Höfles Ende.
Noch kein endgültiges Obduktionsergebnis. Die BS.- Korrespondenz meldet:
Der Hausarzt Dr. Höfles, Dr. med. Staudacher, Lichter felde, teilt uns mit, daß bei der Obduktion eine bestimmte Todesursache nicht festgestellt worden ist, das zweitens Dr. Höfle im Verlauf der Haft ziemlich
50 Pfund an Körpergewicht verloren
hat, daß er eine schwere Haftpsychose hatte und daß es nicht ausgeschlossen sei, daß er mely: Schlafmittel genommen hat, als er nehmen durfte.
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gegen die Staatsanwaltschaft zu tun, da doch über den Charakter und über die Ursachen ihrer sogenannten Reinigungsaktion nicht der geringste 3 weifel mehr besteht? Will der preußische Justizminister weiter zusehen, daß die Rechtspflege heillos fompro: mittiert wird, daß wir weiter in Zuständen leben, wo nicht mehr von Rechtspflege, sondern nur noch von Banditentum die Rede sein fann!
Will der preußische Justizminister nicht endlich von sich aus die Untersuchung darüber aufnehmen, wer diese forrupte Rorruptionsfampagne eingeleitet hat, wer fie finanziert und nach wessen Direttiven sie erfolgt? Will der Justiz miniſter weiter mit ansehen, daß jedes Bertrauen in die Db jeftivität der Staatsgewalt und der übrigen Gerichtsbehörden vollkommen verschwindet?
Dr. Hoefle ist auf faltem Wege ermordet worden. Die Kampagne gegen ihn galt nicht der Befriedigung des staatsanwaltschaftlichen Reinigungsbedürfnisses, die Kampagne galt politischen Zweden. Wir haben dieses Treiben gründlich satt und die, die es angeht, fönnen sicher sein, daß es die längste 3eit gewährt hat!
In Ergänzung hierzu erfährt die Korrespondenz noch folgendes: Da das Justizministerium nach dem Vortrag des Oberstaats: anmaltes Linde eine genaue Untersuchung des Falles münschte, wurde seitens der Staatsanwaltschaft die Obduktion der Leiche Dr. Hofles im Hedwig- Krankenhaus angeordnet. Geitens der Staatsanwaltschaft wurden die Gerichtsärzte Dr. Straß mann, Störmer und Thiele herangezogen, während Rechts anmalt Dr. Alsberg den Hausarzt der Familie Höfle, Dr. Staudacher, Lichterfelde , hinzugezogen hatte. Wetter wohnten der Obduktion je ein Vertreter des Justizministeriums und des Reichspostministerims(?) bei, während die Staatsanwaltschaft durch Oberstatsanwalt Linde und Staatsanwaltschaftsrat Belzer vertreten war. Die Obduktion selbst wurde durch Dr. Kramez vom Hedwigfrankenhaus ausgeführt. Wie bereits oben mitgeteilt, fonnte als Todesursache eine Lungenentzündung mit Sicherheit nicht festgestellt werden. Die GerichtsAnklage gegen KPD. - Zentrale und Sowjetbotschaft. ärzte haben deshalb auch ein amtliches Gutachten noch nicht abgeBS. Leipzig , 22. April. geben, sondern beantragt, daß der Inhalt des Magens und Darms, Bereits lange vor 10 Uhr standen Scharen von Menschen vor fowie Blutproben chemisch und mitroskopisch auf das Vor- dem Reichsgericht. Die Mehrzahl aller Anwesenden mußte allerhandensein gewisser chemischer Stoffe geprüft werden. Diese Unterdings vor dem Reichsgericht wieder umfehren. Um 11 Uhr wurden suchung dürfte vor Mittwoch mittag faum abgeschlossen sein. Es die Angetlagten in den Saal geführt, um 11% Uhr betrat besteht der Verdacht, daß Dr. Höfle größere Mengen pon das Gericht den Saal. Der Präsident begann sodann mit der Pantophon und Veronal zu sich genommen hat, denen seine Begründung des Urteils. ohnehin gesamächte Konstitution nicht gewachsen war. Es hat sich ferner bei einer Durchsuchung der Zelle Dr. Höfles ergeben, daß er über größere Mengen von Narkotiken verfügte, die offenbar nicht aus den Beständen des Lazaretts stammen, sondern die auf eine noch näher zu klärende Art und Weise ihm zugetragen sein müssen. Nach sachverständiger Ansicht reichen die in der Belle Dr. Höfles aufgefundenen Mengen an Schlafmittel hin, mehrere Menschen zu töten. Die Staatsanwaltschaft ist jetzt bemüht, auf zuklären, wie es möglich gewesen ist, Dr. Höfle diese großen Mengen Schlafmittel zuzuführen. Aus dem Tagebuch, das man in Dr. Höfles Besiz fand, geht hervor, daß
er wiederholt von seinem Ende spricht,
und in einigen zurüdgelaffenen Briefen schrieb der durch die lange Haft zusammengebrochene Mann, er habe alles Vertrauen zu
feiner Sache und feinen Anwälten, glaube aber nicht, daß die
Staatsanwaltschaft ihn bald auf freien Fuß fehen werde. Weiter beflagt er sich, daß die Staatsanwaltschaft nicht sein Verfahren von dem der Barmats abtrennen wolle, und daß er infolgedessen bis zur Hauptverhandlung noch lange Monate in Untersuchungshaft werde bleiben müssen. Weiter spricht aus seinem Tagebuch die hange Sorge um seine und seiner Familie Zukunft selbst in dem Salle, daß er freigesprochen werden sollte.
Nach Ansicht des Hausarztes hat bei Dr. Höfle, wie bei allen herzfranken Leuten, die ungeheure starte Abmagerung während der Haft dazu geführt, den Gesundheitszustand vollends zu zerrütten. Immerhin haben die Gefängnisärzte doch offenbar mit einer ernsten Gefahr für das Leben des Untersuchungsgefangenen nicht gerechnet. Toch am Sonnabend Abend erklärte der Gefängnis. arzt Dr. Thiele dem Hausarzt Dr. Staudacher gelegentlich eines telephonischen Anrufes. daß es Dr. Höfle feiner Ansicht nach ganz gut gehe, während der Cazarettwärter Frau Dr. Höfle davon benachrichtigte, daß es mit ihrem Manne offenbar zu Ende gehe.
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darüber hinaus wollte sie für ihre Zwecke tämpfen und eine Rätere publif errichten. Es ist von der Verteidigung geltend gemacht worden, es sei ihr die Möglichkeit zur Führung ihres vollgültigen Beweises für ihre Behauptungen genommen worden. Da durch ist eine Jrieführung der öffentlichen Meinung erfolgt, die um jo bedauerlicher ist, da die Behauptungen nicht den Tatsachen entsprechen.
Das Bestehen der faschistischen Gefahr und der gute Glaube der Angeklagten, dagegen zu kämpfen, ist als wahr unterstellt worden und damit war schon den Beweisanträgen genügt. Damit befindet sich der Staatsgerichtshof auch in Uebereinstimmung mit der Praxis des Reichsgerichts. Angeklagte, die hervorragende Funktionäre der Partei sind, haben zugegeben, daß das, was der Staatsgerichtshof festgestellt hat, durchaus den Tatsachen entspreche. Ferner sind eine Reihe von Urkunden verlesen worden, aus denen flar das Ziel der KPD. hervorgeht, und zwar handelt es sich uni Urkunden, die bis in das Jahr 1924 hincin produziert worden sind. Ferner sind eine Reihe von Tatsachen unter Beweis gestellt, die darauf schließen lassen, daß die KPD. im Jahre 1923 eine Revolutionspartei war, vor allem die Tatsache, daß 1923 eine Kommission in Berlin begründet wurde, die den Namen Revolutionsfomitee
trug, welche von der Zentrale der KPD . und der " Komintern " unterstützt wurde.
Auf Veranlassung des Revolutionsfomitees von Moskau murden in allen Bezirten Deutschlands Revolutionsfomitees gegründet und gespeist mit fremder Baluta, mit Dollars, die aus Rußland famen,
um die Revolutionsbewegung in Deutschland zu ermöglichen. In der Russischen Botschaft in Berlin haben gemeinsame Besprechungen mit der Zentrale der KPD . und dem Revolutionsfomitee ftattgefunden. Bei diesen Bersammlungen wurde die Mobilmachung, Parteibefehle zur Revolution, Aufrufe und Operationspläne an Hand von militärischen Karten ausgearbeitet, um die Revolution zur Durchführung zu bringen.
Die Hauptverhandlung hat ergeben, daß die KPD. nur eine In dieser Zeit wurde in Deutschland die Tscheka nach russischem Sektion der Kommunistischen Internationale ist, die ihren Sitz in Borbild gegründet. Es ergab sich in der Hauptverhandlung. baß es Rußland hat und deren Weisungen für alle Seffionen binzu einer Gründung gekommen ist. Es ist festgestellt worden, daß dend sind und befolgt werden. Die Komintern " hat sich als Ziel die Terrorgruppen es fich zur Aufgabe machten, Spizel gefeßt, die zurzeit bestehenden, seien es monarchistische oder parla- und prominente Persönlichkeiten, die der Partei ge mentarische, Regierungen zu stürzen und an die Stelle eine fahrlich werden konnten, zu vernichten. Es sind Schriftstide Räteregierung nach ruffischem Muster zu sehen. gefunden worden, aus denen flar hervorgeht, daß die Partei damit Dieses Ziel folle mit allen Mitteln, auch mit Gewalt, verfolgt den sogenannten individuellen Terror auf ihre Fahne ge werden. Um dieses Ziel zu sichern, ist dafür gesorgt, daß Abgeschrieben hat. In Berlin wurde von der Zentrale die sogenannte ordnete von der Kommunistischen Internationale in die einzel- Tscheta- Gruppe gegründet. nen Sektionen eingegliedert werden. So find auch bei uns in Deutschland Herren kommunistischer Herkunft der Zentrale einge. gltebert worden. Im September 1923 ist die RBD. auf Bei dazu übergegangen, daß Ziel, die deutsche Regierung zu stürzen, als fung der Komintern " und auf eigene Initiative ein ganz Bestimmtes aufzufassen, das in unmittelbare Nähe gerückt sei. Es sind um diese Zeit
umfangreiche neue Organisationen
" Helmuth" ist persönlich mit dem Angeklagten Stoblewski identisch. An dieser Tatsache kann es feinen 3weifel geben, Stoblemiti Meumann hat zur Unterſtüßung Geldmittel, und zwar machte Neumann mit den Aufgaben der Ticheta- Gruppe befannt. wiederum russisches Geld erhalten. Die Tschefa- Gruppe ist entsprechend ausgestattet worden, um ihre Ziele verwirklichen zu fönnen. Sie war mit Waffen hinreichend versehen. Bei dem Angeklagten Meus ist ein Patet mit Hunger vorgenommen worden. Die KPD. hat sich damals zu einer staats- typhusbazillen gefunden worden, von denen die Sachver feindlichen Verbindung entwickelt, deren Ziel war, die Republit zuständigen festgestellt haben, daß sie tödlich sind. Die Tscheka war untergraben. Es ist eine Verbindung im Sinne des§ 7 Abs. 5 des ferner mit einem Kraftwagen ausgerüstet, der jederzeit zur Republifschutzgesetzes. Alles dos hat dazu geführt, daß die KPD . Verfügung stand. Sie war also in technischer und militärischer Beam 20. November 1923 verboten wurde. Sie hat damit feines zichung gut ausgerüstet. In der Zentrale der KPD. befand sich eine falls aufgehört, ihre Pläne aufzugeben. Die bereits vorher illegale fogenannte Paßfälscherzentrale, in der zahlreiche falsche Partei ist Pässe gefunden worden sind, die den 3wed haben sollten, die Angehörigen nach Ausführung ihrer Taten in Sicherheit zu bringen. zum Zwede der Erledigung Seedts hatte sich Szon mit Neumann und Meus in Verbindung gefett. Seedt foute im Tiergarten er: mordet werden, und Szon hatte sich mit einem Kraftwagen por dem Tiergarten aufzustellen. Eine anderer follte die Beobachtung des Reichswehrministeriums besorgen, und der tödliche Schuß follte aus einem Busch fallen, es fam jedoch nicht dazu, meil rof. metter eintrat und es sich herausstellte, daß Seedt sich auf einer Reise befand. Auch die geplante Ermordung des Generals von Seedt in seiner Wohnung schlug Margies vor. Charatteristisch ist wieder, daß der Befehl zum Abbruch der Pläne im Falle Seedt ven feiten der Parteileitung gegeben wurde. Diese gab dann den Befehl aus, jest zwei prominente Führer der Wirtschaft zu be feitigen. Stoblemfti gab den Befehl für Stinnes. Man be, sorgte sich Bässe für das befehte Gebiet und fuhr dort hin. Zur Erledigung fam es aus unbekannten Gründen nicht. Aehnlich liegen die Dinge im Falle Borsig.
von einer staatsfeindlichen zu einer geheimen Berbindung gemorden. Jeder Funktionär mußte sich damals sagen, daß er sich fpfern er die Ziele dieser Berbindung fannie Trogdem diese Tat im Sinne des Republifiqußgefeges strafbar machte, fachen zum Teil gerichtsnotorisch maren, hat der Staatsge: richtshof es vorgezogen, noch einmal erneut in eine gründliche Bemeisaufnahme einzutreten. Alles, was in früheren Berhandlungen festgestellt worden ist, ist in dieser Berhandlung bestätigt worden, insbesondere ist der Einwand der Kommunisten, daß sie nicht die Absicht gehabt hätten, mit Gemalt ihre Ziele zu verwirklichen, wider legt worden. Die Verteidigung hat erwähnt, daß die Verfassung schon von rechts her durchlochert worden sei. Es sind umerhoben und behauptet worden, daß die KPD. lediglich das Ziel gehabt habe, die Regierung gegen diese Gefahr zu unterstützen. In der Berhandlung ist einwandfrei festgestellt worden, daß dem nicht fo ist. Allerdings hat die RBD. mit der faschistischen Gefahr ge rechnet und sie wollte die faschistischen Gegner vernichten. Aber
Die Herren Aerzte werden sich wahrscheinlich noch längere Zeit darüber den Kopf zerbrechen, moran nach ihrer Ansicht der Minister verstorben ist. Es genügt vollständig, daß noch am Sonnabendabend der Gefängnisarzt Dr. Tiele erflärt hat, es gehe dem Minister nach seiner Ansicht ganz gut. Am Montag war Dr. Hoefle eine Leiche.. Barum ist gegen diesen Herrn noch kein Verfangreiche Beweise für das Bestehen der faschistischen Gefahr fahren eingeleitet worden? Was hat der preu Bische Justizminister in dieser Angelegenheit bisher getan? Die Deffentlichkeit wartet vergeblich auf eine amt liche Darstellung. Was gedenkt der preußische Justizminister
Das Angebinde".
Bon Emil Rath.
Ob Bater Hindenburg" die Niederlage Deutschlands letzten Endes doch noch hätte aufhalten fönnen, wenn er 1918 zu dem schon wiederholt bemährten" Mittel gegriffen hätte, widerspenstige Feldgraue anbinden zu lassen? Es versteht sich von selbst, daß diese Strafe nur an den Gemeinen, schlimmstenfalls auch an Gefreiten, ausgeführt werden durfte. Unteroffiziere und Feldwebel waren vor einer solchen Spezialbehandlung sicher.
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Ich kann aber Bater Hindenburg" nicht zupflichten, daß da durch die Disziplin beffer geworden wäre. Denn diese Strafe des Anbindens wir sagten auch wohl das Angebinde" mar bei uns bereits 1915 äußerst beliebt. Herr Oberleutnant von Hinkelden wußte sich feinen besseren Zeitvertreib als dieses Anbinden. Ec hatte zu dieser Luftbarkeit schon immer einige Sündenböcke in Bereitschaft. Da war zum Beispiel Schleining, ein hochgewachsener, rotblonder Füsilier von der Waterkant, der das Leben immer von der leichten Seite nahm und es sich bequem machte, wo er nur konnte. Das sollte ihm zum Verhängnis werden.
Im Schüßengraben gibt es selbstverständlich auch einen Ort, der clles andere, nur nicht verschwiegen ist. Zur Winterzeit ist die zu gewissen menschlichen Verrichtungen bestimmte Siggelegenheit zum mindeſten mit Schnee bedeckt, unter ungünstigen Umständen gar mit Eis. Schleining war der Ansicht, daß man seine Gesundheit nicht unnötig dieser Sitzgelegenheit anvertrauen sollte und benutzte zu kleinem Geschäft die nächste Grabenede. Aber o Pech! Just fam der Unteroffizier vom Grabendienst des Weges, hörte verdächtiges Blätschern, nahm das berüchtigte Aergernis und stellte den armen Sünder fest.
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Großer Kriegsrat im Kompagnieführerunterstand. Herr OberTeutnant von Hinfelden verkündet das Berdikt: Drei Tage strengen Arrest. Das bedeutete in Galizien : während dreier Tage je zwei
Stunden Angebinde".
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Der Pranger war günstig gewählt. Es war die auf einer Anhöhe stehende, dicht bei dem Quartier des Hinkelden gelegene Feldtüche, an deren Radspeichen sich mit Hilfe eines derben Strices das Urteil an den armen Sündern oft wurde an seder Seite einer angebunden vollführen ließ. Es mar, wie gesagt, Winter. Zehn, fünfzehn, ja, zwanzig und mehr Grad Kälte. Der Feldwebel war fein Unmensch. Er erleichterte nach Möglichkeit das Los der Angebundenen. Aber oft machte er die Rechnung ohne Hinfelden, der, satt gefressen und mit wärmen dem Pelz umhüllt, aus seinem Quartier zur Feldküche emporstieg und prüfte, ob die Fesseln der Angebundenen auch nicht zu lodder maren. Nach Möglichkeit mußten die Angebundenen auf den Behenspigen stehen, und das Urteil galt als besonders gut ausgeführt, menn die Opfer nach Beendigung der zwei Stunden, der Fesseln
ledig, vor Rälte erstarrt, umfielen. Feldwebel Walter ließ sie- wenn Hinfelden nicht in gerade in der Nähe war in seine Stube führen, wo er schon Essen für sie bereithielt. Es war ein„ Spieß", mie man ihn wohl selten findet! Aber Befehl ist eben Befehl, da muß auch ein Spieß gehorchen.
Schleining hat oft dort oben an der Feldküche gestanden, an der die Straße, die einzige Straße der Stadt J. vorüberführte. Und wenn die Banjes mit ihren dicken Schafpelzen dort vorüber stapften, sahen sie wohl voller Schauder und Mitleid zu den armen Angebundenen dort oben empor und befreuzten sich innerlich vor den Segnungen einer solchen Kultur, deren Wiederkehr hirnverbohrte Monarchler durch die Wahl eines unpolitischen Reichspräfidenten erwirken möchten.
Wir einstigen Feldgrauen haben von jenem Angebinde" noch jetzt genug!
Pikanterie für Spießer.
Alfred Möller , der die in geistiger Not seufzenden deutschen Bühnen mit seichten Theaterstücken versorgt, verhalf gestern dem Komödienhaus mit seinen Silbernen Kaninchen zu einem billigen Premierenerfolg. Der Autor geht auf Nummer Sicher und benutzt den anerkanntermaßen für Lustspiele beliebten und bewährten Ehescheidungsstoff. Hier handelt es sich um eine erzwungene und setzt ihn daher eine hohe Geldsumme für den Fall aus, daß er Scheidung. Der reiche Bapa fann feinen Schwiegerjohn nicht leiden sich scheiden läßt. Auf dieses verlockene Angebot geht der verliebte Ehemann auch ein, aber
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mie spaßig um die geschiedene Frau nach dem Einstreichen der 100 000 m. fofort wieder zu heiraten. Das wäre an sich noch nicht komisch. Es ist bloß albern. Den Spaß schöpft Herr Möller aus der Schwierigkeit der Beschaffung seiner Diva, die den nötigen Ehebruch verüben und damit den Schei dungsgrund verkörpern soll. Keine Angst! Die Sache verläuft höchst anständig, Herrn Möller schwebt die lüfterne Atmosphäre der leicht sinnigen Pariser Boulevardposse vor, die graziös mit Obszönitäten spielt und bis an die Grenze des Erlaubten geht. Herr Möller traut sich nicht. Alles bleibt legitim. Ehebruch mit sittlichem Gehalt. Pifanterie mit ethischem Hintergrund. Langeweile. Wieso aber, fragt man, der tatsächlich vorhandene Heiterfeitserfolg? Erstens liegt das an der rührenden Anspruchslosigkeit des eleganten Publiku as, zwei tens an dem Schauspieler Vespermann. Bejpermana hat einen unerschütterlich- elegischen Blick. Er erfindet im Augenblik ulfige Extempores. Er fagt nicht Hinz und Kunz, sondern mit unsäglich trauriger Miene Kinz und Hunz, turz, Vespermann adelt eine Plattheit durch Quatsch. Die übrigen Darsteller glichen sich mit bemerkensmertem Anpassungsvermögen dem traurigen Niveau des öden Schwants an. Dgr.
Blanet Saturn in seiner größten Erdnähe und wird durch seine Der Ring des Saturn. In diesen Tagen befindet sich der Stellung die Möglichkeit bieten, seine Ringe zu studieren. Diese Ringe gehören zu den größten Rätseln der Bildung der Gestirne. Sie wurden zuerst Don Galilei entdeckt, der allerdings fie als Teile des Planeten selbst ansah. Erst Hunghens stellte im Jahre 1655 fest,
( Schluß im Morgenblatt.)
daß es sich bei dieser eigenartigen Bildung um einen Ring handle, der um den Planeten selbst in elliptischer Form schwebt. Der Astronom Caffini fezte diese Forschungen weiter fort und erkannte im Jahre 1715, daß der Ring doppelt sei. Andere entdeckten bei weite rer Beobachtung schließlich noch andere dunkle Streifen. Der Ring hat einen Halbmesser, der für den äußeren Hauptring ungefähr 137 000 Kilometer beträgt. Man nimmt als den größten Durch messer ungefähr 277 000 Kilometer an. Ueber die Dicke des Ringes sind die verschiedensten Auffassungen vorhanden, denn während Bond die Dice nur mit 70 Kilometer annimmt, stellte der berühmte englische Astronom Herschel sie auf 160 Kilometer fest und heute hat man eine Dicke von 350-400 Kilometern festgestellt. Eine Zeitlang glaubte man, daß der Ring eine feste Scheibe sei, die sich um den Planeten befinde, dergestalt, daß in der Scheibe ein großes Loch ist und daß in diesem Loch von einer geheimnisvollen Gewalt der Planet gehalten werde. Heute weiß man, daß diese Auffassung falsch ist und falsch sein muß. Es handelt sich vielmehr um eine ungeheure Anzahl von Satelliten, die ungefähr in Aequatorhöhe sich um den Saturn bewegen. Diese Feststellung fonnte man aus der Schnelligfeit treffen, mit der sich die einzelnen Teile des Ringes um den Blaneten bewegen. Wäre der Ring ein fester Körper, so müßten sich die äußeren Teile mit der größten Geschwindigkeit bewegen, während sie tatsächlich eine geringere Geschwindigkeit haben als die inneren Teile. Es handelt sich tatsächlich bei dem Ring um einen meteorischen Charakter und es tommen nicht mehrere Ringe in Betracht, wie man anfangs annahm, sondern eine große, durch Millionen von kleinen Weltförpern gebildete ringförmige Fläche, die in teter Bewegung um ihren Zentralkörper sich befindet, Bon den Monden des Saturn fennen wir 10. Der sechste ist der hellste. Sichtbewegen sich um den Saturn in dem Zeitraum von einem Tag bis bar für Fernrohre sind aber nur wenige, da sie sehr klein sind. Sie ungefähr 79 Tagen.
Der Geburtstag Roms wurde Dienstag in ganz Italien feierlich begangen. Der Einweihung der Forum Augusti, das nach langer Ausgrabung freigelegt wurde, wohnten der König, Mussolini und die Mitglieder der interparlamentarischen Handelskonferenz bei. Darauf begab sich die Versammlung in 300 Automobilen zur ehedas zur Römerzeit wegen seiner Schönheit, besonders wegen seiner maligen Küste von Fregenum, 30 Kilometer von Rom entfernt, Jetzt foll Fregenum als Pinienwälder und Küste berühmt war. neue Stadt auferstehen, zu der der Grundstein gelegt wurde. Dieses Ereignis wurde mit einem großen Essen gefeiert, bei dem mehrere Reden gehalten wurden. illuminiert.
Alle Städte waren abends glänzend
Jm Theater am Kurfürffendamm beginnt am 1. Mai Paul Wegener etn bierwöchentliches Gastspiel mit einem eigenen Ensemble.
Englands Anteil an der Welthandelsflotte. Die heutige britische umfang nur um 40 000 Tonnen. Sie konnte infolge der währende bes Handelsflotte mit etwa 19 Millionen Tonnen übertrifft ihren Vorkriegs. Strieges erlittenen starten Verluste mit der Entwidlung der BelthandelsHafen" ausgeführt wird, der Anteil Großbritanniens an der Belitonnage flotte nicht gleichen Schritt halten. So hat sich, wie in Werft, Reederei, beträchtlich verringert und ist von 44,4 Proz. auf 32,9 Proz zurüdgegangen.