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Srianüs Außenpolitik. Und Hiudenburgs Kandidatur. pari ». 20. April. (Eigener Drahtbericht.) Vriand hat laut ..Petit Parisien* am Sonnabend erklärt, daß er entschlossen sei, die Außenpolitik Herriots konsequent fortzusühren. An dieser Ab- ficht ist um so weniger zu zweifeln, als Briand in seinen Konseren- zen mit Lloyd George um die Wende 1921/22 jene PoU'ik des inter - nationalen Ausgleichs und der Bölkerversöhnung einzuleiten versucht hat, deren Anbahnung Herriot erst nach der Niederlage des Natio- nalen Blocks möglich gewesen ist. Auf der anderen Teste wird man in Deutschland nicht vergessen dürfen, daß die durch das deutsche Garanticangebot geschaffene günstige Atmosphäre für eine PoNklk deuksch-fraazösischer ver- fiändigung seit der Aufstellung hiudenburgs völlig in lhr Gegen teil umgeschlagen ist und man infolge dieses Narrenstreichs heut« bis in die Reihen der äußersten Linken Deutschland mst weit größerem Miß. trauen gegenübersteht als zuvor. Der Monarchist hmdenburg wird mit seiner Loyalitätsverstcherung gegenüber der Republit weder die unheilvollen Folgen, die seine Aufstellung bereits gehabt Hot, beseitigen können, noch den im Werden begriffenen Prozeh eines neuen Zusammenschlusses der Entente gegen Deutschland im Falle der Wahl hindenburgs aufhalten können. Im Falle einer Wahl hindenburgs, die in ganz Europa als offenes Bekenntnis Deutschlands zu Revanchephantasten gedeutet würde, wird lein verantwortlicher französischer Politiker daran denken, die Kölner Zone zu räumen. Wie versichert wird, ist Briand fest«nt» I ch l o s s e n, seine künftige Politik von dem Ausfall des deutschen Volksentscheids am nächsten Donntag abhängig zu machen. Falls er, wie hier allgemein angenommen wird, zu. gunsten der Republik und des Frieden» ausgeht, wird von Briand eine im besten Sinne des Wortes europäische Politik zu erwarten sein. Im Falle der Wahl hindenburgs ist zweifellos mit einer scharfen deutsch -französischen Spannung zu rechnen. Interpellation gegen Caillaux . Paris , 20. April. (Eigener Drahtbericht.) In der Kammer haben die Poincaristen im Anschluß au die morgen, Dienstag abzu- gebende Regierungserklärung eine Interpellation über.die Anwesenheit eines vom Obersten Staatsgerichtshcfe wegen Einver- nehmen» mit dem Feinde verurteilten Polstikers im Kabinest* an- gelündigt. Für die Dienstagsttzung haben sich die bekanntesten S chreier der Opposition bereits als Redner angekündigt, die Kammersißung dürfte sehr stürmisch verlaufen. Dem neuen Kabinett, las eine Mehrheit von etwa 300 Stimmen haben wird, droht daraus jedoch keinerlei Gefahr. Tie Regierungserklärmig. Paris . 20. April. (WTB.) Räch demJournal* wird die Re­gierungserklärung vor allen Dingen sich mit der Finanzlage, der Herabsetzung der Militärdienstzeit, der Sicher- h e i t s f r a g e und mit Elsaß und Lothringen beschäftigen. Die Suche nach öen Attentätern. Weitere Kommunistenverhaftungeu in Bulgarien . Unter den Opfern des Attentats waren der Bürgermeister, der P r ä f e k t des Departements, der Polizeipräfekt und der Unterpräfekt, vier Abgeordnete, dreizehn Gene- räle, acht Ober st e und neun ander- Osfizicre, zwei Advokaten und vier Sekretäre von Ministern. Aus den nun zahlreicher werdenden bulgarisch -offiziösen Mel- düngen über das Attentat und seine Folgen seien noch folgende wiedergegeben: In den Vierteln, wo Freitag wegen polizeilicher Untersuchungen der Verkehr für einige Zeit unterbrochen worden war, sind bedauerliche Zwischenfälle zu verzeichnen, die«ms den Wider- slaud ousgeregler Zodividuen gegen die behördlichen Maß- nahmen zurückzuführen sind. (Zuerst waren nur diese merkwürdigen Worte gemeldet worden. Spater werden sie durch die Angabe ergänzt, es sei Berhastungen Widerstand geleistet worden, worauf die Polizei von ihren Waisen Gebrauch gemacht Hab«. Red.) Nach einer..Matin*.Meldung hat die Polizei die Urheber des Attentats entdeckt, und zwar in der Person des Vorsitzen- den und des stellvertretenden Vorsitzenden des lommunisttschen Zentraltomstees in Sofia . I a n k o f f und M i n k o f f. Letzterer, ein ehemaliger Pionieroffizier, soll die Höllenmaschine am Tage des Verbrechens auf dem Dach der Kirche untergebracht haben. Auf­gefundene Dokumente bewiesen, daß das Attentat auf die Kam- mumsten zurückzuführen sei. Gegenwärtig befänden sich alle Führer der kommunistischen Bewegung hinter Schloß und Riegel. Roch einer Belgrader Meldung desPetit Parisien* beläust sich die Zahl derFestgenommenenaufmehralsSOO. In der Wohnung einer Französin habe man Schießbaumwolle und eine Bombe entdeckt. Am Bahnhos Zwstonotz-Bania sei eine Frau ver- hastet worden, die Explosivstoffe bei sich führt«.

Militärputsth in Portugal . Nach kurzer Dauer niedergeschlagen. lieber Paris erfährt man. daß am 17. April einige hundert Offiziere mit einem Major C a m o r r a an der Spitze in Lissabon geputscht und offenbar nach spanischem Borbild ein Direk­torium eingesetzt haben Der Präsident der Republik , Gomez, und die Minister zogen sich in eine Kaserne verläßlicher Truppen zurück. Die Putschisten sind von diesen Truppen umzingelt, ob ihnen Entsatz wird, ist die Frag«. Es hat einige Zusammenstöße gegeben. Der Abg. C u n h a Leal, der als Führer der Bewegung gilt, ist von der republikanischen Garde gefangen genommen worden. Der Verkehr in Lissabon ist vollständig normal. Die Banken sind geöffnet. Die Kämpfe begannen nach Ablauf des von der Regierung den Ausständischen gestellten Ultimatums, nachdem gleichzest'g K r i c g s r e ch t und Belagerungszustand verkündet worden waren. Es sind 2 0 Tote und 200 Verletzte zu verzeichnen. Eine nach der Niederlage der Aufständischen veröffent- lichte offizielle Mitteiluno erklärt, daß die Regierung auf die Treue der Wehrhest der in Lissabon liegenden Truppen rechnet. Hitler -Krach ,'n yalle. Hitler nicht erschienen. Statt Reden Tumulte. Halle a. S, 20. April. (Eigener Drahtbericht.) Adolf Hitler. der für vier Massenversammlungen Sonnabend und Sonntag an- gesagt worden war, hat seine zur ersten Versammlung zahlreich herbeigeströmten Freunde bitter enttäuscht. Di« preußischen Behörden waren auf dem Posten und hasten tn München die not- wendige Fühlung genommen, wo man den Hakenkreuzführer schein- bar in sehr unzweideutiger Weise auf die eventuellen Folgen seines polstischen Austretens außerhalb der bayerischen Grenze als lästiger Ausländer aufmerksam machte. Der Hallesche Versammlungsleiter teilt« deshalb der enstäuschten Menge am Sonnabend mit, daß Hitler aus polizei-technischen Gründen am Erscheinen verhindert sei. Darob große Empörung. Di« Versammelten verlangt en ihr Geld zurück. Die Versammlung selbst endet« als Sauf- g e l a g« bei Münchener Bier. Ein Zwischenfall hätte allerdings leicht zu blutigen Folgen führen können. Der Tambourmafor des Stahlhelms, ein berüchtigter hallescher Rowdy, unternahm eine« Revoloerangrifs auf Reichsbannerkameraden: er wurde jedoch zu Boden geschlagen, entwaffnet und der Schupo übergeben, die seine Uebersührung in» Polizeigewahrsam übernahm.

Die Jugenö für Marx! Eine machtvolle Kundgebung.

Tin« Veranstaltung bedeutsamer Art fand amSonntagvor-l mittag im früheren �Herrenhaus* statt: Jugend der Sozialdemokratie. der Demokraten und des Zentrum» fand sich im Zeichen Schwarz-Rot-Gold, um für die Kandidatur Marx zu demonstrieren. Jugend des Bolksblocks, Jugend einer Nation, wie wir sie auffassen. Dr. Gertrud Bäumet hob als erste Rednerin aus der Verfassung von Weimar die Tatsache hervor, daß sie vom Reichspräsidenten den Einsatz eines persönlichen Führertums oerlangt. Je klarer un» die Notwendigkeit solchen polstischen Führertums wird, um so mehr müssen wir dafür sorgen, daß der Träger dieser hohen Idee durch eine große Persönlichkeit gestellt wird. Die K a n d i- datur hindenburg ist eine Zerstörung des wahren Sinnes der Präsidentenwürde.(Langaichastender stürmi- scher Beifall.) Da» Reichsprästdentenamt ist gedacht als ein Mit- leben und Mstbewegen der Gegenwart im Hinblick auf die Zukunft. Sieben Jahre kostbarer Geschichte soll der nächst« Reichspräsident mst- bestimmen. Hinoenburg aber«st der geschichtliche Träger einer Auf- gab«, die längst tragisch gescheitert«st. Republikanisches Führertum würde bei ihm, dem asten Greis, dem man politische Realstäten nur in Dosen verabreichen kann, zur Karikatur werden. Die Jugend wehrt sich dagegen, daß das Gefühl für klare politisch« Verantworllichkest durch Sentimentalität und Romantik verdrängt wird. Das Hangen und Bangen zwischen Astem und Neuem ist so unwahr, ungesund und gefährlich, daß ihm ein Ende gemacht werden muß. Wer an die Formen der Vergangenheit nicht mehr glaubt, wirke am Aufbau des neuen Staates mit! Di« Jugend kann nicht ihre politische Ausgabe darin sehen, die Hülle der Vergangenheit so lange wie möglich in mumienhaftem Zustande«inbalsamiert zu sehen. Sie muß dafür sorgen, daß das«teuer des Reiches in die Hand eines fortschrittlichen und besonnenen Men- s ch« n k o m m t. Die Jugend sbtzt sich für Wilhelm Marx ein, weil er sein Amt tm Zeichen des Werdenden und nicht im Zeichen des Vergangenen vermalten wird.(Stürmischer Beifall.) Dann kamen die eigentlichen Parteivertreter zu Wort, al» erster von ihnen sprach für die Sozialdemokratie Dr. Otto Fried- länder: Der Staatsfreudigkest der deutschen Arbeiterschaft wurde in den letzten Jahren eine schwere Belastungsprobe auferlegt. Aber die Staatsfreudigkeit steht heute und in Zukunft in absolutem Verhältnis zu der Mögllchkett, den Boden für eine bessere Zukunft im Rahmen der Demokratie zu erkämpfen. Wenn Politik die Kunst des Mög- lichen ist. ist es die Pflicht aller Anhänger der Demokratie, die Möglichkeiten zu Ihrer Erhaltung in weitestem Maße, d. h. ge-

m e i n s a m, auszunutzen. Bisherige» gemeinsame. Wollen der setzt im Dolksblock vereinigten Parteien reicht bereits in die Zeit der Friedensresolution von 1917 zurück, und bisheriges gemeinsames Wollen fand drei große stumme Zeugen: Erzberger , Rathenau , Cbertl(Beifall.) Auch Marx ist ein Mann, von dem wir überzeugt sind, daß er Hüter der Verfassung von Weimar ist. Er hat uns lein Wort vexpfändet, und wir glauben keinem Wort.(Beifall.) hindenburg aber ist die gasfade der militaristischen Reaktion, deren Hand' lungen in erster Linie aus rechtswidrigen Eingriffen in die Politik des Staates besteht. Da» Säbelrasieln in der Politik läßt sich der deutsche Arbeiter nicht mehr gefallen, und deshalb ist j e d e S t i m m e für h'indenburg ein Stein zu einer Mauer, die un- weigerlich die deutsche Arbeiter'chaf-t vom beut- scheu Staate trennt. Wer das Wohl des Volkes will, wählt Wilhelm Marx !(Stürmischer, sich stets er- neuernder Beifall.) Dr. Weber vertrat das Zentrum, das sich klar darüber sei, daß unter Schwarz-Weiß-Rot neue europäische Verwicklungen heraus- gesührt, unter Schwarz-Rot-Gold aber Wege des Friedens betreten werden. Die Demokratie, die allein den Frieden sichert, so fuhr er fort, ist die Forderung der Gegenwart, und weil Demokratie nur in der Republik gesichert ist, sind wir mit vollem Herzen Republikaner . Freuen wir uns, daß es uns möglich fft, auf dem Wege der Republik «in Stück gemeinsam zu gehen, denn der Idealismus der Jugend kennt gemeinsame Ziele. Eine der Vor- aussetzungen, sie zu erreichen, ist die Wahl von Wilhelm Marx !(Lebhafter Beifall!) Die Demokraten vertrat Ernst Lemmer , das jüngste Mst- glied des Reichstages. Im Anschluß an die Ausführungen des Sprechers vom Zentrum formulierte er unter dem Jubel der Der- fainmlung: Der Bolksblock für die Erhaltung der Republlk muh bleiben nicht nur für die Wahl, londern den Gegnern zum Trotz für alle ZukunftI Die Westanschauungen sollen sich orten- tieren und sie muffen sich orientieren, aber die Kräfte gemeinsamer Staatsgesinnung gehören im Dolksblock zusammen. Die Forderung der Jugend ist es, daß di« Idee des Volksblpcks nun in der Stratcgi-- des Parlaments nicht untergeht. Wir sind die Stärkeren, wenn wir jung bleiben und im Geiste wahrhafter Jugend auch den jetzigen Kamps führen für das jung« Deuischland. für dos Banner S ch wa rz- R o t- G o ld I Es lebe die Republik ! E, lebe Wilhelm Marx !

Zrühlingsfeier.

Dt« Sozialistische Arbeiterjugend Groß-Derffns brachte gestern ihren ersten Gruß der erwachenden Natur dar. Und Muster Sonne sandte freudig ihre Strahlen aus die Züge der Jugend hinab, als sie von überall her zum Großen Schauspielhaus strömten. Bald war der große Raum bis auf wenig« Plätze voll lachenden und scherzenden Burschen und Mädeln gefüllt und zwischen den bunten Kleidern und Kitteln sah man so manchen Graukopf. der hergekommen war, um mit der unaufhaltsam vorwärtsstürmenden Jugend sich wieder jung zu kühlen. Und das konnte er auch. Zu- schauerraum und Bühne waren eins Jugend und Frühling. Tanz und Spiel, Wost und Melodie auf der Bühne fanden lauchzenden Widerhall in dem Zuschauerraum. Hier waren nicht Zuhörer und Zuschauer: in bunter Reihenfolge, aber einheillich und harmonisch aufgebaut, wickelte sich ein Stück ihres eigenen Iugenderlebens ab. Und wie alles kloppt« wehe euch, ihr bösen Geigen, wie sicher und deutlich klang der Gesang, wie rhythmisch und neckisch wiegten sich im Volkstanz Burschen und Madel, wie lockend schlugen die Töne der Klampfen ans Ohr. und bald jubelnd und trotzig, bald drohend und verheißend kündeten die Worte der Dichter aus dem Mund« der Rezstatoren. Und gar das Märchenspiel:»Frühling im Waldreich* der Komps des lebenerweckenden Südwinds mst dem besiegten und entweichenden Nordwind. Das muß mal für die Kleineren wiederHoll werden das Ganze müßte wiederholt werden. Und alles ein Stück wahrer Gemeinschaftsarbeit. Man mußte sich lagen: was liegen nicht alles für Möglichkeiten brach in der Arbester- sagend an Rhythmus. Stimmenklang und Wortgestaltungskraft wieviel Schätze, die noch gehoben werden müssen Den tieferen Sinn der Feier löste W e st p h a l in seiner wie immer prächtig- jungen Ansprach«. Trotz Kümmernisse und Mllhsals des proletari- lchen Daseins freudige Lebensbcjahung, Sinneslust an Sonne und Licht, an Berg und Tal. an Spiel und Tanz, gesund an Körper und Geist, opferwillige und opferfreudig« Streiter und endlich auch Sieger im Kampf für den Sozialismus. Wer zu Hause geblieben war, der darf» bedauern. Und«er von den Eltern seine Kinder nicht in die Sozialistische Arbeiterjugend schickt, weih nicht, was ihnen gut tut. Die alten im Kampfe er- flauten Streiter konnten sich ober sagen: wir haben nicht um- onst gekämpft: sie rufen den Jungen zu:Trotz alledem Frei Heil!*__ Hakenkreuzlerubcrfall auf das Reichsbanner. Zu einem Zusammenstoß zwischen Hakenkreuzlern und Reichs- bannerleuten kam es gestern abend gegen 7 Uhr an der Ecke K o m- Mandanten- und Alexandrinenstraß«. Ein mit etwa SO Reichsbannerleuten besetztes Lastauto wurde von Hakenkreuz- lern, die in zehnfacher Stärke feldmarschmäßig ausgerüstet di« Oranlenstraße entlang zogen, wie von wilden Tieren überfallen. Obwohl sich die Reichsbannerleute energisch zur Wehr setzten, gelang es doch erst der herbeieilenden Schutzpolizei, die Ordnung wieder her- zustellen. Bei dem Lastauto wurden von den Hakenkreuzlern der Motor stark beschädigt und die Schutzscheiben zertrümmerst Einem mst einigen Mann besetzten Personenauto des Reichsbanners gelang es. nach hartem Kampf mst zertrümmerten Schutzscheiben zu«nt- kommen und weitere Hilfe herbeizuholen. Mehrere Reichsbanner- leiste wurden bei der Schlägerei zum Teil erheblich v e r l e tz st vi« bru'ig« flnubartung de- Relchsdanaer für dl« Sandidator vlarr in der Bock-Brauerei. Fidicinftrahe S 5 tSelle-.'Illiance. Strahe) beginnt 7»', Uhr. Ale K a m n i I» e r bringt Rezitationen S» sprechen die Abgeordneten Künstler<sPD >, Frecher, von 3U ch t h o f e n(DDP) und Zimmermann(Zentrum).

Heute, Montag, üeu20.�pril, abenüs 7'/z Uhr Tiergarken: Frauenversammlung. Artushof. Perleberger Straße 26. Sreuzberg: Bockbrauerei. Fidicinstr. 2/3. Spandau : Germaniasäle, am Hauptbahnhof. Wilmersdorf : FlorasSle in Halensee . Johcum-Georg-Straße. Zehlendorf : Lindenocrk, Berliner Str. 8. Wannfee: Reichsadler, Königftr. 26. Schoneberg -Friedeuau: Bürgerfaal. Rathaus Friedenau, am Lauterplatz. Frledrichshagen: Schröders Gesellschaftshaus, Friedrichstr. 137. Redner: Clara Dohm-Schuch, Erispien. Francke, Faltenberg, Künstler. Lemperst Schiff, Wiffell.

Ein doppelmöröer. Alikglled der Oberschlesischen Selbskschußqrganisalion. An schönen Tagen, cm denen die Ausflügler in Schalen ins Freie pilgern» finden sich an besonders belebten Ausflugsorten Bauernfänger ein, die mst dem alten, aber immer noch zugkräftige« Spiel»Kümmelblättchen* die Mitspieler prellen. Gegen dieses Monte Carlo im Grünen* wird scharf eingeschritten, doch hat es sich bisher nicht ausrotten lasten. Al» ein besonder» eifriger Lpielhaller wurde am 22. März ein junger Mann in der Glienicker Forst von einem Schutzpolizisten, der sich trotz der Spanner herangepirscht hoste, festgenommen. Auf dem Weg« zur Wache versucht« er zu flüchten, wurde aber nach tangerer Jagd wieder ergriffen. Einen Monat zuvor war er schon einmal bei verbotenem Glücksspiel in der Nähe der Oberförsterei Gcunewald ertappt worden. Der Festgenommene nannte sich Fritz Emler au» Bromberg ,«r hatte sich aber einmal auch den Namen Gustav Them» beigelegst Sie ganzes Gebahren steh aber oermuten, daß«r etwas auf dem Gewissen haben mußte. Jetzt ist es gelungen, da« Geheimnis de» Unbekannten zu lüften. Er ist einwandfrei fest­gestellt als der 26 Jahre alle au» Dzielau im Kreise Cosel gebürtige berufslose Alois Klein, der fett dem Jahr« 1921 vom Landgericht Oppeln wegen Doppelmordes gesucht wird. Klein, der seinerzeit dem oberschlesischen Selb st schütz angehörte, war mst mehreren Kameraden auf einem Gute einquartierst Er erfuhr eines Mittags, daß zwei Stoffhändler aus Königshütt« lieh im Dorf« befanden. Mst vier Kameraden zusammen faßte er den Plan, die beiden zu berauben. Einer lockte sie unter der Bo.- spieaelung, daß ste im Forsthaus««in Geschäft machen könnten, in den Wald. Klein und zwei andere folgten. Nach verabredetem Plan holten die nachfolgenden di« Händler im Walde ein, töteten den«inen durch Kopfschuß soforst während der andere a u s der Flucht erschossen wurde. Die Leichen wurden dann in der Nähe vergraben, nachdem die Mörder sie ausgeraubt hatten. Die Festnahme seiner Mittäter gelang nach verhältnismäßig kurzer Zell . Klein dagegen hat es verstanden, sich vier Jahre lang den Nachforschungen zu entziehen, einmal dadurch, daß er einem Toten seine eigenen Papiere zusicckie und deshalb für tot erklärt wurde, ein andermal dadurch, daß er einem Auswanderer einen von ihm selbst geschriebenen Brief aushändigte, den dieser in Amerika zur Post geben sollte. So glaubten die deutschen Empfänger, daß Klein sich in Amerika aufhalte. Klein hat besondere Kennzeichen: im Oberkiefer fehlen ihm mehrere Zähne, die jetzt durch Goldzähne er- setzt sind. Unterhalb des linken Augenwinkels hat er eine deutlich erkennbare Narbe. An der rechten Halsscit« hat er eine Narbe von einem Granatsplitter. Er ist vielfach tätowiert. Mitteilungen über etwaige weiter« Straftaten des Klein werden an Kriminalkommissar Gennat im Zimmer 10S de» Polizeipräsidiums erbeten. Lustmord in Thüringen . Ermordet aufgefunden wurde am Donnerstag, den 16. d. M.. nachmittags gegen 6 Uhr, im Walde bei E i s e n b e r g i. Thür. an der Mühltalswand oberhalb der Waldmühle die zehn Jahre alte Schülerin Gertrud Frank aus Eisenberg . Es liegt«in Lustmord vor. Das Mädchen wurde vergewalligt und mit einem Tuch erdrossest. Das Mädchen wurde zuletzt am Dienstag, den Ist. nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr, in der Nähe des Fund- orte» mit einem lungen Manne zusammen gesehen, der jetzt als mutmaßlicher Mörder gesucht wird. Er ist etwa 20 Jahre all, 1,67 1,70 Meter groß und schmächtig, hat einen gestutzten dunkel­blonden Schnurrbart und trug einen dunkelblauen Anzug mit langer Hose. Auf die Ergreifung des Mörders ist eine Belohnung vonLVOMark ausgesetzt. Man vermutet, daß er sich nach Berlin gewandt hast um in der Großstadt unterzutauchen. Grausame Eltern. Das Martyrium eines Kindes verriet eine gestern bei der Polizei gemachte Anzeige. Gestern vormittag machten die Rachbarn des Architekten Z. und seiner Frau in der P r o v i n z st r a ß e bei der Polizei die Anzeig«, daß di« zwölfjährige Tochter Gertrud dieses Ehepaares seit längerer Zeit in der schwersten Welse von den Ellern mißhondell werde. Zeugen haben beobachtet, daß da« Kind am Sannabend derart mißhandelt worden war, daß«» im Gesicht und an den Händen blutend aus die Straß« gelaufen war. Die ihm folgende Mutter hat die Deine dann an den Haaren wieder in di« Wohnung zurückgeschleppt. Am nächsten Tage(Sonntag) wiederholte sich der Dorfall. Das Kind gab an, mst einem Spazlerftock geschlagen worden zu sein. Es mußt« di« Nacht von Sonnabend zu Sonntag auf dem Korridor schlafen. Gestern vormittag nach 8 Uhr hat dann der Dater das Kind erneut mit der Hundepeitsche geschlagen und mst den Füßen getreten. Di« Polizei führt« das Kind einem Arzt zu, der erhebliche Körperverletzungen feststellte. Da» bedauernswerte Kind wurde einem Jugendheim zugeführst Gegen die Ellern ist das Der- fahre»«ing«testest