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Sonntag 5. April 1925

Aus der Film- Welt

Die Filme der Woche.

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hatte, aus dem unerhörtesten Spionagefalle vielleicht der gesamten Weltgeschichte einen Film von der dramatischen Schlagkraft, wie sie Egon Erwin Kischs in der Sammlung Außenseiter der Gesellschaft" erschienene Vonographie Der Fall des Generalstabschefs Reol" New York und die New Yorker. besitzt, herausdestilliert zu erhalten, wurde tief enttäuscht. In diesem London und New York streiten sich noch darüber, wer die Film wird zum Motiv für die folgenschwersten Berkäufe öfter größte Stadt der Welt ist. Der Zahl nach ist London noch überreichischer Aufmarschpläne an Rußland die übliche Leidenschaft für Legen. Aber New York ist zweifellos die modernste Stadt, die eine ruffische Spionin gemacht, während das Leben im Falle Redl Stadt, die das stärkste Leben, die größten Kontraste und den in Wahrheit viel dramatischer gedichtet hatte, als es den durch impulsivsten Rhythmus hat. Hier hat die fapitalistische Entwick Tüchtigkeit und Schneidigkeit als Chef des Spionagebureaus des lung zurzeit ihren Höhepunkt erreicht, es ist nicht nur die größte österreichischen Generalstabs und später als Generalstabsoffizier des amerikanische Stadt, sondern auch eine der größten jüdischen, Prager Korps gefürchteten Obersten Redl zum Opfer seiner zu russischen, italienischen usw. Städte. Aus der ganzen Welt sind verleitenden homoforuellen Neigung werden ließ, die auch von einem Doppelleben zwingenden und zu immer höheren Ausgaben hier große Bevölkerungsteile aller Nationen vereinigt, die zum Teil ihr eigenes nationales Leben fortsetzen. Das Interesse der russischer Seite aus wahrscheinlich zu geschickten Nötigungen aus­ganzen Welt ist daher auf New York gerichtet, und ein Film, der genuzt worden ist. Welche guten Gelegenheiten zu einer vernichten den Kritik jenes Korpsgeistes der Generalstabsoffiziere, der zur uns das Leben und Treiben in dieser Stadt erleben läßt, ist über: Vermeidung einer öffentlichen Berhandlung gegen einen Lumpen all willkommen. Der New Yorker Film, den die Humboldt im Stabsoffiziersrock dem Schuldigen die Waffe zum Selbstmord Gesellschaft in der Urania " und gleichzeitig im Blüthner in die Hand drückt, statt ihn ordnungsmäßig wie jeden armen faal vorführen ließ, vermittelt einen lebendigen Eindruck von Dieser ungeheuerlichen Stadt und ihren Bewohnern. Zum Teil Urlaubsüberschreiter verhaften zu lassen, hat sich dieser Kolportage­film, ganz in alltäglichen Bahnen laufend, entgehen lassen. Auch unter Benuzung anderer Filme wird die Ueberfahrt mit einem die Darstellung dieses Films der unausgenutzten Möglichkeiten ist Lloyd- Dampfer, die zugleich die Schönheit des Meeres offenbart, Mittelware. Dagny Servaes gibt die Spionin nicht schlecht, aber wird der erste Anblick des riesigen Hafens und der ins ungeheure eben so, wie Spioninnen in mittelmäßigen Detektivromanen dar­aufsteigenden Hocharchitektur, zum Teil aus der Luft her gesehen, gestellt zu werden pflegen. Am besten von den männlichen Dar­gezeigt. Dann treten wir die Reise durch die Stadt selbst an, stellern war Alfred Gersbach als unschuldig von Redl vernichteter erfennen ihre merkwürdige Lage auf der langen Manhattan - Haib- Offizier. Dyr von Balberg als Redl gab die geschickte Ausgabe insel, sehen die wenigen Langstraßen, die viele Kilometer lang die Stadt durchschneiden, durchkreuzt von den zahllosen Querstraßen. strahlenden Frühlingsnachmittag hinauswanderte, drängte sich mir eines fompletten Schurfen. Als ich nach Schluß des Films in den Man begreift, daß in dieser Stadt, deren Ausdehnungsmöglichkeit unwillkürlich der Gedanke auf, was wohl aus Redl geworden wäre, beschränkt ist, in den Geschäftsvierteln die gigantischen Himmel­menn es ihm gelungen wäre, seine Verbrechen bis in den Krieg trager entstehen mußten, von denen uns zahlreiche Proben vor­hinein zu verdecken. Wer weiß, in welchem Nachfolgestaat der geführt werden, teils in ihrer nüchternen Zweckmäßigkeit, teils zu Doppelmonarchie er heute Kriegsminister oder Generalstabschef einer neuen Architektur gesteigert. Wie in einem Engpaß tommt F. H. C. einem das Leben in diesen Straßen vor. Die fünfte Avenue, die Straße der Reichsten, das Bankenviertel am Broadway, aber auch das malerische Treiben im Juden-, italienischen oder Chinesen­viertel erscheinen vor uns. Wir sehen in die Paläste der Milliardäre, wir werden Zeugen des grenzenlosen Elends in den Armenviertel, wo Menschen froh find, in einer Kiste übernachten zu können. Bon abenteuerlicher Schönheit ist New York bei Nacht, im Spiel der zahllosen Lichter und Lichtreklamen. Unfaß­bar ist das Verkehrsleben in dieser Stadt, in der eine Million Autos verkehren, und eine aufs genaueste geregelte Verkehrs­ordnung doch nicht verhüten kann, daß täglich eine Anzahl Menschen zu Tode gefahren werden. Am Sonntag fahren wir in der ununterbrochenen Autofette hinaus nach Coney Island , dem Riesenrummelplay und beliebtesten Badestrand. Aufregend wie das Leben sind dort die Vergnügungen, von denen wir in unserem Lunapark schwache Proben vorfinden. Ein Film, der alles Bemerkenswerte aus dieser Achtmillionenstadt zeigen wollte, würde tagelang dauern. Unser Film muß sich daher begnügen, Stich­proben daraus zu geben. Arbeitslosendemonstrationen, die empörende Versteigerung von Arbeitslosen, Einblide in das Zucht­haus Sing- Sing, in dem die Insassen merkwürdige eigene Ein­richtungen geschaffen haben, wechseln mit Bildern aus dem Sport­leben, dem Karnevalstreiben, dem politischen Betriebe. Zum Schluß werden uns, was feinen eigentlichen Zusammenhang mit tem Thema mehr hat, Ontel Sams Luft- und Seeflotte und( zum Waldausroden benutte) Tanks vorgeführt. So flingt der Rhythmus dieser Weltstadt aus in den imperialistischen Hymnus auf die Weltmacht Amerika . D.

Insulinde.

Auf den Spuren alfer Sulfur in Java.

Den meisten Deutschen schlägt, infolge angeborener Wanderlust, das Herz höher, wenn sie von einem fremden Erdteil hören, und da der Film sogar das Sehen vieler fremder Herrlichkeiten ermöglicht, finden gerade die Reisefilme bei uns ein dankbares Publikum. Ein Film besonderer Art ist Insulinde. Er ist das Ergebnis einer anthropologischen Filmerpedition, die unter der Leitung von Prof. Hauschild stand. Es zog ihn nach Java, wo er an Menschen verschiedenster Herkunft, an Javanern, Chinesen, Malaien usw. seine Messungen vornehmen konnte. Die Ergebnisse, die der Forscher vor­erst in seiner Erinnerung aufspeicherte, um sie später zu verarbeiten, gingen verloren, denn Prof. Hauschild starb auf der Heimreise an einem Tropenfieber. Sein großes Filmwerk, das die Europa­Film A.-G. in Vertrieb nahm, erreichte Deutschland . Bei uns wird es sicher als ein Dokument emfsigen Fleißes gewertet werden. Wir fehen u. a. Batavia, die Hauptstadt des Landes, den Botanischen Garten in Buitenzorg , den Bulkan Bromo, die primitiven Bambushütten der Urwaldmenschen und Nusa Rambangan, die Insel der Verbrecher. Bon ungeheurem Reiz find auf dem Dieng­Plateau die Ueberreste uralter Tempelbauten. Das heutige Java hat zu seiner alten Kultur teinerlei Beziehungen, so sind auch die mit Moos überwucherten Riesengötterbilder aus Stein, die in­mitten des Urwaldes stehen, nicht mehr die Beherrscher einer Kult­stätte. Lebendig ist die alte Kultur einzig und allein noch im Tanz. Um von der im Bergessen versunkenen Kultur bildlich zu reden, zeigt der Film recht viel Architektur. Sie ist sehr schön, ermüdet aber den Zuschauer. Die Tropenjonne ließ nicht sehr oft vollkommen flare Aufnahmen gelingen. Um dem Film beim großen Publikum eine freundliche Aufnahme zu schaffen, muß man den Mut zu ganz energischen Kürzungen haben. Ueber die unglaublich primitive Ab­rellung des Films im an und für sich so schönen, doch für derartige Vorführungen nicht geeigneten Raum des Forhauses braucht nicht mehr geschrieben zu werden. Die Einwendungen sind durch die Ereignisse bereits längst überholt, denn der Raum ist schon längst attsgebrannt.

Der Totengräber eines Kaiserreichs. ( Oberst Redl.)

e. b.

Der Wert des am verflossenen Donnerstag zum ersten Male im Brimus- Palast vorgeführten Films" Der Totengräber eines Raijerreiches" des Filmhauses Brudmann u. Co. entspricht etwa der Geschmadlosigkeit des dafür gewählten Titels. Wer da geglaubt

"

wäre.

HARRY PIEL

IN SEINEM

NEUEN FILM

SCHNELLER ALS DER TOD...

DER GROSSE ERFOLG

der

ALHAMBRA

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BAYERN

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Der große EMELKA- FILM:

Freiwild".

Mozart- Saal.

Beilage des Vorwärts

mit ihren Filmen einen vollen Publikumserfolg zu erzielen, ohne Man muß es den Amerikanern lassen, sie verstehen sich darauf, dabei dem Kitsch zu verfallen, oder ohne doch seine Grenzen allzu sehr zu überschreiten. Dieser First- National- Film ist ein treffliches Beispiel dafür, wie man an die edelsten Gefühle der Fümbesucher appellieren kann, wie man ihren Gemütsbedürfnissen aufs äußerste entgegenkommen kann, ohne in die Welt der Hintertreppe zu ge­raten. Was kann es Rührenderes geben als die Liebe der Mutter zu ihrem Kinde, die von ihm getrennt sich rein erhält, immer in der Hoffnung, ihm einst alles wieder sein zu können! Und was gefällt dem Publikum mehr als die ausdauernde und zu jedem Opfer bereite Liebe des Mannes, der noch dazu ein reicher Junggeselle und abgesagter Weiberfeind ist, der um ein armes, grundlos ver­dächtigtes Weib wirbt und den Glauben an ihre edlere Natur nie aufgibt! Beide Motive nuzt dieser Geſellſchaftsfilm aus, der in vor­nehmen amerikanischen Kreisen spielt und den üblichen Lurus der überladenen Zimmereinrichtung vorführt. Die unschuldig gefchiedene Frau, die dank den Machinationen ihres Mannes auf ihr Kind hat verzichten müssen( und auf was für ein reizendes Kind!) und die nun Mannequin in einem großen Modehause wird, ist die wegen ihrer Anmut in Amerika sehr geschätzte Corinne Griffith . Sie ist in den ersten Szenen nicht viel mehr als eine schöne junge Frau, aber wenn dann die Liebe zu ihrem Kinde ins Spiel fommf und sie gar von der falschen Nachricht von seinem Tode im Inner­sten getroffen wird, dann gewinnt dieses schöne Gesicht all dic rührenden Nuancen, die in der Großphotographie so gesteigert.her­vortreten. Jedes mitfühlende Herz ist von diesem stummen Schmerz, der sich erst spät in Tränen auflöst, ergriffen, und wenn sie nun erkennt, wie ihr Berehrer ein aufrichtiger Freund ist, der alles daran gesetzt hat, um ihr wieder zu ihrem Kinde zu verhelfen, jo spendet sie Momente entzückender Liebe. Dieser Freund ist Con way Tearle, der diese edle Seele im Millionär, zurückhaltend und sympathisch darstellt. Die Geschichte spielt sich ab im Rahmen gesellschaftlicher Veranstaltungen, zu denen eine Fülle schöner Frauen aufgeboten wird, die diesmal nicht bloß das fonventionelle Lächeln auf den Kirschenlippen zeigen, sondern individualisiert und charafferi siert sind. Freilich der Salon der schönen Frau, die ihren Besuche­rinnen Gelegenheit gibt, gute Verbindungen anzufnüpfen, dürfte nicht ganz der amerikanischen Wirklichkeit entsprechen. Aber wer wird an so etwas denken, wenn er Gelegenheit hat, so hübsche Augenweide vor sich zu sehen.

Die weiße Motte. Verlieren Sie schleunigst die Stimme und tanzen Sie, wenn Sie Erfolg haben wollen," fo fönnte man heute jeder schönen Sängerin raten. Die weiße Motte"( Balmenhaus) macht's auch so. Ein Tänzer rettet die fleine Sängerin eben vor dem Sprung in die Seine, um aus der Unglücklichen eine viel um­jubelte Tänzerin zu machen. Der Lebensretter und Partner verfolgt fie in unerhörter Liebe( denn er ist verlobt), mährend der Bruder des reichen Jünglings sie heiratet. Er nahm sie nur zur Frau, um dem Bruder den Weg zur Pflicht zu weisen. Suguterlegt aber hat man das Bewußtsein, daß die beiden Verheirateten die eheliche Ge­meinschaft nicht nur dem Namen nach eingehen werden. Was bringt nun der Film an Sehenswertem? Ein paar recht gute Barieté Tanzszenen, sonst nichts Erhebliches Im Gegenteil, er ist oft der= artig primitiv, daß man ein Erstaunen nicht unterdrücken kann. Als 3. B. die unglückline Sängerin sich in die Seine stürzen will, sieht man ein wenig schmugiges Grabenwasser, eine Holztreppe und eine vorsintflutliche Droschke, die mit einem Schimmel( der wegen der günstigen Lichtreflere eine beliebte Kinofarbe ist) bespannt ist. So beehrt sich For aus Paris darzubieten. Wenn man die amerikani. fchen Filme etwas genießbar machen will, dann muß man die Legte einer energischen Revision unterziehen. Schließlich liegt das Balmen haus am Kurfürstendamm , woselbst man über Liebe und deren Be­gleiterscheinungen sehr selbständige Auffassungen hat. William For, der Filmallgewaltige, jedoch scheint Berlin für tiefste amerikantsche Urwaldprovinz zu halten. e. b.

Ein Film von der Urgeschichte der Menschheit. Ein Film, der die Urgeschichte der Erde vor Millionen Jahren zeigt, also ein historischer Film in verwegenſtem Sinne des Wortes, wurde soeben im Astor- Theater in New York aufgeführt. Es handelt sich um einen Film, in dem zum erstenmal ein Dinosaurier gezeigt wird. dessen Knochen man bekanntlich gefunden hat. Er wird so vor­geführt, wie er nach Anschauung der Gelehrten im Leben aus. gesehen haben muß, denn er ist mit Hilfe hervorragender Maschinerien lebensgetreu restauriert und hat die Möglichkeit, durch die Straßen zu wandeln und den Eindruck eines Lebenden zu machen. Zu melchen Ergebnissen man auf diesem Gebiete fommen fann, das zeigte bereits der Drache in dem deutschen Nibelungen­Film, der auch völlig den Eindruck des Lebenden machte. Dem Film zugrunde liegt Conan Doyles phantastische Geschichte Die verlorene Welt". Die Geschichte zeigt, wie ein gewisser Professor, der in London verlacht wurde, eine Forschungsgesellschaft ausrüstet, um nach lebende Ungeheuer zu entdecken. Wenn man sie sicht", schreibt die New York Times " in dem vermutlichen Aussehen lebender Eaurier: Dinosaurier, Brontosaurier und Allosaurier, ist die Erregung riesengroß Da waren Männer und Frauen Liliputaner unter den riesigen Tieren, die Bäume ausreißen und ihren Weg durch Wälder und Sümpfe bahnen. Es wurden Der mehrere Kämpfe zwischen den verschiedenen Arten gezeigt." Brofessor hat, um seinen Ruhm zu bezeugen, einen Brontosauros mitgebracht, der von der Nase bis zur Schwanzspitze 120 Fuß mißt. Er bekommt eine telephonische Nachricht, daß der Käfig des Ungeheuers beim Abladen vom Schiff entzwei gegangen wäre und das Tier entschlüpft sei. Man sieht das riesige Geschöpf durch Londons Verkehrsstraßen laufen. In einer anderen Szene bricht das Tier durch die Tower- Brücke und fällt in die Thèmje.

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nur durch

Der Schrecken des Meeres"

sowie das reizende Lustspiel mit HAROLD LOYD

Schauburg, Berlin W. 9, Königgrätzer Straße 121

Täglich 6 und 9 Uhr