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verträge, die Zollherabsetzungen für Deutschland bringen, ab­lehnt. Die Industrie hat jedoch zu einem großen Teil an nied­rigen Einfuhrzöllen ein Interesse. Der Großlandwirtschaft ist es gleichgültig, wenn große Produktionsanlagen ungenutzt bleiben, weil es am Auslandsabsatz fehlt. Die Banten, denen an der Dividende etwas liegt, dem Handel, der große Umsatz­ziffern erstrebt, den Aktionären, die von den gewerblichen Unternehmen anständige Erträge anständige Erträge erwarten und langen ihnen allen ist die Handelspolitik ebenso wenig gleichgültig wie denjenigen Unternehmern, die von einem offenen Weltmarft eine Steigerungsfähigkeit ihrer Produktion erwarten, und den großen Arbeitermassen, die von einem handelsvertragslosen Zustand Teuerung und Ar­beitslosigkeit zu gewärtigen haben.

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So liegt das auch beim deutsch - spanischen Handelsvertrag. Die Großagrier haben von ihm nichts zu fürchten, da er sich mit den Zöllen auf wichtige Lebensmittel überhaupt nicht be­faßt. Aber ihre Feindschaft gegen je de Durchbrechung des deutschen Zolltarifs wird nur noch übertroffen von ihrem Be­dürfnis nach politischer Demagogie. Der deutsch - spanische Vertrag legt nämlich dem Deutschen Reiche eine Herabfegung der Weinzölle auf. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um Süd- und Verschnittweine, wie sie in Deutschland nicht gebaut werden. Tut nichts. Man will eben um jeden Preis die Stimmen der deutschen Winzer für den Reichslandbund einfangen. Daher das Geschrei um die Notlage des Winzer­standes, dem wenn er bedroht ist nicht durch Zollschutz,

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fondern durch andere Maßnahmen geholfen werden muß. Unter tätiger Mitwirkung der Sozialdemokratie wurde denn cuch eine umfassende Hilfsaktion für den Winzerstand eingeleitet. In ihrem verlogenen Liebeswerben um die Win­zer haben die Deutschnationalen selbstverständlich Bundesbrüder gefunden in den Kommunisten, die gestern zusammen mit den Schirmherren des Rechtsblods gegen den Antrag gestimmt haben.

Anders laufen die Interessen der Industrie und der über­wiegenden Mehrheit der Arbeiterschaft. Bringt doch der deutsch - spanische Vertrag der deutschen Warenausfuhr weitest­gehende Erleichterungen. Die 3ollfäge, die Spanien auf deutsche Waren erhebt, werden 3. T, bis auf ein Drittel und darunter ermäßigt. Kein Wunder, daß die Spikenorga­nisationen der deutschen Unternehmer ebenso wie eine große 3ahl untergeordneter Berbände der Industrie und des Handels sich mit größtem Nachdruck für den Vertrag eingesetzt haben. So flafft der Riß im Rechtsblod, dessen Notwendig­feit der Reichskanzler Luther feinerzeit damit begründet hat, daß mit der Sozialdemokratie handelspolitische Fragen nicht zu lösen" feien.

Würde jegt die Sozialdemokratie getreu ihrer Tradition für die Handelsverträge stimmen, so würde sie den Riß der Pleistern. Sie würde den Deutschnationalen die Berantwor tung für die Politik abnehmen, die die deutschnationale Regie rung treibt. Sie würde dem Rechtsblock, der jetzt in allen Fugen fracht, zur Lebensfähigkeit verhelfen, indem sie die notwendige Auseinanderiebung der Bürgerparteien unter einander über die zweckmäßige Regierungsform vertagt, bis mit dem Problem der Handelspolitik die Üneinigkeit des Feindes verschwunden ist. Daher enthielten sich die fozialdemokratischen Bertreter im Reichstagsausschuß Der Stimme. Wünscht die Industrie bie Mit fie im parlamentarischen Staat die Regierungspolitik danach zu richten und die Partei, auf deren Hilfe sie angewiesen ist, zur Regierung beranzuziehen. Das paßt den Margiftentötern natürlich nicht. Dann müssen sie eben sehen, wie sie mit ihrer Blamage fertig werden. Dem Bolte werben bald die Augen aufgehen.

Jedenfalls werden wir auf diesem Gebiete noch allerlei Späße erleben. Denn der deutsch - spanische Bertrag ist ja mur der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Verträgen, über die jetzt verhandelt wird, z. B. mit Frankreich , Italien ,

Konzert- Dämmerung.

Musikumschau von Surf Singer.

Den Zyklus der Philharmonischen Konzerte beendete Furt wängler mit der Neunten Sinfonie von Beethoven . Diese letzte hemnische Aussprache eines Uebermenschen, dieses mufitgewordene ) ing- und Entwidlungswunder eines Genies, das sich aus Leiden emporschwingt zu einer freudvollen Bejahung des Lebens und zu einem alarmierenden Ruf an die große Menschenverbrüderung, dieses durch kein Formgefeh mehr in fich gefesselte Bekenntnis darf nur ein Dirigent in den Konzertsaal verpflanzen, wenn er es fo mit Hand, Herz und Kopf beherrscht, wie Furtwängler. Auch ein Kapellmeister dieses seltenen Formats darf es nur in Stunden der Feier und Weihe. Daß solche Leistung ohne Hilfe der Partitur möglich und notwendig ist, bewies dieses legte Konzert. Da es zum Besten des Pensionsfonds der Philharmoniker stattfand, so waren die Orchestermusiker, die ja für das Durchschnittsgelingen aller Konzerte in der Philharmonie viel wesentlicher verantwortlich find als alle möglichen Dirigenten, mit besonderer Hingabe und legter Einstellung an den von ihnen hochverehrten Furtwängler tätig. Wir wollen dabei gar nicht unterlassen, die außerordentlichen Dehnungen des Tempos im Andante, besonders aber das epische Beitmaß auf Roften des dramatischen Schwunges im ersten Satz persönlich zu beanstanden. Sicher ist, daß Furtwängler aus seiner Natur heraus gerade ein Beethovensches Bert absolut richtig und dennoch schön dirigiert. Aber gegen gewisse Traditionen, von der die durch Nifisch geschaffene wohl die vollendetste ist, läßt sich in Gefühlsdingen nicht ankämpfen. Das Allegro taftierte Furtwängler fast durchweg in Achteln, und ich tagiere, daß die Gesamtaufführung zehn Minuten länger als üblich dauerte. Davon abgesehen: Die Interpretation einer Beethovenschen Sinfonie ist bei ihm ein Att der herrlichsten Aufopferung, ein weihevoller Aft, der uns erschüttert. Die Klage, daß in den philharmonischen Konzerten zu wenig Neues gespielt wird, will nicht verftummen. Sie ist berechtigt, schon von dem Gesichtspunkt aus, daß diese Abende die zentralen musikalischen Ereignisse Berlins darstellen. Man wird es sich doch überlegen, ob die sehr überflüssige Einrichtung der folistischen Mit wirtung nicht allmählich abgebaut wird, um Beit für Besseres zu gewinnen. Zeit: das ist's, woran es den Philharmonitern und Furtwängler fehlt. Es läßt sich bei der Doppelstellung, die Furt wängler in Leipzig und in Berlin hat, nicht einrichten, daß er mehrere Tage dafür verwendet, um neue Mufit so einzuftudieren, mie es seinem Verantwortungsgefühl gemäß wäre. Die Forderung an die maßgebenden Instanzen muß daher lauten, Furtwängler für immer und ganz nach Berlin zu ziehen. Dann erft wird er die Möglichkeit haben, das zu geben, was er bei feinem fporadischen Birten in Berlin nur herrlich andeuten fann. Bo ein Wille ist, ist ein Weg.

uns

Ueber Furtwänglers Art zu dirigieren läßt sich taum mehr Neues sagen. Es ist das in feiner Art Bollendung. Bei Erich Kleiber , der die fönnerische Farbe so oft wechselt, muß immer wieder von der Technit gesprochen werden. Da ist es denn dem Referenten eine liebe Pflicht, die außerordentliche Leistung des Dirigenten im letzten Konzert der Staatstapelle laut zu preifen

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Polen , Belgien . Und bei allen Berträgen handelt es sich letzten| Gefängnis, 500 m. Geldstrafe, Lermer zu 1 Jahr Gefängnis Endes um das Gleiche: Dem deutschen Bolte mehr Arbeit und mehr Brot zu sichern.

Es gereicht den Kommunisten zu hoher Ehre, daß sie im zynischen Willen, die breiten Volksmassen Hunger und Elend preiszugeben, auch jezt wieder Seite an Seite mit den Deutschnationalen fämpfen.

Kein Aprilscherz!

Ein preußischer Minister Mitglied der Akademie von Sowjetrußland.

Der amtliche preußische Pressedienst meldet:

Der Breußische Kultusminister Dr. Beder ist von der Atademie von Rußland in Leningrad zum Rorrespondierenden Mitglied ernannt worden.

Dr. Becker ist Demokrat. Er ist Kultusminister von Preußen und gehört als solcher jenem Kabinett an, das von den preußi. ichen Kommunisten, wenn es nach ihnen ginge, täglich drei­mal gestürzt würde. Und die Akademie von Sowjetrußland ernennt diesen Dr. Becker zum Korrespondierenden Mitglied? Eine nette Ohr­feige für die Art der Politit, die die KPD. betreibt! Man darf neu­gierig darauf sein, was die fommunistische Presse zu dieser offiziellen Ehrung eines preußischen Ministers durch Sowjetrußland fagen wird.

und 50 M. Geldstrafe, Aigner zu 8 Monaten Gefängnis und 50 M Geldstrafe, Lazarus zu 8 Monaten Gefängnis und 30 M. Geldstrafe, Scheurer zu 6 Monaten Gefängnis, Farwig zu 2 Jahren Gefängnis und 100 M. Geldstrafe, Engelbrecht zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis und 100 m. Geldstrafe. Bei den Angeklagten Brehme, Strobel, Lermer und Aigner gilt die Strafe durch die, erlittene Untersuchungshaft als verbüßt. Den Angeklagten Schrödel und Farwig werden 1 Jahr 3 Monate refp. 1 Jahr 4 Monate auf die Untersuchungshaft angerechnet. Die Geldstrafe gilt bei allen Angeflagten als verbüßt.

Putsch- Pöhner begnadigt.

ist aus der Festungshaft in Landsberg a. Lech entlassen worden München , 1. April( WIB.) Oberlandesgerichtsrat Pöhner und bereits in München eingetroffen. Wie verlautet, wurde Pöhner Bewährungsfrist zugebilligt.

Der badische Kommunistenprozeß.

vom

Zuchthaus für die Angeklagten. Leipzig , 1. April. ( Eigener Drahtbericht.) Im badischen Kommunistenprozeß wurde am Mittwoch abend Staatsgerichtshof folgendes Urteil gefällt: Alle Angeflagten werden wegen Berbrechens gegen§ 7 des Republitschutzgesetzes und wegen Sprengstoffvergehen verurteilt, und zwar Ostertag zu 2 Jahren Suchthaus und 200 M. Geldstrafe, Siegmund, Büchler, Weber und Bauer zu je 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis und je 150 M. Geldstrafe, Jander, Rimmler und Kuhlen zu je 3 Jahren Zuchthaus und je 300 M. Geldstrafe, Breisch zu 1 Jahr 9 Monaten Buchthaus und 200 M. Geldstrafe. Allen Angeklagten werden 5 Monate bis 1 Jahr und die Geldstrafe auf die erlittene Untersuchungshaft angerechnet.

Revision der bayerischenVolksgerichtsurteile! Buchthaus und 200 M. Geldstrafe, Lammer zu 1 Jahr 6 Monaten Der sozialdemokratische Antrag vom Rechtsausschuß angenommen.

Der Rechtsausschuß des Reichstags beschäftigte sich am Mittwoch mit dem von der sozialdemokratischen Reichs tagsfrattion eingebrachten Gefeßentwurf über die Wiederauf. nahme des Verfahrens gegen Urteile der bayerischen Volksgerichte. Der Vertreter der Sozialdemokratie verwahrte sich ausdrücklich dagegen, daß dieser Gefeßentwurf lediglich als eine Lex Fechenbach angesehen werde. Es handle sich vielmehr um die Berwirklichung eines Rechtsgebantens, der in jedem modernen Straf. prozeßrecht verwirklicht sei. Der bayerische Gesandte v. Breger legte gegen den Gesetzentwurf aus verfassungsrechtlichen Bedenten Berwahrung ein, nachdem Staatsfefretär Joel vom Reichsjuftiz ministerium die Erklärung abgegeben hatte, daß nach Artikel 7 der Reichsverfassung ein solcher Gesezentwurf zweifellos durch den Reichstag beschlossen werden könne. In der Abstimmung wurde der Gefeßentwurf mit unwesentlichen Wenderungen gegen die wirtschaftspartei angenommen. Die endgültige Abstimmung

im Ausschuß soll am Freitag stattfinden.

Kommunisten und Hitler- Putsch.

Aufreizende Urteile.

Die Kredite der Angestelltenversicherung.

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Die Regierung leitet eine Nachprüfung ein. Im Sozialpolitischen Ausschuß des Reichstags erklärte Ministe rialdirektor Griefer am Mittwoch im Namen des Reichsarbeitss ministers, daß die Dentschrift des AfA Bundes über das Kreditwefen der Reichsversicherung für An gestellte, soweit darin dem Arbeitsministerium der Vorwurf gemacht wird, seine Pflicht als Aufsichtsinstanz versäumt zu haben, nicht zutreffe. Er gab dann im einzelnen eine Reihe von Erlaffen und Ermittlungen bekannt, die das Reichsarbeitsministerium in­rebitverteilung, das Kreditgebaren und das Vermittler zwiſchen veranlaßt hat, um die notwendige klärung über die

wefen herbeizuführen. Danach find auch Maßnahmen getroffen, fünftig überhaupt private Geldvermittler auszuschalten. Dem In­dustrie und Handelstag, dem Deutschen Städtetag usw. find ents sprechende Rundschreiben zugegangen. Gen. Aufhäuser gab feiner Befriedigung darüber Ausdrud, daß das Reichsarbeits­ministerium nunmehr die vom AfA- Bund verlangte und in einem An­Leipzig, 1. April. ( Eigener Drahtbericht.) Vor dem 4. Straf trag der sozialdemokratischen Fraktion gleichfalls geforderte Nach­sen at des Reichsgerichts begann am Mittwoch ein größerer Hoch prüfung über das Kreditwesen der Angestelltenversicherung ein verratsprozeß gegen bayerische Kommunisten. Es sind geleitet hat. Die Erklärung des Reichsarbeitsministers behaupte angeflagt der Gewerkschaftsbeamte Heinrich Farwig aus nicht, daß das in der Denkschrift des AfA- Bundes enthaltene, die Berlin , der Cisenbahnschlosser Johann Schröbel und sieben Reichsversicherungsanstalt belastende Material unzutreffenb Genossen aus Nürnberg , Regensburg , Würzburg und um fei; man müsse im Gegenteil aus der Erklärung entnehmen, daß die Regierung als Aufsichtsinstanz den größten Wert darauf lege, gebung. Den Angeschuldigten wird zur Last gelegt, im Oktober fi felbst von einer Mitverantwortung der Mikstände in der 1923( aljo turz vor dem Hiller- Putsch!) bei einer Zusammenkunft Reichsversicherungsanstalt zu entlasten. Einer Anregung des in Nürnberg Gewaltmaßnahmen beraten zu haben, um Gen. Soch, die Erklärung des Reichsarbeitsministeriums dem Aus­die damals im Gange befindliche Reichserefutive gegen Sachsen schuß im Wortlaut schriftlich zuzustellen, foll entsprochen werden. lahmzulegen. In erster Linie follten Lokomotiven unbrauchbar Der Abg. Thiel( DVB.) versuchte, die Erklärung des Reichs­gemacht und die Weichen zerstört werden, damit die Züge der Reids. arbeitsministeriums dahin umzubeuten, als wären damit die fach­wehr und der faschistischen Truppen entgleisten. Das Gericht verlichen Vorwürfe gegen die Angestelltenversicherung entfräftet. urteilte alle Angeklagten wegen Bergehen nach§ 7 bes Republifschußgefehes, und zwar Schrödel zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis und 100 M. Geldstrafe, Brehms zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis und 100 m. Geldstrafe, Strobel zu 6 Monaten

Kleiber ist ein Forte und ein Presto- Dirigent. Die Leidenschaft und dramatische Berve, die er in" Macbeth" von Strauß auf das Orchester überströmen ließ, wirfte so elementar wie jelten. Wo eine Rantilene schwingt wie im Beginn der Genoveva- Ouvertüre", da wird die Leistung blasfer. Wo der Intellett dominiert, da be tommt Kleibers Dirigieren einen genialen Zug. Das war bei den fünf Orchesterstücken Opus 16 von Schöneberg der Fall. Schon daß er sie einem fonservativen Publikum porfezte, bedeutet Mut aus dem Gefühl historischer Berantwortung heraus. Diese unerhört schweren fünf Stücke stellen dem Orchester wie dem Kapellmeister außerordentliche Aufgaben. Es handelt sich um Impressionen, die einen pöllig neuen Orchesterstil zuwege bringen, gegen jeden einen völlig neuen Orchesterstil zuwege bringen, gegen jeden nielodischen, im alten Sinne fantablen Charafter faft abfichtlich anrennen, dabei aber eine Farbstimmung erzeugen und eine rhyth mische Kontrapunktit schaffen, die bisher noch nicht da war. Wer Bei das Partiturbild anschaut, wird wissen, was ich meine. Beethoven waren gewiß schon die Instrumente selbständig, aber es gab innerhalb der Einzelsysteme grundierende Elemente, Füll­stimmen, bedeutungslose Mitteltönungen. Bei Schönberg ist alles solistisch. Abstrafte, reine Gefühlsmufit eines Mufiters, der einen einzelnen Ton zum Motiv innerhalb einer Entwicklungsreihe werden läßt, den er durch alle möglichen und denkbaren Stufen der Farb­mischung hindurchführt. Dafür dürfte das letzte der fünf Stücke das genialfte Paradigma sein. Kleiber mufizierte hier aus dem Bollen heraus, das heißt mit letter Anspannung und mit vollster Infenfität eines die Chönheit der Partitur schauenden Auges. Gegen eine Anzahl 3ischer und gegen die entsegte Stummheit des Begen eine Anzahl 3ischer und gegen die entsegte Stummheit des halben Hauses behielt er recht. Er fei bedankt.

Das Neue grüßen wir, wo und in welcher Aufmachung wir es treffen. Der Chordirigent Rosebern d'Arguto macht seit einigen Jahren viel, ein wenig zu viel von sich reden. Liest man eines seiner Programme, so strahlt sein flangvoller Name mindestens zwanzigmal ins Auge des Beschauers. Er ist Komponist, Laryngologe, Stimmphyfiologe, Chorerzieher, Schriftsteller, Tenor, Bearbeiter alter Gefänge. Diese Vielseitigkeit ist gewiß begrüßens wert, aber weder d'Arguto noch seine Gesangsgemeinschaft haben es nötig, so start in die Atmosphäre der Reklamefüchtigkeit hinein getragen zu werden. Der Chor setzt sich aus Kinder-, Frauen­und Männerstimmen zusammen, deren naturhaftes und unverbilbetes Klingen außerordentlich wohltätig wirkt. Die Disziplin rührt von dem energischen und funftbetonten Willen des Leiters her, und es ist nicht nur erfreulich, daß sich hier um einen zentralen ethischen Willen herum eine wirkliche Gemeinschaft zusammengebildet, sondern es ist auch erstaunlich, wie sicher diese vielen Eleven des Gesanges intonieren und wie gut sie aussprechen. In Volksliedern kommt dieses Positive der Leistung besonders gut zum Ausdrud. Ein Quartett in Bierteltönen erwies fich als eine mufitalische Unmög lichkeit, weil nicht ständig, sondern nur ab und zu unsauber ge fungen wurde, weil also nicht alle vier Singenden Viertelton- Treff " Symphonische Reigengefänge und Absolute ficherheit haben. Gesangsphantasie das sind schöne Namen für Chorgefänge ohne Tert. Sie flingen gerade in ihrer bequemen und oft findlichen Bujammenstellung gut. D'Arguto fizt bei diesen Vorführungen, die Hand an der Denterstirn, mitten im Chor, der auch ohne Dirigent rhythmisch sicher bleibt. Plöglich springt er auf und dirigiert, an scheinend immer an derselben Stelle, 3ft das Genie oder Eitelteit?

Er fand aber in den darauf folgenden Ausführungen des Regierungs vertreters feine Bestätigung für seine Annahme. Es wurde in Aus ficht genommen, die Dentschrift des AfA- Bundes nach Abschluß der nunmehr schwebenden Ermittlungen des Arbeitsministeriums im Ausschuß zum Gegenstand eingehender Erörterungen zu machen.

In einer unbedeutenden Dnégin"-Aufführung des Deutschen Opernhauses wirtte Berta Maltin als eine außerordentliche, das Wesen der russischen Träumerin Tatjana zu innerft treffende Rünftlerin, die in Spiel und Gesang ihre Rolle voll ausfüllte. Das Frankfurter Streichquartett( Liebrecht, Cahén, Fruth, Bogner) steht am Beginn feiner Laufbahn, die eine glückliche Ent­widlung nehmen dürfte. Die jungen Leute spielen aus einem tonzentrierten Willen heraus mit einer wertvollen Präzision, die ein besonderes Formgefühl verrät. Dennoch dürfte noch manches zu fördern sein, besonders nach der Seite der Sinnlichkeit und der Kultur des gesanglichen. Es ist aber so etwas unverfälscht Musikan­tisches und Borwärtstreibendes in dem Spiel Liebrechts und feiner Genossen, daß man sich auf weitere Abende freuen darf. Margarita mirimanowa spielte trotz einer Unpäßlichkeit, die zu leichter Ohnmacht führte, ein anspruchsvolles Programm. Mit guter Fingertechnik verbindet sie ein tiefes Empfinden; fleine Salonftücke flingen besonders delitat. Günther Homann müßte sich, um ein ganzer Künstler zu werden, nach beiden Bolen des Ausdrucks hin vollenden. Sein Piano ist ausdruckslos, fein Forte brutal. Sehr fein und geschickt brachte er die Suite Opus 87 Don Walter Niemann , einen Nachtlang romantischer Musikwelt, zur Erstaufführung.

Alfred Guffmann: Neue Bolfs- Musif- Kulfur.( Arbeiter. jugendverlag, Berlin 1925.) Dieses Büchlein zeigt der mufifa­lischen Bildungsarbeit in der Arbeiterjugend gute und gangbare Wege, ohne sich dabei unflar zu sein über Hindernisse und Gefahren, bie solcher Arbeit allenthalben drohen. Erschöpfend wird hier von einem mit den Einsichten des Wissenschaftlers ausgerüsteten erfahrenen Prattiter und Künstler der Weg in ein neues Sein gefunden: aus der flug abwägenden Betrachtung des Vergangenen einmal, dann auch aus dem fritischen Mustern des Jezigen, und nicht zuleht aus dem Nachfühlen all der Strebungen und Notwendigkeiten, die unsere Beit erfüllen. Nirgends verliert sich der Verfasser im Schwärmen nach himmelblauen Möglichkeiten, fondern er behält immer den harten, steinigen Boden der Tatsachen und Wirklichkeiten unter den Füßen. Daß er trotzdem sehr wirksam und sehr energisch vorwärts führt, sei ihm besonders dankbar nachgerühmt. Praktische Winke und zahlreiche Hinweise auf musikalische Materialien machen das Heftchen- das mit einer wahrhaften Kunst volkstümlicher Fassungs. art geschrieben ist für jede Hand brauchbar und wertvoll. S. 3. Das Bauhaus in Dessau . Ein Beschluß des Dessauer Gemeinde. rats billigt die Angliederung des bisherigen Weimarer Bau. hauses an die Deffauer Kunstgewerbe- und Handwerkerschule unter Oberleitung von Prof. Walter Gropius und bestimmt als höchft. grenze der jährlichen Unterstützung der Stadt für die Anstalt 100 000 Mart. Gleichzeitig ist der bisherige Leiter der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule, der Bildhauer Richard Kiefer, in den Ruhestand getreten.

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- Deutsches Schulwefen. Was ist Deutschland ?" Bitte, bitte. hauen Sie mich nicht, herr Lehrer: mein Vater sagt, Deutschland ist eine Republif!" ( Aus achen lints") Manda v Kreibig mit ihrer Tangfrubbe gibt am Sonntag, den 5. d. M., mittags 12 Ubr, eine Tanz- Minee im Theater Die komödie" am Kurfürstendamm. Die mitwilende Kapelle ist die Jazz- Band Bineapel Das Programm enthält nur eigene Zänze.