Str. 17342. Jahrg. Ausgabe A nr. 89
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Sonntag, den 12. April 1925
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Republik oder Monarchie!
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zu sichern. Dieser Gemeinsamkeit des republikanischen Willens verleiht Reichskanzler a. D. Marr Ausdruck.
Der Kandidat des Volksblocks wendet sich in einer Kund:| sie der Wille, gemeinsam die Grundmauern dieses Gebäudes gebung an das deutsche Bolt. Der Rechtsblod veröffentlicht einen Aufruf an das deutsche Bolk, den Hindenburg unter zeichnet hat. 3wei Bilder von der politischen Zukunft des Bolkes, zwei Fronten, zwei Kandidaten, zwei Aufrufe.
,, Das Vertrauen weiter Boltstreise hat mir die Kan didatur für die Präsidentschaft, des Deutschen Reiches angeboten. Ich bin diesem Ruf gefolgt in vollem Bewußtsein, daß dieser Wahl fampf nicht nur um das höchste, sondern auch um das schwerste verantwortungsvollste Amt der Deutschen Republik geführt wird.
und
Ich sehe in dem frei gewählten Staatsoberhaupt das Sinnbild, aber auch den Hüter der deutschen Bolfseinheit. Diese Einheit darf sich nicht in sprachlicher und staatlicher Gemeinschaft erschöpfen. Einheit des Boltes ist Einheit des Geistes. Einheit des Geistes aber ist Uebereinstimmung aller über die Grund lagen des des menschlichen 3usammenlebens im eigenen Bolf und über die Ziele für das Zusammen wirten mit anderen Völkern.
Die Grundlagen der sozialen Gemeinschaft im Volfe aber
fcheinen mir zu sein:
Freiheit des einzelnen und Pflicht gegen die Gesamtheit. Wer sich dieser Pflicht bewußt ist, wird ethisch handeln, und inner. halb dieses Rahmens darf es feinem einzelnen und feiner Gruppe vermehrt sein, nach freiem Ermessen seinem religiösen Bekenntnis zu folgen.
Ein Bolt, das von diesem Geiste erfüllt ist, wird ohne Schwanfen auch das richtige Verhältnis zu den anderen Bölkern finden. Und hier hat das deutsche Bolf zwei Aufgaben: Es muß seine Freiheit erringen, um dann seine Pflicht gegen die Ge samtheit, die Menschheit, zu erfüllen und erfüllen zu
fönnen.
Die deutsche Verfaffung, die der Präsident des Reichs beschwören muß, zeigt den Weg, das alte schwarzrotgoldene Symbol großdeutscher Einheit das Ziel: die Freiheit Deutschlands und die Mitarbeit dieses freien Deutschlands an einer glücklicheren europäischen Zukunft
Das deutsche Volk wird die Bestätigung seines berechtigten Selbstbewußtseins und die Erfüllung seiner nationalen Bestimmung fünftig darin suchen, daß es mit anderen Bölfern Ach= tung um Achtung tauscht.
Die Zeit, in der wir leben, ist nicht nur eine Zeit des Leides, fondern auch der Größe. Ist wahrhaft österliche Zeit. Millionen arbeitender Menschen suchen nach Berständnis, verlangen Vertrauen und sind auch bereit, neuer Führerschaft ihr Bertrauen zu schenken. Aber Millionen Herzen, die bisher im Alltäglichen befangen und gefangen waren, suchen heute auch wieder den Beg aus den Birrnissen des materiellen Daseins zur höheren Erkenntnis. Möchte dieses Suchen und Sehnen nun auch seine mutige Stimme finden, jetzt, wo es die höchsten Lebens- und Zufunftsfragen der Nation gilt. Nicht um der einzelnen Person, nein,
um der Nation willen.
Mögen Fretheit und sittliche Pflicht über alle Interessen und Parteien hinweg zum Bekenntnis des gan zen deutschen Volkes werden. An diesem Ziel mitzuwirken, ist mein ganzes Streben, wohin auch der Wille und das Vertrauen des Volkes mich stellen mag. Wilhelm Marg."
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Einheit und Freiheit! Ueber beiden fliegt als Symbol das schwarzrotgoldene Banner. Einheit und Freiheit das sind die großen Ideale der besten Deut schen in der Geschichte. Einheit und Freiheit, untrennbar verbunden. Das Bolt, das einig sein will, muß frei sein. Nur Freie und Gleichberechtigte fönnen sich als einiges Volf, als Nation fühlen. Einheit und Freiheit unter dem schwarzrotgoldenen Symbol die Deutsche Republik soll und will fie verwirklichen.
Die Deutsche Republik! Ihr gilt das Befenntnis des Kandidaten des Volksblocks. Ihr zu dienen, hat er die Kandidatur angenommen. Die Republik das ist das neue Deutschland . Die Deutsche Republik, frei nach außen und frei nach innen, erfüllt von gegenseitiger Achtung der Bürger, aufgebaut auf dem großen Grundsatz der Freiheit und Gleichberechtigung aller, der sozialen Gerechtigkeit, das ist das Zufunftsbild des vorwärts und aufwärts strebenden deutschen Boltes.
Mögen auch unter den im Volksblod verbundenen Barteien die Meinungen über die Wege auseinandergehen, mögen fie fich unterscheiden in den Ansichten über den Aus bau des großen Gebäudes des neuen Deutschland - es eint
Sein Bekenntnis zur Republik unter dem schwarzrotgoldenen Banner, zur Einheit und Freiheit schließt das Befenntnis zur Demokratie ein. Der Gesamtheit dienen, aber in der Gesamtheit als Freier und Gleichberechtigter zu stehen und zu wirken, das ist der Sinn der Demokratie. Wahre Freiheit aber fann in einem Bolle nur bestehen, wenn nicht die Massen des arbeitenden Boltes von der Teilnahme am Staatsleben ausgeschlossen sind. Ihr Ringen um Gleichberechtigung und Aufstieg verstehen und fördern ist die Boraussetzung der Freiheit des Boltes. Demokratie kann be= gründet werden nur auf sozialer Gerechtigkeit.
Demokratie und Gerechtigkeit nicht nur im eigenen Bolke, sondern unter den Völkern der Erde, Gleich berechtigung aller Deutschen , aber Gleichberechtigung Deutsch lands auch im Bunde der Völker das ist das große Ideal, das vor dem Boltsblock steht.
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Der Aufruf des Reichskanzlers a. D. Marg zeigt in eine beffere 3ufunft im Zeichen dieses Ideals. Ein neues freies Deutschland , ein neues freies Europa , eine neue freie Welt, in der Gerechtigkeit zwischen den Bölkern herrschtdas ist unser Zukunftsbild.
Die Zukunft des deutschen Bolles steht im Zeichen der Freiheit. Wir wollen ein freies Bolt fein! Wir wollen nicht Knechte einer Herrenschicht sein.
Darum wählen wir am 26. April Marg!
Der Aufruf von Wilhelm Marg ist Befenntnis. Die Rundgebung, die der Rechtsblock für Hindenburg veröffentlicht, ist Verschleierung. Im Lager des Volfsblods und im Aufruf seines Kandidaten lebt die Republik und die Demokratie, lebt der Geist der Freiheit, der Wille, eine große Rukunftsvision des deutschen Boltes zu verwirklichen. Im fie ringen wir. Worum ringt der Rechtsblod mit Hindenburg ?
Die Verfasser des Aufrufs für Hindenburg haben sich bemüht, die Ziele des Rechtsblocks zu verschleiern. Und doch spricht dieser Aufruf eine deutliche Sprache, und doch charafterisiert er gerade durch die gewollte Unflarheit und Ünehrlichkeit den Rechtsblad und seine Ziele.
Dieser Aufruf lautet:
Baterländisch gesinnte Deutsche aus allen Gauen und Stämmen hahen mir das höchste Amt im Reiche angetragen. Ich folge diesem Ruf nach ernster Ueberlegung in Treue zum Baterland.
Mein Leben liegt flar vor aller Welt. Ich glaube auch, in schweren Zeiten meine Pflicht getan zu haben. Wenn diese Pflicht mir nun gebietet, auf dem Boden der Verfassung, ohne Ansehen der Partei, der Person, der Herkunft und des Berufes als Reichs präfident zu wirken, so soll es nicht an mir fehlen. Als Solda! habe ich immer die ganze Nation im Auge gehabt, nicht die Par teien. Sie sind in einem parlamentarisch regierten Staate notwendig, aber das Staatsoberhaupt muß über ihnen stehen und unabhängig von ihnen für jeden Deutschen walten.
in
Den Glauben an das deutsche Volk und an den Beistand Gottes habe ich nie verloren. Ich bin aber nicht mehr jung ge Dinge zu glauben. Kein Krieg, fein Aufstand im Innern nug, u m an einen plöglichen 11mschmung der
fann unfere gefesselte, leider durch Zwietracht zerspaltete Ration befreien. Es bedarf langer, ruhiger, friedlicher Arbeit. Es bedarf vor allem der Säuberung unseres
Staatswesens von denen, die aus der Politif ein Geschäft gemacht haben. Ohne Reinheit des öffent lichen Lebens und Ordnung kann kein Staat gedeihen. Der Reichs präsident ist besonders dazu berufen, die Heiligkeit des Rechtes hoch zu halten.*
Wie der erste Präsident auch als Hüter der Verfassung. seine Herkunft aus der sozialdemokratischen Arbeiterschaft nie verleugnet hat, so wird auch mir niemand zumuten können, daß ich meine politische Ueberzeugung aufgebe. Gleich dem von mir hochgeschäßten Herrn Dr. Jarres erachte auch ich in jetziger Zeit nicht die Staatsform, sondern den Geist für entscheidend, der die Staatsform be feelt. Ich reiche jedem Deutschen die Hand, der national
Doumergues Verhandlungen.
Zusammenhalt des Linksblocks.
Paris , 11. April. ( Eigener Drahtbericht.) Der Präsident der Paris , 11. April. ( WTB.) Die Vorstände der vier zum Kartell Republik , Doumergue , hat heute die Präsidenten von Kammer und Senat empfangen, mit jedem von ihnen etwa eine halbe Stunde der Linken gehörenden Kammerfraktionen sind heute vormittag zutonjeriert und darauf mit den prominentesten Politikern des Bar- sammengetreten. Nach einem Meinungsaustausch ist eine Tagesordlaments beraten, so vor allem mit den Abgg. Briand , Loucheur, Violet und Auriol. Alle diese Politiker haben es abgelehnt, ingend etwas über ihre Unterredung mit dem Präsidenten mitzuteilen. Lediglich Kammerpräsident Painlevé erklärte, mit dem Präsidenten der Republik darüber einig geworden zu sein, daß die Kije so rasch wie möglich gelöst werden müsse. Dafür scheinen die Ausfichten im Augenblid jedoch nicht sehr groß zu sein. Der scharfe Gegensatz zwischen Kammer und Senat läßt darauf schließen, daß die Bildung eines neuen Kabinetts ungewöhnlich schwierig sein wird, Da es ein Kabinett, wie es die Kammermehrheit wünscht, im Senat auf schwerste Opposition zu rechnen hätte und umgekehrt.
Entscheidend ist, daß die vier Gruppen der Linken am Sonnabend morgen beschlossen haben, unter allen Umständen an dem Kartell festzuhalten
und es gegebenenfalls auf einen Konflikt mit dem Senat Minifterlifte des fünftigen Kabinetts mit Painlevé als Chef und mit antommen zu lassen. Eine am Sonnabend nachmittag verbreitete den drei Sozialisten Paul Boncour , Barenne und Buisson als Ministern entbehrt jeder tatsächlichen Grundlage. In der sozialistischen Fraktion besteht nach wie vor nicht die geringste
Neigung, an einem Koalitionsministerium aktiv teilzunehmen. In parlamentarischen Streifen glaubt man, daß, wenn es gelingen jollie, in den nächsten Tagen ein Kabinett zustande zu bringen, dieses jedenfalls nur vorläufig sein würde, und daß die endgültige Lösung der Krise nicht vor dem 5. Mai, d. h. nach den Gemeindewahlen in Frankreich erfolgen wird.
Wolfswille oder Senatswville?
Paris , 11. April. ( Hapas.) Kammerpräsident Painlevé erinnerte den Präsidenten der Republik daran, daß dem Kabinett Herriot , bevor es im Senat in die Minderheit gesetzt wurde, die Kammer ihr Bertrauen ausgesprochen habe Wenn das Mißverständnis zwifchen den beiden Barlamenten andauere, wäre dies außerordentlich bedauerlich. befonders wenn man nicht der oft zum Ausdrud gebrachten Auffaffung der aus dem allgemeinen Stimm recht hervorgegangenen Barlamentsmitglieder Rechnung trage.
nung angenommen worden, in der Ministerpräsident Herriot der Dant dafür ausgesprochen wird, daß er sich um das Friedenswerf nach außen und um die Berteidigung des demo. fratischen Ideals nach innen bemüht habe. Die Delegierten betonten als ihren unerschütterlichen Entschluß, die Politik des Kartells der Linken als ein Politit, die das Land am 11. Mai gewünscht hate, fortzusetzen. Die Radikale Fraktion, die eine geirennie Sitzung abgehalten hat, hat ebenfalls Herriot Dank und Ergebenheit ausgesprochen.
Havas glaubt mitteilen zu können, daß der Tagesordnung, die die vier Kammerfraktionen der Linken festgelegt haben, gewisse Vorbehalte einiger Mitglieder der radikalen Linfen ( Gruppe Loucheur) und der sezialistisch- republikanischen Fraktion( Gruppe Briand Bainlevé) entgegengesetzt worden seien. Sie hätten. erflärt, der Text der Tagesordnung greife dem Entschluß des Präsidenten der Republik vor.
Die Beratung der Sozialisten.
Paris , 11. April. ( Havas.) Die sozialistische Kanumeriraftion hielt heute nachmittag eine Sigung ab, in deren Verlauf die Mehrheit unter Führung von Léon Blum und Renaud ei die Fortfegung der Unterstüßungspolitik für eine Regierung des Kartells der Linfen , wenn möglich unter Vorsitz von Herriot, vorgeschlagen hat. Eine andere Gruppe, geführt von Paul Boncour und Varenne, sei für die Erweiterung des Kartells der Linken und für die Beteiligung der Sozialisten an der Regierung eingetreten. Die erstere Meinung hat in der Fraktion gesiegt. Wenn die Frage der Beteiligung der Sozialisten an der Regierung aufgerolit merde, müßte, wie im Laufe der Sizung erklärt wurde, der Nationalrat der Partei darüber Beschluß fassen.
Fochs Bericht der Botschafterkonferenz überreicht.
Paris , 11. April. ( TU.) Die Antwort des Bersailler Militärtomifees auf die Ergänzungsfragen zum Bericht über die Entwaff nung Deutschlands ist heute der Botschafterfonferenz überreicht
morden.