Wittenau , Haupt­Straße 56, bei Schulze, Telephon: Reinickendorf 50, Köpenid, Schönerlinder Straße 5, bei Stippekohl, Telephon: Köpenick 607, Adlershof , Sanitätsbarade, Steglit, Birkbuschstraße 90, bei Schulze, Telephon: Steglik 3018.

Ein Arzt zu Zuchthaus verurteilt.

Ein mehrtägiger Meineidsprozeß sand durch die Verurteilung des Angfelagten zu schweren Zuchthausstrafen seinen Abschluß. An­geklagt waren der Arzt Dr. Koch und eine Frau Gühloff. Dr. K. hatte sich wegen Anstiftung und Frau G. wegen Meineides zu ver­antworten. Das Schwurgericht verurteilte Frau Gühloff wegen Meineides in zwei Fällen zu einer 3uchthausstrafe von ein Jahr ein Monat, sowie ein Jahr Ehrverlust. Den praf­tischen Arzt Dr. Frizz Koch wegen Anstistung zum Meineid zu lust. Dr. Koch wurden zwei Monate, Frau Gühloff sechs Wochen zwei Jahren 3uchthaus und drei Jahren Ehrver Untersuchungshaft angerechnet. Ein Haftbefehl gegen Frau Gühloff wurde nicht erlassen. Nach Verkündung des Urteils erklärte Frau Gühloff, daß sie unschuldig verurteilt sei. Dr. Koch ließ sich still schweigend in die Haft abführen.

Dürfen Kohlen in der Wohnung lagern?

Ein Potsdamer Hauswirt flagt vor dem Potsdamer Schöffen­gericht gegen seinen Mieter auf Räumung der Wohnung, meil diefer seinen Vorrat an Heizmaterial nicht im Keller, sondern in einem Verschlag in der Küche aufbewahrt hat. Der Mieter ließ in Abständen je nach Bedarf Bentner Kohlen in einen Verschlag ausschütten. Der Haus­wirt erblickte in dem Gepolter eine Gefährdung der Wohnung". Die als Zeugen vernommenen Mitbewohner hielten sich durch das

immer brei

Jugendweihen der Groß- Berliner Arbeiterschaft.

Sonntag, den 29. März Charlottenburg : Schiller- Theater, Grolmannfir.( vorm. 11 Uhr). Friedrichshagen : Aula der König- Friedrich- Schule, Schulstraße ( bormittag 10 Uhr).

Brogramm: Männerchore.- Harmoniumvorfrag.- Mufit- Trio. Weiheredner: Dr. Cohmann, Lehrer Wilhelm Schmüdet. Gast- und Kindertarten sind zu haben,

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Zu der tollen Schießerei auf dem Bahnhof Westend wird noch folgendes mitgeteilt: 3ur genauen Feststellung der Vorgänge, die so schwere Folgen hatten, hat Kriminalkomissar Naud auf dem Polizeiamt Charlottenburg heute vormittag bereits eine Reihe von Zeugen vernommen. Wie weiter festgestellt wurde, wohnte der ver­haftete Täter, der Mechaniker Mathias Klein, nicht in Berlin , sondern in Köln- Deutz in der Luisenstr. 16. Er stammt aus Borr. Wie er nach Berlin gekommen ist und was er hier getrieben hat, weiß man noch nicht. Klein ist noch nicht vernehmungsfähig. Die Ber legten wurden zunächst alle nach dem Krankenhaus Westend gebracht. Bei dreien von ihnen erwiesen sich die Verlegungen nach­träglich auch so schwer, daß sie im Krankenhause bleiben mußten. Es find das der Eisenbahnjekretär Karl Page aus der Calvin­straße 30, der Rangieraufseher August Kanschte aus der Borfig­straße 89 zu Seegefeld und der Lokomotivführer Georg Höhne Arm- und Brustschüsse erlitten. Zwei leichter Verletzte fonnten auf aus der Sophie Charlotten- Str. 79 zu Charlottenburg . Sie haben ihren Wunsch in ihre Wohnungen entlassen werden, nachdem sie einen Verband erhalten hatten. Klein wurde von Westend als Polizei­gefangener nach dem Staatskrankenhause gebracht.

Hochbahnhof Prinzenstraße.

Uhr auf dem Hochbahnof Brinzenstraße ab. Hier wollte der Eine zweite Schreckensszene spielte sich gestern abend um start angetrunkene, 44 Jahre alte Klempner Droenert aus der Reinickendorfer Straße 72, ohne seine Fahrkarte lochen zu lassen, durch die Sperre gehen. Als der diensttuende Beamte ihn zurückhalten wollte, stieß er ihn beiseite, und es gelang ihm, den in diesem Augenblic einfahrenden Hochbahnzug zu besteigen. Da er hier das Publikum belästigte, wurde er von dem Zugbegleiter mit Gewalt herausgeholt. Auf dem Bahnsteig benahm er sich derart unanständig, daß zwei Beamte ihn entfernen wollten. Jetzt og der Betrunkene ein Messer aus der Tasche und brachte Stiche am Kopfe, am Gesicht, am Mund und an den Händen dem Kontrolleur Kollatschat aus der Warschauer Straße 84 mehrere bei, so daß dieser blutüberströmt zusammenbrach. Man schaffte den Schwerverletzten nach dem Urbanfrankenhaus, wo die Aerzte an feinem Aufkommen zweifeln. Der Täter ist nach einer gründlichen Tracht Prügel festgenommen worden.

Ausschütten der Kohlen nicht beläftigt und das Mietsschöffengericht wies die Klage des Hauswirtes ab, da angenommen wurde, daß durch das Aufbewahren der Kohlen in einer Wohnung diese nicht gefährdet wird.

Wann kommt die Friedrich- Ebert- Straße?

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auch heute noch

Heute vor einem Monat ging Friedrich Ebert dahin. Die Zeit läuft schnell, aber die Berliner bürgerlichen Stadtverordneten lassen sich Zeit, denn noch immer nicht hat des Reiches Hauptstadt einen Plak oder eine Straße, die an den ersten Präsidenten der Republik erinnern. Kommt der Berliner , der auch heute noch geneigt ist, alles andere ein wenig verächtlich als Provinz zu bezeichnen, wirklich einmal in die Provinzstädte, so fann er sein Wunder erleben. Dort arbeitet man schneller als in Berlin ! Dort findet man Plätze, die den Namen" Berfassungsplay"," Freiheitsplay"," Re­publikplay" tragen, und Straßen, die ebenso heißen. Dort Rathenaustraße, Erzbergerstraße heißen. In Berlin findet man Straßen, die Bebelstraße, Liebknechtstraße, gibt es nichts dergleichen. In Berlin gibt es wunderliche und unverständliche Geduld aller Republikaner ein Dugend Kaiser Wilhelm - Straßen. Es gibt Straßen mit dynastischen Bandwurmnamen, wie Kaiferin- Augufta- Bittoria­Straße oder den Kaiser- Fran- Josefs- Grenadier- Blaz. Es gibt Kaiser­allee, Kaiserdamm, Kaiſertorso, Kaiserplak, Kaiserweg, Kaiserstraße, es gibt Königschaussee, Königsdamm, Königsgraben, Königsplay, Königspromenade, Königstraße, Königsweg. Es gibt Hohenzollern­straße, play, torso, damm. Die ganzen ge- und verflüchteten Dynastien haben sich in den Berliner Straßennamen erhalten: Habs­ burg , Hohenstaufen, Zähringen , Bettin. Prinzenstraßen gibt es zahllos wie Sand am Meer: Brinz- Adalbert- Straße, Brinz- Albert­Straße, Prinz- Albrecht- Straße, Brinz- August- Wilhelm- Straße. Prinz- August- Wilhelm- von- Württemberg- Straße und so fort, das ganze Alphabet herunter. Es gibt auch ganz schlichte Prinzen- und Brinzessinnenstraßen, Fürstendamm, Kurfürstendamm , Landgrafen­straße. Es gibt General- Wonna- Straße, General- Bape- Straße, General- Barby- Straße, aber niemand weiß, was diese Generäle ge­leistet haben. Merkwürdigerweise aber gibt es feine Leutnants"- Unteroffizier" oder" Feldwebelstraße". Und es fehlt auch ein Spießbürgerplat", eine Nachtwächterallee" und ein Untertanen­

torjo".

Eines Tages wird ja auch wohl in Berlin nach Friedrich Ebert zu der Ansicht kommen, daß der Name dieses Mannes zu schade ist, eine Straße oder ein Platz benannt werden. Aber fast fönnte man tinischen Straßennamen aufzutauchen. Es wird dann andere Mög um in dem Gemimmel dieser greulichen und unerträglichen byzan­lichkeiten geben, den Mann und sein Werk zu ehren und beide km Herzen des Volkes lebendig zu erhalten.

Fener in der Kindl- Brauerei. Dieser Ruf alarmierte die Feuer­Stellmacherei an der Jägerstraße nahe der Hasenheide. Die Gefahr wehr gestern abend spät. Es brannten dort Nutzhölzer in der fonnte bald beseitigt werden. 3meigrößere Kellerbrände beschäftigten die Wehr in der Manteuffelstr. 121 und Schildhorn­straße 6, wo Späne, Hausgerät und Brennmaterialien brannten. Heute früh um Uhr tam in der Simonsapotheke an der Ecke der Spandauer und Probst straße Feuer aus, das Kartons ufm. erfaßte, aber auf seinen Herd beschränkt werden konnte.

Die Ordner der Proletarischen Feierstunde treffen sich zur Sugendweihe am 29. März im Großen Schauspielhaus vormittags 9 Uhr.

Ein raffischer Abend, veranstaltet von der Arbeiterjugend, Bezirk Dsten, findet heute abend 7 1hr in der Schulaula, Ifflandstraße, statt. Mite wirkende: Jugendchore, Mandolinenorchester, außerdem Gesangs und Klavierdarbietungen und Rezitationen.

Neue Tornado- Katastrophe in Amerika . New York , 28. März.( WTB.) Aus Buenos Aires wird gemeldet, daß ein Tornado große Gebietsteile des Staates Santa, Argentinien , verwüstet hat. Viele Einwohner haben ihr Leben ein­gebüßt, der Sachschaden ist sehr bedeutend.

Unwetter in Italien . In Rom gingen mehrere Gemitter mit Hagelschlag nieder. Aus Majorca wird ein fatastrophaler Sturm gemeldet, der ungeheuren Schaden anrichtete. Der deutsche Dampfer Christine wurde ans Land geworfen,