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frens einigermaßen das Gesicht zu wahren, indem man die Wiederwahl Brauns bis Ostern verzögerte. Denn man jah mit Recht poraus, daß draußen im Lande die deutschnationale Wählerschaft einigermaßen erstaunt sein wird zu sehen, daß nach einem wüsten, monatelangen Kampf derselbe Ministerprä. sident wiederkehrt, den man unter so großem Zantam gestürzt hatte. Aber aus dem Manöver wurde nichts; Braun war gewählt."

Die Wut des enttäuschten Rechtsblocks ist grenzenlos. Seine Presse macht aus ihren Gefühlen fein Hehl. Die " Deutsche Tageszeitung" schreibt:

Otto Braun im ersten Wahlgang gewählt! Nach allem Bor­angegangenen natürlich feine Ueberraschung. Aber aus erregten Rufen bei der SPD : nun wird aufgelöft! in feiner ganzen Bedeutung gefennzeichnet. Die Genossen haben es jetzt in der Hand, den Zeitpunkt einer eventuellen Neuwahl zu be­stimmen. Sie haben es in der Hand, nach Bertagung des Landtags willkürlich zu schalten und zu walten."

Die Deutsche Tageszeitmg" fürchtet die Landtagsauf­Lösung? Hat fie Angst vor den Folgen? Hat sie nicht selbst die Landtagsauflösung gefordert?

Im übrigen tobt die Rechtspresse ihren 3orn gegen Demokraten und 3entrum aus, denen sie zugemutet hatte, der Rechten zur Preußenregierung zu verhelfen. Es besteht da eine gewisse Arbeitsteilung. Deutsche Tages zeitung" und Deutsche Zeitung" schlagen auf das Zentrum los, der Lokal- Anzeiger" auf die Demo­

fraten.

Der Rechtsblock wird beim Wiederzusammentritt des Landtags neue Sabotageversuche unternehmen. Diese Ber juche werden ein rasches Ende finden. Mit Recht schreibt die Bossische Zeitung":

Eine Ohrfeige für Verleumder.

Spieker antwortet der ,, Nationalpost". Herr Karl Spieter, Ministerialdirektor z. D., teilt mit: Die Berliner Nationalpost", das offizielle Organ der Deutschnationalen, die gegenwärtig die Hauptstüge der deutschen Reichsregierung sind, fündigt am Freitag größere Enthüllungen" an, die meine Tätigkeit als Chef der Abstimmungspropaganda in Oberschlesien " betreffen. Ich habe schon einmal zu durchsichtigen parteipolitischen Zwecken die niedrigsten Angriffe wegen meiner Tätigkeit in Oberschlesien schweigend über mich ergehen lassen, weil ich als attiver politischer Beamter nicht in der Lage war, der gegen mich losgelassenen Meute so entgegenzutreten, wie es mir heute mög­lich ist. Ich habe mich damals auf die Führung eines Beleidi. gungsprozesses beschränken müssen, der damit endete, daß der zusammengebrochene Beklagte sich als das unschuldige Opfer eines gemeinen Schurtenstreichs hinstellte und reuig alle gegen mich erhobenen Beschuldigungen aurud nahm. Während der Berhandlungen um die Bildung der Reichsregierung nach den Dezemberwahlen des vorigen Jahres wurde mir bereits von gutmeinender Seite mitgeteilt, daß ich wegen meiner politischen Einstellung neuer, angeblich tödlicher" Angriffe mich zu gewärtigen habe. Nach dem Tode des Reichspräsidenten Ebert wurde ich erneut von einer anderen befreundeten Seite, deren politische Verbindungen im Lager der Rechten wurzeln, dringend gewarnt, mich für die Kandidatur Marg einzufeßen, weil sonst gegen mich fyftematisch vorbereitete persönliche Angriffe erfolgen würden. Die Kandidatur Marg für die Reichspräsidentenwahl scheint ge­sichert, und prompt erfolgt heute früh in der Nationalpost" die Ankündigung der Angriffe, die mir jeit langem angedroht find. Weil der politische Gegner nicht mit fachlichen Argumenten unterzufriegen ift, wird er nach erprobtem Muster mit dem schon bewiesenen Talent in einen Standal" verwickelt, der ihn gefechtsunfähig machen in einen Standal" verwickelt, der ihn gefechtsunfähig machen foll. Daß ausgerechnet die Presse, die nationale Gesinnung in Erb. pacht genommen hat, meine Tätigkeit in Oberschlesien zum Kampf gegen mich für geeignet hält, fann für alle, die meine oberschlesische Tätigkeit fennenzulernen Gelegenheit hatten, nur als Beweis jeden Tätigkeit fennenzulernen Gelegenheit hatten, nur als Beweis jeden Mangels an nationaler Gesinnung dieser Bresse angesehen werden. frattion und der deutschnationalen und vaterländischen Berbände in Schlesien , die in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit mir schwere Jahre im Abstimmungsgebiet durchlebt haben, ob auch sie den Mut haben, die Wiederaufnahme des Kampfes gegen mich wegen meiner oberschlesischen Tätigkeit als national zu bezeichnen. Jeder, der weiß, welche Aufgaben mir in Oferschlesien oblagen und die feigen Burschen, die hinter diesen Angriffen gegen mich stehen, miffen es ganz genau, weiß allerdings auch, daß meine Arbeit in Oberschlesien , die unter dem Druck des Friedensvertrags, einer feindlichen Bejagung und der ständigen Wachsamkeit von hunderten Berleumdern, und Ehrabschneidern Schlupfwinkel bietet, in denen polnischer Spizel und Insurgenten getan werden mußte, unschwer fie fich um so sicherer fühlen, als sie die Gewißheit haben dürfen, daß der Angegriffene nicht das Wohl von Hunderttausenden Deut. scher, die dem Vaterlande entrissen worden sind, aufs Spiel setzen scher, die dem Vaterlande entrissen worden sind, aufs Spiel setzen wird. Die Rücksichtnahme auf den verlorenen Teil Oberschlesiens wird mich aber nicht bewegen, den Schmugfinten, deren einzige geistige Waffe der Standal ist, etwas zu ersparen, was ihnen zukommt.

Die Herriot - Krise vorläufig beigelegt.

Doch bleibt die Lage kritisch.

Als der Nationale Block vor Jahresfrist politisch abge­wirtschaftet hatte, hinterließ er seinem Nachfolger in der Regierung, dem Linksblod, eine troft lose finanzielle Lage. Dennoch sabotiert die Opposition die Bemühun­gen der Linksmehrheit, durch radikale Maßnahmen dieser Schwierigkeiten Herr zu werden. Zunächst ver suchte sie durch Obstruktion, die Verabschiedung des Etats in der Deputiertenfammer ins Uferlofe zu verschleppen, und als ihr dies mißlungen war, setzte sie ihre Hoffnungen auf den Senat, in dem die Mehrheitsverhältnisse weniger flar find und wo sich alle möglichen Intriganten als Regierungsfreunde ausgeben, aber immer wieder außer der Reihe tanzen. Einer von diesen unsicheren Kantonisten, der Senator Henry Bérenger , verstand es, als Generalberichterstat ter für den Etat alle von der Kammer beschlossenen einschnei denden Maßnahmen, die sich vor allem gegen das Großkapital richten, entweder so auszuhöhlen oder gänzlich zu streichen, mit dem Erfolg, daß das zum erstenmal feit Jahren in ein mirtliches. Gleichgewicht gebrachte Budget nur noch durch inflationistische Maßnahmen hätte wiederhergestellt werden können. Während nun ein Teil der Regierungsmehr­heit und der Regierung selbst, darunter der Finanzminister Clementel, zu Kompromissen, wenn nicht gar zur Kapitulation vor diesen Treibereien großfapitalistischer Interessentenfreise neigten, stellten die Sozialisten der Regierung in ulti­mativer Form das Berlangen, festzubleiben.

Da Herriot mit der sozialistischen Unterstügung steht und fällt und da außerdem die große Mehrheit der radikalen Depu­tierten auf Kampf gegen den Senat und das Großfapital ein­gestellt ist, so fiel die Entscheidung der Mehrheit der Regierung zugunsten einer Sanierung des Budgets durch eine Rapi­talabgabe nach der Art des deutschen Reichsnotopfers, doch follte diese Absicht einstweilen geheim bleiben, teils aus politischen Zuverlässigkeitsgründen, teils aber auch, um nicht neue Nahrung den von den nationalistischen Großbanken ge­fliffentlich verbreiteten ungünstigen Gerüchten über die Ges teilte jedoch der Finanzminister Clementel am Donners­bag nachmittag im Senat die Absichten des Kabinetts dennoc mit, daß sich Herriot gezwungen fah, von dieſem eigenartigen Mitarbeiter abzurüden.

" Man ist also heute zum Ausgangspunkt der Bra fibententrife zurüdgetehrt und hat sie damit abge schloffen. Das Spiel mit der Ministerpräsidentenwahl, das durch die Sabotage der Rechtsparteien drei Monate lang... betrieben, werden Sabotage der Rechtsparteien drei Monate lang betrieben werden mußte, ist zu Ende. Eine Neuwahl des Ministerpräsi­denten in Preußen wird sobald nicht mehr erforder- Sch frage aber die Mitglieder der deutschnationalen Reichstagsfährdung des französischen Kredits zu geben. Seltsamerweije

lich werden, denn wenn die Rechte ihre bisherige Tattit fort setzen sollte, die Weimarer Koalition und die Regierung an fach licher Arbeit zu hindern, dann wird von dem Mittel der Auf lösung des Landtages Gebrauch gemacht werden."

Die gewiffenlose Krisenmacherei des Rechtsblods in Preu­Ben ist zu Ende. Das Bolt hat sie deutlich genug verurteilt!

Das Schweidnitzer Urteil.

Ein neuer Beitrag zur deutschen Rechtspflege. Schweidnih, 3. April. ( Eigener Drahtbericht.) Der Schweld Schweidnih, 3. April. ( Eigener Drahtbericht.) Der Schweld. nitzer Prozeß gegen das Striegauer Reichsbanner ist am Freitag beendet worden. Das Urteil spricht 15 2ngeflagte frei. Der Hauptangeklagte Stadtrat müller wird zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Das Gericht hält ihn des schweren Landfriedensbruches und der Rädelsfüh. rerschaft überführt Unter Zubilligung mildernder Umstände wird ihm die Untersuchungshaft von 6 Wochen angerechnet. An­geflagter Lehrer Geburt wird freigesprochen. Die von der Ber teidigung beantragte Entschädigung für die von Geburt erlittene Untersuchungshaft wird abgelehnt. Der vierte Hauptargetlagte Haensel wird ebenfalls freigesprochen. Die anderen Angeflagten er halten Gefängnisstrafen von 4 Monaten bis zu einem Jahr. Bei 5 Angeklagten befürwortet das Gericht Strafauslegung. Die Tatsache, daß das Gericht über das vom Staatsanwalt beantragte Strafmaß bei einer ganzen Reihe von Angeklagten hinausging, zeigt die politische Einseitigkeit des Prozesses. Allerdings war bei ber Zusammensetzung des Gerichts, dem bekanntlich als Schöffin die Borsitzende des hiesigen Königin Quise.Bundes und als einer der Richter eine erst vor wenigen Wochen aus dem Stahlhelm" ausgeschiedene Persönlichkeit angehörten, von vorn herein Objektivität nicht zu erwarten.

Rauschgifte der Nachkriegszeit.

Negeraufstand in Südwest.

London , 3. April. ( Eigener Drahtbericht.) Die füdafrika­nifche Regierung, die das mandat des Bölferbundes über die ehe­malige deutsche Solonie Südwestafrifa inne hat, teilt mit, daß dort ein allgemeiner Aufstand der schwarzen Be­volterung ausgebrochen fel, mit dem Ziel der Selbständig teit Südwestafritas. Die Eingeborenen haben bereits an den Völkerbund nach Genf telegraphiert und verlangen feine Inter­vention zugunsten ihrer vollkommenen Unabhängigkeit. Die füd­afrikanische Regierung hat alle verfügbaren Streiffräfte, insbesondere auch die Luftfahrzeuge, nach Südwestafrika dirigiert, um den Auf­auch die Luftfahrzeuge, nach Südwestafrika dirigiert, um den Auf­fland niederzufchlagen.

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ist verloren. Immer wieder wird er die Injektion erneuern und bald eine ungeheure Dosis vertragen, die den Gesunden töten würde. Der Morphinist ist schon an feinem erschreckend greisenhaften Aus fehen zu erkennen. Die feruelle Potenz läßt bald nach und ver schwindet schließlich vollständig. Der, chronische Morphinist wird willensschwach, verliert jedes altruistische Gefühl, vernachlässigt seinen Beruf und seine Angehörigen, lebt nur feinem Gistrausch. Ent ziehungsturen find häufig ergebnislos. Man wendete früher das Rofain als Entziehungsmittel für den Morphinisten an. Der Batient verlor seine Freude am Morphium und wurde dafür Rotainist. Der heutige Kokaingenuß wird nicht so sehr durch Injektion, als durch Schnupfen erzielt. Nur ein Teil des weißen Bulvers wird von der Schleimhaut aufgesaugt, ein Teil bleibt ungelöst, wird bei der nächsten Schnupfenerfrankung reforbiert und die ungeheure der nächsten Schnupfenerfranfung reforbiert und die ungeheure Dofis führt manchmal raschen Tod herbei. Die Krankheitssymptome find ähnlich denen bei Morphiumgenuß. Rörperlicher Verfall, be fonders Geschwüre in der Nase, die endlich die Nasenscheidewand fonders Geschwüre in der Nafe, die endlich die Rafenscheidewand burchlöchern. Zu den geistigen Erscheinungen der Teilnahmslosigkeit und dem Egoismus gegenüber den Mitmenschen fommt noch ein anderes Moment: das Auftreten perperfer Neigungen, besonders bei dazu prädestinierten Individuen.

Uns droht aus Amerita ein neues Rauschmittel. Der Bortragende nennt es mit Absicht nicht. Denn nur zu bald wird es auch bei uns Eingang gefunden haben, wird seine schredlichen Wirkungen entfalten.

Die entseglichen Folgen der Narkotika haben Amerita zu energi­fchen Bestimmungen bewogen. Bei uns fehlt noch jegliches Ein­greifen in dieser Richtung. Hier sollte der Staat für die Gesamtheit begreifen forgen, unterstützt von jedem einzelnen, der mitarbeiten will gegen die Dämonen der Rauschgifte.

Die Nachwirtungen des großen Stahlbades" zeigen fich auf jebem Gebiet. Nicht nur volkswirtschaftliche und allgemein- foziale Schäden find es, sondern ihnen stellt sich gleichbedeutend der gestei gerte Genuß von Rauschgiften in den weitesten Kreisen an die Seite. Einen umfassenden Ueberblick über die Ausbreitung der Rauschmittel feuche gab nun jüngst in der Wiener Urania Universitätsprofeffor Dr. Alexander Bilcz in außerordentlich flarer und verständ­licher Weise. Es ist bemerkenswert, daß der Alkoholgenuß in den Kriegsjahren auf ein unbedeutendes Minimum fant. So gibt die Staliftit an, daß Berlin 1913 noch 12 Proz. alkoholische Geistestrante aufwies, mährend im Jahre 1916 nur mehr 3 Proz. zu verzeichnen waren. Doch mit dem Umfturzjahr steigt von neuem die Prozentziffer der chronischen Alkoholiter, ja wird beinahe höher, als sie es früher war. Es ergibt sich nun die Frage, woran der chronische Alkoholiter zu erfemmen ist. Wo setzt der Mißbrauch ein, wo hört der Ge­brauch auf? Intelligenzproben ergaben die Antwort. Man ließ Rüchterne und leicht Alkoholisierte einfache Rechenaufgaben lösen. Bei den Altoholikern war eine deutlich herabgeminderte Leistungs­fähigkeit zu fonstatieren, die sogar noch drei bis vier Tage an dauerte. Und doch ist dieser Versuch nur von geringer praktischer Bedeutung, ebenso wie von mäßigem Alkoholkonsum auch nicht als non Unschädlichkeit für den Organismus gesprochen werden fann. Chronischer Alkoholismus fäßt sich nicht nach dem Quantum be­urteilen, sondern nach der Wirtung. An fich selbst tann man Teicht erkennen, ob man bereits chronischer Altoholifer ist. Man is gewöhnt, allabendlich ein Glas Bier zu trinken. Einmal nun seit man aus. Man bringt die Nacht schlecht zu, faum daß man ein Auge fchließen fonnte. Diese Erscheinungen sind die Anfangsstadien des chronischen Alkoholikers, die ersten Anzeichen der Ent­ziehungserscheinungen. Es ist die höchste Zeit, mit dem Trinken aufzuhören. Oder man wird bald das Opfer fürchterlicher Beinigungen, der Tierhalluzinationen. Der Alkoholiter fieht im Säuferwahnsinn um sich die verschiedensten Tiergestalten. Biele Jahre vor Ausbruch des Delirium tremens hat er nun diese Bor­stellungen in feinen Träumen. Außerdem noch eine andere Art des Traumes: Er steht wiederholt Ueberschwemmungen und Wolken­brüche. Bielleicht Symbole seiner täglichen Beschäftigung. Der Atoholismus ist nicht nur ein individuell hygienisches, sondern auch ein soziales Problem. Hier bewahrheitet sich wieder einmal das biblische Wort: Und die Sünden der Väter werden gerächt bis ins britte und vierte Geschlecht." Denn der dauernde Alkoholiker zeugt häufig minderwertige, zur Fallsucht neigende Nachkommen. Mehr als der Alkohol leisten dem Menschen, der sich betäuben will, zwei Gifte einen großen, bedeutenden Dienst phium und Kotain. Gewöhnlich wird der an großen Schmer zen Leidende durch die ihm zuerst vom Arzt verabreichte Dosis Morphinist. Beim normalen Menschen wird die Injektion wohl die Schmerzen aufheben, doch treten dafür Kopfschmerz und Erbrechen ein. Der pathologisch Veranlagte verliert jede Schmerzempfindung, aber außerdem steigert sich sein Wohlbefinden, wohl auch die geistigen Leiftungen. Wer einmal diefe Morphiumeuphorie" gekostet hat,

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Otto Deigner, Bien.

Das Denkmal der Arbeit.

Am 4 April 1905 wurde der Bildhauer Constantin Meunier durch einen Herzschlag seinem Schaffen entrissen, das in seiner Gesamtheit ein großartiges Denkmal der Arbeit darstellt. nicht nur die vier gewaltigen Reliefs, die er im letzten Jahrzehnt seines Lebens zu einem Denkmal der Arbeit gestaltete, fondern alle seine plastischen Werke verherrlichen die Arbeit, und er ist der erste gewesen, der dem Arbeiter eine Monumentalität verlieh, die man vorher in dem schlichten Schaffen des Autags nicht gesehen hatte. Er selbst hat die Not des Lebens, die bittere Mühe im Kampf ums Brot ganz durchgekostet, bevor er sich zu einer folchen Berklärung in seiner Plastik durchrang. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, das jüngste von sechs Rindern, in der Jugend schwächlich und frant, litt er viel, und sein Freund Verhaeren schrieb von ihm: Bis zu feinem 15. Jahre hat er alle Abende geweint". Sein älterer Bruder, ein vortrefflicher Kupferstecher, wies ihm den ersten Weg zur Kunst, und es wurde der heißeste Wunsch des Knaben, bei dem berühmten Bildhauer Frailin lernen zu dürfen. Da er fein Geld hatte, um die Stunden zu bezahlen, so verdingte er sich bei dem Meister als Atelierdiener und begnügte sich, ihm in den wenigen freien Minuten, die ihm blieben, bei der Arbeit zu beobachten. Doch die Begeisterung erstickte allmählich dabei, und er wandte sich zunächst der Maleret zu, in der

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Offenbar hegten die offenen und geheimen Gegner Her­riots die Hoffnung, diesen Einzelrücktritt in eine allge meine Rabinettstrise zu verwandeln. Doch hat die Schnelligkeit, mit der Herriot die Lücke ausgefüllt hat, und zwar durch den auch in der Mitte des Senats einflußreichen Senator de Monzie, dieser Gefahr vorgebeugt. Nach diese Wahl schon deshalb als besonders glücklich, weil de Mon­einem Drahtbericht unseres Pariser Mitarbeiters gilt fogar zie, der in der Frage der Botschaft beim Vatifan eine von der Regierung abweichende Stellung einnahm, somit aus einem gefährlichen Gegner in eine Stüße der Regierung verwandelt wurde. Unser Berichterstatter spricht sogar von einem Sieg der Linken als bisheriges Fazit der Krife, fügt allerdings hinzu, daß die Lage der Regierung im Hinblick auf die un gebeuren finanziellen Schwierigkeiten, die es schnell zu meistern gilt, ernst bleibt und daß ähnliche Ueberraschungen wie am Donnerstag auch in nächster Beit nicht ausge Ichloffen find. Wenn es nun wahr ist, wie ,, Europa Pres" meldet, daß am geftrigen Lage Loucheur, der betannt lich die Nachfolgerfchaft Clementels cbgelehnt hat, zu Herriot gegangen ist, um ihm die Opposition feiner 42töpfigen Gruppe der radifalen Linten gegen die Steuerpläne der Regie­rung anzumelden, so wäre dies allerdings schon jetzt ein bebentliches Zeichen: denn die radikale Linke, die burch den Handelsminister Rainaldy in der Regierung ver­treten ist, bildet in der Kammer das Zunglein an der Wage. Geht sie zur Oppofition über, dann verfügt das Kartell der Linken nur noch über eine Mehrheit von höchstens zehn Stimmen. Damit wäre wohl das Schicksal Herriots besiegelt.

er an dem Franzosen Millet und dem belgischen Armeleutemater de Group hohe Vorbilder fand. Im belgischen Hüttenbezirt, in der Brorinage, erhielt er die Anregung für sein Schaffen, und so hat er zunächst die unheimliche Großartigteit biefes fchwarzen Landes" gemalt, erlebte in der Arbeit des Bergmannes, in den Gestalten ber Steinfohlengruben und Hochöfen das Heldenlied des Schaffens, tas damals Zola im Germinal " dichtete. Die Schönheit, die sit in der Haltung und im Ausdruck des arbeitenden Menschen offenbart, eroberte er sich zuerst mit Stift und Pinsel, bevor er es magte, sie mit Modellholz und Meißel zu gestalten.

Erft als reifer Mann fehrte er zu seiner Jugendliebe, der Blastit, zurück, und in den zwei Jahrzehnten, die ihm noch geblieben, hat er ein Werk geschaffen, das als das monumentale Denimal der Arbeit" fortlebt. Gleich fein erstes Wert, der Hammermeister" pon 1886, zeigt seinen plastischen Stil fast ausgereift, und in einem weiteren Läuterungsprozeß stieg er nun zu immer größerer Einfach heit der Linie, zu immer stärterer Betonung des Wesentlichen empor. Die fleinen Bronzen, in denen er feine Eindrüde fejihielt, haben eine Größe und Innerlichkeit, die der Kunst eine neue Welt, eine neue Anschauung erschlossen.

Eine Denkschrift der Reichsregierung über die Einheitskurzfchrift. Der Bildungsausschuß des Reichstages befchäftigte fich mit der Frage der Einheitsfurzschrift. Der Berhandlung lag ein deutsch­nationaler Antrag zugrunde, der auch von der Deutschen Volks. partei unterstützt wurde und der die Regierung ersucht, im Einver nehmen mit den Ländern die zur Einführung der Einheitskurz schrift getroffenen Maßnahmen so lange auszufezen ,, bis der für bie Brüfung des Syſtems eingefegte Länderausschuß das Cinheits. fyftem geprüft und gegebenenfalls geändert habe. Staatssekretär Schulz fündigte eine Denkschrift über die Einheitskurzschrift an und bat, die Abstimmung bis zum Borliegen dieser Prüfung zu ver tagen. Ein dahingehender Antrag wurde mit Stimmenmehrheit abgelehnt und der Antrag auf Ausfegung der Maßnahmen an..

genommen.

Litauische Bolfsschulforgen. Die litauische Zeitung Lietuvos Sinios", das Organ der voltssozialistischen Partei, zeichnet ein er­greifendes Bild von Kinderelend in Litauen . Eine Statistit der Boltsschulen des Kreises Tauroggen hat nach dieser Zeitung folgen­des ergeben: 14 Proz. der Schüler besuchen die Schule, ohne am Morgen ein Frühstüd zu befommen, 37 Broz. haben feit Abendessen, 28 Pro3. effen überhaupt nur einmal am Tage, 50 Broz. effen niemals Fleisch, obwohl diefes in Litauen fast dreimal billiger ist als in Westeuropa . Eterspeisen bekommen täglich mur 2 Proz der Schüler. Ueber 90 Broz. der Kinder erwiesen sich als unter­ernährt und blutarm. Die Zahl der Boltsschüler fintt in allen Kreisen, da die schlecht ernährten Kinder wenig Lust zum Schul­

besuch zeigen.

Tanjmalinee. Jutta lamt bringt am 19. Abril im Theater am Kurfürstendamm mit ihrer Tanzgruppe ein teilweise neues Brogramm zur Aufführung. Beginn 12 Uhr.

Konzert des rheinischen Madrigalchors. Auf Beranlassung des Ar beiter- Sängerbundes, Gau Berlin, gibt der rheinische Madrigalchor, aus Duisbung am 7., abends 7, Uhr, in der Garnisonlirche ein Stonzert. Eintrittskarten zu 1 M. auch am Eingang.