Einzelbild herunterladen
 

die kleine Auferstehung. Auch eine Oskergeschichte. Aus dem literarischen Nachlaß von Kurt QEisner. Die Wohnung, in der ich damals hauste, war nicht allzu ge- räumig, aber vielseitig. Aus ein paar Quadratmetern zwischen den gleichen vier Wänden oereinigte sie: Salon und Bibliothetzimmer, Schlafstube und Küche, Werkstatt, Speisekammer und Vorrats- räum. Selbst ein kleiner botanischer und zoologischer Garten war darin durch besondere Gunst des Hauswarts untergebracht, in der sorgsältigen Auslese eines Blumentopfes und eines Kanarienvogels lfür de» die Wohnung also auch noch ein Musitzimmer darbot). Schließlich war sogar für landschaftliche Schönheit in Gestalt eines aufziehbaren Wasserfalls gesorgt, der in inniger Verbindung mit einem schaurigen Abgrund stand, den schamhafte Leute wohlToi- leite" nennen. Mit allen diesen Segnungen waren aber die Borzüge meiner Wohnung noch nicht erschöpft. Ich war geradezu lückenlos gegen Einbruch versichert, indem Tag und Nacht königliche Staatsbeamte mein Anwesen bewachten. Auch war ein Weckapparat vorhanden, der mich unfehlbar um Uhr morgens, wenn nicht aus den Federn, so doch von dem Bette brachte Einen etwas störenden Nachteil darf ich allerdings nicht verschweigen: man tonnte in die Wohnung zwar hinein, aber nicht heraus. Insofern mußte man von Freiheitsberaubung mit allerhöchsten königlichen Privilegien sprechen. Meine Wohnung hatte eines Tages in der Wandlungsfähigkeit ihrer Bestimmungen die Natur eines Bibliothek- und Schreib- zimmers erreicht. Ich las in einem dicken Schmöker, der auf einem Tisch von 4 Quodratdezimetern Fläche wuchtete. Da begab es stch, daß meine Kopfhaut plötzlich von Gefühlen beseligt wurde, als ob an ihr(die damals freilich noch nicht erfundene) Operation vor- genommen würde, einige taufend an goldenen Widerhaken be- festigte Haare aufzuforsten. Ich kann nicht leugnen: ich kratzte mich heftig, obwohl diese Tätigkeit in der Hausordnung keineswegs kon- zessioniert war. Die Gefühle wurden aber durch diese Eingnsse nur gesteigert. Mein nächster Gedanke war, als ich daran ging, die Kausa- lität der befremdenden und unbehaglichen Erscheinung zu erfor- schen, ein« leidenschaftliche Anklage gegen die Justiz. Wie hätte man auch schuldlose Insekten widerrechtlich und gesetzlos in diesen Raum eingesperrt, die doch schon deshalb nicht zu Gefängnis verurteilt werden durften, weil das Strafgesetzbuch nur für M e n- schen gilt! Ich beschloß, diesem empörenden Akt von Ungerechtig. keit aus den Grund zu gehen. Ich nahm einen Kamm, beugte mein Antlitz tief auf das aufgeschlagene Buch und striegelte mich bis zur Erschöpfung. Dann legte ich ein Zeichen zwischen die beiden Seiten und klappte das Buch zu und drückte es stark. Ich lauschte. Um- sonst. Ich vernahm kein Todesröcheln. Ich öffnete das Buch. Keinerlei Befund. Nicht der blasseste Blutstropfen. Aber die Empfindlichkeit der Kopfhaut steigerte sich ins Un- erträgliche. Waren das etwa Gewissensbisse, die sich verkörperlicht hatten? Sicher war: es wurde immer quälender. Ich tonnte nicht mehr lesen, schreiben, schlafen, essen. Meine ganze Existenz war nur noch ein Stück ewig zuckender Kopfhaut. Und ich grübelte vergebens über die Ursache. Zum Arzt wollte>ch nicht gehen. Der hätte mir doch nur Bittersalz verordnet. Oder: Senfpflaster. Einmal schien es mir wieder, als ob das Jucken neue Nahrung erhielt. Verzweifelt sah ich zur Decke empor oder auch, wie es niancherorts auf gut Deutsch heißt, zum Plafond. Da gewahrte ich eine sonderbare Erscheinung: Unhörbar löste stch ein Blättchen des dünnen Anstrichs, zerstäubte, und wirbelte langsam, fast feier- lich, herunter: und, da ich gerade den Blick aufwärts gewandt, nicht wie sonst, zwischen das Haar, sondern auf die Augengläser. Nun kannte ich die Quelle meiner Qual und auch den Weg der Abhilfe: Ich rückte Tisch und Schemel ein wenig seitwärts, nicht allzu weit: denn erstens verstieß die Verrückung des Inventars gegen die feit jeher feststehende Ordnung des Hauses und war folglich verboten. zweitens aber war überhaupt für die Willkür der Ansicdlung der Raum eng und sparsam bemessen. Einen Tag lang glaubte ich Ruhe zu haben. Aber dann zeigte es sich, daß der Krebs oben an der Decke unheilbar um sich fraß und auch an meiner neuen Stätte seine Gaben herab- sandte Da nahm ich ein Taschentuch und tat. wie Ich's als kleiner Knabe im Regen getan: knüpfte in die vier Ecken Knoten und zog die Zipfelmütze über das Haupt. Das half ein Weilchen. Aber meine ganze Aufmerksamkeit blieb an die abblätternde Decke ge- bannt. Mit schmerzhaft ängstlicher Spannung wartete ich nur noch auf den Augenblick, wann eine neue Sendung des weißen Staubes käme. Und das Taschentuch bedrückte mich, als ob es mir den Atem nähme. Ich warf es beiseite und fühlte wieder, mit unbedecktem Haupte, durch Hin- und Herrücken des Schemels den Kampf wider den tückischen Feind, der mich immer gerade dann erwischlc, wenn ich ihm entronnen zu sein glaubte. Als mich schließlich der Wahn zu packen begann, nicht nur die mürbe Tünche, sondern das ganze Haus mit den vielen hundert Zellen würde auf mich herabfallen, faßte ich einen Entschluß: Ich meldete mich vorl Dieser techmiche Ausdruck schließt eine Reihe höchst umständ- licher Handlungen>n sich, deren Endergebnis ist. daß man eines Morgens laut aalgerufen, durch die erschlossene Tür in einen sich fortwährend mehrenden Zug blauer Gestalten eingegliedert und durch endlose Gänge geschleppt wird die das G.anze be» einer geheimnis- vollen Tür haltmacht. Dort wartet man, bis man an der Reihe ist. Dann dars man hinein, steht vor einem grauen Recken in Uni- forni, d:r blaue Aktcnhefte aus dem Tisch vor stch hat, und dich durchdringend du stehst sechs Schritt entfernt vor dem Tisch, in strammer Haltung anglotzt: Was wolle» Sie?" Ich möchte meine Decke weißen lassen!" Die Neuheit des Anliegens bringt den erfahrenen Greis etwas aus der Fassung, und um Zeit zur Ueberlegung zu gewinnen, schreit er mich an: Sie möchten? Sie wollen sagen, ich bitte darum, daß was war es?" Jawohl, Herr Inspektor, ich bitte darum(Ich lege meine ganze Seele in dasBitte"), daß meine Decke geweißt wird." Der Herr Oberinspektor ist immer noch überrascht:Wollen Sie nicht lieber gleich, daß die Decke getäfelt wird? Oder Klub- sefsel gefällig? Oder marmornes Badezimmer?" Ich bemühte mich, bescheiden und umständlich auseinander- zusetzen, was die Ursache meines Begehrens wäre, wahrhaftig nicht der überreizte Schönheitssinn eines vom Komfort der Neuzeit ver- weichlichten Umstürzlers, sondern durchaus gediegene medizinisch- hygienische Gründe, und außerdem das Argument schlug durch! die Rücksicht auf meinen Unternehmer, der meine Arbeitskraft gepachtet und� ein Anrecht auf meinen ungestörten Fleiß hatte. So kam endlich der protokollarische Vermerk In den Akten zu- stände:Auf Station VI 173 soll schadhafte Stelle der Decke frisch geweißt werden!"

Nach einigen Tagen stellte sich auch in meiner Klause eine Untersuchungskomm.ssion ein, die zwar nach eingehender Prüfung zu dem Ergebnis gelangte, daß der Schaden nicht so groß und die Ausbesserung»uhig bis zu meiner fünfeinhalb Monate später er- folgenden Entlassung vertagt werden könnte, die aber mit Rücksicht auf meine dringenden Vorstellungen und weil ich mich im übrigen musterhaft geführt hatte, mir doch verhieß, dem Uebel alsbald abzu- helfen Es kam aber nichts, weder alsbald, noch überhaupt. Ich versank in Trübsinn. Die schrecklichen Gaben aus der Höhe kamen immer häufiger und üppiger. Mein Schädel ward ein Hexentanzplotz, und die Hexen waren uralt, hatten ungewaschene Füße mit unoerschnittenen Nägeln. Nach weiteren peinvollen Wochen entschied ich mich, wiederum mich vorzumelden. Ich wies darauf hin. daß doch Ostern bevor-

derEngelmacher s-sRechtöblocks

stände und daß man mir eine rechte Festfreude bereiten würde. sofern.... Es stellte sich heraus, daß auf dem Instanzenweg irgendwo ein Akt liegen geblieben war. Man versprach jetzt die möglichste Beschleunigung des Verfahrens. Richtig, am Ostersamstag kam ein Kalfakter mit einem Eimer weißer Tünche, einer Leiter und einem umfassenden Pinsel. Er malte mit Feuereifer, daß die weißen Tropfen überall hinflogen, auch auf meine ohnehin überlastete Kopfhaut. Es entstand oben an der Decke ein mächtiger feuchter Fleck. Das sah gewiß nicht schön aus, dennoch legte ich mich in dieser Nacht in seliger Erwartung auf meine Pritsche und schlaflos fieberte ich von der glücklichen Zukunft: morgen wirst du ruhig arbeiten können, die Decke wird halten. Ich habe nie einen fröhlicheren Ostersonntag erlebt. Ich fühlte mich wie erlöst, wie auferstanden. Alle Qual war ver- gangen, und mit stürmischem Jubel las ich imFaust"... Kein Stäubchen rieselte herab! Welch Uebermaß von Seligkeit! Die Erde, die Freiheit, das Leben hotte mich wieder! * Später, als ich längst wieder draußen war. hatte ich noch häufig mit solchen belästigenden Schäden zu ringen, und immer dauerte es unendlich lange und erforderte ein umständliches müh- seliges Verfahren, bis der Tüncher kam und die Decke festigte. War dann das Uebel schließlich behoben, so gab es wohl immer für einen Augenblick jenes tröstende aufrichtende Gefühl befreiter Pein. Darüber aber rann die Zeit dahin, und bisweilen schien es mir, als ob das ganze Dasein aus solchen lächerlichen Deckendefekten Gestünde und aus all� den kleinen Auferstehungen, die wir uns mühsam schafften, um die große Auserstehung in alle Ewigkeit zu verlieren. Ich gebe meinen Mitmenschen anheim, ob es sich nicht doch vielleicht ermöglichen ließe, die schadhaften Decken rascher zu weißen.

Goethe als Großvater. Von seinen Enkeln liebte Goethe den kleinen Walter am meisten und war nach dem Zeugnis von Ecker- mann lGespräche mit Goethe")unermüdet, ihm alles zu Willen zu tun!" Walter durste auch kommen, wenn Goethe beschäftigt war oder gar Besuch hatte, und der Großvater freute sich seiner lebhaften Fragen.. Wenn du kommst, unruhiger Geist, so verdirbst du gleich jedes Gespräch!" das war Goethes einzige gutmütige Abwehr, wenn Wolter allzu aufdringlich wurde. Auch Taschenspielerkunstflückchen, darin Walter besonders geübt war, sah sich der Olympier freundlich an.Es Ist," sagte er,ein herrliches Mittel zur Uebung in freier Ride und Erlangung körperlicher und geistiger Gewandtheit, woran wir Deutschen ohnehin keinen Ucberfluß haben. Der Nachteil allen- falls entstehender kleiner Eitelkeit wird durch solchen Gewinn voll- kommen aufgewogen!" Bekannilick war Goethe der Jugend über- Haupt wohlgesinnt und gönnte ihr das Toben auf der Straße selbst unter seinen Fenstern.Die Polizei störe ihre Freude nicht", bat er oft gesagt Auf der anderen Seite war Goethe durchaus nicht für zügellche Freiheit. Als Zelter dem Enkel ins Stammbuch geschrieben hatte,Lerne gehorchen'.", meinte der Großvater:Das ist doch das einzige vernünftige Wort, was im ganzen Buch steht!" wenn wir zum nächsten Fixstern wanderten, würden wir natür- lich zu unseren Lebzeiten niemals ankomnien. Doch ist es nicht ohne Interesse, zu hören, wie lange eine solche Wanderung dauern würde. Sie würde für einen Läufer 120 Millionen Jahre dauern, für einen gewöhnlichen Fußgänger, der im Armeemarschtempo gehen würde, nahezu 700 Millionen Jahre. Das Licht dagegen kyrrchläuft die Eni- fernung in vier Iahren.

Ostern im Wiesengraben. Von Dozent Ewald Schild. Neues Leben und frisches Keimen webt durch die erwachende Natur, und nach allzu langer Wintersruhe rüstet auch der Wiesen- graben für den Beginn der erwachenden Frühlingsherrlichkeit. Das legte schon sehr löcherige und poröse Eis liegt Heuer noch hie und da in höher gelegenen Gegenden wie ein schmutziger Schlamm auf dem Wa'fer uno gibt so oen Userpflanzen inaum zur neuen Entsastuag. Die Schwertlilien benützen diese Gelegenheit und durchstechen mit ihren breiten, hellgrünen Dlattspigen den Userschlamm, der auch den Blattern des Froschlöffels Platz machen muß. Auch die Weide am Grabenrand zeigt ihre silbernen Kätzchen, die bald goldig auf- blühen und damit den vorerst noch vereinzelten Bienen und Hummeln die Möglichkeit geben, in der langentbehrten Süßigkeit zu schwelgen und den kostbaren Blütenstaub einzutragen. Aber nicht nur am Wasser, sondern auch im Wasser keimt's und knospet'» nach der langen, trostlosen Oednis des Winters. Die Wujserpest erwacht aus ihrer Trägheit und bildet neue Triebe, um womöglich heuer den ganzen Graben für sich zu erobern. Im Jahre 185» aus Kanada eingeschleppt, hat sie es fertiggebracht, sich über einen großen Teil der Gewässer Mitteleuropas zu verbreite». Sie hat wahrscheinlich mit Fijchfutter die Reise übers große Wasser ange- treten und dürfte heute selbst in den entlegensten Tümpeln anzu- treffen sein. Ihr Siegeszug durch Europa wurde oftmals sogar zu einer nicht zu unterschätzenden Gefahr für die Flußjchifi- fahrt und Fischerei: brachte sie es doch fertig, mir ihren Sproßgcwirrcn Kanäle, Flüsse und Seen buchstäblich zu verstopfen. Allerdings ist an manchen Orten zu konstatieren, daß ein merkbarer Rückgang der Wasserpest stattfindet. Seine Ursachen sind nicht leicht zu ergründen. Da die Wasserpest merkwürdigerweise nur in weib- lichen Exemplaren nach Europa kam, demnach nur auf ungeschlccht- lichc Vermehrung angewiesen ist, dürften gewisse Ermüdungserschei- nungen bei der sonstigen Dermehrungssreudigkeit dieser Pslanw nicht von der Hand zu weisen sein. Daß an dem Rückgang der Wasserpest auch die Erschöpfung an notwendigen mineralischen Substanzen, oie durch die große Entwicklung der Pflanze in manchen Gewässern be- dingt sein soll, beteiligt ist, kann man wohl nur mit Vorbehalt an- nehmen. Für die Tierwelt des Wassers besitzt die Pflanze eine be- sondere Bedeutung. Nicht zuletzt sorgt sie dafür, daß die Wasjertiere an der Lebenslust keinen Mangel leiden. Als lebend«Sauer- stofsabrik" erzeugt sie, besondeis ausgiebig im Sonnenschein,>miner neuen Sanerstosi, den sie ans Wasier abaibt und der nicht selten in langen Reihen silberartig glänzender Bläschen an die Oberfläche steigt. Auch die Teichrose beginnt bereits ihre eingerollten Schwinnnblätter aus dem Schiommgrunde hervorzustrecken, um sich die beherrschende Wasterobersläch« zu erobern. Einen ausgiebigen He>ter im Zudecken des Wasser» findet sie in den seerosenähiiltchen Blättern des Frosckibiffes, der im Verein mit den kleinen W a s s e r l l n s e n in verhältnismäßig kurzer Zeit den freien Wasser- fpiegel mit einer dichten, saftig grünen Decke überzieht. Dem Nalur- kündigen sind die so unscheinbaren Wasserlinsen ein donkbares Studienobjekt, zeigen sie ihm doch eine Fülle interessantester An- passungserschcinuncjen, die diese Pilänzchen mit der Außenwelt oer- bindet. Selbst bei den größten Arten kann man deren Größe nur mit wenigen Millimetern angeben. Eine in Bengalen heimische Alt mit knapp 1� Millimeter Svroßausmaß kann das Recht für sich in Anspruch nehmen, als klein st eBlütenpslanzeder Welt zu gelten I Doch nicht nur das Pflanzenleben, sondern auch die Tierwelt erwacht in diesen Tagen wieder zu neuem Leben im ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens. Die behende Tätigtest des krabbelnden Kleingetiers macht sich dem Auge wieder bemerkbar. Hier der Tauinelkäfer, schwarmweise in fortwährenden Kreiselbewe- gungen, dort der Rückenschwimmer, stets, den Bauch nach oben, emsig rudernd, bevölkern in kurzer Zeit da» Wasier. Da ist einer, der«inen Luftsack wie eine silbern« Kugel am Hlnterleibe haften hat und eine gelbe Bort« an der Kopfseite und den Körperrändern zeigt. Ein Wasielkafer, der Gelbrond, ist es, dessen ganze raitlole Tätigkeit dem Fräße dient. Wasierschnecken, verschiedenen Larven, wobl auch l leinen Fischchen bläst dieser Vielfraß das Lebenslicht aus. Auch dieLangsamsten", die Wasserschnecken, zogen sich am Schluß der vorjährigen Saison in ihr Haus zurück und verklebten die Tür von innen her: nunmehr schleichen sie schon wieder bedächtig durchs Wasser und entschädigen sich an dem saftigen Grün für die überstandeneFastenzeit" Soll ich noch berichten über die Wunderwelt der Kleinlebewesen des Eraberis. die uns das Mikroskop nahebringt, oder versuchen, das Liebes- und Eheleben de» heimischen S t i ch l i n g s, der jetzt an die Gründung eines eigenen Hausstandes denkt, zu schildern? Wohl manchem werden dabei seineExpeditionen" zu Teich und Tümpel in frühen Iugendtagen in Erinnerung kommen, als es galt, bewaffnet mit Fischnetz und Musters Einmacheglas, auf Abenteuer auszugchen. Und nicht wenige sind ja Zeit ihres Lebens diesen kleinen natur- wissenschasilichen Forscherfreuden treu gebliebtn.

Gfterhumor. Eine schöne Ostersage erzählt uns, daß die Freude In der Natur an diesem Fest so allgemein sei, däß sogar die Sonne am Oster- sonntagmorgen drei Freudensprünge mache. Diese allgemeine Freude hat in zahllosen lustigen Sitten ihren Ausdruck gesunden und hat die Blüte des Osterhumors reich«sprießen lassen. Auch die Kirche nahm an dieser Frcudenstimmung Anteil, und sie führte in den Gottesdienst offiziell jenen berühmten rizus pascbaiis, das Oster- aelächter ein, das die Gemeinde während der Osterpredigt an- stimmen mußte. Der Geistliche aber hatte die Aufgabe, durch alle möglichen drolligen Possen und Witze dieses Osterlachen hervor- zurufen, und die Prediger haben sich in früheren Zeiten die seltene Gelegenheit nicht entgehen lassen, aus der Kanzel einen guten Humor zu entfalten. Ein beliebter Kanzellvitz war z. B. die Nach- ahmung von Tierstimmon, in der es manche Geistliche zu hoher Vollkommenheit gebracht hatten. Da hörte man an dem heiligen Ort das 2 a des Esels, der den Herrn getragen, ganz naturgetreu, und darein mischte sich das Muhen der Kühe, das Grunzen der Schweine, Schnattern der Gänse, Krähen der Hähne und der Ruf des Frühling verkündenden Kuckucks. Besonders aber wurden der Teuf->l und seine Großmutter sowie Judas , auf den man ja zu Ostern besonders böse war, die Zielscheibe des Spottes, und ein/ Meister derben Volkshumors, wie Abraham a Santa Clara , hat darin Unvergängliches geleistet. Kein Wunder, daß die Ausgelassenheit In der Kirche manchmal zu toll wurde und daß die Prediger sich zu derben Späßen hin- reihen lieh--n. Daher wurden Ende des 16. Jahrhunderts zahlreiche Verbote gegen dos Ostergelochter erlassen: aber der Brauch hatte sich so eingebürgert, daß verschiedene Hirtenbriefe der Päpste notwendig wurden, ehe der Brauch aus den Kirchen verschwand, und mancher- orts hat er sich sehr lange erhalten, wie z. B. Rosegger noch aus seiner Jugend von der Freude des Oftergelächters in der Kirchs be- richtet. Doch das Volk ließ sich auch nach dem Kirchenverbot seinen Humor nicht verkümmern, und noch heute ist es in manchen Gegen- den Eitle, daß sich zwei Leute, die sich am Osiermorgen begegnen, allerlei Witzworte zurufen und sich anlachen müssen. Die Neckerei--» richteten sich mit Vorliebe gegen die jungen Mädchen, die sich am Ostersoni-tag gar nicht auf der Straße sehen lassen dursten, ohne gehänselt und verspottet zu werden. Viel Anlaß zu Spaß gab auch die sogenannteOstersticpe", nämlich die Verteilung von Ruten- streich»», die am Ostersonntag ungestraft verabfolgt werden dürfen, nicht nur oon Eltern den Kindern, sondern auch umgek»hrt, und von Burschen den Mädchen. _ Die niedrigste Todeszisser. Neuseeland , dessen Todeszifser sür !924 8,29 pro IlXH) beträgt, rühmt sich, damit die niedrigste Sterb- lichkeit in der ganzen Welt erreicht zu haben. Die Säuglingssterblich. keit hat in vier Jahren von 56 bei 1000 Geburten auf 40 ab­genommen. Die Geburtenziffer von 1924 ist mit 21,57 pro 1000 die geringste, die bisher In Neuseeland oerzeichnet worden ist..