daß bisher erst eine Basis geschaffen ist und daß es sehr wohl mög. lich sein fann, daß der Erreichung des Zwedes noch mehr ent sprechende Konzentrationen und Zeiten gefunden werden tonnen". Ferner weist er auf die Wahrscheinlichkeit hin, daß die Förderung bes für die Entwicklung der Pflanzen so michtigen Batterienlebens im Boden abhängig ist von der Konzentration der Lösung, mit der das Sautgut behandelt ist. Ein Kompler von Fragen steht somit zur Untersuchung, und es ist erfreulich, wie andererseits erklärlich, daß gerade in Deutschland sich ein so lebhaftes Interesse dafür fundgibt. Bir fönnen eine Vermehrung unserer Gesamternte um ein Biertel gut gebrauchen.
Noch sei ein Wort über die schon jetzt in weitem Maße betriebene Beizung des Saatgutes gesagt. Diese Beizung hat den Swed, alle am Saatgut fich etwa vorfindenden Fremdorganismen ( Buzfeime) abzutöten. Die Stimulation( die Reizung) soll dagegen die Lebensenergie des Samens fördern. Betzung und Stintulation fann praktisch sowohi in der Reihenfolge: erst Beizung, dann Stimu Kierung, als auch in umgekehrter Folge durchgeführt werden. Die mohl öfter zulage getretene Anschauung, daß durch die Beizung schon eine Stimulation herbeigeführt werde, ist nur in sehr bedingtem Maße zutreffend. Erst die Anwendung beider Methoden liefert die erstrebte Mehrproduktion.
Die Konjunktur der Reaktion ist endgültig vorbei. As per schämten, durch Terror und Bontott geängstigten Republikanern werden zielbewußte Streiter für Freiheit und Recht. Die Republit befindet sich offensiv auf der ganzen Linie, der Rückschritt ist, trog gewaltig markierten Selbstgefühls, überall in die Verteidigung zu rückgeworfen. Das drängte sich einem mit eherner Gewißheit auf, wenn man am gestrigen Tage einen Gang durch die Straßen Berlins machte.
Welche Wandlung! Wohl gab es am 29. März unzählige Re publikaner, aber nicht allzuviel Bekenner. Manch einer scheute die Kosten; für den Mann aus dem Volte ist eine Ausgabe von 5 Mart fchwerwiegender als ein Tausender für den strammnationalen Mil. lionenmann. So herrschte, von den ausgesprochenen Arbeitervierteln abgesehen, beim ersten Wahlgang die Parteifahne der Realtion vor. Heut grüßt dich im Osten, im Norden, im Süden und im Mesten der Stadt ein stolzes Meer schwarzrotgoldener Freiheitsfahnen. Pulver ist schwarz, Blut ist rot, golden fladert die Flamme!" Die Straßen haben ein Feiertagskleid angelegt, das Ehrengewand der deutschen Republit. Selbst der Westen muß fich, so schwer es ihm werden mag, mit den Farben des Deutschen Reiches vertraut machen. Man sollte diese Stimmungsmomente nicht unterschäzen, fie find Symbol für den endgültigen Sieg des deut schen Boltes über die ideen und seelenlosen militaristischen Cliquen der Reaktion. Auf drei fchmararotgoldene Fahnen eine schwarzweißrote Das muß auch das Programm der Republikaner für den 26. April sein. Die Republik wird leben! 3: 1. In diesem Kräfte. verhältnis werden die deutschen Maffen am Entscheidungstage den volksfremden hohenzollernergebenen faft achtzigährigen, greifen Militär vernichtend schlagen.
Berlin ist schwarzrotgolb, ift republikanisch Es war es schon immer. Nun dokumentiert auch die Straße die Ge finnung der Freiheit, die niemals unterdrückt werden fann. Wir werden fiegen, wenn du, wenn jeder einzelne feine Pflicht
tut:
Für Wilhelm Marg!
Friedrich- Ebert- Straße.
Der Magiftrat hat in seiner Sigung am 22. April 1925 dem Beschluffe der Stadtverordnetenversammlung, die Budapester und Sommerstraße in Friedrich- Ebert- Straße umzubenennen, zugeftimmt. Er hat aber, wie wir schon in einem Teil der geftrigen Abendausgabe mitteilten, beschlossen, dem Teil des Karfürstendamms zwischen der Kaiser- Wilhelm- Gedächtnis Kirche und der Kornelius- Brüde den Namen Budapester Straße zu geben.
Bekanntlich hat es in Berlin seltsame Leute gegeben, die in der Unbenennung der Budapester Straße einen Affront" gegen eine befreundete Nation" sahen und die, da sie nicht gut gegen die berechtigte Forderung, in Berlin eine Straße nach Friedrich Ebert zu benennen, protestieren fonnten, irgendeinem versteckten Gäßchen biesen Ehrennamen gegeben hätten. Troß vielen Geschreis blieb diejen merkwürdigerweise auch einmal auf gute außenpolitische Beziehungen" bedachten Leuten der innige Wunsch versagt, und der Magistrat hat ihnen sogar jeden Grund zur weiteren Klage genommen, indem er den angeblichen„ Affront" auch noch vermied. Ein Reinfall für den Lokal- Anzeiger", zu dem man ihm von Herzen beglückwünschen darf.
Der Gipfel der Unverfrorenheit!
Wie wir im gestrigen Abendblatt berichteten, hat am Dienstag abend eine mit Messern und Revolvern bemaffnete nationalistische Horde Reichsbannerleute und republikanische Straßenpaffanten im Anschluß an eine Wählerversammlung des Rechtsblods im Lehrervereinshaus überfallen. Jeder Mensch, der den standalösen Vorfällen beiwohnte und nur eine Spur von Ge rechtigkeitsgefühl im Leibe hat, muß die Schuld an den schweren Schlägereien, die sich zwischen 12 und 1 Uhr am Alexanderplatz ereigneten, einzig und allein den maßlos provozierend auftretenden Rechtsputs chisten zuerfennen. Man tönnte es allenfalls verstehen, wenn die Rechtspreise, aus Scham über die verbrecherischen Flegeleien ihrer Gesinnungsgenossen, von den Borfällen feine Notiz genommen hätte. Weit gefehlt: Sie drehen aufs unverfrorenſte den Spieß um. Den Gipfelpunkt journa listischer Unanständigkeit erflimmt hierbei die deutschnational- nöllische Deutsche Zeitung", die auf der ersten Seite ihres gestrigen Abendblattes unter der fetten Titel zeile„ Sträfliches Bersagen der Polizei" ungeheuerliche Schwindeleien vom Stapel läßt. Dann folgen wütende, völlig unberechtigte Anpöbeleien der Polizei, insbesondere des Bizepolizeipräsidenten Dr. Friedensburg. Infamer läßt sich beim besten Willen die Bahrheit nicht auf den Kopf stellen. Eins stimmt an den Lügenexzentrits des rechtsradikalen Blattes: In der kurzen Straße tam es zu einer Schießerei. Geschossen aber hat ein nationa. listischer Strolch, und nur der Disziplin des Reichs: banners war es zu verdanken, daß das frevelhafte Attentat des Mit solchen er bärmlichen Mitteln wollen die Rechtsblockisten ihrer banterotten Kandidatur auf die Beine helfen. Das deutsche Volk wird ihnen die Abfuhr erteilen, die sie verdienen.
Bismard Bündlers feine schweren Folgen zeitigte.
Zirkus in Marzahne.
Um die Weihnachtszeit vorigen Jahres hatte im Dorf Marzahne bei Brandenburg ein Wanderzirtus seine Belte aufgeschlagen. Bald fam es zu Eifersüchteleien zwischen Dorftavalieren und fahrendem Bolt. Nach einer Zirtusvorstellung am Silvesterabend stieg im Krug" der Dorftanz, als plöglich gegen 3 Uhr nachts vor dem Bafthof ein furchtbarer Aufschrei ertönte. Alles lief hinaus. Stöh. nend fand man einen jungen Zirkusmann, den zwanzigjährigen Ernst Germeng, auf der Erde liegend. Ach Gott, ich bin gestochen!" hauchte der Verletzte. Dann brachte man ihn ins Krankenhaus und
auf dem Totenbett machte er die Angaben, daß er von einem Bauernknecht mit tätowierter Hand gestochen worden sei. Als Täter wurde der 24jährige Bauerntnecht Albert Behrendt aus Marzahne ermittelt. Das blutbefledte Meffer lag im Stall verſtedt. Während der Zirkus seine Zelte abbrach, trug man den Zirkusmann zur letzten Ruhe. Wegen Körperverlegung mit Todes. erfolg vor dem Potsdamer Schwurgericht angeflagt, zu dem das halbe Dorf als Zeugen geladen war, mußte immer wieder der Bor. fizende den Zeugen ins Gemissen reden, streng bei der Wahrheit zu bleiben. Sie schienen sich gegen das Gericht verschworen zu haben. Das Blaue vom Himmel versuchten die jungen Landburschen zusammenzulügen. Einer wurde ohnmächtig bei der Zeugens vernehmung, als er merkte, daß er sich selber auf die Anklagebankf hineingelogen hätte. Mit donnernder Stimme fuhr der Vorsitzende dazwischen und das half endlich. Das Gericht versagte dem Ange lagten mildernde Umstände und erkannte auf vier Jahre Gefängnis.
Deffentliche Wählerfundgebungen
heute, Donnerstag, den 23. April, abends 71 Uhr Tiergarten: Moabiter Gesellschaftshaus, Wiclefstr. 23. Prenzlauer Berg , 29. Abt.: Schulaula Senefelderstr. 6. Friedrichshain : Königsbant, Frankfurter Str. 107. Charlottenburg : Hohenzollern - Festsäle, Berliner Str. 105. Zehlendorf : Lindenpart, Berliner Str.& Schöneberg: Siedlung Lindenhof, Ledigenheim( großer Saal). Lichterfelde : Aula Oberrealschule, Ringstr. 2. Mariendorf : Herolds Festfäle, Chausseestr. 287. Brih: Beckers Gesellschaftshaus, Chauffeeftr. 96. Oberschöneweide : Mörners Blumengarten, Ostendstraße. Köpenid: Körner- Schule, Lindenstraße. Friedrichshagen : Schröders Festfäle, Friedrichstr. 137. Lichtenberg : Aula Partaue, an der Möllendorfstraße Kaulsdorf : Turnhalle Adolfstraße. Buch: Göpfert, am Bahnhof. Buchholz: Rossac, Hauptstr. 71.
Redner: Aufhäuser, Ed. Bernstein, Breurt, Dittmer, Heinig, Joachim, Kuttner, Künstler, Dr. Klee, Dr. Lömen stein, Landa, Litte, Otto Meier , Nietisch, Ruben, Stelling, Dr. Witte.
Freitag, den 24. April, abends 7 Uhr Mitte: Musikerfäle, Kaiser- Wilhelm- Str. 31. Wedding : Pharusjäle, Müllerstr. 142.- Aula Grünthaler Straße 5. Kreuzberg, 40. und 41. 2bt.: Bodbrauerei, Fidicinftr. 2/3. Charlottenburg: Fürstin- Bismard- Schule, Sybelstraße. Gemeindeschule, Oranienstraße. Spandau : Jubiläums- Turnhalle, Am Astanierring. Siemensstadt : Restaurant Heidefrug( Inh. Marfand), Nomment
dammallee.
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Wilmersdorf : Bittoriagarten, Wilhelmsaue. Wannsee : Reichsadler, Königstr. 26. Schöneberg : Ühlandschule, Kolonnenftr. 20/24. Steglih: Oberrealschule, Heesestraße. Cantwik: Realgymnafium, Kaulbachstraße. Lichtenrade : Gasthof Stiehler, Am Dorfteich. Tempelhof : Realgymnasium, Kaiserin- Augusta- Straße. Rudow : Juliuspart( Inh. Heinze). Treptow : Nitschte, Am Treptower Part 26. Bohnsdorf: Bierbach, Bahnhofstraße. Grünau : Jägerhaus, Bahnhofftr. 1. Karlshorst : Deutsches Haus, am Bahnhof. Friedrichsfelde : Tempel, Prinzenallee 30. Kaulsdorf- Süd: Jägerheim. Biesdorf : Schillerfäle, Königftr. 120. Weißensee : Aula Realgymnasium, Woeldpromenade. Pankow : Linder, Breite Str. 34. Niederschönhausen : Schloß Schönhausen , Lindenstr. 11. Blankenburg : Klug, Dorfstr. 2. Reinidendorf- Off: Schüßenhaus, Residenzftr. 1/2. Reinickendorf- West: Hartmanns Brauerei, Scharnweberstr.104.
Redner: Aufhäuser, Breuer, Klara Bohm- Schuch, Bartels, Barth, France , Dr. Freund, Heinig. Adolf Hoffmann , Heimann, Harnisch , Horliz, Gertrud Hanna, Joachim, Luise Kähler, Künstler, Kuttner, Erna Kresse, Lempert, Dr. Lohmann, Litle, Landa, Dr. Löwenstein, Meier, Reimann, Stein, Dr. Weŋl, Dr. Witte, 3achert Tagesordnung in allen kundgebungen:
Kriegsgeneral oder Friedenspräsident? Warum tritt die Sozialdemokratie für Wilhelm Mary ein?
Dier Räuber verhaftet.
Der Autobusüberfall bei Strausberg aufgeklärt.
Als ein Autobus des„ Kraftverkehrs Marfen am 26. Februar 1921 abends um 8% Uhr vollbesetzt vom Bahnhof nach der Stadt Strausberg zu fuhr, jahen die beiden Chauffeure plöglich im Lichtfegel des Scheinwerfers auf der Chaussee einen Mann liegen, der sich in Krämpfen" zu winden schien. Sie stoppten und hörten ihn jetzt auch jammern und schreien. Die Chauffeure stiegen ab, um ihm Hilfe zu leisten. Da sprang aber der Kranke" plötzlich auf, 30g eine Pistole und rief: hände hoch!" In dem gleichen Augenblid sprangen zwei Männer aus dem Chauffeegraben auf die Tür des Autobus zu und rissen sie auf. Während sie mit ihren Leibern den Ausgang versperrten, sprang ein Mann im Wagen hoch und forderte mit vorgehaltener Pistole die Fahrgäste auf, die Hände zu erheben und sich durchsuchen zu lassen. Der erste, der alles herausgeben mußte, war ein Mann, der während der Fahrt geäußert hatte, daß er sich bei der herrschenden Unsicherheit zur Vorficht einen geladenen Revolver eingesteckt habe. Diesen mußte er wohl oder übel zuerst herausgeben. Ein Widerstand wäre angesichts schwarz mastiert waren, nuplos gewesen, zumal da sich unter den der vier Räuber, die alle schwer bewaffnet, und von denen drei Fahrgästen auch viele Frauen befanden. Während die Chauffeure mit der Pistole in Schach gehalten wurden, vollzog sich die Durchfuchung sehr rafch. Die Räuber beraubten die Fahrgäste gründlich und verschwanden dann blißschnell mit der Beute, während der Autobus mit den ausgeplünderten Fahrgästen weiterfuhr. Die Ermitte lungen nach der Bande blieben erfolglos. Da tauchte vor einigen Tagen in Berlin ein Beuteftud auf, eine altmodische Ledertasche, die einem der Fahrgäste abgenommen worden war. Ein Kriminal. beamter des Raubdezernates, dem die genau beschriebene Tasche noch in der Erinnerung war, sah sie bei einem Manne, der fie eben erft von einem anderen getauft hatte. Er nahm sie mit nach dem Polizeipräsidium, und nachdem hier festgestellt worden war, daß es sich ohne Zweifel um die geraubte Tasche handelte, nahm die Kriminalpolizei fofort die Spur auf. Die Räuber wurden jegt ermittelt, verhaftet und festgestellt als drei Gebrüber herr
mann und ein gewisser Ruhig, Männer von 35 bis 37 Jahren, die sich jetzt Händler" nennen. Sie wurden überführt und legten auch Geständnisse ab. Sie merden sich nunmehr für diese und andere Raubtaten, bei denen sie sogar einen Mann erschossen, zu ver antworten haben.
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Die Schüsse auf den Chef.
Eine Angestelltentragödie.
Der 48jährige Heinrich Bleßner mar bei der Firma Siemens u. Halste neun Jahre lang als Kalkulator beschäf tigt. Seine Arbeit war gut, und seine Vorgesezten waren in dieser Beziehung mit ihm zufrieden. Aber später las er demokratische Blätter( man denke!), soll auch Angestellte aufgefordert haben, sich zu organisieren, und in solchem Falle ist eben auch der beste An gestellte ein Heger", der entlassen werden muß. Herr Succom, Ser gefürchtete Chef, der bei seinen Angestellten der liebe Gott Dom Blodwerf" heißt, sieht zusammen mit seiner sozialpoli tischen Abteilung, dem Schnüffelmerf", in einem Streit will tommene Gelegenheit, ihn loszuwerden. Pleßner steht Streitposten und. wird furze Zeit darauf fristlos entlassen. Keine Aussprache gewährt der Chef mur ein schlechtes 3eugnis. Reine Stellung befommt Pleßner mehr nur Versprechen und dann Absagen. Pleßner schreibt an die ihm persönlich un bekannte Frau des Chefs: ich fühle mich ungerecht entlaffen feien Sie meine Fürsprecherin!" Pleßner, Ehegatte und Familienvater, tommt nirgends mehr unter. Und schon tommen ihm die ersten Selbstmordgebanten, diesem Menschen, den schwere Krankheiten zu einem scheuen, verschlossenen, ängstlichen und nerväsen Menschen machten. Immer tiefer bohrt sich das Gefühl, der dich auf die Straße warf, führt ein gesichertes Dasein, und du irrst hilflos in der Welt umher. Pleßner mill sich erschießen und doch gleichzeitig rächen. Vor der Wohnung seines früheren Chefs will er sich töten. Succow foll über seinen Leichnam fallen und dies Erlebnis nie vergessen.
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Im Morgengrauen des 12. März 1924 fährt Bleßner nach Ritolassee, nachdem er am Vorabend sein lehtes Vermächtnis, feine Sterbepapiere und seine armselige Hinterlassenschaft geordnet hat. Den Revolver in der Tasche, geht er aufgeregt und ängstlich dem seltsamen Ziele zu Plöglich kommt ihm Succom entgegen. Pleßner, furzsichtig, erkennt ihn in fleiner Entfernung. Da schwellen alle Gefühle der Wut und der Rachsucht in ihm, da drüdi er den Hahn des alten Revolvers, da tnallt es einmal, zweimal, dreimal da ist es geschehen. Der Angestellte schoß auf den Chef, ohne ihn sehr schwer zu verwunden. Wer ist hier der Schuldige? Es scheint, als ob jener paradore Saz, daß nicht der Mörder, sondern der Er. mordete Schuld hat, hier zur Wahrheit wurde. Was ferner geschah, ist schnell erzählt. Verfolgung im Auto, weitere Schüsse auf den Chauffeur, Plesner entfommt in den Grunewald , wirft den Revolver weg, mird später verhaftet, wegen Körperverlegung zu einem Jahr und einem Monat Gefängnis verurteilt.
Nachspiel: Herr Succo m verkündet pathetisch vor Gericht: Wir opfern uns auf für die Allgemeinheit und verlangen dafür vom Staate, daß wir geschüßt werden. Mit anderen Worten: Pleßner erscheint ihm nicht genug bestraft, er verlangt Revision, das Reichsgericht bestätigt sie, und gestern kommt man vor dem Schwurgericht in Moabit zu dem Ergebnis: 3½ Jahre Zuchthaus. In welcher Lage Pleßner sich befand, das wurde nicht beachtet. Was das Sachver ständigengutachten des Sanitätsrats D. Hirschfeld enthielt, das wurde wohl nach der bekannten Geheimordnung ebensowenig beachtet. Der Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Gottfried Samter, gedenkt Revision einzulegen.
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Der streitbare Vater.
Dr. med Diebel aus der Haft entlaffen.
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Zu der Tragödie in Friedenau wird besichtet, daß der Arzt Dr. med. Johann Diebel, der, wie befannt, im Berlaufe eines Streites einen tödlichen Schuß auf seinen Bater abgegeben hatte, wieder entlassen worden ist. Kriminalfommissar Weigt hatte eingehende Ermittlungen angestellt, die ergaben, daß tatsächlich der Vater der Ruhestörer in der Familie war. Der alte Herr, ein früherer Gutsbesizer, hatte in der Inflationszeit fein Gut Dertauft und mar nunmehr auf die Unterſtügung seines Sohnes an gewiesen. Dies hatte ihn so nervös gemacht, daß er ständig Streit fuchte. Bor wenigen Tagen erft hatte er seinen Sohn geschlagen. Am Dienstagabend, als der Sohn in die Zimmer feines Baters. tam, war diefer wieder sehr erregt, versuchte sofort mit einem Stuhl auf den Sohn einzuschlagen und bedrohte ihn so, daß dieser zur Baffe griff. Da alle Ermittlungen darauf schließen lassen, daß es fich um einen Att der Notwehr handelt, so wurde Dr. Johann Diebel wieder auf freien Fuß gefeßt.
Großfeuer tam am Mittwoch nachmittag gegen 4 Uhr, Dermutlich durch unvorsichtigkeit, in Bohnstorf bei Grunau zum Ausbruch. Als die Feuerwehren aus dem Orte und den angrenzen den Ortschaften an der Brandstelle antamen, stand ein 40 Meter langes Stallgebäude in größerer Ausdehnung in Flammen; in den Heu und Strohvorräten fanden sie reiche Nahrung. Nachdem das Biel aus den Stallungen in Sicherheit gebracht worden war, ging man mit sechs Schlauchleitungen vor. Es gelang, die angrenzenden Wirt schaftsgebäude trotz der mächtigen Flammen und enormen Size zu schüßen und gegen Abend des Feuers Herr zu werden. Ein fret williger Feuerwehrmann aus Bohnsdorf erfrantie auf der Brandftelle an Rauchvergiftung. Der Schaden soll erheblich sein.
Schwerer Motorradunfall. Gestern abend um 7%, br ftieg der Motorradfabrer Herbert Britfching in der Nähe des Görliger Bahnhofs mit einem Bostwagen zusammen. Das Sinterrad des Bostwagens ging dem P. über die Brust, fo daß er in fchwer verlegtem 3ustande auf die Rettungsstelle Görliger Bahnhof gebracht wurde.
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Die Handels- Hochschule Berlin veranstaltet im kommenden Sommer semester eine Reihe von Vorlesungen über politische Wissenschaften. Geheimrat Abner liest über Entwidlungslinien der Weltpoliti!" und hält feminaristische Uebungen aus dem Gebiete der Auswärtigen Politit und der Kolonialpolitit". Professor Valentin liest über Shitem der Politik", Profeffor Bergsträger über Geschichte der bolitischen Parteien. Brofeffor& o es ih, der gleichfalls zu den Lehrkräften der Handels- Hochschule gehört, ist in diesem Semester verhindert, dort zu lesen. Die 1. ftädtische Volfsbücherei, Lichtenberg , Möllendorfftr. 5- im Hauſe der Schulverwaltung ist geöffnet: 1. Bücherei von 5-8 am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag. 2. Lesesaal von 5-8 am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag. 3. Jugendlejeballe von 3-6 Uhr am Montag, Dienstag. Donnerstag und Freitag. Der Lesesaal wurde vor einigen Wochen eröffnet. Hier stehen den Refern zur Verfügung: die neuesten und besten Nachschlagewerke, Zeitschriften und Tageszeitungen. Gebühren werden nicht erhoben.
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Bezirksbildungsausschuß Groß- Berlin. Sonntag, den 17. Mai, nach mittags 2 Uhr im Staatstheater Charlottenburg Napoleon"( oder die 100 Tage). Drama in fünf Aufzügen von Christ. Friedr. Grabbe . Preis pro Karte 1 M. Sleiderablage nnd Theaterzettel frei. Sonntag, den 21. Mai( Himmelfahrt), nachmittags 2 Uhr im Deutschen Opernhaus Charlottenburg Boccaccio". Dper in 3 Alten von F. Zell und Rich. Genée . Musik von Fr. v. Suppé . Preis pro Starte 1.30. Kleiderablage frei Staten für alle Veranstaltungen sind zu haben in den bekannten Verkaufsstellen.
Die letzten Opfer des Weferunglüds. Wie aus Minden mitgeteilt wird, find noch die Ecügen Heinrich Raielau aus Neustadt in Holstein und Otto Evertsbuja aus Hannover geborgen worden. Damit find jezt alle beim Weierunglüd umgekommenen Soldaten bis auf den Schüßen Sermann Struita aus Hamburg geborgen.
Das Flettner- Rotorschiff„ Budau", das seit Ende Februar zu nächst im Hamburger , später im Altonaer Safen zur Besichtigung lag, ist wieder nach Kiel abgefahren. Dort sollen einige Arbeiten am Schiff borgenommen werden, worauf die Budau" regelmäßige Ditjeefahrten aufnehmen wird.