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Nr. 165 42. Jahrgang

Das Strafgericht.

Der Friedhof von Hannover .

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Beilage des Vorwärts

Ein Sarg ein Massen sarg. Ein Grab ein Massen grab. Nur wenige sterbliche Reste sinnenfreudiger junger Menschen. Dürr- trocenes Gebein von mehr als zwanzig Knaben in wirrem Durcheinander. Ein Häuflein Knochen hart, fleischlos, nackt, geeint vom gleichen Schicksal. Haarmann heißt es. Haarmann... Einmal, ein einzig Mal, als er vor Schreden starr, das Unheil seines Tuns am Opfer ermaß, als das Gewissen noch nicht ganz überwuchert, noch menschlich in ihm sprach, begrub er den Kopf des ersten Knaben feiner Gier auf dem riedhof. Der Uebrigen Gebeine verfenfte er ins fühle Wasser. Es ward ihn dann entnommen und soll nun in der Erde ruhen

Der Pfarrer spricht. Der allzu früh erloschenen Lebenssehn­sucht der Gemordeten, der Seelenqual der Hinterbliebenen läßt er dies lezte Abschiedsmort erflingen, Ein Trost den Müttern, Bätern und Geschwistern? Versöhnend mit dem harten Schicksal des Ge­schehens? Den Wunden Balsam und Genesung? Nein! Der Pfarrer geißelt! Die Neuzeit jei an allem schuld. Die frei heitlichen Stromungen des Lebens hätten Elternhaus. Autorität, auch Sittlichkeit und Zucht zermühlt und untergraben. Er klagt die Opfer an, die Eltern jener Opfer. Und wieder bluten faum ge= schlossene Wunden, aufs neue wird die Liebe auf die Folterbant gestreckt. Ein Strafgericht! Und mer der Richter? Der Kirche Diener, jener Kirche, die jeder Aufdeckung des wahren Wesens der Ge Schlechter stets nur ihr ein starres Nein entgegenschrie? Jener Kirche, die aller Menschen irdisch- schmeren Jammer durch Paradiesver heißungen zu lindern entspricht?

Wo war der Diener Gottes, als jene Jugend, abgeirrt vom Pfad des cigenen Lebens, sich in die Arme jenes fremden Mannes stürzte? Weshalb besaß nicht er die allzuleicht geneigte Liebe der jungen zutraulichen Herzen? Berfor er sie nicht einst schon in der Schule? Und war er denn, der Seelsorger pon Gottes Gnaden, Seelenberater jener Jugend? Berstand er ihre Leiden, ihre Nöte, ihre Wege? Der Pfarrer ist verstummt. Ein Murren zieht durch das fleine Häuflein der Geschlagenen. Sie fühlns: Wir famen her mit unserem Schmerz, um Trost zu finden. Wir fanden Spott und Hohn. Wir fennen unsere Schuld und missen auch, woran es uns gefehlt. Bir brauchen nicht die Worte. Wir Bäter, Mütter haben längst uns bitter angeklagt. Wir tlagen aber auch die Menschen, die Behörden an, die durch Gesetz zum Schutz des Bürgers auserforen, aufs schlimmste uns verrieten.

Um die Verlängerung der Polizeistunde.

Die gestrige Senferenz über, die vom Gastwirtsgewerbe ge. forberte Beilängerung der Polizeiftunde in Groß- Berlin ist vor laufig ergebnislos geblieben, und der Minister des Innern wird in den nächsten Wochen eine Entscheidung zu fällen haben, ob die Gaststätten im cligemeinen nur bis 1 Uhr nachts ge= öffnet bleiben dürfen, oder ob große Lofale, mie es in der Weltstadt Berlin früher gebräuchlich war, eine verlängerte Konzession erhallen.

Nachtarbeit der Feuerwehr.

Die Berliner Feuerwehr hatte in der letzten Macht ununterbrochen an verschiedenen Stellen mehrere sehr gefährliche und größere Brände zu löschen. l. a. zwei Dachstuhlbrände in der Raugarder Straße 5 und Wiclefstraße 9, ferner einen Kellerbrand in der Göbenstraße 8 und einen Staubrand in der Lothringer Straße 9, mo außer Fourage noch Säde u. a. einer Sackhandlung in solcher Ausdehnung brannten, daß der 17. Bug mit mehreren Schlauchleitungen längere Zeit träftig loschen mußte. Die Pferde konnte in Sicherheit gebracht werden. Bei dem Kellerbrand in der Göbenstraße 8, wo eine Menge Hausrat in Latten­verschlägen brannte, schwebten die angrenzenden Wohnungen und Bewohner infolge der großen Hige und mächtigen Berqualmung in Gefahr, weshalb Besonderes an die Bachen gemeldet wurde. Die Hausbewohner tonnten beruhigt und in Sicherheit gebracht werden. Der Dachstuhlbrand in der Wiclefstraße entstand um ½ Uhr abends, ber Stallbrand in der Lothringer Straße um 10% Uhr, der Dachstuhlbrand in der Naugarder Straße 5 um 2 ihr nachis. Als die Feuerwehr an der Brandstelle der Naugarder Straße 5, einem großen Mietshause, antam, stand der Dachstuhl des Borderhauses und des Seitenflügels schon in hellen Flammen. Die Treppen waren verqualmt, die Mieter aufs höchste erschroden. Alle in großer Aufregung. Die Entstehung dieser Brände fonnte in feinem Falle aufgetlärt werden, weil die Flammen bei Ankunft der Löschzüge längst über ihren Herd hinaus waren.

Ferner wurde gestern abend gegen 10 Uhr die Feuerwehr nach dem Hause Linienstraße 146 gerufen. Im 5. Stockwerf war

SEIT 1869

JUHL

Fur Feinrauc

von Hausbewohnern in der Toilette Feuer bemerkt worden. Beim Eintreffen der Feuerwehr wurde die Ehefrau Monika Prozzam ganzen Köper verbrannt aufgefunden. Frau P. hatte die Toilette mit einem Licht aufgesucht. Durch Gegenzug ergriff die Flamme die Kleider, die sofort Feuer fingen, so daß die Frau in einem furzen Moment in hellen Flammen stand. Sie wurde nach dem Hedwigs- Krankenhaus geschafft. Die Angehörigen der Frau fonnten noch nicht ermittelt werden.

Zwei Mörder?

Das Geheimnis der Unbekannten.

Bon der Berliner Kriminalpolizei wurden zwei Männer fest genommen, deren Personalien trotz aller Bemühungen noch nicht fest. gestellt werden konnten. Der eine verschweigt seinen Namen ab­sichtlich, der andere ist augenscheinlich geistest rant.

Der erste hält sich bereits seit 1% Jahren unter den verschieden ften falschen Namen ohne feste Wohnung in Berlin auf. Er lebt in der Hauptsache vom Spielen. Sein Tätigkeitsfeld ist befon­ders der Grunewald, wo an schönen Tagen die Ausflügler bei dem beliebten Kümmelblättchen gerupft werden. Als er fürzlich von einem Beamten der Schußpolizei wieder als Spielhalter betroffen und festgenommen murde, riß er sich los und blieb auch dann nicht stehen, als der Beamte ihm mehrere Schüsse nachsandte. Erst nach langer Jago gelang es, den Flüchtigen wieder zu ergreifen. Er geboren. Auch diese Personalien sind falsch. Seine richtigen zu ver nennt sich jetzt Felig Emler, am 7. November 1902 in Bromberg schweigen, hat der Festgenommene offenbar allen Grund. Dem Bernehmen nach wird er wegen Mordes oder einer schweren Straftat gesucht. Er soll einem Toten seine Papiere zugestedt und dadurch erreicht haben, daß dieser unter seinem Namen beerdigt wurde. Der Festgenommene dürfte also unter seinem richtigen Namen als verstorben gelten und sich dadurch mit Erfolg allen bis herigen Nachforschungen entzogen haben. Er stammt anscheinend aus Oberschlesien und hat die Straftat vermutlich als Mit: glied des dortigen Selbstschuhes begangen. Mit bem richtigen Bornamen dürfte er Alois, Alexander oder so ähnlich heißen, fein Batersname soll auf" fi" endigen. Der Mann ist etma 25 Jahre alt und schiant, hat oben mehrere Zahnlücken, die durch Goldzähne ersetzt sind und verschiebene Tätowierungen, die nadie Frauen darstellen. Seine Angabe, daß er falsche Personalien führe, weil er im Jahre 1920 vom polnischen Militär desertiert sei, ist nicht glaubhaft. Der zwei te Unbefannte, der am 12. März im städtischen Obdach aufgegriffen wurde, scheint geiftestrant zu fein. Er nannte sich bisher Schmidt, Koch, Schulz, Krüger, Krause und 3obe. In seinen Reden ist er sehr geschickt, und es fehlt ihm nie an Ausflüchten. Eine Spezialität von ihm ist, sich zu irgend einem Namen rasch zu melden, wenn die Gefangenen im Gewahr­fam aufgerufen werden. So ist er unter den verschiedensten Namen bald in diefes, bald in jenes Gefängnis hineingekommen, bis der Irrtum aufgeflärt war. Angeblich hat der Mann eine ganze Anzahl Mordtaten auf dem Gewissen. Bekannt ist ihm die Provinzial- Heil- und Pflegeanstalt Aplerbed. Aber auch hier konnte nicht festgestellt werden, um wen es sich handelt. Er ist etwa 35-40 Jahre alt und scheint an- Gehirnerweichung zu leiden. Sachdienliche Angaben über diese beiden Unbekannten präsidiums entgegen. nimmt Kriminalkommissar Gennat im Zimmer 105 des Polizei

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Wegen roher Mihhandlung mit tödlichem Ausgang murde, wie gestern gemeldet, der Schlosser Gustav Dietrich aus der Reiniden­dorfer Straße 74 festgenommen. Wie Sie Ermittlungen ergaben, gehörten Dietrich und der von ihm erschlagene Schmelzer Maurp chat einem Brieftaubenverein an. In der Nacht zum Sonntag gerieten sie in einem Lotal in der Schulstraße in Streit, weil einer bem anderen vormarf, ihm Brieftauben meggefangen zu haben. Auf der Straße vor dem Lokal sette sich der Zwist fort und ging in Tätlichkeiten über. Hierbei stredte Dietrich seinen Gegner mit einem wuchtigen Faustschlag zu Boben, vertrat ihm mit dem Stiefelabfaz das Nasenbein und verlegte ihn durch mehrere Tritte auf den Kopf so schmer, daß auch das Gehirn perlegt murde. Dietrich behauptet, in der Notwehr gehandelt zu haben. Die Mißhandlung ist aber so roh, daß er in haft behalten murde.

Oster- Erholungsfahrten der Grünen Heimat". Die Grüne Heimat" tritt auch in diesem Jahre wieder mit den billigen Erholungsfahrten ihres Motoitabinenschiffes Baldur" auf den Plan. Die ersten Fahrten finden am Karfreitag bis Ofier. sonnabend, Ostersonntag bis Oftermontag und Ofterdienstag bis Mittwoch statt, und zwar auf den Havelseen. Abfahrt: Lindenufer

Dienstag, 7. Fpril 1925

in Spandau am Karfreitag, am ersten Ostertag, am dritten Ostertag stets früh 9% Uhr. Die Preise sind, um Jugendlichen und Minder­bemittelten die Mitfahrt zu ermöglichen, auf nur 1,10 m. bis 2,50 M. je Bett festgesezt, also Fahrt und Schlafen für eine Nacht. Mittag essen gibt es auf vorherige Anmeldung für 60 Bf. an Bard. Die Küche hat der Berliner Frauenverein gegen den Alkoholismus über nommen, der auch Kaffee, Tee, Katao, warme Würstchen usw. zu allerbilligsten Breisen liefert. Anmeldungen sind bis 7. April an die Grüne Heimat A.-G., Breite Straße 36, zu richten.

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Die Arbeitsgemeinschaft für Forstschuh und Naturkunde E. B., Berlin- Friedrichshagen, veranstaltet am Sarfreitag, den 10. April, eine Borfrühlingsmanderung durch die herrlichen Baldungen des Blumentales( Führung Dr. Stachowi). Es wird Gelegenheit sein, die Schönheit der Vorfrühlingsflora des Buchen­waldes zu genießen. Abfahrt von Berlin , Schles. Bahnhof( Wrie­zener Bahnsteig) 8 Uhr 42 min. nach Tiefensee. Sonntagsrüdfahr­tarte. Freunde der Bewegung willfammen.

Sprechstunde des Zentralamtes für Wohnungswesen. Die Ver­teilungsstelle beim Städtischen Zentralamt für Wohnungswesen ( Stadthaus. Eingang Jüdenstr. 34/42, III. Stod. Zimmer 378), bei der sich jeder von außerhalb nach Berlin 3uziehende, der Anspruch auf eine eigene Wohnung in Berlin erhebt, melden muß, ist in Bufunit außer am Dienstag und Freitag auch am Mittwoch für das Publikum geöffnet. In der Zeit von 8 bis 10 Uhr wird eine Anzahl Karten ausgegeben, deren Inbaber am gleichen Tage zur Abfertigung kommen. Wer nach 10 Uhr ericheint, tann mit einer Abfertigung an demselben Tage nicht rechnen.

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Die Herner Eisenbahnkatastrophe vor Gericht. Herne , 6. April. ( TU) Vor dem erweiterten Schöffengericht begann heute vormittag der Herner Eisenbahnprozeß. Angeflagt ift wegen fahrlässiger Eisenbahntransportgefährdung, fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverlegung der Lokomotivführer des Berlin - Kölner D- 3uges 5a bertamp aus Hamm , der auf den fahrenden Personenzug Herne- Wanne- Gelsenkirchen mit voller Bucht aufgefahren ist. Den Berhandlungen wohnt eine große Anzahi höherer Eisenbahnbeamten bei. Den Borsiz führt Amtsgerichtsrat essels. Die Anflage vertritt Staatsanwalt rens.. Die Ver­teidigung hat Rechtsanwalt Frank Dortmund übernommen. Der Angeflagte verharrt auf seinen Aussagen in der Voruntersuchung. daß bei der Einfahrt des D- Buges in den Bahnhof Herne sowohl das Vorfignal, als auch das Hauptfignal auf Fahrt frei! gestanden habe. Er sei des dichten Nebels wegen mit geringer Geschwindigkeit in den Bahnhof eingefahren. Die roten Schlußlaternen des im Bahnhof haltenden Personenzuges habe er erst auf etwa 15 bis 20 Meter Entfernung gesehen, so daß er trotz Einsatzes der Schnell­bremse den Zusammenstoß nicht mehr habe vermeiden fönnen. Die Anklage hält diese Angaben für unzutreffend und durch Feststellun gen widerlegt. Das tadellose Funktionieren der Signale und be: ftimmte Wahrnehmungen der Eisenbahnbeamten ließen erkennen, daß beide Signale auf Halt gestanden haben. Unmittelbar nach dem Unglüd habe ein Beamter festgestellt, daß beide Signale die vor­geschriebene Haltstellung hatten. Die Anklage kommt zu dem Schluß, daß beide Signale in Wirklichkeit auf Halt gestanden haben. Er­wiesen sei, daß der Zug trotz des dichten Nebels mit großer Ge schwindigkeit in den Bahnhof eingefahren fei. Bei diesem Wetter habe der Angeflagte auch mit der Möglichkeit des verspäteten Ab fahrens des vor ihm liegenden Bersonenzuges rechnen müssen. Das unglüd sei ausschließlich auf das Verschulden des Lokomotivführers Haberkamp zurückzuführen.

Die Zahl der Todesopfer des Grubenunglüds auf der 3eche Matthias Stinnes hat sich auf 12 erhöht Von den Schmer verlegten schweben zwei bis drei noch in Lebensgefahr. Die übrigen Verletzten hofft man durchzubringen.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

31. Abt. Die Bezirksflihrer Taben zu ber morgen stattfindenden Mitgliederser fammlung ein. Nähere Notiz morgen.

Geschäftliche Mitteilungen.

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