nen Antrag auf Auflösung des Landtages ftimmen. Gerade nach den Vorgängen in der gestrigen Landtagsfigung ist die Auflösung mehr denn je notwendig, um auch in Preußen flare Berhältnisse zu schaffen. Die Ueberzeugung, daß eine folche Klärung notwendig ist, zieht immer weitere Kreise. In diesem Zusammenhang ist die Aeußerung des Bentrumsorgans, der Germania ", von Intereffe. Sie schreibt:
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„ Ob es Herrn Höpfer- Aschoff gelingt, ein Ministerium zusammenzubringen, erscheint noch sehr zweifelhaft. Der Neuge wählte hat das ihm vom Landtag erteilte Mandat noch nicht an genommen. In parlamentarischen Kreisen wird damit gerechnet, daß Höpler- Aschoff die Wahl nicht annehmen wird. Jedenfalls stellt die gestrige Entscheidung in Breußen noch nichts Endgültiges dar.
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Der bevorstehende 3 meite Wahlgang für den Posten des Reichspräsidenten bleibt naturgemäß nicht ohne Einfluß auf die Entwicklung der Dinge in Preußen. Im Landtag hieß es gestern, das Parlament folle aufgelöst werden und die Neuwahlen würden gleichzeitig mit der Präsidentenwahl stattfinden. Dieser Plan wird indes faum durchzuführen sein, aber man muß trogdem mit dem baldigen Ende des Landtages rechnen, da zur zeit keine Aussicht auf die Bildung einer dauer haften Regierung besteht. In der Kandidatenfrage für die Präsidentschaftswahl ist gestern insofern ein wichtiger Schritt erfolgt, als der Parteivorstand des Zentrums bekanntlich beschlossen hat, den Ministerpräsidenten Marg als Sammelfandidaten vorzufchlagen. Die endgültige Entscheidung für das Zentrum liegt beint Reichsparteiausschuß, der im Laufe diefer Woche zusamment treten wird. Den anderen Parteien ist gestern von dem Vorschlage des Reichsvorstandes der Zentrumspartei Kenntnis gegeben worden. Der Vorschlag des Zentrums trägt der allgemeinen Stimmung fo wohl im Inlande wie im Auslande Rechnung, die immer mehr auf Mary als Kandidaten der Verfassungsparteien hofft. Mit dem Schritt des Reichsparteivorstandes find die Dinge nun in Fluß gefommen und man fann nur hoffen, daß die Berhandlungen zwischen den Parteien bald zu einem befriedigenden Ergebnis führen werden."
Theoretisch ist der Vorschlag des Zentrums, den Ministerer mindestens formell sich an alle Barteien richtet. Der präsidenten Marr aufzustellen, vielleicht so gedacht, daß Sache nach erscheint freilich ein Vorschlag der neuen Kan didatur Mary an die Rechts parteien vollkommen aussichtslos, denn so versichert der Tag": Der Reichs blod hält an Jarres fest." Das gleiche behauptet die Deutsche Zeitung", und auch die Zeit" bringt oftentativ die Meldung, daß die dem Reichsblock angeschlossenen großen vaterländischen Organisationen selbstverständlich an der San didatur Dr. Jarres festhalten müssen, und daß Berlauf und Ergebnis der bisherigen Wahlarbeit in allen Teilen Deutsch lands zu den besten Aussichten für den Sieg im zweiten Wahlgang berechtigten". Das Zentrum wird sehr bald auch erfahren, was praktisch bereits feststeht, daß Schwerindustrie und Wirtschaftsgewaltige in Deutschland feinen Mann der Bermittlung, sondern nur einen Mann ihrer Alleinherrschaft mollen.
Diese Klärung wird nicht lange auf sich warten laffen und sicher zweifellos auch auf die Entmidiung der Berhältnisse in Preußen Einfluß haben. Sie muß den Willen zur Auf lofung auch außerhalb der Reihen der Sozialdemokratie stärken. Der Landtag entspricht in seiner Zusammensetzung nicht dem Willen des Volkes, und die zufällige Tatsache, daß den Parteien der Weimarer Koalition ganze drei Stimmen an der absoluten Majorität fehlen, darf auf die Dauer nicht dazu führen, die Regierung Preußens vollständig altions unfähig zu machen. In der demokratischen Presse kommt diese lleberzeugung am stärksten zum Ausdruck. Die„, Bossische Beitung" wie Berliner Tageblatt" melden, daß HöpferAschoff schwere Bedenken habe, die Wahl zum Ministerpräsi denten anzunehmen und daß ein neuer Ministerpräsident eventuell notwendig sein werden. Die Boffische Zeitung" schreibt:
„ Es haben sich gestern in fetter Stunde fehr maßgebende und führende Persönlichkeiten der Zentrumspartei dahin aus. gesprochen, daß die angeführten Bedenken nicht gewichtig genug feien, um die Kandidatur Otto Brauns abzulehnen, zumal in einem Zeitpunft, wo die Sozialdemokratie fontel staatspolitische Einsicht zeige, trotz ihrer außerordentlichen Stimmengewinne am 29. März für den zweiten Wahlgang das Opfer der eigenen Kandidatur zu bringen und für Reichskanzler a. D. Marg als republifonischen Sammelfandidaten einzutreten. Es ist also durchaus möglich, daß im Falle einer Ablehnung der Wahl durch Dr. Höpfer Aschoff Otto Braun von den Parteien der Weimarer Koalition auf gestellt und auch als Ministerpräsident gewählt wird, statt daß man ihm, wie gestern beabsichtigt wurde, das Finanzministerium anbietet."
Auch das Berliner Tageblatt" äußert sich in gleichem Sinne. Stärter als der Wunsch nach taktischer Geschicklichkeit ist der harie Zwang der Tatsachen. Er erheischt gebieterisch die Aufnahme des Kampfes gegen die Herrschafts: gelüfte der Rechtsparteien. Deutschland kann und darf nicht dem Machtwillen der Nationalisten und der Schwerindustrie anheimfallen, die Maffen des Volkes werden eine solche EntDer 29. März hat den Bann gewidlung nie zulassen. brochen, der eine freiheitliche Entwicklung zu hemmen schien, der 26. April wird die Hoffnungen der Realtion endgültig zuschanden machen. Sie werden ihr Ziel nicht erreichen weder im Reich, noch in Preußen.
Konferenz der Parteiredakteure.
In feiner heutigen Sigung hat der Parteivorstand be fchloffen, eine Konferenz der politischen Redakteure aller fozialdemokratischen Parteizeitungen für Freitag, den 3. April, vor mittags 11 Uhr, im Reichstagsgebäude einzuberufen. Beson dere Einladungen ergehen nicht. Jede Parteirebattion muß vertreten sein.
Trick- Film.
Nationalpolitischer Tridfilm gegen den internationalen Ferdinand Lassalle - der Fiesko des 19. Jahrhunderts. Margismus der deutschen Sozialdemokratie.
ben von uns gewollten 3wed threr Burchgreffenben Beefnfurfung im vaterländischen Geiste verbindet, ohne daß der historische Lassalle tendenziös umgebogen wird, haben wir zur Verfilmung eine feriöse Gesellschaft gewonnen, auf die wir auch den nötigen mora lischen Einfluß haben, damit mir bei Ausführung des Films des ren uns beabsichtigten politischen Erfolges sicher sind. Die Taftit, Marg durch Lassalle zu schlagen, fann uns eben nur dann zum Eiege führen, wenn mir meder im Film noch im Buche die Tendenz zu dick auftragen, wenn mir den berühmten Pferdefuß nicht herausguden lassen. Dadurch wür den beide für die breite Masse unschmackhaft gemacht und unsere Gegner zu hämischer Kritif herausgefordert werden."
Das Begleitschreiben ist so fostbar wie die Idee. Da ist Dom Aufbau der Sozialpolitik durch die Schwerindustrie die Rede, vom Gewissen der Stinnes und Boegeler, und es wird angedeutet, daß die Stinnes und Boegeler bas Sozialherz" von Lassalle geerbt hätten. Etwas viel Honig für die Industriellen, die für das Vergnügen 200-000 Mark zahlen sollen.
Wenn mit Hilfe dieses Trickfilms fich die Leute von der schwarzweißroten Bropaganda für Lajalle begeistern wollen nur zu! Die Zuschauer werden sagen: warum also den Lärm gegen die Partei Lassalles, die Sozialdemo fratie?
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Im übrigen ist es foftbar, daß die Schwarzweißroten fich nicht nur hinter die Person eines Sozialdemokrá ten und Revolutionärs, sondern noch dazu hinter die große Persönlichkeit eines Juden verstecken mollen, um auf die Massen zu mirten.
Müssen die aber geistig pleite sein!
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Unter der Spigmarte Wie sie verleumden habe ich in einer Ertlärung, die in Nr. 130 des„ Vorwärts" vom 18. März 1925 der fortgefegten Lüge beschuldigt. Allen Behauptungen dieser Korrespondenz entgegen stellte ich u. a. feft, daß ich in abgedruckt ist, die„ Deutsche Wochenzeitung für die Niederlande" Jahre 1920 überhaupt nicht in Holland war. In Kein Wiz bitte. Der Film wird nächstens fabriziert wereinem Sonderbericht vom 25. März d. J.( der auch in Deutschland den und man wird ihn im Auftrage der Baterländischen, der verschickt wird. Red.) behauptet dieses wilhelminisch- deutsche Repril Leute von den gelben Verbänden mit dem Gelde der Schwer frech, daß es fein Wort des von mir angezweifelten Artikels zurüc industrie freieren. Da die großen Männer und Helden der zunehmen habe. Die Herren Graßmann und Dißmann Nationalisten nicht mehr hoch im Kurs stehen, wollen fie eine würden wohl bezeugen, daß ich mit ihnen an dem bewußten Abend Anleihe in der Geschichte der Sozialde mound an anderen Abenden in der Sängerhalle in Amsterdam gemesen fratie vornehmen und Lassalle zum Gott der fei. Der Schriftleiter des Reptils hätte leider nicht so lange bleiben Baterländischen Verbände machen. Der Plan ist tönnen, bis els und ich in der Sängerhalle eingetroffen waren. so übel nicht; denn daß die wahrhaft nationale Gesinnung und das staatspolitische Verantwortungsgefühl in der Sozialdemofratie zu finden sind, das ist eine Tatsache.
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Der Deutsche Bresse - und Werbedienst" versendet an die Generaldirektoren der großen Industrieunternehmungen ein Zirkular, in dem er um Geld für die Herstellung eines Groß films zur Bekämpfung der Sozialdemokratie bettelt. 200 000 Marf will er dafür haben. Laffalle foll als nationaler Heros gegen den internationalen Revolutionär Marg ausgespielt werden.
Die harmlofen Gemüter der gelben Propaganda versprechen sich davon einen Stoß ins Zentrum der Sozialdemokratie. Die Synthese aus Marr und Lassalle, aus Gesellschaftsfritif und Staatspolitif haben sie nie verstanden. Sie denken mit den primitiven Begriffen und dem primitiven Verstand der Kommunisten, für die beides Gegenfäße sind. Das fann ein erheiterndes Machwert werden! Im Zirkular heißt es:
Um nun hier einen wirklichen Großfilm zu schaffen, der also fünstlerisch und technisch auch hochgespannten Erwartungen genügt und mit der magischen Anziehungstraft, die der Rame Laffale noch immer auf unsere Arbeiterschaft ausübt,
zunächst zu schmal und schlank, nicht genügend vorausbestimmt zum Schlagfluß.
Wenn der Schrittleiter an den bewußten und anderen Abenden nicht zufällig immer zu früh weg gemußt hätte, würde ihm rermutlich das Schwindeln doch etwas schwerer fallen. Im. Eine verständnis mit den Abg. Graßmann und Dißmann stelle ich fest, daß ich mit beiden oder einem von beiden weder 1920 no d sonst in der Sängerhaile in Amsterdam war. Es ist bezeichnend, daß sich die deutsche Rechtspreffe immer noch von fo fragwür digen Gubjeften aus dem Ausland bedienen läßt. Ber aber hält dicle Lügenforrespondenz aus?
Die franzöfifchen Kriegsprozeffe. Ein Pariser Kriegsgericht hat den Deutchsen Dito Schraber in contumaciam zum Tode Derurteilt. Schrader foll als Kommandoposten im Gefangenenlager Wernigerode franzöfifche Kriegsgefangene zu Lode ge. martert und den französischen Soldaten Morel am 9. Januar 1916 in Anwesenheit anderer Kriegsgefangener durch Gewehrschüsse getötet haben.
Der neue Vorsitzende der Kopenhagener Stadtvertretung Genoffe J. A. Hansen, ist als Führer der dänischen Metallarbeiter auch in Deutichland wohlbefannt. Sein Amtsvorgänger Genosse Beterien übernimmt einen der drei Bürgermeisterposten.
„ Oskar Wilde" von Sternheim . Siluß. Körper und Charatter bilden ja eine geheimnisvolle Gegenwart zurechtzufinden. Aber Hand aufs Herz, liegt nicht jene
( Deutsches Theater.)
Carl Sternheim , der Feind des philiftrösen Snobismus, hat fich cine Zeitlang aller Sünden entledigt, die zu Lasten des allzu weichen, schon vermoderten Feuilletonismus fallen. Er hatte wenigstens feine eigene Literatur von allem Literatenhaften zu reinigen versucht und das Theater um Menschen bereichert, die allen Abscheu vor der Kleinbürgerei und alle Befreiung aus dieser Spießerei befunden. Nun wird er plöglich wieder verschmodt, ein Kumpan der Stimmungsreißer unterm Zeitungsstrich, der seine Leute mit Worten befoffen machen will. Sein Drama„ Oscar Wilde " ist nichts anderes als solche verblümte Rolportageübung, gemilbert durch einige Psychologie, ges trübt meist durch eine zur Charakterschwäche werdende Unbesorgtheit, die vermeint, ein geschichtlich viel gepriesener Name müsse auch ein geschichtliches Drama ausfüllen.
Oscar Wilde , den sehr bornierte Briten ins Zuchthaus steckten, weil er der mannmännlichen Liebe allzu herausfordernd huldigte, geriet in tragisches Schicksal. Sein Tod im Pariser Borstadthotel war höchst schäbig. Ein pompöfer Weiluftfreund, der kurioje Kleinodien gedichtet hatte und dazu noch sehr amüsante Gesellschaftsschauspiele, deren Spottlauge noch heute am Ruf des englischen Bürgers frißt, ging ein in seinem franken Fett und in seiner Armut. Aus dem Buchthaus hat er aber jene mächtig zermürbende Bekenntnisschrift entfendet, die Seelenqual und füttliche Läuterung wundervoli aussöhnt. Er war ein Genie mit Intervallen. Größenwahn, der tief in seinem tropischen, von der Natur zur Un natur abgelenften Temperament steckte, hat ihn ruiniert. Dazu das. was die bornierte Welt als sein„ Laster" verfemte. Heute sind wir gern sehr aufgeklärt und möchten Oscar Wilde den Weg zur Un sterblichkeit nicht verschließen.
Der
Sternheim will mithelfen an diesem Liebeswert. Durch sein Drama wurde er fein starter Trabant. Die vier Afte, in denen Bilde zunächst strahlt, um dann in die Spelunke zu fallen und hierauf vor Gericht gezerrt zu werden und schließlich in der Pariser Mansarde zu verröchela, sind ziemlich gewissenhaft nach der zugänglichen Wilde Chronit geschnitten. Das Ganze aber ist falt, ein Kunststück nur und menig Sunst. Und das Kunststück dazu noch fompromittierend aufgedreht wie ein Borstadtkino. Das Milde- Milien, die zarien Jungen und sogar die Zwitter, wurden verfitfcht. Sie sollten nur anorinal fein in ihren Sinnen. Die Tragil wurde ihnen aus der Seele gepumpt. Das Szenenbild war auch so auf unkomplizierte und grobe Wirkung ftilifiert.
Ein Schauspieler, der alles tragen muß: Rudolf Forster als Oscar Wilde . Boran liegt es, daß man von solcher Theater: gestalt zunächst förperliche Wahrhaftigkeit erwartet? Vielleicht, weil der geschichtliche Oscar Wilde zu oft in seiner förperlichen Quammig feit und fatrapischen Eleganz abgebildet wurde. Herr Forster erschien
Einheit. Hatte man diesen Mangel vergessen, dann durfte man Herrn Forster loben, feine nicht unmännliche, aber dem Fistelton doch nahe Beredtsamkeit, das Spiel seiner sehr wohlgefälligen Hände, all dieje fürstlich verworfenen Schönheiten und Manieren.
Mar Hochdorf.
Ein großer Abend", wie es in der Gesellschaftssprache heißt auf den letzten Platz gefüllten Blüthnerfaal sprach oder vielmehr Anwesend war das geistige und fünstlerische Berlin . In dem bis auf las der berühmte dänische Literaturapostel Georg Brandes über „ Das heutige Europa". Ein Mann von 83 Jahren, einer der fruchtbarsten Bücherautoren der legten Zeit, findet er feinen zweiten, der gleich ihm Bescheid über die geistigen Borgänge in unserem Erdteil wüßte. Er war ein denkender Knabe, als der letzte Romantiker Heinrich Heine starb; er hat den französischen Naturalismus aus der Taufe gehoben; er machte seine großen nor disen Nachbarn Ibsen , Strindberg, Samfunt in den maßgebenden Kulturländern bekannt; er war einer der ersten, der dem bereits umnachteten Nietzsche ein Wort des Verständnisses über den halben Kontinent zurief; er hatte seine Augen in Petersburg , London , Ber lin, Paris ; er glaubte an ein völkerverbindendes geistiges Band, und er hat den aus dem Weltkrieg hervorgegangenen geijtigen Berfall Europas erlebt. Der Mann, der über Goethe, Boltaire, Michelan gelo fuge Bücher geschrieben hat, der an den Fortschritt der Zivis lisation geglaubt hatte, ein liberaler Bürger der achtundvierziger Jahre, er jah feine Ideale zertrümmert und blickt hoffnungslos in
cin Chaos.
So flagte denn dieser durch seine erstaunliche Arbeitsleistung und durch seinen edlen Glauben an die höhere Menschlichkeit uns allen verehrenswerte Greis mit müder Stimme über das in Trüm mer gegangene geiftige Europa . Wie ein Arzt, der nur die äußeren Erscheinungen einer Krankheit sieht, ohne den eigentlichen Ursprung zu erkennen, schilderte er die allen bekannten Symptome des Bölkerhaffes und wälzte alle Schuld auf die Presse. Es ist dieselbe Bee herrühre. Nationalismus jei das Grundübel, das von der Breffe weisführung, wie die, daß die Armut von der großen Bowertät in allen Ländern gefördert werde. Daß aber die nationalistische Presse nur Kupplerdienfte für das internationale Kapital zu leisten habe, daß in allen europäischen Ländern das arbeitende Bolt vom Völkerhaß nichts wise, schien ihm unbekannt zu sein. So sprach or denn auch mit etwas geringschäßiger Ironie vom Sozialismus, der ihm erledigt zu sein scheint. Europa ist ihm nur eine Gräber fatte, und er übersieht die Reime einer neuen, dem sozialen Mensch heitsgedanken entsproffenen Geiftigkeit.
Laudator temporis acti, ein Lobredner des früheren Europas , glaubt er, mie so viele jüngere Pessimisten, daß nun die Entwicklung dem er bis zum biblischen Alter ein treuer Wächter gewesen ist, an einem Ende angelangt fei. Gewiß, es muß für einen Seil genoffen des übermitigen faiferlichen Frankreichs , des größenmahnfinnigen Bismarcschen Deutschlands und so vieler anderer dahin
gejuntener Zeitmächte schwer sein, sich in der überaus rauhen oberflächliche Betrachtungsweise, die Georg Brandes der Presse zum Vorwurf macht, auch ein menig feinen eigenen Ausführungen zugrunde? Paul Gutmann.
Näffefeffe Kunstfeide. Aus England tommt die Nachricht von der Herstellung einer ganz neuen Kunstseide. So sehr die gebräuchlichen Arten der Kunstseide auch geschäßt sind, sie haben alle einen Nachteil: ihre Unbeständigkeit gegen Feuchtigkeit. Die beste und feinste Stunftſeide, die sich in keiner Weise von dem echten Produkt unterscheidet, ist sofort zu erkennen, wenn man eine Fafer mit der reißen, während echte Seide fest und beständig bleibt. Der Vorteil Bunge anfeuchet. Dann läßt sich die Kunstfeide nämlich leicht zerder neuen englischen Kunstseide, Celanese oder Acetatseide genannt, ist eine sehr große Beständigkeit der Faser gegen Feuchtigkeit, die der echten Seide gleichkommt.
Ausgangsmaterial ist auch hier wie bei den anderen Kunstseiden die Zellulose in Form von Holzfaserstoff, Baumwollabfällen, Bapier usw. Bei dem neuen Verfahren wird die Zellulose mit heißt. Die hierbei erhaltene Azetyl- Bellulose wird übrigens schon Effigfäure behandelt, Dereftert", wie der chemische Fachausdruc seit längerer Zeit zur Herstellung des Films venußt. Durch weitere Berarbeitung, deren chemische und mechanische Einzelheiten patentamtlich geschützt sind, gewinnt man eine Fajer, die auch in der Stärke und im Glanz der echten Seide gleichkommt. Der wesent liche Unterschied gegenüber den gebräuchlichen Runstprodukten ist das Fehlen des Regenerationsverfahrens. Die Fajer wird also nicht zu Zellulose zurückverwandelt. Dies hat aber leider einen Mangel zur Folge: das neue Produkt ist vorläufig noch schwer färbbar. Man hat aber erfolgreich versucht, durch verschiedene Zufäße von Beizen zur Farblösung, sowie durch oberflächliche Berseifung", d. h. Rückführung der Oberfläche in Zellulose, die Farbbarkeit zu er höhen. Verschiedene Patente auf diesem Gebiet lassen erkennen, daß auch dieses Problem bald gelöst sein wird.
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Bersteigerung im Deutschen Opernhaus . Dienstag fand im Charfottenburger Opernhaus die 3wangsversteigerung des Fundus des Deutschen Opernhauses statt. Ein Höchstangebot von privaten Mindestangebot auf 750 000 m. festgesezt worden war, erhielt die Theaterdekorationsfirmen auf den gesamten Fundus belief sich nur auf 75 000 Mr. Nachdem von dem antierenden Gerichtsvollzieher das Stadt Berlin für diesen Betrag den Zuschlag. Entsprechend den Beschlüssen der städtischen Körperschaften steht nunmehr der Gründung der neuen Städtischen Opernaktiengesellschaft" nichts mehr im Wege. Das Lebenswert von Chriffias Rohlfs, dem i Sagen tätigen Paler, im Aronbringenpalais, ist nur noch diese Woche ausgestellt bis Sonntag einschließlich.
Infernationaler Austausch von geiligen Gäfern. Am Freitag, 3. April, 8 Ubr, findet im Vorwärtsgebäude( Zimmer der Juristischen Sprechstunde) eine weitere Besprechung über Internationalen Austausch von geistigen Gütern statt. Stue Interessenten sind dazu eingeladen.
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Berichtigung. In dem Artifel Die Brostitution in Ruß land( Unterhaltung und Wiffen in Nr. 146) ift cine 3abl ausgefallen. Die Umfrage nurde von 623 Personen beantwortet, dason waren 374 ( d. 5. 60 Proz.) Arbeiter.