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Aussetzung an Jarres festhalten werde, daß eine g e- samtbürgerlicheEinheitskandidaiur wiederum scheitern sollte. Das heißt doch nichts anderes, als daß Iarres wieder indie Ecke gestellt werden soll, wie er das schon einmal während der Verhandlungen über Geßler erlebt hat. Es ist gegenüber diesen volksparteilichen Bemühungen um die Stimmen der Zentrumswähler beachtenswert, was das Hauptorgan der Zentrumspartei über den Wahl- ausgang zu sagen hat. DieGermania " sieht es als einen Ausdruck des"deutschen Gesundungsprozesses on, daß die verfassungstreuen Parteien der Mitte zu- iammen erheblich mehr Stimmen aufgebracht haben, als die imReichsblock" vereinigten offenen und ver st eckten Verfassungsgegner. Aber wichtiger als rückschauende Betrachtungen erscheint ihr die Frage, was nun geschehen soll. Und da kommt sie zu folgendem Ergebnis: Der 29. März hat gezeigt, daß die Mehrheit des deutschen Volkes Herrn Iarres nicht zu seinem ersten Vertreter haben will, ver 26. April muß die Möglichkeit schassen, diesen Willen in die Tat umzusehen. Gestern sind die Parteien der verfassungstreuen Mitte gesondert vorgegangen. Im zweiten Wahlgang müssen sie vereint schlagen. Es gilt, unverzüglich einen ge- mcinsamen Kandidaten der verfassungstreuen Mittelparteien aufzu- stellen, um so dem deutschen Volke Gelegenheit zu geben, seine gestern bekundete Willensmeinung praktisch wirksam werden zu lassen. Der Rechts Partei kandidotur Iarres muß im zweiten Wahlgang ein verfassungstreuer Volkskandidat gegenüber- gestellt werden. Wenn dieGermania " die Meinung des Zentrums richtig ausdrückt, so besteht allerdings für den Locbell-Block wenig Hoffnung, bei neuen Anbiederungsversuchen grö- siere Erfolge zu haben, als bei den Bemühungen um die Geßler- Kandidatur. Da derReichsblock" angeblich heute zusammen- treten will, um über die Kandidatenfrage zu entscheiden, so wird er sich b eilen müssen, um beim Zentrum noch einige Liebe zu erwecken. Daß die Partei des Herrn Marx, die in Preußen und nicht nur in Preußen von den Beauftragten der Larres-Parteien fast noch schlimmer behandelt wird, als die Sozialdemokratie, dem Liebcswerben großes Entgegenkommen beweisen würde, kann man nicht ohne weiteres voraussetzen. Aber wir sind der gleichen Meinung wie dieGermania , und hoben dieser Meiming schon mehrfach Ausdruck gegeben, daß es notwendig ist, für den zweiten Wahlgang alsbald einen E i n he i t s k a n d id a te n aller aufrichtigen Re- publikaner aufzustellen. Ueber das Schicksal des Rechts- blocks und seiner Ansprüche an das öffentliche Leben sind wir in diesem Fall so wenig im Zweifel wie das volksparteiliche Organ von Köln !

Das /luslanösecho. Frankreich . Part». Zd. März lEiyener Drahtbericht.) In der Linken, wo man di« der Wahl vom 7. Dezember gefolgt« innerpolitische Ent- Wicklung in Deutschland stets nur als eine Episode von vorüber» gehendtr Dauer angesehen hat, wird der starke Erfolg der republiko- nisch-demokratischen Parteien bei der Präsidentenwahl mit auf» richtiger Genugtuung begrüßt. Man sieht. darin einen neuen Beweis, daß die Republik in Deulschland sich zu verankern beginnt und das deuifchs Voll in seiner Mehrheit die Politik der Reaktion und nationalistischer Abenteuer ablehnt, vielmehr gemeiniom mit den Demokralen der anderen Länder an der Sicherung und Festigung des Friedens zusammenarbeiten will. Wenn auch die Wahl infolge des getrennten Marschierens der einzelnen Parteien ein endgültiges Ergebnis noch nicht gehabt hat, so ist man hier doch fest davon überzeugt, daß die drei republikanischen Parteien im höheren Jnter- esse der Republik und des Friedens alle Rivalitäten begraben und durch Einigung auf einen gemeinsamen KaNdi- daten diesem den endgültigen Sieg über den Strohmann der Reaktion und des Chauvinismus sichern werden. Besonders über­rascht hat hier die cnißerordentlich hohe Zahl der Stimmen für Genosien Braun. Teilweise hat dieser wider Erwarten stark« Erfolg hier sogar zu der Befürchtung Anlaß gegeben, daß er es brr sozialdemokratischen Partei außerordentlich erschweren werde, ihren Kandidaten zugunsten eine» Bürgerlichen zurückzuziehen. Allerdings sind selch« Stimmen durchaus vereinzelt. In den führenden Kreisen de? Linken und vor ollem in der sozialistischen Partei ist man der festen Ueberzeugung, daß die Sozialdemokratisch« Partei Deutschlands im Bewußtsein dessen, was nicht nur für Deutschland . sondern auch für die Sache der internationalen Ber- st ä n d i g u n g auf dem Spiel« steht, vor dem Opfer nicht zurück- schrecken wird, das ihr die politisch« Lag« abnötigt, sondern daß es der sozialdemokratischen Wählerschaft weder an politischer Einsicht. noch an Disziplin fehlen wird, wenn es gilt, der Sache der Demokratie durch einen solchen Verzicht zum Siege zu verHelsen. In diesem Sinne äußern sich auch di« Pariser Abendblätter. So schreibt der.Lntransinent": Wenn auch die Weimarer Koalision noch nichl endgültig triumphiert hat, so wird sie es am 26. April sicherlich tun, wenn die drei republikanischen Parteien einig sind. Pari» Soir" geht in seinen Erwartungen noch weiter, indem er sagt, daß, wenn es am 2K. April gelänge, einen gemeinsamen Kandi- daten der Linken durchzubringen, die Stellung der Reichsregierung samt Stresemann ernstlich erschüttert sein würde. Poris. 30. März.(MTB ). Zum Ergebnis der Wahl des Reichs- Präsidenten schreibtPetit Journal", wenn die endgültigen Er- aebnisse die bestätigen, die bis jetzt bekannt seien, dann gebe es in Deutschland einen sehr beachtlichen Teil der Bevölkerung, der der nationalistischen Propaganda widerstand leiste, der der Abenteuer müde sei. und der allmählich wieder zu vernüustigeren Ansichten zurückkehre. Dies würde ein« ermutigende Feststellung für alle Frie- dencfreunde in Deutschland und im Ausland sein und werde vielleicht nicht ohne Einfluß auf die Erörterung der allgemeinen Politik Deutschlands in de» nächsten Monaten bleiben.Ouotidien" schreibt, die nationalistische französische Presse müsse Trauer an- legen. Ihre Hoffnung, den Kandidaten der militärischen und monarchistischen Reaktion in Deutschland gewählt zu sehen, scheine schon jetzt zunichte geworden zu sein. Alles lasse darauf schließen, daß die deutsche Sozialdemokratie trotz ihres großen Erfolges nicht zögern werde, ihre Kandidatur Braun im zweiten Wahlgang zurückzuziehen, um den Sieg der Reaktion zu ver- hindern Sie werde für die Republik dieses Opfer bringen, da sie sicher sei, den Dorteil hiervon in der Zukunft zu ernten. TU liefen folgend« Pcrri'er Pressestimmen: Di« Mittag- blöter betonen daß di« Linksparteien durch einen Kam- promißkand'i daten m der Lag« seien, einen end- gültigen Sieg davon zu traaen.Information" schreibt: Sicher hat Iarres eine imponierende Anzahl Stimmen erreicht, und er bleibt für den zweiten Wahlgang ein ernsthafter Gegner. Aber Iarres. selbst wenn man die von tudendorss. de« Besiegten der ge­strigen Abstimmung und von Held erzielten Stimmen zuzählt, wird er nicht mehr als ungefähr dreizehn Millionen Stimmen auf sich vereinigen, gegenüber sechzehn Millionen, die die drei Linkskandidaten zusammen mit den Kommunisten erreicht haben. Wenn die Weimarer Parteien Disziplin zu halten und ihre Wahlkampagne richtig zu führen verstehen, ist ihr Erfolg sicher. ImParis Midi" heißt es: Den Triumph des gestrigen Tages scheint die sozio- listische Partei davongetragen zu haben. Brauns Stimmenzahl macht begreiflich, daß die sozialistische Partei nicht von vornherein|

einem Kompromiß zustimmen wollte. Sie konnte auf die Weise ihr« I Macht zeigen, und sie wird bei der Ausstellung des Kompromiß- kandidoten eine entscheidende Rolle zu spielen haben. Sicher ist. daß bei dem Zusammenschluß der drei Linksparteien diese den Sieg davontragen müssen. Allerdings können noch Rivalitäten zwischen den Personen und Parteien eintreten, aus denen Iarres möglicherweise Nutzen ziehen wird. Im ollgemeinen enthält sich die Presse einer Kombina­tion über den neuen Kandidaten. Der Berliner Korrespondent des Matin" bezeichnet Dr. W i r i h als den ausstchtsvollsten Einheit»- kandidaten der Linksparteien. Italien . Rom , 30 März.(Eigener DrahtberichU Das Ergebnis der deutschen Präsidentenwahl wird von der Presse als eine Nieder- läge der Rechten aufgefaßt, da sie nur Aussicht auf einen Ueberraschung sersolg beim ersten Wahlgang gehabt hatte. Di« Niederlage sei um so empfindlicher, als die Stinnes-Presse und die übrigen Organe der Schwerindustrie und der Großagrarier alle Mittel anwandten, um den Sieg zu'erringen. Stark vermerkt wird der Erfolg der Sozialisten. DieTribuna" schreibt, aus dem Experiment der ersten Wahl gehe hervor, daß die Repu- blikaner, besonders die Sozialisten, die gegenüber dem Dezember 30 Proz. gewannen, am stärksten seien, und die große Mehrheit in Deutschland für die Republik sei. Der Besiepte sei Ludendorff , der lächerlich ge- worden sei. Auch di« Niederlage der Kommunisten wird überall hervorgehoben.Mondo" schreibt:Iarres ist geschlagen. Braun i st ein Politiker von hohem Wert, der den Bs- weis seiner Fähigkeiten als preußischer Ministerpräsident geliefert hat."Doce Republicana" betont, daß die Kräfte der Linken über- wiegen.Giornole d'Italia" erklärt, Iarres werde bei dem nächsten Wahlgang trotz der geringeren Wahlbeteiligung nur wenig mehr Stimmen als jetzt aufbringen. Belgiea. Brüssel, 30. März.(Eigener Drahtbericht.) Di« Press« be­trachtet da? Wahlergebnis als den Zusammenbruch der nationalistischen Hoffnungen. Die Tatsache, daß Iarres trotz der vereinigten Anstrengungen der Schwerindustrie und der Großgrundbesitzer nicht mehr Stimmen gewann, wird als ein Zeichen dafür betrachtet, daß die nakionalistlsch-kapilalistische Reaktion in Deutschland au der Grenze ihrer Werbekrast angelangt ist. DerPeuple "(Soz.) sagt, die deutsche Sozialdemokratie könne den Ausgang der Wohl als großen Erfolg buchen, da ihre Wähler- zahl trotz skrupelloser Verleumdungshetze prozentual zugenommen lmt. Die Sozialdemokratie bleibe das Rückgrat der Deutschen Republik. Als beachtenswerteste» Ergebnis be- trachtet derVeuple" den Zusammenbruch der K o m m u n i st e n, der zu der Hoffnung berechtige, daß zahlreiche kommunistische Wähler im zweiten Wahlgang für den republikanischen Ein- hei tsta ndid aten' stimmen werden. Ein republikanischer Sieg im zweiten Wahlgang sei gewiß, sofern di« republikanischen Parteien sich auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen. HoNand. Amsterdam . 30. März.(Eigener Drahtbericht.) Der Ausfall der Präsidentenwahl hat hier einen günstigen Eindruck hervor- gerufen. Die Blälter stellen fest, daß die Stimmen für Marx, Braun und Hellpach zusammen die für Iarre« erheblich überbieten und daß im zweiten Wahlgang eine starke Mehrheit für einen Republikaner erlangt werden kann, wenn die Einsicht bei den republikanischen Partelen siegt. DerNeue Rotterdomsche Couraut" schreibt: Die Deutsch « Republik hat emen Sieg errungen, den sie auch im zweiten Wahlgang vor- aussichtlich an ihr« Fahnen heften kann.. In dem Crgebrns des ersten Wahlganges liegt ein bemerkenswerter Fort- schritt. Mit der republikanischen Staatsfarm haben sich schon setzt selbst grpße Teile der Rechts Wähler abgefunden. Der Rechtsblock hat sich bei seiner Wahlpropaganda nicht getraut. ein monarchistisches Programm auszustellen. Darin liegt der Fort- schrut. Immer deutlicher wird, daß die Schwerindustrie keine Lust verspürt, den ungeheuren Einfluß, den sie aus di« Politik gewonnen hat. mit einer Dynastie zu teilen. Sie repuhlitanisiert sich und baut die Rechtsparteien zu einer republikanischen Rechten aus." Die niederländische Presse hosst, daß sich im zweiten Wahl- gang die Republikauer auf Dr. Marx, der im Ausland« Ansehen und" Vertrauen genießt, einigen werden. Einige Blätter wünschen. daß als Sommelkandidat der den Sozialdemokraten mehr zusagend« Dr. W i r t h aufgestellt werde. Großes Aufsehen erregt die stark« Wahlniederloge der Kommunisten, deren negative Politik ihr wohlverdientes Schicksal gefunden habe. Der Durchfall Luden- d o r f f s, dcsse nabsolute strategische Unfähigkeit nicht besser als durch seine kindische politische Strategie gekennzeichnet werden könne, ruft überall große Schadenfreude hervor.

parte! Großmaul. 40 Grad Fieber. Es gibt kommunistisch« Zeitungen, di« stets und grundsätzlich nur die stärksten, eindringlichsten Worte, die ihnen überhaupt zur Verfügung stehen, gebrauchen, Organe, von denen man den Eindruck hat, daß sie st eis bei 40 Grad Fieber geschrieben wer- den. Dies wirkt auf die Massen abstoßend und nicht agitierend, ganz abgesehen davon, daß sich«in solches Organ der Möglichkeit beraubt, in bestimmten Situationen einer Steigerung der Sprache fähig zu sein." Karl Boß.Jnprekorr.", 12. März 1925. Die geballte Faust. Ihälmann, das heißt: die geballte Faust des Proleta- riats ins Gesicht dtm Dolksbetrüger und Slrbcitermörder geschlagen. Thälmann , das heißt: ein gewaltiger Ruf der Solidarität mit den proletarischen Gefangenen. Und Thälmann , das heißt: der revolutionäre Wille, das. ganze Braun-Luther-Dawes- System zu zerschlagen. Je stärker ober die rote Front unter der Führung des Transportarbeiters Ernst Thälmann aufmarschiert, desto wuchtiger wird der Kapitalistenklass« die Millionenkraft des deutschen ProKtariats gezeigt, desto drohender wird di« geballt« Arbeiterfaust den Klassenfeinden de» Proletariats erscheinen, desto gewaltiger wird der proletarisch« Druck sein, der sich gegen di« Klassenherrschaft richtet." .Llassenkomps", Halle, 28. März 1925. Sie marschiert! Alarm! Die rot« Front marschiert. Frontkämpfer! Jung- stürm! Gebt nicht nach! Millionen gilt es zu sammeln! Parole: Ernst Thälmann !" .Hamburger Dolkszeitung", 28. März 1925. Der einzige Hort. Jeder klassenbewußt«, jeder aufgeklärte Prolet, jeder, der sich ausgebeutet und ausgepowert fühlt, stimmt für den roten Arbeiter- kandidaten Thälmann . Die KPD. ist die einzig« Arbeiterpartei, der einzige Hort des deutschen Proletariats, di« einzige Ga» r a n t i e des Sieges über den Geldsock und sein Beschützer. Jede Arbeiter-, Angestellten-, Beamten-, Kleinbauernstimme dem roten Arbeiterkandidaten!"Der Kämpfer", Chemnitz , 28. März 1925. DaS Anrecht verwirkt. Wer heut« der Wahl fernbleibt, bekennt sich zur Bourgeoisie und hat das Anrecht verwirkt auf die Befreiung de« Proletariats. Kein Proletarier wird, kein Proletarier kann

dos wünschen. Deshalb zur Wahl, zur Kampfansage! Alle Stimmen der Werktätigen für Ernst Thälmann ." Ruhr-Echo", Esten, 29. März 1925. ER selbst spricht. Ihr selbst müßt kämpfen zusammen mit den Kommunisten! Die heutig« Demonstration durch die Wahlen ist nur ein kleiner Ansang. Aber Millionen Stimmen für den Kommunis- mus sind ein mächtig drohendes Wort an eure Peiniger und Unter. drücken Sagt erst das Wort und laßt bald die Tat folgen!" Ernst Thälmann ,Rote Fahne", 29. März 1925. Das heistschlagende Herz, die eiserne rote Faust. Thälmann ist das für die Befreiung der Arfxiterklaste heiß» s chlagend« Herz der revolutionären Borhut des deutschen Pro- letariats. Thälmann ist di« eiserne rot« Faust, die die Feinde der Arbeiterklasse zerschmettern wird. Rote Frontkämpfer vor die Front!" Aus einem Aufrufe desRoten Fronttämpferbundes".

Zoe von der KP! Selbst in Moskau . ZNoskau. 30. März.(Eigener Drahtbericht.) Bei den Moskauer Gemeinderatswahlen sind ein Drittel der Gewähsten Parteilose. Dabei ist allerdings zu beachten, daß die Parteilosen nicht im Kamps gegen die Kommunisten, sondern aus Grund eines Uebereinkommens mit den Kommunisten gewählt wurden. Dieses Uebereinlommen entspricht der Konzesston, die der neue Kurs der Cowjetregierung der Stimmung der Bevölkerung machen muhte.

Stresemann erläutert sein Angebot. Befriedigung iu Paris . Was sagen dazu die Deutsch - nationale»? Pari». 30. März.(Eigener Drahtbericht.) Die französisch« Rc- gierung ist augenblicklich mit dem Entwurf ihrer Antwort aus die deutschen Garantievorschläge vom Februar beschäftigt. Nachdeai H e r r i o t am Sonnabend über die Ausfassung der Regierung länger« Erklärungen im Auswärtigen Ausschuß des Senats abgegeben hatte,. unterhielt er sich am Montag mit führenden Mitgliedern des zu- ständigen Kammerausschustes, darunter den Abgeordneten Paul B o n c o u r und 2 o u ch e u r. Wie wir von unterrichteter Seite er­fahren. ist man an zuständiger Stelle in Paris sehr befriedigt von den Ausklärungen, die Herr Stresemann über die deutschen Vorschläge dem französischen Botschafter in Berlin dieser Tage in einer Unterredung gegeben hat. Herr Stresemann soll darin die durch den deutschen ' Botschafter in London dem englischen Auswärtigen Amt gegebene Dersicherung wiederholt haben, daß die deutsche Regierung bereit sei,. in dem in Aussicht genommenen Garantievcrtrag die Verpflichtung zur Abrüstung der neutralen Zone(linkes Rheinuser ein- schließlich eines 50 Kilometer breiten Streifens aus dem rechten Fluß- ufer) gemäß Artikel 42/43 des Friedensvertrages ausdrücklich' anzuerkennen und zu bestätigen. Die sronzösische Regierung wird, wie wir hören, diesen Erklärungen Rechnung tragen und dem Wunsch nach Fortführung der Berhondlungen auf dieser Grundlag« entsprechen. Sie wird serner diejenigen Punkt» auszahlen, in denen di« französisch« Regierung genauere Darlegungen wünscht. Die französische Antwort wird vvr chrer Absendung den alliierten Kobi- netten mitgeleilt werden. Diese werden gleichzeitig, jedoch in be- sonderen Nsien, auf die deutschen Borschläg« antworten. Staatsanwalt Kußmann. Hat daS Justizmiuistcrium nichts zu erklären? In Nr. 72 desBorwörts" haben wir uns mit der eigen- artigen Roll« beschäftigt, die der Herr Assessor Kuß- mann bei der Suche nach Material gegen linksstehende Poll- tiker spielt, und mit den Reisen, die' dieser Herr auf Kosten der Sleuerzahler unternimmt. Weiteres Material zur Be- leuchtung der eigenartigen Tätigkeit dieses famosen Staats- anmalts der Republik entnehmen wir den Ausführungen, die Genosse Dr. Siegfried Weinberg im Preußischen Staats- rat gelegentlich der Beratung des Iustizetats gemacht hat und die unwidersprochen geblieben sind. Dieser führte dort laut stenographischem Protokoll der Verhandlungen des Staats- rats vom 20. Februar d. I. u. n. folgendes aus: Um darzutun, welche Mißgriffe man sich im Justizministerium bei der Auswohl der Staatsanwaltschastsbeamten zuschulden kommen läßt, will ich nur einen Beamten erwähnen, auf den auch die ver- Haftung im Falle Werthauer zurückzuführen ist. Dieser Beamte, von dem bekannt ist, daß er in enger Beziehung zur Rechtspresse steht, ein Assesior mit dem schönen Namen Kuh- mann, ist Ristglied des Stahlhelms, des lverwolss und der Deutschvölkifchen Partei. Er ist für wichtig genug erachtet worden für ein gutbezahltes Kommissorium und macht nun, ausgerüstet mit 420 Polizeibeamten als Streifmannschaft und 7 Kriminalkommissaren, ganz Preußen unsicher, um Per- Haftungen vorzunehmen. Dieser Assessor K u ß m a n n ist derselbe Herr, der bereits in den Fällen M o r o i l i u s und R a h a r d t durch eine sensationelle Pressercklamc von sich reden gemacht hat. Wir glauben, daß dieser Herr und der ihm als Adlatus beigeord- nete Kriminalkommissar Hermann, der auch b e s o n- ders enge Beziehungen zur Presse unterhält, für diese Posten nicht geeignet sind, und wir möchten dem Justizministerium düngend empfehlen, das Kommissorium dieses Herrn zu beendigen, damit wir nicht weiter erleben müssen, daß eine bestimmte Rich- tung der Press« in einseitiger antirepublikanischer Weise orientiert wird. Ich möchte darauf hinweisen, daß gerade die Rechtsanwalt- schoft Vorkehrungen getroffen hat, nach denen den Anwälten ver- boten wird, die Presse in unzulässiger Weise zu informieren, und daß überhaupt nur ausnahmsweise ein Bertehr mit ihr für zu- lässig erachtet wird. Im Gegensatz hierzu ist es bei der Siaatsun- waltschasl üblich, in allen den Fällen, die sich um die Namen Bar- mat usw. kristallisieren, und in denen ein« bestimmte Richtung glaubt, gewissen linksstehenden Politikern etwas auswischen zu können, die Presse in sensationeller weise mit Berichten zu versehen. während von Berichten über die Strafverfahren, in denen der Schwiegersohn des Herrn Reichsministers des Innern Schiel« oder der berüchtigteA d e l s k o n z e r n" eine Rolle spielen, in der Presse so gut wie nichts zu lesen ist. offenbar deshalb, weil die Beamten der Staatsanwaltschaft in diesen Fällen«ine Beeinflussung der Presse unterlassen, während sie, wenn sie glauben, linksstehenden Persönlichkeiten etwas auswischen zu können, ihre tendenziös ge- färbten Berichte der Presse zukommen lassen. Wir glauben deshalb, dem Justizministerium empfehlen zu sollen, aus diese Ausschreitungen innerhalb der Staatsanwaltschast mehr Augenmerk wie bisher zu richten und diese wildgewordenen Siaatsanwälle endlich einmal etwas zurückzupfeifen." Wir können uns dem Verlangen nach schleuniger Beendi- gung dieses eigenartigen Kommissoriums nur auf das ein- dringlichste anschließen. Hat das Justizministerium zu den kostspieligen und ungewöhnlichen Reisen des Herrn K u ß m a n n durch Europa immer noch nichts zu er klären?