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Sonntag

12. April 1925

Unterhaltung und Wissen

Beilage

des Vorwärts

Der geschundene Volksheld oder: Wie man Präsidentschaftskandidat wird.

Helde

Bitter

.Rrrrrrrchchch- rrrrrrchchch rrrrrrchchch--­

-Exzellenz, wachen Sie auf! Das Baterland ruff Sie!"

NUR 14

STUNDCHEN

Wie Sie lehnen ab? Wir lassen nicht locker!"

W.STEINERT.

Em

Noch immer fein Ja? Da müffen wir stärkere Drud­mittel anwenden

Auferstehung.

Die Toten drängen zum Licht herauf.

hort ihr ne rufen? Macht auf! Macht auf!

Wir wollen über die Erde gehn,

Wir wollen die liebe Sonne sehn.

Wir liegen für euch in fühler Gruft. Thr schreitet in feliger Himmelsluft. Was sperrt ihr die Tore des Lebens zu? Wir Toten finden feine Ruh.

Wer jagt die Knechte des Krieges fort? Sie schänden noch immer den heiligen Ort. Wer wälzt den Stein von der Grabes Tür? Müffen wir umgehn für und für? Bolf, heb den Stein und wirf ihn weit! Dann bist du und sind wir befreit. Trau deiner Kraft! Heb dich ins Licht Und halte Gericht!

Die Welt will blühen und heiter prangen. Freude und Friede ist alles Verlangen. Mimm uns endlich in Frieden auf!" Die Toten drängen zum Licht heraus.

Karl Bröger

Osterbetrachtung.

Bon M. Todenhagen.

er durch dieses frühlingsfrohe Ostern forglos wandert, dem muß das Beben eine beglückend: Tatsache scheinen. Eines unserer Ariegsoftern tat es biefem gleich im Sprießen und Knospen und lachender Sonne, Damals traf ich auf einem Spaziergange an ciner der Brücken des Teltower Kanals mit drei jungen Müttern zusammen. Die lange Reihe der Spaziergänger stockte etwas ihret. wegen. Alle drei schoben Sportwagen, mit fleinen Menschenfindera belastet, por fich her. Alle drei trugen an ihren Hüten lange schwarze Trauerschleier drei junge Kriegerwitmen auf einmal- Ein veinvoller fchmerzlicher Kontrast zur jubelnden Lebensbejahung Bes Oftertages.

Mandhe Ostern haben feltbem ferne, junge Gräber mit freund

ich werde den alten Knaben schon auf

Her mit ihm den Schwung bringen­

lichem Grün geschmückt. Wunden beginnen allmählich zu ver narben. Die Welt sucht Heilung, der Mensch besinnt sich auf das Leben verlangt aus den Händen der Mütter Befreiung vom Rainslos.

Nach ewig sich wiederholenden Gefeßen hat das im Sturz aller am tiefften gestürzte Bolt die höchste Aufgabe: durch die Karwochen bis zur Auferstehung aller allen voranzuschreiten. Das deutsche Bolt durchschritt die Karwochen des Ruhrkampfes und offenbarte schließlich der Welt, daß menschlicher Bille militärischer Gewalt Grenzen zu stecken vermag.

Was will es befagen, wenn an solcher Erfahrung nicht alle teilhaben, nicht alle den Geist neuen Deutschtums erfassen. Die Kains find auch in Deutschland noch nicht ausgestorben. Mitten in die ersten Anfäße einer Berständigung unter den Bölkern stellt ein fleiner Kreis die militärische Gewalt wiederum als Mittelpunkt deutschen Seelenlebens heraus. Er wil die mannigfachen Ergeb niffe langsam fich gestaltenden Tat- Setns" im deutschen Bolfsleben nicht fehen, wil alle, deren Seele in diesem neuen deutschen Tat fein noch nicht fest wurzelt, täuschen, zurückreißen in die ver. gangene Scheinwelt verflungener Heldentaten.

Der Name Hindenburg ist das Schild einer Zeit, in der das Leben für die große Masse des Boltes eine Tatsache war, mit der fie fich willenlos abzufinden hatte, auch wenn fie nicht beglückend war. Dielem Ramen fönnen nur die folgen, die nicht zum Tat fein mit auferstanden sind.

Wir fühlen uns hineingestellt in neue Lebensbejahung. Infere Liebe baut dem Menschen neue Tempel der Gemeinschaft mit seines­gleichen, in denen ihm Gott zum Erlebnis wird, wie der Dichter Karl Bröger fingt:

Heißt nicht Gottes anderer Name: Du? Jeber Weg führt auf ihn zu,

Mündet ftill in seine tiefe Ruh.

Du dunkler Bruder!

Na endlich! Aber jetzt werden wir ihn wohl erst mal nen aufbügeln lassen müssen...

fproßt junge Saat neuen Bolts- und Menschtums. Wir werden sie zu hinten wissen vor dem Tritt des Militärstiefels! Jede proletarische Stimme gehört der Republik 26. April dem Republikaner Wilhelm Marg!

Seth sprach:

Gleichniffe.

Bon Klabund. Rämpfen.

gehört am

Bon Yu geht das Gerücht, daß er ein gewaltiger Krieger sei, Er hat aber noch nie einen Kampf bestanden; wie kann man ihn fo einen gewaltigen Krieger nennen? Mir scheint das logisch fo unrichtig, als wolle man eine Jungfrau Mutter und einen Kapaun Hahn nennen.

Li fprach:

Du hat schreckliche Waffen erfunden, gegen die es feinen Schui gibt. Man muß sich hüten, ihn zu reizen, daß er sie anwendet. Er fann mit Bliden schießen und mit Gedanken töten. Seine Feinde legen die Waffen nieder, wenn er nur die Nasenflügel und die Er hat es Wimpern bewegt. Wimpern bewegt. Der wahrhafte Held fämpft nicht. nicht nötig, zu fämpfen. Es genügt zu wissen, daß er ein Helo ist. So wird er waffenlos auf dem Felde pflügen und niemand wird es wagen, das Schwert gegen ihn zu richten.

Seth fragte:

Ruhm.

Soll der Weise nach Ruhm streben? Wenn man feinen Rindern fons nichts vermacht, ist es nicht wünschenswert, ihnen einen großen Ramen zu hinterlassen?

Li sprach:

Rung ordnete den Staat und sammelte die Ideen der Borzeit in den heiligen fünf Büchern: Liederbuch, Buch der Urkunden, Buch der Wandlungen, Buch der Herbst- und Frühlingsannalen, Bud der Riten. Boher datiert nun sein Ruhm und wie wurden diese

Gottes anderer Name: Du" verpflichtende Erkenntnis zur Ehr Bücher befolgt? Auf einem gewissen Ort, der zur Regelung der furcht vor dem Leben

-

Grundton unseres Tatfeins!

-

Du und ich die einzelnen einer Gemeinschaft eines Voltes, feine bewußten Träger, von denen die Staatsgewalt ausgeht, erfahren im Bolt Auswertung ihres Einzelwertes, erfahren höchste Steigerung, wenn unseres Bolles Geist sich auswertet in der im Taisein verbunde nen Menschheit!

Militärische Gewalt ist kein Tatsein. Sie ist Zufallslösung, träge Lebensverneinung, die der Lösung aus Kraft oder Bernunft und Sittlichkeit aus dem Wege geht. Wir aber ringen auf dem Boden der republikanischen Volksgemeinschaft nach Lösung aller Probleme durch Bernunft und Sittlichkeit. Der Boden ist uns teuer- auf ihm

Berbauung dient, hangen seine Schriften, man reißt sich die Blätt chen ab und, ehe man sich den A.... damit wischt, liest man den einen oder anderen Spruch. So ist Kung, so find die alten Schriften berühmt geworden. Der Weise verschmäht diese Art Ruhm, die nach Kot ftirft. Er zieht es vor, verborgen zu bleiben wie Re, der 15 Jahre unter den Menschen lebte, ehe man durch einen Zufall dahinter kam, daß er der Verfasser der Frühlingsmusik sei. Als feine Matte nicht leer wurde von den Schuhen der bewundernden Besucher, rollte er sie eines Tages ein und ging in die Einöde. Da waren es nur die Jahreszeiten noch, die ihm einen Besuch abstatteten und der Frühling felbft spielte ihm seine Frühlingsmufif.