Einzelbild herunterladen
 
Vonnerstag 23. /ipril 1925
Änter
die Zlora See Solfataren. Don Dr. W. Wächter. Wenn ein Dulkan. ein feuerspeiender Berg, erlischt, dann oer- schließt sich allmählich der Krater-, durch Zersetzung des Gesteins der Kraterroande und der Lava entsteht ein Boden, der imstande ist, eine neue Vegetation aufkommen zu lasten, trotzdem ihm giftige Gase, Schwefelwasserstoff, schweflige Säure und heiße Wasterdämpse entsteigen. Es ist ein unheimliches Gefühl, solchen Boden zu be- treten; man würde sich unsicher fühlen und jeden Augenblick ein Wiederaufleben des Vulkans fürchten, wenn man nicht wüßte. daß keine Gefahr besteht. In der Nähe Neapels  , bei Pozzuoli  , befindet sich Europas   berühmteste Solfatara so nennt man die Krater dieser erloschenen Vulkane. Solfataren gibt es in allen vulkanischen Gegenden; in West- indien   wie auf Island   und vor allem im Westen der großen Sunda- insel Java in Ostindien. Hier liegen die Solfataren in einer Höhe von 12<X1 bis 2500 Metern. Schwefelsäure und schweflige Säure greifen bei hohen Temperaturen, die dort im Boden herrschen, die Kieselgesteine an. und wenn die Gase auf Tongestein   treffen, so bilden sich Tonerde-(Aluminium-)Verbindungen, besonders Alaun. Kieselsäure, schwefelsaures Eisen und Alaun sind die chauptbestand- teile dieser Solfataroböden, die bisweilen durch den vielen Regen, der in Java niedergeht, zu einer schlammigen, breiigen Masse werden; man spricht dann vonSchlammvulkanen". Ein grau­blauer oder rötlichgelber Schlick siedet und brodelt in diesem Hexen- kessel, und wenn man ihm zu nahe kommt, so kann man sich Füße und Hände arg verbrühen. Das Schlammwosser hat einen scheuß. llchen Geschmack, und die freie Schwefelsäure, die in ihm vorhanden ist. macht die Zähne stumpf, worüber schon Iunghuhn und Z o l l i n g e r berichten, zwei Forscher, die in der Mitte des vorigen Jahrhundert» zum ersten Male die geologischen und biologischen Berhältniss« in den javanischen Solfataren erforschten. Ihnen war es natürlich nicht entgangen, wie eigentümlich die Vegetation hier von der de« nahen Regenwaldes abstach, und sie vermuteten schon den engen Zusammenhang zwischen den Bodenverhältnissen und der Pflanzengesellschaft, die sich hier in unmittelbarer Nähe der heißen Schlammkessel angesiedelt hatte. Zu jener Zeit gab es noch keine Lehre von den Pslanzengenostenschaften, die erst einige Jahrzehnt« später von dem dänischen Botaniker Eugenius Warming   be­gründet wurde. Gleiche Lebensbedingungen schaffen auch bei den Pflanzen ökonomische, soziale Klassen, die dem Boden angepaßt sein müsten, auf dem sie leben, wenn sie nicht zugrunde gehen wollen. C» sind nicht etwa bestimmt« Familien, die hier vegetieren: Tat- tungen der gleichen Pflanzenfamillen gehören ganz anderen Ge- nossenschaften an. deren Wiege im Walde, auf der Heide, der Wiese oder dem Moore stand. In den javanischen Solfataren finden wir vorzugsweise Ver­treter der Erikagewächse, der Alpenrosenfamilie und der Familie der Heidelbeeren. Aber auch Farne und Moose, eine Feigenart, eine zu den Lindengewächsen gehörig« Art und eine Verwandte unseres westdeutschen Moorporstes, der Myrica. Galt, und andere Pflanzen wachsen dort; also ein buntes Gemisch verschiedenster Her. kunft, zusammengehalten lediglich durch die ökonomischen Verhält. niste. Der geistvolle Botaniker und Forschungsreisende S ch i m p e r. der Ende des vorigen Jadrhundert durch seine physiologische Be- trachtung pflonzengeogrophcscher Verhältnisse einen großen Einfluß auf seine Fachgenofsen ausübte, war der erste, der sich ernstlich be- mühte, die Solfatarenvegetation zu erklären. S ch i m p e r hatte auf Grund feiner Studien an Salzpflanzen, besonders denen Javas, den Begriff derphysiologischen Trockenheit" im Gegensatz zur . physikalischen" Trockenheit geschaffen. Es ist nämlich merkwürdig, daß es»ine ganze Reih» von Pflanzen gibt, die auf salzhaltigen, »asten Böden wachsen und doch Einrichtungen besitzen wie Pflanzen ganz trockener, dürrer Gegenden, die sich der Gefahr der Lertrock- nuna aussetzen würden, wenn sie nicht gegen zu starte Trans­piration geschützt wären. S ch t m p e r meinte daher, daß auch für die Sosfatarapflanzen die Wasseraufnahme durch den starten Salz. geHast de» Boden» erschwert werde; es könnten also dort nur Pflanzen wachsen, die mit Schutzmitteln gegen zu starte Wasser- abgäbe auegerüstet seien. Wer eine Theorie aufstellt, ist leicht geneigt, sie auf alles an- zuwenden, was ihm in die Quere kommt, und wenn Theorien geist- reich find und etwas Bestechendes an sich haben, dann erben auch sie sich fort wie eine ewige Krankheit; es geht ihnen nicht besser als . Besetz und Rechten", von denen Mephistopheles lmFaust" spricht. S ch i m p e r sah die Heidekraut- und Alpenrosengewächse in den ����SSBBBSSSBSBBSBSBBSBS��'��SSBSSSS Sterben... Von Wilhelm Lichtenberg. Die längste Zeit seines Lebens wo: Siegmund Torgutter in der Kinderkonfettion tätig gewesen. Zwanzig Jahr« davon als selbständige? Kindertonfettionär. Aber seit drei Wochen lag er im Sterben. Wo« ihn freilich nicht hinderte, mit allen Fasern seines todkranken Herzens der Kindertonfektion hingegeben zu sein! Man war doch zu lange mit der Branche verquickt gewesen, um sich durch den nahen Tod aus andere Gedanken bringen zu lasten und übri­gen» wissen e» die wenigsten Menschen, wie interessant und an- ziehend unter allen Branchen gerade oie Kinderkonfettion ist. Torgutter wußte, daß er sterben müsse. Er wußte es nicht so sehr deshalb, weil er von Tag zu Tag fühlle, daß es mit seinen Kräften, dl« niemals die größten gewesen waren, bergab ging. Darüber kann man sich im glühenden Lebensoptimismus und Kinderkonfettionäre sind unbelehrbare Optimisten leicht täuschen. Er merkte es lediglich an den andern, daß man mit seinem nahen Ableben rechnete. Schließlich hatte er nur einen einzigen Erben. Sonst«in guter Jung«, verstand auch etwas vom Geschäft und ging brav und folgsam den Weibern   aus dem Wege. Das sah Torgutter gerne. Denn auch er hatte es zeitleben» so gehalten, ohne zu be- denken, daß er seinen Laden längst hätte zusperren können, wenn «» nicht doch Menschen gäbe, die für Frauen und die unvermeid- lichen Konsequenzen inklinieren. Der Neffe, der ihn täglich an seinem Schmerzenslager besuchte, spekulierte ganz gewiß nicht auf seinen Tod, ober zuweilen, wenn der Alte gar zu sehe über seine Schmerzen klagte, merkte er in seinen Augen doch ein Aufleuchten, was so viel bedeuten sollte, wie: Selbständig werden,«in Aermögei besitzen! I.. Außerdem sandten die Aerzt« zu oft und zu regelmäßig chre Rechnunq«,, wie er es mit Firmen hielt, von denen er annahm, daß die Pleite nicht lange mehr auf sich warten losten könnte. Er begriff das vollkommen. Denn Aerzterechnungen werden von Erben nur sehr ungern und höchst widerwillig bezahlt. Früher, al» er noch Halbweg» bei Kräften war. hatte man um jede Kleinig- tett, die es im Geschäfte gab. bei ihm angefragt, man wußte sich dort überhaupt nicht zu helfen. Seit zwei Wochen ungefähr mochte man dort alle« allein, kaum daß man ihm in großen Zügen Be- richt erstattete. Man bereitet« sich also schon daraus vor. daß es bald auch ganz ohne ihn, Torgutter, gehen müste... Für die Kinderkonfektwn war er also schon ein toter Mann, sind wenn ttt t* für die Kinderkonfettion war, dann interessierte ihn dieses bißch«, Leben, da» ringsumher noch blieb, überhaupt schon gor nicht mehr.
unö
Solfataren, und weil diese vielfach durch ihre lederartigen Blätter der Trockenheit angepaßt sind, so nahmen auch spätere Forscher seine Theorie als richtig an. Die Geschichte der Wissenschaften zeigt immer wieder, wie die Menschen, durch Scheuklappen geblendet und dem Gesetz der Trägheit folgend, die ausgetretenen Gleise benutzen, anstatt sich neue Wege zu bahnen. Da außer den Heidekraut- und Alpenrosengewächsen auch dünn- blättrige und solche Pflanzen, die feuchten Standorten angepaßt sind, in den Solfataren vorkommen, so lag eigentlich der Gedanke nahe, einmal zu prüfen, ob denn auch wirklich die Pflanzen der Sol- fataren so wenig Wasser aushauchen. Das hat nun ganz vor kurzem der holländische Botaniker Karl von Faber, der Leiter des Tropenlaboratoriums in dem weltberühmten Botanischen   Garten zu Buitzenzorg auf Java, getan. Sowohl die anatomische Unter­suchung wie direkte Messungen ergaben, daß von eigentlichen Schutz-
Der Kampf um den Settelpfennig.
einrichtungen gegen Wasterverlust keine Rede sein konnte und daß gerade die Heidekrautpflanz« mehr Wasser abgaben als ander«. Alle Pflanzen der Solfataren transpirieren genau wie Pflanzen an an- deren Standorten. Durch diesen Nachweis wird mit einem Schlage die Theorie der physiologischen Trockenheit für die Solfatara- pflanzen hinfällig, und mit Recht weist F a b e r darauf hin, daß es ein Fehler von S ch i m p e r war, lediglich den Wasserhaushall der Pflanzen ins Auge zu fasten. Alle anderen sich aufdrängen- den Fragen wurden bisher überhaupt nicht ernstlich in Erwägung gezogen. Mit dem Nachweis normaler Wasserabgabe fiel natllr- itch auch die Meinung S ch i m p e r s, daß der Salzgehalt des Bodens die Wasseraufnahme erschwere und daß die Salze schädlich seien, wenn sie in den Körper der Solfatarapflanze gelangen. F a b e r konnte durch das Experiment zeigen, daß gerade der Alaun- geholt des Bodens günstig auf die Entwicklung wirkt. Bei Kul- turen im Botanischen Garten waren die Pflanzen, die mit Alaun- lösung begossen wurden, die Kontrollpflanzen nicht nur drei Wochen in der Keimung voraus, sie waren auch kräftiger und zeigten eine sattere grüne Farbe. Das Aluminium ist also nicht schädlich. Die Pflanzen vertragen gewaltige Mengen von Alaunlösungcn, und die chemische Untersuchung ergab, daß sich besonders in den Wurzeln der Alaun angehäuft hatte, so daß man die Solfatarenpflanzen ge- radezu als Alumimumpflanzen bezeichnen kann. Welche Rolle das Aluminium im Stoffwechsel der Pflanze spielt, ist noch unklar. Viel- leicht übt es«ine entgiftende Wirkung gegen den hohen Eisengehalt des Bodens aus; vielleicht verhindert die Gegenwart von Aluminium auch die Ausnahme größerer Mengen von Phosphorsalzen, denn die Solfatarenpflanzen sind ärmer an Phosphor als andere. Nun gibt es aber noch andere Dinge aufzuklären: z. B. wie ist es möglich, daß die Pflanzen bei der hohen Temperatur des
Und als es diesmal nach einer entsetzlich schweren und bangen Nacht Morgen wurde, lag er immer noch wach. Er fühlte, daß es nicht mehr lange bei ihn« vorhalten könne. So was fühlt man. Auch war der Neffe an diesem Morgen nicht im Geschäft, sondern saß in seinem Zimmer herum und benahm sich so merkwürdig und wußte nichts mit sich anzufangen. Auch der alte Buchhalter kam auf einen Sprung aus dem Laden herüber, was er in zwanztg, Zwanzig Jahren noch niemals gewagt hatte!! Torgutter wollte sprechen, aber er hatte nicht mehr die Kraft, einen Satz zu Ende zu führen und gab e» nach zwei Worten auf. Diese zwei Worte lauteten:Warum hockt.,." Er hatte sagen wollen:Warum hockt Ihr hier herum und gafft mich an? Warum seid Ihr nicht Im Geschäft, wo jetzt gerade Saison ist und das Personal heutzutage mit den Augen stiehlt?" Aber zu Ende denken konnte er dies alles noch ausgezeichnet, sein Geist war noch rege und frisch. Besonders, was die Kinder- konfektion betraf. Er konnte sogar noch weiter denken! Und er dachte, mährend die Umstehenden vermeinten, der alte Torgutter läge bereits ohne Besinnung da, auch noch daran, ob man schon die Winterstrümpfe in Einsergrößen in Bestellung gegeben hätte? Sie werden ja nicht viel verlangt aber zuweilen fragt doch jemand danach und da soll ein gutgeleitetes Geschäft wohlassortiert sein. Er winkte sogar den Neffen näher heran und der schoß auf das Bett zu, weil er meinte, daß der Onkel jetzt etwas Letztes, Endgültiges mitzuteilen hätte. Torgutter konnte aber nicht mehr reden und nicht mehr beauftragen, ja nicht die Winterstrümpfe Emfergröße zu vergessen. Der Nesse   aber kam ein ganzes Leben nicht mehr von dem Gedanken los, daß der alte Torgutter ein Geheimnis mit hinübergenommen habe... Torgutter hielt die Augen gefchlosten und fühlte eine zittrige Hand an seinem Puls. Aha. man kontrolliert bereits, man traut seinem Leben nicht mehr recht! Der Buchhalter ist noch immer da! Morgen ist Ultima, im Geschäft stockt alles, die Angestellten stehen herum und schäkern mit den Tippfräuleins, der Kassierer steckt seine Nase in die Hauptbücher Zeit genug hat er ja dazu und der Herr Buchhalter hat nichts Besseres zu tun, als hier zu stehen und zu glotzen!! Der Gedanke daran erregt« den Sterbenden derart, daß es' ihm gelang, den herannckhenden Tod eine Viertelstunde aufzuhalten! Beinahe fühlte er die Kraft in sich, sich noch einmal von seinem Totenbett zu erheben, in den Loden hinüberzugehen, den Kassierer auf der Stelle hinauszu- werfen, die Tippfräuleins tüchtig vorzunehmen und die Verkäufer zu fragen, oh sie dafür bezahlt werden, daß sie diesen Gänsen den Hof machen? Dem Buchhalter aber wollte er saaen, daß er ein alter Narr sei und daß er ihn für einen vernünftigen Mann ge. halten habe und es bedaure, gerade in seiner Sterbestunde so sehr von ihm enttäuscht worden zu sein!
Seilage Ses vorwärts »i'«>!>» w BMmMr: i Bodens gedeihen können? Bisher hatte noch kein Mensch die Tc peratur des Bodens in der Nähe des Wurzelsystems gemessen, w doch so leicht gewesen wäre. F a b e r fand Temperaturen von bis 75 Grad, eine Wanne, bei der normale Pflanzen unweiger! zugrundegehen müssen, wenn nicht besondere Echutzeinrichtunr vorhanden sind. Es zeigte sich, daß alle Wurzeln in einen diä Korkmantel eingehüllt sind, der als Isolator wirkt, und so inneren Gewebe vor dem Verbrennungstod bewahrt. Da die Tc peratur in der Solfataren mit der Tiefe zuniimt, so zeigen ö Pflanzen auch eine flache Bewurzeluna. Ob der Korkmcm der Wurzeln auch vor der freien Schwefelsäure schützt, ließ sjch n-" nicht mit Sicherheit nachweisen; aber es ist das wahrscheinlich l Fall, da wir wissen, daß der Kork   den zerstörenden Einflüssen die; Säure einen ziemliäien Widerstand entgegensetzt. Die Solfatarenpflanzen sind mm keineswegs Kümmsrlin, sondern sie gedeihen aufs üppigste, blühen und fruchten ganz prär. tig, so daß ihre Ernährung eine gute sein muß. Wir wissen äb- daß der wichtigste Nährstosf, den die Pslanzcn dem Boden ei nehmen, der Stickstoff ist, und gerade dieser ist in den Böden d Solfataren in ollzugeringer Menge vorhanden. Woher nehmen a! die Pflanzen ihren Stickstoff? Es ist wohl allgemein bekam.' daß unsere Hülsenfrüchte an ihren Wurzeln kleine Knöllchen träger die Bakterien enthalten; daß diese Bakterien den Stickstcss der Lr aufnehmen und daß die Altersiorm der Stickstoffbakterien von d Wurzeln der Bohnen und Erbsen verzehrt wird. Es gibt für. d Pflanze also eine Möglichkeit, ihren Stickstoffbedarf aus der Lu zu gewinnen, die ja im wesentlichen aus diesem Gas besteht. Ru hatte Professor M i e h e von der Berliner   Landwirtschaftlichen   Hoä, schule schon vor Jahren eine Solfatarapflanze gefunden, die nr niederen Organismen eine Lebensgemeinschaft eingeht, mit ihr r Symbiose lebt, wie man sagt. Daraufhin untersuchte Faber twi' die Wurzeln anderer Pflanzen und er fand, daß sie sämtlich a einen Pilz oder an Bakterien gefesselt waren. Wenn auch bish. eine Beziehung der Pilzwurzeln zur Sticksloffausnahme noch niä;- nachgewiesen werden konnte, so ist es doch wahrscheinlich, daß d! Stickstosfarmut des Bodens in einer ursächlichen Beziehung zu Wurzel-Pilz-Symbiose steht. Im großen und ganzen dürfte der holländische Forscher da Problem der Solfataraslora gelöst haben dank seiner Beobachtungen und dank der Möglichkeit, in einem glänzend eingerichteten Tropen ! laboratorium arbeiten zu können, das nicht gar zu weit von den Standorte seiner Pflanzen entfernt ist. Zahllose Gelehrte alle Länder haben in Buitzenzorg gearbeitet; einer der ersten war d" berühmte Münchener Botaniker Karl von Gocbcl, der erst vw wenigen Wochen als Siebenziegsähriger von einem längeren Aufcnt halt in Sumatra   und Java nach Europa   zurückkehrte, wo ihn eist Festschrift, dargebracht von Schülern und Freunden, erwartete, i: der auch Faber seine Untersuchung über-dio Flora der Solfatarcv veröffentlicht hat.
Vielmännerei als wirtschafkliche Nolhilfe. Während im allen Europa   Männer und Frauen in zahllosen Schriften, Zeitung: artikeln und Büchern sich den Kopf über die Lösung der sexuellen Frage zerbrechen, hat im fernen Asien  ' das tibetische Hochlandsool in recht origineller Form die alte Schwierigkeit zu überwinden ve ständen. Vielweiberei ist im Orient fa nicht selten, aber daß ein sozial schon ziemlich entwickeltes Volk wie die Tibeter die Met männerei in die gesellschaftliche Gliederung mit Bewußtsein ein bezogen und sie gesetzlich anerkannt hat, dürste zum mindesten uri gewöhnlich sein. In Tibet   wird das Weib, das der älteste Sohn der Ffikflitz erwählt, gewöhnlich gemeinsames Eigentum aller Prüder.'>Dier haben auch die Verantwortung für den Unterhalt der Familie zu übernehmen. Verläßt ein Bruder die Familie, so darf er für sei Anteilsrecht an der Frau keine Entschädigung verlangen. Di jüngeren Brüder haben nur solange ein Recht auf die gemeinsam Gattin, als sie im Familienverband bleiben. Es gibt auch Fäll: in denen der Vater oder Onkel das Recht fordert, mit der Frau z' leben. Dann wird auch der Vater, meistens nur in höhere!' Schichten, in die Chegemeinschaft aufgenommen. Seltener dagcgeu ist es, daß eine Frau ihre Ehemänner aus jpci oder noch mel:. Familien nimmt. Man darf annehmen, daß diese eigenartige For der Eheschließung durch wirtschaftliche Gründe bedingt und erhalte' wird. In Tibet   ist der gemeinsame Besitz des Familiencigentun! .durchaus noch üblich, und'so sucht man jedenfalls die Gründung b.. sonderer Hausstände nach Möglichkeit zu unterbinden. Bemerkens wert ist, daß die tibetischen Frauen die Vielmännerei durchnu billigen. Sic gibt nach ihrer Auffassung der Frau größere B deutung im Gemeinwesen. Die Frauen der höheren Klassen ver achten deshalb auch die hilflosen Weiber Indiens  , die sich ohn Widerspruch die Vielweiberei gefallen lassen. im'»»» Zu all dem langte es aber nicht mehr! Ganz und gar nicir mehr! Nur die Augen konnte er noch einmal öfsnen, den Buch stälter scharf ins Auge fasten und hervorröcheln:Ultimo..". Dieser und der Neffe sahen sich wehmütig an. Der Buchhalte> wußte nicht, was der Alte gemeint haben könnte. Der Neffe aber dachte, welch ein zartes Gemüt sich der Alte trotz allem bewahr: hatte! Sein letztes Wort feiUltimo" Ende, Schluß... Es war ganz still in dem Zimmer, die Anwesenden hielten sogar den Atem an, weil ihnen selbst dieses Geräusch im Angcsichi des nahenden Todes freventlich erschien. Torgutter aber, der nicht mehr sehen konnte, hatte jetzt ein ungemein geschärftes Gehör. L' horchte gespannt auf alles, was sich rings um ihn begab. Da jiei es ihm auf, daß die Uhr auf seinem Nachttischchen, die Uhr, die vierzig Jahre so lange besaß er sie Tag und Nacht gegangen war, nie um eine Sekunde zu früh oder zu spät daß diese Uhr nicht mehr schlug! I! Man hatte sie ganz einfach nichi mehr am gezogen, man hatte es vergessen, oder es nicht der Mühe wen gehalten kurz, die Uhr stand!.. Und das noch bei seinen Lebzeiten! Denn noch lebte er noch konnte er denken, noch hören. daß man ihn und das Seine bereits zu den Toten geworfen hatte! Keiner von diesen Leuten, die ihn umgaben, Hatto an die Uhr gedacht! Und ein« Uhr soll doch nicht stehen bleiben!' Mau ver gißt einfach! Man vergißt!! So wird es wohl auch im Geschäfl aussehen, in den Berkaufsregalcn, in den Strozzen, in der Korrespondenz überall... Nein, jetzt wußte er es ganz gewiß! Die Winterstrümpfe Größe Eins waren bestimmt nicht nachbestellt worden! Wer hätte auch daran denken sollen, wenn er nicht im Geschäft war. Wer?! Und die Kundschaft fragt, findet nichts, geht zur Konkurrenz, dort gibt es natürlich Einsergröße, denn dort liegt ja der Chef nicht im Sterben, man wird gut bedient und gewöhnt »ich an die Konturrenz. Grenzenlose Wut erfaßte den Sterbenden. Cr bäumte sich in seinem Bette auf und keuchte mit der letzten Anstrengung, deren er noch fähig war, fürchterlich hervor:Aus­ziehen?!" Der Arzt, der gerade in diesem Augenblick im Zimmer war. konnte sich über diesen letzten Aufschrei eines Kinderkonfeklionärs nicht genug wundern und dachte bei sich: Hier ist nichts mehr aufzu- ziehen. Peine   Uhr ist abgelaufen! Der Neffe schlich sich aus dem Zimmer und sagte:Der avnc Onkel! Er ist schwer gestorben." Der alte Buchholter kehrte an seinen tintenbcklexten Schreib- tisch zurück. Und als er gerade den Federhalter in das Tintenfaß eintauchen wollte, fiel ihm ein. daß Winterstrümpfe Emfergröße schon seit Wochen ausgegangen wären und daß es hoch an der Zeit sei, eine Nene Sendung, wie gehabt, zu bestellen. Was er sofort, mtt einfacher Kopie, besorgte.