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Nr. 186 42. Jahrg. Ausgabe A nr. 96

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Zentralorgan der Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands  

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Dienstag, den 21. April 1925

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Hindenburgs Hoffnung: Thälmann!

Geheimmaterial des Rechtsblocks.- Das Komplott gegen Luther  , Stresemann, Londoner Vertrag und Garantiepakt!- Man maskiert sich kommunistisch!

Der Rechtsblod hat endlich sein WahImaterial zusammengestellt und drucken lassen. Es hat reichlich lange gedauert, und das Material tommt sehr spät. Die bekannten Geldschmerzen, die zwischen Herrn Loebell und Herrn Laverrenz in ihrem brieflichen Duell erörtert worden find, mögen ein Grund für diese Verspätung gewesen sein. Der Hauptgrund ist jedoch in der veränderten politischen Si­tuation im Rechtsblod zu suchen. Dort geben jetzt, wie es fcheint, nicht einmal mehr die großen rechtsgerichteten Inter­effentenorganisationen den Ton an, sondern die ödesten nationalistischen Schreier aus dem Lager der Deutschnationalen und der Deutschvölkischen. Das Wahl­material des Rechtsblods atmet den Geist der völkischen Organisationen, des Stahlhelm", des Wiking­Bundes". Es benutzt die Kandidatur Hindenburg   zu einem Appell an nationalistische Leidenschaft und politische Dummheit.

Das Wahlmaterial des Rechtsblods liegt uns vor. Es perfolgt drei Richtlinien: 1. ben Gegner zu beschmugen, 2. Ver­wirrung in die republikanische Einheitsfront zu tragen. 3. einen Stoß gegen Luther   und Stresemann und ihre bisherige Auslandspolitik zu führen.

Die Hehe gegen Marg.

Mit der Heze gegen Marr seht das Wahlmaterial des Rechtsblods den Feldzug der Berleumdung und Niedertracht fort, den die Bölkischen und die Deutsch­nationalen vor Eberts Tod gegen Ebert organisiert hatten. Das Niveau der Anwürfe gegen Marr ist ebenso unsagbar niedrig wie das Niveau der Anmürfe gegen Ebert. Wir hängen sie niedriger:

Dieser leichtsinnige Rheinländer wird wahrhaftig ein Reichspräsident von Karnevals Gnaden War schon von diesen Gnaden Kanzler."

Es ist selbstverständlich, daß jedes Ausland, welches den deutschen   Wiederaufstieg verhindern will, lieber einen schwachen als einen starten, lieber einen international sozialistisch abhängigen und pazifistischen Reichspräsidenten   will, als einen national selbst­bewußten und unabhängigen Mann. Daher hat Marg seit Jahr und Tag besonders in Frankreich   eine gute Preffe."

Marg legnet, natürlich, daß seine Reichspräsidentschaftskandi. datur er schachert worden und mit der Ueberlassung von Preußen an die Sozialdemokratie bezahlt worden ist... Das ist das Werf eines Politikers, der sich selbst als frommen Ratholiten und als ver­antwortungsbewußten Staatsbürger zu bezeichnen wagt. Einen folchen Berrat an Bolf und Land ist ihm seine persönliche Eitelkeit und der Machthunger hinter ihm stehender Demagogen, wie Wirth einer ist, offenbar wohl wert. Durch diesen Berrat des Herrn Marg

entitand für Breußen und Reich eine äußerste Gefahr, der nur noch

mit den stärksten Waffen und durch völlige Einigkeit im nationalen Lager begegnet werden fann."

Da dies Material auf die politisch Unaufgeklärten im Lande berechnet ist, fehlt natürlich nicht die Behauptung, daß Wilhelm Marg im Grunde genommen in direkter Linie von Karl Marr herfomme:

Die Revolution war ein Unrecht," fagt Marg felbft, aber fraft des Naturrechts ist die Weimarer Verfassung zu bejahen." Das Naturrecht entspricht der Weltanschauung des Ma­terialismus( Rousseau  ). Jener Weltanschauung, die die Grund­lage geworden ist für das gesellschaftliche System, welches Marrens

indenburg, den Freiheitshelben, den Sieger im Weltkrieg! Die Reserve der Nichtwähler gehört Jhm!"

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Freiheitsheld, Sieger im Weltkrieg(!!!) Präfi­dentschaftskandidat, dem schon die Allüren Wilhelms II. souffliert werden mit folchen Dummheiten wirft man nicht auf die Einheitsfront der Republikaner  . Aus diesem Grunde versucht der Rechtsblock Berwirrung in die Front der Republikaner   zu tragen. Er möchte die sozialdemokratischen

Arbeiter, aufgepaßt!

Dies Wahlplafat foll Euch verführen, für Thäl mann, das heißt für Hindenburg   zu stimmen.

8 Mill.

3,8 Sti Stimmen

Sozialisten!

6.9.0.

8 MIL

Stimmen

Go folls gemacht werden!

Demotraten 1,5 REL Stimmen

Boll The Ca tas Gerge,-las Magewife fibres laffen, aber wallt hr Cue Shiffel solbet beffiame

Arbeiter! Merkit Du, wohin die Fahrt gehen foll?

Ihr meint, es sei ein fommunistisches Babi. platat? Das ist nicht richtig. Es ist ein Wahlplakat des Rechtsblods, gedruckt bei Breitkopf u. Härtel in Leipzig  .

Die Reaktion weiß, daß Ihr nicht für Hindenburg  stimmen werdet. Sie sucht deshalb in den nächsten Tagen Eure Stimmen für Thälmann  , den Kommunisten, den Bundesgenossen Hindenburgs, zu werben.

In der Disposition dieser Rede heißt es:

P

Millionen von Sozialdemokraten brechen ihre Parteidisziplin, fic wählen lieber Thälmann   als den Pfaffenknecht", Marg wählen fie nicht. Abrechnung mit Braun, der die größte Partei des Proletariats an die Pfaffen verkauft hat."

Da der Rechtsblod gewiß ist, die Stimmen sozialdemo fratischer Wähler für Hindenburg   nicht zu erhalten, mill er sie wenigstens für Thälmann   einfangen Er agitiert für Hindenburg  , indem er unter der Arbeiterschaft Stimmen für Thälmann   wirbt. Die Leute vom Rechtsblod wissen nur zu genau, daß die Kandidatur Thälmann   eine Hilfsstellung für die Kandidatur Hindenburg   ist.

Der Rechtsblod ist sehr besorgt um die größte Partei des Proletariats. Braun hat 8 Millionen Sozialisten an Marr verkauft! Aber im selben Atemzug schreit der Rechts­blod, um andererseits die Zentrumswähler zu verärgern, Marr hat Preußen an die Sozialdemokratie Derschachert! Der Papst verbietet, Marg zu wählen: Wie aber steht es mit wahrhaft frommen Katho fiten? Rönnen sie, gleichgültig in welchem parteipolitischen Lager fie fich befinden, Herrn Marr wählen? Diesen Waffenbruder der revolutionären Sozialdemokratie. Der Papst fordert alle Gläubigen auf, im heiligen Jubeljahr zu beten, daß die Menschheits­geißel des Sozialismus, den er noch vor dem Kommunismus aus­drücklich nennt, von uns genommen werde. Aber Herr Marr betam es fertig, nicht für seine Wahl zum Reichspräsidenten sich mit den Sozialisten zu verbünden, sondern die Wahlhilfe der Sozialisten zu erkaufen, dadurch, daß er vierzig Millionen Menschen in Preußen ihrer Herrschaft ausliefert. In Wirklichkeit unterscheidet sich dieser fogenannte Zentrumsführer in nichts von seinen sozialistischen Brüdern. Es sei denn im Punkte der Verlogenheit, worin er fie übertrifft."

Fast im selben Atemzug werden die frommen Katholiken, die Bapftanhänger wißig" als Papuas bezeichnet. Das ist Logit! Das ist Geist!

wählen?

Wenn Marr fich in nichts von den Sozialisten unter­fcheidet, warum sollen dann die Sozialdemokraten ihn nicht Wenn Marg ein Pfaffenknecht" ist, der die größte Partei des Proletariats für die Pfaffen gekauft hat, warum sollten ihn dann die Zentrumswähler nicht wählen?

"

Das ist die Rehrseite und die andere Schlußfolgerung aus der doppelzüngig verlogenen Agitation des Rechtsblocks. Über auf 2ogit tommt es dem Rechtsblock nicht an. Nur darauf, Verwirrung in die Reihen der Republikaner   zu tragen. In den nächsten Tagen wird der Rechtsblod eine haben fönnten. Sie werden mit ihrer verlogenen Agitation Sie steller. es jedoch zu dumm an, als daß ie Erfolg großzügige Agitation für die Kandidatur Thälmeder einen Zentrumswähler für Hindenburg  , noch einen Sozialdemokraten für Thälmann   gewinnen!

mann unter der Arbeiterschaft zu entfalten versuchen.

Seht Euch die Leute genau an, die Stimmung für Thäl mann machen!

Laßt die kommunistischen   Agitatoren, die Helfershelfer der Reaktion, laßt die als Kommunisten verkappten Agita­toren des Rechtsblocs, denen es darauf ankommt, Hindenburg  die Mehrheit zu verschaffen, ablaufen.

Fort mit der Reaktion, fort mit ihren kommunistischen Bundesgenossen!

Für die Republik  ! Für Schwarz- Rot- Gold!

Der Stoß gegen Luther   und Stresemann  . Das Wahlmaterial des Rechtsblocks straft alle Kund­gebungen der Deutschnationalen Lügen, daß mit der Kandi­datur Hindenburg   feine 2 en derung des außenpoli­tischen Rurfes in Deutschland   beabsichtigt sei. Es uther und Stresemann, die Bundesgenossen des ift eine gehäffige, wütende Agitation gegen die Politik, die Rechtsblocks, der Reichskanzler und der Reichsaußenminister der Rechtsregierung im Reich, bisher betrieben haben. Eine dem 29. August 1924 als nationale Opposition" Propaganda gemacht haben gegen Dawes- Plan   und Londoner   Abkommen und früher gegen die Außenpolitik unter Wirth und Rathenau  .

Namensvetter, der Säulenheilige von Rommuniſten und Sozialisten, Werbt und stimmt für Wilhelm Marx  ! itation, gang in dem Stile, wie die Deutschnationalen vor

der große jüdische Begründer der Internationale, Karl Marg, zum Fluch für alle Bölker errichtet hat. Natürlich war auch Karl Marr Naturrechtler  . Wilhelm Marg ist ein Schleppenträger der Revolution, die sich auf Start Marg beruft." Dieses unbefümmerte Herumwerfen mit Begriffen, die nichts miteinander zu tun haben, gibt Zeugnis von dem Bildungsstande, der drüben herrscht. Es ist einfach er­

schütternd.

Sie hoffen auf Thälmann   und den Papst. Die Macher des Rechtsblocks wissen nur zu gut, daß sie mit den auf die Dummen berechneten Argumenten weder auf fozialdemokratische Arbeiter, noch auf christliche Arbeiter wirken Pönnen. Den Unaufgeflärten und politisch Naiven fönnen sie sagen:

Millionen von Richtwähler, denen die Novemberrepu blit mit ihrem Bräsidenten und ihren Parlamenten an fich gleichgültig oder gar verhaft ist, im Schmerz um Deutschlands   Miedergang und seine nerratene Freiheit, wählen

Arbeiter gegen das Zentrum ausspielen. Er macht Propa­ganda mit Thälmann  , um die Einheitsfront der Republi­faner zu schwächen, und er beruft sich auf den Bapst, um fatholische Wähler von der Stimmabgabe für Marg abzu­halten. Zu diesem Zwecke heißt es in der ,, indenburg­Rede", die den Agitatoren des Rechtsblocks in die hand ge= geben wird:

,, Umgefehrt werden alle die rabitalen Sozialdmo­fraten, die in den Klassenfampf verbisfen sind, es schwer genug haben, der liftigen Parole ihrer Parteiführung zu folgen und Marg zu wählen. Ehe sie den Mann wählen, der in ihren Augen ein Pfaffenknecht" ist und natürlich ein Bourgeois", brechen fie lieber ihre sonst so oft gerühmte Parteidisziplin und ge henheim gehen lich über zu jenem anderen, dessen Radikalismus fie gewiß fein fönnen, zu Thälmann  , dem Kommunisten. Die Sozialdemokratie mich ihr Jena   erleben!"

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Im Material des Rechtsblocks Hindenburg   und marg" heißt es:

Wer ist Marg?

Der Reichskanzler der uns verknechtenden D a wes- politit. Der Führer, der Deutschland   an das amerikanische   Kapital aus­geliefert hat.

Der das Elfa preisgeben will( Sicherheitspaff). Also ein Pazifift."

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In der breiten Ausführung der sogenannten ,, inden burg Rede" des Rechtsblocks heißt es über dies Thema: Aber wenn die Dawes- Politit ein Erfolg war, so war sie ein amerikanischer, fein deutscher. Denn mit der Dames- Bolitik hat Marg die deutsche   Wirtschaft dem amerikanischen   Kapital ausge­llefert, und wenn sich der Pazifist Marg zusammen mit den ameri tanischen Gelbjuden, non den Dames- Berträgen eine Befriedung