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Das Gegebene erscheint in einer solchen Lage die Auf- l ö s u n g. Sie ist, wie gesagt, nicht nur von den Kommunisten, die sie berufsmäßig fordern, sondern auch von den Deutsch - nationalen und Völkischen stürmisch verlangt worden. Die Völkischen, deren große und ausschlaggebende Bedeutung im Volke die Wahlen am verflossenen Sonntag so eindringlich demonstriert haben, pflegen ihre ganze lärmende Agitation mit verleumderischem Kampfgeschrei gegen das System Braun-Severing zu betreiben und den Deutsch - nationalen muß es der Neid lassen, daß sie mit ihrem giftigen Haß nicht hinter den Völkischen zurückbleiben. Nachdem so- lange die Auflösung des Landtages gefordert worden ist, wird man nicht annehmen können, daß die Deutschnationalen heute verbrennen, was sie gestern angebetet haben. Beispiele solcher Wandlungsfähigkeit, die an anderen Orten von deutsch - nationalen Fraktionen gegeben sind, werden sie uns sicher in Preußen ersparen. Auf der Regierungs - feite wird man außerdem auf die Dauer nach dem skandalösen Vorgehen der Rechten gegen Marx kaum mehr einen Mann finden, der Lust hat, dieses wenig erfreuliche Spiel weiter fortzusetzen. Der Appell an das Volk ist gefordert, so scheint es das beste zu sein, diesen Appell zu ermöglichen. Die Entscheidung darüber wird wahrscheinlich heute den Preußischen Landtag noch mehr beschäftigen müssen als die Neuwahl des Ministerpräsidenten. Natürlich bestünde die Möglichkeit, daß der Landtag klug genug wäre, sich der un- zweisehlaft veränderten Volksstimmung durch entsprechendes Verhalten anzupassen, aber solche Klugheit würde Opfer er- fordern, die wahrscheinlich den Beteiligten als unmöglich erscheinen. So wird man wohl mit süßsaurer Miene sich doch zur Auflösung entschließen. Dadurch würde in Preußen endlich wieder die Bahn frei. Unter dem Ministerium Otto Braun hat Preußen alle Krisen des Reiches ohne jede innere Erschütterung überstanden und eine, auch für den Gegner erstaunliche Lebenskraft er- wiesen. Es ist eine Schicksalsfrage nicht nur für Preußen, daß zu diesem System derStabilität baldmöglichst zurück- gekehrt wird. Solange die Parteien der Weimarer Koalition im Preußischen Landtag über eine absolute Majorität ver- fügten, haben die volkspartellichen Krisenmacher es vorgezogen, Preußen nicht der Gefahr deutschnational-monarchistijcher Unterhöhlung auszusetzen. Sie zogen das vor, weil sie mußten und weil sie wußten, daß esauchohnesie ging. Da diese Erkenntnis, daß es auch ohne sie geht, heute noch nicht in wünschenswertem Maße bei bestimmten Leuten vorhanden ist, so muß sie ihnen vom Volke beige- bracht werden. Es wird bereits die heutige Tagung des Landtages zeigen, welche Schlüsie die Mehrheit aus den Wahlen des 29. März zieht, so oder so, muß unter dem Druck dieser Ergebnisse Preußen endlich wieder zur Ruhe kommen. st Euch auf.verehrteBundcsbrüderaus dem kommunistisch-monarchistischen Lager! DasBolk willEuchnicht!

Nachfolger gesucht! ZsarreS erledigt. Verwirrung im Lager der Loebelliten. Der Ausgang des ersten Wahltages hat die um den Reichsblock gruppierten Parteien und Organisationen in die peinlichste Verlegenheit gesetzt. In ihrer Presse spiegelt sich die ganze Zerfahrenheit dieses künstlich zusammen- gezimmerten Gebildes wider. Noch unter dem Nachgefühl der überstandenen Wahlstrapazen verkündete dieDeursche Zei- tung" in einer Sonderausgabe vom Montag früh, die Reaktion sei an den Gegner bereitsbis auf Sturmstellung" heran- gekommen: Vielleicht räumt der Gegner schon vorher die Stellung, vielleicht es ist nicht ausgeschlossen sind seine Truppen schon so zerfetzt, daß sie vor dem zweiten Gang die Waffen strecken müssen.... Sollte er aber versuchen, noch standzuhalten,

Rudolf Steiner . Mit Dr. Rudolf Steiner , dem Anthroposophen, der gestern mistag in Dornach bei Basel st a r b, ist einer der merkwürdigsten Männer unserer Zeit dahingegangen. Merkwürdig wenigrr durch die Bedcu- Hing seiner Person und seiner Leistung als durch den Einfluß, den Person und Leistung auf einen großen Teil der Zeitgenossen aus- übten. Diesen Einfluß aber verdankte Steiner dem Zeitgeist, den er nicht geschaffen, sondern genützt hat. In den 1899er Jahren lernte ich Steiner kennen und wir haben damals viel miteinander verkehrt. Er war von Weimar , wo er für einen großen Verlag die naturwissenschaftlichen Schriften Goethes herausgegeben hatte, nach Berlin übersiedelt und hatte hier die Re- daktion desMagazins für die Literatur" übernommen. Der Welt- anschauung nach war er chäckelianer, Materialist und Atheist, politisch nannte er sich Anarchist und wir Sozialdemokraten galten ihm als Bourgois. Was ihn übrigens nicht hinderte, im Rahmen sozial» demokratischer Bildungsorganisationen Vorträge über literarische Themen zu halten. In seiner Lebensführung war er durchaus Libertin, voller Lust am irdischen Dasein und recht hemmungslos im aus- giebigen Genuß dieses Daseins. Es liegt mir fern, mit den oft etwas bedenklichen Abenteuern, deren Held.Rudi Steiner" war, sein Mo- ralkonto zu belasten. So mancher Heilige hat durch die schmutzigsten Stationen des Erdenwegs hindurchpilgern müssen, ehe er zur Rein- heit gelangte. vteiners Wandlung erfolgte um die Wende des Jahrhunderts. Mit dem Studium des Parazelsus und der Schriften derChrist- lichen Wissenschaft" begann sie. Der frühere Häckelianer wurde eine Art Gesundbeter und als solcher fand der Anarchist Eingang in höchste und allerhöchste Kreise. Die Ideen, die er in seinen nun in reicher Fülle erscheinenden Schriften niederlegte, waren nur zum ge- ringen Teil Steiners geistiges Eigentum. Den Mystikern des Mittel- alters sind die wichtigsten Gedankengänge entnommen und nur die Methode des systemalischen Aofbaus und einige Formen der prak- tischen Lehre sind Tieu. Aber gerade die Methode, die das dem Verstand Unsaßbare wissenschastlich zu fassen scheint, machte Eindruck auf die jährlich wachsende Schar dermo- dernen" Leser, und in der Form der Lehre, in den prak- tischen Uebungen, denbn sich jeder Jünger relativ mühelos unterziehen kann, lag eine mächtige propagandistische Kraft. Man be- ginnt etwa damit, daß man sich in die Idee des Wachsens und des Vergehens einer Pflanze kontemplativ versenkt, und man steigt dann über ein« Stufenleiter seelischer Zimmergymnastiken immer höher und höher, bis schließlich die Fähigkeit der Erkenntnis überirdischer Welten erlangt ist. Nicht jeder erreicht dieses letzte Ziel, aber auch die niederen Etappen des Weges bringen dem Adepten mannigfache Befriedigung und Beglückung. Die Grundlagen seiner Lehren waren für Steiner zweifellos das Resultat aufrichtiger Ueberzeugung. In der Einzelausgestaltung und namentlich in der praktischen Propagierung des Systems lief indessen manches mit unter, was ihm nicht mit Unrecht den Vorwurf der Charlatanerie eingetrogen hat. Wenn er z. B. den Zustand unmittel- bar nach dem Tode, die allmähliche Befreiung der Seele vom Leibe in allen Einzelheiten, sogar nach irdischen Zeitmaßen befristet, dar-

so wird sein Schicksal am 26. April besiegelt, die rote und rosarote Herrschast und ihre Gefolgschaft im Zentrumslager gebrochen sein. Das war im ersten Rausch der Begeisterung einer Wahlnacht. Aber vom Morgen bis zum Abend ist bekanntlich eine lange Frist und innerhalb weniger Stunden ist nicht nur beim Claß-Blatte, sondern in der ganzen Rechtspresse von Hugenberg bis Wangenheim Katzenjammer st immung l eingezogen. Rur dieDeutsche Tageszeitung" macht den un- möglichen Versuch, ihren nach dem Zeugnis eines ihrer früheren Redakteuregerstig schwerfälligen" Lesern ein­zureden, der Kandidat des Loebell-Blocks sei der einzige, der Stimmen gewonnen habe. Dabei liegt der Rückgang der Stimmen jener Parteien, die offiziell zur Wahl von Jarres aufgefordert haben, so klar zutage, daß man gewagte arith- metische Kunststücke anwenden muß, um oas Gegentell herauszurechnen! Widerwillig müssen alle Betrachtungen über den Wahl- ausfall anerkennen, daß die Sozialdemokratie sich am besten geschlagen habe, daß ihre Reihen ge- festigt und die politische Entschlossenheit sozial- demokratischer Wähler geradezu bewundernswürdig sind, wenn man sie vergleicht mit der Zerfahrenheit, die im Lager der Rechtsparteien vorherrscht. Allerdings bemühen sich die im Dienste der Schwerindustrie und der Großagrarier stehenden Organe um den Nachweis, daß diese Geschlossenheit von beinahe 8 Millionen Wählern nur auf eine Partei- zwangsmaschine zurückzuführen sei, oder wie eines der Blätter sich ausdrückt, daß die Sozialdemokratienur auf den Knopf zu drücken" brauche, um eine ungefähre Behauptung ihrer Siimmziffer herbeizuführen! Kein blasser Schimmer eines Erkennens des großen Opfermute«, der leidenschaftlichen Hingabe von Hunderttausenden freiwilliger Werber und Wer- berinnen an einen großen Gedanken und ein großes Ziel leuchtet bei jenen Parteien auf, die ihre Werbearbeit aus dem von der Schwerindustrie hochgefüllten Berliner Säckel zu b e- zahlen pflegen. Wenn sich sozialdemokratische Arbeiter und Arbeiterinr.en, die von der Harrt» in den Mund zu leben ge- wöhnt sind, von ihrer kargen Zeit und ihren noch kargeren Einkünften das absparen, was für die Arbeit der Partei er- forderlich ist, dann ist das für die Vertreter des Besitzbürger- tums nicht anderes als Sklavenarbeit für unbekannte Kom- mandeure, dienur auf den Knopf zu drücken" pflegen. Möglich, daß einige der Leser der reaktionären Presse wirklich an eine solche Vorstellung glauben. Das wäre aber nur ein Zeugnis für ihren Mangel an Intellekt, nicht für die Richtigkeit der aufgestellten Behauptung. Wichtiger noch als das Kopfzerbrechen über die Tr i e b- träfte der sozialdemokratischen Erfolge sind die verlegenen Versuche, der Sozialdemokratie ihr Verhak» ten für den zweiten Wahlgang vorzuschreiben. Darin stimmen sie alle überein ob sie im Dienste Hugen- bergs oder des Landbündes, im Auftrage Stinnes' oder Strese- manns die Feder führen. daß mit dem Eintritt einer repu- blikoniichen Sammelkandidatur für den zweiten Wahlgang alle Bllltenträume der reaktionärenSammler" geknickt wer- den. So großartig auch ihr Eintreten für denÜberpartei- lichen" Loebell-Kandidaten sich ausnahm, so kläglich erscheint heute das Verhallen der Jarres-Presse angesichts der Möglich» kell, daß die republikanischen, auf dem Boden der Weimarer Verfassung stehenden Parteien, sich auf einen gemein- samen Kandidaten einigen könnten. Mit einem Eifer, der einer besseren Sache wert wäre, stürzen sich die Blätter Hugenbergs und die Organe des Preußenbundes auf den Nachweis, daß die Sozialdemokratie gar nicht in der Lage fei, einer solchen Enheitskandidatur zu- zi stimmen. Während sie eben noch behaupteten, die sozial- demokratischen Wähler folgten jedemDruck auf den Knopf", versichern sie im n ä ch st e n Memzuge, die Sozialdemo- kratie könne einen solchen Schritt zur Ein- heitskandidatur nicht ertragen und würde ihre Stimmen an die Kommunisten verlieren!

stellt, so darf man dergleichen nicht ernst nehmen. Hinzu kam, daß die Berhimmelung, die Steiner durch seine Anhänger erfuhr, ihn immer weiter fortriß und schließlich in Regionen entführte, in denen sich mit rein gefühlsmäßigem Schauen nichts Solides mehr leisten läßt. Steiner wurde Politiker, Architekt. Plastiker, schließlich sogar Tanzkünstler und dies alles lediglich aus der Fülle der Intuition, ohne irgendwelche gründliche theoretische oder technische Bildung. Wie der religiöse Glaube, so hat auch die Lehre Steiners viel- leicht manchem Zeitgenossen persönliches Glückeempfinden beschert. Irgendwelche Zkullurwerte hat sie zweifellos nicht geschaffen und wird sie auch in Zukunft nicht schaffen können. Da aber der Einfluß Steiners nicht auf seiner Person beruht«, sondern im wesenllichen das Echo des Zeitgeistes war, der einen großen Teil der heutigen Kulturmenschheit mit mystischen Anwandlungen heimsucht, so ist anzu- nehmen, daß seine Lehren den Tod des Meisters eine Weile über- dauern werden._ John Schikowski . Teutonische Nieüerlagenfeier! Am 2g. März 1925 in der wilhelmazelle. Stahltigerklub..Teutonenheil"/ Ehrenpräses: Isidor Kreil/ versammelt sich zu homeriger Stunde I Behufs einer reinrassigen Kümmelrunde. Trotz Schnapsertüchtigung mit Kranzgesängen/ Trotz Haken- geWimpel und Schlacht überü Rhein ' Trotz deutscher Faust und sonstigen Belangen/ Ist die Stimmung mies und der Maul- radius klein. Ein kahlköpfiger Mann von Kernformat/ Hält ein etwas weh- mutiges Referat:/ Ueber rote Schmach und Judenskandal/ Ueber Ritualmord und Präsidentenwahl/ Und Loki , den finsteren Sohn der Hölle/ Sowie über den Segen der Hochschutzzölle./ Und wenn der Biergeist von München besiegt. I Hinsichtlich der einlaufenden Wahlresultate,/ dann hätte Jehooah das eben gefügt. I Und er suche zwo Mann zum Dauerskate./ Hieraus erhob sich«in großer Tumult:/ Der Semitenches sei an allem schuld/ Und bei allem schuldigen Respekt/ Bor Wotan und seinen göttlichen Scharen/ Aber man habe ihn sicher zu spät geweckt,/ und er habe die deutschen Belange zu wahren!/ Ein Herr mit bierbenctzter Disage/ Geriet in eine furchtbare Rage:/ Das Ganze sei eine Riesenblamage./ Es wäre. bei Zeus , zum Haarausraufen/ Und er würde sich den Berstand versaufen/ Bor abgrundtiefem Katzenjammer!/ Cr lese seit einem Jahrzehnt denHammer"./ Das Freiabonnement habe man ihm genommen,/ Und so etwas sei noch nicht vorgekommen! I Und Jarres, dieser gesprenkelte Knabe,/ Sei nichts wie ein unreiner jüdischer Rabe,/ Und Schuld habe in Weimar auch der Dintern,/ Der könne ihn auch, und so weiter am H....../ Hieraus erhob sich ein wildes Zischen,/ Die Metkrüge wackellen aus den Tischen,/ Die Kaiserbilder begannen zu zittern,, Und jemand oerlangt« nach einem Bittern. I In der Ecke ließ einer Wulle leben,/ Ein anderer schrie: Das war' es ja eben,/ Der Reinhold sei ein Lump und Der- rarer,/ Ein Judas ein schmalbrüstiger Jarrcs-Anbeter,/ Und es

Nun ist ja das liebenswürdige Interesse an dem Wohl- ergehen der Sozialdemokratie lobend anzuerkennen, aber bis- her sind dieMarxisten" noch immer am besten gcsahren, wenn sie die Entscheidung über ihre Haltung zu politischen Fragen selb st in die Hand genommen haben und sich von dem freundlichen Zureden der Schwerindustriellen und ihrer Be- auftragten nicht beeinflussen ließen. Die Sozialdemokratie wird also auch in diesem Falle über die Lage und über ihre Haltung im zweiten Wahlgang beraten und b e s ch l i c- ß e n, und dann werden ihre Wähler über die Gründe des Beschlusses in vollem Maße aufgeklärt werden. Wir bczwei- feln nicht, daß die sozialdemokratischen Wähler, die die stärk- st enStützenderRe publik sind, auch das Letzte daran setzen werden, um den Sieg Jarres' oder irgend eines an seine Stelle gesetzten Vertrauens- mannes der Reaktion zu verhindern. Oder irgendeines an seine Stelle gesetzten Vertrauens- mannes der Reaktwn! Denn noch steht keineswegs fest, daß Herr Jarres auch im zweiten Wahlgange der Sammelkandidat des Rechtsblocks bleiben wird. Mit allem Eifer fetzen sich nur die Berliner Blätter der V o l k s p a r t e i für ihn ein, nämlich die Zeit" Stresemanns und das Organ des Evangelischen Bundes, dieTägliche Rundschau", die bekanntlich von dem ehemaligen Hofprediger D ö h r i n g mit herausgegeben wird. Dagegen deutet bereits dieDeutsche Zeitung" an, daß in dem Reichsblock" arge Sprünge eingetreten sind. Sie wehrt sich gegen den Gedanken, daß gegenüber der Möglichkeit einer republikanischen Einheitskandidatur etwa nachge­geben werden könnte und versichett: Es darf unbedingt keinerlei Entgegenkommen auf kosten völkl- scher und valcrländischer Empfindungen gezeigt werden. Nicht mir, daß damit olles, was bisher erreicht worden ist. in Nichts verschwin- det, würde ein Zugeständnis nur als Schwäche ged e»- tet werden und sich die Lage taktisch für den zweiten Wahlgang ins Ungünstig« verschieben." Dagegen erklärt dieDeutsche Allgemeine Zeitung", dos Blatt der Firma Stinnes. es alsin höchstem Grade wünschenswert, daß für die Entscheidung im zweiten Wahl- gang ein Bewerber aufgestellt wird, dem große Teile aller bürgerlichen Parteien folgen können". Eine Entscheidung über die Personenfrage sei noch nicht gefallen und sie müsse mit von der Stellungnahme der Bayerischen Volkspartei abhängig gemacht werden! Um eine solche Einigung auf möglichst breiter Grundlage zu sichern, nennt dieDeutsche Tageszeitung" alle, die sich aus Zorn über deutschnationale Doppelzüngigkeit der Stimme enthalten haben,politische Idioten" und der Hugenberg -Tag" beschimpft die Wähler des Zcn- t r u m s und der Bayerischen Volkspartei alsS ch ä f l e i n , die ohne Widerspruch in die Hürde gegangen sind. Diese Schäflein, die nichts von der Kraft des eigenen polittischcn Willens fühlen, werden auch das nächstemal in die Hürde laufen, auch in eine andere, wenn's anders befohlen wird." Wirklich eine reizende Einleitung der Dsrhandlungen über eine allbürgerliche Sammelkandidatur! Die volksparteilich: Kölnische Zeitung " zeigt im Gegensatz dazu ein großes Interesse für dieSchäflein" der Zentrumspartei . Sie er- klärt, daß gegenüber einer Einigung der Weimarer Parteien für den Reicheblock wenig Auefichten für einen Erfolg im zweitSn Wahlgangs blieben. Daraus ergäbe sich für ihn die Notwendigkeit, sofort mit den anderen bürgerlichen Parteien, besonders mit dem Zentrum in Verbindung zu treten, um alle Möglichkesten einer bürgerlichen Sammelkandidatur auf breiter Grundlage durch- zusprechen, also Herrn Jarres abzusägen. Auch derHam- burgische Korrespondent", ein anderes Organ der Deutschen Volkspartei , spricht, nachdem er festgestellt hat, daß die Sozialdemokratie st ärkerolsjesei und die ganze Agitation mit dem Antimarxismus nichts. aveiter eingebracht habe als die Gefahr immer neuer Radikalisierung, die Hofs- nung aus, daß der Reichsblock nur unter der Vor-

sei wirklich sein größter Schmerz./ Und er habe bei Gast ein weiches Herz. I Aber kam' er ihm jetzt in die Finger.../ Er sei ein geübter SchwergewichtsriNger...!/.Dies wiederum weckte großes Hallo/ Man zitierte den ganzen Zoo./ Schon hatten die Recken sich wacker gekost. I Auf einmal rief einer stürmisch: Prost!/ Da begann man mit Andacht weiter zu saufen/ Und mit dem roten Dolchstoß zu raufen. I So absolviert zu homeriger Stund«/ Stahltigerklub seine Kümmelrund«. K. A. R a m s e s.

Gertrud Eysoldt trägt vor. Die Frau, die uns Gestallen von Strindberg und Wedekind vermittelte, spricht mit Inbrunst und geistvollem Können Verse von Whitman, chinesische Kampjlicder, den Lysistrataprolog von Hosfmannsthal. Sie spricht gut, doch die Gebärden, jede Bewegung fast, erinnern peinlich an die Beschrän- kung, die durch das grelle Licht des Vortragspodiums, das gewöhn- liche Kleid, das Fehlen der Mitglieder bedingt ist. Wir ahnen die Meisterin der Bühne, und unwillkürlich müssen wir fragen, warum wir Gestrud Eysoldt nicht mehr dort sehen, wo sie ihre Kunst voll auewirken kann? Sollte auch hierfür der Grund in den bekannten Mißständen der heutigen Theaterwirtschaft liegen? Der Vortrag fand zum wohllätigen Zweck fürDas Tor der Hoffnung"(Hedwig- Wangel-Haus für weibliche Strafentlassene) statt. Ueber diese Ein- richtung, deren Leiter(ältere Domen des Theaters voll gestern) schon harmlose unbekannt« Vortragsbesucher mit Mißtrauen und einem Redeschwall empfangen, ausführlicher zu berichten, oerbietet die Höflichkeit. Denn wir könnten nur Zweifel an solchenBesserungs- anstalten" aussprechen, die nicht den Fehler des ganzen Systems sehen wollen.' Gewr. Ein Gedenkalbum für Branting . Die Stockholmer Berlage Albert Bonnier und Tiden haben gemeinsam ein wohlfeiles Gedenk- album für Branting herausgegeben, das 150 verschiedene Photo- graphien aus Brantings Leben enthält. Genosse Gerhard Magnusson gibt in einer Einleitung Erinnerungen aus Brantings täglichem Leben wieder und liefert damit eine schöne Ergänzung zu der ansehn- lichen Bilderreih«. Nach den Bildern aus dem Elternheim folgen die aus den Studentenjahren, von seinen Auslandsreisen, von der bald selbst igriindcten Familie. Aber gleichzeitig zeigen andere bereits seine Verbindung mit der aufstrebenden Arbeiterbewegung, bis sie schließlich den Parteiführer und Bolksmann, den Ministerpräsidenten und Vertreter beim Völkerbund wiedergeben. Besonders interessant ist die Reproduktion einer Tagebuchseite des Achtjährigen und sine Ueberstcht über feine Bücher, deren religiöser Arueil seinen frühen Sinn für Ernst und Gründlichkeit weilen. Bei dem geringen An- schofsungspreis(2,25 Kronen 2,50 M) und dem reichen Bild- Material dürfte das Gedenkbuch auch jür deutsche Arbeiterbibliotheken Interesse haben. Theater am S»rstirstenbamm. Rudolf Stessens»vricht Gonntao. den 5. April, Mittag« 12 Uhr. jüngite ameiikonilck!. indianische Neger, und t>az-» dichtungen. Sinfonische Mitwirkung der Original- Jazzband Eric Borchqrd.. vie(Brahe Dolksop« ipiclt im Theater de« Westen« bis 3!. Juli 1925, Die Borslellungen beginnen am 1. April mit Zar und Zimmermann. Vrof. Zoses partsch, Ordinarius für bürgerliches, römisches, ausländische« und FriedenSocitragS- Recht sowie iür RechlSocrgleichnng an der Berliner llniversilät. ist im Alter von 12 Jabrcn geswrbeir. Er war erst vor drei Jahren, al» Rachsolger Stammler« nach Berlin gekommen.