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Donnerstag

16. April 1925

Unterhaltung und Wissen

Edinburg .

Bon Ch. Plotite.

Die Luftveränderung, die einem begegnet, wenn man von Glasgom nach dem nur etwa zwei Stunden entfernten Edinburg fährt, ist ebenso beglückend, wie der Unterschied im Charakter der Städte selbst. Giasgow ist der industrielle Mittelpunkt Schott lands, in Edinburg dagegen, der zweifellos schönsten Stadt des ganzen Infellandes, gibt es außer Druckereien und einer Menge von Brauereien, für deren Betrieb die chemische Eigenart des Edin­burger Wassers besonders günstig ist, nur Fremdenindustrie".

Es sind eine Reihe von Punkten vorhanden, von denen aus man einen prächtigen Blick über die ganze Stadt haben fann. Zum Beispiel das 70 Meter hohe Scott- Monument, das in den Princeß Street- Anlagen errichtet ist und einen eigenartigen, mit Spißtürment verzierten offenen Dom darstellt, der sich über einer weißen Marmorstatue des berühmten schottischen Romanschreibers erhebt; der Nelson- Turm, der an der einen Seite des Calton- Hill erbaut murde, oder der Arthurs- Seat, ein vulkanischer Bergkegel, von mäch­tigem Ausmaß, am Rande der Stadt, der das ganze Stadtbild be= herrscht.

Wenn man auf einem dieser Aussichtstürme steht und aus lichter Höhe herabsieht auf Edinburg , auf das sich um die Princeß­Straße gruppierende, von Anlagen unterbrochene Häusermeer, hin über nach dem jahrhunderte alten Schloß, das auf einer breiten Hügelkuppe steht, dann nach Nordwesten zu, wo sich die Häfen Leith und Portobello erstreden, wenn man dann das Auge nach dem Norden, nach der meeresweiten Mündung des Forth mit der in der Ferne auftauchenden gigantischen Forth- Brücke schweifen läßt, dann können einem die Augen übergehen, und man versteht auch els nordischer Mensch den Südländer, der vom Anblic Reapels begeistert ausrief: Sich Neapel und stirb!"

Doch wenn man durch die Altstadt streift und mit Schaudern fieht, wie hier in den Slums die Aermiten der Armen in Dreck und Enge und Elend dahinvegetieren, fast wie die Tiere, des letzten Fünfchens Menschseins entblößt, dann kann einem dieser jähe Gegenjat erschauern lassen, dann wird man hart für den Kampf gegen die Ursachen dieser Ungleichheit und ersehnt die Städte der Zukunft, die von ganz anderer, einheitlicher Schönheit sein werden!

Edinburg , diese Stadt trasfester Verschiedenheit, ist voller alter: tümlicher Sehenswürdigkeiten aller Art. Alte Kirchen und histo rische Schlösser; Erinnerungsstätten, an denen Männer wie der Re­formator John Knor( der schottische Luther ), der frühe Arbeiter dichter Robert Burns, David Hume , Scott 1. a. lebten; altehr­würdige Grabsteine wie der im Canongate- Parish- Kirchhof, auf dem die Worte stehen: Hier sind bestattet die sterblichen Reste von Adam Smith , Autor der Theorie der moralischen Gefühle" und des Reichtums der Nationen". Geb. 1723, geft. 1790."

fann.

Das eindrucksvollste jedoch, unbelastet von historischen Erinne rungen, war mir der Hafen von Leith mit seinem geschäftigen Getriebe und seinen beiden langen Piers, die sich weit hinaus­strecken in das Meer, dorthin, wo man das ozeanische Atmen fühlen Unvergeßlich aber ist eine Fahrt über die fast zwei Kilometer lange Forth Brücke, die den Firth überspannt. Der Vorteil, der aus der Abkürzung der Eisenbahnstrecke entstand, war der An trieb, dieses Wunderwert von Stein und Stahl zu errichten, das wie ein regenbogenartiges Gebilde der Allmutter Natur selbst an

mutet!

O graufam- schöne Welt, die folche Meisterwerfe menschlicher Möglichkeiten neben den erbärmlichsten Slums buldet.

Die häusliche Aufnahme, die ich bei lieben Genossen fand, war einfach mütterlich. Nie werde ich das vergeffen. Eines Abends nchmen fie mich mit in eine Gruppenversammlung der Unabhän gigen Arbeiterpartei. Eine ganze Stunde lang unterhielt man sich fehr ernsthaft und sehr fachlich über geschäftliche Angelegenheiten. Der Schriftführer las alle eingegangenen Briefe vor und hatte auf eine Menge Punkte Rede und Antwort zu stehen. Die Interessiert. heit der Genoffen und die rege Teilnahme an allen Angelegenheiten der Gruppe tamen mir erstaunlich vor. Dann gab der Borsigende bekannt, daß ein deutscher Genosse anwesend sei und bat mich. ein paar Worte an die Bersammelten zu richten. Ich brachte das Gefühl des Aufatmens zum Ausdruck, daß man als Deutscher nach den Kriegsjahren der Isoliertheit haben fann; fagte ihnen, welch starken Eindruck der Geift der Duldsamkeit und der Achtung vor der Meinung anderer Genoffen, der in der eng

General Brobe.

Eine Wahlgeschichte von H. Feller. Als ich am Freitag vor der Präsidentenwahl in dem eine Stunde von der Bahn gelegenen Flecken war, teilte man mir mit, daß dort am Wahltage der Stahlhelm noch eine große Aftion plane, und daß General Brobe persönlich erscheinen werde. Ich sollte in meinem Referat schon etwas darauf eingehen.

General Brobe! Das war mir doch eine ganz unbekannte Größe. Da nun in jener Gegend schon jo mancher Schildbürgerstreich passiert war, ersuchte ich die Genossen, mir doch am Montag Nach­richt zu geben, was am Wahltage los gewesen sei.

Jm Nachbarorte toar bereits ein Rapitän und auch ein General gewesen, worauf der dortige Stahlhelm nicht roenig stolz war, aber war immer geschnitten worden, weil dort nicht der nötige Schneid und Prahlerei vorhanden war. Man hatte die große Arbeitslosigkeit in der Kaliindustrie gehörig ausgenügt, und jeber Arbeiter, der nicht ein Mitglied des Stahlhelms wurde, war dein Berhungern aus gesetzt. Man hatte deshalb wohl viele Mitglieder, aber als voll wurde man nicht angesehen.

Ein paar sonst ganz übergeizige Bauern hatten es sich aber in den Kopf gejetzt, mal einen leibhaftigen General im Orte zu haben. Da traf es sich nun furz por der Wahl, daß Bauer Rühmforf in der nahen Kreisstadt zum Ferfelmartte gewesen war. Er hatte ein gutes Geschäft gemacht und die lehten Tropfen nicht mehr hinter die Binde, sondern schon auf die Binde gegoffen. Als er mit der Bahn nach Hause fuhr, traf er mit vier Herren zusammen, in Geh rod und 3nlinder, die eine Fahne bei sich hatten und anscheinend von der Beerdigung eines Kriegskameraden famen. Immerhin waren fie in fehr vergnügter Stimmung, und andauernd war von General

Brobe die Rede.

heran und fragte, was dies für ein Herr General sei, er habe von Bauer Rühmforf faßte sich ein Herz, ging an die vier Herren ihm nach gar nichts gehört. Da huichte ein fegter Sommenstrahl der untergehenden Sonne über das Geficht von Schneidermeister Flid, und eilfertig erzählte er nun, daß General Brobe schon seit Jahren in der Stadt wohne. Er habe im Felde seine drei Söhne verloren, seine Frau jei vor Gram gestorben, und fo lebe er still und zurüd gezogen, habe auch eine Uniform noch nie wieder getragen, fei aber fonft mit ganzem Herzen bei der Sache.

Ob man den mal zu einer Barade oder jo mas mal nach bekommen fönnte? Oh! Nichts leichter als dieses, das würde sich ichon machen, am besten zum Wahltage, da fönnte der Stahlhelm ben Herrn General des Morgens an der Grenze des ledens empfangen, Barade abnehmen und dann mit wehenden Fahnen zum Wahllotal marschieren. Bloß dürfe vorher nichts weiter in die Deffentlichkeit tommen.

Bauer Rühmforf wurde ganz Feuer und Flamme. Ber Auto follte General Brobe mit seinem Adjutanten abgeholt werden, aber

lischen Bewegung so lebendig ist, auf mich gemacht hatte und sprach dann von mancherlei, das mir als fontinentalem Sozialisten mert würdig erschien.

Als ich geendet hatte, fand der Vorschlag des Borsigenden, ben Rest des Abends zu benuzen, um Fragen über Deutschland an mich zu richten, allgemeinen Anflang. So verlangten denn eine Reihe ven Genossen über alles mögliche Auskunft, und ich gab ihnen Antworten, so gut ich fonnte. Inflation und Fafchismus; die

Politischer Unterricht.

Gevrwiese

Wege zur Monarchi

GBER

Schulz

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Betätigung innerhalb der Gegenwartspolific wider­sprach meinen Reigungen. Und nun foll ich als Achtzig­jähriger noch all das Zeug lernen!"

Frage, ob in Deutschland jemals wieder ein preußischer Militaris­mus auffommen werde; die deutsche Jugendbewegung und ähnliches schien fie am meisten zu intereffieren. Der Dant, der mir gespendet murde, als die Bersammlung geschlossen werden mußte, war außer ordentlich warm; ich betam ben Auftrag, den deutschen Genoffen die herzlichsten Grüße und Wünsche der Central Branch der JLP. Edinburg" zu übermitteln.

Beilage

des Vorwärts

merkwürdigen Eigenschaft eines dem Schwefel ähnlichen Grund­ftcffs, des Selen. Dieser Stoff bietet nämlich, wenn er hell be­leuchtet ist, bem elektrischen Strom einen geringeren Widerstand als im Dunkeln. Ueber die Gründe diefes merkwürdigen Berhaltens weiß man nichts Gewisses. Der Apparat von Mihaly beruht mun darauf, daß zunächst das zu übertragende Bild in eine Anzahl ein­zelner Bilderelemente zerlegt wird, gang ähnlich wie wir dies im Bildbruck sehen fönnen. Die Zerlegung gefchieht so, daß Spalte por dem Bild bewegt werden, die nur ein einziges Bilbelement freilaffen. Dieses fällt auf einen Draht aus Gelen und ruft nun, je nach dem es hell oder dunkel ift, in einem elektrischen Strom eine größere oder geringere Schwächung hervor; das Bild wird sozusagen in Strom­schwankungen umgefeßt. Der Strom wolrd nun auf die entfernte Station geleitet, vorläufig noch durch Drahtleitung. Dort dreht er einen Spiegel, und zwar viel, wenn es ein starter Strom ist, und menig bei einem schwachen. Hierdurch läßt sich erreichen, daß ein Bildelement entsteht gang ähnlich wie das auf der Sendestation. Nun muß aus den einzelnen Bildelementen ein wirkliches Bilb her­Dorgebracht werden. Dies ist dadurch möglich, daß das Auge einen Lichteindrud längere Zeit belbehält. Werben der Reihe nach alle Bildelemente hervorgerufen, so entsteht wirklich wieder bas lebens­volle Bild, ja, es werben fogar, ähnlich wie beim Kino", alle Be­wegungen des Bilbes getreulich mitübertragen. Freilich ist es hierzu nötig, daß selbst beim Fernsehen" eines ziemlich fleinen Bilbes von 5 Zentimeter Länge und 5 Zentimerter Breite etwa 25 000 Lichi­eindrücke in der Gefunde telegraphiert werden. Es ist selbstverständ­lich, daß dies nur nach leberwindung außerordentlicher Schwierig­feiten und mit faft unglaublich feln und zart gebauten Apparaten gelang. Mit außerordentlicher Zähigkeit hat Mihaly viele Jahre diefer Aufgabe gewidmet, und viele der von ihm benuzten Apparate felbft erfinden oder soweit verbessern müssen, daß dies neuen Er­findungen gleichkam. Das Brinzip des Mihalyschen Fernsehers ist gang ähnlich wie das der Bildtelegraphie von Profeffor Arthur Korn , aber diese gestaltet nur die telegraphische Uebertragung eines gegebenen Bildes, von dem er eine photographische Nachbildung ent­stehen läßt. Der Mihalysche Apparat läßt uns hingegen alle Be­wegungen des Urbildes mit eigenen Augen erschauen. Die Bedeu­tung dieser Erfindung ist vorerst noch gar nicht abzusehen. Dr. Kr.

Die E. P. R. Unter diesen drei Buchstaben wird in Kanada bie Canadian Pacific Railway verstanden, jene große Eisenbahn, bie in Kanada zum ersten Male einen direkten Verfehrsweg zwischen den Küsten des Atlantischen Ozeans und bes Stillen Ozeans schui. Diese Bahn, die von St. John in Reu- Braunschweig ausgeht und das ist die Strecke Berlin - Hamburg um ungefähr das neunzehnfache bis Bancouver führt, hat eine Länge von rund 5700 Milonietern. hinausgeschoben. Die C. B. R., die in den Jahren 1883/86 den Berkehr aufnahm, ist die größte Eisenbahn im gesamten britischen Weltreich und gehört mit zu ben allergrößten Wirtschaftsunterneh mungen der Erde. Außer den Hauptfinien betreibt sie noch ver­fchiedene andere Eisenbahnlinien. Insgesamt machen die der Diret­tion der C. P. R. unterstehenden Sinien die Länge von rund 24 000 Kilometern aus. Aber diese Gesellschaft besitzt nicht nur Eisenbahnen, ihr sind auch noch viele andere Unternehmungen angegliedert. Bei der Erteilung der Konzession wurde der C. B. R. zugleich der Befik titel auf eine Länderstrecke von ungefähr 10 Millionen Hektar zu­gestanden. Bon diesen Ländereien befigt allerdings die C. P. R. nur noch ungefähr den vierten Teil, die übrigen Ländereien find meiſtenteils an Ansiedler verkauft worden. Bei dem Handel mit Ländereien beschränkt sich die E. B. R. nicht durauf, leere Streden zu verkaufen, sondern fle verkauft aud) farmen mit Bieh, Berdien, Möbeln und allen anderen Einrichtungsgegenständen. Selbft die Bilder an den Wänden fehlen nicht. Welter betreibt die C. P. R. bie Dampfschiffahrt im großen. Sie besigt eine Dampfertonnage, die den großen enalischen Schiffahrtsgesellschaften ziemlid) gleich Seit das Funkwejen hochgekommen ist, wundern wir uns nicht fommt, und läßt Edisie verkehren nach Europa , Asien und Anstre­mehr darüber, daß wir hören fönnen, was in Zürich oder in Rom lien. Wer von London über Kanada nad) Ostasien reijen will, oder in London oder in noch größerer Entfernung gesprochen oder braucht teine anderen Berkehrsmittel zu benußen, wie die der musiziert wird, und es wird vielleicht die Zeit fommen, wo das Canadian Pacific Railway. Beiter hat die Gesellschaft in den ver­Radio" eine selbstverständliche Beigabe jeder halbwegs wohleingeschiedensten Orten Hotels, in denen Laufende von Reisenden tinter­richteten Wohnung jein wird, ähnlich wie etwa die Wasser oder die gebracht werden können. Die C. B. R. hat ferner eigene Badeorie, Gasleitung. Aber daß man eben tönnte, was sich in entfernten in denen sich die Reisenden Erholung gönnen fönnen, ihr Tele­Ländern zuträgt, das will manchem vielleicht nicht recht in den Kopf. graphen- und Telephonnes hat eine fusdehnung von 25 000--30 000 Und doch ist auch diese Aufgabe durch die Arbeiten eines ungarischen Kilometer. Der Gesellschaft gehören ferner große Getreideelevatoren Ingenieurs Dionys von Mihaly grundsäglich bereits gelöst, und andere 3weigunternehmungen. Schon heute ist der Einfluß und ihre Ergebnisse tönnen vielleicht in furzem dem öffentlichen Ge dieses Riefenunternehmens in Kanada ganz gewaltig, er dürfte aber brauch übergeben werden. Das Fernsehen" beruht auf einer sehr mit der weiteren Zunahme der Besiedlung noch größer werden.

Der Abschied von Edinburg und all den lieben Menschen, die mich Frembling so tameradschaftlich aufgenommen hatten und so prächtig und phrafenlos internationale Solidarität betätigten, fie! nicht leicht doch der Ferienmonat war vorüber.

Vom Fernsehen.

auch das übernahm gleich Schneidermeister Flick. Rühmtorf gab feine Biehhandelstelephonnummer an, und alles andere follte telepho nisch geregelt werden.

Rühmforf tehrie unterwegs nochmals ein und freute sich nicht schlecht über das Geschäft. Er hatte den General besorgt, und bie anderen mochten nun das Auto, Frühstück, Mittag, Fettigkeiten und Feuchtigkeiten berappen. Schon fam er fich selber wie ein Gene ral vor.

Als die vier Gehröcke den Zug verlassen hatten, begaben sie jid ins Bereinslokal des Gesangvereins Bardenchor, ersuchten den Wirt. einen ganzen Stiefel einzufchenken und an einer wichtigen Beratung teilzunehmen.

wie Jarres, wählen dürfe. Allerdings fei im legten Augenblie eine Barole von München und Berlin gekommen, die etwas understand­lich fei, denn wie gestern die Zeitungen schon berichteten, und rie auch heute das Blafat zeige, folle man den Ersten und den Besten wählen. Der erste sei ja allerdings Braun, und der Beste sei Ludendorff . Aber Befehl sei Befeht!

Gin Hoch aufs Baterland, Anireten zur Wahl, und in Reih' und Glied gings hinein. Born im Borraum hing min wieder ein Plakat: Nur ein Kandidat darf angefrenst werben! was schon allerlei Berwirrung gab, aber die meisten dachten ja schon an Greibier, Früh Stück und Schnabus.

Als die Wahl nach einer Stunde beendigt roar, gings ins Früh­stüdsiotal. Hier übernahmen man die beiden Adjutanten die nötigen Schildebert, und man tam über alle Echtolerigkeiten glücklich hinweg.

Schneider Flick, Barbier Glaze, Bantinenmacher Elbfahn und Steinfeger Ramm waren dafür bekannt, daß sie sich keinen bürgerstretch entgehen ließen.

Heute mißte aber der Wirt aud) noch mithelfen. Wie war man eigentlich auf General Brobe gekommen! Bacbiet Glage war ein ehemaliger Sachse und tüchtiger Sänger, aber hielt immer nur bis zur Generalprobe aus. War diese gut aus­gefallen, dann ging es Haus für Haus, da wurde nur über den herrlichen Berlauf der Generalprobe gesprochen, in jedem Lofal war er zu treffen und verkaufte Programme, ölte auch seine Stimmbänder dabei und versagte bann jedesmal bet der Aufführung. Dafür hatte er den Spiznamen General Brobe" weg!

Jezt hieß es nun, die Parade in zu inszenieren und für die Kandidatur Braun etwas herauszuholen. Zimmermeister Balfen. biege, der im Felde Offizierftellvertreter gewefen war, mußte von Barbier Glaze mit Berücke und dem alten Kaiser Wilhelms- Bart ausstaffiert werden, der Wirt mußt das Auto besorgen, und schon am anderen Morgen wurde Bauer Rühmtorf antelephoniert. Nun wurde in bis zum Wahltage Barademarsch gefloppt, daß manchem Angst und Bange wurde. Am Wahltage stand alles be reits Bunkt halb acht Ihr an der Fleckensgrenze, und Bunft acht Uhr weißroten Fahne. Achiung wurde gerufen, der Präfentiermarich ge tam das Auto mit General Brobe, geschmüdt mit einer schwarz spielt, und General Brobe alias Zimmermeister Balfenbiege, sprang mit einer Eleganz aus dem Auto, als sei er auf dem Dachjirste beim Neubau.

Schneider Flid und Barbier Glage waren Abiutanten. Bei benen haperte es etwas, aber aller Augen hingen an General Brobe. mit Schneid schritt er dem Stahlhelm voran bis zum Bahllokal einem Stahlhelm verziert war. Darauf stand: Beide Adjutanten hefteten nun ein Wahlplakat an, das mit

Denische Männer! Deutsche Frauen! Stahlhelmsoldaten!

Bählt von allen Kandidaten nur den erften und besten!

In martigen Borten feierte General Brobe den Stahlhelm und Ludendorff, feinen Heerführer, den das deutsche Bolt nicht im Stiche laffen dürfe; es fet ausgefchloffen, daß man einen Zivilisten,

Als der Schnabus seine wirtung bebentlich) bemerkbar machie, setbrückte sich ber Borstand init General Brobe und seinen 21bju­tanten ins gute Zimmer zum Mittagessen, wo dann auch General Brobe beroics, daß er auch blerin ein General Jei. Da im Gaale Das Begröle immer bedentlicher wurde, war Rühmforf etwas leichter ums Herz, als General Brobe erklärte, man milffe mun auch noch rechtzeitig in der Stadt sein, um bort seine Pflicht zu erfüllen. Rühmtorf hätte sich gar nicht getraut, General Brobe noch einmal in den Saal zu führen.

Hoch! und Hurra! gings wieder zum Dorfe hinaus. Mani verabschiedete sich also herzlich und militärisch, und mit

Böje Zungen behaupteten am Abend, das Auto sei mit einer roten Fahne aus dem Dorf gefahren, aber das wird wohl olop so alter veiverflatsch gewesen sein.

Was sich am Abend der Wahl in no) zugetragen hat, darüber will ich turz hinweggehen. Hundertundsiebenundfünfzig wohibered tigte Mitglieder hatte der Stahlhelin. Neunundsiebzig ungültige Stimmzettel waren abgegeben. Dan hatte Braun und Ludendorff ersten angefrenzt, was fa Genoffe Braun war. Der übergroße Tell angekreuzt. General Brobe hatte es body befohlen. Die anderen hatten sich nach dem ipfat in Verraum gerichtet una rur den ber anderen hatte sich gefagt, wenn der Stahlheim soviel Tamtam macht, friegt Sarres und Ludendorff body genug Stimmen, affe fönnen wir ruhig Braun wählen.

Rühmforf mußte den Abend noch in sein Haus flüchten, und hätte er nicht ein paar große Wolfshunde gehabt, sie hätten feinen hof, noch geftürmt. Hoffentlich hat er feine Auslagen fürs Auto

fchon einfaffiert.

In der Stabt rear man noch abrimoslos, was in vor sich gegangen moet. Ale deshalb dos Mahtrefultat von 9 tam, war man Sprachios. Biethunderfundacht Stimmen für Braun, Jarres zwel­unddreißig, Cubendorff eine und Thaimann eine, nein, das war buch eine Unmöglichkeit.

Ms es am anderen Lage allmählich durchfiderte, was in vor fid gegangen war, da hat man sich in der Stadt halb trant gelat, aber in haben der Stahlhelm and die Sumbe schenft