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2. Oeilage öes Vorwärts
Ssnutog. 12. flpril 1H2S
9er Kelöherr hmöenburg.
Hindenvurg ist nicht Lvdendarff. chindenburg ist nicht gleichzusetzen dem strategischen Büffel und Hasardeur Erich Ludendorff , dieser Verkörperung altpreußischen Herren» tu ms und altpreußischer Brutalität. Hindenburgs Bilanz „Aus meinem Leben" hat im Ausland, trotzdem man den Monarchisten und Junker nicht übersah, keineswegs denselben Widerhall gefunden wie Ludcndorfss aufgeblähtes, unehrliches und arrogantes Wert. Auch das republikanische Deutschland hatte es aus Takt und Rücksicht auf den alten Haudegen bis jetzt unterlassen, den Feldherrn Hindenburg unter fre kritische Lupe zu nehmen, da man Ludendorff als die treibende Kraft der politischen und militärischen Sünden der dritten Obersten Heeresleitung erkannte, und da man in der widerlichen Art, mit der sich Ludendorfs über seinen Dienstvorgesetzten hinweg- setzte, von selbst den wirkungsvollsten Angriffspunkt gegen die Auswüchse der Milttärdiktatur im Weltkrieg fand. Hindenburg selbst hat diese unsichtbare Barriere des Taktes und der menschlichen Anteilnahme eingerisien durch seine Präsidentschaftskandidatur. Es wäre ein Verbrechen gegen das deutsche Volk und das friedlose Europa , wenn wir nun nicht die Kraft aufbrächten, über den künstlichen Nebel des einstigen Kriegspresieamtes und über den blauen Dunst neudeutscher Heldenverehrung hinweg dem deutschen » Volk den Feldherrn Hindenburg zu zeigen in seiner wahren Gestalt. Hindenburg war vom Tage seiner Betrauung mit einem Feldkommando an die ehrwürdige Attrappe für seinen heiß- blutigen Stabschef Erich Ludendorff : das drückt sich schon in der Art der Berufung aus, übe? die„ein Stabsoffizier", der sich durch die Beherrschtheit und die strenge Objektivität seiner Auffätze das volle Vertrauen des freiheitlichen Restes des einstigen Offizierskorps erworben hat, in seinem Buch„Das alte Heer", Verlag der Weltbühn«, Charlottenburg , 1920 sol- gende Sätze schreibt: „Man hatte bei Hindenburg stets den Eindruck eines be- dächtigen, erfahrenen, braven und tüchttgen Fochtuannes, der weder etwas Dummes sagte, noch im Manöver Fehler machte: aber n i e ging von ihm auch nur ein Schimmer von Genialität aus. In Karlsruhe war er Dwifions- krmmandeur gewesen unter v. Bock und Pollach, der als einer der klügsten Generale galt. Der alte Dock hat Hindenburg die Qualifikation zum Kommandierenden General gegeben, aber nicht ganz leichten Her- z e n s.„Ich mache mir manchmal Vorwürfe, daß ich ihm die Qualifikation gegeben habe." hat er einmal im Kreise seiner Generalstabsoffiziere geäußert—„er ist ein zu großer Pedant."---- Als Prittwitz mit seinem Chef Waldersee in Ostpreußen geschlagen zurückzugehen schien, mußte schleu- nigst dorthin ein Mann geschickt werden, der etwas konnte. Im Großen Hauptquartier fiel der Name Ludendorff . Daß der etwas konnte, wußte man. Aber er galt als unwilliger und schwieriger Untergebener.— r— Wer sollte mit ihm zusammenarbeiten? Ein Prinz kam nicht Frage, den hätte Ludendorff in zwei Tagen an die Wand gedrückt. Da nannte der Generalquartiermeister v. Stein den Namen seines Freundes Hindenburg . Der war mit dem Feuerkopf Bern- hardi so gut fertig geworden und würde auch mit Ludendorff zirsammenarbeiten können. Dieser grollte.„Ich habe wenig Vertrauen zu der Geschichte," sagte er seinem Nach- svlgec als Oberquartiermeister der 2. Armee...Ich kenne Hindenburg gar nicht, und er ist schon seit drei Jahren in- aktiv." Also schon vor den, Zusammentreffen der beiden Dtos- füren in Hannover in Ludendorffs Extra zu a wußte der„un- willige und schwierige" Generafftarbschef, daß man für ihn den gutmütigen Beschwichtigungsonkel ausgesucht hatte und n i ch t H i n d e n b u r g als die eigentlich treibende und v e r- ontwortliche Kraft im Armeeoberkommando des Oft-ns ansah. Somit war Hindenburg yom ersten Tag seines Feldkommandos an Attrappe und zweite Garnitur. Und so konnte sich Ludendorff mit Recht vor dem Münchener Gericht aufblühen als eine gigantische Blas« Und die Worte in den Saal schmettern:„In mir sieht man Tannenberg, die Musterschlacht der modernen Geschichte!" Stimmt das? Werden die Sieger von Tannenberg mit Recht gefeiert als die Schlachtengenies im Weihrauch der unvermeidlichen„Oftpreußentage" auf den Schlachtfeldern im Osten? Gewiß— Tannenberg war ein kübner Husaren- sireich, eine technisch und taktisch vorzügliche Führerleistung. Der Kenner des Getriebes der modernen Heeresmaschinen aber lächelt, wenn er die Ergüffe der Begeisterung über die
gottbegnadeten„Schlachtenlenker" von Tannsnberg liest. Das affhielle Generalstabswcrk über den Weltkrieg, dessen ersten beiden Bände im Herbst vorigen Jahres vom Reichsarchiv herausgegeben wurden, beweist in Uebereinstimmung mit dem Buch des Generals Hoffmann»Der Krieg der versäumten Ge- legenheiten" klipp und klar: 1. daß die Abberufung des Ge- nerals v. Prittwitz und seines Stabschefs und damit die Be- rufung Hindenburgs und Ludendorffs durch ein Mißver- ständnis erfolgte: 2. daß General v. Prittwitz keineswegs endgültig hinter die Weichsel gehen wollte, sondern in den letzten Stunden seiner Kommandotätigkeit durch sein« Anord- nungen die Schlacht von Tannenberg so einleitet«, wie sie dann von seinem Nachfolger geschlagen wurde: Z. daß Hindenburg und Ludendorff jeden Funkspruch des Gegners auffingen und dadurch einem Spieler glichen, der die Karten seines Partners kennt, ohne die eigenen Karten aufzudecken. General Hoffmann , der 1. Generalstabsoffizier der Ost- arme«, aber beantwortet die Frage: Wäre es mich ohne den Wechsel im Oberbefehl zu einem Sieg von Tannenberg ge- kommen? mit einem glatten„Ja". Wo bleibt nun noch der Glorienschein des Siegers von Tannenberg, de» gefeierten Feldherrn und weltberühmten Strategen? Die gesamte in- und ausländische Militärtritik aber ist entsetzt darüber, mit welcher zynischen Offenheit General Ludendorff und Oberst Bauer ihren einstigen Oberbefehlshaber als eine strategische Null entlarven. Professor Hans Delbrück — weiß Gott , kein Pazifist und Sozialist— staunt in feiner Schrift„Ludendorffs Selbstporträt' darüber, daß Hindenburg in dem Bauerfchen Buch als„eine e h r w ü r- d I g e Rull" erscheint. Er bestimme niemals selbst, sondern lasie sich bestimmen.„Wir haben ihm zuletzt gar nicht mehr gesagt, wo die Armeekorps standen", hat Oberst Bauer dem Profeffor Delbrück über den»Feldmarschall" berichtet.(Siehe Ludendorffs Selbstporträt S. 9.) Und General Bnat schreibt in seinem Buch»Ludendorff " (S. 254) als einer der besten Kenner der Befehlsverhältnisse in den höchsten Kommandostäben über diesen in der Kriegs- gefchichte unerhörten Skandal:.Daß Ludendorff auf dem Gebiet der Entscheidung sich seinem Borgesetzten derart unter- schiebt, daß er ihn praktisch vernichtet und daß diese unausstehliche Anmaßung kein Erstaunen hervorruft, so etwas fft vielleicht nur im deutsche» Heer« möglich." So tastet sich der 70jZhrige Greis, der alte, ehrlich« Hau- degen durch das Meer von Blut des großen Krieges, von an- deren getragen und gestoßen und als Aushängeschild benützt. Er hat seine Heldensigur auszuleihen— um das»Hinden- burg-Programm" schmackhaft zu machen, um die„Hinden- burg-Stellung" zu glorifizieren, um die geistlose, starre Ab- wehrschlacht des Jahres 1917 zu beräuchern und um uns dann endlich hineinzustoßen in das Jahr des letzten Einsatzes „um die Bank" und in de» Zusammensturz voller Tränen und Blnt. Als eine»ehrwürdige Rull" sitzt er in seiner Billa in Spa, von feinem Stabschef zur Seite gestoßen, während Ludendorff vorn in Avesnes seinen eigenen Laden aufmacht und sich in eine Angriffsschlacht stürzt, ohne die Mittel zum Sieg. Wo war er, die e h r w ü r d i g e N u l l. als Ludendorff das strategische Ziel Amiens und die Küste aus dem Aug« verlor und herumtastete an der Front, bald im Süden, bald im Norden, wo war er, als fein Stabschef die Infanterie auspumpte und seine Reserven zermürbte: wo war er, als dieser die Heranziehung der österreichischen Truppen aus« schlug in feiner Ueberheblichkeit: wo war er, als Ludondorff die Tankstage auf die leichte Schulter nahm, die doch kriegs- entscheidend war: wo war er. als man die falschen Berech- nungen aufstellte über das Eintreffen der Amerikaner— olles erhärtete Tatsachen, die General v. Kühl dem Unter- suchungsausschuß des Reichstags als»Ursachen des Zu- sammenbruchs" unterbreitet hat— wo war er, als es bieß. die Front zurück, zureißen auf die Maas , um die Waffen- streckung zu verhindern; wo war er damals— die„ehrwürdige Rull" in Spa? Jeder alte Soldat hat bis jetzt gern die Waffen gesenkt vor dem grauen Haupt des Generalfeldmarschalls v. Hinden- bürg und Beneckendorff. Jetzt aber geht es um die Zukunft des deutschen Bolses. um die nächste Generation. Danim ist es Zeit, die alten Soldaten aus den Trichtern und Stollen der vierjährigen großen Schlacht zu Zeugen aufzurufen— gegen das, was hinter uns liegt und für ein neues Geschlecht! HermannSchützinger.
Die Demagogen am Pranger. Zum dentsch-spanischen Handelsvertrag. Aus Gewerkfchr itskreifen wird uns geschrieben: Die demagogische Ablehming des deutsch -fpanifchen Handelsvertrages durch die Deutschnationalen und Kommu- nisten im Reichstagsausschub am 1. April wird— von den Winzern abgesehen— in allen Wirtschaftskreisen gebührend gebrandmarkt. Hatte doch dieser Handelsvertrag in einer ganzen Reihe wichtiger Industriezweige eine bedeutende Erporterhöhung herbeigeführt. Aus einem Arbeiter- fekretariat des Westens wird uns mitgeteilt, daß an dieser Erporterhöhung insonderheit die Schloßfabrikatiost von Velbert die Stahlwaren von Solingen , die Werkzeugindustrie Rem- ichcids und die Industrie von Schmalkalden beteiligt feien. In diesen Industrien erhöhte sich der Expott nach Inkraftsetzen des Handelsvertrages um etwa 290 Proz. Bei einer einzigen Firma der Schlohindustric von Belbcrt erhöhte sich die Einfuhr nach Spanien von 8997 Kilogramm in den vier Monaten vor Abschluß des Vertrages auf 55 649 Kilogramm in den vier Monaten nach Abschluß dcs Vertrages. Also schon in den ersten mer Monaten nach Inkraftsetzen des Vertrages hatte sich die Ausfuhr nach Spanien um das Sechsfache gesteigert. Die Gewerkschaften als wirtschaftliche Vertretung der Ar- heiter und Angestellten haben daher an der Ratifizierung des deutsch -spanischen Handelsvertrages ein besonderes Interesse. Um so größer ist jetzt in der Arbeiterschaft der Unwille über das demagogische Ränkespiel der Deutschnationalen und Kommunisten. In
einer weiteren Anzahl von Zuschriften aus Wirffchafts- und Arbeiterkreisen kommt dieser Unwille lebhast zum Ausdruck. So heißt es in einer Zuschrift aus der Silberwaren» i n d u st r i e: »Das im Juli 1924 abgeschlossene deutsch -spanische Handelsab- kommen, welches der deutschen Edelmetallwarenindustrie den Absatz nach diesem Land« wieder möglich machte, ist augenblicklich in großer Gefahr. Der Handelevettrogsausschuß des Reichstages hat da» Ab- kommen abgelehnt, wobei sich die sozialdemokratischen Mitglieder der Stimm« enthielten. Der Grund zu dieser Stellung ist nach meiner Information der folgende: Die Deutschnationalen treiben emdoppeltesSpiel, sie treten für die Interessen ihrer landwirtschaftlichen Mit- g l i e d e r(der Weinbauern und Winzer) ein und wollen der Oeffent» lichkeit gegenüber sich für die einzig berufenen Hüter der deutschen Interessen aufspielen, andererseits aber wäre es einem großen Teil der Dcutschnationalen sehr unangenehm, wenn der Vertrag scheiterte, da sie als Industrielle an ihm sehr iuteresssett sind. Die Sozial- demokratische Patte! will die Deutschnationalen nun m. E. mit vollem Recht veranlassen, klar und deutlich zu reden, und es ist zu be. fürchten, daß, falls die Deutschnationalen dies nicht tun, die Sozial- demokraten gegen den Vertrag stimmen, wie es bereits einmal eine ähnliche Lage beim Handelsvettrog mit Siam gab. Für die deutsche Edelmetallwarenindustrie ist Spanten ein unentbehrliches Absatzgebiet. Nach meinen Nachrichten würde die Nichtbestätiguna des Bettrages die sofortige An- nullierun g von Ordners nach sich ziehen, die ollein für den Bezirk Pforzheim die Summe von 1�5 bis 2 Millionen Goldmark
ausmacht. Kommt der Vettrog nicht zustande, so verlieren wir dieses Land, denn es ist gar nicht daran zu denken, daß sich die Spanier auf andere Bedingungen, wie die augenblicklichen, einlassen Die spanische nationale Industtte ist sowieso sehr erstarkt, und diese würde sich freuen, wenn es zum Bruch käme." In einer weiteren Zuschrift, die aus der Metall- warenindustrie stammt, wird folgendes ausgeführt: »Di« Reichstogsabgeordneten, welche sich zu einer derartig ent- scheidenden Abstimmung entschließen konnten, scheinen über die Wir kung derselben völlig im unklaren zu sein. Das Land, welches im Kriege trotz größter Schwierigkeiten neutral blieb, soll nicht einmal den Handelsvertrag erhalten, der unseren eigensten Interessen ent- spricht. Wegen einiger Winzer, welche die Gefahr des spanischen Weines wirtlich nicht zu fürchten brauchen, wird hierdurch die nachSpanienexportierendeIndustrievölliglahm- gelegt. Die vielen, in Spanien gern gesehenen Deutschen werden in ihrer Tätigkeit nicht nur behindett, sondern müssen entweder das Land verlassen oder als Wirkung der Ablehnung im Kampf gegen berechtigt feindliche Gesinnung an Stelle der deutschen Erzengnisse nunmehr die Fabrikate anderer Länder einführen. Der Expott deutscher Waren ist nach dem Kriege auf ein Mi nimum herabgesunken und in dem Land, in weichem wir die Wog- lichkeit hätten, durch den neuen Zolltatts unsere alten, uns wohl gesinnten Kunden wiederzuerobern, werden wir nunmehr den Er pott für Immer verlieren. Wie soll eine Handelsbilanz aktiv werden, wenn uns die Export Möglichkeiten genommen werden? Wie sollen wir Steuern zahlen, nachdem die Kanskroft der deutschen Abnehmer auch nicht zum Teile ausreicht, unsere Betriebe zu füllen? Denken die Reichstagsabgc- ordneten denn gar nicht daran, daß die Arbeitslosigkeit die Folge so kurzstchtiger Maßnahmen ist? Die Spanier haben sich während des Krieges und nach dem Kriege infolge unserer damaligen Lieferungs- Unmöglichkeit und infolge der unglücklichen Valutaverhältnisse sehr gut mit den Erzeugnissen der eigenen Industrie behelfen können Die spanische Fabttkation, welche gegenüber der Vorkriegszeit be- tanntlich gewachsen ist, besteht auch heute noch: nur reichte schon die Möglichkeil des neuen Handelsoettroges au», um der besseren Qua- lltSt des stets gern gekauften deutschen Fabrikats den Vorzug zu geben, nachdem wir deutsche Fabttkanten zu Preisen angeboten haben, welche den Selbstkosten entsprachen, um uns den Markt wieder zu erobern. Diese Preise im Zusammenhange mit dem in Aussicht stehenden Zolltarif ermöglichten es den Spanlern wiederum, sich für die deutschen Erzeugnisse zu interessieren Mit wesentlichem Kostenaufwand haben wir eine Reihe span! scher Austrüge in Erwartung des neuen Vertrages hereingeholt: dies« Austräge müssen wir nunmehr wieder aus dem Betriebe ziehen, weil wir das Risiko der Annullation und Differenzen nicht auf uns nehmen können. Aber nicht nur dos spanische Absatzgebiet werden wir durch die Kurzsichtigkeit der Politiker verlieren. Wir werden uns auch das Wohlwollen aller Latein-Amerikaner spanischer Provenienz ver scherzen und hiermit eins der wenigen Absatzgebiete, in welchen! deutsche Waren noch gekaust werden. Wir werden auch logischer- weise durch diese kurzsichtige Maßnahme die spanische Industtte so stärken, daß dieselbe uns in Latein-Amerika , Nordafrika und Por tugal ein« nicht zu unterschätzende Konkurrennz machen wird. Sollte« die deutsch « Industtte und der deutsche Handel denn nicht soviel Macht besitzen, um sich nicht durch wenig« kurzsichtige Politiker den Lebensnerv abschneiden zu lassen? Sollte es nicht im Deutsch «: Reiche Politiker geben, welche erkennen, daß wir unabhängig von der Wirtschastsfrag« auch auf das Wohlwollen der wenigen Staaten angewiesen find, welche uns bisher nicht in der üblen Weis« b». handelten wie unsere früheren Feinde? Es scheint uns der letzte Augenblick gekommen zu sein, durch Industrie und Handel in Ge- meinschast mit weitsichtigen Politikern einen Fehler zu vermeiden. welcher nie wieder gut zu machen ist." Aus diesen Zuschriften geht unzweideutig hervor. welcf)ss Frevelspiel von den Ablehnern des Handelsvertrages im Reichstagsausschuß getrieben worden ist. Handelsverträge sind das Mittel, die deutsche Wirtschaft unter möglichst niederen Zollbelastungen in die Weltwirtschaft einzugliedern. Wer in der Weis«(wie DeutschnaUonale und Kommunisten) gegen sie Stellung nimmt, schädigt nicht nur die deutsche Wirtschaft, sondern in erster Linie die deutle Arheiter- schaft. Das aber war ja auch der Zweck m-r Ablehnung des Vertrages durch Deutscynationale und Kommunisten. Die Arbeiterschaft sollte sich diesen Vorgang für die Wahl am 26. April merken und den Demagogen von rechts und links die gebührende Antwort erteilen. kinüerfreunüe und �lrbeitertmliz. Parteiarbeit in Teutschösterreich. Wenn auch der Vergleich zwischen der Taktik der reichsdeutschen und der deutschösterreichischen Sozialdemokratie bei der großen Ver- schiedenheit der politischen Verhältnisse hier und drüben— z. A. 9 bis 10 Parteien im Reich, 4 in Deutschösterreich, aber nur 2 davon ernstlich in Betracht zu ziehen— der Grundlage entbehrt, jo kann doch nur immer wieder auf die Vorbildlichkeit der Partei- Organisation und Parteiarbeit in Deutschösterreich mah- nend hingewiesen werden. Heute geschehe das an zwei Beispielen: Die Kinderfreundebewegunq in Deutschösterreich. Der Reichskonferenz der Freien Schnlc-Kinderfreunde in Deutschösterreich wurde berichtet, daß in dieser Organijatlon jetzt durch 355 Ortsgruppen mit 91 513 Mitgliedern in 15 323 Voran- staltungen 690 404 Kinder ersaßt wurden. Ständig erfahl wurden mehr als 16 000 Proletarierkinder. Wenn sich in dieser Tätigkeit das Leben in Spieltagen, den proletarischen Festen mit ihrer Festkultur. in ungezählten Wandertagen spiegelt, so sagt die Zahl von 185 Horten mit 234 Angestellten und 274 3 freiwillig Mitarbeitenden, daß der intensiven Beeinflussung der prole- tarischcn Kinder auch heuer neue Stätten gewonnen wurden. Die Kinderbibliotheken haben 65 000 Kinderbücher. Die Sominersürsorge 1924 hat 4499 Kinder, um 1003 Kinder mehr als im Vorjahr, wäh- rend der Ferien bcrreut und ihnen Kraft und Gesundheit für die schweren Wintettage in den rauchigen Industriezentren geschenkt. Trotz der Teuerung und des oerhältnißmäßig kleinen Milglieder- Zuwachses— 3,6 Prozent— find die E i n n a h m e n um 50 Proz., die Ausgaben allerdings um 57 Proz. gestiegen. Die Gesamteinnahmen sind 1 772 139 Schilling(1 063 313 Mark). Die Konserenz wurde durch eine Trauerfeier für den Gründer der Organisation, Anton A s r i t s ch. Graz, eingeleitet. Der Vor- sitzende, Reichsobmann Max Winter, gedachte dabei auch der übrigen verstorbenen Mitkämpfer, darunter des Genossen M. L. H a r t m a n n. In der Debatte erklärte der Sekretär der Landesorganijatton Wien :„Die Erfolge Wiens werden es ermöglichen, den schwäche- ren, unter so großen Schwierigkeiten kämpfenden Gruppen z u Hilfe zu kommen." Aus allen Berichten klang starke und frohd Zuversicht für ome g-dfjhiichs ZLywärtsentroicklung der Freien Schule-Kindersreund«.