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bunten, feftgeschlagenen Glasur, nur an der Spitze hatten die Düten| und beredter ist als der wohlflingende Schwall der Gloden oder 1
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eine Deffnung, groß genug, daß eine Stricknadel fie schloß. Mit dem Daumen drückte er auf den oberen Teil, da löste sich an der Spigen öffnung ein Faden aus Glasur, der legte sich in der Form, die ihm die Hand wies, auf das dunkle Osterei; wenn der Druck stärker wurde, ward der Faden dicker. er ringelte sich zu Punkten, zu förperlichen Halbfugeln und Ellipsen, ein Hase, ein Schwan, ein Bogel entstand aus ihm. Und das Marzipanei. In den Marzipanfabriken Norddeutschlands wurde die füße und die bittere Mandel, die unter dem blauen Himmel Apuliens gereift war, zu Brei zerquetscht. Dieser Brei wurde geröstet und mit Zucker versetzt. Dann nahm er feinen Weg in die Kleinbetriebe, wo ihn fleißige Hände unter Buhilfenahme von sehr viel Staubzucker zu zartem, weißem, modellierfestem Teig verarbeiteten. Das war das Material für die Marzipaneier. In hölzernen Rollapparaten entstanden aus würfeligen Marzipanflößen schöne, rundliche Eier, die man auf spiße Nadeln spießte, die wieder in fleinen quadratischen Brettchen steckten. Dann traten geschickte Leute in Tätigkeit, die drehten das Brettchen und tauchten die aufgespießten Eier in große Behälter voll aufgelöster, dünn flüffiger Schokolade. Jezt präsentierten sich die Eier im neuen, Schwarzbraunen Kleide, wurden abgenommen von den Nadelspigen, nachdem sie erfaltet und mit glänzendem Lad überzogen werden. Die kleineren der Gattung verblieben in unverzierter Spiegelglätte; aus den größeren schuf die Phantasie des Konditors eigenartige Ge bilde. Er bemalte ihr breiteres Ende mit Kakaobutter und tauchte es in feingeförnte Schokolade, segßte ein Stilende von Marzipan daran und freute sich, aus dem Marzipanei eine Eichelfrucht von täuschender Echtheit gebaut zu haben. Aber die neuesten unter den Ostereiern find von bescheidenster Winzigkeit. Nur in fleinen Kisten wie seltene Südfrüchte mit Watte verpackt, sieht man sie hier und da in den Auslagen. Sie präsentieren fich im bunten Stanioltleide, darüber ein Papierbändchen, worauf verlockend in fleinen Buchstaben der Inhalt angedeutet ist: Malaga , Sherry , Rum und Portwein. Eine dünnwandige Kakaoschale umschließt den flüssigen In halt. Neu sind auch die ebenfalls recht fleinen und teuren Basten und Fruchteier. Die in Rum tonservierte Frucht, sehr beliebt ist: Ingwerwurzel, wird in der Form eines Eies zurechtgeschnitten und mit einem dünnen Zuckerüberzug bedeckt. Dieses kandierte Fruchtei gelangt in ein Bad von ganz feinem, aufgelöstem Kakao, in dem ungeröstete Mandelspäne schwimmen. Nachdem es herausgenommen ist, wird es entweder mit grobgehackten Pistazienfernen oder mit echtem Blattgold ganz dünn bestreut. Wieder andere Eier sind mit pitanten englischen Marmeladen gefüllt.
Es gibt noch mancherlei Eiliches. Jedermann tennt das Ei des Kolumbus, das eigentlich trotzdem noch niemand entdeckt hat. Dem alten Bismard( er ist augenblicklich sehr aftuell, der Alte im Sachsenwald) schickten seine Berehrer Riebigeier, im Zeitungsgewerbe schätzt man die Enteneier, die insbesondere die nationalistische Hugenberg. preffe mit unermüdlichem Eifer legt. Allerdings wollen wir uns durch das Monarchistenhuhn des Rechtsblocks die Osterstimmung nicht verstümmeln lassen. Die Zukunft foll leben. Die Zukunft des 26. April! Für jetzt laßt uns in der sicheren Hoffnung auf den Sieg der Vernunft unsere republikanischen Ostereier mit Appetit verzehren.
Ostern der Weltstadt.
Es ist ein Fest der Bielheiten, das jedem etmas bringen will: dem einen, der Auferstehung in der Kirche feiert, dem anderen, der sie in der Natur begrüßt. Ein Fest der vielen Religionen und Be kenntnisse, ein Fest der Freidenker, das Fest der Menschen mit feinem für suchende Herzen erkennbaren, mit immer noch nicht erfaßten Sinn. Das Fest der Liebe, sagen die Leute, und wenn die Feiertage vorbei sind, haben sie es vergessen.
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Aber dies allgemeine Fest birgt mehr Berschiedenheiten als irgendein anderes im langen und lauten Jahr. Religionen und Be fenntnisse trennen sich scharf, Vielstämmigkeit deutscher Lande tritt im Unterschied der Bräuche in Erscheinung und nicht zuletzt scheiden sich Stadt und Land und mit ihnen Romantik und Nüchternheit, Stimmungszauber und Wirklichkeitserfassen. Wir begehen wir fönnen faum fagen: feiern das Auferstehungsfest in einer Welt stadt, und da kommt noch etwas ganz anderes hinzu: die Kluft, die zwischen den Besitzenden und den Armen liegt, die zwischen den Menschen, die jedem Feste mühelos Festgenuß abringen fönnen, und denen, die nie frohen Herzens und sorglofen Sinnes einem Festtag entgegenfehen dürfen. Und wir empfinden den herben Gegenfaß weniger, wenn Arbeit rauh und rasch Schritte zu den Fabriken lenkt oder müd und wankend in freudloses Heim zurückkehrt. Ostern in der Weltstadt eine stumme Sprache, die viel lauter
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hasse Millionäre."
Betty war zugegen; die drei kehrten eben von einem Spaziergang auf dem Moor zurück. Edward verlangte nach Mind, behauptete, in Oxford gebe es feinen. Es dämmerte bereits; vor ihnen lag die Stadt.
Es tommt ganz darauf an, wozu man die Millionen verwendet," warf Betty ein. Geld ist eine Waffe. Man fann sie verwerten, um immer mehr für sich selbst zu er ringen, aber auch zur Befreiung der Gefeffelten, zum Schutz der Unterdrückten, zum Kampf für die Ausgebeuteten."
Ich kenne die Theorie," meinte Edward. Der edle Räuber Robin Hood , man nimmt den Reichen und gibt es den Armen. Zuerst aber muß Robin Hood mit den Seinen Feste feiern, das ist nur gerecht. Und muß auch für schlechte Beiten etwas zurücklegen, das gebietet die Klugheit. Und dann kommt der treue fleine John und will seinen Teil, und auch der liebe alte Mönch Tud. Den dürfen wir nicht ver gessen, sonst wird uns Gott das nächste Mal seinen Segen vorenthalten. Und die Jungfrau Marion muß ein neues
Gewand haben und einige Seidenbänder, um das schöne braune Haar festzubinden. Und auch Robin will für sich dies und jenes. Ist das alles erledigt, so bleibt für die Armen nichts übrig."
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das feierliche Wort von namenlosem Leiden und dem Sieg des Märtyrertums. Das Volk steht immer noch mitten drinnen in seinem Dulden und hofft auf ein Ostern. Noch ist sein Auferstehen nicht ganz gekommen und wenn das eigentliche Bolt hübsch bescheiden lustwandeln geht, dann spricht es nicht von großen Dingen draußen in der Welt, dann schüttet man sich die Herzen aus und sucht sich von harten und häßlichen Sachen wenigstens in Gedanken zu befreien. Dann denken die Arbeiter und die kleinen Bürger an die glücklichen Industriellen, die reich bedacht von den Segnungen ihrer Regierung, nicht so plebejisch sind, das Fest der Liebe in einem freudlosen grauen Steinhaufen zu verbringen nein, die ferne, die feindliche" Welt, die man immer noch haßt und bekämpft, birgt so unendlich viel an Wundern des Schönen, daß man gerne das Opfer bringt und aus dem Ertrag der Arbeitsmühen und des dornenvollen Steuerzahlens der Kleinen eine Reise wagt. Nicht die Kranken unter den Arbeitern, den Handwerkern, den Beamter, den Künstlern und Gelehrten holen sich dort Freude und Stärkung die bleiben daheim und müssen froh sein, wenn es wenigstens zu reichlicher Koft langt. Und wie viele haben auch diese nicht, an wie vielen geht nicht das Fest der Liebe ohne Herz und Erbarmen vorbei! Denten wir an sie, für die eigentlich dies Ofter begehen geschaffen ist, geschaffen sein müßte, an die Asylisten und die Gefangenen, an die armen Insassen der Siechenheime und Spitäler, dann wogen Kampfgedanken in das Fest des Friedens, dann schüttelt man den Kopf und fühlt das Herz reger pochen, daß noch so wenig, so herzlich wenig von all dem erreicht ist, was einst die Welt mit Kunde von Freude und Liebe erschütterte.
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Ostern in der deutschen Weltstadt so war es einmal und so darf es nie wieder werden: höfischer Brunt, militärisches Spiel, Freudenfeste der Befizenden, alles, was das Auge betören konnte, nur eins nicht: nur nicht ein bescheidenes Abbild von dem, was das Osterfest doch eigentlich sein sollte. Nichts, gar nichts von Erlösung der Menschen, von Befreiung der Völker aus den Ketten, in die weltgebietende Toren und gewissenlose Machthaber des Rapitals ihre Untertanen" in Reich und Fabrik schlugen.
Diese Osterzeit muß dem deutschen Volke, muß der am meisten leidenden Großstadtbevölkerung Tage des Aufstiegs und der Aussicht auf glücklichere Entwicklung bringen und darum müssen die Ostertage auch Tage helligsten Rampfes sein, darum foll ein jeder werben und wirken.
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Wie bitter notwendig solche Wandlung ist, wir empfinden es an den Ostern, die in das Gedenken an die Passion den Gedanten der Passion des deutschen Bolles und aller triegführenden Völker werfen er fehlte uns gerade noch, der Name Hindenburg , aber es ist recht gut, daß man Torheit und Berblendung genug beseffen hat, um ihn den Massen wieder zum Bewußtsein zu bringen. Einem neuen Karfreitag entgegenführen, das vermöchte dieser Wahlsieg- aber zu Ostern des Friedens und der Liebe würden wir nicht mehr tommen. Beherzigt es- das deutsche Bolt hat übergenug gelitten und will und muß endlich Auferstehung feiern.
„ Die Republik - ein Mishaufen!" Was sich ein Deutschvölkischer vor Gericht erlaubt. Was geschieht den Feinden der Republik , wenn sie über die Republit fich öffentlich in herabsetzenden Borten äußern? Für groß halten sie die Gefahr wohl nicht, sie würden sonst mit ihrer Schimpferet gewiß vorsichtiger sein, als sie es zu fein pflegen. Ein all, den wir als Zeichen der Zeit zur Beachtung empfehlen, wird uns aus Alt- Landsberg ( bei Berlin ) bekannt. Vor dem Schöffen. gericht Att Landsberg hatte sich der deutschvölkische Ge. meindevertreter Stadtoberinjpettor Garste aus Nevenhagen als Schriftleiter des„ Neuenhagen- Hoppegartener Wochenblattes" auf eine Anflage wegen Beleidigung des Gemeindeoertreters Breitinger, des Vorsitzenden der Neuenhagener Ortsgruppe des Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold, zu verantworten. In der Verhandlung erklärte der Angeklagte Garste, in seinen Augen sei die Republit ein misthaufen mit der Jatobinermütze eben auf. Der Borsigende rügte das Verhalten des Angeklagten Garste als ungehörig und drohte bei weiteren Ungehörigkeiten dieser Art mit der Entziehung des Wortes. Wir zweifeln nicht, daß der Vertreter der Staatsanwaltschaft von dieser Aeußerung des aber man stelle sich einmal vor, daß in den Zeiten der Monarchie deutschvölkischen Stadtoberinspektors gebührend Notiz genommen hat. einer auf der Anklagebant die Kühnheit gehabt hätte, die Mon archie einen Misthaufen" zu nennen. Was hätte da die | Staatsanwaltschaft mit dem Mann gemacht?
zukommen. Bietet ihnen etwas Besseres, etwas, das ihnen wirklich Freude bereitet, dann werden sie ihr Geld dafür aus geben. Ich würde nichts unternehmen, das sich nicht mit der Beit bezahlt macht; gelingt dies nicht, so hat sich die ganze Sache nicht gelohnt. Es fönnten auch Läden eröffnet, Nahrungsmittel und Kleider zu gerechten Preisen verkauft werden. Betriebe, die anständige Löhne zahlen, ihre Arbeiter beteiligen. Es hat gar teinen Sinn, wenn wohlmeinende geschäftsuntüchtige Leute derlei Dinge versuchen; sie machen ihre Sache schlecht, und dann heißt es: Seht doch, welch ein Miß erfolg!" Nicht die Träumer, die Theoretiker werden die Welt verändern. Das Leben ist ein Geschäft, bedarf des Geschäftsmannes, um es neu zu gestalten. Dieser Mensch braucht gar nicht erst auf die Revolution zu warten, auch nicht auf das Parlament. Er tann die Welt nehmen, wie sie ist, fie mit ben ihm zur Verfügung stehenden Werkzeugen formen. Eines Tages wird einer tommen und euch den Weg weisen. Wir bedürfen einzig und allein eines wahrhaft großen Mannes; das ist alles.
Sie hatten den Saum der Stadt erreicht; hier trennten sich ihre Wege. Anthony hatte der Mutter versprochen, zum Tee heimzukehren. Die Tetteridges waren fort, und die Mutter hatte einige ihrer früheren armen Nachbarn aus Snelling- Row eingeladen. Edward war um einige Schritte voraus. Betty streckte Anthony die Hand hin. Sie zitterte, erweckte den Eindruck, als würde sie fallen. Anthony legte den Arm um ihre Taille und hielt sie feft.
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Wir start Sie sind," sagte Betty.
Das Bureau von Mowbray u. Cousins befand sich in Anthony lachte; Betty jedoch nahm die Sache ernst. einem viereckigen roten Ziegelgebäude inmitten der Stadt, Bruder.„ Ich will dem Volte jetzt schon helfen. Ein reicher Schreibtisch in der Vorhalle, die nach Herrn Mowbrays Du träumst von der Rukunft," wandte sie sich an den gegenüber der Kirche. Anthony bekam seinen Platz an einem Mann, insbesondere ein guter Geschäftsmann, tönnte in Mills Privatzimmer im ersten Stod führte. Herr Mowbray schien borough bereits morgen den Grundstein zu einer neuen Welt ihn mehr als Privatsekretär, denn als Angestellten zu betrachten. legen. Er brauchte nicht erst auf andere zu warten, könnte Anthony hielt Herrn Mowbrays Papiere in Ordnung, erfür die Arbeiter schöne gesunde Häuser bauen. Ich denke innerte ihn an seine Verabredungen, schrieb jene Briefe. die feineswegs an Wohltätigkeit. Deshalb soll ein Geschäftsmann der Rechtsanwalt selbst beantworten wollte. Herr Mowbray die Sache in die Hand nehmen, ein nüchterner, sparsamer war zu ungeduldig, um diftieren zu können. Mit Hilfe eines Mensch, der den Leuten die Wohnungen für eine erschwing Briefftellers gelang es Anthony gar bald, nach furzen Anliche Summe vermietet. Ich weiß, daß es getan werden deutungen die richtigen Schreiben abzufassen. Herr Mowfann, habe die Frage studiert. Er fann Klubs bauen, um bray pflegte ihn zu seinen auswärtigen Besprechungen mitzudie Schenken zu ersehen, Räume, wo die Menschen zusammen- nehmen; Anthony mußte darauf achten, daß alle Atten in tommen, lesen, plaudern, Konzerte und Aufführungen verander Tasche lagen, mußte die passenden Züge heraussuchen, stalten können. Weshalb sollte es fein Theater für die Ar- alle Einzelheiten regeln. Anthonys Position war troz seiner beiter geben? Denkt doch an das. Geld, das sie fürs Trinken unerfahrenheit eine einzigartige. Er rechnete mit dem Neid vergeuden; sie tun es nur, um aus ihren elenden Heimen fort- der anderen Angestellten, doch wurde seine Begünstigung
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Autoschieber.
Ein Geschäft mit faulen Wechseln.
Ein Konsortium betrieb umfangreiche Schwindeleien mit Automobilen. Die im Jahre 1848 gegründete Benzin- Bertriebs- Gesells fchaft G. Apel u. Co. in der Sellerstr. 27/28, die sich des besten Rufes erfreute, ging vor einem Vierteljahr in den Besitz eines früheren Automobil- Rennfahrers Heinz von Lehn über. Diefer, selbst nicht sehr geschäftskundig, gewann als Teilhaber einen gewissen Pfeil vom Kaiserdamm, der auch Geld einlegte. Diretteren und Profuristen wurden ein 52 Jahre alter, aus Riga ges bürtiger Kaufmann Johannes Kratau, ber zuletzt in der Fries btic, str. 250 wohnte und ein 36 jähriger Kaufmann Sally Selig, der sich Steffen Müller nennt, aus Brandenburg a. d. H. stammt und seine Wohnung in der Behrenstr. 27 hatte.
Unter dem neuen Inhaber inserierte die alte Firma, die überall großes Bertrauen genoß, daß fie Automobile zu laufen suche. Andererseits aber meldete sie sich auch, wenn Autos zum Kauf angeboten wurden. Die Käuferin erklärte bei den Verhandlungen, die zunächst schriftlich oder durch den Fernsprecher geführt zu wer den pflegten, gleich, daß fie den Kaufpreis nicht sofort bar zahlen, sondern nur eine kleine Anzahlung leisten könne und für den großen Rest Wechsel geben müsse. Die Verkäufer erfundigten sich dann nach der Firma Apel, wenn sie ihnen noch nicht bekannt war, und erhielten stets die beste Austunft. So wurden dann die Wechsel in vollem Vertrauen in Zahlung genommen. Das Ende aber war, daß feiner eingelöst wurde und daß die Wagen verschwunden waren. Reflamationen blieben er= folglos. Das letzte Opfer dieser Autofaufer war ein Herr aus Rostock . Auch dieser erklärte sich nach den Vorverhandlungen be. reit, bei einer geringen Anzahlung für sein Personenauto einen Wechsel über 8200 M. zu nehmen und erhielt ebenfalls kein Geld. Weil der Wagen sein letztes Bermögensstüd gewesen war, so fuhr er nach Berlin , um hier persönlich nach dem Rechten zu sehen und zu versuchen, den Wagen noch zu retten. Herr von Lehn war unterdessen, wie er auf Erfundigungen durch den Fernsprecher schon erfahren hatte, nach Amsterdam abgereift. Der Rostocker begab sich in das Geschäft in der Sellerstraße, traf aber hier nur noch Leute, die nicht Bescheid wußten. Die Herren Krakau und denen er sie noch zu finden hoffte, verschwunden. In der Behren Müller waren nicht mehr da und auch aus ihren Wohnungen, in straße 27 erfuhr der Verkäufer nur noch, daß sein Wagen dort in der Nacht zum 6. d. Mts. auf dem Hofe geftanden habe. Am nächsten Morgen hatte Müller mit ihm eine Spazierfahri" angetreten, von der er nicht wieder zurückkehrte. Eine Freundin hatte er mitgenommen. Auch Pfeil hatte seine Wohnung verlassen. Bohin er, Kratau und Müller sich gewandt haben, weiß man noch ebensowenig, wie den Verbleib von Lehns . Ob dieser fich wirklich in Amsterdam aufhält, steht noch dahin. Auf Anzeige des Rostoder Herrn sah sich die Kriminalpolizei sofort die ganzen Geschäfte des Betriebes an und stellte fest, daß die gegen faule
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echiel gekauften Automobile, Rersonen und Lasttraitwonen, sofort wieder verfauft oder lombardiert worden waren. Auch die Bis Lombardscheine waren gleich wieder weiter beliehen worden. jetzt wurden 80 Besiger ermittelt, die um ihre Wager betrogen wurden. 10 Autos murden von der Kriminalpolizei wieder er. mittelt und für die Betrogenen beschlagnahmt.
Die Stadtverordnetenverfammlung hat in dieser Woche eine Etzung am Donnerstag um 6 Uhr. In ihr wird der Stadttämmerer den Haushaltplan für 1925 vorlegen.
Die Spandauer Feuerwehr hatte mit der Behr von Siemensstadt in der Reißstr. 14 einen Brand zu löschen, der in einem Trogenfeller entstanden war und an Delen und Drogen schnell reiche Nahrung gefunden hatte, so daß mit mehreren Schlauchleitungen längere Zeit tüchtig Waffer gegeben werden mußte. Nachts fam auf den Bichelsbergen im neuen Wohnhaus neben dem RestauSchon bas erfte und zweite Stocwert mit einem Teil des Daches rant Raisergarten Feuer aus, das bei Anfunft der Spandauer Behr ergriffen hatte. Auch hier hatte die Feuerwehr mit mehreren Rohren fräftig zu löschen.
Selbstmordverfuch im Grunewald. Die Kinderpflegerin Frida K. aus der Bayernallee in Charlottenburg pergiftete fich vor=" mittags im Grunewald mit einem noch nicht ermittelten Gifte. Sie wurde auf der Straße nach Paulsborn in besinnungslosem Zustande aufgefunden und nach dem Krankenhause in der Achenbachstraße gebracht.
Zusammenstoß zweier Kraffdroschten. Vor dem Haufe Weidendamm 1a stießen zwei Rraftwagen zusammen. Einer der Führer, Johann Baulitsch aus der Cadiner Straße 5, 30g fich Klimt in der Ziegelstraße. Ein Fahrgast, der Kaufmann Martin einen doppelten Schädelbruch zu und fand Aufnahme in der Bleß aus der Goethestr. 34 in Charlottenburg , tam mit Schnittmunden an beiden Händen davon. Die Schuld soll beide Autoführer treffen.
irgendwie als etwas Natürliches aufgefaßt. Sogar der alte Abraham Johnson, der Bureauvorsteher, der den Ruf eines Tyrannen hatte, war von allem Anfang an zu Anthony freundlich. Er schien es als selbstverständlich anzusehen, daß Anthony Jurisprudenz studiere und später bei einem Rechts
anwalt praktizieren werde.
Auch ich hatte dies vor, als ich ins Bureau fam," erklärte der alte Herr Johnson eines Tages, da fie zusammen heimgingen; Herr Johnson lebte ebenfalls in Bruton Square. Er war Junggeselle und wohnte mit seiner unverheirateten Schwester zusammen. Das war vor vierunddreißig Jahren, zur Beit des ersten Herrn Mowbray. Aber damals waren die Bureaustunden länger, und wenn ich heimtam, fühlte ich mich zu müde. Es tam auch noch allerlei hinzu. Außerdem hatte ich nicht Ihren Ansporn." Er lachte, schien zu erwarten, daß Anthony den Wig verstehe. Wenn Sie sich bei irgend etwas nicht austennen," fügte er hinzu, so suchen Sie mich auf. Ich kann Ihnen behilflich sein.
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Dennoch wunderte es ihn, daß alle dies so selbstverständ ich Die Leute hatten recht: Anthony studierte Jurisprudenz. fanden. Er hatte vorgehabt, Edward in feinen B'an einzus weihen und dessen Hilfe zu erbitten. Allein Edward kam ihm
zuvor.
Sie meint, es
Ich freue mich darüber, daß du beim Bater arbeiteft." fagte er einige Tage nach seiner Rückkehr aus Orford. Gr hatte ins Bureau eine Botschaft des Baters gebracht, der mit Kopfschmerzen zu Bett lag. Ich hätte dir auch selbst den. Vorschlag gemacht, würde ich gewußt haben, daß du an diesen Beruf dentst. Auch Betty ist darüber froh fei gut für den Bater, du würdest ihn günstig beeinfluffen." Du solltest jetzt ordentlich büffeln. Ich werde dir eine Lifte der notwendigen Gegenstände zusammenftellen; Betty kann sie dir geben, falls ich dich nicht mehr sehen sollte. Und wenn du Bücher brauchst, die es im Bureau nicht gibt, so laffe es mich wissen; ich werde sie dir schicken."
,, Du hast recht," entgegnete Anthonn. Ich werde fleißig sein. Das einzige, was mich stört, ist, daß ihr mir alles so leicht macht. Es verdirbt meinen Charakter." Er blickte lächelnd auf. Edward saß mit baumelnden Beinen auf dem Schreibtisch des Baters. Du bist mir ein guter Freund gewesen, seit jenem Tag, da du zum ersten Male mit mir Sprachst und ich den jungen Benlove verprügelte." Anthony prach mit einem bei ihm ungewohnten Gefühl.
( Fortsetzung folgt.)