Höhere Aprilmiete.
1nerklärliche Maßnahmen des Wohlfahrtsministers.
Der Wohlfahrtsminister hat die gesetzliche Miete für den Monat April. 3. auf 76 Proz. der reinen Friedensmiete festgesetzt. Zur Begrünung wird noch weiter mitgeteilt:
nun, daß sie gefälscht waren. Die Kriminalpolizei, die von diefer Feststellung benachrichtigt wurde, nahm die Ermittlungen auf und stellte bisher fest, daß Müller über zusammen 250 000 art gefälscht hat, für 90 000 m. lauteten auf eine einzige Firma. Bei dem Verhafteten fand man zwei Typentäften, die er zur Herftellung der Fälschungen, insbesondere der Firmenstempel, benutzt hatte. Die Unterschriften, die er sich verschafft hatte, zog er mit Bauspapier nach. Ein Buch mit Wechselformularen enthielt noch mulore waren schon herausgenommen und mit Fälschungen in den Berkehr gebracht.
Die Stadtverordnetenversammlung hat in dieser Woche zwei und die ordentliche am Donnerstag um% 5 Uhr. Cigungen, eine außerordentliche am Dienstag um 6 Uhr
Bon den 10 Proz., um die die Miete gegen die der Bormonate rhöht wird, werden 4 Broz. verwendet, um den Wohnungseinen Teil von bereits vorbereiteten Fälschungen. Andere For eubau, der befann ich aus den Mitteln der Hauszinssteuer cefpeist mi, neue Mittel zuzuwenden. Es wird also eine wesentliche Förderung des Neubus von Wohnungen damit erreicht wer en fönnen, jiber deren dringende Rotwendigkeit sich ja alle Boltsreief im flaren find. 6 Proz werden dem Hauswirt ge eben als Entgelt 1. für die Aufwertung der Hypoth e- en mit Rücksicht darauf, daß der Zinsenlauf der Hypotheken ant 1. Januar begonnen hat und 2. um den Hauswirten die Möglichkeit u geben, die befanntlich zum großen Teil jehr start verna affigten Häufer und Wohnungen in stand zu sehen und instand zu halten.
Der Entschluß des Wohlfahrtsministeriums, die Miete gerabe in dem Augenblick zu erhöhen, wo der größte Teil der Lohn- und Behaltsempfänger fich infolge ber steigenden Preise in sehr be drängter Lage befindet, muß das größte Befremben erregen. Daß mit den 4 Proz, die angeblich durch die Hauszins. Steuer dem Bohnungsbau dienen sollen, eine ins Gewicht fallende Herstellung neuer Wohnungen röglich sein wird, ist wohl nicht mehr als ein frommer Wunsch des Wohlfahrtsministeriums, wie auch die optimistische Vermutung, daß die Hauswirte nun daran denken werden, die vernachlässigten Wohnungen instand zu feyzen. Heute chon ist bekanntlich die Zahl der Mieter sehr groß, die nicht einmal die zurzeit geltende Miete aufbringen önnen. Es ist also nicht recht einzusehen, was eigentlich das Ministerium zu der rosigen Anschauung der Lage der Mieterschaft bewogen hat. Die Proteste werden nicht lange auf fich warten laffen.
Fahrpreisermäßigung für die Jugendpflege.
Zur glatten Abmidlung des zu erwartenden starken Reife verkehrs auf den Berliner Bahnhöfen vor Ostern und Bfin 3 ſten fünnen auch in diesem Jahre die gemeinsamen Jugendfahrten in den Fernzügen, wie die Reichszentrale für Deutsche Berkehrswerbung mitteilt, nur unter folgenden Bedingungen zugelassen werden: Die Anträge zur Erlangung der Fahrpreisermäßigung nach dem vorgeschriebenen Mufter für Donnerstag, Freitag und Sonnabend vor Ostern and Bfingsten sind bis spätestens Diens tag, den 7. April, and Dienstag, den 26. Mai, abends unter Angabe der Teilnehmerzahl und des Zuges bei dem Bahnhofsvorstand des Abgangsbahnhofs zu stellen. Stehen der Zu laffung der Fahrt Bedenten nicht entgegen, so versieht der Bahn hofsvorstand die Anträge mit Einverständnisvermert oder verweist ouf eine andere Beförderungsgelegenheit. Die Beförderungsscheine werden an den Fahrkartenausgaben nur auf Grund der vom Bahnhofsvorstand genehmigten Anträge ausgefertigt. Berspätet ge. ftellte Anträge müssen zurückgewiesen werden. Für die Anträge fomunen mur die Berliner Fernbahnhöfe Anhalter, Potsdamer, Hamburg- Lehrter, Stettiner und Görlizer Bahnhof, sowie die Stadtbahn- Fernbahnhöfe Schlesischer Beahnhof für die Fahrten von der Stadtbahn nach dem Osten und Charlottenburg für die Fahrten von der Stadtbahn nach dem Westen in Frage. Alle übrigen Bahnhöfe im Reichsbahndirektionsbezirk Berlin dür. fen Anträge auf Jugendfahrten im Fernverkehr für die obenbezeichneten Tage nicht entgegennehmen. Im Berliner Stabt, Ringund Vorortverkehr sind die Jugendfahrten wie an den übrigen Tagen zulässig, sofern nicht besonders betriebliche Gründe dagegen vorliegen.
Für 1 Million Mark Wechsel gefälscht. Wegen Wechselfälschung in großem Umfange ist ein Kaufmann Siegfried Müller, der aus Wien stammt und seit mehreren Jahren in Berlin wohnte, verhaftet worden. Müller spekulierte in der Inflationszeit mit Devisen und Effekten. Nach der Stabi lifierung der Mart sah er, daß er sich mit seinen Geschäften verrechnet hatte. Um trok feiner großen Berluste zahlen zu können, fälschte er Wechsel und brachte sie in den Verkehr. Weil fie auf befannte große Firmen lauteten, so wurden fie angenom men, ohne daß die Empfänger fich erst erkundigten. Ms Müller jest wieder einmal Wechsel über 25 000 m. zu Geld machen wollte, irar ein Geschäftsmann doch so vorsichtig, nachzufragen, und erfuhr
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Anthony John.
Einen Mann und einen Burschen, erklärte Frau Strong'nth'arm mit erstickter Stimme. Sie wagte ihrer naffen Augen wegen nicht aufzublicken.
Würdest du gerne unser kleiner Schüler werden?" fragte das ältere Fräulein Warmington Anthony John. ,, Dante, nein," erwiderte dieser. Er rührte sich nicht, blidte aber immer zu dem Fräulein empor und bemerkte, wie das ältliche Geficht errötete und die hagere Gestalt leicht erzitterte.
Guten Tag," fagte Fräulein Warmington und drückte auf die Klingel. ,, Ich hoffe, daß Sie eine paffende Schule finden
werden."
Frau Strong'nth'arm hätte gerne eine scharfe Antwort gegeben und hinter sich die Tür zugeschlagen. Aber forrette Manieren, einmal erlangt, werden zur zweiten Natur Des halb machte Frau Strong'nth'arm einen Knicks, entfchuldigte sich wegen der Belästigung, nahm Anthony John bei der Hand und verließ mit gejenttem Kopf das Haus. Auf der Straße jedoch erwachte in ihr das ursprüngliche Gefühl Sie nannte die Fräulein Warmington gemeine Snobs. Night, daß ihr etwas daran liege; Anthony John wird dennoch ein Herr werden. Und wenn er im Leben weitergekommen und reich ist, wird er auf der Straße an den Fräulein Warmington norübergehen, als ob fie Schmuß wären. Hoffentlich wird sie dies noch erleben. Dann wandte sich plöhlich ihr Rorn gegen Anthony John und sie forschte: Weshalb sagtest du, dante, nein, als sie dich fragte, ob du gerne in ihre Schule gingst? Sie hätte dich aufgenommen, wenn du ja gesagt haben würdeit."
Ich wollte nicht," entgegnete Anthony. Sie ist nicht flug. Ich will lieber von jemand Rlugem lernen."
Als die Strong'nth'arms in bessere Berhältnisse tamen, traten sie aus der Diffidentenkirche aus und in die anglikanische Kirche ein. War man arm, so hatte es feinerlei Bedeutung, melcher Religion man angehörte, Dissidenten oder Anglikaner, man setzte sich auf einen der freien Bläge ganz hinten, und niemand fümmerte fich darum. Aber Menschen, die Arbeiter anstellen und eines Tages vielleicht Herrschaften sein werden! Die Frage mußte von mehr als einent Gefichtspunkt aus ermogen werden.
Das Rundfunkprogramm.
Sonntag, den 29. März.
9 Uhr vorm.: Morgenfeier. 1. Präludium, A. Böhme( Dr A. Böhme, Harmonium). 2. Ostern, Hugo Kaun( Charlotte Lindemann, von der Staatsoper, Berlin( Sopran). 3. Psalm 104 ( Ilse Fischer- Ramin( Rezitation). 4. Ansprache des Herrn Direktors Dr. Füllkrug. 5. Vaterunser. C. Krebs( Charlotte Lindemann). 6. Karfreitag, Wolf- Dietmar( Ilse Fischer- Ramin). 7. Mache mich selig, o Jesu, Albert Becker( Charlotte Lindemann), 12-12.55 Uhr nachm.: Hans- Bredow- Schule.( Abteilung Hochschulkurse). 12 Uhr mittags: Prof. Dr. phil. et med. Max Dessoir: Einführung in die Psychologie". 5. Vortrag. 12.35 Uhr nachm.: Dr. med. Arnoldi: Der Stoffhaushalt des Menschen". 3: Vortrag.„ Stoffbewegung und Stoffumsetzungen im eigentlichen Körperinnern. 3 Uhr nachm.: Hans- Bredow- Schule.( Abteilung Bildungskurse). Landwirtschaft. Dr. v. Wolf:" Der Getreidebau, I. Teil( Klima, Boden, Fruchtfolge)". 3.30 Uhr nachm.: Die Funkprinzessin erzählt: Musikermärchennovellen von Walter Möller. 1. Die himmlischen Preisrichter. 2. Leonore Nr. III. 3. Salzburger Spielzeug. Die haltungsmusik( Berliner Funkkapelle). Funkprinzessin: Adele Proesler). 4.30-6 Uhr abends: Unter7 Uhr abends: HansBredow- Schule. Abteilung Bildungskurse). Literatur und Kunst. Dr. James Simon:„ Der Humor in der Musik". 6. Vortrag. Der Humor bei Richard Strauß und anderen Zeitgenossen". 7.30 Uhr abends: Vortragsreihe: Berlin von Anno_dazumal". 6. Vortrag. Schriftsteller Georg Bamberger:„ Der Ursprung Alt- Berliner Redensarten". 8 Uhr abends: Vortrag des Herrn Präsidenten Dr. Paul Kaufmann:„ Das Rheinland, ein Spiegelbild deutscher Geschichte" 8.30 Uhr abends: Haydn- Mozart- Abend. Dirigent: Otto Urack. 1. Oxford- Sinfonie, Haydn, Allegro Adagio contabilo- Menuett- Presto( Orchester). 2. A- Dur- Konzert, Mozart ( Gabriele Wietrowetz, Violine). 3. Sinfonie Nr. 5 D- Dur, Haydn, Adagio Allegro assai Largo cantabile Menuette( Allegretto) Finale( Presto ma non troppo). Das Orchester besteht aus Mitgliedern des Berliner Philharmonischen Orchesters. Nach dem Während der Pausen spielt die Berliner Funkkapelle. Außerdem Konzert: Verkündigung der Wahlresultate bis 2 Uhr nachts. Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Sportnachrichten. Theater- und Filmdienst. Königswusterhausen, Sonntag, den 29. März.
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11.30-12.50 Uhr vorm.: Konzert. Mitwirkende: Lotte Tuch am Ibach- Flügel; Paula Simon- Herlitz. Harmonium; Max Korbanek. Violine. 1. Frühlingssonate für Violine und Klavier, Beet hoven. 2. a) Ave Maria( für Violine, Harmonium, Klavier) BachGounod, b) Air auf der G- Saite, J. S. Bach( Violinsolo). 3. a) P.ludium, J. S. Bach. b) Wiegenliedchen, P. Juon, c) Benedictus, 4. E. Rost( Harmoniumsolo). d. a) Liebesleid, Kreisler, b) Schön Rosmarin, Kreisler( Violine und Klavier). 5. a) Sonata, Scarlatti, b) Sarabande, Rameau, c, Angelus. S. Karg- Elert( Harmoniumsolo) 12 Uhr mittags: Esperanto einlage. Montag, den 30. März.
Außer dem üblichen Tagesprogramm:
4.30-6 Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner Funkkapelle). 6.40 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule.( Abteilung Bildungskurse). Technik: Ingenieur Joachim Boehmer: Der kritische Ingenieur"( Techn. Wochenplauderei). 7 Uhr abends: Tausend Worto Französisch. 7.30 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule.( Abteilung Bildungskurse). Naturwissenschaft: Oberingenieur Gramatzki: Moderne Astronomie". 6. Vortrag. Die Planeten Jupiter und Saturn". 8.30 Uhr abends: Konzert am Hofe Maria Theresias. 1. a) Toccata G- Dur, 1. Satz, J. S. Bach, b) Fuge aus dem Magnificat, J. H. Pachelbel, c) Tambourin, Rameau, d) Joyeuse. Rameau, e) Grobschmiedvariationen, Händel( Alice Ehlers, Cembalo). 2. a) Vo cercando, E. d'Astorga, b) Quando corpus morietur, Per golesi( Marietta und Martha Amstad, Kammerduette). 3. a) Süße Stille( Arie mit obligater Flöte) Händel, b) Ritornerai fra poco, A. Hasse( Martha Amstad, Gesang, und Otto Brand, Flöte). 4. a) Quando lo stral, G. Paisiello, b) Ecco l'aurora, Perez ( Marietta und Martha Amstad, Kammerduette). 5. a) Nasconde l'usignol, Arie aus der Oper Deidamis"( mit obligater Flöte) Händel, b). La violette, A. Scarlatti( Marietta Amstad und Otto Brand). 6. Sonate G- Dur, Haydn( Louis v. Laar, Violine; Alice Ehlers, Cembalo). Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten. Zeitansage, Wetterdienst. Sportnachrichten. Theater- und Filmdienst. 10.30 Uhr abends: Schachfunk ( E. Nebermann).
Herr Strong'nth'arms Angehörige waren stets Diffidenten gewesen; seine Frau hatte mehr als einmal bitter bemerkt, dies hätte ihnen wahrlich feinen großen Nußen gebracht. Sie felbft neigte zur Staatstirche hin, die ihr respektabler erschien, und da sie nun Geld genug hatten, um einen Kirchenstuhl zu mieten, setzte sie auch hier ihren Willen durch. Herrn Strong'nth'arm selbst war es einerlei. Neue Hoffnung lebte in seinem Herzen; er befaßte fich mit einer neuen Erfindung und Sonntag war der einzige Tag, an dem er Zeit und die Werkstatt für sich allein hatte. Anthony hätte am liebsten dem Vater geholfen, die Mutter jedoch erklärte, er müsse an die Zukunft denken. Ein fleiner fadellos sauberer Junge, der allfonntäglich mit seiner Mutter in der Kirche gesehen wird, ift gerade jene Art Knabe, die den Leuten gefällt, und der fie, wenn der rechte Zeitpunkt gekommen ist, gerne helfen. Auch erwies sich bei dem Problem von Anthonys Erziehung der Nußen der Staatsfirche. Frau Strong'nth'arm begab sich zum Pfarrer und klagte ihm ihr Leid. Der Pfarrer fand einen Ausweg; einer der älteren Schüler des Gymnasiums fuchte eine Abendbeschäftigung. Seine verwitwete Mutter, die von einer fleinen Pension gelebt hatte, war unlängst gestorben. Bermochte der Bursche nicht einen Nebenverdienst zu finden, so mußte er fein Studium aufgeben. Er war ein fuger, junger Mensch, der Pfarrer fonnte ihn empfehlen. Frau Strong'nth'arm war die verkörperte Dankbarkeit, und der Pfarrer freute sich, zwei Fliegen mit einem Schlag geholfen zu haben. Noch während er diesen Ausspruch tat, erfchien er dem Pfarrer unrichtig, aber er war es gewohnt, so viele Dinge zu sagen, die ihm nachher unrichtig vortamen. Noch am gleichen Abend wurde die Angelegenheit geregelt. Herr Emanuel Tetteridge verpflichtete sich, Anthony zwei Stunden täglich Unterricht zu erteilen; von nun an bezeichnete ihn Frau Strong'nth'arm als der Hauslehrer unseres fleinen Anthony". Herr Tetteridge war ein nervöser schweigfamer Jüngling. Störte ihn der Lärm der Wertstatt, so nahm er den fleinen Anthony in seine Stube mit, deren Wände mit Sprüchen austapeziert maren, mie etwa: Was Deine Hand etwa: ,, Bas tut, das tue aus aller Kraft". Anthonys Erziehung machte rafche Fortschritte; das Kind lernte eifrig.
Zwischen den beiden entspann sich eine seltsame Freundfchaft, die auf gegenseitiger Achtung und Bewunderung begründet war. gründet war. Der junge Letteridge war ein fluger Mensch; der Pfarrer hatte wahrer gesprochen als er es selbst gemußt. Der Bursche verstand es, die Dinge so zu erklären, daß fie einfach und leicht zu behalten waren. Auch fonnte er Gedichte
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Die Warenlotterie der Arbeiter- Wohlfahrt.
Ein Landhaus für 50 Pfennig.
Wie in vielen anderen Städten, so hat auch die Arbeiter- Wohlfahrt zur Unterhaltung bestehender und hauptsächlich zur Beschaffung neuer Kinder Ferienheime für unterernährte und erholungsbedürftige Berliner Kinder vom Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg die Genehmigung zu einer Warenlotterie erhalten. Der Umstand, daß diese Lotterie ohne gewerbsmäßige Lotterieunternehmer, d. h. in eigener Regie aufgezogen und die Lose ehrenamtlich verkauft werden, gestattete, bisher noch nicht dagemejene Riesengeminne auszuspielen. Der 1. Preis ist ein vollständig ausmöbliertes Landhaus von 5 3immern mit Küche, Bad und allen sonstigen Nebenräumen. Außerdem Morgen Garten um das Haus herum. Erbauer dieses Landhauses ist die Gehag, Inselstr. 6, unter ihrem Architekten Richard Linnefe. Je nach dem jezigen Wohnort oder der Geschäftsstelle des Gewinners wird das Haus, das dann innerhalb 6 Monaten bezogen werden fann, unter möglichster Berücksichtigung der Wünsche des Gewinners bezüglich der Lage schlüsselfertig erbaut. In unseren Annoncen ist die Ansicht des Landhauses und in einigen verschiedenen Losverkaufsstellen auf ein Modell im Maßstab 1:50 zu sehen. Aber nicht nur ein Landhaus, sondern noch eine ganze Wenge sehr wertvolle Gewinne, wie ganze Wohnungseinrich tungen, Klavier, Motor- und sonstige Fahrräder, Nähmaschinen, Wäsche, Sportartikel- und Haushaltungspakete, Gutscheine zum beliebigen Einkauf und eine Menge Erinnerungsgewinne gestatten ein Geminnsystem, wonach jedes dritte Los unter Garantie gewinnt. Auch die Erinnerungsgewinne sind in den Hauptausſtellungen bei Wertheim und in verschiedenen anderen Stellen zu fehen, so daß sich jedermann überzeugen tann. Diejenigen aber, die selbst bei diesen größten Gewinnmöglichkeiten leer ausgehen, was bei einem Kauf von 3 2osen mit aufeinanderfolgen. der Nummer aber ausgeschlossen ist, haben das Bewußtsein, mirklich und tatsächlich größte Not gelindert zu haben. Wer einmal in die bittenden und aber zugleich auch antiagenden Augen unterernährter Kinder geschaut hat, gibt gern, was er fann! Diese beiden Gründe, die Wohltätigkeit mit den unerreichten Gewinnmöglichkeiten, waren es, die in den anderen Städten den Losverkauf beschleunigten, so daß bereits in wenigen Tagen die Lose cusverkauft waren. Auch in Berlin ist die Nachfrage nach Losen, nachdem einmal das Gerücht durchgefickert war, so groß, daß auch hier mit einem schnellen Losverkauf zu rechnen ist. Die Firma Bertheim hat in Echaufenstern und in einem ihrer Häuser die Ge= winne ausgestellt und in liebenswürdiger Weise auch den Losverkauf an allen Rassen einschl. der Theaterfassen über nommen Aud, die sämtlichen Verkaufsstellen der Konsum- Genossenschaft Berlin und Umgegend haben sich in Erkenntnis, der Wolifahrt zu dienen, berett erklärt, an jedermann Lose abzugeben, während Ware nur an die Mitglieder abgegeben wird. Alle anderen Losverkaufsstellen, die aus der heutigen Anzeige erfichtlich find, üben den Losverfauf ebenfalls ehrenamtlich aus.
Der schwarzweißrote Gesanglehrer.
Mit der Ueberschrift Schwarzweißrote Hoffnungen brachten wir in Nr. 144 eine uns aus Elternfreifen zugegangene Beschwerde über einen Lehrer Tschiersch, der in der Borsigwalder Mäd. hen mittelschule Gesangunterricht und auch Geschichts. unterricht erteilt. Er hatte feinen Schülerinnen eine Umbich. tung des Liebes D Straßburg" gegeben, deren legte Strophe so lautet:
Straßburg, o Straßburg, wir schwör'n bir's in den Tod, Bald weht auf deinen Zinnen die Flagge schwarzweißrot. Hierzu schickt uns Herr Tschiersch einen aufgeregten Brief. Er fpiidi von Berleumdern", die in so feiger und undeutscher Art Worin die Die Ehre eines Mannes anzugreifen belieben". Berleumdung bestehen fr11, fagt er nicht. Daß die Schülerinner durch feine Bermittlung die Umdichtung des Liedes erhalten haben, wird er gewiß nicht bestreiten wollen. Seinen Briei fdlich er nut einer Drohung gegen uns. Er soll froh icin menn wir uns nicht nochmals mit ihm beschäftigen müssen.
Reichskonferenz des Arbeiterradioklubs.
Zum ersten Male, seitdem das Radio bei uns Eingang gefun ben, hat es sich eine Arbeitervereinigung zur Aufgabe gemacht, mit ihren selbstgebauten Apparaten, Einzelteilen usw. um Rahmen einer Ausstellung, in den Sophien- Sälen, Sophienstraße. an die Deffentlichkeit zu treten. Die Ausstellung, die gestern eröffnet wurde, erfreut sich eines großen Zuspruches und liefert den Beweis, daß die Arbeiterschaft großes Interesse an dem Radiomesen hat. Besonders hervorzuheben ist eine tomplette Sendestation, die auf Wunsch vorgeführt wird. Der Besuch dieser Ausstellung ist jedem Radioamateur sehr zu empfehlen. Der Eintritt ist frei. machen, ganz gute Gedichte, die einen bisweilen zum Lachen reizien, manchmal jedoch Gefühle erweckten, die unverständlich waren und bei denen man fich groß und glühend vorfam. Auch verstand er es, Bilder zu zeichnen, Bilder von bezaubernden, nie gefehenen Dingen, die einen erschreckten, von drolligen Gefichtern und Dingen, die einen zum Weinen brachten. Er spielte auch auf einem schwarzen Ding, das einer Geige glich, aber besser war als eine Geige, und das er in einer schwarzen Schachtel aufbewahrte; wenn er darauf spielte, verlangte es einem zu tanzen, zu singen, zu brüllen.
Anthony beneidete Tetteridge nicht um seine Klugheit; dies hätte ihrer Freundschaft den Todesstoß versetzt. Der Bursche vermochte niemals eine befriedigende Antwort zu geben, wenn Anthony fragte, was er werden wolle, was er aus all seiner Klugheit machen werde. Er habe noch keinen Entschluß gefaßt, sei seiner Sache nicht gewiß. Bisweilen wollte er Dichter, dann wieder Musiker oder Maler werden, oder aber sich der Politik zuwenden und als großer Staatsmann enden.
,, Was wirst du fun, wenn du aus der Schule fommst?" fragte Anthony. Sie hatten zusammen in der Stube des jungen Tetteridge gelernt, und nun war die Lektion zu Ende. Anthonys Augen hingen an dem Spruch über dem Waschtisch: ,, Eines auf einmal gut gemacht,
hat schon manchen weitergebracht!"
Der junge Tetteridge gab zu, daß es an der Beit sei, diese Frage ernftlich zu erwägen. Anthony saß auf seinen Händen, fchlenkerte mit den Beinen. Der junge Tetteridge schritt in der fleinen Stube auf und ab.
,, Siehst du," erklärte Anthony ,,, du gehörst nicht zu den Herrschaften."
Der junge Tetteridge behauptete, daß er zwar zu den Herrschaften gehöre, aber fein besonderes Gewicht darauf lege. Sein Vater war in Indien Staatsbeamter gewesen, die Mutter fonnte, wenn sie es wollte, ihre Ahnen bis zu einem der berühmtesten irischen Könige verfolgen.
Ich meine," erläuterte Anthony ,,, daß du deinen Lebensunterhalt verdienen mußt."
Herr Tetteridge warf ein, daß er äußerst wenig brauche. Augenblicklich lebte er von zwölf Schillingen die Boche, die er aur verschiedene Art verdiente.
,, Wenn du aber heiratest und Kinder haft," meinte An( Fortsetzung folgt.)
thony.